16Meine Begegnung mit dem MillionärDas ist viele Jahrzehnte her, da saßmir in dem Büro der Speditionsfirmain der ich arbeitete, ein Kunde gegenüber.Ein Holländer, der schon rechtalt war, für mich als jungen Menschensogar: uralt!Es war <strong>Winter</strong>. Der Ofen in unseremBüro strahlte gemütliche Wärme ausund von draußen schaute ein trüberTag herein.Das winterliche Wetter war auch derGrund, weshalb der Holländer mirgegenüber saß. Er war ein reicherGeschäftsmann, der sich hier bei unsim schönen Bad Harzburg zur Ruhesetzen wollte und dazu eine Villa hocham Berge, in einem schönen Parkgelegen, gekauft hatte. Dort wollte ereinziehen! – Das ging jedoch nicht soohne Weiteres, denn wie gesagt, eswar <strong>Winter</strong> und es lag Schnee und dieStraßen zur am Berghang gelegenenVilla waren vereist, so dass der großeMöbelwagen aus Holland nicht hinaufkam.Also wurde die gesamte Einrichtungin unserer Firma eingelagert. Einschöner Auftrag für uns, der mirFreude machte.Nun, nachdem einige Tage vergangenwaren, saß der reiche alte Holländerbei mir und sagte: "Wann endlichkönnt ihr meine Möbel nach oben inmein Haus bringen? Wann endlichkann ich einziehen?" Dieser alte Mannwar mir vom ersten Augenblick ansehr sympathisch. Trotz seines Altersund Reichtums sehr unkompliziert undgeradeheraus. Ich aber konnte ihmtrotzdem nicht helfen, denn die Anfahrtzu seinem Grundstück war immernoch vereist.Damals wurden bei uns die Straßennoch nicht so radikal von Schnee undEis geräumt wie heutzutage. Alsomusste ich antworten: "Ich weiß esnicht, solange die Glätte anhält gehtdas nicht." Dann fügte ich hinzu:"Aber es wird doch wohl auch nicht soeilig sein, die Möbel sind doch bei unsgut aufgehoben." Er stützte sich aufseinen Stock, beugte sich vor, mir zuund antwortete: "Für Sie junger Mannist es nicht eilig, Sie sind noch jung.Aber ich, ich bin alt, für mich ist eseilig!" Diese Antwort hat mich tiefbeeindruckt, so dass ich sie bis heutenicht vergessen habe. – Ich bin alt,für mich ist es eilig! –Eines Tages konnten wir dann dasGrundstück wieder erreichen undunsere Fahrzeuge brachten das Umzugsgutzur Villa hinauf. Dabei lernteich die Frau des alten Holländers kennen.Sie war Jahrzehnte jünger als ihrMann, war seine zweite Frau, die er,als schon alter Witwer, geheiratethatte. Sie war sehr gepflegt, ganzDame und genauso offen und sympathischwie ihr alter Mann. Im Laufeunseres geschäftlichen Gesprächeswurde sie persönlich und erklärte mir:"Es ist nicht so, wie viele von mirdenken: sie hat den alten Mann nurwegen seines Geldes geheiratet, damitsie, wenn er bald stirbt, alles erbenkann. Nein, wir haben ganz alleinaus persönlicher Zuneigung geheiratetund sind glücklich zusammen, er undganz bestimmt auch ich."Der alte Holländer lebte noch vieleJahre zusammen mit seiner jungenFrau in seinem schönen Haus in unsererkleinen Stadt. Gott schenkte ihmein glückliches Alter nach einem erfülltenLeben.Günter Beckröge
Kirchenräume zum Sprechen bringen„Alles hat seine Zeit, allesVorhaben hat seine Stunde.“(Prediger Salomo 3,1)Wenn wir auf die Suche gehen, findenwir in der <strong>Schlewecke</strong>r Kirche ganzunterschiedliche Zeitmesser. Von derSanduhr aus dem 18. Jahrhundert biszur digitalen Zeitschaltuhr aus derNeuzeit. Alle erfüllen den Zweck,unseren Tagesablauf verlässlicheinzuteilen.Neben der Kanzel ist eine Sanduhrangebracht. Auf den Stundengläsernist die Zeiteinteilungvon einer Viertelstunde,einer halbenStunde, einerdreiviertel Stundeund einer vollenStunde zu lesen.Das diente wohlauch zum Beweiseiner angemessenenPredigtlänge.Oft haben wir das Gefühl, unsereLebenszeit verrinnt ebenso schnell wieder feine Quarzsand in denGlaskolben. Auf dem Epitaph wird dasdurch den Engel auch so dargestellt.Im Jahr 1873 gab es einen Erlass,dass an öffentlichen Gebäuden eineUhr anzubringen ist. In dem armenBauerndorf <strong>Schlewecke</strong> war das dieKirche.Die Turmuhrwurde bis1967 von demmechanischenUhrwerk derFirma Weulebetrieben.Danachstand es 43Jahre langungenutztauf demKirchendachbodenund ist seitdem 10.10.2010 alsbesonderesAnschauungsobjektim Kirchenraumzubetrachten.Heutefunktionieren dieUhr und dasLäutewerkelektronisch,dafür haben dieehemaligen KirchenvorsteherAlbert Ahäuserund GerdBorchers in somancher Stundegesorgt.Wir sehen, es gibt viele Möglichkeitendie Zeit zu messen.Aber unsere Zeit steht allein in GottesHänden.Ingrid Zanchetta17