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Das Baby im Arm – die Zukunft in der Hand - Amie

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| Migros-Magaz<strong>in</strong> | Nr. 47, 21. November 2011 | leben | familie| 89rück», sagt Katja. «Wenn ich an me<strong>in</strong>eJugend zurückdenke, erschrecke ich. Ichwar so verantwortungslos mir selbstgegen- über.» Ihr früheres Leben hatSpuren h<strong>in</strong>terlassen, schwarz auf weiss<strong>in</strong> ihrem Abschlusszeugnis voller Absenzenund schlechter Noten. <strong>Das</strong> erschwertihre berufliche <strong>Zukunft</strong>. Doch Katjamöchte unbed<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>e Ausbildungmachen. Deshalb hat sie sich <strong>im</strong> Sommerfür das <strong>Amie</strong>-Projekt angemeldet,das Müttern ohne Erstausbildung be<strong>im</strong>Berufse<strong>in</strong>stieg hilft.Letzte Woche rannte Katja verspätetund mit Säugl<strong>in</strong>g <strong>im</strong> <strong>Arm</strong> zum <strong>Amie</strong>-Kurs. Ihr Freund hätte Ivan hüten sollen,doch er hat verschlafen. Der 19-Jährigespricht zwar mit Stolz von se<strong>in</strong>em Sohn,hat ihn aber rechtlich noch nicht anerkannt.Katja wünscht sich von ihmmehr Unterstützung. «Ich glaube, er istmit sich selbst nicht zufrieden, deshalbist er unzuverlässig», sagt Katja. Er habeke<strong>in</strong>e feste Stelle, h<strong>in</strong> und wie<strong>der</strong> jobbeer temporär. Katja möchte arbeiten, siewill e<strong>in</strong>e Lehre <strong>im</strong> Detailhandel absolvieren.Ihre ersten drei Bewerbungen hat sieabgeschickt, nun wartet sie auf <strong>die</strong>Antworten. «Und wenn ich Absagenerhalte, mache ich weiter. Früher hätteich sofort aufgegeben. Jetzt nicht mehr.»E<strong>in</strong>e fröhliche junge Frau öffnet <strong>die</strong>Tür. Daniela Dubach (26) hat erreicht,wovon Katja und Esmaidelyn träumen.Die Mutter des siebenjährigen Luca hatsich von <strong>der</strong> Sozialhilfe abgelöst, e<strong>in</strong>edreijährige Lehre als Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong>zieher<strong>in</strong>absolviert und sogar mit Bestnotenabgeschlossen. Rasch fand <strong>die</strong> jungeMutter e<strong>in</strong>e Festanstellung. Nun arbeitetsie <strong>in</strong> <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>krippe «Kids & Co»be<strong>im</strong> Basler Pharmakonzern Roche.Daniela Dubach hat nure<strong>in</strong>mal pro Woche e<strong>in</strong>e HilfeSohn Luca stürmt aus dem K<strong>in</strong><strong>der</strong>z<strong>im</strong>mer,gefolgt von den beiden Katzen Jojound Stritzi. Er möchte zuhören, wasMama erzählt. «Ich wollte e<strong>in</strong>en Bodenschaffen für me<strong>in</strong>en Sohn», sagt Daniela.Im Sozialamt erfuhr sie vom <strong>Amie</strong>-Projekt, das 2007 <strong>in</strong>s Leben gerufenwurde. «<strong>Amie</strong> war e<strong>in</strong>e grosse Hilfe bei<strong>der</strong> Lehrstellensuche», sagt Daniela.«B<strong>in</strong> ich auch e<strong>in</strong>e grosse Hilfe?», fragtLuca. «Die grösste», sagt se<strong>in</strong>e Mutterund lacht. Luca gebe ihr viel Motivationund Kraft. Er kam zur Welt, als Daniela18 Jahre alt war. E<strong>in</strong>en Vater gibt es <strong>in</strong>Lucas Leben nicht, denn seit se<strong>in</strong>erGeburt besteht ke<strong>in</strong> Kontakt mehr. DerSchuljunge weiss nur wenig über se<strong>in</strong>enErzeuger. <strong>Das</strong> sei schade, sagt er, «aberdafür habe ich <strong>die</strong> beste Mama». Die berufstätigeMutter meistert ihren Alltagfast alle<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>zig Danielas Schwesterholt Luca e<strong>in</strong>mal pro Woche vom Tageshe<strong>im</strong>ab, wenn Daniela Spät<strong>die</strong>nst hat.«Sie ist wie de<strong>in</strong>e rechte <strong>Hand</strong>, gäll, Mami?»,sagt Luca. Daniela empf<strong>in</strong>det ihr80-Prozent-Pensum als «pure Erholung».Zwei Nachmittage frei zu haben,das ist für sie Luxus. Abends freut siesich, Luca vom Tageshe<strong>im</strong> abzuholenund mit ihm Znacht zu essen. «Nachdem Essen ist Kuschelzeit auf dem Sofa.Luca geht ohne Murren <strong>in</strong>s Bett, danachkann ich <strong>die</strong> Be<strong>in</strong>e hoch legen», erzähltsie. E<strong>in</strong>zig am Morgen sei es bisweilen etwashektisch. «Aber wir s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>gespieltesTeam», sagt sie.Es störe sie nicht, sich tagsüber um K<strong>in</strong><strong>der</strong>zu kümmern und dann abends nochihr eigenes zu betreuen. In <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>krippesei sie professionelle Erzieher<strong>in</strong>,zu Hause e<strong>in</strong>fach nur Mutter mit dengleichen Erziehungsproblemen wie allean<strong>der</strong>en. «<strong>Das</strong> ist etwas ganz an<strong>der</strong>es.»Luca f<strong>in</strong>det gut, dass se<strong>in</strong>e Mutterals K<strong>in</strong><strong>der</strong>betreuer<strong>in</strong> arbeitet. «Mamaweiss, wie man mit K<strong>in</strong><strong>der</strong>n umgeht»,sagt <strong>der</strong> Kle<strong>in</strong>e.Texte: Yaël DebelleBil<strong>der</strong>: Matthias Williwww.migrosmagaz<strong>in</strong>.chH<strong>in</strong>tergründe und Statistiken: Teenagermütterund ihre Herkunft, Ausbildung und Partner.Daniela Dubacharbeitet als Kle<strong>in</strong>k<strong>in</strong><strong>der</strong>zieher<strong>in</strong><strong>in</strong>e<strong>in</strong>er Krippe. DerAbend gehört SohnLuca. Nach <strong>der</strong>Arbeit holt sie denSiebenjährigen <strong>im</strong>Tageshe<strong>im</strong> ab undspaziert mit ihmnach Hause.

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