Festschrift - Grafik Museum Stiftung Schreiner Bad Steben
Festschrift - Grafik Museum Stiftung Schreiner Bad Steben
Festschrift - Grafik Museum Stiftung Schreiner Bad Steben
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Festschrift</strong><br />
für Dr. h.c. Wolfgang <strong>Schreiner</strong>
Impressum<br />
<strong>Festschrift</strong><br />
Verabschiedung von Dr. h.c. Wolfgang <strong>Schreiner</strong><br />
als Vorsitzender des Vereins zur Förderung des<br />
<strong>Grafik</strong> <strong>Museum</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Schreiner</strong> <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong> e.V.<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Grafik</strong> <strong>Museum</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Schreiner</strong>, <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong><br />
und Bayer. Staatsbad <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong> GmbH<br />
Layout:<br />
Harry Kurz<br />
Redaktion:<br />
Sabine Gebhardt<br />
© Katalogtexte bei den Verfassern<br />
© Fotos bei Sabine Gebhardt (10), Jens Schumann (2), <strong>Museum</strong><br />
Druck:<br />
print24, Radebeul<br />
© 2011<br />
Verlag <strong>Grafik</strong> <strong>Museum</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Schreiner</strong><br />
Postfach 13 20<br />
95134 <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong><br />
Hausadresse:<br />
<strong>Bad</strong>str. 30<br />
95138 <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong><br />
Tel. 0 92 88 / 9 60 11<br />
Fax 0 92 88 / 9 60 23<br />
info@grafik-museum.de<br />
www.grafik-museum.de<br />
Abbildung auf der Titelseite:<br />
Peter Zaumseil Turm Farbholzschnitt 1991<br />
Bayerische Staatsbad<br />
<strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong> GmbH<br />
VEREIN ZUR FÖRDERUNG DES<br />
GRAFIK MUSEUM STIFTUNG SCHREINER<br />
BAD STEBEN e. V.<br />
GRAFIK MUSEUM STIFTUNG SCHREINER<br />
<strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong>
Roger Aguilar Labrada, Kuba o. T. Farblithografie 1994
<strong>Festschrift</strong><br />
Verabschiedung von Dr. h.c. Wolfgang <strong>Schreiner</strong><br />
als Vorsitzender des Vereins zur Förderung des<br />
<strong>Grafik</strong> <strong>Museum</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Schreiner</strong> <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong> e.V.<br />
Bernhard Heisig Wolfgang <strong>Schreiner</strong> Bleistiftzeichnung 1983
Ein Glücksfall für <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong><br />
Prof. Dr. mult. Peter Ludwig<br />
Rede zur Eröffnung des <strong>Grafik</strong> <strong>Museum</strong>s 1994<br />
Pionier des “europäischen Hauses”<br />
Dr. Hans-Peter Friedrich<br />
Bundesinnenminister<br />
Ein Forum der Begegnung in <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong><br />
Bernd Hering<br />
Landrat des Landkreises Hof<br />
Internationales Flair in <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong><br />
Bert Horn<br />
Bürgermeister der Gemeinde <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong><br />
Der kulturelle Aspekt<br />
Ottmar Lang<br />
Kurdirektor <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong><br />
Osteuropäische <strong>Grafik</strong> in <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong><br />
Dr. Georg Frhr. von Waldenfels<br />
Bayerischer Finanzminister a.D.<br />
So weit kann Oberfranken wirken<br />
Hans Angerer<br />
Oberfränkischer Regierungspräsident i.R.<br />
Der künstlerische Kosmos der DDR-<strong>Grafik</strong><br />
Stefanie Barbara <strong>Schreiner</strong><br />
Vorsitzende des Vereins zur Förderung des <strong>Grafik</strong> <strong>Museum</strong>s <strong>Stiftung</strong> <strong>Schreiner</strong><br />
Wir, die „Gesammelten“<br />
Prof. Rolf Kuhrt<br />
Erem. Prof. an der Hochschule für <strong>Grafik</strong> und Buchkunst Leipzig<br />
Die Beziehungen zu Bulgarien<br />
Prof. Ivaylo Mirtchev<br />
Vorsitzender des Verbandes bulgarischer Künstler<br />
Eine <strong>Grafik</strong>schatztruhe<br />
Robert Reiter<br />
Künstler, Oberfranken<br />
Kunst hautnah erlebbar<br />
Peter Zaumseil<br />
Künstler, Thüringen<br />
Kuba - ein <strong>Grafik</strong>kauf als Aufgabe<br />
Stefanie Barbara <strong>Schreiner</strong><br />
Vorsitzende des Vereins zur Förderung des <strong>Grafik</strong> <strong>Museum</strong>s <strong>Stiftung</strong> <strong>Schreiner</strong><br />
Kunst verbindet<br />
Dr. Maren Kratschmer-Kroneck<br />
Galeristin der Saale-Galerie, Saalfeld<br />
Wege zueinander ebnen<br />
Ralf Sziegoleit<br />
Kulturredakteur der Frankenpost i.R.<br />
Ein <strong>Museum</strong> muss Messer, Spiegel und Schwamm sein<br />
Peter Michael Tschoepe<br />
ehem. Kulturamtsleiter, Hof<br />
Ein Haus für die Kunst und für das Leben<br />
Dr. Irene Zoch<br />
Kunstliebhaberin<br />
Die Situation des <strong>Museum</strong>s heute und ein Ausblick<br />
Harry Kurz<br />
<strong>Museum</strong>sleiter<br />
Kataloge und Infoschriften<br />
Seite 5<br />
Seite 7<br />
Seite 8<br />
Seite 9<br />
Seite 10<br />
Seite 11<br />
Seite 13<br />
Seite 15<br />
Seite 17<br />
Seite 18<br />
Seite 21<br />
Seite 23<br />
Seite 25<br />
Seite 27<br />
Seite 28<br />
Seite 32<br />
Seite 33<br />
Seite 36<br />
Seite 38
Ein Glücksfall für <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong><br />
Aus dem Grußwort von Prof. Dr. h.c. mult. Peter Ludwig zur Eröffnung des <strong>Grafik</strong> <strong>Museum</strong>s<br />
<strong>Stiftung</strong> <strong>Schreiner</strong> <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong> am 27. Juni 1994<br />
Prof. Dr. Peter Ludwig und Dr. Wolfgang <strong>Schreiner</strong> in Peking<br />
Dr. Wolfgang <strong>Schreiner</strong> ist seit Jahrzehnten<br />
meiner Frau und mein treuer Freund. Er<br />
stand mir als enger Mitarbeiter in dem<br />
international tätigen Mohnheim-Konzern<br />
zur Seite, und er hat einen wichtigen Part<br />
übernommen beim Aufbau unserer Kunstsammlungen.<br />
Anfang der siebziger Jahre<br />
wurde <strong>Schreiner</strong> neben seiner Verantwortung<br />
als Geschäftsführer unseres Berliner<br />
Schokolade-Unternehmens Direktor für<br />
Osteuropa. Wir machten immer wied<br />
er Reisen in die seinerzeit kommunistische<br />
Welt und knüpften Kontakte. Dabei lernte<br />
ich <strong>Schreiner</strong>s Kunstinteresse kennen: seine<br />
begeisterte Bereitschaft, hier zu lernen und<br />
sich einzusehen. Neben den beruflichen<br />
Verpflichtungen in Mittel- und Osteuropa<br />
fanden sich zahllose Stunden des Gedankenaustauschs.<br />
<strong>Schreiner</strong> begriff schnell<br />
und begann daheim intensiv zu lesen. Es<br />
war für mich erstaunlich, wie rasch <strong>Schreiner</strong><br />
von Reise zu Reise aufnahm, verarbeitete<br />
und in eigenes Empfinden umsetzte.<br />
War er bei den ersten Gesprächen mit<br />
Künstlern in der DDR, in Polen, Bulgarien,<br />
Ungarn und der Sowjetunion mehr wissbegieriger<br />
Zuhörer, konnte er bald wesentlich<br />
mitreden. Mit <strong>Museum</strong>sdirektoren fand er<br />
die gleiche Sprache und knüpfte zu den<br />
unumgänglichen Kunstfunktionären<br />
folgenreiche und ersprießliche Beziehungen.<br />
Hindernisse waren für ihn da, um<br />
beiseite geräumt zu werden. Ohne seine<br />
unablässige Findigkeit hätte es den gewaltigen<br />
Bereich mittel- und osteuropäischer<br />
Kunst der Sammlung Ludwig, der in fast<br />
zwei Jahrzehnten aufgebaut wurde, nicht<br />
geben können. Keine kommunistische<br />
Bürokratie war halsstarrig genug, um nicht<br />
von <strong>Schreiner</strong> zur Kooperation gebracht zu<br />
5
6<br />
werden, und wenn es unten hakte, ging er<br />
rigoros nach oben. Er sprach mit Ministern,<br />
Verbandspräsidenten, Parteisekretären<br />
und überzeugte durch die Vision, dass<br />
Kulturaustausch unumgänglich sei, wenn<br />
Verständigung zwischen Ost und West<br />
vorankommen sollte. Kunst gab er den<br />
Rang von Friedenssicherung. Mit <strong>Schreiner</strong>s<br />
Hilfe und nur mit seiner Hilfe war es<br />
möglich, Ausstellungen westlicher Kunst<br />
aus unserer Sammlung in vielen Museen<br />
Mittel- und Osteuropas zu zeigen und<br />
später Bildkunst aus dem kommunistischen<br />
Machtbereich zu erwerben und vielerorts<br />
in unserem Land und bei unseren westlichen<br />
Nachbarn vorzustellen. Kulturpolitik<br />
ist für <strong>Schreiner</strong> ein Anliegen: Kunst gedeiht<br />
nicht im luftleeren Raum, sondern ist Teil<br />
des Lebens und damit der gesellschaftlichen<br />
Verhältnisse und der Politik. Im Laufe<br />
der Jahre knüpfte sich das Netz unserer<br />
Informationen über offizielle und nichtoffizielle<br />
Kunst engmaschig.<br />
Im Rückblick ist das Zusammenwirken mit<br />
Wolfgang <strong>Schreiner</strong> wundervoll. Und ein<br />
Wunder war es dann, als der mit gutem<br />
Einkommen, aber ohne eigentliches<br />
Vermögen tätige Wirtschaftler begann,<br />
eine eigene Kunstsammlung aufzubauen.<br />
Seit 1979 nutzte er jede Reise zu Erwerbungen.<br />
Wenn ich mich nach Bildern und<br />
Skulpturen umsah, blätterte <strong>Schreiner</strong> bei<br />
den Hunderten von Künstler-Ateliers und in<br />
den Verkaufsniederlassungen des jeweils<br />
Staatlichen Kunsthandels oder auch in<br />
den <strong>Museum</strong>smagazinen in graphischen<br />
Arbeiten. Er hatte sich ein geradezu phantastisches<br />
Wissen auch über die Technik<br />
der Graphik angeeignet und überzeugte<br />
durch ein sicheres Qualitätsgefühl.<br />
Ausdruckskraft und handwerkliches<br />
Können faszinierten ihn, und immer war<br />
das graphische Blatt für ihn auch ein<br />
Dokument der Zeitgeschichte. Kunst kann<br />
gar nicht anders, als bewusst und unbewusst<br />
wiederzugeben, in welcher Zeit sie<br />
geschaffen wird und damit, für welche<br />
Situation des Menschen sie steht.<br />
In seiner Frau Stefanie Barbara steht dem<br />
Sammler eine Gefährtin zur Seite, die<br />
durchaus vom Fach ist. Im Kunsthandel in<br />
Berlin hat sie von der Pike auf gelernt und<br />
verfügte über wertvolle Kontakte. Wie ihr<br />
Mann hat sie ein begnadetes Auge für das<br />
Außerordentliche und für Qualität. Von ihr<br />
zusammengetragene <strong>Grafik</strong>en bereichern<br />
die gemeinsame Sammlung <strong>Schreiner</strong>.<br />
Mit uns teilt das Ehepaar <strong>Schreiner</strong> die<br />
Vorstellung, Kunst solle nicht nur Privatangelegenheit<br />
sein, Freude in den eigenen<br />
vier Wänden, sondern hineinwirken in eine<br />
breite Öffentlichkeit. Bei den ungezählten<br />
Ausstellungsvorhaben, die er mit unserer<br />
Sammlung eingeleitet, vorbereitet und<br />
durchgeführt hat, lernte er die Freude<br />
kennen, die die Besucher empfinden,<br />
wenn sie Ungewohntes sehen und sich mit<br />
Neuem vertraut machen. So sollte auch<br />
seine Sammlung ihren Weg gehen in<br />
Ausstellungen und dem Besitz der Allgemeinheit<br />
zuwachsen. Die über eintausendsechshundert<br />
grafischen Blätter der<br />
Sammlung <strong>Schreiner</strong> werden heute im<br />
Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg<br />
gehütet, und wichtige Teile sind dort<br />
in der Ausstellung „<strong>Grafik</strong> aus der DDR“<br />
1994 vorgestellt worden. Seit <strong>Schreiner</strong><br />
nach Beendigung seiner beruflichen Karriere<br />
in <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong> eine Heimat gefunden<br />
hat, haben <strong>Schreiner</strong>s aus ihren Sammlungen<br />
über 90 (!) Ausstellungen in vielen<br />
renommierten Instituten Deutschlands mit<br />
Schwerpunkt im süddeutschen Raum<br />
durchgeführt. Für die Veranstalter waren<br />
die Uneigennützigkeit der Leihgeber, ihre<br />
Fairness und ihre Professionalität gleichermaßen<br />
geschätzt. Auch nach der Verbringung<br />
des DDR-Teils ihrer graphischen<br />
Sammlungen nach Nürnberg blieben<br />
genügend bedeutende Werke aus Mittel-<br />
und Osteuropa in ihrem Besitz, um die<br />
Aktivitäten in der Öffentlichkeit fortzuführen.<br />
(…)<br />
Unsere Freunde <strong>Schreiner</strong> haben eine<br />
beglückende Initiative ergriffen. In dem,<br />
was sie tun konnten, hat sich zugleich ihre<br />
eigene Vision erfüllt: der Bildkunst zu<br />
dienen, die Allgemeinheit an ihrer Leidenschaft<br />
teilhaben zu lassen. Ein Grundstock<br />
ist gelegt, auf dem sich im Lauf der Zeit<br />
eine Institution bilden wird, die ausstrahlt.
Pionier des „europäischen Hauses“<br />
Dr. Hans-Peter Friedrich, Bundesinnenminister<br />
Dr. Hans-Peter Friedrich und Ivo Petrov, bulgarischer Botschafter<br />
in Berlin (li.)<br />
Das <strong>Grafik</strong>museum <strong>Stiftung</strong> <strong>Schreiner</strong> <strong>Bad</strong><br />
<strong>Steben</strong> war von Beginn an, seit seiner<br />
Gründung 1994, international ausgerichtet.<br />
Dieser Schwerpunkt der <strong>Museum</strong>stätigkeit<br />
besteht bis heute uneingeschränkt.<br />
Die jüngste internationale Ausstellung<br />
repräsentiert beispielhaft diesen sehr<br />
erfolgreichen Ansatz und den hohen<br />
ambitionierten künstlerischen Anspruch,<br />
für den das Ehepaar Dr. Wolfgang <strong>Schreiner</strong><br />
seit nunmehr fast zwei Jahrzehnten<br />
einsteht. Die Ausstellung der Werke von<br />
Professor Dimo Kolibarov, Universität Sofia<br />
(Radierung, Aquatinta, Lithografie) und<br />
Professor Ivaylo Mirchev, Präsident des<br />
bulgarischen Künstlerverbandes (Malerei<br />
und Aquarell) repräsentierte zudem geradezu<br />
exemplarisch den gesamten Spannungsbogen,<br />
den die moderne europäische<br />
<strong>Grafik</strong> in ihrer künstlerischen und<br />
technischen Formensprache und<br />
Ausdruckskraft Anfang des 21. Jahrhunderts<br />
vorzustellen vermag.<br />
Dr. h.c. <strong>Schreiner</strong> hat als Pionier auf seine<br />
ganz persönliche Weise mitgeholfen, am<br />
gemeinsamen „europäischen Haus“ zu<br />
bauen. Er hat zugleich die Herausbildung<br />
einer europäischen Identität unterstützt,<br />
die regionalen Charakter bewahrt, aber<br />
zugleich gemeinsame Werte und Wurzeln<br />
repräsentiert und nach Jahren der Trennung<br />
höchst erfolgreich wieder zusammenführt.<br />
In den nunmehr 17 Jahren seines Bestehens<br />
hat das <strong>Grafik</strong>museum über 20 inter-<br />
nationale Ausstellungen einem interessierten<br />
Publikum unter reger Anteilnahme der<br />
Öffentlichkeit präsentiert - mindestens eine<br />
pro Jahr. Bedenkt man, dass hier deutlich<br />
mehr Aufwand an Abstimmung, Organisation<br />
und Logistik zu leisten ist im Vergleich<br />
zu nationalen Vernissagen und ruft sich<br />
zugleich ins Bewusstsein, dass daneben<br />
fast 60 Ausstellungen zu bedeutenden<br />
Künstlern aus Mitteldeutschland und aus<br />
der Region Oberfranken als den weiteren<br />
Schwerpunkten des <strong>Museum</strong>s durchgeführt<br />
wurden, kann man erahnen, wie viel<br />
Begeisterung und Hingabe an die Kunst<br />
hinter diesem außergewöhnlichen persönlichen<br />
Engagement stehen.<br />
Die Verdienste von Herrn Dr. h.c. Wolfgang<br />
<strong>Schreiner</strong> um die internationale Zusammenführung<br />
künstlerischen Denkens, Kooperation<br />
und gegenseitigen Austausch -<br />
um eine umfassende kreative Beschäftigung<br />
mit unserer Welt, der Welt, in der wir<br />
heute leben - haben in hohen Auszeichnungen<br />
Anerkennung gefunden. Das<br />
Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens<br />
der Bundesrepublik Deutschland<br />
steht beispielhaft für diese öffentliche<br />
Würdigung.<br />
Sein Einsatz für die Kunst, für <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong><br />
und für seine Heimat können nicht hoch<br />
genug gewürdigt werden. Das „<strong>Grafik</strong><br />
<strong>Museum</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Schreiner</strong> <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong>“ ist<br />
als internationale Plattform gesellschaftlicher<br />
Kommunikation und Kooperation<br />
aus dem öffentlichen Leben unserer<br />
Heimat nicht mehr wegzudenken.<br />
7
8<br />
Ein Forum der Begegnung in <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong><br />
Bernd Hering, Landrat des Landkreises Hof<br />
Man mag es sich nur schwer vorstellen:<br />
Dr. Wolfgang <strong>Schreiner</strong>, der die Arbeit des<br />
von ihm und seiner Frau Stefanie Barbara<br />
gestifteten <strong>Grafik</strong> <strong>Museum</strong>s so viele Jahre<br />
lang maßgeblich gestaltet hat, wird in<br />
den „Ruhestand“ verabschiedet. Was er<br />
dort in <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong>, dem Fremdenverkehrs-<br />
und Wohlfühlzentrum im Landkreis Hof und<br />
im gesamten Frankenwald, im Jahr 1994<br />
etabliert hat, sucht in der Kunst-Szenerie in<br />
Deutschland seinesgleichen. Als Stifter hat<br />
er zusammen mit seiner Frau Stefanie<br />
Barbara eine umfangreiche Sammlung<br />
von <strong>Grafik</strong>en aus Bulgarien, Rumänien und<br />
mehreren ehemaligen Sowjet-Republiken<br />
eingebracht. Vier Kunstausstellungen gibt<br />
es seitdem jährlich sowie Sonderveranstaltungen,<br />
Auktionen und <strong>Grafik</strong>märkte. Das<br />
<strong>Museum</strong> hat einen national wie international<br />
hervorragenden Ruf – und es hat <strong>Bad</strong><br />
<strong>Steben</strong> weit über Deutschlands Grenzen<br />
hinaus bekannt gemacht.<br />
Kunst kenne keine Grenzen, weil sie<br />
Sprachbarrieren mühelos überwinde – dies<br />
war von Anfang an das Credo von Dr.<br />
<strong>Schreiner</strong> als <strong>Museum</strong>sleiter und auch als<br />
1. Vorsitzender des Fördervereins. Ein Forum<br />
der Begegnung hat er im <strong>Grafik</strong> <strong>Museum</strong><br />
geschaffen und mit der dort ausgestellten<br />
Kunst Brücken gebaut zwischen Menschen<br />
und zwischen Ländern.<br />
Für seine unschätzbaren Verdienste danke<br />
ich Dr. Wolfgang <strong>Schreiner</strong> von ganzem<br />
Herzen. Ihm ist es gelungen, mit seinen<br />
Ausstellungen und Aktionen viele Menschen<br />
an die Kunst heranzuführen. So hoffe<br />
ich natürlich, dass er „seinem“ <strong>Grafik</strong>-<br />
<strong>Museum</strong> noch recht lange mit Rat und Tat<br />
zur Seite stehen kann.<br />
Dagmar Ranft-Schinke Dialog Mischtechnik 1976 (aus der Schenkung an<br />
das <strong>Grafik</strong> <strong>Museum</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Schreiner</strong> 2010)
Internationales Flair in <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong><br />
Bert Horn, Bürgermeister der Gemeinde <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong><br />
Der damalige bulgarische Ministerpräsident Simeon von Sachsen-Coburg-Gotha besuchte 2002 in <strong>Bad</strong><br />
<strong>Steben</strong> eine Ausstellung bulgarischer Kunst. (Von links) Dr. Wolfgang <strong>Schreiner</strong>, ehem. 2. Bürgermeister<br />
Otmar Grießbach, 1. Bürgermeister Bert Horn, Simeon von Sachsen-Coburg-Gotha, Landtagsabgeordneter<br />
Alexander König, Landrat Bernd Hering<br />
Die Kunst lehrt uns sehen und das <strong>Grafik</strong>museum<br />
<strong>Stiftung</strong> <strong>Schreiner</strong> verhilft uns auf<br />
eine ganz besondere Weise zu neuen<br />
Blickwinkeln. Zwar ist auch die Erfahrung<br />
des Künstlers subjektiv, er aber lebt in der<br />
kritischen Auseinandersetzung mit der<br />
eigenen Wahrnehmung. Daher schärfen<br />
Bilder unseren Blick für das Geflecht von<br />
"kleinen Dingen", Situationen und Stimmungen,<br />
die wir üblicherweise übersehen<br />
haben. Sie erweitern und verändern die<br />
Wahrnehmung und fordern dadurch den<br />
Betrachter zu neuen Denkmustern und<br />
Verhaltensweisen heraus.<br />
Vielleicht war es auch dieser Gesichtspunkt,<br />
der Dr. h.c. Wolfgang <strong>Schreiner</strong> einst<br />
veranlasst hat, in seiner Wahlheimat <strong>Bad</strong><br />
<strong>Steben</strong> ein <strong>Museum</strong> mit zeitgenössischer<br />
Kunst zu etablieren. Wir <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong>er sind<br />
sehr froh über diese Entwicklung und auch<br />
stolz, ein kleines, aber sehr renommiertes<br />
und vor allem international bekanntes<br />
<strong>Museum</strong> dieser Art bei uns zu haben. Nicht<br />
nur, dass Einheimischen und Gästen auf<br />
diese Weise die Welt der Kunst präsentiert<br />
werden kann. Auch Künstler vieler Länder<br />
hat Dr. <strong>Schreiner</strong> nach <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong><br />
gebracht und Kulturschaffende wie Kultur-<br />
verantwortliche haben dieses Kleinod im<br />
Frankenwald gerne besucht. Ein besonderes<br />
Anliegen war es hierbei dem Stifter,<br />
die grafische Kunst Osteuropas zu präsentieren<br />
und ebenso der Kunstszene der<br />
neuen Bundesländer ein Forum zu geben.<br />
Die Liste der Gäste zeigt deutlich die internationalen<br />
Verbindungen, welche durch<br />
das <strong>Museum</strong> geknüpft wurden und auch<br />
ein Stück weit internationales Flair nach<br />
<strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong> gebracht haben. Ob der<br />
Kulturattaché der Volksrepublik China,<br />
mehrere Botschafter und Kulturminister der<br />
Republik Bulgarien, der Bayerische Kultusminister<br />
oder - sicher als Höhepunkt zu<br />
bezeichnen – der Besuch des bulgarischen<br />
Ministerpräsidenten Simeon von<br />
Sachsen-Coburg-Gotha unterstreichen<br />
die international vorhandene Wertschätz-<br />
ung für das <strong>Museum</strong> und das Schaffen<br />
seines Stifters eindrücklich.<br />
Die Marktgemeinde <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong> ist stolz<br />
auf ihren Mitbürger Dr. Wolfgang <strong>Schreiner</strong><br />
und dankbar für sein kraftvolles, engagiertes<br />
Wirken, das unseren Heimatort weit<br />
über die Grenzen Bayerns und Deutschlands<br />
hinaus bekannt gemacht hat.<br />
9
10<br />
Der kulturelle Aspekt<br />
Ottmar Lang, Kurdirektor <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong><br />
Als im Jahr 1994 das <strong>Grafik</strong> <strong>Museum</strong><br />
<strong>Stiftung</strong> <strong>Schreiner</strong> in den Räumen unseres<br />
Staatlichen Kurhauses <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong> eröffnet<br />
werden konnte, war dies ein Meilenstein<br />
für das kulturelle Leben in unserem<br />
Heilbad. <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong> konnte sich ab<br />
diesem Zeitpunkt mit einer <strong>Museum</strong>seinrichtung<br />
schmücken, die auf die unermüdliche,<br />
leidenschaftliche Sammlertätigkeit<br />
von Herrn Dr. h.c. Wolfgang <strong>Schreiner</strong> und<br />
seiner Ehefrau Barbara Stefanie begründet<br />
ist und deren Grundstock erst durch die<br />
großzügige Schenkung dieser beiden <strong>Bad</strong><br />
<strong>Steben</strong>er Persönlichkeiten überhaupt<br />
gelegt werden konnte. Großartige<br />
Beispiele der Kunst Osteuropas mit besonderer<br />
Hinwendung zu Bulgarien zeigt das<br />
<strong>Grafik</strong> <strong>Museum</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Schreiner</strong> an<br />
einem Ort, der fernab der großen Kunstmetropolen<br />
liegt und durch diese bedeutende<br />
Sammlung in den letzten 17 Jahren<br />
unter Kunstfreunden überregional, ja bundesweit<br />
bekannt geworden ist. Der Standort<br />
<strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong> hat im Zusammenhang mit<br />
den Inhalten der Sammlung geradezu<br />
Symbolkraft: Hier im Gebiet des früheren<br />
Dreiländerecks BRD, DDR und Tschechoslowakei,<br />
nicht weit entfernt von der Stelle, an<br />
der noch vor gut 20 Jahren der „Eiserne<br />
Vorhang“ die Menschen voneinander<br />
trennte, haben heute Besucher die Möglichkeit,<br />
die Werke bedeutender Künstler<br />
der Länder Osteuropas kennenzulernen<br />
und so die einende Kraft der Kunst zu<br />
erleben.<br />
Mit dem <strong>Grafik</strong> <strong>Museum</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Schreiner</strong><br />
wurde das touristische Angebot <strong>Bad</strong><br />
<strong>Steben</strong>s um den so wichtigen kulturellen<br />
Aspekt bereichert. Dank der unermüdlichen<br />
Sammlertätigkeit des Ehepaars<br />
<strong>Schreiner</strong> und der qualitativ hochwertigen<br />
Ausstellungen des national und international<br />
renommierten <strong>Grafik</strong> <strong>Museum</strong>s können<br />
wir unseren Kurgästen und Besuchern<br />
auch in kultureller Hinsicht Herausragendes<br />
bieten.<br />
Nach fast 13 Jahren als Vorsitzender des<br />
Fördervereins für das <strong>Grafik</strong> <strong>Museum</strong><br />
<strong>Stiftung</strong> <strong>Schreiner</strong> übernimmt unser hochgeschätzter<br />
<strong>Museum</strong>sgründer und<br />
<strong>Stiftung</strong>sgeber Dr. h.c. Wolfgang <strong>Schreiner</strong><br />
nun den Ehrenvorsitz und übergibt die<br />
aktive Leitung des Fördervereins an seine<br />
Ehefrau Barbara Stefanie <strong>Schreiner</strong>, ebenfalls<br />
eine leidenschaftliche Sammlerin und<br />
exzellente Kunstkennerin. Beiden Persönlichkeiten<br />
möchte ich als Kurdirektor des<br />
Bayerischen Staatsbads <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong> von<br />
Herzen danken für ihr großartiges Engagement<br />
in der Vergangenheit und in der<br />
Zukunft. Ich bin mir sicher, dass das <strong>Grafik</strong><br />
<strong>Museum</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Schreiner</strong> auch künftig<br />
eine Oase für Geist und Seele und eine<br />
lebendige Stätte der Begegnung der<br />
Kulturen bleiben wird.<br />
Das 1911 erbaute Kurhaus in <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong> mit dem <strong>Grafik</strong><br />
<strong>Museum</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Schreiner</strong>
Osteuropäische <strong>Grafik</strong> in <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong><br />
Dr. Georg Frhr. von Waldenfels, Bayerischer Finanzminister a.D.<br />
Dr. Georg Frhr. von Waldenfels und das Ehepaar <strong>Schreiner</strong><br />
bei der Vertragsunterzeichnung zur <strong>Museum</strong>sgründung<br />
Gerne erinnere ich mich an die ersten<br />
Begegnungen mit Herrn Dr. <strong>Schreiner</strong> und<br />
seiner Frau. Ich war fasziniert von dem<br />
Kunstsammler Wolfgang <strong>Schreiner</strong>, der<br />
mich irgendwie an den großen Sammler<br />
und Mäzen Peter Ludwig erinnerte.<br />
Für das Ehepaar <strong>Schreiner</strong> war es völlig<br />
offen, wo ihre Sammlung osteuropäischer<br />
Kunst, die die beiden über Jahre zusammengetragen<br />
hatten, dauerhaft Platz<br />
finden sollte. Herr Dr. <strong>Schreiner</strong> hatte mich<br />
zu sich nach Hause nach Gerlas eingeladen.<br />
Ich war beeindruckt, mit welcher<br />
Hingabe und welchem Wissen er über<br />
Jahrzehnte Kunst aus der früheren DDR<br />
gesammelt hatte, wobei seine Frau wichtige<br />
und entscheidende Impulse gegeben<br />
hatte. Auch Osteuropa wurde zunehmend<br />
in diese Kunstsammlung integriert. Wir sind<br />
uns nach längeren Diskussionen einig<br />
geworden, daß <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong> ein besonders<br />
sinnvoller Ausstellungsort für diese Kunst sei,<br />
insbesondere deswegen, weil durch die<br />
geographische Nähe zur ehemaligen<br />
Zonengrenze und damit zum Eisernen<br />
Vorhang, der auch die Kunst über Jahrzehnte<br />
in Ost und West geteilt hat, ein<br />
besonderer Bezug zu diesen Kunstwerken<br />
bestand. Die Örtlichkeit für die Ausstellungsräume<br />
waren hervorragend. Die<br />
gesamten Kuranlagen würden durch<br />
entsprechende Ausstellungen in hohem<br />
Maße aufgewertet. Herr Dr. <strong>Schreiner</strong> ließ<br />
sich Gott sei Dank überzeugen, er hatte<br />
zunächst auch andere Überlegungen. Es<br />
wurde eine Konzeption für das <strong>Museum</strong><br />
entwickelt, die heute noch trägt.<br />
Als damals noch für die Politik Mitverantwortlicher<br />
konnte ich einen Beitrag für<br />
dieses <strong>Museum</strong> leisten. In enger und<br />
freundschaftlicher Absprache mit dem<br />
Ehepaar <strong>Schreiner</strong> sind über die Jahre<br />
viele Ausstellungen im <strong>Grafik</strong> <strong>Museum</strong><br />
<strong>Stiftung</strong> <strong>Schreiner</strong> in <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong> gezeigt<br />
worden, die weit über den Landkreis<br />
hinaus in ganz Bayern hohe Aufmerksamkeit<br />
erzielt und dieses <strong>Museum</strong> zu hoher<br />
Reputation gebracht haben.<br />
Wenn auch die Friedrich-Baur-<strong>Stiftung</strong>, für<br />
die ich mitverantwortlich bin, den einen<br />
oder anderen finanziellen Beitrag zum<br />
Gelingen von Ausstellungen hat beisteuern<br />
können, freut mich das ganz besonders.<br />
Wenn Herr Dr. Wolfgang <strong>Schreiner</strong> jetzt<br />
ausscheidet, weiß er, daß sein großartiges<br />
Werk Bestand haben wird. Er hat die Nachfolge<br />
mit geregelt und ich bin sicher, dass<br />
sich die Nachfolger auch ihrer Verantwortung<br />
des Geistes, der in diesem <strong>Museum</strong><br />
herrscht, bewusst sind. Herrn Dr. Wolfgang<br />
<strong>Schreiner</strong> darf ich herzlich Dank sagen,<br />
ganz persönlich, für ein freundschaftliches<br />
Miteinander.<br />
Marta Shmatava, Künstlerin aus Minsk (Belarus), im<br />
Gespräch mit Dr. Wolfgang <strong>Schreiner</strong><br />
11
12<br />
Marta Shmatava, Belarus Spiel Öl auf Leinwand 2004
So weit kann Oberfranken wirken<br />
Hans Angerer, Oberfränkischer Regierungspräsident i.R.<br />
Hans Angerer, Otmar Alt und Dr. Wolfgang <strong>Schreiner</strong> bei der Eröffnung der Otmar-Alt-Ausstellung<br />
Kunst will aufregen und anregen und dennoch<br />
können die Erinnerungen daran ein<br />
Wohlgefühl auslösen. Bevor nun Künstler,<br />
die im <strong>Grafik</strong> <strong>Museum</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Schreiner</strong><br />
ausstellten, ins Grübeln kommen und<br />
fürchten, zu angepasst gewesen zu sein,<br />
will ich sofort beschwichtigen: Von der<br />
aufregenden und anregenden Kunst wird<br />
gleich noch zu reden sein – zunächst sei<br />
das Wohlgefühl beschworen.<br />
Ich denke an die vielen Sonntagvormittage,<br />
an denen ich, meist zusammen mit<br />
meiner Frau, von Bayreuth nach <strong>Bad</strong><br />
<strong>Steben</strong> fuhr, um an einer Vernissage teilzunehmen.<br />
Wir genossen die Kunst und<br />
wollten zugleich aktiv zu ihrer Rezeption in<br />
Oberfranken beitragen.<br />
Diese Vormittage hatten etwas im besten<br />
Sinn Aufgeräumtes. Das begann schon mit<br />
der Fahrt selbst. Kaum hatten wir die Autobahn<br />
verlassen, beruhigte sich der Blick:<br />
ein weißer oder blauer Himmel, eine grüne<br />
Landschaft und grauer Schiefer an den<br />
Häusern. Dann die Fahrt durch das ästhetisch<br />
wohlgeordnete <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong> und<br />
schließlich der Kurpark, der Klenzebau und<br />
das Kurhaus.<br />
Wir fühlten uns wohl im Publikum, freuten<br />
uns, Bekannte zu treffen und neue<br />
Gesichter zu sehen. Der Bürgermeister und<br />
der Landrat waren da, gelegentlich auch<br />
Landes- und Bundespolitiker aus der<br />
Region. Es war ein angenehmer Kreis, aber<br />
ich hätte mir gewünscht, dass sich wenigstens<br />
ganz Hochfranken zu den Matineen<br />
einfindet, wenn schon nicht ganz Oberfranken.<br />
Beides sind Wünsche, für die<br />
Oberfranken kaum zu begeistern ist, auch<br />
wenn sich die regionale Presse sehr darum<br />
bemühte. Viele erkannten nicht, was in<br />
<strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong> geboten wird, oder wollten<br />
sich nicht mit dem Neuen auseinandersetzen.<br />
Kaum angekommen, suchten wir Frau<br />
<strong>Schreiner</strong> und Herrn Dr. <strong>Schreiner</strong>. Ganz<br />
ruhig, gelassen und zurückhaltend waren<br />
13
14<br />
sie der Mittelpunkt unserer Sonntagsgesellschaft.<br />
Sie erklärten, machten bekannt<br />
und hatten oft sogar Gelegenheit, die<br />
ausstellenden Künstler selbst vorzustellen.<br />
Die Bezeichnung „Profi“ ist zu laut für die<br />
<strong>Schreiner</strong>s, aber man merkte schnell, dass<br />
sie sich auskannten. Frau <strong>Schreiner</strong> ist eine<br />
erfahrene Galeristin und Herr Dr. <strong>Schreiner</strong><br />
nicht nur Kunstkenner, sondern auch<br />
Manager. Auch die Kunst braucht<br />
Management, wenn sie sich für alle sichtbar<br />
entfalten soll. Aber mit Fähigkeiten und<br />
Kenntnissen wäre es nicht getan. Hinzukommen<br />
müssen die Bereitschaft, selbst<br />
Opfer zu bringen, eine unerschütterliche<br />
Überzeugung und eine dauernde Begeisterung<br />
für die Sache der Kunst. Das haben<br />
die <strong>Schreiner</strong>s und sie vermittelten es<br />
immer und steckten an. Sie gaben ihr<br />
Engagement auch an Herrn Harry Kurz<br />
weiter, der mit Erfolg das fortsetzt, was sie<br />
begannen.<br />
Bei jeder Vernissage wurde ein kluger<br />
Einführungsvortrag gehalten. Wir ließen uns<br />
anregen und kauften zweimal Werke für<br />
unsere Wohnung: eine <strong>Grafik</strong> von Siegfried<br />
Otto-Hüttengrund und eine Kachel von<br />
Peter Zaumseil. In München werden wir<br />
nun oft darauf angesprochen.<br />
Ein Exkurs: Stellen Sie sich vor, das <strong>Grafik</strong><br />
<strong>Museum</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Schreiner</strong> wäre in München<br />
und nicht in <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong>. In München<br />
wirken Kunstausstellungen leicht etwas<br />
schrill, was vor allem am Publikum und an<br />
der Berichterstattung liegt. Die <strong>Schreiner</strong>s<br />
hätten auch in München eine Galerie mit<br />
Erfolg führen können; denn ihr Anspruch<br />
war immer großstädtisch. Vielleicht hätten<br />
sie mit ihrer liebevollen und liebenswerten<br />
Sachlichkeit vorbildhaft für Münchner<br />
Einrichtungen wirken können – aber sie<br />
wollten in ihrer Wahlheimat <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong> die<br />
Anstöße geben. Ich zweifelte manchmal<br />
daran, ob Oberfranken weiß, welchen<br />
Schatz es in <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong> gibt - weit weg<br />
von der Hauptstadt, aber von hauptstädtischer<br />
Qualität.<br />
Der damalige bayerische Finanzminister<br />
Dr. von Waldenfels unterstützte die Gründung<br />
des <strong>Grafik</strong> <strong>Museum</strong>s <strong>Stiftung</strong> <strong>Schreiner</strong><br />
sehr verdienstvoll. Wenn man bedenkt,<br />
welche Bedeutung dieser Einrichtung für<br />
das kleine Kurbad <strong>Steben</strong> zukommt, hätte<br />
ich mir für die Jahre danach neben der<br />
Hilfe durch die Oberfrankenstiftung mehr<br />
staatliche Unterstützung gewünscht. Der<br />
manchmal seichten Unterhaltung in<br />
einem Kurbad steht hier eine einzigartige<br />
und herausfordernde Einrichtung gegenüber,<br />
die <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong> weit heraushebt. Die<br />
notwendige Förderung des ländlichen<br />
Raums kommt mit kleinen Schritten voran.<br />
Dazu gehört vor allem auch die Förderung<br />
der Kunst.<br />
Vor kurzem bekam ich den Katalog für die<br />
Ausstellung „Von Kaiserblau bis Luxusschwarz“<br />
mit internationaler <strong>Grafik</strong> aus der<br />
sächsischen Werkstatt Hohenossig – wie<br />
immer sorgfältig und aufwändig hergestellt<br />
und sehr informativ. Die neue Ausstellung<br />
ist exemplarisch für die im <strong>Grafik</strong><br />
<strong>Museum</strong> verfolgte Richtung: ein Aufbrechen<br />
alter Vorurteile, das aufregt und ein<br />
Aufbruch zu neuen Zielen, der anregt.<br />
Was wussten wir von der Kunst in der DDR<br />
und in den anderen Ostblockländern? Mit<br />
dieser Frage hebe ich einen Schwerpunkt<br />
des <strong>Grafik</strong> <strong>Museum</strong>s hervor. Wenn wir<br />
überhaupt etwas wussten, dann ganz<br />
wenig. Vielleicht wollten wir auch nichts<br />
wissen, weil wir der Meinung waren, dass in<br />
autoritären Regimen die Kunst entweder<br />
vereinnahmt oder unterdrückt werde. So<br />
schwarz-weiß stimmt das nicht; denn es<br />
gab in den Ostblockländern eine eigenständige<br />
Entwicklung, die es wert ist,<br />
gewürdigt zu werden. Ohne das <strong>Grafik</strong><br />
<strong>Museum</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Schreiner</strong> hätte ich diese<br />
Erfahrung nicht gewonnen. Ich erinnere<br />
mich an Ausstellungen, die mit radikaler<br />
Modernität die Kunst voranbrachten, und<br />
ebenso an Ausstellungen, die uns mit dem<br />
Naturalismus in der DDR bekannt machten.<br />
Der Zukunftsrat der Bayerischen Staatsregierung<br />
hat in einem Punkt Recht: Frühere<br />
Grenzregionen in Europa sollen sich nicht<br />
abkapseln, sondern über die Grenze<br />
hinaus entwickeln. Da könnte Oberfranken<br />
ein Vorbild sein mit der Öffnung in den<br />
Osten – Polen, Tschechien, Slowakei,<br />
Ungarn, Bulgarien, Rumänien. Wir haben<br />
das bisher viel zu wenig genützt, wohl auch<br />
deshalb, weil wir nur in nationalen Grenzen<br />
und meist nur in wirtschaftlicher Hinsicht<br />
denken. Dabei entwickelt sich eine
Region nur, wenn sie offen ist und die Kunst<br />
als ein starkes Band ansieht. Im <strong>Grafik</strong><br />
<strong>Museum</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Schreiner</strong> haben wir<br />
geradezu ein Paradebeispiel für die Kunst<br />
im neuen Europa. Wir brauchen diese<br />
Möglichkeit nur zu ergreifen. Das fördert<br />
den Zusammenhalt in Oberfranken und<br />
eröffnet uns neue Spielräume. Kulturelles<br />
Engagement unterstützt auch wirtschaftliches<br />
Wohlergehen. Ich meine, dass die<br />
staatliche Förderung des ländlichen<br />
Raums nicht immer nur bei den<br />
beschränkten Mitteln für wirtschaftliche<br />
Investitionen ansetzen sollte, sondern<br />
solche Kulturzentren verstärken sollte, wie<br />
das <strong>Grafik</strong> <strong>Museum</strong> <strong>Schreiner</strong> eines ist.<br />
In dieser Richtung gilt es also weiterzuarbeiten.<br />
Die <strong>Schreiner</strong>s haben dafür alles<br />
getan, was nur möglich war. Eine Freude<br />
wäre es natürlich, wenn wenigstens Hochfranken<br />
sich einen Schub gäbe und ein<br />
Zentrum der Offenheit für moderne Kunst<br />
würde.<br />
Der künstlerische Kosmos der DDR-<strong>Grafik</strong><br />
Stefanie Barbara <strong>Schreiner</strong>, Vorsitzende des Vereins zur Förderung des <strong>Grafik</strong> <strong>Museum</strong>s<br />
<strong>Stiftung</strong> <strong>Schreiner</strong><br />
Dagmar Ranft-Schinke, Susanne Werdin, Christine<br />
Ebersbach, Stefanie Barbara <strong>Schreiner</strong> und (verdeckt)<br />
Wolfram Ebersbach bei der Eröffnung der Ausstellung<br />
„Drei Künstlerinnen“, 2009 im <strong>Grafik</strong> <strong>Museum</strong><br />
Der Stellenwert der <strong>Grafik</strong> in der Kunstszene<br />
der DDR war sehr singulär und ging weit<br />
über das Dekorative, das Illustrative, das<br />
Erzählerische hinaus.<br />
<strong>Grafik</strong> war in der DDR eine bezahlbare<br />
Kunstäußerung, die von verschiedenen<br />
Bevölkerungsschichten geschätzt und<br />
gekauft wurde. Künstler waren überall im<br />
Land ansässig und dennoch haben sich<br />
Zentren um die jeweiligen Hochschulen<br />
herum gebildet. In Berlin, Dresden, Leipzig<br />
und Halle haben sich darüber hinaus<br />
spezifische Ausrichtungen etabliert. An<br />
allen Hochschulen war die Zahl der<br />
Frauen/Studentinnen im stetigen Wachsen<br />
begriffen, was sich auch an der Thematik<br />
zunehmend ablesen ließ.<br />
So öffentlich, so demokratisch <strong>Grafik</strong> auch<br />
immer ist, es ist zugleich eine sehr intime<br />
Form der Kunst. Im Grunde verlangt jedes<br />
Blatt nach einer genauen Betrachtung<br />
und lässt jede Interpretation zu. Rezeptionen,<br />
die durchaus wissenschaftlichen<br />
Charakter hatten, Ausstellungen, die man<br />
besprach, wurden im ganzen kleinen Land<br />
beachtet. Verbote führten zu besonderer<br />
Wahrnehmung. In den wichtigsten Kunstzentren,<br />
einschließlich der Küstenregion,<br />
gab es Galerien des staatlichen Kunsthandels,<br />
wenige Verbandsgalerien und noch<br />
weniger private Kunstgalerien.<br />
Besucher aus Westeuropa, im Besonderen<br />
aus der BRD, die vor allem zur Messe nach<br />
Leipzig fuhren, konnten erste Begegnungen<br />
mit bildender Kunst haben, gefördert<br />
durch eine Ausstellungskonzeption.<br />
Ost-Berlin war durch Tagesaufenthalte<br />
ebenfalls leichter zugänglich.<br />
Der jährlich durchgeführte <strong>Grafik</strong>wettbewerb<br />
der „100 ausgewählten <strong>Grafik</strong>en“<br />
war ein Anreiz für die Künstler, sich immer<br />
wieder mit dem Medium <strong>Grafik</strong> auseinanderzusetzen.<br />
Editionen, Mappenwerke mit<br />
zumeist literarischen Themen erweiterten<br />
das Angebotsspektrum. Dabei vollzog sich<br />
die eigentliche Innovation der Künstler<br />
nicht so sehr im Bereich der Formen und<br />
Techniken, sondern zunehmend im<br />
Hinblick auf heranreifende gesellschaftliche<br />
Probleme und soziale Verwerfungen.<br />
Das Gespür für Kritikwürdiges, ein gewachsenes<br />
Selbstbewusstsein, eine Bereitschaft<br />
15
16<br />
zur Ironie und der Lust am Erzählerischen<br />
bereichern die Bildfindung.<br />
Nicht jeder Käufer ist Sammler - der Preis,<br />
das exklusive Mitbringsel, gelegentlich das<br />
literarische Motiv, aber auch die handwerkliche<br />
Vielfalt verführten zum Kauf. Im<br />
Laufe der Zeit entstanden, nicht immer von<br />
Anfang an gewollt, Sammlungen. Die hohe<br />
künstlerische Qualität und eine zunehmend<br />
kritische Auseinandersetzung mit<br />
der DDR-Wirklichkeit trug zur Attraktivität<br />
der Kunst bei.<br />
Die DDR, ein Land das es zu Recht nicht<br />
mehr gibt. Gleichzeitig zeigt uns gerade<br />
die bildende Kunst der DDR, dass hier ein<br />
Grundstein gelegt wurde, von dem wir bis<br />
heute noch profitieren. Eine solide Ausbildung,<br />
ein handwerkliches Rüstzeug und<br />
natürlich auch ein zunehmend freier<br />
Umgang mit Themen, ohne die Anklänge<br />
von amerikanischem Freiheitsverständnis,<br />
aber in der Weiterentwicklung europäischer<br />
Bildkompositionen, Formen und<br />
Verwurzelungen. Kunst entsteht immer als<br />
Rolf Kuhrt Windfänger Holzschnitt 1997<br />
Spiegel gesellschaftlicher Besonderheiten,<br />
historischer Ableitungen oder Allegorien.<br />
Wolfgang <strong>Schreiner</strong> schreibt im Katalog<br />
„<strong>Grafik</strong> aus der DDR“: „Diese besondere<br />
Form der Ausdruckskraft dieser speziellen<br />
Kunst musste den westlichen Besucher<br />
neugierig machen. Mir ging es jedenfalls<br />
so. Einmal angefangen, häufte sich Blatt<br />
auf Blatt, Gespräch reihte sich an<br />
Gespräch; mit Künstlern, mit Galeristen, mit<br />
Kunsthistorikern. Ein Puzzle musste zusammengefügt<br />
werden, eine mich immer<br />
mehr packende Aufgabe.“<br />
Die Informationen, die nötig waren, um die<br />
Zusammenhänge zwischen der zeitgenössischen<br />
bildenden Kunst und dem Zeitgeschehen<br />
zu erkennen, mussten in der DDR<br />
gesucht und gefunden werden.<br />
„Je mehr wir sehen, desto mehr müssen wir<br />
hinzu denken können. Je mehr wir dazu<br />
denken, um so mehr müssen wir zu sehen<br />
glauben.“<br />
Gotthold Ephraim Lessing
Wir, die „Gesammelten“<br />
Rolf Kuhrt, erem. Prof. an der Hochschule für <strong>Grafik</strong> und Buchkunst Leipzig<br />
Prof. Rolf Kuhrt im <strong>Grafik</strong> <strong>Museum</strong><br />
Mit großer Dankbarkeit und Freude denke<br />
ich an die vielen interessanten Begegnungen<br />
und den regen Gedankenaustausch<br />
mit dem „<strong>Grafik</strong>sammler“ aus Westdeutschland.<br />
Inzwischen ist aus dieser<br />
anfänglich beruflichen Beziehung eine<br />
Freundschaft geworden, was wohl nicht<br />
verwundert, wenn man seine warmherzige<br />
Art kennengelernt hat. Nicht geringen<br />
Anteil an dieser Beziehung hat gewiss<br />
auch seine Frau Stefanie, die ihm, so lange<br />
wir ihn kennen, zur Seite steht.<br />
Anfänglich waren wir, die „Gesammelten“,<br />
doch recht skeptisch. Wer war das, der da,<br />
offenbar angeregt durch die Tätigkeit des<br />
von der DDR hofierten Sammlers ostdeutscher<br />
Kunst, Peter Ludwig, bei uns vorbeischaute<br />
und sich für meine Arbeit interessierte?<br />
Die Sammlung Ludwig in Aachen,<br />
Köln und Oberhausen war mir bekannt,<br />
und so war ich erfreut, dass dieser <strong>Schreiner</strong><br />
Feuer gefangen hatte und sich vor<br />
allem dem grafischen Schaffen vieler<br />
ostdeutscher Künstler zuwandte. Mit zahlreichen<br />
wunderbaren Ausstellungen in<br />
allen Landstrichen Westdeutschlands<br />
macht er die damals doch recht unbekannte<br />
Kunstszene des Ostens einem<br />
interessierten westdeutschen Publikum<br />
bekannt. Hier half er Vorurteile abzubauen<br />
und auch die mancherorts herrschende<br />
Unkenntnis über die Qualität des<br />
grafischen Schaffens zu beseitigen. Die<br />
kritische Sicht der Künstler der DDR auf die<br />
politische Situation, die besonders in der<br />
<strong>Grafik</strong> zum Ausdruck kam, machte deutlich,<br />
wie wichtig gerade die Ausschöpfung<br />
des Figurativen war, um neue, interessante<br />
Gedankenwelten zu eröffnen und damit<br />
die Meinung, dass Abstraktion die alleinige<br />
Antwort der Moderne auf die Zeit sein<br />
könne, ad absurdum zu führen. Ich hatte<br />
damals durch seine freundliche Fürsprache<br />
einige Male Gelegenheit, die eine<br />
oder andere Ausstellung zu eröffnen, und<br />
nicht wenigen unserer Künstler gelang es<br />
damit, auch in Westdeutschland Beachtung<br />
zu finden. So lernte ich Dr. Wolfgang<br />
<strong>Schreiner</strong> als kompetenten und engagierten<br />
Förderer der Grafischen Künste<br />
kennen.<br />
Zusammen mit seiner Frau Stefanie suchte<br />
er in seiner Wahlheimat Franken nach<br />
einer Möglichkeit, seine umfangreiche<br />
Sammlung der Öffentlichkeit auf Dauer<br />
zugänglich zu machen und auch Künstler<br />
zu Ausstellungen einzuladen. In <strong>Bad</strong><br />
<strong>Steben</strong> fand er im Kurgelände die räumlichen<br />
Gegebenheiten für ein <strong>Grafik</strong>museum,<br />
das inzwischen über Nordbayern<br />
hinaus bekannt ist. Zahlreiche Kataloge<br />
begleiteten die ständig wechselnden<br />
Ausstellungen und belegen seine gründliche<br />
und kenntnisreiche Sammlertätigkeit<br />
auf dem Gebiet des grafischen Schaffens<br />
besonders des osteuropäischen Raumes.<br />
Dr. <strong>Schreiner</strong> ist nach wie vor bemüht, das<br />
Werk vieler interessanter Künstler bekannt<br />
zu machen. Dabei hat er es sich angelegen<br />
sein lassen, besonders auch junge<br />
Künstler zu fördern. Auch das ist in zahllosen<br />
Katalogen dokumentiert. So zeigte<br />
er in einer Sonderausstellung die <strong>Grafik</strong>klasse<br />
der Hochschule für <strong>Grafik</strong> und Buchkunst<br />
(HGB) Leipzig und stellte somit das<br />
hohe Niveau der Ausbildung in den druckgrafischen<br />
Techniken Radierung, Holzschnitt<br />
und Lithographie an der HGB dar.<br />
Würde man die zahlreichen Kataloge zu<br />
einem Band zusammenfügen, ergäbe dies<br />
ein umfangreiches Kompendium unterschiedlichster<br />
und herausragender künstlerischer<br />
Zeugnisse des ausgehenden 20.<br />
Jahrhunderts. Mit ihrem <strong>Museum</strong> haben<br />
die <strong>Schreiner</strong>s gerade auch in den ersten<br />
Jahren nach der Wende Wege für ein<br />
geeintes Europa Ost und West bereitet.<br />
Dafür ist es auch an mir, ihnen zu danken<br />
und weiterhin Erfolg zu wünschen.<br />
17
18<br />
Die Beziehungen zur bulgarischen Kunst<br />
Prof. Ivaylo Mirtchev, Vorsitzender des Verbandes bulgarischer Künstler<br />
Ivaylo Mirtchev im <strong>Grafik</strong> <strong>Museum</strong><br />
Über Herrn Dr. <strong>Schreiner</strong> kann ich nicht<br />
ohne Begeisterung oder emotionslos<br />
schreiben. Er hat so vieles für die bulgarische<br />
grafische Kunst getan, wie es alle<br />
unsere Kulturbeauftragten in den deutschsprachigen<br />
Ländern Europas nicht<br />
vermochten.<br />
Das Interesse Herrn Dr. <strong>Schreiner</strong>s an der<br />
modernen bulgarischen <strong>Grafik</strong> datiert<br />
schon auf das Ende der 80er-Jahre als er in<br />
seiner Eigenschaft als Mitarbeiter Herrn Dr.<br />
Ludwigs Bulgarien besuchte. Damals legte<br />
er auch den Grundstein zu seiner beeindruckenden<br />
Sammlung, eine der imposantesten<br />
Kollektionen moderner bulgarischer<br />
<strong>Grafik</strong> außerhalb Bulgariens. In<br />
seinen folgenden zahlreichen Besuchen<br />
fuhr er fort, Ankäufe zu tätigen, wobei er<br />
regelmäßig innerhalb weniger Tage einen<br />
riesigen Umfang <strong>Grafik</strong>en begutachtete.<br />
Im Laufe der vergangenen 20 Jahre<br />
gelang es Herrn Dr. <strong>Schreiner</strong>, mehrere<br />
große Ausstellungen zu realisieren. So zum<br />
Beispiel im Zusammenhang mit der Leipziger<br />
Buchmesse 1999, wo Bulgarien<br />
Schwerpunktland der Ausstellung war und<br />
das <strong>Grafik</strong>museum <strong>Stiftung</strong> <strong>Schreiner</strong> eine<br />
retrospektive Ausstellung aus seinem eigenen<br />
Bestand organisierte. Gezeigt wurden<br />
die Leistungen der bulgarischen<br />
grafischen Kunst auch auf einer großen<br />
Ausstellung im Jahre 2002 im Auswärtigen<br />
Amt in Berlin – ebenfalls mit Werken aus<br />
dem Bestand der <strong>Stiftung</strong> <strong>Schreiner</strong>. Außerdem<br />
wurden Personalausstellungen<br />
herausragender bulgarischer Künstler, die<br />
auf dem Gebiet der <strong>Grafik</strong> tätig sind, realisiert:<br />
von Simeon Venov, Borislav Stoev,<br />
Christo Nejkov, Zlatka Dabova, Georgi<br />
Letchev, Stoimen Stoilov, Bujan Filtchev u.a.<br />
Diese Ausstellungen waren stets durch<br />
Katalogveröffentlichungen begleitet – das<br />
ist etwas, was sich manchmal als wertvoller<br />
erweisen kann als die Ausstellung selbst,<br />
weil es die Zeit überdauert.<br />
Die Sammlung Dr. <strong>Schreiner</strong> beinhaltet<br />
hunderte Werke mehrerer Generationen<br />
bulgarischer Künstler (Todor Panajotov,<br />
Christo Gradetchliev, Stefan Markov, Anastasia<br />
Panajotova, Michail Petkov, Zhana<br />
Kosturkova, Ljubomir Janev, Ivan Ninov und<br />
viele andere).<br />
Im Jahre 2007 wurde ebenfalls dank des<br />
<strong>Grafik</strong> <strong>Museum</strong>s <strong>Stiftung</strong> <strong>Schreiner</strong> eine<br />
repräsentative Ausstellung der bulgarischen<br />
<strong>Grafik</strong> realisiert, die der Aufnahme<br />
Bulgariens in die EU gewidmet war.<br />
Übrigens hatte ich damals, bei diesem<br />
Besuch Herrn Dr. <strong>Schreiner</strong>s in Bulgarien zur<br />
Auswahl der Werke für diese Ausstellung,<br />
das Glück, ihn persönlich kennenzulernen.<br />
Ich hatte schon viel Positives gehört und<br />
dennoch überraschten mich seine Finesse<br />
und edle Ausstrahlung, ein Beweis dafür,<br />
dass Adel nicht nur durch Geburt, sondern<br />
auch durch innere Größe erworben wird.<br />
Ich war erstaunt über seine außerordentliche<br />
Arbeitsfähigkeit. Zwei Tage lang<br />
sahen wir hunderte von Blättern durch,<br />
wonach ich, glaube ich, der müdere von<br />
beiden war. Aber noch mehr beeindruckten<br />
mich sein Wissensdurst und seine ungekünstelte<br />
Begeisterung für die Kunst. Er<br />
freute sich wie ein Kind, das mit einem<br />
neuen Spielzeug spielt.<br />
Ich habe auch persönliche Gründe, um<br />
mit Begeisterung über Herrn Dr. <strong>Schreiner</strong><br />
zu sprechen, denn ich erhielt vor drei<br />
Jahren eine persönliche Einladung,
gemeinsam mit dem bekannten bulgarischen<br />
<strong>Grafik</strong>er Dimo Kolibarov, eine<br />
Ausstellung in dem renommierten <strong>Museum</strong><br />
in <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong> zu realisieren. Ich nahm die<br />
einladung an mit einem Gefühl aus<br />
Freude und Sorge, denn gleichzeitig<br />
wurde ich mir des besonderen Privilegs<br />
bewußt, das mir zuteil wurde. Ich denke,<br />
dass ich einer der wenigen Künstler bin,<br />
der nicht nur auf Papier arbeitet und der<br />
die Möglichkeit hatte, seine Werke im<br />
<strong>Museum</strong> der <strong>Stiftung</strong> zu zeigen. Es ist<br />
schwierig, die Wärme zu beschreiben, mit<br />
der Dimo Kolibarov und ich im <strong>Grafik</strong><br />
<strong>Museum</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Schreiner</strong> persönlich von<br />
ihm und seiner bezaubernden Gattin<br />
Stefanie Barbara empfangen wurden.<br />
Herr Dr. <strong>Schreiner</strong> erhielt in den Jahren<br />
seines Wirkens die verdiente Anerkennung<br />
für seinen Beitrag zur Förderung der Beziehungen<br />
zwischen beiden Ländern. Im<br />
Ivaylo Mirtchev, Bulgarien Meeresmorgen Öl auf Leinwand 2004<br />
Jahre 1984 wurde er mit der Goldenen<br />
Ehrenmedaille „1300 Jahre Bulgarien“, im<br />
Jahre 1993 mit dem Ehrendoktortitel der<br />
Nationalen Kunstakademie in Sofia ausgezeichnet.<br />
Mehrmals, 1999 und 2007 , erhielt<br />
er Ehrenurkunden des Kulturministeriums.<br />
Im Jahre 2008 wurde er mit der höchsten<br />
Auszeichnung der Republik Bulgarien für<br />
Bildung und Kultur, dem Orden „Kyrill und<br />
Methodius“ I. Grades, gewürdigt.<br />
Besonders möchte ich nochmals kundtun,<br />
dass unabhängig von all diesen Auszeichnungen<br />
1500 Kilometer südöstlich von <strong>Bad</strong><br />
<strong>Steben</strong> eine Gemeinschaft freier Künstler,<br />
die im Verband vereinigt sind, tiefe Achtung<br />
und Dankbarkeit für das Wirken Herrn<br />
Dr. <strong>Schreiner</strong>s empfindet; was im Jahre<br />
2009 auch dadurch gewürdigt wurde,<br />
dass er als Ehrenmitglied in unseren Künstlerverband<br />
aufgenommen wurde.<br />
19
20<br />
Robert Reiter Notizen aus Olevano (Nr. 7) Kreidelithografie 2000
Eine <strong>Grafik</strong>schatztruhe<br />
Robert Reiter, Künstler, Oberfranken<br />
Übergabe der Schenkung durch Robert Reiter<br />
Wo anfangen, wo aufhören, die Aktivitäten<br />
von Dr. Wolfgang <strong>Schreiner</strong> und dem<br />
<strong>Grafik</strong>museum aus der Sicht eines Künstlers<br />
darzulegen, der sein Schaffen dort vorstellen<br />
konnte? Meine Besuche in <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong><br />
und in den Ausstellungen des <strong>Grafik</strong> <strong>Museum</strong>s<br />
und meine Begegnungen mit Wolfgang<br />
<strong>Schreiner</strong> waren eher sporadisch, ja<br />
zufällig. Aber von Anfang an ahnte ich die<br />
hohe Fachkompetenz dieses Sammlers,<br />
den Fleiß und die Erfolgsbesessenheit, die<br />
sich hinter einem klug und bewusst<br />
begrenzten Länderkonzept (Ostdeutschland,<br />
Osteuropa, Umfeld Nordbayern)<br />
und einem riesigen Organisationsgeschick<br />
bezüglich der <strong>Museum</strong>srealisierung<br />
verbargen.<br />
Ich bekenne, dass ich diesem Mann, der<br />
sich im Gespräch offen und genau zeigte,<br />
wesentliche Impulse für meine eigene<br />
Bildermacherei verdanke. Nach jeder<br />
Begegnung war ich neu motiviert, als<br />
hätte ich es mit einem großen hilfreichen<br />
Bruder zu tun gehabt.<br />
Ich liste einige Begegnungen mit Dr.<br />
<strong>Schreiner</strong> sowie Ausstellungen auf; die<br />
Auflistung mag zufällig und sehr subjektiv<br />
erlebt wirken. Im Rückblick wirkt sie aber so,<br />
als enthielte sie Elemente unseres Zusammenwirkens.<br />
- Erste Ausstellungsbegegnung Radierungen<br />
von Pablo Picasso aus der „Suite<br />
Vollard“ im Gang und den Sälen des<br />
<strong>Grafik</strong> <strong>Museum</strong>s. Klassische Akte von Halbgöttern<br />
und ruhenden Frauen, gezeichnet<br />
vom Genie meiner eigenen Studienzeit.<br />
Wer brachte diese wunderbaren Werke<br />
hierher?<br />
- Von draußen gedämpfte Musik einer<br />
Kurkapelle. Im Park unglaublich schöne,<br />
alte Buchenbäume. Dazwischen Wandelhallen,<br />
klassizistischer Stil; für mich Erinnerung<br />
an das Karlsbad meiner Großeltern;<br />
fühlte mich ein bisschen zu Hause. Ein klug<br />
gewählter Ort für bildende Kunst, Kammermusik<br />
Abteilung „<strong>Grafik</strong>“.<br />
- Wendezeit, Wiedervereinigung. Im<br />
Germanischen Nationalmuseum Riesenschau<br />
von DDR-<strong>Grafik</strong>ern aus der Sammlung<br />
<strong>Schreiner</strong>. Erwerbe den schönen<br />
Katalog, kann vieles besser kennenlernen.<br />
Bald darauf Begegnung an der Hochschule<br />
Leipzig und Dresden mit Werkstattleitern<br />
und Lehrern. <strong>Schreiner</strong> schenkt die beste<br />
Sammlung dem GNM.<br />
- Ich besuche mehrere Ausstellungen in<br />
<strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong>. Zum Beispiel von Bulgaren,<br />
auch mit Gemälden. Immer ist auch die<br />
handwerkliche Höchstleistung für die<br />
21
22<br />
Bilderwahl bestimmend. Es gibt nichts<br />
Zufälliges oder nur Flottes.<br />
- Harald Metzges und der Linolschneider<br />
mit den zauberhaft dichten Farbvarianten<br />
aus Erfurt bleiben lange haftende wichtige<br />
Seherlebnisse.<br />
- Alle Vernissagen haben vorzügliche<br />
Fachvorträge zur Einleitung. Ich lerne.<br />
- Bin verblüfft, dass im <strong>Grafik</strong>museum auch<br />
Fotografie gesammelt wird. Die ausgestellten<br />
Suiten haben einen besonderen<br />
Zauber. Die Aufnahmen liegen rund drei<br />
Generationen zurück. Die Dargestellten<br />
scheinen dem Fotografen schüchtern und<br />
erstarrt zu posieren. Surreale Wirklichkeit<br />
von längst Vergessenem. Heute auch<br />
höchst interessant als ethnologische Dokumente.<br />
- Ich darf ausstellen – allein! Schwerpunkt<br />
Radierung. Das alte Rom und das heutige<br />
Rom. Kaltnadelradierung mit Monotypie,<br />
Großformatiges, auch im Klenzebau, links<br />
und rechts, sehr schön zwischen Palmen,<br />
meine bisher größten Radierblätter, 160<br />
Zentimeter hoch, meine schönste Schau<br />
bisher. Interessiertes Publikum, gute<br />
Gespräche mit Menschen aus Ort und<br />
Region. Der kräftige Strich und die zusammenraffenden<br />
Schwarzflächen scheinen<br />
ihre Wirkung zu tun. Danke, Dr. <strong>Schreiner</strong>, für<br />
diese Chance und Erfahrung! Bin dieses<br />
Mal angekommen. Ein gutes Gefühl.<br />
- Gedanken zum Ausstellungsthema<br />
„Rom“. Druckgrafik kann Botschaften<br />
geben von unbekannten, aber oft gesehenen<br />
Orten. Das wollte doch auch<br />
Piranesi vermitteln, oder? Städtebauliche<br />
Motive, aus der Geschichte überkommen,<br />
als Schule denkmalpflegerischen Erlebens.<br />
Die <strong>Grafik</strong>beispiele und die ganze Sammlung<br />
als Repertoire menschlichen Siedelns<br />
und Wohnens unter dem modifizierenden<br />
Einfluss geschichtlicher Veränderung/<br />
Zerstörung / Restaurierung.<br />
Was man auch noch so nebenbei denkt<br />
und deutet beim längeren Kennenlernen<br />
einer <strong>Grafik</strong>sammlung, lebendig wie die<br />
<strong>Schreiner</strong>sche – was Druckgrafik alles<br />
vermitteln kann:<br />
- <strong>Grafik</strong> als geschichtliche Gedächtnisleistung<br />
- <strong>Grafik</strong> als Vision neuer Welten<br />
- <strong>Grafik</strong> als autonome Sprache und handwerkliche<br />
Leistung<br />
- <strong>Grafik</strong> als formales Experimentierfeld im<br />
gegenständlich Abbildenden, im Erfinden<br />
menschlicher Welten, im Erproben druckerischer<br />
Verfahren<br />
- <strong>Grafik</strong> als Hinweis auf unbekannte Künstlertalente,<br />
Traditionen und Hoffnung im<br />
neuen Europa. Als Beispiel die Sammlung<br />
des <strong>Grafik</strong> <strong>Museum</strong>s <strong>Schreiner</strong>, die bewusst<br />
drei „Landschaften“ zum Sammelschwerpunkt<br />
macht: 1. Osteuropa, 2. Ostdeutschland,<br />
3. Umfeld <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong><br />
An dieser Stelle breche ich meine Auflistung<br />
ab.<br />
Danken möchte ich allen, die bisher<br />
mitgeholfen haben, die Ausstellungen zu<br />
realisieren und denen, die künftig die<br />
unauffällige Arbeit bewerkstelligen<br />
werden.<br />
Ich werde immer wieder dieser <strong>Grafik</strong>schatztruhe<br />
Blätter von mir zum Geschenk<br />
anbieten, weil sie hier geschätzt und<br />
zugänglich gehalten werden im Sinne des<br />
Erfinders.<br />
Pernille Kløvedal Hellweg, Dänemark<br />
Standing on the past<br />
Linolschnitt<br />
2008
Kunst hautnah erlebbar<br />
Peter Zaumseil, Künstler, Thüringen<br />
Peter Zaumseil im Gespräch mit Ingo Cesaro bei der<br />
Eröffnung seiner Ausstellung im <strong>Grafik</strong> <strong>Museum</strong><br />
Es ist meine feste Überzeugung, dass es im<br />
Leben keine Zufälle gibt, auch wenn bei<br />
so mancher Begegnung der viel beschworene<br />
König Zufall seine Hände im Spiel zu<br />
haben scheint. Aber der Reihe nach.<br />
Meinen ersten Kontakt mit dem „<strong>Grafik</strong>museum<br />
<strong>Stiftung</strong> <strong>Schreiner</strong>“ verdanke ich<br />
einem Kuraufenthalt in <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong> im April<br />
2000.<br />
Das <strong>Museum</strong> war mir bis dato unbekannt.<br />
Interessant fand ich, dass es gerade hier im<br />
Grenzland zur ehemaligen DDR, oft wenig<br />
schmeichelhaft als „Fränkisch Sibirien“<br />
bezeichnet, entstanden war.<br />
Zur Vernissage, in der ich Arbeiten von<br />
Meisterstudenten der Leipziger Hochschule<br />
für <strong>Grafik</strong> und Buchkunst sah, stellte mich<br />
mein Künstlerkollege und Freund Ingo<br />
Cesaro den <strong>Schreiner</strong>s vor.<br />
Schon in diesem ersten kurzen Gespräch<br />
bat mich Wolfgang <strong>Schreiner</strong>, mich doch<br />
mit meinen Arbeiten bei ihm einmal vorzustellen,<br />
was ich ihm gerne zusagte. Seit<br />
diesem Tag wurde mir mehr und mehr<br />
bewusst, dass in diesem kleinen Ort ungemein<br />
Wichtiges geschieht. Hier wurden<br />
und werden Brücken geschlagen, nicht<br />
nur zwischen Ost und West, sondern auch<br />
zwischen der Kunst und den Menschen.<br />
In den Räumen des staatlichen Kurhauses<br />
oder im Klenzebau wird Kunst hautnah<br />
erlebbar, ohne sich dabei aufzudrängen.<br />
Schwellenangst zwischen Kunst und<br />
Bürger, die gibt es hier nicht. Wir durften es<br />
selbst oft erleben, wenn wir einen Kurgast<br />
im Lesesaal des staatlichen Kurhauses<br />
sehen sahen, der ganz vertieft vor einem<br />
der ausgestellten Objekte stand.<br />
Trotz alledem machte ich mir zunächst<br />
wenig Hoffnung, im <strong>Grafik</strong>museum bald<br />
selbst einmal ausstellen zu können. Ein<br />
gutes <strong>Museum</strong> plant mindestens zwei<br />
Jahre im Voraus, daran ist nicht zu rütteln.<br />
Doch wieder kam der „Zufall“ zu Hilfe. Eine<br />
geplante Ausstellung musste kurzfristig<br />
abgesagt werden und so konnte ich<br />
bereits im Januar 2001 zusammen mit<br />
meinem Künstlerkollegen und Freund<br />
Michael Hofmann im <strong>Grafik</strong> <strong>Museum</strong><br />
<strong>Stiftung</strong> <strong>Schreiner</strong> ausstellen.<br />
Es wurde eine schöne und wie ich meine<br />
sehr gelungene Ausstellung mit vielen<br />
Farbholzschnitten, Mappen und Künstlerbüchern.<br />
Im Januar 2003 stellte ich im Klenzebau<br />
dann großformatige Gemälde aus.<br />
Meine Frau und ich lernten die Familie<br />
<strong>Schreiner</strong> näher kennen und wir hatten<br />
bald den Eindruck, wir würden die beiden<br />
schon ewig kennen! Es gibt solch seltene<br />
Begegnungen wirklich und wir sind sehr<br />
dankbar dafür. Anlässe für Treffen gab es<br />
viele, sei es zu Geburtstagen, Sommerfesten,<br />
Adventsabenden…<br />
,<br />
Eine besonders schöne Tradition ist es<br />
geworden, dass <strong>Schreiner</strong>s nach einer<br />
Vernissage den Künstler und Freunde in ihr<br />
gastfreundliches Haus einladen und Stefanie<br />
alle mit ihrer selbst gekochten Suppe<br />
verzaubert.<br />
Wir freuten uns immer sehr über solche<br />
Einladung, ergaben sich doch bei einem<br />
guten Glas Wein stets interessante und<br />
anregende Gespräche.<br />
23
24<br />
<strong>Schreiner</strong>s sind seit vielen Jahren ständige<br />
Gäste zu meinen Ausstellungseröffnungen.<br />
Sie unterstützten mich bei <strong>Grafik</strong>versteigerungen<br />
oder bei der Teilnahme an <strong>Grafik</strong>märkten.<br />
Dank Wolfgangs Vermittlung erwarb die<br />
Gemeinde <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong> 2008 meine<br />
Eichenholzplastik „Paar“.<br />
Wir wissen wie schwer es war, das <strong>Grafik</strong>museum<br />
aufzubauen, und was es kostete,<br />
es über die Jahre zu erhalten. Wer es nicht<br />
glaubt, mag es auf der Homepage des<br />
Peter Zaumseil Weiße Elster Farbholzschnitt 2008<br />
<strong>Museum</strong>s nachlesen.<br />
Wir danken Wolfgang <strong>Schreiner</strong> ganz herzlich<br />
für seine langjährige Arbeit als 1. Vorsitzender<br />
des Fördervereins des <strong>Grafik</strong> <strong>Museum</strong>s<br />
<strong>Stiftung</strong> <strong>Schreiner</strong>. Wir danken ihm und<br />
seiner Frau Stefanie für die vielen Stunden,<br />
für ihre Kraft und ihr Engagement, mit dem<br />
sie so viele Brücken zwischen den Menschen<br />
und der Kunst gebaut haben.<br />
Das <strong>Grafik</strong> <strong>Museum</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Schreiner</strong> ist<br />
ein lebendiges Haus der Begegnung, und<br />
so soll es auch in Zukunft bleiben.
Kuba - ein <strong>Grafik</strong>kauf als Aufgabe<br />
Stefanie Barbara <strong>Schreiner</strong>, Vorsitzende des Vereins zur Förderung des <strong>Grafik</strong> <strong>Museum</strong>s<br />
<strong>Stiftung</strong> <strong>Schreiner</strong><br />
Treffen mit dem kubanischen Staatschef: Dr. Wolfgang<br />
<strong>Schreiner</strong>, Prof. Dr. Peter Ludwig, Fidel Castro (vorn die<br />
Dolmetscherin)<br />
Kuba, das zu Lateinamerika gehört und<br />
dort auch künstlerisch verwurzelt ist, geht in<br />
seinen Kunstäußerungen einen eigenen<br />
Weg.<br />
Deshalb waren wir, als wir auf die Insel<br />
reisten, voller Erwartungen auf die Kunst.<br />
Das Ehepaar Ludwig und wir wurden von<br />
höchster Regierungsstelle erwartet.<br />
Unser erster Eindruck am Flughafen von<br />
Havanna bestätigte, was wir aus sozialistischen<br />
Zeiten und Ländern kannten: Man<br />
ist nicht Gleicher unter Gleichen.<br />
Als Gäste des kubanischen Kulturministeriums<br />
wurden wir nicht nur gesondert empfangen<br />
und untergebracht, sondern mit<br />
zahlreichen, extra für diesen Besuch vorbereiteten<br />
Ausstellungen, die zumeist einen<br />
Tag nach unserer Besichtigung wieder<br />
abgebaut wurden, konfrontiert. Welch ein<br />
Arbeitsaufwand, welch eine Bereitschaft,<br />
vor uns die Kunst, vor allem junger Kubaner,<br />
auszubreiten.<br />
Ich wusste nicht viel über lateinamerikanische<br />
Kunst. Meine Vorstellung war<br />
geprägt vom Klischee, der wuchernden<br />
Vegetation, der Leidenschaft, die sich über<br />
die Musik mitteilt. Karibik und natürlich<br />
magischer Realismus sind weitere Zutaten.<br />
Beim Durchwandern der Ausstellungen<br />
und beim genauen Hinsehen bestätigte<br />
sich manche dieser Vorstellungen. Die<br />
warmen Erdtöne, das üppige Grün, glatte<br />
Linien und reine Flächen. Immer wieder<br />
Anklänge an Wifredo Lam, den bewunderten<br />
Altmeister. Kulturelle Wurzeln<br />
prägen die Kunstwerke, insbesondere die<br />
der unterschiedlichen Religionen bis hin<br />
zum Voodoo-Kult. Verschlüsselte kritische<br />
Anmerkungen zu Lebensumständen und<br />
politischen Tatsachen sind offensichtlich,<br />
man kann das programmatisch verstehen.<br />
Kunst, Malerei, Skulptur, Publikationen in<br />
geringem Umfang. Künstler sind auch in<br />
Kuba tapfere Eigenbrötler, die zumeist<br />
auch tapfere Kämpfer sind.<br />
Wir erblickten den Gegenentwurf zu<br />
unserer europäischen Moderne, figurenreich,<br />
mit innovativen Techniken, mit vielen<br />
literarischen Bezügen, wenigen Abwandlungen<br />
und Neuerfindungen der Abstraktion<br />
wie es gerade am Beginn der 90er-<br />
Jahre in Europa Zeitgeist war. Sicher, die<br />
Öffnung des europäischen Ostens war ein<br />
wesentlicher Motor, das scheinbar Neue in<br />
die jeweiligen Kunstströmungen aufzunehmen,<br />
auszuprobieren, sich dem sich<br />
öffnenden Markt anzugleichen; ein vorübergehendes<br />
Faszinosum.<br />
Auf Kuba begegnete uns nichts dergleichen,<br />
was nicht nur an einer Vorselektion<br />
lag. Wir debattierten mit den jeweiligen<br />
Künstlern vor ihren Werken, in ihren Ateliers,<br />
aber auch in der Kunsthochschule. Sie<br />
breiteten vor uns ihre ästhetischen<br />
Programme aus, sprachen über Formen,<br />
Flächen und Farben, über Arbeitsbedingungen<br />
und Druckwerkstätten. Wir haben<br />
immer gespürt: die kubanischen Künstler<br />
sind davon überzeugt, dass die Kunst die<br />
Fähigkeit besitzt, die Welt zu verändern.<br />
Unter allen diesen Eindrücken kauften wir<br />
eine Gruppe von Kunstwerken, die uns<br />
noch heute bewegt und die auch jetzt,<br />
fast 20 Jahre nach ihrer Reise nach Europa,<br />
noch genauso viele Botschaften sendet.<br />
25
26<br />
Die Schwarz-Weiß-Gebilde von Belkis Ayón<br />
Manzo, die energische Botschaft von<br />
Sandra Ramos Lorenzo, die flimmernden<br />
Flächen des Luis Justo Taset, die einfachen<br />
difizilen Formen von Eduardo Roca Salazar,<br />
den wir wie alle seine Freunde Choco<br />
nennen sollten, haben uns nie wieder<br />
losgelassen.<br />
Noch einige Jahre habe ich mit unserer<br />
wunderbaren, schönen Dolmetscherin im<br />
Briefkontakt gestanden. Noch heute<br />
erzählen wir im Freundeskreis von unseren<br />
Begegnungen mit den Menschen auf<br />
Kuba, „Kunst kann Brücken bauen“.<br />
Wir sind von der geistigen Kraft grenzüberschreitender<br />
Kunst überzeugt, weil sie die<br />
geistige Isolation ganzer Völker überwindet.<br />
Diese Einsicht ist ein triftiger Grund,<br />
immer wieder nach Möglichkeiten zu<br />
suchen, die Kunst der kubanischen Künstler<br />
in Ausstellungen einem breiten Publikum<br />
vorzustellen.<br />
Belkis Ayón Manzo, Kuba Ich habe dir die Macht gegeben Colografie 1994
Kunst verbindet<br />
Dr. Maren Kratschmer-Kroneck, Galeristin der Saale-Galerie, Saalfeld<br />
Dr. Maren Kratschmer-Kroneck und Karl Jüttner zur Eröffnung<br />
der Ausstellung von Karl Jüttner<br />
Herrn Dr. Wolfgang <strong>Schreiner</strong> und seine<br />
Frau lernte ich um 1990 kennen. Auf einmal<br />
gab es die wunderbare Möglichkeit, vom<br />
südthüringischen Saalfeld aus eine neue<br />
Kunst-Welt im nur siebzig Kilometer<br />
entfernten oberfränkischen <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong> zu<br />
entdecken!<br />
Das war für mich als Galeristin gerade in<br />
diesen Anfangsjahren aufgrund der völlig<br />
neuen politischen Situation eine spannende<br />
Herausforderung. War mir bisher die<br />
Kunstszene der DDR relativ überschaubar<br />
gewesen, öffnete sich nach dem Mauerfall<br />
plötzlich die Kunstlandschaft weltweit. Mit<br />
Neugier und Staunen erschlossen wir uns<br />
Tendenzen der bislang hier unterdrückten<br />
westeuropäischen und internationalen<br />
Kunstszene. Ein wahrer Aufschwung setzte<br />
ein und motivierte zu neuen Wagnissen.<br />
Ausstellungen von Chagall, Christo, Dalí,<br />
Hundertwasser und Miró wurden nun auch<br />
in Saalfeld möglich. Die Einzugsbereiche<br />
entgrenzten sich, Horizonte weiteten sich,<br />
Denk- und Erfahrungsmuster relativierten<br />
sich, Europa und die Weltkunst wurden<br />
zugänglich. Das bedurfte neuer Maßstäbe<br />
und eines erweiterten Kunstbegriffs.<br />
In diese Zeit fiel meine persönliche<br />
Bekanntschaft - und das sehe ich als<br />
besonderen Glücksfall - mit dem erfahrenen,<br />
offenherzigen Kunstenthusiasten Dr.<br />
Wolfgang <strong>Schreiner</strong> und seiner Frau Stefanie<br />
Barbara. Voller Faszination und Bewunderung<br />
erlebte ich ihr <strong>Grafik</strong> <strong>Museum</strong> in<br />
<strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong>. Und das war der Anfang einer<br />
anregenden Beziehung und Freundschaft,<br />
durch die ich wesentliche Impulse und<br />
Einsichten gewinnen konnte. Mit großer<br />
Begeisterung und Hochachtung erlebte<br />
ich ihre nahezu enzyklopädische Sammlung<br />
von <strong>Grafik</strong> aus der DDR und Osteuropa,<br />
die sie mit erstaunlicher Sachkenntnis<br />
und feinem Kunstgespür zu einer Zeit<br />
zusammengetragen hatten, als noch der<br />
Eiserne Vorhang Schicksale bestimmte.<br />
Plötzlich zeigte sich mir - die ich die Kunst<br />
der DDR bislang doch nur aus der unmittelbaren<br />
Insider-Sicht erlebt hatte - diese<br />
Kunstszene aus ganz neuer Perspektive.<br />
Meine subjektive Befangenheit erhielt als<br />
Äquivalent vor allem mehr Objektivität. Zu<br />
meiner bislang recht kritischen Haltung<br />
gegenüber der „Hofkunst“ kam eine Sichtweise,<br />
die sich mehr nach künstlerischen<br />
Kriterien orientierte. So erbrachte die intensive<br />
Zusammenarbeit mit den Sammlern<br />
<strong>Schreiner</strong> für mich persönlich vor allem<br />
wichtigen Erkenntniszuwachs und neue<br />
Positionsbestimmung. Dazu trug dann<br />
auch der Austausch von Ausstellungen<br />
bei. Ich erlebte, dass die Resonanz in <strong>Bad</strong><br />
<strong>Steben</strong> oft eine ganz andere war als im<br />
nahegelegenen Saalfeld jenseits der<br />
einstigen Grenze. Kunsterwartungen,<br />
Sehgewohnheiten, Rezeptionserfahrungen<br />
und Kaufverhalten waren durch<br />
die jahrzehntelange unterschiedliche<br />
Entwicklung weit auseinander gedriftet.<br />
Seit Mitte der 90er-Jahre verbindet uns -<br />
<strong>Grafik</strong>museum und Saale-Galerie, die<br />
<strong>Schreiner</strong>s und mich - nun eine kreative<br />
und fruchtbare Zusammenarbeit. So lernte<br />
ich durch ihre Weitsicht und Erfahrenheit,<br />
aber auch durch deren persönliches<br />
Engagement, interessante „West-Künstler“<br />
kennen, die ich bis heute gern in der<br />
Saale-Galerie vertrete. Dank der Schrei-<br />
27
28<br />
ners wurden in Saalfeld eine Rudolf-<br />
Hausner-Ausstellung möglich, die Katos,<br />
Klaus Leibing und Hans G. Schellenberger<br />
kamen nach Thüringen. Kunst aus Belarus<br />
und 100 italienische <strong>Grafik</strong>en wanderten<br />
von <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong> aus auf direktem Wege in<br />
die Saale-Galerie. Dafür stellten die Thüringer<br />
Künstler Ali Kurt Baumgarten, Eva Bruszis,<br />
Rudolf Franke, Karl Jüttner und Peter<br />
Sylvester in <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong> aus.<br />
Besonders die Beteiligungen an den<br />
gemeinsam organisierten Kunstauktionen<br />
und <strong>Grafik</strong>märkten verhalf auch Künstlern<br />
der Saale-Galerie zu überregionaler<br />
Bekanntschaft und Wirkung. Seitdem wird<br />
die Saalfelder Galerie auch von Kunstinteressenten<br />
und Sammlern aus Oberfranken<br />
häufig besucht.<br />
So entwickelte sich hier im oberfränkischthüringischen<br />
Raum eine engagierte<br />
Wege zueinander ebnen<br />
Ralf Sziegoleit, Kulturredakteur der Frankenpost i. R.<br />
Ralf Sziegoleit im <strong>Grafik</strong> <strong>Museum</strong><br />
Meine Bekanntschaft mit Wolfgang <strong>Schreiner</strong><br />
geht auf das Jahr 1982 zurück. Zur Eröffnung<br />
des Festivals „Hofer Herbst“ im Foyer<br />
der Freiheitshalle gab er damals mit 149<br />
<strong>Grafik</strong>en von 48 in der DDR lebenden<br />
Künstlern Einblick in seine Sammlung. Ein<br />
prominenter Gast war dabei: Professor Willi<br />
Sitte, der höchst einflussreiche Präsident<br />
des Verbandes bildender Künstler der DDR.<br />
1977 hatten er und drei Kollegen – Heisig,<br />
Mattheuer, Tübke - an der documenta in<br />
Annäherung, eine Brücke war gebaut, die<br />
Voraussetzung ist für die Verbindung zweier<br />
Ufer. Diesen Brückenbau - auch im<br />
zwischenmenschlichen Bereich - haben<br />
wir den <strong>Schreiner</strong>s ganz wesentlich zu<br />
verdanken. Dafür gebührt Herrn Dr. Wolfgang<br />
<strong>Schreiner</strong> und seiner Frau, die ich als<br />
Wegbereiter und Brückenbauer zwischen<br />
Ost und West, als Botschafter europäischen<br />
Geistes und Weltbürger kennen-<br />
und schätzen lernen durfte, für ihre selbstlose<br />
Unterstützung und ihr ungebrochenes<br />
Engagement mein außerordentlicher<br />
Respekt und Dank!<br />
Dank aber besonders auch für eine außergewöhnliche,<br />
subtile Freundschaft, die mir<br />
mit jeder persönlichen Begegnung immer<br />
wieder nachhaltige Bereicherung bedeutet.<br />
Kassel teilgenommen; seither war Sitte<br />
auch im Westen bekannt. In einem kleinen<br />
Interview sagte er mir, dass den Malern in<br />
der DDR absolut nichts verboten sei:<br />
„Wenn einer ein abstraktes Bild malt – wen<br />
juckt das?“<br />
Vier Jahre später durfte ich auch den in<br />
Reichenbach im Vogtland geborenen, in<br />
Leipzig lebenden Professor Wolfgang<br />
Mattheuer interviewen. Wolfgang <strong>Schreiner</strong><br />
hatte den Künstler nach Kronach<br />
geholt. Dort, in der Galerie des Kunstvereins,<br />
wurden Mattheuer-<strong>Grafik</strong>en aus<br />
<strong>Schreiner</strong>s Sammlung gezeigt. Als unser<br />
Gespräch das Thema „Freiheit der Kunst“<br />
berührte, sagte Mattheuer, wo die Kunst<br />
völlig frei sei, gehe das einher mit Gleichgültigkeit.<br />
Durch Einschränkungen werde<br />
das Individuum „zum Einzelkämpfer<br />
gestählt“.<br />
Ich nehme an, dass auch dem Sammler<br />
Wolfgang <strong>Schreiner</strong> die Gespräche mit<br />
Künstlern besondere Freude machten.<br />
Jedenfalls suchte er die Begegnung mit<br />
ihnen. Auf seinen Reisen in der DDR war er<br />
häufig in den Ateliers von Malern und<br />
<strong>Grafik</strong>ern zu Gast. Bei jener ersten Hofer
Ausstellung übrigens wurde er der Presse<br />
als Geschäftsmann aus Berlin vorgestellt,<br />
der Zweitwohnsitz in <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong> (der 1988,<br />
nach seinem Ausscheiden aus dem<br />
Berufsleben, sein Hauptwohnsitz wurde)<br />
blieb unerwähnt. Es hieß, <strong>Schreiner</strong> habe –<br />
angestiftet vom Initiator der berühmten<br />
Sammlung Ludwig – im Jahr 1976 zu sammeln<br />
begonnen. <strong>Grafik</strong> aus der DDR sei<br />
sein Spezialgebiet; das Sammeln, das er<br />
aus Freude betreibe, habe seinem Leben<br />
einen neuen, weiteren Inhalt gegeben.<br />
Peter Ludwig, der 1996 gestorben ist –<br />
seine Kunstsammlungen sind heute auf 19<br />
Museen in fünf Ländern verteilt – war Mitinhaber<br />
des umsatzstarken Süßwarenherstellers<br />
Leonard Monheim AG und als<br />
solcher <strong>Schreiner</strong>s Chef, zugleich aber<br />
seiner enger Freund. <strong>Schreiner</strong> diente dem<br />
Unternehmen als Geschäftsführer des<br />
Berliner Werks und als Osteuropa-Direktor.<br />
Gemeinsam reiste man viel – in die Sowjetunion,<br />
nach China und Kuba (wo Fidel<br />
Castro die Gäste empfing). Wichtigstes Ziel<br />
war lange Zeit jedoch das „andere<br />
Deutschland“, die DDR. Dort verhandelte<br />
<strong>Schreiner</strong> in den 70er-Jahren mit dem<br />
Kulturministerium und dem Verband<br />
bildender Künstler. Es ging darum, eine<br />
Gruppe „Kunst in der DDR heute“ für die<br />
Sammlung Ludwig anzukaufen und<br />
zugleich Leihgaben Ludwigs an die DDR<br />
möglich zu machen. Beides gelang.<br />
Im Zuge jener Bemühungen entdeckte<br />
<strong>Schreiner</strong> seine eigene Leidenschaft für<br />
die Kunst. Bald liebte er sie, wie Peter<br />
Ludwig, als besondere „Schokoladenseite“<br />
des Lebens. Mit seiner Sammlung –<br />
ausschließlich <strong>Grafik</strong>en – fing er klein an<br />
und ahnte nicht, dass Großes daraus<br />
werden sollte: die umfangreichste, etwa<br />
1700 Blätter umfassende Kollektion<br />
grafischer Kunst der DDR. Dabei sammelte<br />
er nicht für sich selbst, sondern mit dem<br />
Ziel, die Arbeiten der Allgemeinheit<br />
zugänglich zu machen. Also sorgte er<br />
dafür, dass Teile der „Sammlung <strong>Schreiner</strong>“<br />
in der ganzen Bundesrepublik ausgestellt<br />
wurden.<br />
Als im Sommer 1987 in der „Alten Trinkhalle“<br />
in <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong> „Grafische Werke Leipziger<br />
Künstler“ – von einem schönen und<br />
informativen Katalog begleitet – Premiere<br />
hatten, war dies schon die fünfte<br />
<strong>Schreiner</strong>-Ausstellung dort. Und man erfuhr,<br />
dass die Schau auf Wanderschaft durchs<br />
ganze Land gehen werde; bis Ende 1988<br />
standen sieben Stationen auf dem<br />
Programm, eine der ersten war das<br />
Rosenthal-Theater in Selb, wo der Leipziger<br />
Kunstwissenschaftler Professor Karl Max<br />
Kober die Eröffnungsrede hielt. Die <strong>Grafik</strong>,<br />
sagte er, sei eine demokratische Kunstgattung,<br />
die in der DDR, wo „persönlichste<br />
Dinge“ noch kaum in den Medien verhandelt<br />
würden, besondere Bedeutung<br />
besitze: Soziale Probleme erkundend, funktioniere<br />
sie „nicht nur als Kunst, sondern als<br />
Mitteilung, Warnung, Angebot“. <strong>Schreiner</strong><br />
selbst erklärte bei jener Vernissage: „Kunst<br />
zu sammeln ist etwas Schönes; noch schöner<br />
aber ist es, das Gesammelte zu<br />
zeigen.“<br />
So kam es denn, wie es kommen musste:<br />
Nach dem Vorbild seines Freundes Peter<br />
Ludwig strebte <strong>Schreiner</strong> an, die Früchte<br />
seines Sammlerfleißes in einem <strong>Museum</strong><br />
unterzubringen. Das Projekt, das er mir –<br />
und damit der Frankenpost – im Juni 1993<br />
vorstellte, trug den Arbeitstitel „<strong>Grafik</strong><br />
<strong>Museum</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Schreiner</strong> <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong>“.<br />
Zu jener Zeit hatte er aufgehört, DDR-<strong>Grafik</strong><br />
zu sammeln – ein logischer Schritt schon<br />
deshalb, weil es die DDR nicht mehr gab.<br />
Über die Aachener Ludwig-<strong>Stiftung</strong> war<br />
die DDR-Sammlung einschließlich umfangreicher<br />
Dokumente an das Germanische<br />
Nationalmuseum Nürnberg gelangt, wo sie<br />
seither aufbewahrt wird. Dass sie nicht in<br />
Oberfranken blieb, wurde vielfach bedauert;<br />
auch der damalige bayerische Finanzminister,<br />
der Hofer Georg von Waldenfels,<br />
empfand das als Verlust. Doch die Sammlung<br />
<strong>Schreiner</strong> umfasste ja noch mehr (und<br />
hatte nicht aufgehört, weiter zu wachsen):<br />
Zum Bestand zählten <strong>Grafik</strong>en aus Bulgarien<br />
– einem Land, dem sich Wolfgang<br />
<strong>Schreiner</strong> und seine Frau Stefanie Barbara<br />
besonders verbunden fühlen – sowie aus<br />
Rumänien, Kuba und diversen ehemaligen<br />
Sowjet-Republiken. Alle diese Arbeiten<br />
sollten dem Freistaat Bayern geschenkt<br />
werden, als Grundstock eines zu gründenden<br />
<strong>Museum</strong>s in <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong>.<br />
Keineswegs aber wollte das Ehepaar<br />
<strong>Schreiner</strong> nur zuverlässige Betreuung für<br />
die eigenen Kunstschätze sicherstellen.<br />
29
30<br />
Willi Sitte Bacchanal Zeichnung 1964
Darüber hinaus sollten in dem <strong>Museum</strong><br />
attraktive Ausstellungen unterschiedlicher<br />
Art gezeigt werden. Die Nähe zur Sammlung<br />
Ludwig und die guten Kontakte nach<br />
Nürnberg – vor allem zu Axel Janeck vom<br />
Germanischen Nationalmuseum, der<br />
einige Jahre lang auch <strong>Museum</strong>sleiter in<br />
<strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong> war – schufen dafür gute<br />
Voraussetzungen. Peter Ludwig hatte<br />
schon zugesagt, das <strong>Museum</strong> mit einer<br />
Picasso-Schau zu beliefern. Auch die<br />
renommierte Leipziger Hochschule für<br />
<strong>Grafik</strong> und Buchkunst erklärte sich zu<br />
Abstechern in den Frankenwald bereit.<br />
Im September 1994 wurde das <strong>Grafik</strong><br />
<strong>Museum</strong> in Räumen des <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong>er<br />
Kurhauses mit einer Ausstellung osteuropäischer<br />
<strong>Grafik</strong> eröffnet. Wolfgang und Stefanie<br />
Barbara <strong>Schreiner</strong> übernahmen selbst<br />
ehrenamtlich die Leitung des Hauses. Ihr<br />
Entschluss, diese im Jahr 2005 – kurz vor<br />
dem 75. Geburtstag des Sammlers –<br />
niederzulegen und an Harry Kurz zu übergeben,<br />
löste eine Krise aus, zu deren Überwindung<br />
<strong>Schreiner</strong>s bewährte Kämpfernatur<br />
gefordert war.<br />
In diesem Zusammenhang muss zunächst<br />
daran erinnert werden, dass das <strong>Museum</strong><br />
dem bayerischen Finanzministerium untersteht.<br />
Das Kultusministerium hatte es seinerzeit<br />
abgelehnt, in Bayern – und noch dazu<br />
im fränkisch fernen <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong> – ein<br />
weiteres <strong>Museum</strong> zu installieren. Daraufhin<br />
hatte der damals amtierende Finanzminister<br />
Waldenfels erklärt: „Dann machen<br />
wir’s.“ Seinem Nachfolger Kurt Faltlhauser<br />
fiel das Weitermachen allerdings nicht<br />
ganz leicht. Weil es schien, als würde die<br />
Jubiläumsausstellung, die im September<br />
2004 zum zehnjährigen Bestehen des<br />
<strong>Museum</strong>s stattfand, die letzte sein, wurde<br />
<strong>Schreiner</strong> energisch: Er teilte dem Minister<br />
mit, dass nach seinem Ausscheiden die<br />
Einstellung einer Fachkraft dringend<br />
notwendig sei, weil sonst das Haus in der<br />
bisherigen Qualität nicht weitergeführt<br />
werden könne. Und unter Hinweis auf den<br />
Schenkungsvertrag erinnerte er daran,<br />
dass seitens des Freistaats „eine Rechtspflicht<br />
zum Betrieb des <strong>Museum</strong>s als<br />
Ausstellungsforum“ bestehe.<br />
Mit „positiver Penetranz“ – ein Begriff, den<br />
er einmal im Gespräch mit mir prägte –<br />
konnte <strong>Schreiner</strong> die Verantwortlichen zur<br />
Einsicht bringen. Im November 2004<br />
meldete die Frankenpost auf Seite eins:<br />
„Freistaat erhöht Zuwendungen – <strong>Grafik</strong>-<br />
<strong>Museum</strong> in <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong> finanziell gesichert.“<br />
So konnte das Haus weiterhin das<br />
Forum der Begegnung bleiben, als das es<br />
bei der Jubiläumsschau gewürdigt<br />
worden war; die „nahezu europaweite<br />
Kulturleistung“ (ein weiteres Lob, das aus<br />
diesem Anlass ausgesprochen wurde)<br />
konnte fortgesetzt werden.<br />
Vier Ausstellungen pro Jahr werden in dem<br />
<strong>Museum</strong> seit seiner Eröffnung organisiert.<br />
Zu sehen ist Kunst aus vielen Ländern,<br />
besonders häufig naturgemäß – dem<br />
Sammlungsgebiet <strong>Schreiner</strong>s entsprechend<br />
– solche aus der ehemaligen DDR<br />
und anderen Regionen, die einst hinter<br />
dem Eisernen Vorhang lagen. Ein Wiedersehen<br />
gab es, im Sommer 2001, mit dem<br />
inzwischen 80-jährigen Willi Sitte, der durch<br />
den Niedergang der DDR alle Macht<br />
verloren hatte und seither damit leben<br />
muss, dass er, Person und Werk gleichermaßen,<br />
als „fragwürdig“ gilt. Aber auch nach<br />
Ländern wie Frankreich und Dänemark<br />
richtete sich in <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong> der Blick. Dem<br />
berühmten Österreicher Rudolf Hausner<br />
wurde postum eine Schau gewidmet, und<br />
selbstverständlich kamen auch Künstler<br />
aus den alten Bundesländern zum Zug,<br />
unter ihnen Maler, Bildhauer und Fotografen<br />
aus der heimischen Region – Reinhard<br />
Feldrapp, Hans G. Schellenberger,<br />
Martin Schambach, Roland Stark, Stephan<br />
Klenner-Otto und andere.<br />
Was vor allem anderen zählte, war stets die<br />
Qualität. Wolfgang <strong>Schreiner</strong> hat da Maßstäbe<br />
gesetzt, ebenso wie mit seinem hartnäckig<br />
verfolgten Ziel, Kunst zu den Menschen<br />
zu bringen und „Wege zueinander“<br />
zu ebnen. Für sein Engagement wurden<br />
ihm zahlreiche Ehrungen zuteil, darunter<br />
das Bundesverdienstkreuz. Die Oberfrankenstiftung<br />
verlieh ihm 1998 ihren Kulturpreis,<br />
die Akademie der Künste in Bulgariens<br />
Hauptstadt Sofia 1993 die Ehrendoktorwürde<br />
und die kubanische Regierung<br />
1995 den Kulturorden der Republik Kuba.<br />
Wolfgang <strong>Schreiner</strong> hat sich um die Kunst<br />
– in der Region und weit über ihre Grenzen<br />
hinaus – verdient gemacht.<br />
31
32<br />
Ein <strong>Museum</strong> muss Messer, Spiegel und Schwamm sein<br />
Peter Michael Tschoepe, ehem. Kulturamtsleiter, Hof<br />
Peter Michael Tschoepe bei einer Ausstellungseröffnung<br />
Friedrich Karl Graf von Schönborn, Fürstbischof<br />
von Bamberg und Würzburg, wurde<br />
einmal ob seiner hohen Ausgaben für die<br />
Kunst kritisiert. Er reagierte daraufhin mit<br />
den Worten: „Auch Künstler sind<br />
Geschöpfe Gottes. Es wäre schlecht um<br />
sie bestellt, wenn Gott nicht auch Narren<br />
werden ließe, die sie unterhalten.“<br />
Stefanie Barbara und Dr. Wolfgang <strong>Schreiner</strong><br />
werden es mir hoffentlich nachsehen,<br />
wenn ich sie als Narren im Sinne des Fürstbischofes<br />
bezeichne. Mit ihrer libidinösen<br />
Beziehung zur Kunst leisten sie nicht nur<br />
Unschätzbares für die Künstler, sondern –<br />
das ist nicht weniger bedeutend – auch für<br />
den gesamten Lebens- und Erlebnisraum<br />
Hochfranken. Das von ihnen gegründete<br />
<strong>Grafik</strong> <strong>Museum</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Schreiner</strong> in <strong>Bad</strong><br />
<strong>Steben</strong> ist ein echter Trüffel in unserer<br />
Kulturregion.<br />
Ihre hochkarätige Sammlung von <strong>Grafik</strong><br />
und Druckgrafik haben sie nicht in einen<br />
Tresor gesperrt. Sie wissen, dass es im<br />
Wesen der Kunst liegt, an die Öffentlichkeit<br />
zu drängen. Und sie wissen um die Bedeutung<br />
der Kunst für die Gesellschaft und um<br />
die Kraft der Kunst, Gemeinschaft zu stiften.<br />
Kunst wird gemacht, um Menschen zu<br />
erreichen. Sammler können hierbei als<br />
Katalysatoren fungieren.<br />
„Kunst muss auch in der Fläche erlebbar<br />
sein“, hat der frühere Bundespräsident<br />
Richard von Weizsäcker einmal in einer<br />
zentralen Rede gesagt. Bedauerlicherweise<br />
wird dieses Credo von der Politik viel zu<br />
selten gebetet. Die öffentliche Kunstförderung<br />
erstreckt sich überproportional auf<br />
die Metropolen. Umso wichtiger sind Menschen<br />
vom Schlage des Ehepaares <strong>Schreiner</strong>,<br />
die mit großem materiellen und<br />
ideellen Engagement Kunst in die Gesellschaft<br />
transportieren. Dazu benötigen sie<br />
Partner und Bundesgenossen, wie zum<br />
Beispiel den Förderverein. Ein <strong>Museum</strong><br />
braucht Sicherheit, damit es auf Abenteuer<br />
gehen kann. Ein <strong>Museum</strong> muss Messer,<br />
Spiegel und Schwamm zugleich sein. Es soll<br />
schließlich sezieren, reflektieren und<br />
aufsaugen.<br />
Im <strong>Grafik</strong> <strong>Museum</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Schreiner</strong><br />
werden primär ästhetische Debatten<br />
geführt, weniger politische und gesellschaftliche<br />
Fragestellungen aufgeworfen.<br />
Jede Ausstellung ist eine Schule des<br />
Sehens, nicht immer ein Hort der Unschuld.<br />
Doch ästhetische und inhaltliche Brüche<br />
müssen sein, um ein <strong>Museum</strong>sprogramm<br />
mit Spannung und Leben zu versehen. Es<br />
ist erfreulich, dass sich das <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong>er<br />
<strong>Museum</strong> nicht damit begnügt, seismografisch<br />
das wetterwendische Spiel von Angebot<br />
und Nachfrage zu registrieren.<br />
Gelegentlich hat die Sammlung <strong>Schreiner</strong><br />
das <strong>Museum</strong> und das Depot verlassen, um<br />
sich auf Reisen zu begeben. So konnte<br />
1991 in der Zentrale der Hofer Sparkasse<br />
bulgarische <strong>Grafik</strong> gezeigt werden. Im Jahr<br />
1997 fand im Rahmen der Oberfranken-<br />
Ausstellung eine umfangreiche Schau mit<br />
Zeichnung und Druckgrafik aus Kuba statt.<br />
60.000 Besucher sahen die erlesenen<br />
Kunstwerke. Die meisten von ihnen werden<br />
wohl nie zuvor ein Kunstmuseum besucht<br />
haben. Kunst hatte hier Menschen erreicht<br />
und damit ihrer eigentlichen, sozialen<br />
Funktion entsprochen. Ein drittes Mal war<br />
die Sammlung <strong>Schreiner</strong> in Hof, mit<br />
grafischen Arbeiten von Willi Sitte. Die<br />
Ausstellung wurde im städtischen Klinikum<br />
präsentiert als ein qualitativ hochstehen-
des Angebot für Patienten, Personal und<br />
Besucher.<br />
Die Region Hochfranken darf sich glücklich<br />
schätzen, dass sich das Ehepaar<br />
<strong>Schreiner</strong>in ihr niedergelassen und mit<br />
seiner Sammlung und seinem <strong>Museum</strong><br />
Spuren gelegt und wertvolle Spielräume<br />
für eine kreative geistige Auseinandersetzung<br />
geschaffen hat. Dr. Wolfgang Schrei-<br />
ner gibt nun den Vorsitz des Vereins zur<br />
Förderung des <strong>Grafik</strong> <strong>Museum</strong>s <strong>Stiftung</strong><br />
<strong>Schreiner</strong> an seine Frau Stefanie Barbara<br />
ab. Ihm gilt ein herzlicher Dank für sein<br />
jahrelanges Wirken. Seiner Frau gelten alle<br />
guten Wünsche für eine erfolgreiche<br />
Weiterführung der bisher von ihrem Mann<br />
geleisteten Arbeit. Es ist ein guter Gedanke,<br />
dass der Vorsitz sozusagen in der Familie<br />
bleibt.<br />
Ein Haus für die Kunst und für das Leben<br />
Dr. Irene Zoch, Kunstliebhaberin<br />
Dr. Irene Zoch im Gespräch mit Stefanie Barbara <strong>Schreiner</strong><br />
Unsere Spaziergänge durch den <strong>Bad</strong><br />
<strong>Steben</strong>er Kurpark, den wir von Thüringen<br />
aus seit mehreren Jahren in Abständen<br />
besuchen, enden in der Regel im Kurhaus<br />
und im Foyer des Klenze-Baus. Hier schauen<br />
wir uns immer die neuesten Ausstellungen<br />
des <strong>Grafik</strong> <strong>Museum</strong>s <strong>Stiftung</strong> <strong>Schreiner</strong><br />
an.<br />
Erstmals sind wir im Juli 1996 auf das Kleinod<br />
aufmerksam geworden. Damals haben<br />
wir es kaum wahrhaben wollen, dass hier<br />
<strong>Grafik</strong>en und Druckplatten von Picasso<br />
ausgestellt wurden. So große Kunst in<br />
einem feinen, aber kleineren und<br />
beschaulichen Kurort. Kein Anstehen in<br />
der Schlange. Keine streng blickende<br />
Aufsicht. Kunst für alle. Mit Muße konnten<br />
wir durch die Räume schreiten und mit<br />
den Bildwerken Zwiesprache halten. Das<br />
war für uns außerordentlich beeindruckend.<br />
Und so kam es, dass wir dann auch<br />
weiter sehr erstmals neugierig auf das<br />
waren, was das Gründerehepaar des<br />
<strong>Museum</strong>s und die Kunstvermittler Stefanie<br />
Barbara und Dr. Wolfgang <strong>Schreiner</strong> für ihr<br />
Publikum in ständig neuen Ausstellungen<br />
an bedeutender <strong>Grafik</strong> und Malerei<br />
bereithielten.<br />
Angetan waren wir, wie geschickt sie interessante<br />
Bezüge zwischen den einzelnen<br />
Ausstellungen herzustellen vermochten. So<br />
konnten wir mehrmals erleben, wie zeitgenössische<br />
Künstler in ihren Werken all das<br />
an Geschichtlichem, Thematischem und<br />
Handwerklichem aufbewahren und weiter<br />
verarbeiten, was sie bei älteren Meistern<br />
ihrer Zunft studiert haben. Ein überzeugendes<br />
Beispiel dafür war die Ausstellung<br />
„Willi Sitte - Handzeichnungen. Aus der<br />
Mitte des Lebens“, in der die wichtigsten<br />
Schaffensperioden des Künstlers dargestellt<br />
wurden. Unter anderem die frühe, die<br />
vor allem von Arbeiten Picassos beeinflusst<br />
ist: Verdichtung und Reduzierung auf das<br />
Wesentliche.<br />
Beeindruckend für uns, was die Verbindung<br />
älterer und neuerer Kunstäußerungen<br />
betrifft, war auch die Begegnung<br />
mit Blättern von Francisco de Goya, vor<br />
allem mit den „Disparates“, im Vergleich zu<br />
den Arbeiten von Rainer Pöhlitz, der sich<br />
von dem großen spanischen Künstler inspirieren<br />
lässt und ganz Eigenständiges, auf<br />
seine Lebensumgebung Bezogenes<br />
gestaltet.<br />
33
34<br />
Als besonders spannend für uns erwiesen<br />
sich auch all die Ausstellungen, die uns<br />
Einsichten in eine andere Art von Kunst<br />
gewährten als mit der wir groß geworden<br />
sind. Ausstellungen, bei der wir neue<br />
Sehgewohnheiten entwickeln konnten.<br />
Dabei erinnern wir uns an Zeichnungen<br />
und <strong>Grafik</strong>en von Horst Janssen, an seine<br />
Porträts, Landschaften und erotischen<br />
Bilder. Wir denken an Arbeiten von Wolfgang<br />
Leber und Marietta Jeschke, deren<br />
Werke Abstraktes und Ungegenständliches<br />
zeigen. Aber auch an Druckgrafiken<br />
von Hans Ticha, auf denen Menschenfiguren<br />
als orangefarbene, gelbe und blaue<br />
Flächen in grafische Liniengebilde hineingestellt<br />
sind. Oder die abstrakten Bilder<br />
von Alain Clément, die mit starken, groben<br />
Farbflächen Räume schaffen.<br />
Mit großer Aufmerksamkeit haben wir<br />
darüber hinaus die Ausstellungen mit<br />
zeitgenössischer Kunst aus Ostdeutschland<br />
und aus Ländern Osteuropas aufgenommen.<br />
Seien es die Bilderwelten der Künstlerinnen<br />
Dagmar Ranft-Schinke, Christine<br />
Ebersbach und Susanne Werdin, die alle<br />
drei an der Hochschule für <strong>Grafik</strong> und<br />
Buchkunst Leipzig studiert haben, aber<br />
künstlerisch sehr verschiedene Wege<br />
gegangen sind. Oder die Arbeiten des<br />
bulgarischen Künstlers Dimo Kolibarov, der<br />
zeichnerisch und figürlich tätig ist, und die<br />
Werke von Ivaylo Mirchev, der mit Farb-<br />
klängen arbeitet, die der Betrachter zu<br />
Bildern zusammenfügen kann.<br />
(So naiv es auch klingen mag, gerade die<br />
Bildkunst von Mirchev hat mich so fasziniert,<br />
dass ich nach langer Zeit wieder<br />
einmal zu Farbe und Pinsel gegriffen und<br />
ein Bild in Anknüpfung an den bulgarischen<br />
Maler auf die Leinwand gebracht<br />
habe. – Ähnlich ist es mir übrigens auch mit<br />
den Bildern von Alain Clément ergangen.)<br />
Meist nehmen wir auch an den Ausstellungseröffnungen<br />
teil und haben dabei<br />
die Gelegenheit, von Kunsthistorikern in die<br />
Bildwerke eingeführt zu werden und<br />
anwesende Künstler kennenzulernen. Oft<br />
ergibt sich auch ein Gespräch mit <strong>Schreiner</strong>s<br />
und mit anderen Kunstfreunden über<br />
die aktuelle Ausstellung.<br />
Außerdem hatten und haben wir das<br />
große Glück, die <strong>Schreiner</strong>s privat treffen<br />
zu dürfen und mit ihnen nicht nur über<br />
Kunst, sondern auch über andere wichtige<br />
Dinge des Lebens sprechen und streiten zu<br />
können.<br />
Für uns war und ist die Begegnung mit<br />
Stefanie und Wolfgang Schreiber eine<br />
große Bereicherung und hat unser Weltbild,<br />
vor allem nach 1989, entscheidend<br />
beeinflusst und mitgeprägt.<br />
Dr. Wolfgang <strong>Schreiner</strong>, Alain Clément und Axel Janeck bei der Ausstellungseröffnung
Die Ausstellungsräume des<br />
<strong>Grafik</strong> <strong>Museum</strong>s:<br />
oben: großer Lesesaal,<br />
unten: Vortragssaal<br />
ganz unten: Kabinett<br />
Die Ausstellungsräume des<br />
<strong>Grafik</strong> <strong>Museum</strong>s:<br />
oben: Flur<br />
darunter: kleiner Lesesaal<br />
unten: Klenzebau<br />
35
36<br />
Das <strong>Museum</strong> heute und ein Ausblick<br />
Harry Kurz, <strong>Museum</strong>sleiter<br />
Das <strong>Grafik</strong> <strong>Museum</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Schreiner</strong> ist<br />
ein kleines <strong>Museum</strong> – sowohl in Hinsicht auf<br />
die finanzielle Ausstattung als auch in<br />
personeller Hinsicht. Es ist aber auch ein<br />
Spezialmuseum, das in dieser Form einmalig<br />
ist in der deutschen <strong>Museum</strong>slandschaft.<br />
Es ist das einzige <strong>Museum</strong> – und<br />
eine der wenigen Ausstellungsstätten – für<br />
osteuropäische künstlerische Druckgrafik.<br />
Seine Existenz verdankt es der Sammelleidenschaft<br />
des Ehepaars <strong>Schreiner</strong>, dessen<br />
Entscheidung, den Wohnsitz nach <strong>Bad</strong><br />
<strong>Steben</strong> zu verlegen sowie dem Engagement<br />
des ehemaligen Finanzministers von<br />
Bayern, Dr. Georg von Waldenfels.<br />
Das <strong>Grafik</strong> <strong>Museum</strong> befindet sich im historischen<br />
Kurhaus in <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong>. Es bietet<br />
hervorragende Voraussetzungen, um gute<br />
Ausstellungen präsentieren zu können. Es<br />
nutzt fünf Räume: den Vortragssaal, den<br />
großen und den kleinen Lesesaal, das<br />
Kabinett und schließlich auch den Flur.<br />
Dazu kommt, nur einen kleinen Fußmarsch<br />
durch den Kurpark entfernt, das Foyer des<br />
Klenzebaus. Die helle und hohe Halle ist<br />
ideal für großformatigen Arbeiten.<br />
Das <strong>Grafik</strong> <strong>Museum</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Schreiner</strong> zeigt<br />
im Wechsel <strong>Grafik</strong>en von Künstlern aus der<br />
Region, ostdeutsche und osteuropäische<br />
<strong>Grafik</strong> sowie Arbeiten international<br />
bekannter Künstler. Die Besucher können<br />
hier die Kunst erleben, ohne Hemmschwellen<br />
überwinden zu müssen: Der Eintritt ins<br />
<strong>Museum</strong> ist frei, es ist täglich von 9 bis 18<br />
Uhr geöffnet und auch Menschen, die<br />
nicht in erster Linie wegen der Ausstellung<br />
in die Leseräume und den Vortragssaal<br />
des Kurhauses kommen, begegnen der<br />
Kunst. Dass dieses Konzept aufgeht, höre<br />
ich immer wieder von Besuchern, die zum<br />
Beispiel aus dem Ruhrgebiet, aus Dresden,<br />
Hamburg oder München kommen, um<br />
sich nicht nur ein paar schöne Wellness-<br />
Tage in <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong> zu machen, sondern<br />
auch um die aktuelle Ausstellung des<br />
<strong>Grafik</strong> <strong>Museum</strong>s anzuschauen. Manche<br />
Kunstliebhaber kommen dafür extra einen<br />
Tag früher zu einer Tagung.<br />
Die Ausstellungen werden – soweit irgend<br />
möglich – durch Kataloge begleitet. Dies<br />
ist sowohl ein Beleg unserer <strong>Museum</strong>sarbeit<br />
als auch eine wichtige Dokumentation<br />
für die ausstellenden Künstler. Für die<br />
Texte in den Katalogen sowie die Eröffnungsreden<br />
können wir immer wieder<br />
fundierte Kenner der <strong>Grafik</strong> gewinnen,<br />
nicht nur Kuratoren und Kunsthistoriker,<br />
sondern auch Akademieprofessoren,<br />
Galeristen und Sammler. Hier erfahre ich<br />
große Unterstützung durch das Ehepaar<br />
<strong>Schreiner</strong>, das sehr gute Kontakte zu Künstlern<br />
und Galeristen im Osten Deutschlands<br />
hat.<br />
Die Sammlung des <strong>Museum</strong>s umfasst<br />
<strong>Grafik</strong>en aus vielen osteuropäischen<br />
Ländern. Speziell nach Bulgarien hat Dr.<br />
<strong>Schreiner</strong> bis heute die besten Kontakte,<br />
die er mir weitervermittelt.<br />
Ziel meiner <strong>Museum</strong>sarbeit ist es, zum<br />
einen Künstler mit aktueller <strong>Grafik</strong> aus<br />
weiteren osteuropäischen Ländern wie<br />
Lettland, Litauen oder Estland zu gewinnen,<br />
und zum anderen die westlichen<br />
Länder in den Ausstellungsreigen einzubeziehen,<br />
wie Dänemark, Italien oder Belgien.<br />
Durch Schenkungen wächst die Sammlung<br />
kontinuierlich weiter. Häufig sind es<br />
ausstellende Künstler, die mit ihrer Schenkung<br />
in der Sammlung des <strong>Grafik</strong> <strong>Museum</strong>s<br />
vertreten sein wollen, einige Werke kamen<br />
durch Schenkungen der Nachlassverwalter<br />
von Künstlern zu uns. Seit 2005 werden<br />
diese Schenkungen in unserer „Infoschrift“<br />
(inzwischen die Nr. 6) vorgestellt. Eine<br />
Auswahl aus diesen gut 200 Schenkungen<br />
stellen wir im Herbst 2011 in einer Ausstellung<br />
unter dem Titel „Die Kunst-Allianz“ vor.<br />
Im Jahr 2009 wurde die Sammlung des<br />
<strong>Museum</strong>s konservatorisch aufgearbeitet.<br />
Die <strong>Grafik</strong>en wurden in museumsgerechte<br />
Passepartouts einschließlich Hintergrundkarton<br />
gesteckt und liegen staubfrei in<br />
Metall-<strong>Grafik</strong>schränken. Gleichbleibende<br />
Temperatur und Luftfeuchtigkeit sind in<br />
den Lagerräumen gewährleistet.
Gleichzeitig wurden die <strong>Grafik</strong>en digitalisiert<br />
und für das Internet aufbereitet. Seit<br />
Ende 2009 sind alle Werke der Sammlung<br />
im Internet zu betrachten.<br />
Das <strong>Grafik</strong> <strong>Museum</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Schreiner</strong><br />
pflegt gute Kontakte zu anderen kulturellen<br />
Institutionen, zu Galerien, Kunsthallen<br />
und Museen in Bayern, Sachsen und<br />
Thüringen.<br />
Für das Jahr 2014 planen wir, die Ausstellungen<br />
ganzjährig in den Rahmen „20<br />
Jahre <strong>Grafik</strong> <strong>Museum</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Schreiner</strong>“ zu<br />
stellen.<br />
Ausstellungseröffnung „Zwei Meister der <strong>Grafik</strong>“ im Vortragssaal des Kurhauses -<br />
am Rednerpult <strong>Museum</strong>sleiter Harry Kurz<br />
37
38<br />
INFOSCHRIFTEN des <strong>Grafik</strong> <strong>Museum</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Schreiner</strong><br />
Infoschrift zum <strong>Grafik</strong> <strong>Museum</strong> 1994 1 S. DIN A4<br />
Infoschrift zur Ausstellung „Picasso in <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong>“ 1996 8 S. DIN A4<br />
Sonderdruck - Picasso in <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong> - Eröffnungsrede Dr. Axel Janeck 1996 7 S. DIN A4<br />
Cubanische Lyrik - Beilage zum Katalog 1997 16 S. DIN A4<br />
Sonderdruck - Meisterwerke chinesischer <strong>Grafik</strong> - Rede Dr. Axel Janeck 1997 4 S. DIN A4<br />
Infoschrift „Fünf Jahre <strong>Grafik</strong> <strong>Museum</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Schreiner</strong> <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong>“ 1999 8. S. DIN A4<br />
Bulgarische Lyrik - Beilage zum Katalog 1999 20 S. DIN A4<br />
Wolfgang Dreysse, Quedlinburg - Info zur Ausstellung 2000 4 S. DIN A4<br />
Infoschrift 1 mit Schenkungen von Robert Reiter 2005 8 S. 10,5/21 cm<br />
Informationsfaltblatt zum <strong>Grafik</strong> <strong>Museum</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Schreiner</strong> 2005 8 S. 10,5/21 cm<br />
Infoschrift 2 mit Schenkungen von A. Bassalyga, R. Feldrapp, M. Jeschke,<br />
Z. Luzevich, T. Radzivilko und K. Selikhanov 2006 8 S.. 10,5/21 cm<br />
Informationsfaltblatt zum <strong>Grafik</strong> <strong>Museum</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Schreiner</strong> (Neuauflage) 2007 8 S. 10,5/21 cm<br />
Infoschrift 3 mit Schenkungen von Borivoj Horinek, Oldrich Kulhanek,<br />
Tino Rex und Marta Shmatava 2008 8 S. 10,5/21 cm<br />
Infoschrift Extra mit der Schenkung eines Bronzekopfes von Pimen<br />
Sografski (Akademie der Künste, Sofia - Anlässlich der Ausstellung<br />
bulg. Künstler im <strong>Grafik</strong> <strong>Museum</strong> - Begrüssung in der EU) 2008 4 S. 10,5/21 cm<br />
Infoschrift 4 mit Schenkungen von R. Kuhrt, H. Hamer, T. Rex,<br />
C. Ebersbach, G. Altenbourg, E. Wolf, E. Seidel, P. Zaumseil, Stoimen Stoilov<br />
(Ex Libris Ivo Petrov, bulg. Botschafter) und ein Kalender vogtländischer<br />
Künstler für 2009 (12 Künstler mit Originalgrafiken) 2009 8 S. 10,5/21 cm<br />
Infoschrift 5 mit Schenkungen von B. Filtchev, R. Franke, M. Hertl,<br />
D. Kolibarov, D. Ranft-Schinke, L. Rentsch, S. Werdin und W. Wohlschlegel 2010 8 S. 10,5/21 cm<br />
Infofaltschrift Extra mit der Schenkung von Rainer Pöhlitz, <strong>Grafik</strong>mappe<br />
„Tao Te King“ mit 81 Radierungen und 81 Texten zum Tao Te King<br />
(Dauerleihgabe der Oberfrankenstiftung) 2010 6 S. 10,5/21 cm<br />
Infoschrift 6 mit Schenkungen von L. Gebhard, D. Ranft-Schinke,<br />
Dorél Dobocan, O. Nikishyna, W. Wittig, B. Horinek, S. Werdin, E. Wolf<br />
und Faksimiledrucke von A. Dürer 2011 8 S. 10,5/21 cm<br />
KATALOGE der Sammlung <strong>Schreiner</strong> (Auswahl)<br />
Schloß Aurolzmünster bei Linz/Österreich<br />
Leben auf der anderen Seite -<br />
<strong>Grafik</strong> aus dem ehemaligen Ostblock - Die Sammlung <strong>Schreiner</strong> 2004 212 S. 28/21 cm<br />
Historisches <strong>Museum</strong> Bamberg/Villa Dessauer<br />
Kuba Kunst Heute - Sammlung <strong>Schreiner</strong> 1995 72 S. 30/24 cm<br />
Bulgarische <strong>Grafik</strong>: Es geht weiter - Neuerwerbungen der Sammlung<br />
<strong>Schreiner</strong> - Kronacher Kunstverein 1994 28 S. 28/23 cm<br />
Bulgarische <strong>Grafik</strong> - Es geht weiter... - Neuerwerbungen Sammlung<br />
Barbara und Wolfgang <strong>Schreiner</strong> - Kronacher Kunstverein e.V. 1994 28 S. 28/23 cm
Bulgarische Kunst - Meisterwerke der <strong>Grafik</strong> - Sammlung <strong>Schreiner</strong><br />
und <strong>Grafik</strong> <strong>Museum</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Schreiner</strong>, <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong><br />
Stadtgalerie Villa Dessauer, Bamberg und<br />
Palais Wittgenstein, Bulgarisches Kulturinstitut Wien 1995 124 S. 21/21 cm<br />
Die <strong>Grafik</strong> im Werk von Willi Sitte - Sammlung <strong>Schreiner</strong>, Berlin<br />
Kunstforum „Alte Trinkhalle“, <strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong> 1990 16 S. 28/23 cm<br />
Kunst aus dem anderen Deutschland - Zwischen Anpassung und<br />
Widerspruch 1966-1988 - Sammlung <strong>Schreiner</strong>, Berlin<br />
Historisches <strong>Museum</strong> Bamberg, Villa Dessauer 1990/1 220 S. 22/21 cm<br />
Dialog - Moderne <strong>Grafik</strong> der DDR - aus der Sammlung <strong>Schreiner</strong>, Berlin<br />
Stadt Arnsberg 1989 56 S. 28/23 cm<br />
<strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong>, Selb, Erkelenz, Wetzlar, Wassenburg, Kronach, Ebern<br />
Grafische Werke Leipziger Künstler 1987 56 S. 28/23 cm<br />
Bulgarische <strong>Grafik</strong> - Mythos, Menschen, Räume -<br />
aus der Sammlung <strong>Schreiner</strong>, Berlin 1987 48 S. 20/21 cm<br />
Zeitgenössische <strong>Grafik</strong> aus der DDR - Sammlung <strong>Schreiner</strong>, Berlin<br />
IHK / BfG Lübeck o. J. 58 S. 28/23 cm<br />
Künstlerische Druckgrafik in der DDR - Sammlung <strong>Schreiner</strong>, Berlin<br />
Ludwig-Institut für Kunst der DDR, Oberhausen 1986 128 S. 28/23 cm<br />
Die Kataloge des <strong>Grafik</strong> <strong>Museum</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Schreiner</strong> sind im Internet<br />
unter der Adresse www.grafik-museum.de dokumentiert.<br />
Sämtliche Veröffentlichungen zur Sammlung <strong>Schreiner</strong> und zum<br />
<strong>Grafik</strong> <strong>Museum</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Schreiner</strong> sind einsehbar im<br />
Germanischen Nationalmuseum - Deutsches Kunstarchiv, Nürnberg<br />
39
40<br />
<strong>Grafik</strong>en für die Schenkungsmappe<br />
Christine Ebersbach „Kirchplatz“ Farbholzschnitt 2010<br />
Raimund Egbert-Giesen „Die letzte Reise“ Radierung 2000<br />
Regina Franke „Denn die Zeit ist mächtiger<br />
als man ahnt“ Lithografie 2008<br />
Buyan Filtchev Ohne Titel Digitaldruck 2010<br />
Hartwig Hamer „Hiddensee“ Radierung 2010<br />
Klaus Hirsch „Ausflug“ Lithografie 2007<br />
Michael Hofmann „Ausblick“ Farbholzschnitt 2001<br />
Marietta Jeschke „Zuneigung“ Lithografie 2011<br />
Marietta Jeschke „Paar“ Lithografie 2011<br />
Atsuko Kato „Grüße vom Papier-Kranich“ aqua. Lithografie 2002<br />
Stephan Klenner-Otto „Kleist“ Radierung 2009<br />
Stephan Klenner-Otto „Mondwandern“ Radierung 1999<br />
Stephan Klenner-Otto „Alles Gute“ (Luftschloss) Radierung 2005<br />
Dimo Kolibarov Zyklus „The vanity“ -<br />
„Sun-dial details“ Farbradierung 2007<br />
Wolfgang Leber Ohne Titel Lithografie o. J.<br />
Ivaylo Mirtchev Ohne Titel Lithografie 2011<br />
Siegfried Otto-Hüttengrund „Verjüngungsprozedur<br />
des Dr. Faustus“ Holzriß 2009<br />
Karin Pietschmann „Großer Block“ Radierung 2009<br />
Rainer Pöhlitz „für Wilhelm Hauff“ Farbradierung 1989<br />
Dagmar Ranft-Schinke „Schöne neue Welt I -<br />
Unter vier Augen...“ aqua. Radierung 2011<br />
Dagmar Ranft-Schinke „Schöne neue Welt II -<br />
Das goldene Kalb“ aqua. Radierung 2011<br />
Robert Reiter „Bäume vor dem Hellen“ Lithografie 1995<br />
Lothar Rentsch „Einsames Bergdorf“ Linolschnitt 2010<br />
Klaus Roenspieß „Paar in Gaststätte“ Farblithografie 1999<br />
Erik Seidel „Gegen alle Gewohnheit I“ Farbholzschnitt 2009<br />
Wili Sitte „Permeke“ Lithografie 1991<br />
Christine Stäps Ohne Titel Tuschezeichnung 2009<br />
Ion Stendl „Das trojanische Pferd“ Mischtechnik 2009<br />
Hans Ticha „Beantwortung von sieben<br />
nicht gestellten Fragen“ Serigrafie 1999<br />
Susanne Werdin „2 Quadrate und<br />
Kreisausschnitt V Farbholzschnitt 2010<br />
Peter Zaumseil „Erstes Grün“ Farbholzschnitt 2009
VEREIN ZUR FÖRDERUNG<br />
DES GRAFIK MUSEUM<br />
STIFTUNG SCHREINER e.V.<br />
Partner des<br />
GRAFIK MUSEUM STIFTUNG SCHREINER<br />
<strong>Bad</strong> <strong>Steben</strong>