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Das Baby im Arm – die Zukunft in der Hand - Amie

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| Migros-Magaz<strong>in</strong> | Nr. 47, 21. November 2011 | leben | familie| 83<strong>Das</strong> <strong>Baby</strong> <strong>im</strong> <strong>Arm</strong>,<strong>die</strong> <strong>Zukunft</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Hand</strong>Wer früh Mutter wird, verpasst oft den E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong>s Erwerbsleben. Mit Hilfe des Projekts <strong>Amie</strong>schaffen Frauen wie Daniela Dubach o<strong>der</strong> Esmaidelyn Nuñez den Sprung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Beruf,mit dem sie ihren Lebensunterhalt bestreiten können und <strong>der</strong> ihnen auch noch Freude macht.Esmaidelyn Nuñez (22) war 17 Jahrealt und mitten <strong>in</strong> ihrem ersten Praktikumals Pflegeassistent<strong>in</strong>, als ihrFrauenarzt be<strong>im</strong> rout<strong>in</strong>emässigen Abtasten<strong>der</strong> Gebärmutter sagte: «Da istetwas dr<strong>in</strong>.» Den Rest habe sie nichtmehr mitbekommen, sagt <strong>die</strong> Basler<strong>in</strong>.Nach dem ersten Schock über <strong>die</strong>Schwangerschaft freuten sich <strong>die</strong> jungeFrau und ihr damals 19-jähriger Freundauf das <strong>Baby</strong>. Die beiden suchten nache<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen Wohnung und bildetendrei Jahre lang e<strong>in</strong>e zufriedeneKle<strong>in</strong>familie. <strong>Das</strong> E<strong>in</strong>kommen des jungenVaters als selbständiger Gastrounternehmerreichte knapp zum Leben.«Doch vor an<strong>der</strong>thalb Jahren hat er unsverlassen», erzählt Esmaidelyn. Ihr geme<strong>in</strong>samerSohn Marquis ist heute vier,und se<strong>in</strong>e alle<strong>in</strong>erziehende Mutter machte<strong>in</strong>e Berufslehre als Büroassistent<strong>in</strong>.Je<strong>der</strong> Tag ist e<strong>in</strong>e Zerreissprobe.K<strong>in</strong>d, Arbeit, Schule!Esmaidelyn legt ihren Blazer ab undsetzt sich müde an den Tisch. Seit sie <strong>im</strong>August <strong>die</strong> Lehre <strong>in</strong>e<strong>in</strong>em Basler Fotostudiobegonnen hat,ist ihr Alltag tägliche<strong>in</strong> Kraftakt. Dreie<strong>in</strong>halbTage arbeitet sie,e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>halb Tage proWoche besucht sie<strong>die</strong> <strong>Hand</strong>elsschule.Frühmorgens br<strong>in</strong>gtsie ihren Sohn Marquis<strong>in</strong>s Tageshe<strong>im</strong> und eilt zur Arbeit.Nach e<strong>in</strong>em langen Tag <strong>im</strong> Büro holt sieden Vierjährigen ab, bereitet das Abendessenzu und spielt mit dem K<strong>in</strong>d. WennMarquis <strong>im</strong> Bett liegt, fängt <strong>die</strong> Nachtarbeitan: Esmaidelyn büffelt für <strong>die</strong> Prüfungen,manchmal bis Mitternacht. «Ichb<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e starke Person», sagt sie, «aberich b<strong>in</strong> schon extrem erschöpft. Manch-mal frage ich mich, warum ich mir dasantue.»Esmaidelyns Mutter zog kurz nach <strong>der</strong>Geburt ihres Enkels zurück <strong>in</strong> <strong>die</strong> Dom<strong>in</strong>ikanischeRepublik, ihr Herkunftsland.Esmaidelyn pendelte fortan zwischen<strong>der</strong> Karibik und <strong>der</strong> Schweiz, lebte jeweilse<strong>in</strong> paar Monate <strong>in</strong> <strong>der</strong> Dom<strong>in</strong>ikanischenRepublik und e<strong>in</strong> paar Monate <strong>in</strong>Basel. Dann hatte sie plötzlich genugvom Nichtstun. «Drei Jahre lang habe ichnur W<strong>in</strong>deln gewechselt, während an<strong>der</strong>ee<strong>in</strong>e Lehre machten und arbeiteten»,sagt Esmaidelyn. «Ich hatte genugdavon, als faule junge Mutter zu gelten.Ich wollte festen Boden unter den Füssenund me<strong>in</strong> Leben <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Hand</strong> nehmen.»«Ich hatte genugdavon, als fauleMutter zu gelten.»Esmaidelyn Nuñez (22)Also zog sie def<strong>in</strong>itiv zurück <strong>in</strong> <strong>die</strong>Schweiz, meldete sich bei <strong>der</strong> Sozialhilfean und entdeckte dort e<strong>in</strong> Informationsplakatvon <strong>Amie</strong>. «<strong>Amie</strong> war me<strong>in</strong>e letzteChance.» Während des e<strong>in</strong>jährigen<strong>Amie</strong>-Kurses frischte Esmaidelyn ihrSchulwissen auf, erhielt Unterstützungbei <strong>der</strong> Lehrstellensuche und e<strong>in</strong>en Krippenplatzfür ihren Sohn.Nach 15 Absagen hat EsmaidelynNuñez e<strong>in</strong>e Lehrstelle bekommenIn Gruppengesprächen mit den an<strong>der</strong>enTeilnehmer<strong>in</strong>nen setzte sie sich mit ihrerSituation ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong> und sprach mit<strong>der</strong> Familientherapeut<strong>in</strong> L<strong>in</strong>da Altherrüber Erziehungsthemen. Ausserdem<strong>Amie</strong> ‒ e<strong>in</strong> Basler Projekt mitnationaler AusstrahlungSeit 2007 ermöglicht das Projekt <strong>Amie</strong> <strong>in</strong> Baseljungen Müttern, <strong>die</strong> von <strong>der</strong> Sozialhilfe abhängigs<strong>in</strong>d und kaum familiäre Unterstützunghaben, den E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong>s Berufsleben. Der Kursdauert e<strong>in</strong> Jahr und bietet Bewerbungstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g,Berufsberatung, Auffrischungdes Schulstoffs sowie Unterstützung <strong>in</strong>Erziehungs fragen. Die Frauen erhalten be<strong>im</strong>Basler Frauenvere<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Krippenplatz für ihreK<strong>in</strong><strong>der</strong> und werden während <strong>der</strong> Berufslehre<strong>in</strong>dividuell weiterbegleitet. Da <strong>der</strong> Kurs vomSozialamt bezahlt wird, steht er nur Sozialhilfebeziehenden Müttern offen. <strong>Das</strong> soll sich dankdem engagement von Stiftungen bald än<strong>der</strong>n.bisher hat <strong>Amie</strong> 64 Frauen zwischen 16 und 26Jahren begleitet. Im Sommer 2011 haben <strong>die</strong>ersten Frauen e<strong>in</strong>e Lehre abgeschlossen undden Absprung aus <strong>der</strong> Sozialhilfegeschafft. <strong>Das</strong> Projekt soll schweizweit Schulemachen. Anfang 2012 lanciert das SchweizerischeArbeiterhilfswerk «<strong>Amie</strong> Zürich». AnfangNovember diskutierten Schweizer Sozialhilfe-stellen an e<strong>in</strong>er Fachtagung <strong>in</strong> Basel übermöglichkeiten, mehr junge Mütter zu erreichen.www.amie-basel.chwww.sah-zh.chFamilientherapeut<strong>in</strong> L<strong>in</strong>da Altherr diskutiertmit jungen Müttern über Erziehung.


| Migros-Magaz<strong>in</strong> | Nr. 47, 21. November 2011 | leben | familie| 85wurde <strong>die</strong> junge Mutter ausgebildet zurFachfrau <strong>in</strong> sexueller Gesundheit. IhrWissen gab sie an Schulen <strong>im</strong> Aufklärungsunterrichtweiter.Esmaidelyn lebt noch <strong>im</strong>mer von <strong>der</strong>Sozialhilfe, doch sie hofft auf baldigeAblösung: Ihr Antrag auf Stipen<strong>die</strong>n ist<strong>in</strong> Bearbeitung. Der Vater von Marquisweigert sich bisher, Al<strong>im</strong>ente zu bezahlen.Seit über e<strong>in</strong>em Monat hat er se<strong>in</strong>enSohn nicht mehr gesehen. «Er ist e<strong>in</strong>liebevoller Vater, aber er kommt undgeht, wann er will», sagt Esmaidelyn.Zum Glück ist ihr neuer Freund e<strong>in</strong>egrosse Unterstützung.15 Absagen hat sie bekommen, bevorsie endlich <strong>die</strong> Zusage für e<strong>in</strong>e Lehrstelleals Büroassistent<strong>in</strong> erhielt. Die Arbeit<strong>im</strong> Fotostudio gefällt ihr, sie darf ihrenChef <strong>im</strong>mer wie<strong>der</strong> auf Shoot<strong>in</strong>gs begleiten.«Ich habe <strong>die</strong> halbe Schweizkennengelernt», schwärmt sie. In <strong>der</strong>Berufsschule fühlt sich Esmaidelynwohl, sie geniesst <strong>die</strong> Anerkennung ihrerMitschüler, wenn <strong>die</strong>se fragen: «Was, dubist Mami?» Zu Marquis’ viertem Geburtstaghat <strong>die</strong> Klasse Geld gesammeltund dem Kle<strong>in</strong>en e<strong>in</strong> Geburtstagsgeschenkgemacht. «Ich habe fast gewe<strong>in</strong>tvor Rührung», erzählt sie. Sie werde vonihrem Umfeld viel respektvoller behandelt,seit sie e<strong>in</strong>e Lehre angefangen habe.«Ich habe allen gezeigt, dass es dochgeht. Ich möchte an<strong>der</strong>e junge Müttermotivieren und e<strong>in</strong> Vorbild se<strong>in</strong>.»Ivan war e<strong>in</strong> Wendepunkt<strong>in</strong> Katja Dom<strong>in</strong>kovics LebenKatja Dom<strong>in</strong>kovic (16) wirkt wie e<strong>in</strong>schüchternes, erschöpftes Mädchen, alssie <strong>die</strong> Tür öffnet. Während zwei Stundenhat sie versucht, ihren Sohn <strong>in</strong> denSchlaf zu wiegen. Doch Ivan hatte an<strong>der</strong>es<strong>im</strong> S<strong>in</strong>n. <strong>Das</strong> fünf Monate alte <strong>Baby</strong>liegt auf dem roten Sofa <strong>im</strong> Wohnz<strong>im</strong>mer,betrachtet mit wachen Augen <strong>die</strong>Welt und lacht.Katja war 15 Jahre alt, als sie erfuhr,dass sie von ihrem damals 18-jährigenFreund schwanger war. Zwei Monate zuvorhatte sie <strong>die</strong> Schule abgeschlossenund freute sich auf e<strong>in</strong>en lange geplantenSprachaufenthalt <strong>in</strong> Spanien. «Es warzuerst e<strong>in</strong> Schock», sagt <strong>die</strong> Basler<strong>in</strong> mitkroatischen Wurzeln. Aus Angst vor <strong>der</strong>Reaktion ihrer Eltern, <strong>die</strong> seit Katjaszweitem Lebensjahr getrennt s<strong>in</strong>d, weihtesie als Erstes das Amt für K<strong>in</strong><strong>der</strong> undJugendschutz e<strong>in</strong>. Dieses organisierte e<strong>in</strong>E<strong>in</strong>mal pro Wochetreffen sich <strong>die</strong>jungen Mütter von<strong>Amie</strong>, um sichauszutauschen.Die K<strong>in</strong><strong>der</strong> s<strong>in</strong>dauch dabei.AnzeigeSie sehen 1 Prozent Sprachkultur, präsentiert vom Migros-Kulturprozent.Dies ist nur e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Teil aus e<strong>in</strong>em Russisch-Sprachkurs <strong>der</strong> Klubschule Migros. Und <strong>die</strong>se wie<strong>der</strong>um ist nure<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Teil von ganz vielen Engagements <strong>in</strong> den Bereichen Kultur, Gesellschaft, Bildung, Freizeit und Wirtschaft.Die ganze Welt des Migros-Kulturprozent entdecken Sie auf www.migros-kulturprozent.ch


| Migros-Magaz<strong>in</strong> | Nr. 47, 21. November 2011 | leben | familie| 87Treffen mit Katjas Mutter. Heute teilensich Katja und ihre Mutter e<strong>in</strong>e Dreiz<strong>im</strong>merwohnung.Katja schläft <strong>im</strong> <strong>Baby</strong>z<strong>im</strong>merauf dem Sofa. Die Mutter ist fürTochter und Enkel da, jeden Abend, wennsie um 19 Uhr von <strong>der</strong> Arbeit als Kassier<strong>in</strong>nach Hause kommt. Als Katjas Vatervon <strong>der</strong> Schwangerschaft se<strong>in</strong>er Tochtererfuhr, brach er den Kontakt zu ihr ab,«bevor etwas passiert», wie er sagte. AmTag <strong>der</strong> Geburt rief er se<strong>in</strong>e Tochter jedochan, kam <strong>in</strong>s Spital und entschuldigtesich bei ihr. Seither haben <strong>die</strong> beidene<strong>in</strong>en guten Kontakt. Ivan war e<strong>in</strong> Wendepunkt<strong>in</strong> Katjas Leben. Vor Ivan warsie e<strong>in</strong> rebellischer, unglücklicher Teenager.Mit ihrer Familie und <strong>der</strong> Schulewollte sie nichts zu tun haben. Sieschwänzte, h<strong>in</strong>g mit Kollegen auf <strong>der</strong>Strasse herum und sprach ke<strong>in</strong> Wort mitden Eltern. Sie weigerte sich sogar zuessen, was ihre Mutter zubereitet hatte.«Ich dachte, alle seien gegen mich. Eswar e<strong>in</strong>e schl<strong>im</strong>me Zeit», sagt Katja.Doch dann gebar sie Ivan. «Mit Ivankam das Vertrauen <strong>in</strong> me<strong>in</strong>e Familie zu-«Wenn ich anme<strong>in</strong>e Jugendzurückdenke,erschrecke ich.»Die 16-jährige Katja Dom<strong>in</strong>kovicwohnt mit ihrem Sohn Ivan und ihrerMutter <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Dreiz<strong>im</strong>mer wohnung.Sie schläft auf dem Bettsofa nebenIvans K<strong>in</strong><strong>der</strong>bettchen, damit sie ihnnachts <strong>im</strong>mer hört.Anzeigedas sagt <strong>die</strong> expert<strong>in</strong>Franziska Re<strong>in</strong>hard (41) leitet das Projekt <strong>Amie</strong>-Basel. Die soziokulturelleAn<strong>im</strong>ator<strong>in</strong> hilft jungen Müttern, e<strong>in</strong>e Lehrstelle zu f<strong>in</strong>den.«Väter s<strong>in</strong>d oft nicht präsent»Franziska Re<strong>in</strong>hard, warum ist es wichtig, dassjunge Mütter e<strong>in</strong>e Ausbildung machen?Die Frauen, <strong>die</strong> zu uns kommen, wollenden Teufelskreis <strong>der</strong> Abhängigkeit durchbrechen.Zuerst waren sie abhängig vonden Eltern, dann von <strong>der</strong> Sozialhilfe. Siehaben nie genug Geld und erleben vielFrustration. Davon s<strong>in</strong>d auch <strong>die</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>betroffen. Gemäss Stu<strong>die</strong>n beziehenK<strong>in</strong><strong>der</strong>, <strong>die</strong> mit Sozialhilfe aufwachsen,später häufig ebenfalls Sozialhilfe.Warum braucht es so viel Unterstützung?Viele Frauen von <strong>Amie</strong> haben <strong>die</strong> Schulemit Ach und Krach beendet. Wenn e<strong>in</strong>Migrationsh<strong>in</strong>tergrund und e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>ddazukommen, wird <strong>die</strong> Lehr stellensucheextrem schwierig. Die zeitlicheBelastung während <strong>der</strong> Lehre mit Arbeit,Schule, K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuung undHaushalt ist enorm. Die Mütter s<strong>in</strong>de<strong>in</strong>er seits sehr reif, weil sie für e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>dverantwortlich s<strong>in</strong>d. An<strong>der</strong>seits ist <strong>der</strong>Teenager <strong>in</strong> ihnen <strong>im</strong>mer noch da. Siewollen noch <strong>in</strong> den Ausgang, mit KollegenZeit verbr<strong>in</strong>gen. Der Ausgleich fehltihnen.Vermittelt <strong>Amie</strong> auch Lehrstellen?Die Frauen müssen selbst e<strong>in</strong>e Lehrstellesuchen. Je grösser <strong>die</strong> Eigen<strong>in</strong>itiative <strong>der</strong>Frauen, desto grösser ist <strong>die</strong> Chance,dass sie <strong>die</strong> Lehre schaffen.Welche Rolle spielen <strong>die</strong> Väter?Die jungen Mütter s<strong>in</strong>d <strong>im</strong>mer nochJugend liche mit dem entsprechendenVerhalten. Ihre Beziehungen s<strong>in</strong>d fragil,das ist für junge Menschen normal. Diemännliche Bezugsperson des K<strong>in</strong>dswechselt manchmal zu e<strong>in</strong>em neuenPartner <strong>der</strong> Mutter. Die K<strong>in</strong>dsväter s<strong>in</strong>doft nicht sehr präsent.Warum werden Jugendliche schwanger, obwohlsie ke<strong>in</strong>e ökonomische Basis haben?Den meisten passiert es ungewollt. MancheMütter verdrängen <strong>die</strong> Schwangerschaftbis kurz vor <strong>der</strong> Geburt. An<strong>der</strong>ehaben e<strong>in</strong>e romantische Vorstellung undglauben, e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d würde ihnen Geborgenheitund e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle Aufgabe geben.Viele werden durch ihr K<strong>in</strong>d abertatsächlich motiviert, ihr Leben <strong>in</strong> <strong>die</strong><strong>Hand</strong> zu nehmen.Advent SpecialNehmen Sie sich e<strong>in</strong>e Auszeit undlassen Sie sich so richtig verwöhnen.<strong>Das</strong> Advent Special be<strong>in</strong>haltetfolgende Leistungen• 2 Übernachtungen <strong>im</strong> Doppelz<strong>im</strong>merComfort• Freier E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> das Erlebnisbad• Freier E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> <strong>die</strong> Saunalandschaft• Freier E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> <strong>die</strong> Römisch-IrischenThermen• Freier E<strong>in</strong>tritt <strong>in</strong> das Fitnesscenter• Wellness-Gutsche<strong>in</strong> von CHF 50.<strong>–</strong>Package-PreisMidweek CHF 310.<strong>–</strong> pro Person,Weekend CHF 360.<strong>–</strong> pro Person(E<strong>in</strong>zelz<strong>im</strong>merzuschlag CHF 50.<strong>–</strong> pro Nacht)Wir freuen uns auf Ihre Reservation unter041 825 51 00 o<strong>der</strong> via E-mail <strong>in</strong>fo@shp.chSwiss Holiday ParkCH-6443 Morschach<strong>in</strong>fo@shp.ch, www.swissholidaypark.chshp_advent2011_49x141.<strong>in</strong>dd 1 02.11.11 08:34


| Migros-Magaz<strong>in</strong> | Nr. 47, 21. November 2011 | leben | familie| 89rück», sagt Katja. «Wenn ich an me<strong>in</strong>eJugend zurückdenke, erschrecke ich. Ichwar so verantwortungslos mir selbstgegen- über.» Ihr früheres Leben hatSpuren h<strong>in</strong>terlassen, schwarz auf weiss<strong>in</strong> ihrem Abschlusszeugnis voller Absenzenund schlechter Noten. <strong>Das</strong> erschwertihre berufliche <strong>Zukunft</strong>. Doch Katjamöchte unbed<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>e Ausbildungmachen. Deshalb hat sie sich <strong>im</strong> Sommerfür das <strong>Amie</strong>-Projekt angemeldet,das Müttern ohne Erstausbildung be<strong>im</strong>Berufse<strong>in</strong>stieg hilft.Letzte Woche rannte Katja verspätetund mit Säugl<strong>in</strong>g <strong>im</strong> <strong>Arm</strong> zum <strong>Amie</strong>-Kurs. Ihr Freund hätte Ivan hüten sollen,doch er hat verschlafen. Der 19-Jährigespricht zwar mit Stolz von se<strong>in</strong>em Sohn,hat ihn aber rechtlich noch nicht anerkannt.Katja wünscht sich von ihmmehr Unterstützung. «Ich glaube, er istmit sich selbst nicht zufrieden, deshalbist er unzuverlässig», sagt Katja. Er habeke<strong>in</strong>e feste Stelle, h<strong>in</strong> und wie<strong>der</strong> jobbeer temporär. Katja möchte arbeiten, siewill e<strong>in</strong>e Lehre <strong>im</strong> Detailhandel absolvieren.Ihre ersten drei Bewerbungen hat sieabgeschickt, nun wartet sie auf <strong>die</strong>Antworten. «Und wenn ich Absagenerhalte, mache ich weiter. Früher hätteich sofort aufgegeben. Jetzt nicht mehr.»E<strong>in</strong>e fröhliche junge Frau öffnet <strong>die</strong>Tür. Daniela Dubach (26) hat erreicht,wovon Katja und Esmaidelyn träumen.Die Mutter des siebenjährigen Luca hatsich von <strong>der</strong> Sozialhilfe abgelöst, e<strong>in</strong>edreijährige Lehre als Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong>zieher<strong>in</strong>absolviert und sogar mit Bestnotenabgeschlossen. Rasch fand <strong>die</strong> jungeMutter e<strong>in</strong>e Festanstellung. Nun arbeitetsie <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>krippe «Kids & Co»be<strong>im</strong> Basler Pharmakonzern Roche.Daniela Dubach hat nure<strong>in</strong>mal pro Woche e<strong>in</strong>e HilfeSohn Luca stürmt aus dem K<strong>in</strong><strong>der</strong>z<strong>im</strong>mer,gefolgt von den beiden Katzen Jojound Stritzi. Er möchte zuhören, wasMama erzählt. «Ich wollte e<strong>in</strong>en Bodenschaffen für me<strong>in</strong>en Sohn», sagt Daniela.Im Sozialamt erfuhr sie vom <strong>Amie</strong>-Projekt, das 2007 <strong>in</strong>s Leben gerufenwurde. «<strong>Amie</strong> war e<strong>in</strong>e grosse Hilfe bei<strong>der</strong> Lehrstellensuche», sagt Daniela.«B<strong>in</strong> ich auch e<strong>in</strong>e grosse Hilfe?», fragtLuca. «Die grösste», sagt se<strong>in</strong>e Mutterund lacht. Luca gebe ihr viel Motivationund Kraft. Er kam zur Welt, als Daniela18 Jahre alt war. E<strong>in</strong>en Vater gibt es <strong>in</strong>Lucas Leben nicht, denn seit se<strong>in</strong>erGeburt besteht ke<strong>in</strong> Kontakt mehr. DerSchuljunge weiss nur wenig über se<strong>in</strong>enErzeuger. <strong>Das</strong> sei schade, sagt er, «aberdafür habe ich <strong>die</strong> beste Mama». Die berufstätigeMutter meistert ihren Alltagfast alle<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>zig Danielas Schwesterholt Luca e<strong>in</strong>mal pro Woche vom Tageshe<strong>im</strong>ab, wenn Daniela Spät<strong>die</strong>nst hat.«Sie ist wie de<strong>in</strong>e rechte <strong>Hand</strong>, gäll, Mami?»,sagt Luca. Daniela empf<strong>in</strong>det ihr80-Prozent-Pensum als «pure Erholung».Zwei Nachmittage frei zu haben,das ist für sie Luxus. Abends freut siesich, Luca vom Tageshe<strong>im</strong> abzuholenund mit ihm Znacht zu essen. «Nachdem Essen ist Kuschelzeit auf dem Sofa.Luca geht ohne Murren <strong>in</strong>s Bett, danachkann ich <strong>die</strong> Be<strong>in</strong>e hoch legen», erzähltsie. E<strong>in</strong>zig am Morgen sei es bisweilen etwashektisch. «Aber wir s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>gespieltesTeam», sagt sie.Es störe sie nicht, sich tagsüber um K<strong>in</strong><strong>der</strong>zu kümmern und dann abends nochihr eigenes zu betreuen. In <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>krippesei sie professionelle Erzieher<strong>in</strong>,zu Hause e<strong>in</strong>fach nur Mutter mit dengleichen Erziehungsproblemen wie allean<strong>der</strong>en. «<strong>Das</strong> ist etwas ganz an<strong>der</strong>es.»Luca f<strong>in</strong>det gut, dass se<strong>in</strong>e Mutterals K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuer<strong>in</strong> arbeitet. «Mamaweiss, wie man mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n umgeht»,sagt <strong>der</strong> Kle<strong>in</strong>e.Texte: Yaël DebelleBil<strong>der</strong>: Matthias Williwww.migrosmagaz<strong>in</strong>.chH<strong>in</strong>tergründe und Statistiken: Teenagermütterund ihre Herkunft, Ausbildung und Partner.Daniela Dubacharbeitet als Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong>zieher<strong>in</strong><strong>in</strong>e<strong>in</strong>er Krippe. DerAbend gehört SohnLuca. Nach <strong>der</strong>Arbeit holt sie denSiebenjährigen <strong>im</strong>Tageshe<strong>im</strong> ab undspaziert mit ihmnach Hause.

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