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Leseprobe - Mecke Druck und Verlag

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Manuel MüllerDie Schwarze Kunst im EichsfeldAus der Geschichte der <strong>Druck</strong>ereien in vier Jahrh<strong>und</strong>ertenMit einem vorangestellten Reprint des Duderstädter Pestbuches,des ersten im Eichsfeld gedruckten BuchesHeinrich WolfKurzer <strong>und</strong> Nothwendiger Bericht / Wie bey Itziger geschwindeneingerissenen Pest / sich ein jeder auff dem Lande / <strong>und</strong> anderstwo daallemahl kein Medicus gegenwertig / durch Göttliche Hulff Praeservirenauch theils curiren könne.Nebenst einem Anhang / von der allgemeinen rothen <strong>und</strong> weissen Ruhr.Wolmeynendlich dem Landvolke <strong>und</strong> gemeinen Leuthen zum besten inEyl auff Begehren verfertiget <strong>und</strong> zusammen getragen.Duderstadt 1666mit einer Textübertragung ins heutige DeutschHerausgegeben von Helmut <strong>Mecke</strong>aus Anlass des 100-jährigen Bestehensvon <strong>Mecke</strong> <strong>Druck</strong> <strong>und</strong> <strong>Verlag</strong>, DuderstadtDuderstadt 2008


Bibliografische Information Der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in derDeutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind imInternet über ; abrufbar.© 2008 by <strong>Mecke</strong> <strong>Druck</strong> <strong>und</strong> <strong>Verlag</strong> · Postfach 1420 · 37107 DuderstadtAlle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung <strong>und</strong> Verbreitungsowie das Recht der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkesdarf in irgendeiner Form - durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderesVerfahren - ohne schriftliche Genehmigung des Herausgebersreproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet,gespeichert, vervielfältigt oder verbreitet werden.ISBN 978-3-936617-79-5Abbildungen Vorsatz <strong>und</strong> Nachsatz:Vorsatz: Lithographie DuderstadtNachsatz: Lithographie HeiligenstadtAus: Carl Duval: Romantische Beschreibung des Eichsfeldes,Sondershausen, 1845.Zu beziehen über alle Buchhandlungen oder beim<strong>Verlag</strong> <strong>Mecke</strong> <strong>Druck</strong> · Postfach 1420 · 37107 DuderstadtTel. 0 5527/98 1922 · Fax 05527/98 1939E-Mail: verlag@meckedruck.deInternet: www.meckedruck.de/buchprogramm


Vorwort des Herausgebers5Vorwort des Herausgebers„Mehr als alles Gold hat das Blei die Welt verändert – <strong>und</strong> mehr als das Blei derFlinten – das Blei aus den Setzkästen,“ verkündete bereits im 18. Jahrh<strong>und</strong>ertder Göttinger Professor Georg Christoph Lichtenberg. Er sollte recht behalten.Denn auch 600 Jahre nach der Erfindung des Hochdruckverfahrens durch denUrvater unserer heutigen modernen Medien Johannes (Gensfleisch) Gutenberg(1397-1468) <strong>und</strong> dem darauf folgenden weltweiten Siegeszug der SchwarzenKunst ist <strong>und</strong> bleibt das Buch eine zuverlässige Quelle des Wissens.Gutenbergs Idee, Texte aus Einzelbuchstaben zusammenzusetzen, revolutioniertedas Verhältnis des Menschen zum geschriebenen Wort <strong>und</strong> katapultierteEuropa vom Mittelalter in die Neuzeit. Dabei halfen ihm seine vielfältigenErfahrungen aus den Bereichen der Goldschmiedekunst, Glockengießerei, Papiermacherei<strong>und</strong> Weinkelterei. Denn allein zu der eigentlichen herausragendenErfindung der einzelnen Bleibuchstaben musste er dazu zunächst die richtigeMetall-Legierung finden, die Buchstaben-Urform (Matrize) <strong>und</strong> das Handgießinstrumenterfinden <strong>und</strong> konstruieren. Auf ihn gehen auch der Setzkasten,Winkelhaken <strong>und</strong> Schiff zurück (Arbeitsgeräte des Bleisatzes, die noch bis indie 80er Jahre des letzten Jahrh<strong>und</strong>erts gebräuchlich waren). Selbstverständlichbrauchte er auch eine <strong>Druck</strong>presse, für die er eine Weinpresse umbaute.Ein exzellentes Beispiel für die <strong>Druck</strong>kunst Gutenbergs ist die 42-zeilige Bibel,die er im Jahr 1455 in einer Auflage von 180 Exemplaren druckte. Heute sindnur noch 50 Exemplare vorhanden, eine davon verwahrt die UniversitätsbibliothekGöttingen.Anlässlich des 600. Geburtstages von Johannes Gutenberg konnte ich mirauf einer Ausstellung in der Göttinger Paulinerkirche selbst einen Eindruckvon der Gutenbergbibel verschaffen. Als Sammler alter – in Duderstadt gedruckterBücher – war ich beeindruckt von der wechselvollen Geschichte derBuchdrucker. Im Hinblick auf das in Sichtweite gerückte einh<strong>und</strong>ertjährigeJubiläum der <strong>Druck</strong>erei <strong>Mecke</strong> im Jahr 2008 beschloss ich, dass es an derZeit sei, der Geschichte der <strong>Druck</strong>ereien im Eichsfeld ein Buch zu widmen,das bisher fehlte.In eine traditionsreiche <strong>Druck</strong>erfamilie hineingeboren, war mir bewusst, dassdie Geschichte der Schwarzen Kunst im Eichsfeld nur unzureichend bekanntwar <strong>und</strong> Recherchen notwendig sein würden. Durch unsere Zeitschriften„Unser Eichsfeld“ <strong>und</strong> „Goldene Mark“ sowie Veröffentlichungen von Dr.Bernhard Opfermann ergab sich ein erstes Bild über die Entwicklung der<strong>Druck</strong>ereien im Eichsfeld. Für die weitere Recherche vermittelte Dr. PeterAufgebauer vom Institut für historische Landesforschung in Göttingen den


6Vorwort des HerausgebersHistoriker Manuel Müller, dem ich zu großem Dank verpflichtet bin. SeinEngagement für dieses Buch ging weit über meine Erwartungen hinaus.Er erarbeitete <strong>und</strong> recherchierte nicht nur die <strong>Druck</strong>ereigeschichte, sondernübernahm auch noch nachträglich die erforderliche Bearbeitung der Textübertragungdes Pestbuches.Im Rahmen erster Untersuchungen für seine Magisterarbeit stellte ManuelMüller schnell fest, dass bereits in der ersten Duderstädter <strong>Druck</strong>erei, 1665von Johann Westenhoff gegründet <strong>und</strong> von seinen Nachfolgern bis 1809 fortgeführt,46 heute bekannte <strong>Druck</strong>werke hergestellt wurden. Ein Großteil vonihnen wurde bisher noch nicht wieder publiziert.Darunter fand sich auch in der Forschungsbibliothek der Universität Göttingendas 1666 erschienene Pestbuch von Heinrich Wolf – das erste im Eichsfeldgedruckte Buch. Leider befand es sich in einem schlechten Zustand, so dassich eine Buchpatenschaft übernahm, in deren Zuge das Buch digitalisiert wurde.Im Anschluss wurde das Buch ins heutige Deutsch übertragen um es derAllgemeinheit zugänglich machen zu können, wie ich es bereits vor einigenJahren mit dem 1671 gedruckten Hülfensbergbüchlein „Mons adjutorii seuSalvatoris Christi“ getan habe.342 Jahre nach seiner ersten Veröffentlichung ist es nun möglich, mit derhier vorliegenden umfassenden Geschichte der Schwarzen Kunst im Eichsfeldauch das „Duderstädter Pestbuch“ als Original-Reprint wieder erscheinenzu lassen. Dadurch wird dieses Buch, das einen spannenden Einblick in vierJahrh<strong>und</strong>erte Eichsfelder <strong>Druck</strong>geschichte gibt, <strong>und</strong> darüber hinaus ein nichtunwesentliches, hochinteressantes Stück Kultur- <strong>und</strong> Wirtschaftsgeschichteder Region vermittelt, zusätzlich bereichert.Mein herzlicher Dank gilt allen jetzigen <strong>und</strong> den vielen ehemaligen Mitarbeiternunserer <strong>Druck</strong>erei, die mit ihrer Arbeit nunmehr im Zeitraum von einh<strong>und</strong>ertJahren unseren Betrieb mit aufgebaut <strong>und</strong> mit Leben erfüllt haben.Nachdem ich mich mehrere Jahre mit dem Thema der Eichsfelder <strong>Druck</strong>ereigeschichtebeschäftigt <strong>und</strong> immer wieder über spannende <strong>und</strong> neue Erkenntnissegefreut habe, wünsche ich nun viel Vergnügen beim Erk<strong>und</strong>en derGeschichte der Eichsfelder <strong>Druck</strong>ereien von 1665 bis heute <strong>und</strong> beim Lesender aus jetziger Sicht etwas seltsam anmutenden Rezepte zur Bekämpfung des„Schwarzen Todes“.„Gott grüß die Kunst!“ Helmut <strong>Mecke</strong>, Duderstadt im Mai 2008


InhaltsverzeichnisInhaltsverzeichnisDuderstädter Pestbuch von Heinrich Wolf (Reprint)...................................9Kurzer <strong>und</strong> Nothwendiger Bericht / Wie bey Itziger geschwindeneingerissenen Pest / sich ein jeder auff dem Lande / <strong>und</strong> anderstwoda allemahl kein Medicus gegenwertig / durch Göttliche HulffPraeserviren auch theils curiren könne.Nebenst einem Anhang / von der allgemeinen rothen <strong>und</strong> weissen Ruhr.Wolmeynendlich dem Landvolke <strong>und</strong> gemeinen Leuthen zumbesten in Eyl auff Begehren verfertiget <strong>und</strong> zusammen getragen..........41Textübertragungen von Manuel Müller unter Mitarbeit vonLeo Engelhardt <strong>und</strong> Elisabeth Meyer- Pestbuch..............................................................................................63- Rote <strong>und</strong> Weiße Ruhr.........................................................................96- Begriffserklärungen zum Pestbuch...................................................115Die Schwarze Kunst im Eichsfeld von Manuel Müller.............................125Aus der Geschichte der <strong>Druck</strong>ereien in vier Jahrh<strong>und</strong>ertenInhaltsverzeichnis „Die Schwarze Kunst im Eichsfeld“......................129


H. Wolf: Reprint PestbuchPestkreuz (gedruckt von Johann Westenhoff 1682). Warnschild an Häusern, die denen diePest ausgebrochen war. Letzte Pestepedemie in Duderstadt 1682-1683. Quelle: StadtarchivDuderstadt.


H. Wolf: Reprint Pestbuch


10 H. Wolf: Reprint Pestbuch


H. Wolf: Reprint Pestbuch11


H. Wolf: Reprint Pestbuch41


42 H. Wolf: Reprint Pestbuch


H. Wolf: Reprint Pestbuch - Textübertragung63Vorbemerkungen zur TextübertragungDie historisch bedeutsame Stellung des sogenannten Pestbuches aus dem Jahr1666 liegt darin, das älteste bislang bekannte <strong>Druck</strong>erzeugnis aus dem Eichsfeldzu sein. Es stammt aus der Duderstädter <strong>Druck</strong>erei von Johann Westenhoff.Erhalten sind zwei Exemplare des Pestbuches, in der Universitäts- <strong>und</strong> LandesbibliothekSachsen-Anhalt in Halle <strong>und</strong> in der Forschungsbibliothek Göttingen.Von letzterem wurde im Auftrag von Helmut <strong>Mecke</strong>, dem Herausgeber<strong>und</strong> <strong>Druck</strong>er dieses Buches, im Jahr 2006 eine Digitalisierung angefertigt <strong>und</strong>damit der vorangestellte Reprint erstellt.Das Pestbuch steht in seiner Form, Sprache <strong>und</strong> Inhalt in der üblichen Traditiondieser Art von Büchern im 17. Jahrh<strong>und</strong>ert. Es finden sich mehrere zumverwechseln ähnliche Werke auch aus früheren Zeiträumen.Die Übertragung des Textes ist so nah wie möglich am Original orientiert.Nur Fremdwörter oder im heutigen Sprachgebrauch unübliche Phrasen <strong>und</strong>Begriffe wurden, soweit möglich, für den heutigen Leser verständlich gemacht.Der erste Transkriptionsversuch wurde von Carmen <strong>Mecke</strong> unternommen.Die Auflösung der zahlreichen Rezepte <strong>und</strong> die Übersetzungen aus dem Lateinischenwurden von Leo Engelhardt <strong>und</strong> Elisabeth Meyer vorgenommen. Dasich viele Inhalte wiederholen, wurde darauf verzichtet, jedes Rezept zu übersetzen.Die in der Übertragung unterstrichenen Wörter sind in der angehängten Begriffserklärungnäher erläutert <strong>und</strong> sollen das Textverständnis erleichtern. Eshandelt sich vor allem um eine Vielzahl von erwähnten Pflanzen <strong>und</strong> medizinisch-pharmazeutischenBezeichnungen. In eckigen Klammern stehen nichtoder nur unsicher aufzulösende Textpassagen oder Wörter, deren Bedeutungunklar blieb.Trotz der Unmengen an Rezepturen finden sich für den heutigen Betrachtersicher interessante <strong>und</strong> teils auch amüsante Einblicke in den Umgang mit dendamals noch unerforschten Krankheiten Pest <strong>und</strong> Ruhr, die früher wiederholtim Eichsfeld grassierten.Allen Mitwirkenden an der Textübertragung danke ich, auch im Namen desHerausgebers.Manuel Müller Ershausen, im Mai 2008


64H. Wolf: Reprint Pestbuch - TextübertragungPestarzt Doktor Chicogneau, welcher 1720 vom König von Frankreich nach Marsaillegesandt wurde. Quelle: Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg, HB 13157.


H. Wolf: Reprint Pestbuch - Textübertragung65Textübertragung von Manuel Müllerunter Mitarbeit von Leo Engelhardt <strong>und</strong> Elisabeth MeyerJ. J.Kurzer <strong>und</strong> notwendiger Bericht,wie sich bei der schnell ausbreitenden Pestein jeder auf dem Land <strong>und</strong> anderswo,da kein Arzt anwesend ist, mit göttlicher Hilfeschützen <strong>und</strong> teilweise auch heilen könne.Anbei ein Anhang von der allgemeinen Roten <strong>und</strong> Weißen Ruhr.In Eile <strong>und</strong> auf sein Begehren dem Landvolk <strong>und</strong> gemeinen Leutenzu ihrem Besten angefertigt <strong>und</strong> zusammen getragenvon Heinrich Wolf,zurzeit Doktor der Medizin, praktischer Arzt des Eichsfeldes.Gedruckt in Duderstadt von Johann Westenhoff, anno 1666.


H. Wolf: Reprint Pestbuch - Textübertragung67In Jesu Namen!Die Pest ist eine ansteckende, sich rasch ausbreitende giftige böse Seuche miteinem durchdringenden giftigen Fieber, das Herz, Blut <strong>und</strong> den Geist entzündet.Sie breitet sich rasch aus <strong>und</strong> steckt sowohl Hohe als auch Niedrige, junge<strong>und</strong> alte Personen an <strong>und</strong> räumt diese elend aus dem Weg, wie jedermann,besonders in den benachbarten Orten, wo die Seuche durch göttliche Zulassunggrassiert, wohl bekannt ist. Daher ist es hochnötig mit gutem Verhalten<strong>und</strong> kräftiger Medizin dafür zu sorgen, dass unsere noch reinen Orte befreitbleiben, so es Gottes Wille ist. Dies geschieht durch zwei Dinge: die Vorbeugung<strong>und</strong> die Heilung. Über die Ursachen der Pest muss nicht viel geschriebenwerden, es sind auch zwei: göttliche oder übernatürliche & natürliche oderelementare Ursachen.Göttliche oder übernatürliche Ursachen sind aus Gottes Wort bekannt <strong>und</strong>haben ihren Ursprung in der großen Sünde. Wegen der Bosheit <strong>und</strong> dem Ungehorsamder Menschen lässt Gott die Seuche zur Züchtigung kommen, wiees sich zur Zeit des Königs <strong>und</strong> Propheten David zugetragen hat, wie manim zweiten Buch Samuel, Kapitel 24 , lesen kann. Sogar Hippokrates, derErste unter den Ärzten, sagt in seinen Schriften „I. Prognosticon“, „Divinumquiddam in morbis esse“, dass etwas Göttliches in den Krankheiten verborgensei.Naturalis seu Elementaris oder natürliche Ursachen sind die sechs nicht natürlichenDinge , wie sie von den Ärzten genannt werden. Darunter ist die Luftdie Hauptursache, die weder Menschen noch einige Tiere entbehren können<strong>und</strong> sie ständig in sich einziehen müssen. Wenn diese unrein ist, können unsereKörper <strong>und</strong> die darin wohnenden Geister <strong>und</strong> Flüssigkeiten sowie das Blutinfiziert werden. Die Luft kann auf viele Weisen verunreinigt werden, so vonstillstehenden Gewässern, toten Körpern, unges<strong>und</strong>en Nebeln <strong>und</strong> Winden,von den Gestirnen <strong>und</strong> Kometen, hitziger Luft, Sonnen- <strong>und</strong> Mondfinsternissen<strong>und</strong> stinkenden Dingen. Auch kann die Luft durch arte magica, auchZauberei genannt, vergiftet werden.Durch maßloses Essen <strong>und</strong> Trinken können die Feuchtigkeiten im menschlichenKörper leicht der Fäulnis zugängig gemacht werden, welche sich mehr<strong>und</strong> mehr ausbreitet <strong>und</strong> schließlich auf das Blut übergreift. Letztendlich wirddie Fäulnis sogar giftig, wodurch böse Fieber sowie Fleck- <strong>und</strong> Pestfieber entstehen.Deshalb gibt es seit vielen Jahren die Fleck- <strong>und</strong> Ungarischen FieberAltes Testament, Zweites Buch Samuel 24, 15: „Da ließ der Herr unter den Israeliten die Pest ausbrechen.“Licht <strong>und</strong> Luft, Speise <strong>und</strong> Trank, Arbeit <strong>und</strong> Ruhe, Schlaf <strong>und</strong> Wachen, Absonderungen <strong>und</strong> Ausscheidungen,Anregung des Gemüts. (Nach Galen, griechischer Arzt <strong>und</strong> Anatom.)


Die Schwarze Kunst im Eichsfeld125Manuel MüllerDie Schwarze Kunstim EichsfeldAus der Geschichte der <strong>Druck</strong>ereienin vier Jahrh<strong>und</strong>ertenherausgegeben vonHelmut <strong>Mecke</strong>Duderstadt 2008


Die Schwarze Kunst im Eichsfeld127DanksagungEine besondere Stellung bei der Entstehung dieses Buches kommt Helmut <strong>Mecke</strong>zu. Von ihm stammt die Idee einer umfassenden Geschichte aller <strong>Druck</strong>ereiendes Eichsfeldes <strong>und</strong> deren Umsetzung in Buchform. Er ist Herausgeber,Verleger <strong>und</strong> <strong>Druck</strong>er <strong>und</strong> legte mit zahlreichen gesammelten Informationen<strong>und</strong> Kontakten den Gr<strong>und</strong>stein für die Recherche des Themas.Für ihre Mithilfe bei der Erstellung dieser Arbeit danke ich weiterhin folgendenPersonen:Dr. Peter AufgebauerFranz Josef CordierKerstin DreilingHermann FreckmannHans-Peter FrickeWolfgang FrieseDr. Gisela FrommholdDr. Wolfgang FrommholdMaria GoslarMaria HeinevetterMarie-Luise HiemischRudolf HohmannOliver HolzbornIrmgard HövenerThea HupachAnna-Luise JungNadine KaufholdUrsula KirchbergAlbert KochIna KönigHanni MeinbergRüdiger MüllerThomas T. MüllerIngrid PeterGerhard PurtzUlli RindermannHans-Peter SchaeferIlse SchäferAnneliese SchipkowskiDr. Birgit SchlegelHeinz ScholleJürgen SchröderGerald SchwerdtAnne SeverinEberhard StitzAgnes StreckerBurkhard VockrodtDieter WagnerDr. Günther WiegandKatja Wollniksowie allen beteiligten Bibliotheken, Archiven <strong>und</strong> Museen.Mein ganz besonderer Dank gilt meinen Eltern, die mich immer in jeder Hinsichtunterstützt haben.Ich möchte an dieser Stelle Helmut <strong>Mecke</strong> <strong>und</strong> seinen Mitarbeitern von <strong>Mecke</strong><strong>Druck</strong> <strong>und</strong> <strong>Verlag</strong> herzlich zum 100-jährigen Bestehen der <strong>Druck</strong>erei gratulieren.Manuel Müller


Inhaltsverzeichnis · Die Schwarze Kunst im Eichsfeld129InhaltsverzeichnisDanksagung...........................................................................................................127Glossar .................................................................................................................128Vorläufer im <strong>Druck</strong>gewerbe aus dem EichsfeldAlbert Kunne.........................................................................................................136Johannes Weren..................................................................................................... 137Caspar Graupitz.....................................................................................................138Martinus Köhler....................................................................................................138Johann Christoph Geyer........................................................................................138<strong>Druck</strong>er in Duderstadt<strong>Druck</strong>erei, <strong>Verlag</strong> <strong>und</strong> Zeitungsverlag Johann Westenhoff...................................140Johann Westenhoff, 1665-1687.........................................................................140Johann Jobst Hunoldt, 1687-1717..................................................................... 176Johann Andreas Christmann, 1717-1762 .......................................................192Anna Regina Christmann, 1762-1785..............................................................199Ludwig Christmann, 1785-1809.......................................................................200<strong>Druck</strong>erei, <strong>Verlag</strong> <strong>und</strong> Zeitungsverlag Carl Gustav Fleckeisen, 1812-1815..........202<strong>Druck</strong>erei <strong>und</strong> Zeitungsverlag Christian Wagner..................................................206Christian Wagner, 1816-1848...........................................................................206Adolf Wagner, 1848-1854................................................................................. 210Friedrich Wagner, 1854-1873............................................................................ 211Heinrich Wagner sen., 1873-1925.................................................................... 213Heinrich Wagner jun., 1925-1957....................................................................220Irene Wagner, 1957-1959..................................................................................226Anna-Luise Jung <strong>und</strong> Lothar Feiste, 1959-1961...............................................227<strong>Druck</strong>erei, <strong>Verlag</strong> <strong>und</strong> Zeitungsverlag Anton Julius Hövener...............................228Anton Julius Hövener, 1865-1896.....................................................................228Anna Hövener, 1896-1910................................................................................230Georg Hövener sen., 1910-1935........................................................................232Georg Hövener jun., 1935-1946.......................................................................234Marieluise Hövener, 1946-1967.......................................................................238Hans-Georg Hövener, 1967-1980.....................................................................238Irmgard Hövener, 1980-1984...........................................................................239<strong>Druck</strong>erei Gustav Gerlach.....................................................................................242Gustav Gerlach, 1881-1908.............................................................................242Theodor Gerlach, 1908-1941...........................................................................243Clara Gerlach, 1941-1960................................................................................249


130Inhaltsverzeichnis · Die Schwarze Kunst im Eichsfeld<strong>Druck</strong>erei C. F. Kohlus, 1902-1913.......................................................................251<strong>Druck</strong>erei Ernst Holzborn.....................................................................................252Ernst Holzborn, 1913-1961..............................................................................252Paul <strong>und</strong> Inge Holzborn, 1961-1972.................................................................253<strong>Druck</strong>erei <strong>und</strong> <strong>Verlag</strong> Aloys <strong>Mecke</strong> ......................................................................256Aloys <strong>Mecke</strong>, 1908-1950..................................................................................256Karl <strong>Mecke</strong>, 1950-1970....................................................................................264Helmut <strong>Mecke</strong>, seit 1970..................................................................................267<strong>Druck</strong>er in Heiligenstadt<strong>Druck</strong>erei <strong>und</strong> Zeitungsverlag Sigm<strong>und</strong> Gottlieb Schmidt....................................280Sigm<strong>und</strong> Gottlieb Schmidt, 1778-1801.............................................................280Zeunert, 1801-1803...........................................................................................283<strong>Druck</strong>erei <strong>und</strong> Zeitungsverlag Johann Christoph Dölle, 1803-1818.....................285<strong>Druck</strong>erei <strong>und</strong> Zeitungsverlag Carl Dietrich Ludwig Brunn.................................292Carl Dietrich Ludwig Brunn, 1818-1862 ........................................................292Louis (Ludwig Heinrich) Brunn, 1862-1878.....................................................297Auguste Brunn, 1878-1887...............................................................................298Fritz Brunn, 1887-1916.....................................................................................299Heinz Brunn <strong>und</strong> August Stitz, 1916-1930.......................................................304Heinz Brunn <strong>und</strong> Walter Stitz, 1930-1964....................................................... 310<strong>Druck</strong>erei Carl Gustav Fleckeisen, 1810-1812....................................................... 319<strong>Druck</strong>erei Johann Martin Dölle............................................................................320Johann Martin Dölle, 1811-1817......................................................................320Maria Margareta Dölle, 1817-1819..................................................................322<strong>Druck</strong>erei, <strong>Verlag</strong> <strong>und</strong> Zeitungsverlag Johann Friedrich Cordier..........................323Johann Friedrich Cordier, 1819-1846...............................................................323Franz Wilhelm Cordier, 1846-1882..................................................................326Franz Cordier, 1882-1922.................................................................................330Leonhard Cordier, 1922-1951.......................................................................... 337Franz Josef Cordier, 1951-1972........................................................................ 339VOB Eichsfelddruck, 1972-1991......................................................................345Bernhard Cordier, seit 1991..............................................................................350<strong>Druck</strong>erei Rudolf Hohmann, ca. 1925-1945.........................................................354<strong>Druck</strong>erei Angelin Meier....................................................................................... 356Angelin Meier, ca. 1934-1960........................................................................... 356Karl August Meier, ca. 1960-1981....................................................................357<strong>Druck</strong>erei Albert Multhauf, ca. 1945-1961........................................................... 358


Inhaltsverzeichnis · Die Schwarze Kunst im Eichsfeld131<strong>Druck</strong>er in Worbis<strong>Druck</strong>erei <strong>und</strong> Zeitungsverlag Carl-August Knacker, ca. 1830-1850....................360<strong>Druck</strong>erei <strong>und</strong> Zeitungsverlag Ludwig Guthe.......................................................362Ludwig Guthe, 1838-1859................................................................................362Witwe Guthe, 1859-1871..................................................................................363Bernhard Müller, 1871-1899.............................................................................363K. Müller, 1899-1943........................................................................................365<strong>Druck</strong>erei Aloys Schaefer .....................................................................................368Aloys Schaefer, 1902-1944................................................................................368Theodor Schaefer, 1944-1973...........................................................................369Hans-Peter Schäfer, seit 1973............................................................................370<strong>Druck</strong>er in Dingelstädt<strong>Druck</strong>erei Christian Schwerdt................................................................................372Christian Schwerdt, 1879-1937.........................................................................372Edgar Schwerdt, 1937-1958.............................................................................. 375<strong>Druck</strong>erei, <strong>Verlag</strong> <strong>und</strong> Zeitungsverlag Josef Heinevetter.......................................378Josef Heinevetter sen., 1907-1952.....................................................................378Josef Heinevetter jun., 1952-1955.....................................................................382VEB <strong>Druck</strong>erei Dingelstädt, 1957-1980............................................................382Dienstleistungsbetrieb Worbis, 1980-1990.......................................................383HERFAG GmbH, 1990-1991...........................................................................384Hans-Peter Pies, 1992-1997..............................................................................384<strong>Druck</strong>erei Rindermann <strong>und</strong> Vockrodt, seit 1996..................................................386<strong>Druck</strong>er in Leinefelde<strong>Druck</strong>erei Otto Hartleb, 1906-1916......................................................................388<strong>Druck</strong>erei Ludwig Henning...................................................................................389Ludwig Henning, 1923-1957............................................................................389Andreas Hupach, 1957-1998............................................................................389<strong>Druck</strong>erei Rüdiger Müller, seit 2000.....................................................................391Anhang ................................................................................................................. 393Bernard Quaritch .................................................................................................. 395Paul Renner............................................................................................................396Literaturverzeichnis................................................................................................397


134 Vorläufer im <strong>Druck</strong>gewerbeInkunabeldruck von Albert Kunne, Memmingen 1486, „De divina praedestinatione“,erste Seite.


140<strong>Druck</strong>er in Duderstadt · <strong>Druck</strong>erei Westenhoff<strong>Druck</strong>erei, <strong>Verlag</strong> <strong>und</strong> ZeitungsverlagJohann WestenhoffJohann Westenhoff, 1665-1687 Erst fast 200 Jahre nach der Geburt Albert Kunnes etablierte sich in Duderstadtmit dem um 1635 geborenen Johann Westenhoff aus dem nahen obereichsfeldischenNeuendorf der erste <strong>und</strong> für lange Zeit einzige Buchdruckerauf dem kurmainzischen Eichsfeld.Er hatte in Köln sein Handwerk erlernt . 1735 bezeugte der SchuhmacherJohann Marcus Soller, dass sein Großvater Johann Westenhoff, „welcher,nachdem er seine studia zu Cöln am Rhein absolviret, <strong>und</strong> die Buchdruckerkunstallda gelernet, die Buchdruckerey der erste ins Eichsfelt nach Duderstattgebracht hatt, welche eine nit geringe Zierde dieser Statt ist“ .Der Familienname seiner ersten Frau Maria sowie das Jahr <strong>und</strong> der Ort ihrerHochzeit sind bislang unbekannt . Ihr erstes gemeinsames Kind wurde 1667geboren. Es folgten bis zum frühen Tod von Maria Westenhoff sieben weitereNachkommen, insgesamt drei Söhne <strong>und</strong> fünf Töchter .Mit Hilfe des Rechnungsbuches der Kämmerei in Duderstadt von 1666 <strong>und</strong>der darin befindlichen Liste der Geschoßzahler der Westertorvorstadt wurdebewiesen, dass Johann Westenhoff bereits zwischen dem 29. September <strong>und</strong>1. November 1665 in Duderstadt wohnhaft war <strong>und</strong> nicht, wie lange Zeitangenommen, erst 1666 .Daraus schließt man, dass er schon 1665 seine <strong>Druck</strong>erei vor dem Westertor,wahrscheinlich im Haus Nr. 586, heute Westertorstraße 72, eröffnet hatte.1677 erwarb Westenhoff das in der Nähe des Rathauses gelegene Haus Nr. 97,heute Scharrenstraße 19. In dieses Gebäude wurde auch die <strong>Druck</strong>erei verlegt <strong>und</strong> verblieb dort bis zu ihrer endgültigen Schließung 1809.Alle in den folgenden Überschriften genannten Daten beschreiben die Zeitspanne der Tätigkeit des jeweiligen<strong>Druck</strong>ers oder den Zeitraum des Bestehens der <strong>Druck</strong>erei.SCHOLLE, 600 Jahre Johannes Gutenberg, S. 94.WAGNER, Die Buchdruckerei Westenhoff in Duderstadt - die erste Buchdruckerei in der Region Eichsfeld-Göttingen?, S. 38.KRETZSCHMAR, Neues von den Duderstädter Buchdruckern des 17. <strong>und</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>erts, S. 168.Ebenda, S. 165.Ebenda, S. 170.WAGNER, Die Buchdruckerei Westenhoff in Duderstadt - die erste Buchdruckerei in der Region Eichsfeld-Göttingen?, S. 39.Ebenda, S. 40.


142<strong>Druck</strong>er in Duderstadt · <strong>Druck</strong>erei WestenhoffIm Umfeld des Obereichsfeldes entstanden teilweise schon sehr viel früher<strong>Druck</strong>ereien. In Nordhausen druckte seit 1628 Johann Erasmus Hynitzsch <strong>und</strong>in Mühlhausen seit 1566 Georg Hantsch, in Eschwege ab 1680 Salomon Kürßner.In Kassel gab es bereits 1597 eine <strong>Druck</strong>erei <strong>und</strong> in Eisenach ab 1506 11 .In Heiligenstadt entsteht erst 1778 die <strong>Druck</strong>erei von Sigm<strong>und</strong> GottliebSchmidt, die später noch ausführlich behandelt wird. In den anderen größerenAnsiedlungen des Obereichsfeldes, Dingelstädt, Worbis <strong>und</strong> Leinefelde,gründeten sich erst im Laufe des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts meist kleinere <strong>Druck</strong>ereien.Sicherlich ist diese späte Entwicklung im Obereichsfeld mit beeinflusst durchdie große Dichte von <strong>Druck</strong>ereiorten in seiner unmittelbaren Umgebung <strong>und</strong>vor allem deren früheren Entstehungszeitpunkt.Im Vergleich zum gesamten deutschen Gebiet fasste das <strong>Druck</strong>ereigewerbeaber im Unter- <strong>und</strong> Obereichsfeld relativ spät Fuß, druckte man vielerortsdoch schon seit der 2. Hälfte des 15. Jahrh<strong>und</strong>erts.<strong>Druck</strong>orte in <strong>und</strong> außerhalb des Eichsfeldes. Karte: Rüdiger Müller, Leinefelde.11BENZING, Die Buchdrucker des 16. <strong>und</strong> 17. Jahrh<strong>und</strong>erts im deutschen Sprachgebiet, S. 99, 116, 226,332, 350.


<strong>Druck</strong>er in Duderstadt · <strong>Druck</strong>erei Westenhoff143Doch zurück zu Johann Westenhoff. Er muss damals gute Geschäfte gemachthaben, denn 1667 zahlte er bereits 3 Taler 9 Fürstengroschen 7 Pfennig anSteuern 12 . Die <strong>Druck</strong>erei erwies sich als sehr produktiv. Eine erhebliche Anzahlvon Werken, größtenteils gelehrten oder religiösen Inhalts, ging aus derWerkstätte hervor 13 . Aber es können jederzeit noch weitere bisher unbekannteWerke zum Vorschein kommen, denn Westenhoff hat nicht nur für das Eichsfeldgearbeitet, sondern auch auswärtige <strong>Druck</strong>arbeiten angenommen 14 .Als erstes bislang bekanntes Buch der <strong>Druck</strong>erei Westenhoff erschien 1666eine deutschsprachige Pestschrift mit dem Titel „Kurzer <strong>und</strong> nothwendigerBericht, wie bei jetziger geschwinden eingerissenen Pest sich ein jeder auf demLande <strong>und</strong> anderswo, da abermal kein medicus gegenwärtig, durch göttlicheHülff praeservieren auch theils curiren könne. Nebenst einem Anhang vonder allgemeinen rothen <strong>und</strong> weißen Ruhr. Wohlmeynendlich dem Landvolke<strong>und</strong> gemeinen Leuthen zum Besten in Eyl auff Begehren verfertiget <strong>und</strong> zusammengetragenvon Henrico Wolfio Med. d. p. t. practico des Eichsfeldes.Gedruckt zu Duderstadt bei Johann Westenhoff Anno 1666“.Quelle: Niedersächsische Staats- <strong>und</strong> Universitätsbibliothek Göttingen, Signatur: DISS MEDCOLL MAX 251 (8). (51 S., [2] Bl., 4°)12DIECK, Der Duderstädter Inkunabeldrucker Albrecht Kunne. Sein Leben <strong>und</strong> seine Werke, S. 22.13WAGNER, Die Buchdruckerei Westenhoff in Duderstadt - die erste Buchdruckerei in der Region Eichsfeld-Göttingen?, S. 40.14KRETZSCHMAR, Neues von den Duderstädter Buchdruckern des 17. <strong>und</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>erts, S. 165.


<strong>Druck</strong>er in Duderstadt · <strong>Druck</strong>erei Westenhoff145Quelle: ForschungsbibliothekGotha, Signatur: Cant. spir.8° 331.([7] Bl., 416 S., [4] Bl., Noten,12°)Im Vorwort liest man einen weiteren Besitzvermerk des Duderstädters CorneliusBöhle.Außer dem Titelblatt enthält das Buch sechs Seiten Dedikation, unterzeichnet„Geben Duderstadt am Sonntag Exaudi Anno 1686. ... Johann Westenhoff,Buchtrucker dasel[b]st“. Dann folgen zwei Seiten Vorrede <strong>und</strong> drei SeitenPrivilegerteilung durch den Erzbischof Anselm Franz von Mainz 21 . In demBuch befinden sich auf 416 Seiten 197 Lieder, darunter 12 lateinische; 53Lieder sind mit Melodien in Hufnagelschrift versehen, die übrigen haben die21ANONYM, Eißfeldisches Gesang-Buch, Darinn Außerlesene alt <strong>und</strong> neue ..., S. 7 f.


176<strong>Druck</strong>er in Duderstadt · <strong>Druck</strong>erei Westenhoff, Nachf. Hunoldt„Kurtze Anweisung wie man sich gegen die grassierende Seuche der Pestilentzmit göttlicher Hülffe verwahren <strong>und</strong> davon curiren könne. Dem Stadt- <strong>und</strong>Land-Mann zum besten wohlmeinentlich vorgestellt von Statio Henrico CravelioMed. Doct.“ „Gedruckt zu Duderstadt in <strong>Verlag</strong> Barthold Fuhrman,Buchhändlers in Osteroda“, 1681. Der nicht genannte <strong>Druck</strong>er, so mutmaßendie Bearbeiter des VD17, ist Johann Westenhoff.Eine Reproduktion des Titelblattes war in diesem Fall den Bearbeitern der HerzogAugust Bibliothek Wolfenbüttel aus konservatorischen Gründen nicht möglich.Das vermutlich einzig erhaltene Exemplar befindet sich in den Räumen derBibliothek unter der Signatur: L 302b. 4° Helmst. (20). (50 S., [3] Bl., 4°)Johann Jobst Hunoldt, 1687-1717Wie Johann Westenhoff so war auch sein Nachfolger Johann Jobst Hunoldtkein gebürtiger Duderstädter. Er stammte aus dem nahen Weißenborn, wo erum 1661 geboren wurde.Nachrichten über seine Lehr- <strong>und</strong> Wanderjahre liegen nicht vor. Da aber imBetrieb der Westenhoffschen <strong>Druck</strong>erei im Hause Scharrenstraße 19 53 keineStockung eintrat, ist anzunehmen, dass er hier schon zu Lebzeiten seines Vorgängerstätig gewesen ist.Seine Bindung an das Unternehmen gestaltete sich jedenfalls bald dadurchfester, dass er im Februar 1692 Westenhoffs noch nicht einmal 17jährige TochterMargarete Elisabeth zur Frau nahm 54 . Wie aus einem Notariatsprotokollhervorgeht, hat er damals gleichzeitig die <strong>Druck</strong>erei nach einer Bestandsaufnahmedes Letternvorrates von seinen Miterben übernommen. Da keine weiterenMänner mit dem Namen Westenhoff in Duderstadt verzeichnet sind <strong>und</strong>das Geschäft an einen Zugeheirateten überging, wird vermutet, dass alle SöhneJohann Westenhoffs noch im jugendlichen Alter gestorben sind.Die wirtschaftliche Lage der Familie in dieser Übergangszeit scheint nichtdie beste gewesen zu sein, denn 1695 ersucht Hunoldt die Steuerherren, ihmden Beitrag zu erlassen, weil „wir sämtliche Westenhöfische Erben von dempro indivisa bewohnten Hause allbereit alle obrigkeitlichen Gefälle abführenmüssen, <strong>und</strong> sonsten auch nicht unbekannt seyn wird, wie daß in allen <strong>und</strong>jeden Orthen, es seye in des hl. Römischen reichsfreyen, Reichs- oder auchmunicipal-Städten die Buchtrucker nicht allein von allem oneribus realibus53LERCH, Duderstädter Chronik, S. 110.54KRETZSCHMAR, Neues von den Duderstädter Buchdruckern des 17. <strong>und</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>erts, S. 170.


192<strong>Druck</strong>er in Duderstadt · <strong>Druck</strong>erei Westenhoff, Nachf. ChristmannJohann Andreas Christmann, 1717-1762Johann Andreas Christmann, geboren 1690 in Duderstadt, übernahm 1717nach dem Tod seines Vorgängers Hunoldt die <strong>Druck</strong>erei 72 .Über seine Lehr- <strong>und</strong> Wanderjahre konnte bis jetzt nichts ermittelt werden,doch ist anzunehmen, dass er in der Zeit des Ablebens seines Vorgängers indessen Werkstatt tätig gewesen ist.Im April 1718 pachtete er die Hunoldtsche <strong>Druck</strong>erei für 30 Reichstaler aufneun Jahre von dem Senator Johann Henrich Hillmann, den der Rat zum Vorm<strong>und</strong>der nachgelassenen Tochter Hunoldts Anna Regina bestimmt hatte.Im Jahr 1721 pachtete Christmann auch das Wohnhaus neben der <strong>Druck</strong>ereimit einem förmlichen Vertrag. Es war kein reicher Besitz, denn er bestand nuraus dem bekannten Wohnhaus <strong>und</strong> einem Garten vor der Stadt 73 .1726 hat er sich mit der anscheinend einzigen noch am Leben befindlichenTochter Hunoldts, Anna Regina, verheiratet 74 .Dass die Duderstädter <strong>Druck</strong>erei unter Christmanns Leitung ebenfalls guteArbeit zu leisten imstande war, zeigt beispielhaft ein von ihr 1735-37 hergestelltesWerk, das den Vergleich mit der älteren Produktion nicht zu scheuenbraucht.Es handelt sich um eine vierbändige Bücherreihe, von der drei Teile noch1940 im Duderstädter Heimatmuseum vorhanden waren. Der Titel des erstenBandes lautet leicht verkürzt „Alphabetum Cleri sive Psalmus centesimusdecimus octavus ex S. Scriptura et S. P. Augustino in quotidianas per annumConsiderationes ad usum utriusque venerabilis cleri elucidatus ab HenricoEickendorff, Canonicae S. Georgii in Grauhoff Praeposito. Pars I. Duderstadii,Imprimebat Joannes Andreas Christmann, MDCCXXXV“ 75 .Alle vier Bände sind heute nur noch in der Staatsbibliothek zu Berlin <strong>und</strong> derHerzog August Bibliothek Wolfenbüttel zu finden.Inhalt <strong>und</strong> Bestimmung der vier in lateinischer Sprache geschriebenen Bändchensind in der Aufschrift klar umrissen. Ihr Verfasser, der Propst des St.-Georg-Stiftesin Grauhof, Heinrich Eickendorf, schuf in ihnen ein Andachts- <strong>und</strong>Erbauungsbuch für Welt- <strong>und</strong> Ordensgeistliche, in dem für jeden Tag des Jahreseine fromme Betrachtung vorgesehen ist. Jeder Band, der durchschnittlich450 Seiten zählt, enthält die Andachtsübungen für ein Vierteljahr.72LERCH, Duderstädter Chronik, S. 115.73KRETZSCHMAR, Neues von den Duderstädter Buchdruckern des 17. <strong>und</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>erts, S. 173-174.74LERCH, Duderstädter Chronik, S. 115.75KRETZSCHMAR, Neues von den Duderstädter Buchdruckern des 17. <strong>und</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>erts, S. 174.


<strong>Druck</strong>er in Duderstadt · <strong>Druck</strong>erei Westenhoff, Nachf. Christmann199kriegerischen Ereignisse <strong>und</strong> ihre Folgeerscheinungen verursachte Verschlechterungder allgemeinen Wirtschaftslage dürfte auch die Duderstädter <strong>Druck</strong>ereiempfindlich betroffen haben, die insofern ihre bisherige Vorrangstellunglangsam, aber sicher zu verlieren begann, als sich das <strong>Druck</strong>gewerbe im Laufedes 18. Jahrh<strong>und</strong>erts überall schnell entwickelte 86 .Im April 1762 stirbt der Buchdruckereibesitzer Johann Andreas Christmannim Alter von 72 Jahren 87 .Anna Regina Christmann, 1762-1785Nach dem Tod Johann Andreas Christmanns führte seine Witwe das Geschäftweiter, in dessen Leitung sie ihr Sohn Ludwig unterstützte. Zwar wurden indieser Zeit auch weiterhin die Duderstädter Zeitung, eine notwendige Neu-Sammlung: Helmut <strong>Mecke</strong>.86KRETZSCHMAR, Neues von den Duderstädter Buchdruckern des 17. <strong>und</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>erts, S. 176.87LERCH, Duderstädter Chronik, S. 125.


200<strong>Druck</strong>er in Duderstadt · <strong>Druck</strong>erei Westenhoff, Nachf. Christmannauflage des Gesangbuches sowie die laufenden kleineren <strong>Druck</strong>arbeiten hergestellt,aber von größeren <strong>Druck</strong>aufträgen ist nicht mehr die Rede 88 .Auch auf zehn Jahre, wie zuvor Johann Andreas Christmann das <strong>Druck</strong>privilegerhalten hatte, erteilte der folgende Erzbischof Emmerich Joseph am 26. Juni1764 der Witwe Christmanns ein ähnliches Privilegium für das Gesangbuch,welches sie am 2. September 1765 dem Stadtrat von Duderstadt widmete 89 .Ein <strong>Druck</strong> von 1769 wird noch erwähnt, es handelt sich um das Bonifatiusbüchleindes Jesuiten Weismüller 90 „Glorreicher Blut-Zeug <strong>und</strong> Glaubens-Vatter in Teutschland S. Bonifacius ...“ (siehe Abbildung Seite 199) 91 .Im Jahr 1785 verstirbt Anna Regina Christmann 92 .Ludwig Christmann, 1785-1809Nach dem Tod seiner Mutter übernahm Ludwig Christmann 1785 die <strong>Druck</strong>erei.Auch ihm ist es unter dem Zwang der Verhältnisse nicht gelungen, dasUnternehmen wieder emporzubringen.Im Jahre 1797 erhielt er noch einmal die Erlaubnis, das Gesangbuch neu aufzulegen,allerdings, wie es in dem zustimmenden Regierungsbescheid heißt,unter der Bedingung, „daß er seinen größtenteils sehr abgenutzten Vorrat anLettern seinem Versprechen gemäß umgießen lassen <strong>und</strong> sich dadurch dieÜbernahme auswärtiger Arbeit, <strong>und</strong> folglich einen besseren Verdienst erleichternwerde“. Der <strong>Druck</strong> eines ABC-Buches, um den Christmann ebenfallsnachgesucht hatte, wurde ihm aber im gleichen Schreiben abgeschlagen, daeinem Heiligenstädter Unternehmen das ausschließliche Privileg hierfür erteiltworden war 93 .Noch stiller wurde es um die <strong>Druck</strong>erei, nachdem 1802 auch die Zeitung ihrErscheinen eingestellt hatte 94 .In diesem Jahr fiel das Eichsfeld unter preußische Herrschaft, was viele Veränderungenmit sich brachte. Die neu eingerichtete Regierung nahm ihren Sitz inHeiligenstadt <strong>und</strong> beeinflusste die Entwicklung der einheimischen <strong>Druck</strong>ereiendurch Privilegienvergabe <strong>und</strong> harte Zensur erheblich. Mit dem Niedergang88KRETZSCHMAR, Neues von den Duderstädter Buchdruckern des 17. <strong>und</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>erts, S. 176.89WOLF, Kurze Geschichte des deutschen Kirchengesangs im Eichsfelde, S. 71.90OPFERMANN, Geschichte der Buchdruckerkunst im Eichsfeld, S. 60.91Ein Exemplar dieses Werkes befindet sich im Archiv von Helmut <strong>Mecke</strong>.92LERCH, Duderstädter Chronik, S. 125.93SCHRÖTER, Einiges über die ersten <strong>Druck</strong>ereien in Heiligenstadt, S. 3.94KRETZSCHMAR, Neues von den Duderstädter Buchdruckern des 17. <strong>und</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>erts, S. 177.


202<strong>Druck</strong>er in Duderstadt · <strong>Druck</strong>erei Fleckeisen<strong>Druck</strong>erei, <strong>Verlag</strong> <strong>und</strong> Zeitungsverlag Carl GustavFleckeisenCarl Gustav Fleckeisen, 1812-1815Schon um 1812 erhielt Duderstadt aufs neue eine <strong>Druck</strong>erei, indem der HelmstedterUniversitätsbuchdrucker Carl Gustav Fleckeisen sein Geschäft infolgeder Aufhebung der Universität 1810 zunächst nach Heiligenstadt <strong>und</strong> balddarauf nach Duderstadt 97 ins Haus Nr. 17 bei der Oberkirche 98 verlegte.Sammlung:Helmut <strong>Mecke</strong>.97WÜSTEFELD, Duderstädter Buchdrucker <strong>und</strong> Buchdruckereien, S. 237.98DIECK, Der Duderstädter Inkunabeldrucker Albrecht Kunne. Sein Leben <strong>und</strong> seine Werke, S. 23.


206 <strong>Druck</strong>er in Duderstadt · <strong>Druck</strong>erei WagnerBuchdruckerei <strong>und</strong> Zeitungsverlag Christian WagnerChristian Wagner, 1816-1848Christian Wagner1781-1848Schon im November 1815 verkaufte Fleckeisen seineOffizin mit Zeitungsverlag an Christian Wagner ausWeimar, der zum Neujahr 1816 die Firma unter seinemNamen etablierte. Wagner hatte bei Tauchnitz in Leipziggelernt 101 .Nachdem das gesamte Eichsfeld von 1806/7-1813 demKönigreich Westphalen unter französischer Herrschafteinverleibt worden war, brachte der Wiener Kongress1815 seine Teilung. Das Obereichsfeld mit Heiligenstadtfiel an die Provinz Sachsen des Königreichs Preußen, währenddas Untereichsfeld mit Duderstadt dem KönigreichHannover zugeschrieben wurde 102 . Duderstadt erfuhrdemnach nicht nur einen Besitzwechsel der gerade neu gegründeten einzigen<strong>Druck</strong>erei der Stadt, sondern auch einen erneuten Wechsel der Landesherrschaftinnerhalb nur weniger Jahre.Am 23. August 1816 erhielt Christian Wagner auf 20 Jahre das Privileg fürden <strong>Druck</strong> der katholischen Schulbücher, Gesangbücher <strong>und</strong> Kalender für denhannoverschen Teil des Eichsfeldes 103 .Seit diesem Jahr erschien in der Wagnerischen <strong>Druck</strong>erei der „Wirtschafts- <strong>und</strong>Hauskalender“, geziert mit dem Duderstädter Wappen. Er war bis in die Mitteder 70er Jahre des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts in fast jedem Haushalt des Untereichsfeldeszu finden. Außer den Kirchweihfesten <strong>und</strong> dem Märkteverzeichnis finden sichdarin kaum Angaben, die auf die engere Heimat Bezug nehmen 104 .Auf dem Titelblatt der bereits 1815 in „Duderstädter Wochenblatt“ umbenanntenZeitung befand sich das Duderstädter Wappen mit den zwei Leoparden.Darüber die Bemerkung „Mit hoher Genehmigung“.101ANONYM, Um 1660 kam Johann Westenhoff, S. 105.102TADDEY, Lexikon der deutschen Geschichte, S. 310.103LERCH, Duderstädter Chronik, S. 143.104WÜSTEFELD, Duderstädter Buchdrucker <strong>und</strong> Buchdruckereien, S. 238.


<strong>Druck</strong>er in Duderstadt · <strong>Druck</strong>erei Wagner211Friedrich Wagner, 1854-1873Friedrich Wagner, der jüngere Bruder Adolf Wagners,gliederte der Firma 1856 eine Buch- <strong>und</strong> Kunsthandlungan.1857 fand für die zweimal wöchentlich erscheinendeZeitung die erste Formatvergrößerung statt, 1865 folgtedie nächste. Gleichzeitig erhielt das Blatt den Untertitel„Zeitung für das Eichsfeld“, der im Jahr 1867 zumHaupttitel wurde 111 .Friedrich WagnerQuelle: Stadtarchiv Duderstadt.111Informationen aus einer Rede zum 125. Jubiläum der <strong>Druck</strong>erei Friedrich Wagner <strong>und</strong> der „EichsfelderMorgenpost“, gehalten von Heinrich Wagner 1939, zur Verfügung gestellt von Anna-Luise Jung.


228<strong>Druck</strong>er in Duderstadt · <strong>Druck</strong>erei Hövener<strong>Druck</strong>erei, <strong>Verlag</strong> <strong>und</strong> ZeitungsverlagAnton Julius HövenerAnton Julius Hövener, 1865-1896Anton Julius Hövener1839-1896Der Buchbinder Anton Julius Hövener aus Teltge inWestfalen leistete am 19. November 1867 den Bürgereidin Duderstadt 130 . Er war 1865 nach Duderstadt gekommen,da man hier 1864 mit Zeitungsanzeigen einenkatholischen Buchhändler suchte. Hövener kaufte in Duderstadtdas Haus Jüdenstraße 5 131 <strong>und</strong> begründete hierseine Buchhandlung. Später wurden eine Setzerei <strong>und</strong>eine <strong>Druck</strong>erei im Hinterhaus eingerichtet.1868 verheiratete sich Anton Julius Hövener mit AnnaBernhard aus Werxhausen, ihre gemeinsamen Kinderhießen Georg <strong>und</strong> Ludwig.Im Dezember 1882 erschien die erste Probenummer einer Zeitung unter demTitel „Der Volksbote - Zeitung für Stadt <strong>und</strong> Land“ mit einer Gratiszugabe,dem „Sonntagsblatt zur Unterhaltung <strong>und</strong> Belehrung“ 132 . Somit war 1882neben Buchhandlung <strong>und</strong> <strong>Druck</strong>erei auch der Zeitungsverlag gegründet 133 .Der Volksbote erschien von hier an wöchentlich einmal am Sonntag 134 .Der Duderstädter Pfarrer Gödeke hatte 1797 auf Befehl des Erzbischofs gegenden Widerstand der Bevölkerung das neue, von Pfarrer Turin im Geiste derAufklärung verfasste Mainzische Gesangbuch eingeführt. Mit Abänderungenerschien es im Jahre 1816 unter dem Titel „Katholisches Gesang- <strong>und</strong> Gebetbuchfür das Fürstentum Eichsfeld“ im <strong>Verlag</strong> Dölle in Heiligenstadt <strong>und</strong> ab1879 mit gleichem Titel für das Untereichsfeld, vom Duderstädter Stadtkaplan<strong>und</strong> Kommissariatssekretär I. F. Becker neu bearbeitet <strong>und</strong> weitgehend mitLiedern aus dem alten Duderstädter Gesangbuch bereichert, im <strong>Verlag</strong> A. J.Hövener in Duderstadt 135 .130LERCH, Duderstädter Chronik, S. 161.131Lerch gibt an dieser Stelle die Jüdenstraße 3 an. LERCH, Duderstädter Chronik, S. 161.132ANONYM, 1882-1982: 100 Jahre Zeitgeschehen, S. 5.133LERCH, Duderstädter Chronik, S. 161.134ANONYM, 1882-1982: 100 Jahre Zeitgeschehen, S. 5.135LERCH, Duderstädter Chronik, S. 132-133.


242<strong>Druck</strong>er in Duderstadt · <strong>Druck</strong>erei Gerlach<strong>Druck</strong>erei Gustav Gerlach, 1881-1961Gustav Gerlach, 1881-1908Gustav Gerlach1845-1908Der am 4. Oktober 1845 geborene Gustav Gerlach warin Duderstadt bei der Firma C. F. Hertwig in die Lehregegangen. Nachdem er sich einige Jahre in der Fremdeweitergebildet hatte, kehrte er 1868 in seine Lehrfirmazurück. 1872 richtete C. F. Hertwig eine Holzschleiferei<strong>und</strong> Papierfabrik in Rhumspringe ein, veranlasst durchdie Fachkenntnisse, die Gustav Gerlach aus Goslar mitgebrachthatte. 1875 begann man mit der Herstellungvon Tüten, einem neuen Industriezweig in der damaligenZeit. Denn bis dahin stellten die meisten Kaufleute ihrePapiertüten selbst her.C. F. Hertwig übergab den neuen Firmenzweig am 1. Januar1878 an die neu gegründete Firma Gustav Gerlach.Neben der Papierwarenfabrikation <strong>und</strong> dem Papiergroßhandel übernahm manauch die Vertretung einer Geschäftsbücherfabrik aus Hannover 151 .1881 verlegte man den Betrieb, der anfangs in gemieteten Räumen in derObermarktstraße 152 untergebracht war, in einen Neubau in der Benebenstadt,der heutigen Christian-Blank-Straße. Die alten Räumlichkeiten waren zu klein<strong>und</strong> auch die Einrichtung einer Buchdruckerei war nötig geworden 153 . DasGründungsjahr der <strong>Druck</strong>erei lässt sich jedoch nicht ganz sicher am Umzugdes Firmensitzes fest machen, gibt es doch auch die Angabe 1882 154 für ihreErrichtung beziehungsweise Inbetriebnahme.Als Fachmann zum Aufbau dieser <strong>Druck</strong>erei hatte man Friedrich Haensch gewonnen,der es nach der Aufstellung von zwei Schnellpressen verstand, diesenTeil des Betriebes immer weiter auszubauen 155 . Vor allem der Maschinenparkwuchs <strong>und</strong> wurde stetig modernisiert.Im Jahr 1882 erschien in dieser <strong>Druck</strong>erei die von Friedrich Haensch ins Lebengerufene Halbmonatszeitschrift „St. Andreasberger Blätter für Kanarienzucht<strong>und</strong> -Handel“. Der Preis für das Jahr lag bei 3 Mark.151GERLACH, Kalender 1928.152WÜSTEFELD, Duderstädter Buchdrucker <strong>und</strong> Buchdruckereien, S. 239.153GERLACH, Kalender 1928.154WÜSTEFELD, Duderstädter Buchdrucker <strong>und</strong> Buchdruckereien, S. 239.155GERLACH, Kalender 1928.


256<strong>Druck</strong>er in Duderstadt · <strong>Druck</strong>erei <strong>Mecke</strong><strong>Druck</strong>erei <strong>und</strong> <strong>Verlag</strong> Aloys <strong>Mecke</strong>Aloys <strong>Mecke</strong>, 1908-1950Aloys <strong>Mecke</strong>1880-1950Am 15. Oktober 1901 gründete Aloys <strong>Mecke</strong> seine Firma„Aloys <strong>Mecke</strong>, Buchhandlung, Papier- <strong>und</strong> Schreibwaren“.1880 als Sohn des Posamentierers <strong>und</strong> WeißwarengeschäftsinhabersFriedrich <strong>Mecke</strong> <strong>und</strong> Luise,geborene Maring, auf die Welt gekommen, erlernte er inHildesheim das Buchbinderhandwerk. Danach ging erauf Wanderschaft, die ihn nach Leipzig <strong>und</strong> Garmisch-Partenkirchen führte.Als 21-jähriger eröffneteer nach demTod seines Vaters imHaus seiner ElternDuderstadt Haus-Nr. 312 (später Jüdenstraße25) eine Buchbinderei, Buch- <strong>und</strong>Papierhandlung, verb<strong>und</strong>en mit einem Bildeinrahmungsgeschäft.Schließlich schloss Aloys <strong>Mecke</strong>, der 1906seinen Meistertitel als Buchbinder in Göttingenerwarb, der Firma 1908 eine <strong>Druck</strong>ereian 177 . Daraufhin wurden kurze Zeit späterauch <strong>Verlag</strong>saktivitäten aufgenommen 178 .Die <strong>Druck</strong>erei wurdebis 1914 von AdolfFikuart, der als„Schweizerdegen“ sowohlals SchriftsetzerMeisterbrief von Aloys <strong>Mecke</strong>, 1906.als auch als Buchdrucker ausgebildet war, mit aufgebaut<strong>und</strong> geleitet. In der <strong>Druck</strong>erei wurden Bücher <strong>und</strong> Broschürensowie Geschäftsdrucksachen <strong>und</strong> auch Heimatansichtskartenhergestellt, die Aloys <strong>Mecke</strong> selber miteinem Fotoapparat (großformatige Plattenkamera) aufgenommenhatte. Der Produktionszweig Ansichtskar-Adolf Fikuarttenherstellung entwickelte sich zu einem wichtigen Arbeitsbereichdes <strong>Verlag</strong>es <strong>und</strong> blieb über die erste Hälfte des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts177LERCH, Duderstädter Chronik, S. 172.178BÖDEKER; MECKE, 100 Jahre <strong>Mecke</strong> Duderstadt, S. 19.


<strong>Druck</strong>er in Duderstadt · <strong>Druck</strong>erei <strong>Mecke</strong>257Maria <strong>Mecke</strong>, geb.Schmalstieg1876-1941hinaus bestehen. Bereits in diesen ersten Jahren wurdenin der Firma Lehrlinge in den Berufen Buchbinder,Schriftsetzer <strong>und</strong> <strong>Druck</strong>er ausgebildet.Die Ehefrau von Aloys <strong>Mecke</strong>, Maria geborene Schmalstieg,gebürtig aus Leipzig, half in der Buchhandlung<strong>und</strong> übernahm während des Ersten Weltkrieges dieLeitung der Firma 179 .Die eigentliche <strong>Verlag</strong>sarbeit begann mit der Veröffentlichungvon Noten <strong>und</strong> Musikliteratur. Dieser <strong>Verlag</strong>szweigblieb aber nur bis in die 20er Jahre erhalten. Alsbedeutender erwies sich die Heimatliteratur. Aloys <strong>Mecke</strong>war 1906 Mitbegründer des „Heimatk<strong>und</strong>lichenVereins Untereichsfeld“. Seit 1913 stellte die <strong>Druck</strong>ereieine Vielzahl bedeutender heimatk<strong>und</strong>licher Werke, die im <strong>Mecke</strong> <strong>Verlag</strong> veröffentlichtwurden, her. Es erschienen Bücher wie Karl Wüstefelds „EichsfelderVolksleben“ 1919, Franz Neureuters „Eichsfeldische Heimatk<strong>und</strong>e“1919 oder die „Bilder aus der Goldenen Mark Duderstadt“ von Dr. JuliusJaeger 1921/22, die sich schnell als gr<strong>und</strong>legende Standardwerke der EichsfelderLiteratur etablierten. Daneben erschienen Neubearbeitungen ältererWerke wie Carl Duvals „Romantische Beschreibung des Eichsfeldes“ 1913,Jüdenstraße um 1910.179BÖDEKER; MECKE, 100 Jahre <strong>Mecke</strong> Duderstadt, S. 20.


<strong>Druck</strong>er in Duderstadt · <strong>Druck</strong>erei <strong>Mecke</strong>259<strong>Druck</strong>ereiwerbung in den 1930erJahren mit Winkelhaken.die „Duderstädter Chronik“ von Johannes Barckefeldt 1920 oder JohannWolfs „Politische Geschichte des Eichsfeldes“ in der Überarbeitung von KlemensLöffler 1921.Außerdem wurden auch Zeitschriften zur Heimatk<strong>und</strong>e herausgegeben, nennenswertsind vor allem die „Eichsfelder Heimatglocken“ von 1920-1923,„Unser Eichsfeld“ von 1924-1943 sowie der Heimatkalender „Mein Eichsfeld“1924-1940 180 .Ursprünglich waren die „Heimatglocken“ ein kostenloses Werbeblatt des <strong>Verlag</strong>es,in dem auf die eigene Buchproduktion hingewiesen wurde <strong>und</strong> in demzusätzlich einige Beiträge von renommierten Eichsfeldkennern Platz fanden.Seit 1923 wurden die „Eichsfelder Heimatglocken“, nun keine Werbezeitschriftmehr, eine „Illustrierte Monatszeitschrift für Heimatk<strong>und</strong>e“, die 1924mit der Vereinszeitschrift „Unser Eichsfeld“ des Vereins für EichsfeldischeHeimatk<strong>und</strong>e vereint <strong>und</strong> bis 1943 herausgebracht wurde 181 .180BÖDEKER; MECKE, 100 Jahre <strong>Mecke</strong> Duderstadt, S. 21.181MÜLLER, Thomas T., Eichsfelder Pressegeschichte (18), Eichsfelder Allgemeine, 21. Oktober 2006.


260<strong>Druck</strong>er in Duderstadt · <strong>Druck</strong>erei <strong>Mecke</strong>Blick in die Setzerei. Links: Franz Mock, rechts: Karl <strong>Mecke</strong>, hinten an der SchneidemaschineHermann Diederich.Karl <strong>Mecke</strong> beim Justieren der Auslage einer Schnellpresse, 1931.


<strong>Druck</strong>er in Duderstadt · <strong>Druck</strong>erei <strong>Mecke</strong>261Emma Schlüter an einer Johannisberger Schnellpresse mit Handanlage.In der Buchbinderei: Hermann Diederich beim Fadenheften.


262 <strong>Druck</strong>er in Duderstadt · <strong>Druck</strong>erei <strong>Mecke</strong>Mit der Publikationsreihe „Mein Eichsfeld“ begann 1924 ein vor allem überHeimatgeschichte berichtendes Jahrbuch in Buchkalenderform. Großen Wertlegte Aloys <strong>Mecke</strong> auf die Bebilderung, wofür er den Kunstmaler RichardOhlmer als Mitarbeiter gewann. Aber auch Fotografien kamen bald als Illustrationenhinzu. „Mein Eichsfeld“ enthielt historisch-heimatk<strong>und</strong>liche<strong>und</strong> volksk<strong>und</strong>liche Beiträge als auch erbauliche Erzählungen <strong>und</strong> Gedichte.Historisch besonders wertvoll sind die über viele Jahre hinweg publiziertenListen mit Namen der Vorsitzenden, Gründungsjahren <strong>und</strong> Mitgliederzahlenvon Eichsfelder Vereinen in der Fremde. 1940 erschien mit dem 16. Jahrgangdas letzte Jahrbuch 182 .Es erschienen aber neben diesen Werken der Heimatliteratur auch Kalender, Romanesowie eine Vielzahl geschichtlicher <strong>und</strong> wissenschaftlicher Publikationen 183 .Für die 20er <strong>und</strong> 30er Jahre sind vor allem die Schauspiele von Otto Müller<strong>und</strong> die kulturhistorischen Romane des in Duderstadt geborenen Robert Nelzerwähnenswert, die hohe Auflagen <strong>und</strong> eine weite Verbreitung fanden.Aloys <strong>Mecke</strong> war bereits vor seiner Firmengründung1901 ein begeisterter Fotograf<strong>und</strong> wohl einer der Pioniere der Ansichtskartenfotografieim Eichsfeld. So entstandenbis zur Aufgabe dieser <strong>Verlag</strong>sspartein den 50er Jahren des 20. Jahrh<strong>und</strong>ertsweit mehr als 1500 verschiedene Ansichtskartenüberwiegend von Duderstadt <strong>und</strong>vom Eichsfeld.Als Gründungsmitglied <strong>und</strong> Vorsitzenderdes Duderstädter Verkehrsvereins (1934-1939) setzte sich Aloys <strong>Mecke</strong> sehr engagiertfür die Schaffung von Touristikstrukturenin Duderstadt ein. Mit dem <strong>Druck</strong>von Duderstadt- <strong>und</strong> Eichsfeldprospektentat er das Seine dazu.Aloys <strong>Mecke</strong> starb am 10. Februar 1950Anzeige 1920.im Alter von 70 Jahren, nachdem er zehnJahre lang durch eine Querschnittslähmung, die er sich bei einem Gestapoverhörzugezogen hatte, auf einen Rollstuhl angewiesen war 184 . Ihm wurdevon der Gestapo ein Devisenvergehen vorgeworfen, da er seinen nach Hollandgeflüchteten Bruder, Pfarrer Joseph <strong>Mecke</strong>, finanziell unterstützt hatte.182MÜLLER, Thomas T., Eichsfelder Pressegeschichte (21), Eichsfelder Allgemeine, 11. November 2006.183BÖDEKER; MECKE, 100 Jahre <strong>Mecke</strong> Duderstadt, S. 21.184Ebenda, S. 22.


264<strong>Druck</strong>er in Duderstadt · <strong>Druck</strong>erei <strong>Mecke</strong>Karl <strong>Mecke</strong>, 1950-19701933 übernahm der älteste Sohn des Gründers, Karl <strong>Mecke</strong>,die technische Leitung der <strong>Druck</strong>erei. Seine Ausbildungan der „Schule für Deutschlands Buchdrucker“ in München,die zu dieser Zeit von dem späteren SchriftschöpferPaul Renner (Futura) geleitet wurde <strong>und</strong> an der bekannteKapazitäten, wie Prof. Weiß (Schriftschöpfer „Weiß-Antiqua“)<strong>und</strong> Prof. Josef Käufer(Autor „Das Setzerlehrbuch“)lehrten, erwarb er sein Diplomals Buchdruckmeister. VonKarl <strong>Mecke</strong> seinem Vater erbte er die Leidenschaftzur Fotografie <strong>und</strong>1909-2006sorgte so für das Fortbestehender Ansichtskartensparte <strong>und</strong> die Bebilderung vielerBücher, Prospekte <strong>und</strong> besonders der Zeitschrift„Unser Eichsfeld“ 185 .Seit den 1930er Jahren wurde der Herstellung vonProspekten <strong>und</strong> Broschüren, überwiegend aus demtouristischen Bereich, besondere AufmerksamkeitBesuch bei der Setzmaschinenfabrik Linotype 1932. Meisterkurs der Schule für DeutschlandsBuchdrucker mit Studienrat Prof. Josef Käufer (Mitte 1. Reihe) <strong>und</strong> Karl <strong>Mecke</strong> ( 2. Reihe 7. v. l.).185BÖDEKER; MECKE, 100 Jahre <strong>Mecke</strong> Duderstadt,, S. 22.


<strong>Druck</strong>er in Duderstadt · <strong>Druck</strong>erei <strong>Mecke</strong>265Reinhilde <strong>Mecke</strong>, Tochter von Karl<strong>Mecke</strong>, in der Handsetzerei der1950er Jahre.Verleihung der „EichsfelderHeimatplakette“ für Verdienste umdas Eichsfelder Schrifttum an Karl<strong>Mecke</strong>. Mitte OberkreisdirektorDr. Matthias Gleitze, rechts LandratWilli Döring, 1966.


266<strong>Druck</strong>er in Duderstadt · <strong>Druck</strong>erei <strong>Mecke</strong>Notliteratur für Schulen19491949 19501951 1953 1957geschenkt, deren Gestaltung <strong>und</strong> Ausstattung mit Bildern sehr oft von Karl<strong>Mecke</strong> übernommen wurde.Der stetige Ausbau der Firma führte immer wieder zu räumlicher Veränderung.Ursprünglich befanden sich <strong>Druck</strong>erei <strong>und</strong> <strong>Verlag</strong> noch in den hinteren Räumender Buchhandlung in der Jüdenstraße. 1935 konnten die Werkstatträume durcheinen Neubau auf dem Nachbargr<strong>und</strong>stück erheblich erweitert werden 186 . Auchtechnisch wurde erneuert: Verdoppelung des <strong>Druck</strong>bogenformats von 50 x 70cm auf beachtliche 70 x 100 cm.Unterbrochen wurde die erfolgreiche Tätigkeit Karl <strong>Mecke</strong>s durch acht Kriegs<strong>und</strong>Gefangenschaftsjahre. Unter schwierigen Bedingungen gelang der Wiederaufbauder 1943 von den Nazis geschlossenen <strong>Druck</strong>erei <strong>und</strong> des <strong>Verlag</strong>es.Ab 1952 übernahm er die gesamte Firma „Aloys <strong>Mecke</strong> Buchhandlung, Buchdruckerei<strong>und</strong> <strong>Verlag</strong>“. Seine Ehefrau Maria geborene Genau war in den 50er186BÖDEKER; MECKE, 100 Jahre <strong>Mecke</strong> Duderstadt, S. 23.


<strong>Druck</strong>er in Duderstadt · <strong>Druck</strong>erei <strong>Mecke</strong>267Maria <strong>Mecke</strong>, geb.Genau. 1910-2005Jahren in der Buchhandlung tätig <strong>und</strong> übernahm die Leitungdieses Betriebsteils in den 60er Jahren 187 .Karl <strong>Mecke</strong> widmete sich entsprechend der Tradition desHauses unter den gegebenen Nachkriegsbedingungen nebenden <strong>Druck</strong>sachen für den allgemeinen Bedarf wiederder Heimatliteratur. So war er maßgeblich an der Herausgabedes Lesebogenwerkes „Heimatlese“, der Heimatzeitschriften„Die Goldene Mark“ <strong>und</strong> „Eichsfelder Heimatglocken“beteiligt.Neben seinem vielseitigen beruflichen Einsatz war Karl<strong>Mecke</strong> von 1933 bis 1940 Kreiswanderwegewart desLandkreises Duderstadt sowie Gründer <strong>und</strong> 1. Vorsitzenderdes Kreisjugendherbergsverein von 1948 bis 1960.Außerdem war er Gründungsmitglied, Vorstandsmitglied <strong>und</strong> Ehrenmitglieddes Heimatvereins „Goldene Mark, Untereichsfeld e.V.“. Seine besonderenVerdienste bei der Förderung der Heimatarbeit fanden Anerkennung in derVerleihung der Eichsfelder Heimatplakette 1966 durch den Landkreis Duderstadt.188 Er starb im Alter von 96 Jahren am 31. Januar 2006.Helmut <strong>Mecke</strong>, seit 1970Helmut <strong>Mecke</strong> 190*19451970 vollzog sich durch die Gründung der Firma „<strong>Mecke</strong><strong>Druck</strong> <strong>und</strong> <strong>Verlag</strong>“ von Karl <strong>Mecke</strong> zusammen mitseinem 1945 geborenen Sohn Helmut der nächste Generationswechsel.Damit wurde die <strong>Druck</strong>erei <strong>und</strong> der<strong>Verlag</strong> von der Buchhandlung wirtschaftlich getrennt.Auch die Frau von Helmut <strong>Mecke</strong>, Susanne geboreneLinke, engagierte sich in der Firma. Sie war bis 2006für den Vertrieb des <strong>Verlag</strong>es <strong>Mecke</strong> <strong>Druck</strong> zuständig189 . 1901973 wurde der Offsetdruck eingeführt mit Reprokamerafür Filmherstellung <strong>und</strong> Plattenkopie. Es wurdenzwei Offsetdruckmaschinen im Format DIN A3 <strong>und</strong>DIN A2 angeschafft. 1978 folgte die Aufstellung einer Fotosatzanlage vonCG Compugraphic.187BÖDEKER; MECKE, 100 Jahre <strong>Mecke</strong> Duderstadt, S. 22.188Ebenda, S. 20.189Ebenda, S. 20.190Foto: Iris Blank.


268<strong>Druck</strong>er in Duderstadt · <strong>Druck</strong>erei <strong>Mecke</strong>Engelbert <strong>Mecke</strong>, Sohn von Karl <strong>Mecke</strong>, in der Handsetzerei, 1974.Renate Schumann, Composer-Satzherstellung, 1974.


270 <strong>Druck</strong>er in Duderstadt · <strong>Druck</strong>erei <strong>Mecke</strong>Eingang zur <strong>Druck</strong>erei Hinter der Mauer, bis 1977.Büroräume von <strong>Mecke</strong> <strong>Druck</strong> im Nachbarhaus Jüdenstraße 27, 1977-1987.


<strong>Druck</strong>er in Duderstadt · <strong>Druck</strong>erei <strong>Mecke</strong>271Neben der Produktion einer Vielzahl unterschiedlichster <strong>Druck</strong>sachen für Behörden,Industrie, Handel <strong>und</strong> private Auftraggeber, dem Hauptgeschäft einer<strong>Druck</strong>erei, werden seit 1978 im Heimatverlag zahlreiche ältere Standardwerkeals Reprints herausgegeben, um schwer erhältliche Werke wieder zugänglichzu machen. Seit 1993 wird fast jährlich ein Reprint oder ein wichtiges neuesWerk der Eichsfeldliteratur zur Subskription angeboten. Interessierte Leserhaben so die Möglichkeit, das jeweilig angebotene Werk schon vor desseneigentlichem Erscheinungstermin zu erwerben. Es erfolgt auf Wunsch ein Eintragin die Subskribentenliste, die in der Regel am Buchende des jeweiligenReprints abgedruckt wird 191 .Dieses alte Vorabverkaufsverfahren von Literatur, im Buchhandel <strong>und</strong> <strong>Verlag</strong>swesenaus vergangenen Jahrh<strong>und</strong>erten bekannt, hat Helmut <strong>Mecke</strong> in derRegion wieder aufgegriffen <strong>und</strong> bis heute mit Erfolg praktiziert. Durch dieSubskription wurde eine Reihe von Titeln erst finanzierbar.Neben der Heimatschrift „Die Goldene Mark“ 1950 bis 1992, druckte manab 1984 die monatlich erscheinenden „Eichsfelder Heimatstimmen“, die sichab 1993 „eichsfeld“ nannten <strong>und</strong> in den <strong>Verlag</strong> <strong>Mecke</strong> <strong>Druck</strong> übernommenwurden. 2003 wurde die Zeitschrift in „Eichsfelder Heimatzeitschrift“ umbenanntbei gleichzeitiger Übernahme der Herausgeberschaft durch den <strong>Verlag</strong><strong>Mecke</strong>. Parallel dazu gibt es jährlich seit 1993 das „Jahrbuch Eichsfeld“.Die Vierteljahreszeitschrift „Südniedersachsen“ wird seit 1995 von <strong>Mecke</strong>gedruckt <strong>und</strong> verlagsmäßig betreut 192 .Mit der Gründung des <strong>Verlag</strong>es EPV (Elektronik-Praktiker-<strong>Verlag</strong>sgesellschaftmbH) im Jahre 1984, von Helmut <strong>Mecke</strong> als geschäftsführender Gesellschafterbis 1996 geleitet, übernahm „<strong>Mecke</strong> <strong>Druck</strong> <strong>und</strong> <strong>Verlag</strong>“ die Herstellung aller bis1996 erschienenen Vorabdrucke <strong>und</strong> <strong>Verlag</strong>swerke zur Elektronikschulung.Um weiteren Einfluss bei der Erstellung von fachlich f<strong>und</strong>ierten Manuskriptenin der Elektronikliteratur zu erhalten, gründete sich mit Hilfe des EPV-<strong>Verlag</strong>esdie „Protech Medien GmbH“, eine Autorenagentur <strong>und</strong> Herausgebergesellschaftmit mehr als 500 Autoren <strong>und</strong> Herausgeberverträgen im Bereich derElektronikfachliteratur im gesamten B<strong>und</strong>esgebiet. Geschäftsführer dieserGesellschaft war bis 1996 Helmut <strong>Mecke</strong>.In den 80er <strong>und</strong> 90er Jahren begab sich der <strong>Verlag</strong> mit den Buchreihen zurNiedersächsischen Sportgeschichte <strong>und</strong> den Veröffentlichungen des GöttingerSeminars für Handwerkswesen (SfH), seit 2005 Volkswirtschaftliches Institutfür Mittelstand <strong>und</strong> Handwerk (ifh), sowie der Arbeitsgemeinschaft für191BÖDEKER; MECKE, 100 Jahre <strong>Mecke</strong> Duderstadt, S. 21.192Ebenda, S. 169-171.


272 <strong>Druck</strong>er in Duderstadt · <strong>Druck</strong>erei <strong>Mecke</strong>Südniedersächsische Heimatforschung in neue Gefilde. Die heimatk<strong>und</strong>licheLiteratur <strong>und</strong> die Herstellung regionaler Bildbände wuchs neben sonstigerLiteratur in diesen beiden Jahrzehnten, besonders nach der WiedervereinigungDeutschlands, an 193 .So entstanden seit Mitte der 1980er Jahre eine Fülle von Buchtiteln, davonviele inzwischen als Standardwerk ausgewiesene Bücher, in Form von Lexika,Bildbänden, Chroniken, Kirchen- <strong>und</strong> Wanderführern, Kochbüchern etc. Seltenhat eine Eichsfelder <strong>Druck</strong>erei, bedingt durch den Nachholbedarf an EichsfelderLiteratur nach der Wende, in verhältnismäßig kurzer Zeit eine solchgroße Anzahl von Büchern produziert wie „<strong>Mecke</strong> <strong>Druck</strong> <strong>und</strong> <strong>Verlag</strong>“. 194Der Erhalt beziehungsweise Ausbau des <strong>Verlag</strong>es war nur durch die stetigeEinnahmequelle aus dem Betrieb der <strong>Druck</strong>erei möglich. Diese übernahmimmer wieder eine Vielzahl von <strong>Druck</strong>aufträgen, von der Herstellung von Büchernfür andere <strong>Verlag</strong>e <strong>und</strong> Institutionen sowie im Selbstverlag von K<strong>und</strong>enherausgegebene Bücher, über Jahresberichte, Festschriften <strong>und</strong> Prospekte fürGemeinden, Schulen, Vereine <strong>und</strong> Firmen bis hin zu Privatdrucksachen 195 .Ein Anbau an die Bausubstanz von 1935 <strong>und</strong> die Anmietung des Nachbargr<strong>und</strong>stückesJüdenstraße 27 ermöglichten 1977 eine weitere stetige Aufwärtsentwicklung<strong>und</strong> die Trennung von K<strong>und</strong>enberatung <strong>und</strong> technischem Betrieb.1987 konnte „<strong>Mecke</strong> <strong>Druck</strong> <strong>und</strong> <strong>Verlag</strong>“ in das neu renovierte Fachwerkhausin der Christian-Blank-Straße 3 ziehen, das mit 1000 m² Nutzfläche Raumfür moderne Produktions- <strong>und</strong> Büroräume bot. Dies erwies sich beim Wiederaufblühendes Heimatverlages zwei Jahre später als sehr förderlich. Zudemkonnte die Buchhandlung in der Jüdenstraße nach dem Auszug der <strong>Druck</strong>ereierheblich erweitert werden. 1994 wurde abermals die Produktionsfläche von„<strong>Mecke</strong> <strong>Druck</strong> <strong>und</strong> <strong>Verlag</strong>“ um weitere 500 m² ausgebaut. Ein großzügigesLager ist seitdem mit einem Aufzug an die Produktionsräume angeb<strong>und</strong>en.Damit boten die Räumlichkeiten genügend Arbeitsraum für die 15 Mitarbeiterdes <strong>Druck</strong>- <strong>und</strong> <strong>Verlag</strong>shauses.1995 lösten PC-Arbeitsplätze den bisherigen Fotosatz ab. Gleichzeitig wurdeeine 2-Farb-Schön- <strong>und</strong> Widerdruckmaschine aufgestellt, der 1998 eine 4-Farb-Maschine folgte.Bereits 1996 ging „<strong>Mecke</strong> <strong>Druck</strong> <strong>und</strong> <strong>Verlag</strong>“ als eine der ersten Firmen desEichsfeldes mit einer eigenen Homepage ins Internet. Schon 1999 erfolgte eineUmstellung auf eine datenbankmäßige Darstellung aller bisher erschienenen193BÖDEKER; MECKE, 100 Jahre <strong>Mecke</strong> Duderstadt,, S. 24.194www.meckedruck.de/buchprogramm195BÖDEKER; MECKE, 100 Jahre <strong>Mecke</strong> Duderstadt, S. 22.


<strong>Druck</strong>er in Duderstadt · <strong>Druck</strong>erei <strong>Mecke</strong>273Neues Firmengebäude in der Christian-Blank-Straße 3, seit 1987.<strong>Druck</strong>bogenabnahme. Von links: Peter H<strong>und</strong>eshagen, Helmut <strong>Mecke</strong>, Helmut Exner.


<strong>Druck</strong>er in Duderstadt · <strong>Druck</strong>erei <strong>Mecke</strong>275Titel fürs Internet <strong>und</strong> mit einem Online-Bestellshopaller aktuellen Bücher. Ohne diese neue Vertriebsmöglichkeitunter www.meckedruck.de hätteder Bücherabsatz sicher nicht die heutigen Ausmaßeangenommen 196 .Im Jahr 2001 beging man das 100-jährige Jubiläumder Buchbinderei, Buch- <strong>und</strong> Papierhandlung<strong>Mecke</strong>. Zu diesem Anlass erschien das Werk „100Jahre <strong>Mecke</strong> Duderstadt“ in dem ausführlich dasgesamte <strong>Verlag</strong>sprogramm <strong>und</strong> die Autoren bis zudiesem Zeitpunkt vorgestellt wurden.2002 wurde die bisherige <strong>Druck</strong>bogenmontage aufGanzformbelichtung „Computer to Film“ mit Einführungeines PDF-Workflows umgestellt.Jubiläumsband 2001.Mit Anschaffung der ersten Laserdrucker bei „<strong>Mecke</strong> <strong>Druck</strong> <strong>und</strong> <strong>Verlag</strong>“,in der Mitte der 90er Jahre, wird digital gedruckt. Seit 2005 ermöglicht einehochqualitative Digitaldruckmaschine, die vor allem bei kleineren Auflageneingesetzt wird, hochwertigen Digitaldruck.Als erster <strong>Verlag</strong> in der Region hatte man 2007 alle lieferbaren Titel für dieVolltextsuche im Internet digitalisiert (www.libreka.de). Diese Methode ermöglichteine Suche nach Suchbegriffen <strong>und</strong> Textpassagen, zeigt die F<strong>und</strong>stellen alsdigitalisierte Originalbuchseiten an <strong>und</strong> macht das virtuelle Blättern in einemBuch möglich. In diesem neuen „elektronischen Ansichtsexemplar“ sieht dieFachwelt eine entscheidende zukünftige Chance, Bücher, die in Buchhandlungennicht vorrätig sind, zu vermarkten.Ähnlich wie die beiden vorherigen Firmeninhaber engagiert sich auch Helmut<strong>Mecke</strong> im Bereich der Eichsfelder Geschichtsvereine. So ist er seit 1981 2. Vorsitzenderdes Heimatvereins „Goldene Mark, Untereichsfeld e.V.“ <strong>und</strong> 1990Mitbegründer des „Vereins für Eichsfeldische Heimatk<strong>und</strong>e“, in dessen Beiratseit 1991 197 .Seit 1970 wurden über 350 Buchtitel produziert. Der Internetshop von „<strong>Mecke</strong><strong>Druck</strong> <strong>und</strong> <strong>Verlag</strong>“ weist inzwischen 570 Veröffentlichungen mit Beiträgenvon 593 registrierten Autoren auf (Stand: Mai 2008).Ermöglicht wurde diese außerordentliche Aktivität des kleinen <strong>Verlag</strong>esdurch den besonderen Einsatz von Helmut <strong>Mecke</strong>. Neben der Leitung einer196BÖDEKER; MECKE, 100 Jahre <strong>Mecke</strong> Duderstadt, S. 137.197Ebenda, S. 21.


276<strong>Druck</strong>er in Duderstadt · <strong>Druck</strong>erei <strong>Mecke</strong>Erweiterter <strong>Druck</strong>saal, 2001.Mitarbeiter von <strong>Mecke</strong> <strong>Druck</strong> <strong>und</strong> <strong>Verlag</strong>, 2001.Von links vorn: Ulrich Ziesing, Irmtraud Stapelbroek, Dennis Menge, Christel Oppermann,Judith Weidemann, Claus Behrmann, Reinhild Froberg, Holger Dierßen, Susanne <strong>Mecke</strong>,Helmut <strong>Mecke</strong>; 2. Reihe von links: Dieter Tenz, Ralf Bieling, Achim Domann, Stephan Scholle,Siegfried Buschmann, Bettina Borchard, Maria Rau-Döring, Herbert Wucherpfennig, MichaelStolper, Wolfgang Bernhardt.


<strong>Druck</strong>er in Duderstadt · <strong>Druck</strong>erei <strong>Mecke</strong>277vollstufigen <strong>Druck</strong>erei findet er immer noch Möglichkeitenseinem Hobby, dem „Büchermachen” nachzukommen. Mitdieser Form der „Freizeitgestaltung“ wurden auch schwierigeBuchprojekte realisiert.Ein nahezu vollständiges Verzeichnis aller <strong>Verlag</strong>stitel bietetdie Deutsche Nationalbibliothek Leipzig 198 .Nils <strong>Mecke</strong> 199*1980Mit Nils <strong>Mecke</strong> ist die vierte Generation in der <strong>Druck</strong>erei<strong>Mecke</strong> bereits an den Start gegangen. Er hat im April 2008die technische Leitung des Betriebes übernommen <strong>und</strong> wirddie <strong>Druck</strong>erei in das digitale Zeitalter führen. 199Mitarbeiter von <strong>Mecke</strong> <strong>Druck</strong> <strong>und</strong> <strong>Verlag</strong> im Jubiläumsjahr 2008 200Mitarbeiter von <strong>Mecke</strong> <strong>Druck</strong> <strong>und</strong> <strong>Verlag</strong> im Jubiläumsjahr 2008. 200Von links vorn: Maria Dräger, Herbert Wucherpfennig, Nils <strong>Mecke</strong>, Claus Behrmann, JeannineMüntz, Maria Rau-Döring, Helmut <strong>Mecke</strong>, Bettina Borchard.2. Reihe von links: Ursula Dierßen, Dieter Tenz, Wolfgang Bernhardt, Carsten Haußner-Kambach,Stephan Scholle, Irmtraud Stapelbroek, Dennis Menge, Holger Dierßen.198Online-Katalog der Deutschen Bibliothek Leipzig, http://www.d-nb.de.199Foto: Iris Blank.200Foto: Iris Blank.


280<strong>Druck</strong>er in Heiligenstadt · <strong>Druck</strong>erei Schmidt<strong>Druck</strong>erei <strong>und</strong> Zeitungsverlag Sigm<strong>und</strong> Gottlieb SchmidtSigm<strong>und</strong> Gottlieb Schmidt, 1778-1801Nicht so früh wie im Untereichsfeld begann die Ausbreitung der gutenbergschenErfindung im Obereichsfeld.Vor der ersten <strong>Druck</strong>erei in Heiligenstadt existierte für kurze Zeit schon eineZeitung in dieser Region. Die erste <strong>und</strong> älteste Nummer der Zeitung „WöchentlicheEichsfeldische Anzeigen von gemeinnützigen Sachen, nebst öconomischmoralischenAbhandlungen <strong>und</strong> merkwürdigen Neuigkeiten. Mit hoher Bewilligungeiner Kurfürstlichen Mainzischen Landesregierung“, datiert vom 16. Mai1772. Sie befand sich mit den folgenden 27 Nummern, Mai bis Dezember 1772,auf 216 Seiten in einem Band noch 1935 als einziges erhaltenes Exemplar in derUniversitätsbibliothek Göttingen. Nach Auskunft der Göttinger Forschungsbibliothekzählt dieser Zeitungsband heute jedoch zu den Kriegsverlusten.Das Blatt erschien wöchentlich einmal im Quartformat <strong>und</strong> war sehr saubermit klaren Typen gedruckt. Wer der <strong>Druck</strong>er war, ist nicht zu ermitteln.Vermutlich wurde die Zeitung in Göttingen gedruckt, wo auch Johann WolfQuelle: Eichsfelder Tageblatt,1922. Stadtarchiv Heiligenstadt.Foto: Thomas T. Müller.


292<strong>Druck</strong>er in Heiligenstadt · <strong>Druck</strong>erei Brunn<strong>Druck</strong>erei <strong>und</strong> ZeitungsverlagCarl Dietrich Ludwig BrunnCarl Dietrich Ludwig Brunn, 1818-1862Schon im Jahre 1812 war der Schwiegersohn Johann Christoph Dölles, CarlDietrich Ludwig Brunn, in Heiligenstadt wohnhaft. Er war Buchdrucker vomFach <strong>und</strong> am 20. August 1788 in Kiel geboren.Nach einem Auszug aus der Eheschließungsurk<strong>und</strong>e hat der Bürger <strong>und</strong> BuchdruckerCarl Dietrich Ludwig Brunn, wohnhaft in Heiligenstadt, 23 Jahrealt, ehelicher Sohn des Johann Friedrich Brunn, verstorbener Kaufmann zuKiel, <strong>und</strong> dessen zu Schleswig damals noch lebenden Ehefrau Sara Wiebkegeborene Arens am 24. Januar 1812 mit Johanne Louise Dölle, minderjährigeeheliche Tochter des Bürgers <strong>und</strong> Buchdruckers Johann Christoph Dölle zuHalberstadt <strong>und</strong> dessen Ehefrau Louise Catharine geborene Strohkirch dieEhe geschlossen 225 .Bereits seit 1811 hatte Brunn die Geschäfte stellvertretend für Johann ChristophDölle in der Heiligenstädter <strong>Druck</strong>erei übernommen 226 . An anderer Stellefinden sich sogar die Daten 1803 <strong>und</strong> 1806, in diesen Jahren soll Brunn die<strong>Druck</strong>erei ausgebaut haben 227 . Zu dieser Zeit war jedoch Johann Martin Döllenoch Geschäftsführer der <strong>Druck</strong>erei.Im „Departements-Blatt“ vom 13. November 1811 findet sich folgende Bekanntmachungvon Johann Christoph Dölle: „Heiligenstadt. Ich [...] nehmemir hierdurch die Ehre, meinen resp. Fre<strong>und</strong>en <strong>und</strong> Gönnern, so wie überhauptAllen, mit denen ich als alleiniger rechtmäßiger Eigenthümer meinerin Heiligenstadt unter dem Namen herrschaftliche Buchdruckerei bekanntenBuchdruckerei auch bisher noch nicht die Ehre gehabt habe, in persönlicherVerbindung zu stehen, anzuzeigen, daß gedachte Buchdruckerei, welche bereitsseit meiner Übernehmung derselben vor 8 Jahren von meinem resp. BruderJohann Martin Dölle für meine Rechnung verwaltet worden ist, nunmehrdurch meinen Schwiegersohn Herrn C. Brunn geführt wird, welchem ich dievöllige Procura übergeben habe“ 228 .Ein weiterer Auszug aus den Kirchenbüchern der evangelischen Gemeindevon St. Martinum in Heiligenstadt bezeugt am 23. Juni 1813 die Geburt vonBrunns Sohn Emil Carl Gustav am 20. Juni desselben Jahres.225STITZ, Nachtrag zur Geschichte der Zeitung <strong>und</strong> Buchdruckerei, Eichsfelder Tageblatt, 16. Mai 1922.226SCHOLLE, 600 Jahre Johannes Gutenberg, S. 95.227SCHRÖTER, Einiges über die ersten <strong>Druck</strong>ereien in Heiligenstadt, S. 3.228DÖLLE, Johann Christoph, Bekanntmachungen, Departements-Blatt Nr. 91, 13. November 1811.


<strong>Druck</strong>er in Heiligenstadt · <strong>Druck</strong>erei Cordier323Buchdruckerei, <strong>Verlag</strong> <strong>und</strong> ZeitungsverlagJohann Friedrich CordierJohann Friedrich Cordier, 1819-1846Der am 13. April 1789 297 auf dem Gut Steinheuterode 298 geborene Johann FriedrichCordier ist 1818 als Gehilfe beim Buchdrucker Fleck in Sondershausenzu finden 299 . Er soll aber auch von 1813 bis 1815 als Kavallerist am Befreiungskriegteilgenommen haben <strong>und</strong> nach seiner Rückkehr in die <strong>Druck</strong>erei JohannMartin Dölle eingetreten sein 300 .Die <strong>Druck</strong>erei Cordier wurde am 5. Februar 1819 in Heiligenstadt gegründet.Johann Friedrich Cordier erwarb an diesem Tag für 500 Taler die <strong>Druck</strong>ereiin dem Hause Windische Gasse 206, die er zuvor für die Witwe Maria MargaretaDölle geleitet hatte 301 .297KRAMAN, 150 Jahre <strong>Verlag</strong>s- <strong>und</strong> <strong>Druck</strong>haus F. W. Cordier Heiligenstadt, S. 77.298DORN, Vom <strong>Druck</strong>erei- <strong>und</strong> Zeitungswesen im Eichsfeld, S. 74.299ANONYM, 140 Jahre <strong>Verlag</strong> F. W. Cordier, S. 353.300KRAMAN, 150 Jahre <strong>Verlag</strong>s- <strong>und</strong> <strong>Druck</strong>haus F. W. Cordier Heiligenstadt, S. 77.301OPFERMANN, 150 Jahre Dienst am Wort, S. 11.Kaufvertrag 1819.Sammlung: Franz Josef Cordier.


<strong>Druck</strong>er in Heiligenstadt · <strong>Druck</strong>erei Cordier339Franz Josef Cordier, 1951-1972Fanz Josef Cordier*1935Am 21. April 1951 starb im Alter von 63 Jahren LeonhardCordier, der den <strong>Verlag</strong> <strong>und</strong> die <strong>Druck</strong>erei durcheine wirtschaftlich <strong>und</strong> politisch schwere Zeit gelenkt<strong>und</strong> erhalten hatte. Zum ersten Mal seit Bestehen derFirma konnte jetzt nicht der Sohn dem Vater die Leitungdes Betriebes aus den Händen nehmen, da er dem Schulalternoch nicht entwachsen war. Daher übernahm dieGattin des Verstorbenen, Erna Cordier, die Leitung <strong>und</strong>führte fast ein Jahrzehnt hindurch das Geschäft, bis siees ihrem Sohn Franz Josef Cordier übergeben konnte,der 1960 als 5. in der Folge der Generationen die Leitungvon <strong>Verlag</strong> <strong>und</strong> <strong>Druck</strong>erei übernahm.Seit Bestehen des katholischen St. Benno-<strong>Verlag</strong>es in Leipzig 1947 erfolgte dieweitere Tätigkeit in enger Verbindung mit diesem. Es konnte eine ganze Reihevon Buchtiteln herausgegeben werden. Über den Rahmen dieser Zusammenarbeithinaus oblag dem Benno-<strong>Verlag</strong> die Herausgabe sämtlicher kirchenamtlicherVordrucke <strong>und</strong> Formulare für die katholische Kirche in der DDR. Eingroßer Teil der damaligen verlegerischen Tätigkeit lag auf dem so genanntennichtlizenzpflichtigen Sektor. In großer Zahlwurden <strong>Druck</strong>erzeugnisse herausgebracht,die den Bedürfnissen des katholischen Teilsder Bevölkerung in der DDR entsprachen <strong>und</strong>gern gekauft wurden 330 .Vom Januar 1955 an erschien die heimatk<strong>und</strong>licheSchriftenreihe „Eichfelder Pforte“,herausgegeben von den Kreisverbändendes Kulturb<strong>und</strong>es Worbis <strong>und</strong> Heiligenstadt.Aufgenommen wurden deren Veranstaltungsplansowie Abhandlungen aus dem aktuellenZeitgeschehen <strong>und</strong> der Geschichte des Eichsfeldes.Berichtet wurde auch über die Arbeitder Fachgruppen des Kulturb<strong>und</strong>es. Doch bereitsim Dezember 1956 verabschiedete sichdie Monatszeitschrift nach nur zwei Jahrenvon ihren Lesern 331 .Die Eichsfelder Pforte, 1955.Sammlung: Thomas T. Müller.330OPFERMANN, 150 Jahre Dienst am Wort, S. 18331MÜLLER, Thomas T., Eichsfelder Pressegeschichte (35), Eichsfelder Allgemeine, 17. März 2007.


350<strong>Druck</strong>er in Heiligenstadt · <strong>Druck</strong>erei CordierPlanschneider in der Buchbinderei. Sammlung: Heinz Scholle.Am 31. Juli 1990 endete das Arbeitsverhältnis des Betriebsleiters Heinz Scholle.In den folgenden Monaten der ungeklärten Eigentumsverhältnisse wurdezunächst ein kommissarischer Leiter bestellt, später kam der Sohn von FranzJosef Cordier, Bernhard Cordier, zunächst als Angestellter der VOB Unionhinzu. Heinz Scholle fungierte in dieser Zeit offiziell als Geschäftsführer, da ernoch unterschriftsberechtigt für die Konten des Betriebes war. 1991 ging derBetrieb dann endgültig wieder in das Eigentum der Familie Cordier über 340 .Bernhard Cordier, seit 1991Bernhard Cordier* 1963Seit 1991 wird das Unternehmen in sechster Generationwieder als Familienbetrieb geführt. Nach der Reprivatisierungfirmierte die Firma zunächst als „CordierSatz & <strong>Druck</strong>“. Ein Großteil der Mitarbeiter konnteübernommen werden. Es entstand ein moderner Dienstleistungsbetrieb,der Bleisatz wurde durch ein computergesteuertesFotosatzsystem ersetzt, neue Ein- <strong>und</strong>Mehrfarbenmaschinen im Offsetdruckmaschinenparkaufgestellt. Hergestellt werden seitdem Geschäftsdrucksachen,Broschüren, Informationsdrucke, Prospekte, Kataloge<strong>und</strong> vieles mehr für gewerbliche <strong>und</strong> öffentliche340SCHOLLE, Chronik des VOB Eichsfelddruck 1972-1990.


360<strong>Druck</strong>er in Worbis · <strong>Druck</strong>erei Knacker<strong>Druck</strong>erei <strong>und</strong> Zeitungsverlag Carl-August KnackerCarl-August Knacker, ca. 1830-1860Der Kreis Worbis ließ im Januar 1820 durch seinen ersten Landrat, DomänendirektorReiche, ein Kreiswochenblatt entstehen. Zunächst wurde diesesin Heiligenstadt bei „J. C. Dölle <strong>und</strong> C. Brunn“ gedruckt. Denn zu dieser Zeitwar in Worbis noch keine leistungsfähige <strong>Druck</strong>erei eingerichtet. Der ersteBand des Kreiswochenblattes hieß „Wochenblatt für den landrätlichen KreisWorbis“ <strong>und</strong> erschien wöchentlich einmal jeden Montag.Quelle: Eichsfelder Tageblatt, 1922. Stadtarchiv Heiligenstadt. Foto: Thomas T. Müller.Seit Januar 1834 erschien dieses Wochenblatt, das nur Verordnungen, Inserate<strong>und</strong> Unterhaltendes umfasste, als „Worbiser Kreis-Wochenblatt“ doppelt sogroß wie vorher <strong>und</strong> jetzt gedruckt von Carl-August Knacker.Knacker scheint der erste in Worbis ansässige Buch- <strong>und</strong> Steindrucker gewesenzu sein. In einer Anzeige vom 15. Januar 1834 machte er Werbung für


362<strong>Druck</strong>er in Worbis · <strong>Druck</strong>erei Guthe<strong>Druck</strong>erei <strong>und</strong> Zeitungsverlag Ludwig GutheLudwig Guthe, 1838-1859Im Januar 1838 gründete in Worbis der Buchdrucker Ludwig Guthe aus St.Andreasberg im Harz im Haus des Seilers Eberhardt eine zweite <strong>Druck</strong>erei<strong>und</strong> auch eine Buchhandlung.Im Juli 1841 gliederte Guthe seiner <strong>Druck</strong>erei <strong>und</strong> Buchhandlung noch eineBuchbinderei an, welche er in einer Anzeige vom 19. Juli 1841 bewarb.Da Carl-August Knacker den <strong>Druck</strong> des Kreisblattes kündigte, wurde dieservom 1. Januar 1839 an den Buchdrucker Guthe übertragen.Seit 1853 ließ Guthe das Kreisblatt zweimal wöchentlich, mittwochs <strong>und</strong>sonnabends, drucken. Von 1854 an erschien die Zeitung dann, wesentlichvergrößert, im großen Quartformat,in halben Bogen jetzt mitpolitischen Nachrichten, bekehrenden<strong>und</strong> unterhaltendenAufsätzen 361 .Ein weiterhin bekanntes WerkGuthes ist das „Reglement fürdie Zwangs-Arbeits-Anstalt zuWorbis“ von 1839 362 .In einer Anzeige kündigte Gutheam 8. Juli 1848 das Erscheineneines politischen Wochenblattesmit dem Titel „EichsfelderVolksblatt“ an. Doch schon imJanuar 1849 ging der <strong>Verlag</strong> dieserZeitung an die Cordier’scheBuchdruckerei in Heiligenstadtüber 363 . Die Redaktion hatte bereitsam Ende des Jahres 1848ihren Sitz in Heiligenstadt <strong>und</strong>wies am 20. Dezember 1848 inQuelle: Universitäts- <strong>und</strong> Landesbibliothek SachsenAnhalt in Halle (Saale), Signatur: AB 36 10/h, 52.361ANONYM, 100 Jahre Worbiser Kreisblatt.362Ein Exemplar des Werkes befindet sich im „Gülden-Creutz Museum“ in Worbis. Näher Beschrieben wurdees in einem Aufsatz in Eichsfelder Heimathefte 14, Heft 3 (1974), S. 229-264.363ANONYM, 100 Jahre Worbiser Kreisblatt.


372<strong>Druck</strong>er in Dingelstädt · <strong>Druck</strong>erei Schwerdt<strong>Druck</strong>erei Christian SchwerdtChristian Schwerdt, 1879-1937Christian Schwerdt gründete am 29. September1879 das Geschäft „C. Schwerdt“ als Papierhandlung,Tapetenlager, Buchdruckerei<strong>und</strong> Spielwarenhandel. Dazu gehörte auchvon Anfang an die Kartonagefabrikation. Erwurde am 1. November 1855 in Dingelstädtgeboren, hatte in Berlin Buchbinder gelernt<strong>und</strong> später wohl auch den Meistertitel einesBuchdruckers erhalten. Die Produktion der<strong>Druck</strong>erei ging jedoch nie über Broschüren,Geschäftspapiere oder Kranzschleifen hinaus379 .Es konnte nur ein Buch gef<strong>und</strong>en werden,das mit Sicherheit dieser Offizin entstammt,nämlich Bernhard Weinrichs „Anleitung zumBeten des Rosenkranzes in der Kriegszeit“aus dem Jahr 1915 380 .In einem Kalender der Firma von 1935 gibtChristian Schwerdt ausführlich Auskunftüber die ganze Bandbreite seines Angebots indieser Zeit. Die Buchdruckerei, Kartonagefabrik<strong>und</strong> Buchbinderei mit Buch-, Papier- <strong>und</strong>Schreibwarenhandlung, Bürobedarf, Stempel<strong>und</strong> Tapetenhandlung „C. Schwerdt“, in derdamals in Adolf-Hitler-Straße 1 <strong>und</strong> 2 umbenannten Mühlhäuser Straße inDingelstädt, bot sämtliche <strong>Druck</strong>sachen für Handel <strong>und</strong> Gewerbe, Behörden,Private <strong>und</strong> Vereine, Totenbriefe <strong>und</strong> Trauerbilder innerhalb von zwei St<strong>und</strong>ensowie Versandkartons <strong>und</strong> Faltschachteln für alle Zwecke <strong>und</strong> in allen Größen,roh <strong>und</strong> überzogen, sämtlichen Schulbedarf, Büroartikel <strong>und</strong> -utensilien 381 .In den Jahren 1936/37 erfolgte ein großer Umbau der Gebäude, wodurch vorallem die Geschäftsräume des Ladens vergrößert wurden.379Informationen von Ursula Kirchberg, Enkelin von Christian Schwerdt.380Online-Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig, http://www.d-nb.de.381Informationen aus einer Kopie des Kalenders von 1935 im Besitz von Ursula Kirchberg.


378<strong>Druck</strong>er in Dingelstädt · <strong>Druck</strong>erei Heinevetter<strong>Druck</strong>erei, <strong>Verlag</strong> <strong>und</strong> Zeitungsverlag Josef HeinevetterJosef Heinevetter sen., 1907-1952Josef Heinevetter sen.1882-1952Josef Heinevetter wurde am 3. September 1882 in Dingelstädtgeboren. Er besuchte die dortige Volksschule,wandte sich dann dem Buchdruckerhandwerk zu <strong>und</strong>begann eine Lehre bei der Dingelstädter Firma Schmidt& Thelow. Als die Firma nach Gotha verlegt wurde,ging er mit <strong>und</strong> beendete dort seine Lehre. Danach warer zur weiteren Ausbildung in verschiedenen <strong>Druck</strong>ereienNord- <strong>und</strong> Mitteldeutschlands tätig <strong>und</strong> zuletztBetriebsleiter beim „Göttinger Tageblatt“. Er eignetesich die zeitungstechnischen Kenntnisse an <strong>und</strong> wurdeLokalschriftleiter des Blattes. Er sollte in das Unternehmender Gründer des „Göttinger Tageblattes“ Gustav<strong>und</strong> Karl Wurm, einheiraten. Da er sich aber mit derAbsicht trug in Dingelstädt eine eigene Zeitung zu gründen, kam die geplanteHochzeit nicht zu stande.1907 kehrte Josef Heinevetter nach Dingelstädt zurück <strong>und</strong> gründete zusammenmit seinem Kompagnon Heinrich Eckhardt die „Eichsfelder Volkszeitung“.Gedruckt wurde das Blatt zunächst „Auf dem Plan“, das Haus gehörtespäter der Firma Werkmeister. Dann verlegte man die <strong>Druck</strong>erei in die SilberhäuserStraße. 1912 kaufte Heinevetter ein Haus in der Mühlhäuser Straße,in dem die <strong>Druck</strong>erei bis zu ihrer Schließung verblieb.1914 wurden Heinevetter <strong>und</strong> Eckhardt zum Kriegsdienst eingezogen. WährendHeinrich Eckhardt fiel, kehrte Josef Heinevetter ges<strong>und</strong> aus dem ErstenWeltkrieg zurück. In den Kriegsjahren <strong>und</strong> der Abwesenheit ihres Mannesführte Elisabeth Heinevetter geborene Schlothauer die Zeitung <strong>und</strong> die <strong>Druck</strong>ereiweiter. Die Ehe war am 24. Mai 1909 geschlossen worden, aus ihrgingen vier gemeinsame Kinder hervor.Nach seiner Rückkehr aus dem Krieg wurde Josef Heinevetter nun alleinigerInhaber der <strong>Druck</strong>erei. Mit größtem Fleiß <strong>und</strong> besonderer Umsicht verstander es, <strong>Druck</strong>erei <strong>und</strong> Zeitung stetig zu vergrößern. In den Jahren 1928-30wurden viele Erweiterungen <strong>und</strong> Verbesserungen im Betrieb vorgenommen,vor allem moderne Maschinen gekauft. Bei der Gründung der Buchdruckerei1907 waren nur Maschinen mit Handbetrieb vorhanden.Josef Heinevetter bekleidete während seiner Tätigkeit in Dingelstädt eine Reiheöffentlicher Ämter. So gehörte er lange Jahre dem Kreistag, dem Kreisaus-


388<strong>Druck</strong>er in Leinefelde · <strong>Druck</strong>erei Hartleb<strong>Druck</strong>erei Otto HartlebOtto Hartleb, 1906-1916In Leinefelde gründete vermutlich 1906 Otto Hartleb eine <strong>Druck</strong>erei in derHalle-Kasseler-Straße, der heutigen Heiligenstädter-Straße. Gedruckt wurdenhier bis zum Tod von Otto Hartleb (1916) Akzidenzien, Geschäftspapiere <strong>und</strong>Karten 407 .Gebäude Hartleb. Sammlung: Thea Hupach.407Informationen von Frau Thea Hupach, Witwe von Andreas Hupach.


Literaturverzeichnis397LiteraturverzeichnisBenzing, Josef: Buchdrucker des 16. <strong>und</strong> 17. Jahrh<strong>und</strong>erts im deutschen Sprachgebiet,2. Auflage, Wiesbaden 1982.Bigmore, E. C.; Wyman, C. W. H.: A bibliography of printing, S. 230-234, London1884.Blaschke, Herbert: Das Heimatmuseum in Duderstadt, in: Die Goldene Mark 20 (1969),S. 3.Bödeker, Bert; <strong>Mecke</strong>, Helmut: 100 Jahre <strong>Mecke</strong> Duderstadt, Duderstadt 2001.Dieck, Josef: Ein Duderstädter Künstler aus dem 16. Jahrh<strong>und</strong>ert, in: Die GoldeneMark 6 (1955), S. 26-28.Ders.: Der Duderstädter Inkunabeldrucker Albrecht Kunne. Sein Leben <strong>und</strong> seine Werke,in: Die Goldene Mark 15 (1964), S. 1-24.Dorn, Martin: Vom <strong>Druck</strong>erei- <strong>und</strong> Zeitungswesen im Eichsfeld, in: Thüringer Heimatkalender17 (1974), S. 72-74.Dölle, Johann Christoph: Bekanntmachungen, in: Departements-Blatt Nr. 91, 13. November1811, Standort Stadtarchiv Heiligenstadt.Dölle, Johann Martin: Bekanntmachungen, in: Departements-Blatt Nr. 91, 13. November1811, Standort Stadtarchiv Heiligenstadt.Fahlbusch, Otto: Göttinger Buchdruckereien <strong>und</strong> Verleger bis an den Anfang des 19.Jahrh<strong>und</strong>erts, in: Veröffentlichungen des Geschichtsvereins für Göttingen <strong>und</strong> Umgebung,Nr. 4 (1941), S. 47-58.Gerlach, Gustav: Kalender 1928, gedruckt in der Firma „Gustav Gerlach“ mit einemBeitrag zu ihrem 50. Jubiläum, Duderstadt 1927.Golland, Elmar: Zur Geschichte des Vereins für Eichsfeldische Heimatk<strong>und</strong>e (1906-1943) in: Eichsfeld-Jahrbuch, 14. Jahrgang, 2006, 100 Jahre Verein für EichsfeldischeHeimatk<strong>und</strong>e, S. 7-89.Guthe, Ludwig: Anzeige, in: Worbiser Kreisblatt, 6. Januar 1849, Standort KreisarchivHeiligenstadt.Huhnstock, Franz: Ein Päckchen Humor, gesammelt von Ewald Holbein, Duderstadt2000.Keseling, Theodor: Museumsverein Duderstadt, in: Unser Eichsfeld 25 (1930), S. 114.Knieb, Philip: Buchdruckerei zu Duderstadt, in: Unser Eichsfeld 7 (1912), S. 192.Köckritz, Monika: Neue Technik im Museum, in: TLZ Eichsfelder Tageblatt, 20. Februar1992.Kraman, Maria: 150 Jahre <strong>Verlag</strong>s- <strong>und</strong> <strong>Druck</strong>haus F. W. Cordier Heiligenstadt, in:Eichsfelder Heimathefte 9 (1969), S. 77-80.Ders.: Josef Heinevetter, unveröffentlichte Kurzbiographie für Dr. Gisela Frommhold,1960.Krause, Friedhilde; Marwinski, Felicitas: Handbuch der historischen Buchbestände inDeutschland, Band 20, Thüringen: H-R, Hildesheim 1999.Kretzschmar, Richard: Neues von Duderstädter Buchdruckern des 17. <strong>und</strong> 18. Jahrh<strong>und</strong>erts,in: Unser Eichsfeld 35 (1940), S. 162-177.


400Gesamtprivilegdes Mainzer ErzbischofsWir Philipp Carl, von Gottes Gnaden, Erzbischof von Mainz, tun k<strong>und</strong>: DerBürger <strong>und</strong> Buchdrucker Johann Andreas Christmann aus Duderstadt hatuns berichtet, dass das von unseren Vorgängern am Erzstift Mainz für seinenVorgänger in der dortigen <strong>Druck</strong>erei, Johann Jobst Hunoldt, ausgestellte <strong>und</strong>mehrmals auf einige Jahre verlängerte <strong>Druck</strong>privileg für ein katholisches Gesangbuchausgelaufen ist. Die damals gedruckten Auflagen sind größtenteilsverschlissen <strong>und</strong> er habe deshalb vor, das vorgenannte Gesangbuch wiederneu aufzulegen. Der Nachdruck könnte ihm allerdings erhebliche Kosten einbringen.Darum bat er uns, ihm das vorgenannte Privileg auf weitere zehnJahre zu erteilen <strong>und</strong> auf seine Person zu erweitern. Wir haben diese an unsgerichtete Bitte geprüft <strong>und</strong> dem bittenden Johann Andreas Christmann <strong>und</strong>seinen Erben das vorgenannte Privileg über das in unserem Land übliche katholischeGesangbuch erneuert <strong>und</strong> auf die zehn folgenden Jahre erteilt, so dasser dieses Gesangbuch also erneut drucken <strong>und</strong> verkaufen darf. Niemand außerihm <strong>und</strong> seinen Erben darf dieses Buch nachdrucken, kopieren oder handeln,weder die älteren noch die neueren Auflagen, unter Androhung einer Strafe voneinh<strong>und</strong>ert Reichstalern <strong>und</strong> der Einziehung der unberechtigt angefertigtenExemplare. Des weiteren verleihen wir ihm die Freiheit <strong>und</strong> Gewalt sich aller,nach diesem kurfürstlichen Privileg unrechtmäßigen <strong>und</strong> ihm zu Nachteil <strong>und</strong>Schaden nachgedruckten Exemplare, eigens zu bemächtigen, oder dies mit sofortzu erteilender obrigkeitlicher Hilfe <strong>und</strong> Unterstützung zu tun. Außerdembefehlen wir allen unseren Ober- <strong>und</strong> Unterbeamten, Schultheißen, Gerichten<strong>und</strong> anderen Befehlshabern, dass sie Johann Andreas Christmann <strong>und</strong> seineErben, aufgr<strong>und</strong> der von uns erteilten Bewilligungen, auf seine <strong>und</strong> ihre Nachfragehin, schützen <strong>und</strong> helfen. Gegeben in Mainz, am 20. Januar, 1734.Philipp Carl, Erzbischof von Mainz(Stelle des Siegels)Textübertragung des auf Seite 2 wiedergegebenen Auszug des <strong>Druck</strong>privilegs der 19. Auflagedes Duderstädter Gesangbuchs von 1734.

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