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Hämochromatose (hereditäre, «primäre» Hämochromatose)

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PRAXIS Continuous Medical Education Praxis 2007; 96: 2029–2036 2032<strong>Hämochromatose</strong> (<strong>hereditäre</strong>, <strong>«primäre»</strong> <strong>Hämochromatose</strong>)Diagnosekriterien/Pathophysiologie/DifferentialdiagnoseDiagnosekriterienDie hier besprochenen Diagnosekriterien beziehen sich aufeine «manifeste» <strong>hereditäre</strong> <strong>Hämochromatose</strong>.1. Transferrinsättigung 60% bei Männern, 50% bei Frauen:Bei jüngeren Patienten mit <strong>hereditäre</strong>r <strong>Hämochromatose</strong> kanndie Transferrinsättigung schon erhöht sein, das Ferritin abernoch normal. Die Bestimmung der Transferrinsättigung ist nahrungsabhängigund einem starken zirkadianen Rhythmus unterworfen.Meist ist das Eisen aber bei Patienten mit <strong>hereditäre</strong>r <strong>Hämochromatose</strong>über der Norm ( 28 µmol/l) und das Transferrinunter der Norm ( 25 µmol/l). Die Transferrinsättigungkann leicht aus Eisen und Transferrin berechnet werden = Eisen 0.5 / Transferrin (da 2 Eisenmoleküle an 1 Transferrinmolekülbinden).2. Serumferritin-Erhöhung 300 µg/l bei Männern, 200 µg/lbei Frauen: Widerspiegelt den Eisenspeicher. Da es aber auch einAkutphasenprotein ist, kann es z.B. bei Entzündungen oder Neoplasienerhöht sein. Deshalb sollte unbedingt CRP mitbestimmtwerden. Ebenfalls kann eine starke Hämolyse (Freisetzung vonFerritin der Erythrozyten) zu einem erhöhten Serumferritin führen.3. Leberwerte: Typischerweise zeigen Patienten mit <strong>hereditäre</strong>r<strong>Hämochromatose</strong> mit Eisenüberladung eine Transaminasenerhöhung(meist isolierte ALT-Erhöhung).4. Genotypenbestimmung: HFE-Mutation C282Y und H63D.Ohne klinische und laborchemische Anhaltspunkte für eine sekundäreUrsache einer Eisenüberladung (z.B. Thalassämie, vgl.Differentialdiagnose unten) sollte die HFE-Mutation bestimmtwerden.C282Y homozygot (C282Y/C282Y): In ca. 86% der Patienten(Schweizer Bevölkerung) mit <strong>hereditäre</strong>r <strong>Hämochromatose</strong>nachweisbar. Bei erhöhten Eisenparameter und C282Y-Homozygotieist die Diagnose gesichert.C282Y heterozygot und H63D heterozygot (= Compound Heterozygotie):In ca. 4% der Patienten (Schweizer Bevölkerung) mit <strong>hereditäre</strong>r<strong>Hämochromatose</strong> nachweisbar. Die Eisenüberladung indiesen Patienten ist aber meist milder.Andere HFE-Genmutation-Konstellationen: H63D homozygotund C282Y wildtyp / C282Y heterozygot und H63D wildtyp /C282Y wildtyp und H63D heterozygot: Wird selten (wenige Prozente)auch bei Patienten mit <strong>hereditäre</strong>r <strong>Hämochromatose</strong> gefunden,es ist aber unklar, ob diese Mutationskonstellationen perse zu einer Eisenüberladung führen. Man geht eher davon aus,dass andere Genmutationen allenfalls bei diesen Patienten eineRolle spielen.5. Leberbiopsie: Mit der Leberbiopsie kann die tatsächliche Eisenmengein der Leber mittels Eisenfärbung mikroskopisch undmittels Bestimmung der Eisenkonzentration im entnommenenLeberbiopsiezylinder biochemisch beurteilt werden. Bei Patientenmit <strong>hereditäre</strong>r <strong>Hämochromatose</strong> mit Ferritinwerten über 1000µg/l und erhöhten Transaminasen ist eine Leberbiopsie zu erwägen,um den Fibrosegrad zu bestimmen, da bei ausgeprägter Fibroseoder Zirrhose das HCC-Risiko deutlich erhöht ist und engmaschigeUltraschall- und Alpha1-Feto-Protein-Untersuchungen(AFP) nötig sind. Bei Patienten ohne homozygote oder CompoundHFE-Genmutation und Verdacht auf Eisenüberladungsollte zur Diagnosesicherung eine Leberbiopsie durchgeführtwerden.6. Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie(MRI): Bei Kontraindikation für eine Leberbiopsie und Unsicherheitbezüglich der Diagnose einer Eisenüberladung kann eineCT des Abdomens (hyperdense Leber), vorzugsweise aber MRIder Leber (hypointense Leber) in Erwägung gezogen werden.PathophysiologieDie übliche Eisenmenge pro Tag in der (ausgewogenen) Nahrungbeträgt zirka 1–2 mg Häm-Eisen (Fleisch) und 10–15 mg nicht-Häm-Eisen (z.B. Eisensalze). Davon werden pro Tag ca. 1 mgbeim Mann und 1.5 mg bei der Frau absorbiert, was den täglichenEisen-Verlust (Darmepithel, Haut, Schweiss, Urin) ausgleicht.Bei Patienten mit <strong>hereditäre</strong>r <strong>Hämochromatose</strong> jedochwerden bis zu 2–4 mg pro Tag aufgenommen (je nach Penetranzder Erkrankung), was somit zur progressiven Eisenüberladungführt. Bei der Aufnahme des Eisens im Duodenum/Jejunumspielen eine Vielzahl von Regulationsproteinen eine Rolle. DieFunktion des HFE-Proteins ist diesbezüglich noch nicht ganzklar. Das HFG-Gen liegt in der Membran der Darmzelle indirekter Nachbarschaft zum Transferrinrezeptor, scheint eineSensing-Funktion zu haben und informiert die Eisen-absorbierendeDarmzelle über das Körpereisen. Die C282Y- und H63D-Mutationen (s.u.) führen zu verminderter/fehlender Expressiondieses HFE-Proteins auf der Membranoberfläche, sodass die Eisen-absorbierendeDarmzelle von einem tiefen Körpereisen aus-

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