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Neuendorf und Alt Nowawes - Potsdam entdecken

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<strong>Neuendorf</strong> <strong>und</strong> <strong>Alt</strong> <strong>Nowawes</strong> 1Dieser ausgedehnteSpaziergang führt in diehistorischen Siedlungsgebiete im<strong>Potsdam</strong>er Ortsteil Babelsberg. Acht Jahrh<strong>und</strong>ertehaben Spuren hinterlassen, die es zu<strong>entdecken</strong> gilt.Beim Bummeln auf den Alleen denkt man manchmal,die Zeit ist stehen geblieben, so gemütlich, sohübsch ist alles. Babelsberg war Dorf, Weberkolonie<strong>und</strong> Industriestandort, längst nicht so wohlhabendwie <strong>Potsdam</strong>. Aber Babelsberg hat sich mächtig herausgeputzt.Es ist ein junger, angesagter Stadtteilgeworden. Mitten im Großraum Berlin-<strong>Potsdam</strong>gelegen ist er ein Kiez mit familiärem Flairgeblieben. Und die Bewohner sagenheute mit Stolz, dass die Babelsbergersind.DasR<strong>und</strong>angerdorf<strong>Neuendorf</strong> istAusgangspunkt für unserenausgedehnten Spaziergang durchBabelsberg. Wie zu einer Perlenketteaufgefädelt reihen sich die Bauernhäuserum den Dorfplatz. <strong>Neuendorf</strong> istder älteste Teil von Babelsberg, der Ortwurde erstmals 1375 erwähnt.<strong>Neuendorf</strong> war Teil des SiedlungsgebietesTeltow, einer eiszeitlichen Hochflächezwischen den Flüssen Dahme,Nuthe <strong>und</strong> Havel. Zur Zeit der Ersterwähnungwar der Ort im Besitz vonHenning von Gröben. Das Angerdorfwar im Mittelalter die typische Siedlungsformdeutscher Kolonisten bei derBesiedlungdes östlichenMitteleuropas.DieParzellen wurdenplanmäßig umeinen begrünten Platzherum angelegt. Auf derGemeinschaftsfläche wurdenachts das Vieh zusammengehalten. Damals war Tierhaltung in Ställennoch unbekannt. Ein Gemeindehirtetrieb tagsüber die Schweine in die nahegelegenen Wälder, wo sie sich vonEicheln ernährten.<strong>Neuendorf</strong> <strong>und</strong><strong>Alt</strong> <strong>Nowawes</strong>Die sumpfigen Nuthewiesen trennten<strong>Neuendorf</strong> von <strong>Potsdam</strong>. Die Verbindungwar der Hakendamm, der dortverlief, wo heute die Eisenbahntrasseist. Am Damm befanden sich mehrereWassermühlen, die zum Getreidemahlenaber auch zum Walken von Stoffen<strong>und</strong> Steineschleifen genutzt wurden.Im 15. Jahrh<strong>und</strong>ert wurden elf Bauernhäuser<strong>und</strong> fünf Landarbeiterhäusergezählt. Die Einwohner betriebenAckerbau <strong>und</strong> Viehzucht, fischten in derNuthe <strong>und</strong> hielten Bienenvölker. Allemussten Abgaben an den Gr<strong>und</strong>eigentümerentrichten. Gezahlt wurde meistensin Naturalien, mit Roggen, Weizen<strong>und</strong> Hühnern.Erst im 19. Jahrh<strong>und</strong>ert wuchs <strong>Neuendorf</strong>merklich. 1840 gab es im Dorf 31Wohnhäuser. 1860 wurden dann 16Häuser gezählt, die bereits nicht mehram Anger standen. 1900 lebten 4000Einwohner <strong>Neuendorf</strong>s in 340 Häusern.Im Jahre 1907 schlossen sich <strong>Neuendorf</strong><strong>und</strong> <strong>Nowawes</strong> zu einer Gemeinde zusammen,die danach nur noch <strong>Nowawes</strong>hieß.Auf dem Platz steht die <strong>Alt</strong>e <strong>Neuendorf</strong>erKirche. Sie wurde 1852 nach einerSkizze von Friedrich Wilhelm IV. errichtet.Eine Besonderheit ist der achteckigeGr<strong>und</strong>riss mit mittig aufgesetztem


<strong>Neuendorf</strong> <strong>und</strong> <strong>Alt</strong> <strong>Nowawes</strong> 2barkeit auszuüben. AlsGegenleistung wurdeihm dafür ein landwirtschaftlichesGutübertragen. Nochbis zum Jahr 1894,als die Gemeinde<strong>Neuendorf</strong> in derheutigen Rudolf-Breitscheid-Straße21 einneues Rathaus errichtete,befand sich im Lehnschulzenopenstreetmap.devereinzelt Bomben auf <strong>Potsdam</strong>, wahrscheinlichim Anflug auf Industriestädtein Mitteldeutschland. 1944 erhielt dieKirche ein Notdach aus Pappe <strong>und</strong>einen zweiten Bombentreffer. Beimgroßen Angriff der Royal Air Force auf<strong>Potsdam</strong> am 14. April 1945 wurde dieKirche zum dritten Mal getroffen.Das Lehnschulzenhaus, <strong>Neuendorf</strong>erAnger 13, ist das größte Haus am Platz.Nach Einschätzung der Fachleute ist esauch das älteste <strong>und</strong> stammt aus dem18. Jahrh<strong>und</strong>ert. Bei dem Gutshaushandelt sich um einen verputzten Fachwerkbau.Die Nebengebäude wurdennoch bis in die 1960er Jahre als Ställe<strong>und</strong> Scheuen benutzt. Im Jahr 2013erfolgt der Umbau des Vierseitenhofeszu einer modernen Wohnanlage.Türmchen. Die<strong>Alt</strong>e <strong>Neuendorf</strong>erKirche wurde imKrieg nur leicht beschädigt,verfiel aber in der Nachkriegszeit, sodass 1975 das Dach abgetragen werdenmusste <strong>und</strong> in der Folge das Gewölbeeinstürzte. Zwischen 2001 <strong>und</strong> 2003erfolgte der Wiederaufbau der <strong>Alt</strong>en<strong>Neuendorf</strong>er Kirche, größtenteils durchehrenamtliches Engagement <strong>und</strong> privateSpenden ermöglicht.130 Sitzplätze hat das Kirchlein. LudwigPersius übernahm die Planung für deneigenwilligen Bau. Ausführender warder Baumeister Christian Heinrich Ziller,der wie Persius zu den Schülern Schinkelsgehörte.Die Attraktion im Inneren ist derwiederhergestellte Sternenhimmelmit 1000 Blattgoldsternen auf blauemGr<strong>und</strong>. Jeder Stern trägt den Nameneines Spenders, der damit zum Wiederaufbauder Kirche in den Jahren 2001bis 2003 beitrug. Das Gewölbe wurdeaus Kostengründen nicht gemauert,sondern in einer Stukkateurs-Technologieausgeführt. Gr<strong>und</strong>lage für denHimmel ist ein Eisengeflecht, auf dasflüssigerGips aufgespritztwurde.Die Kirche ist heuteim Besitz der Stadt<strong>und</strong> wird durch einenFörderverein bewirtschaftet.Sie wird für Konzerte,Lesungen <strong>und</strong> private Veranstaltungengenutzt. Die Stadt betreibt dortein Standesamt.Weil die alte <strong>Neuendorf</strong>er Kirche zuklein war, wurde daneben 1899 durchden Architekten Ludwig von Thiedemanndie sehr viel größere Bethlehemkircheerrichtet. Die neogotischeKirche gehörte zu den ersten Gebäuden<strong>Potsdam</strong>s, die durch Bombentreffer imII. Weltkrieg in Mitleidenschaft gezogenwurden. 1952 erfolgte der Abbruch derdamals noch sanierungsfähigen Ruinedurch Sprengung. Der Gr<strong>und</strong>riss diesesBaus ist durch Ziegelmauerwerk auf derRasenfläche markiert.1941 wurde die Bethlehemkirche zumersten Mal getroffen, damals fielen nur<strong>Alt</strong>e NeuendoferKirche<strong>Neuendorf</strong>er Anger 8-1914482 <strong>Potsdam</strong>ÖffnungszeitenDi. bis Do.: 16 - 17 Uhr,Sa.: 15 - 17 UhrTel. 0331 296816Das Schulzenamt wurde im Mittelaltervom Gr<strong>und</strong>herrn an einen Beamtenübertragen. Der Schulze hatte dieAufgabe, die Steuern einzuziehen<strong>und</strong> die niedere Gerichts-<strong>Alt</strong>e <strong>Neuendorf</strong>er Kirche


<strong>Neuendorf</strong> <strong>und</strong> <strong>Alt</strong> <strong>Nowawes</strong> 3Besuch der Kneipe „Gleis 6“ auf ihre Kosten<strong>und</strong> geraten ins Schwärmen, wennüber ihnen ein Zug hinwegpoltert.Ein Besuch des denkmalgeschütztenGebäudes lohnt sich auf jeden Fall, eswurde 1997 durch die Bahn mit Liebezum Detail saniert. So sind im Treppenaufgangnoch einige der h<strong>und</strong>ertjährigenWandfliesen erhalten.haus der Amtssitz des Bürgermeisters.Über den Lutherplatz gelangt manin die Karl-Liebknecht-Straße. Gleichhinter der Bahnbrücke ist auf der linkenStraßenseite das Postamt Babelsbergzu sehen. Der Neubau aus dem Jahr1966 steht seit kurzem unter Denkmalschutz.Das Amt für Denkmalpflegebegründete, es handele sich um ein„qualitätvolles Bauwerk der 60er Jahre,dessen gestalterischer Anspruch überdas Gros der Brandenburger Nachkriegsarchitekturhinausreicht“. Das Gebäudestehe unter dem Einfluss moderner,internationaler Tendenzen in der Architektur.Die alte Babelsberger Post wurdebeim ersten englischen Bombenangriffauf <strong>Potsdam</strong> bereits am 21. Juni 1940zerstört.Bahnhof BabelsbergMüller, der in <strong>Potsdam</strong> auch für dasTerrassenrestaurant Minsk auf demBrauhausberg verantwortlich war, dasallerdings nicht denkmalgeschützt ist.Das Postamt ist heute im Besitz desUnternehmens Treuinvest. Die Post isteiner der Mieter in dem Gewerbeobjekt.Der Bahnhof Babelsberg wurde inden Jahren 1911 bis 1914 gebaut.Eisenbahn-Romantiker kommen beimDer Weg führt auf den Bahnsteig. Wowir jetzt stehen, verlief die ältestePreußische Eisenbahnlinie, die Berlin-<strong>Potsdam</strong>-Magdeburger Eisenbahn. DieBahn nahm 1838 zunächst zwischenBerlin-Zehlendorf <strong>und</strong> <strong>Potsdam</strong> ihrenBetrieb auf. Dabei kam eine Lokomotivedes legendären Typs „Adler“ zumEinsatz. Mit der von Louis Stephensonaus Newcastle entwickelten Baureihewar 1835 bereits die älteste deutsche Eisenbahnlinievon Nürnberg nach Fürtheröffnet worden.Zwischen <strong>Potsdam</strong> <strong>und</strong> Berlin verkehrte1848 bereits neunmal täglich ein Personenzug,seine Geschwindigkeit betrug35 km/h. Damals verlief die Bahnstreckenoch zu ebener Erde. Bretterzäunelinks <strong>und</strong> rechts der Bahntrasse solltenUnfälle verhindern. Eine Station gabes noch nicht. Das änderte sich erst imJahre 1866, als <strong>Neuendorf</strong> <strong>und</strong> Babelsbergeinen gemeinsamen HaltepunktDas Postamt besteht aus einem teilsauf Ständern gelagerten dreigeschossigenVerwaltungsgebäude <strong>und</strong> einervorgebauten Schalterhalle mit weitauskragendem Flachdach. Entlang derFensterfront in der Schalterhalle verliefein farbiges Glasband von Heinz Böhm,das durch den Einbau neuer Fenster inden 1990er Jahren verloren gegangenist. Auch die Raumwirkung wurde durchEinbauten nachteilig verändert.Architekt des Gebäudes war WolfgangPostamt Babelsberg


<strong>Neuendorf</strong> <strong>und</strong> <strong>Alt</strong> <strong>Nowawes</strong> 4Vom Bahnsteig aus kann man auchden Hofraum überblicken, der nach derJahrtausendwende mit Reihenhäusernbebaut wurde. Die dreigeschossigenReihenhäuser wurden nach dem Bauherrenmodellerrichtet. Das heißt, dieGemeinschaft plant <strong>und</strong> baut, es gibtkeinen Bauträger <strong>und</strong> entsteht auchkein Gemeinschaftseigentum, wie beieiner Eigentumswohnanlage. Hinterder Wohnanlage ist in 300 Metern Entfernungder Turm der Friedrichskirchezu sehen.Dass bis heute im Weberviertel nochso viel gebaut werden konnte, ist dergroßzügigen Gr<strong>und</strong>stückszuteilung andie Kolonisten zu verdanken. Zu jedemDoppelhaus gehörte ein Garten vonetwa 30 Metern Breite <strong>und</strong> einer Tiefevon mindestens 50 Metern, oft warensie weit größer. Den Kolonisten standenParzellen von 1500 bis 4500 Quadratmeternzur Verfügung. Sie sollten sichselbst mit Lebensmitteln versorgen, sodie ursprüngliche Idee. Die Erträge aufder eiszeitlichen Sandscholle warenallerdings dürftig.bekamen. Das erste Bahnhofsgebäudewurde 1888 gebaut, es wurde bei derHöherlegung der Bahntrasse abgerissen.Damit konnten Zug- <strong>und</strong> Straßenverkehrvoneinander getrennt werden.Vom Bahnsteig aus hat man einen gutenBlick auf eine der Hauptachsen derWeberkolonie <strong>Alt</strong> <strong>Nowawes</strong>. Sie wurdeab 1751 auf einer ehemaligen Viehtriftder <strong>Neuendorf</strong>er Bauern angelegt.Die heutige Rudolf-Breitscheid-Straßewar mit 72 Metern die breiteste Straßein <strong>Nowawes</strong>. Auf der von Bäumengesäumten Allee konnten die Weberihre Stoffe zum Bleichen auf der Wieseauslegen. Heute teilt der Bahndammdie Allee. Die Seite mit der Straßenbahnheißt Rudolf-Breitscheid-Straße, diegegenüberliegende Schulstraße <strong>und</strong> imweiteren Verlauf Benzstraße.Blick vom BahnhofLinke <strong>und</strong> rechte Straßenseite stehenfür zwei Entwicklungsphasen des Ortsteils.Links, wo die Straßenbahn fährt,lag die Weberkolonie <strong>Nowawes</strong>, dieKönig Friedrich II. ab 1751 anliegen ließ,rechts – hinter der Schul- <strong>und</strong> Benzstraße– lag <strong>Neuendorf</strong>. Dort befindensich gründerzeitliche Wohnviertel ausdem 19. <strong>und</strong> frühen 20. Jahrh<strong>und</strong>ert.Sie wurden gebaut, weil die Industrialisierungimmer mehr Menschen anzog.In dieser Zeit wurden aber auch im Weberviertelzahlreiche Kolonistenhäuserabgebrochen <strong>und</strong> durch Mehrgeschosserersetzt, vorrangig in den Geschäftsstraßen.<strong>Neuendorf</strong> vereinigte sich 1907 mitdem weit größeren <strong>Nowawes</strong>, dieGemeinde führte danach nur noch denNamen <strong>Nowawes</strong>. 1938 erfolgte dieVereinigung von Neubabelsberg <strong>und</strong><strong>Nowawes</strong> zu Babelsberg, damit tilgtendie Nazis den slawischen Ortsnamen.Ein Jahr später wurde Babelsberg zu<strong>Potsdam</strong> eingemeindet.Am Ende des Bahnsteigs sind zur Linkendie Häuser Rudolf-Breitscheid-Straße44 <strong>und</strong> 45 zu sehen, es sind zwei derältesten Kolonistenhäuser Babelsbergs.Sie wurden im Jahr 1741 errichtet, aberspäter durch den Einbau von Schaufensternverändert.Die Treppe führt wieder hinab auf dieStraße. Die nächste Station auf unseremSpaziergang ist das Kino Thalia in derRudolf-Breitscheid-Straße. Es wurde1917 im ehemaligen Restaurant <strong>und</strong>Konzerthaus „Port Arthur“ eröffnet.Neben aktuellen Produktionen wird denBesuchern des Thalia auch Programmkinogeboten <strong>und</strong> es finden Filmgesprächemit Regisseuren <strong>und</strong> Darstellernstatt. Außerdem gibt es verschiedeneAngebote für Schulklassen, wie dieKinderfilmuniversität in Zusammenarbeitmit der Hochschule für Film- <strong>und</strong>Fernsehen <strong>und</strong> dem Filmmuseum. DasThalia ist das einzige alte Kino <strong>Potsdam</strong>s,das noch in Betrieb ist. Melodie<strong>und</strong> Charlott mussten zur Jahrtausend-Rudolf-Breitscheid-Straße


<strong>Neuendorf</strong> <strong>und</strong> <strong>Alt</strong> <strong>Nowawes</strong> 5Sein Werdegang führte ihn über Prag<strong>und</strong> Dresden nach Rheinsberg, wo erfür <strong>und</strong> mit dem Kronprinzen Friedrichmusizierte. Mit der Übernahme derRegierung holte Friedrich II. den begabtenViolinisten <strong>und</strong> Komponisten nach<strong>Potsdam</strong>.wende ihren Betrieb einstellen.Zur Zeit der UFA <strong>und</strong> DEFA war dasThalia auch Premierenkino. Im April1945 wurde als letzter Film vor demKriegsende der Propagandastreifen„Kolberg“ gezeigt. Wenig später konnteder Kinobetrieb unter sowjetischer Kontrollewieder aufgenommen werden.Das Thalia wurde in der DDR verstaatlicht.1966 fand hier die Uraufführungvon „Spur der Steine“ mit Manfred Krugin der Hauptrolle statt, der wenig späterverboten wurde. Im Kino-Café „Konsum“sind historische Fotografien vomThalia-Kino zu sehen.WeberplatzÜber die Bendastraße, die hinter demKino links abzweigt, gelangt man in dasZentrum der Weberkolonie. Auch wennes den Anschein hat, die Bendastraßegehörte zur Kolonie, sie ist jünger. DieStraße wurde erst im 19. Jahrh<strong>und</strong>ertbebaut, geplant war dort eigentlichnur eine „Laufgasse“, ein Abkürzungswegalso. Vor allem in der Zeit ab 1850wuchs <strong>Alt</strong> <strong>Nowawes</strong> in die Breite <strong>und</strong>zum Teil auch in die Höhe. Gr<strong>und</strong>stückewurden geteilt, neue Straßen entstanden,auf den Höfen siedelten sichHandwerker an. Zwar achteten viele derNeu-<strong>Nowawes</strong>er darauf, den Charakterder Siedlung zu erhalten, die strengeOrdnung löste sich nun jedoch auf. Dashat natürlich auch einen Gr<strong>und</strong>: WährendFriedrich II. den Bau der Kolonistenhäuseraus der Staatskasse bezahlte<strong>und</strong> auf sparsamsten Mitteleinsatzachtete, finanzierten die Neusiedler ihreHäuser selbst <strong>und</strong> einige konnten nunauch großzügiger bauen.Die Bendastraße ist seit 1992 nach demKöniglichen Kammermusiker FranzBenda benannt, dem der König 1742das heute in der Karl-Liebknecht-Straße15 gelegene Kolonistenhaus übertrug.Benda stammte aus einer musikliebendenböhmischen Leineweberfamilie.Der idyllisch gelegene Weberplatz bildetden Mittelpunkt von <strong>Alt</strong> <strong>Nowawes</strong>.Friedrich II. beauftragte im Jahr 1750Oberst Wolf Friedrich von Retzow mitder Anlage einer Kolonie für evangelisch-lutherischeChristen aus Böhmen,die dort verfolgt worden waren. Retzow,der bereits Erfahrungen bei der Urbarmachungdes Oderbruchs gesammelthatte, plante die Kolonie als ein Dreieck:Die heutige Rudolf-Breitscheid-Straße<strong>und</strong> die Karl-Gruhl-Straße laufen imspitzen Winkel aufeinander zu, die dritteSeite wird durch die Karl-Liebknecht-Straße gebildet. Somit entstand in derMitte ein dreieckiger Platz, der heutigeWeberplatz.Eine gern erzählte Anekdote ist, dassFriedrich II. bei einer Ortsbesichtigungseinen Dreispitz auf den Boden warf<strong>und</strong> befahl: „So müsst ihr es machen.“Tatsächlich war die dreieckige Ortsanlageauf die bereits vorhandenenViehtriften <strong>und</strong> Wege nach Teltow <strong>und</strong>Glienicke zurückzuführen. An dieserStelle noch eine weitere Anekdote:Bendastraße


<strong>Neuendorf</strong> <strong>und</strong> <strong>Alt</strong> <strong>Nowawes</strong> 6Am Bildungszentrum ist eine Gedenktafelfür den 1931 erschossenen JungkommunistenHerbert Ritter angebracht.Ritter war damals 17 Jahre alt,der Todesschütze 19 Jahre. Ein BegleiterHerbert Ritters wurde am Arm verletzt.Die Umstände der Schießerei sindweitgehend ungeklärt, Überlieferungenzufolge hatten die beiden einen Streit,bei dem es um ein Mädchen ging.Bildungzentrum der IHKDer Todesschütze wurde zu sechsMonaten Freiheitsstrafe verurteilt <strong>und</strong>im Berufungsverfahren faktisch freigesprochen.Bald danach trat er derNSDAP bei. Das Grab Ritters auf demFriedhof Großbeerenstraße wurde nachder Machtübernahme durch die Naziszerstört. In der DDR wurde HerbertRitter als Opfer des Faschismus geehrt.Die Bendastraße, durch die wir ebengekommen sind, war ab 1946 nach ihmbenannt. Nach 1945 wurde das Grabwiederhergestellt, es steht heute unterDenkmalschutz.Friedrich besuchte die Baustelle <strong>und</strong>erk<strong>und</strong>igte sich bei einem Bauarbeiter,wie die Kolonie heißt. Der Arbeiterverstand: Wie wird das Wetter? <strong>und</strong>antwortete „No wer weeß“. Zu amüsant,um wahr zu sein. <strong>Nowawes</strong> kommt ausdem Slawischen <strong>und</strong> heißt sinngemäßNeu(land) im Westen.Angekommen auf dem Weberplatz fälltdas Bildungszentrum der IHK, Wichgrafstraße2, ins Auge. Das Gebäude wurdeals Musterwerkstatt <strong>und</strong> Webstubeerrichtet. Die Weberschule wurde 1855durch den Verwalter der Kolonie AugustWichgraf gegründet. Sie qualifizierte dieHandweber für die Bedienung mechanischerWebstühle. Außerdem bekamendie Weber zinslose Kredite, um sichJacquard-Webstühle für die Herstellungvon gemusterten Stoffen anzuschaffen.Dadurch stiegen Produktivität <strong>und</strong>Wertschöpfung. Die Wichgrafstraße 2war bereits der dritte Standort für dieBildungseinrichtung. Das Gebäudewurde im Jahr 1895 eröffnet.in <strong>Nowawes</strong> ansiedelten. Mit 1600 Webstühlenhatte die Entwicklung im Jahr1885 ihren Höhepunkt erreicht. Danachsetzte sich die billigere Fabrikwaredurch. Zeitgleich mit der Eröffnung derMusterwerkstatt schrieb sich die letzteWeberklasse an der Schule ein. 1902löste sich die Bruderschaft der Webergesellenauf.Auf dem Weberplatz sind noch vieleoriginale Kolonistenhäuser von 1751 zufinden, so die ganze Häuserzeile Weberplatz2 bis 9. Das Haus Weberplatz 3 istein Beispiel für die gelungene Sanierungeines Kolonistenhauses – ausgezeichnetmit dem Bauherrenpreis 2001.Alle Merkmale des Typenbaus sinderhalten: Die zweiflüglige Eingangstürmit Oberlicht, barocke Kreuzstockfenstermit mittig angeordnetem Querholzsowie Krüppelwalmdach. Die Dach-Wichgrafs Reformen zielten auf selbstständigeMeister <strong>und</strong> Gesellen – stattauf Abhängigkeit von Fabrikanten. Dieneuen Techniken sollten ihnen zu mehrArbeit <strong>und</strong> einem besseren Einkommenverhelfen. Damit war Wichgraf soerfolgreich, dass sich noch mehr WeberWeberplatz 3


<strong>Neuendorf</strong> <strong>und</strong> <strong>Alt</strong> <strong>Nowawes</strong> 7der Neugestaltung des WeberplatzesMitte der 1990er Jahre wurden erneutMaulbeerbäume gepflanzt.böden der Kolonistenhäuser warenursprünglich fensterlos. Beim späterenAusbau wurden kleine Gauben eingesetzt,vielfach Fledermausgauben – wiein unserem Beispiel. Die Häuser warenweiß gekalkt.Ein Weberhaus war für jeweils zweiFamilien vorgesehen, die sich den Flurteilten. Auf der Straßenseite hatte jedeeine etwa 20 Quadratmeter großeStube, in der zwei Webstühle standen.Dahinter lag die Küche mit einemKriechkeller oder eine kleine Stube. Indiesem Falle war am Ende des Flureseine gemeinsame fensterlose Küche mitoffenem Feuer, auch „Schwarze Küche“genannt. Ein Plumpsklo befand sich aufdem Hof.Kita WebespatzenDie Kolonistenhäuser waren nichtunterkellert. Die Außenwände warenbei einigen Häusern massiv gemauert,bei anderen aus Fachwerk <strong>und</strong> außenverputzt. Es sollte kein Holz frei liegen,um der Brandgefahr vorzubeugen.Um teures Bauholz zu sparen gab es inden meisten Häusern keine Dielenfußböden,sondern einen Fußboden ausgestampftem Lehm oder aus in Sandverlegten Steinen. Die Häuser warenbillig gebaut, dafür wurden sie denKolonisten kostenfrei übergeben. Eskamen nicht nur böhmische Glaubensflüchtlinge,sondern auch Wirtschaftsmigrantenaus Sachsen, Süddeutschland<strong>und</strong> der Schweiz.Unterbrochen durch den SiebenjährigenKrieg wurden in zwei Bauphasenin <strong>Nowawes</strong> insgesamt 210 Kolonistenhäusererrichtet, von denen noch etwa100 ganz oder teilweise erhalten sind.Das Haus der Kita Weberspatzen, Weberplatz13, war die ehemalige Gemeindeschuleder Kolonie <strong>Nowawes</strong>. In dem1857 errichteten Gebäude lernten dieKinder unabhängig von ihrer Religiongemeinsam. Zuvor hatte es in <strong>Nowawes</strong>noch ein Böhmisches Schulhaus, ein RefomiertesSchulhaus <strong>und</strong> ein Deutsch-Lutherisches Schulhaus gegeben. Fürdie Schulhäuser wurden ganz normaleKolonistenhäuser genutzt. DasDeutsch-Lutherische Schulhaus befandsich an Stelle des 1857 errichtetenGebäudes.Vor dem Schulhaus steht auf eineStange gestützt ein über 150 Jahre alterMaulbeerbaum. Diese Bäume wurdenab 1781 auf Befehl von Friedrich II.kultiviert, um Preußen unabhängig vomLuxusgut Seide zu machen. Gepflanztwaren die insgesamt 5000 Bäume aufdem Weberplatz <strong>und</strong> Plantagenplatzsowie als Alleebäume in der ganzenKolonie. In strengen Wintern gingenjedoch viele Bäume ein, so dass dieeinheimische Seidenraupenzuchtletztlich eingestellt werden musste. ste. BeiDie Maulbeerblätter sind bevorzugteNahrung der Raupen des Seidenspinners.Die Seidenraupe verpuppt sich,indem sie sich in einen hauptsächlichaus Protein bestehenden 900 Meter langenEndlosfaden einwickelt, aus demder Seidenfaden gesponnen werdenkann. Dazu muss die Raupe vor demSchlüpfen des Schmetterlings durchheißes Wasser getötet <strong>und</strong> der Fadenvorsichtig abgewickelt <strong>und</strong> versponnenwerden. Das kann per Hand odermaschinell geschehen. Für 250 GrammSeidenfaden werden 3000 Kokonsbenötigt. Es ist nachgewiesen, dassbei den drei Lehrerhäusern die Dächerauf Staatskosten für die Seidenraupenzuchtausgebaut wurden. Die Lehrerverschafften sich zum kärglichen Gehalteinen Nebenverdienst <strong>und</strong> hielten dafürauch ihre Schüler zum Ernten der Maulbeerblätteran.Nächstes Ziel ist die evangelische Friedrichskirche.Bald nach den ersten Kolonistenhäusernkonnte im Mai 1753 dievon Jan Boumann d. Ä. errichtete Kircheeingeweiht werden. Noch bis zumJahr 1809 wurde in tschechischer <strong>und</strong>deutscher Sprache gepredigt. Finanziertwurde der Kirchenbau durch FriedrichII. aus der Staatskasse. Der größtenMaulbeerbaum


<strong>Neuendorf</strong> <strong>und</strong> <strong>Alt</strong> <strong>Nowawes</strong> 8Vor der Kirche steht ein Comeniusdenkmal.Jan Amos Comenius warein böhmischer Reformpädagoge<strong>und</strong> Theologe, der als einer der erstenböhmischen Glaubensflüchtlingebereits im 17. Jahrh<strong>und</strong>ert seine Heimatverließ. Comenius setzte sich in seinerwissenschaftlichen Arbeit für Selbstständigkeit<strong>und</strong> Eigenverantwortungder Schüler, gewaltfreie Erziehung <strong>und</strong>die Chancengleichheit für Mädchen ein.Die bronzene Skulptur des mährischenKünstlers Igor Kitzberger wurde 1995eingeweiht.Friedrichskirchepreußischen Weberkolonie bewilligteder König einen massiven Ziegelbauauf einem Sockel aus Kalkstein, andereKolonistendörfer bekamen nur Fachwerkkirchen.Das Innere ist sehenswert. Durch denEinbau von zwei Emporen gelang esdem Baumeister, in dem Kirchlein 900Menschen unterzubringen. Boumannbediente sich seiner Erfahrungen alsSchiffsbaumeister. Er platzierte dieEmporen auf hölzernen Säulen <strong>und</strong>entlastete damit das Mauerwerk.An den Bauherrn Friedrich II. erinnernheute noch die geschwungenenInitialien F. R. (Frederícus Rex) über derKanzel. Erwähnenswert sind die ausden Mützenschildern von Soldatengewonnenen Blaker, also die Messing-Reflektoren hinter den Kerzenleuchternan der Wand. Sie dienten als vorbeugenderBrandschutz, um Wärme vomHolz fernzuhalten.In der Lutherstraße 1 befindet sich dasPfarrhaus mit einer Lutherplastik. DasGebäude wurde 1886 als Massivbau ausBackstein errichtet. In dem Haus trafensich in der Zeit des Faschismus Mitgliederder Bekennenden Kirche, auchder Babelsberger Pfarrer Viktor Hassegehörte dazu. 1989 war die Friedrichskircheder Ort der Friedensgebete, beidenen Menschen ihre Unzufriedenheitmit den Zuständen in der DDR äußerten.Sie war bereits zuvor ein Treffpunktfür Umwelt- <strong>und</strong> Friedensgruppen.Über die Lutherstraße führt der Spaziergangauf die Karl-Liebknecht-Straße, die1752 bebaut wurde. Auch diese Straßeliegt auf einer ehemaligen Viehtrift, dievon <strong>Neuendorf</strong> durch einen Eichenwaldan die Havel führte, wo die Schweinegetränkt wurden.Das böhmische Schulhaus in der heutigenKarl-Liebknecht-Straße 27 wurde1772 errichtet <strong>und</strong> unterscheidet sichnicht von einem Kolonistenhaus. DasSchulhaus wurde als KlassenzimmerLutherplastikComeniusdenkmal<strong>und</strong> Wohnung für die Lehrerfamilie genutzt.R<strong>und</strong> 30 Quadratmeter standenden Schulkindern zur Verfügung, 18Quadratmeter der Lehrerfamilie.In der Karl-Liebknecht-Straße 23 befindetsich in einem von der evangelischenKirche denkmalgerecht sanierten Kolonistenhausdie <strong>Nowawes</strong>er Weberstube.Das kleine Museum wird ehrenamtlichvon einem <strong>Nowawes</strong>er Bürgervereinbetrieben. Die Weberstube ermöglichtein authentisches Bild von den Lebensverhältnissender Kolonisten.Der Spaziergang führt jetzt wiederzurück zum böhmischen Schulhaus<strong>und</strong> weiter die Karl-Liebknecht-Straßeentlang. Das Haus Nr. 28 ist das 1752gebaute alte Pfarrhaus der Kolonie. Esentspricht dem Bautyp Kolonistenhaus,wurde aber bereits beim Bau um eineFensterachse verlängert. Das Gebäudewurde 1995 restauriert <strong>und</strong> beherbergtheute eine Seniorenfreizeitstätte derevangelischen Kirche.Das Gr<strong>und</strong>stück Karl-Liebknecht-Straße28 ist mit einem typischen <strong>Nowawes</strong>erHolzlattenzaun umfriedet. DieUmzäunung war notwendig, um diemühsam angebauten Kulturen vorViehverbiss zu schützen. Außerdemwurde viel gestohlen, denn es herrschte


<strong>Neuendorf</strong> <strong>und</strong> <strong>Alt</strong> <strong>Nowawes</strong> 9<strong>Nowawes</strong>er Weberstubeoft Arbeitslosigkeit <strong>und</strong> Hunger. AusLiebe zum Detail errichten auch heuteviele Hauseigentümer ihre Zäune in derklassischen Bauart.Die Bruno-H.-Bürgel-Gr<strong>und</strong>schule in derKarl-Liebknecht-Straße 29 wurde 1907als moderner dreigeschossiger Backsteinbauerrichtet. Das Gebäude wurdeim II. Weltkrieg durch eine Fliegerbombegetroffen <strong>und</strong> schwer beschädigt.Bis 1950 wurde der Dachstuhl neuaufgebaut. Zu diesem Zeitpunkt konnteauch die Sternwarte auf dem Dacheingeweiht werden. Die ehemaligeGr<strong>und</strong>schule bekam den Namen desBabelsberger Arbeiterastronomen BrunoH. Bürgel <strong>und</strong> wurde PolytechnischeOberschule. Seit 1991 ist sie wiedereine Gr<strong>und</strong>schule für die Klassen 1 bis 6.Bruno Hans Bürgel wohnte von 1927bis zu seinem Tode 1947 in Babelsberg.Sein Verdienst war es, die Himmelsk<strong>und</strong>epopulär zu machen. Bürgel wuchsin einfachen Verhältnissen auf <strong>und</strong>eignete sich sein Wissen selbst an. 1910erlebte er mit seiner Himmelsk<strong>und</strong>e„Aus fernen Welten“ seinen Durchbruchals Schriftsteller. Es folgten 22 Buchveröffentlichungen<strong>und</strong> unzählige Zeitungsartikel<strong>und</strong> Vorträge.wir an die dritteAußengrenze derWeberkolonie. DieKarl-Gruhl-Straßeläuft im spitzen Winkelauf die Rudolf-Breitscheid-Straßezu <strong>und</strong> bildet mit derKarl-Liebknecht-Straßedas Dreieck der historischenWeberkolonie von 1751bis 1754. Damit haben Sie einen erstenSternenhimmel-BebobachtungsabendeBruno-H.-Bürgel-Gr<strong>und</strong>schuleKarl-Liebknecht-Str. 2814482 <strong>Potsdam</strong>Termine unter: www.buergel-g<strong>und</strong>schule.dekostenfreiEindruck von der Größe der Koloniegewonnen. Sie war nicht die einzigeunter Friedrich II. in Preußen angelegte,aber die größte – andere sind BöhmischRixdorf, Erkner <strong>und</strong> Friedrichshagen.Der Spaziergang führt jetzt nach linksin die Spindelstraße <strong>und</strong> damit aus demälteren Teil der Weberkolonie hinaus.Das Gebiet, das im Folgenden vorgestelltwird, wurde in einem 2. Bauabschnittzwischen 1764 <strong>und</strong> 1767 mit 50Kolonistenhäusern bebaut, sie kamenzu den 155 Kolonistenhäusern aus dem1. Bauabschnitt hinzu.Unterbrochen wurde das Baugeschehendurch den SiebenjährigenKrieg. Auch musste für den zweitenBauabschnitt ein neuer Kommandantgef<strong>und</strong>en werden, denn Wolf Friedrichvon Retzow kehrte nichtaus dem Feldzug zurück.Seine Nachfolge trat derehemalige GeneralHeinrich Wilhelm vonAnhalt an. Mit derBauausführung wurdeHeinrich LudwigManger betraut. Inder zweiten KolonisierungsphaseförderteFriedrich II. besondersden Zuzug von Bauhandwerkernaller Art, die für dieErrichtung des Neuen Palais gebrauchtAn der nächsten Kreuzung gelangenBruno-H.-Bürgel-Gr<strong>und</strong>schule


<strong>Neuendorf</strong> <strong>und</strong> <strong>Alt</strong> <strong>Nowawes</strong> 101918 errichtete die Mitteldeutsche Gamaschenfabrikin der Grenzstraße 13-14ein zweigeschossiges Fabrikgebäude,das mit der Fabrikantenvilla im erstenStock über einen hölzernen Gang verb<strong>und</strong>enist. Das Unternehmen fertigtenoch ganz in der Tradition der <strong>Nowawes</strong>erTextilproduktion die Beinkleiderfür Damen <strong>und</strong> Herren (Gamaschen),Hosenträger, Knöpfe aus Kunsthorn <strong>und</strong>Gürtelschnallen.wurden.Nach wenigen Metern biegt unsereTour nach rechts in die Tuchmacherstraßeab. Das Sackgassenschild solltenicht abschrecken, Fußgänger kommenweiter <strong>und</strong> werden <strong>Nowawes</strong> vonder Gartenseite kennen lernen. Hierbekommt man ein Gefühl dafür, wie vielGrün es in der Weberkolonie gibt.Villa Hirschden ehemaligen Besitzer zurückgeht,sondern auf zwei Bronzehirsche, diebis 1945 den Eingang geziert haben.Villa Hirsch ist ein prominenter Immobilienfall,der 1938 mit der Vertreibungder jüdischen Eigentümer begann <strong>und</strong>2011 mit einer letztinstanzlichen Entscheidungvor dem Europäischen Gerichtshofendete. An diesem Ort wurdedeutsche Filmgeschichte geschrieben.Die jüdischen Eigentümer Edm<strong>und</strong> &Abraham mussten 1938 Deutschlandverlassen. Das Unternehmen wurdeverkauft, ebenso wie das ihnen gehörendegegenüberliegende Gr<strong>und</strong>stück<strong>Alt</strong> <strong>Nowawes</strong> 116-118, wo heute diePark Studios sind. Damals befand sichdort noch das Lokal „Klemms Festsäle“.Erwerber zum Preis von 66.000 Markwar Gustav <strong>Alt</strong>hoff, Mitbegründer der<strong>Alt</strong>hoff-Ambos-Film AG. Auf diesemGr<strong>und</strong>stück bauten der Erwerber einezweite Halle, die an der Grenzstraße/Wollestraße liegt. Außerdem benötigteman Platz für F<strong>und</strong>us, Verwaltung <strong>und</strong>Künstlergarderoben. Die insgesamt1000 Quadratmeter großen Liegenschaftenboten das. Für das Unternehmenwar die Ruhe am BabelsbergerPark eine gute Voraussetzung für dieZunächst geht es an der Wache der FreiwilligenFeuerwehr Babelsberg-KleinGlienicke vorbei. Obwohl <strong>Potsdam</strong> einehauptberufliche Feuerwehr hat, gibt esim Stadtgebiet <strong>und</strong> den eingemeindetenDörfern noch insgesamt 15 freiwilligeFeuerwehren. Die BabelsbergerFeuerwehr wurde im Jahr 1900 gegründet.Ihr gehören über 50 Mitglieder an.Am Ende des Weges ist die Grenzstraßeerreicht, links geht es zur Kreuzung mitder Straße <strong>Alt</strong> <strong>Nowawes</strong>. Die Straßenbezeichnungstammt etwa aus demJahr 1875 – nach der Grenze zwischen<strong>Nowawes</strong> <strong>und</strong> dem Park Babelsberg.Ein großes weißes Fabrikgebäude <strong>und</strong>die dazugehörende Fabrikantenvilla inder Grenzstraße 13-14 werden heutedurch eine AWO-Kita genutzt. Aktuellwird die Bezeichnung Villa Hirschverwendet, wobei der Name nicht aufGrenzstraße, Ecke <strong>Alt</strong> <strong>Nowawes</strong>


<strong>Neuendorf</strong> <strong>und</strong> <strong>Alt</strong> <strong>Nowawes</strong> 11noch weitere Beispiele dafür zu <strong>entdecken</strong>.Filmproduktion.Da die <strong>Alt</strong>hoff-Ambos-Film AG nichtzur staatlichen Filmgesellschaft UFAgehörte, fiel sie bei Kriegsende auchnicht unter sowjetische Verwaltung,sondern durfte weiter produzieren. Inihren Studios in <strong>Alt</strong> <strong>Nowawes</strong> entstandder erste deutsche Nachkriegsfilm(1946), Wolfgang Staudtes „Die Mördersind unter uns“.<strong>Alt</strong>hoff wurde 1953 durch die DDR enteignet<strong>und</strong> auf dem Gelände wurdendie Dokumentarfilmstudios der DEFAeingerichtet. Die DEFA nutzte wiezuvor die UFA den Dokumentarfilm alsein eigenständiges Medium zur Propaganda.Der Dokumentarfilm diente aberauch der Wissensvermittlung zu denverschiedensten Themen. In den 1980erJahren benutzten einige Dokumentarfilmerihre Freiräume, um Kritik anZuständen in der DDR zu üben. Dokumentarfilmewurden als 15- bis 30-minütigeVorfilme in den Kinos eingesetzt.Außerdem gab es abendfüllendeDokumentarfilme <strong>und</strong> –sendungen imFernsehen. 1991 schlossen die Dokumentarfilmstudios.Zu den bekanntenDDR-Dokumentarfilmern gehörten KurtMaetzig, Konrad Wolf, Heiner Carow,Heynowski & Scheumann <strong>und</strong> HelkeMisselwitz.Weberpark1976 hatte eine Tochter des jüdischenEigentümers in den USA ihre Ansprüchegegen die DDR geltend gemacht <strong>und</strong>bekam daraufhin von der US-Behördeeine Entschädigung von 5500 US-Dollaranerkannt. Die <strong>Alt</strong>hoff-Erben klagtensich nach 1990 in einem mehrjährigenVerfahren durch alle deutschen Instanzen.Nachdem sie dort leer ausgegangenwaren, sprach ihnen der EuropäischeGerichtshof für Menschenrechteim Jahr 2011 eine Entschädigung von210.000 Euro zu.Der Spaziergang führt nun die Straße<strong>Alt</strong> <strong>Nowawes</strong> entlang, links <strong>und</strong> rechtsder von Linden gesäumten Allee findensich noch Häuser aus der zweiten Kolonisierungsphase1764 bis 1767, die sichmit dem inzwischen geschulten Blickleicht erkennen lassen. Als unbebauteAllee gab es die Straße bereits im 17.Jahrh<strong>und</strong>ert. Sie diente als ein „Königsweg“zwischen <strong>Potsdam</strong> <strong>und</strong> Glienicke.Die heutige Straße <strong>Alt</strong> <strong>Nowawes</strong> warauch ein Kern der Industrialisierung.Wie schon das Beispiel der Gamaschenfabrikzeigte, interessierten sichTextilunternehmer Ende des 19. Jahrh<strong>und</strong>ertsfür den Standort <strong>und</strong> stelltenarbeitslose Weber in ihren Fabriken an.In den 1920er Jahren folgte abermalsein Strukturwandel. Neue Industrienhielten Einzug. Auf dem Weg gibt esDie nächste Station ist der Weberpark<strong>Alt</strong> <strong>Nowawes</strong> 67. Die Geschichte weisteinige Parallelen zur Villa Hirsch auf.Auch dieses Gr<strong>und</strong>stück wurde zunächstin der <strong>Nowawes</strong>er Handwerkstradition<strong>und</strong> später für die Medienproduktiongenutzt. Heute befindetsich hier ein großes Einkaufs- <strong>und</strong>Bürocenter. Und auch beim Weberparkspielt Geld eine Rolle, finanziert wurdeder teilweise leerstehende Neubauaus einem von der BankgesellschaftBerlin aufgelegten Fonds. Die Bankgesellschafthatte mit ihren ImmobiliengeschäftenMilliardenverlusteerwirtschaftet, für die das Land Berlingeradestehen musste.Erster Betrieb auf dem Gelände war dieSchirmstockfabrik des jüdischen UnternehmersBernhard Noa. Noa verließDeutschland 1938, das Produktionsgebäudewurde von Otto Stahmann, demInhaber der Berliner „SchallplattenindustrieOtto Stahmann“ übernommen.Stahmann hatte bereits 1931 in Berlin-Wilmersdorf ein Schallplattenwerkgegründet, in dem er sehr erfolgreichBilligplatten der Marke Brillant herstellte.In Babelsberg errichtete er eingrößeres Presswerk <strong>und</strong> produziertehier „Tempo Schallplatten“.Im II. Weltkrieg wurden Teile der Fabrikzerstört, die Produktion konnte aberbereits im September 1945 wiederaufgenommen werden. 1946 erhielt derkommunistische Sänger Ernst Buschvon der sowjetischen Militäradministrationdie Genehmigung zur Gründungeines Schallplattenverlages. Als „Liedder Zeit GmbH“ arbeitete das Unternehmenbis 1954, nach der Verstaatlichunghieß es VEB Deutsche Schallplatte.Produziert wurden Platten der MarkenAmiga, Eterna, Litera <strong>und</strong> weitere.Ein Blickfang ist das Eckhaus <strong>Alt</strong> <strong>Nowawes</strong>41, das um 1880 als Gaststätte„Schmidtsche Festsäle“ errichtet <strong>und</strong>das noch bis nach 1945 als Tanzsaalgenutzt wurde. Danach diente das Gebäudeals Lager. Das Gr<strong>und</strong>stück wurdeauch von der 1900 gegründeten gründ Tep-


<strong>Neuendorf</strong> <strong>und</strong> <strong>Alt</strong> <strong>Nowawes</strong> 12Abgerissen wurde derKühlturm auf der Vorderseitedes Hauptgebäudes.In die 1,40 Meterdicken Mauern des Eiskellerswurden Fensterhineingeschnitten, umeine Nutzung als Büro<strong>und</strong> Wohnung zu ermöglichen.Geheizt wird der frühere Eiskellermit Erdwärme. Zwischen Haupthaus<strong>und</strong> Eiskeller entstand ein modernerVerbindungsbau, die Remise aus demJahr 1890 blieb erhalten.pichfabrik Michaelis & Behrend genutzt,die sich allerdings rasch vergrößerte<strong>und</strong> bereits 1905 wegzog.Heute befindet sich imHaus das Büro <strong>und</strong> Atelierdes MöbelrestauratorsKurt Kallensee &Sohn. Zu den Referenzendieser Werkstattzählen die Ausstattungdes Gästehauses derB<strong>und</strong>esregierung SchlossMeseberg sowie die Aufarbeitungdes Sterbesessels vonKönig Friedrich II.Schmidtsche FestsälePuppenstubenmuseum<strong>Alt</strong> <strong>Nowawes</strong> 4214482 <strong>Potsdam</strong>geöffnetfreitags 15 - 18 UhrEintritt freiDas Kolonistenhaus <strong>Alt</strong> <strong>Nowawes</strong> 30hat zwei große Keller. Daran ist zuerkennen, dass dort schon frühzeitigBier gebraut <strong>und</strong> gelagert wurde. AbMitte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts wurde dieBrauerei modernisiert <strong>und</strong> vergrößert.Das viergeschossige Hauptgebäudeauf dem Hof stammt aus dem Jahr1885, dort waren das Sudhaus sowieLager <strong>und</strong> Verwaltung der Brauereiuntergebracht. Dahinter liegt sich derehemalige Eiskeller. Von 2005 bis 2010wurde die Brauerei von einer Eigentümergemeinschaftsaniert <strong>und</strong> von einerBauherrengemeinschaft durch Reihenhäuserergänzt.Die Bürgerliche Brauhaus GmbH <strong>Nowawes</strong>braute Bier der Marke Schlossbräu.Die Hauptniederlassung befand sichjedoch in Berlin – die spätere Kindl-Brauerei. Die <strong>Nowawes</strong>er Brauerei warbis 1939 in Betrieb. Im II. Weltkriegwurde der Eiskeller als Luftschutzraumverwendet. Dort fanden auch der RegisseurVictor de Kowa <strong>und</strong> die SchauspielerinMarika Rökk Zuflucht, letzterehatte 1941 in dem Unterhaltungsfilm„Frauen sind doch bessere Diplomaten“die Hauptrolle gespielt. Es war der erstedeutsche Farbfilm.Die bei der Sanierung erhaltene WandbeschriftungHolubars & Kosch weistauf die Nutzung des Hauptgebäudesab 1945 hin. Die Werkstatt war bereitsab 1920 auf dem Gelände ansässig <strong>und</strong>hatte zunächst in den Pferdeställen ihrenSitz. Des Weiteren gab es dort nocheine Tischlerei. Beide Betriebe bildetenab 1950 eine PGH, die bis 1990 auf demGelände wirtschaftete. Weitere Räume<strong>und</strong> der Kühlkeller wurden als Lagergenutzt. Im Dezember 2004 kaufte derSanierungsträger Stadtkontor das leerstehende Gr<strong>und</strong>stück von der Stadt, umAuf der gegenüberliegenden Straßenseiteist im Kolonistenhaus <strong>Alt</strong> <strong>Nowawes</strong>42 ein antiker Spielzeughandel mitkleinem Puppenstubenmuseum.Puppenstubenmueseum


<strong>Neuendorf</strong> <strong>und</strong> <strong>Alt</strong> <strong>Nowawes</strong> 13An Stelle der im II. Weltkrieg zerstörten<strong>Nowawes</strong>er Post wurde in der Rudolf-Breitscheid-Straße 8 im Jahr 2010 dasTusnelda-von-Saldern-Haus eingeweiht.Das Haus ist eine Pflegeeinrichtung fürMenschen, die nach einem Schlaganfall,einem Unfall oder aus anderen Gründeneine so schwere Schädigung desZentralnervensystems erlitten haben,dass sie ständig auf Hilfe angewiesensind. Das Haus bietet Dauerplätze <strong>und</strong>ambulante Versorgung. Es ist nach derersten Diakonisse <strong>und</strong> Oberin des Oberlinhausesbenannt.es für Wohnzwecke zu entwickeln.Die Besichtigung des Oberlinhausessteht am Ende des Stadtspazierganges.Er führt uns in eine soziale Einrichtung,die für Menschen mit Behinderungenseit vielen Jahrzehnten eine vorbildlicheArbeit leistet. Die nach demelsässischen Pfarrer Johann FriedrichOberlin benannte Stiftung nimmt mitihren Bauten fast ein ganzes Häuserkarreeein.Der rote Backsteinbau Ecke <strong>Alt</strong> <strong>Nowawes</strong>/ Rudolf-Breitscheid-Straße ist dasFeierabendheim des Oberlinhauses.FeierabendheimSachen <strong>und</strong> half bei kleineren Arbeitenin der Küche. Hertha Schulz lebte bis zuihrem Tod im Oberlinhaus, sie wurde 81Jahre alt.Für ihre Betreuung wurde extra einTaubstummenlehrer eingestellt <strong>und</strong>Mitarbeiterinnen für den Unterricht vonTaubblinden gewonnen. Bald stelltesich heraus, wie groß der Bedarf war.1906 nahm das erste TaubstummenblindenheimDeutschlands am Oberlinhausseine Arbeit auf.Der Spaziergang führt jetzt am Eckard-Beyer-Haus, Rudolf-Breitscheid-Straße4 vorbei. Zu der Wohnstätte für taubblindeErwachsene gehören fünfabgeschlossene Wohnungen. Mit derNamensgebung wurde der 1984 verstorbenelangjährige Pfarrer <strong>und</strong> Zentralvorstandfür seinen unermüdlichenEinsatz am Oberlinhaus geehrt.An das Gebäude schließt sich straßenseitigdas ehemalige Handwerkerhausan. Dort waren die Behindertenwerkstätten,die sich heute aufHermannswerder befinden. Die Aktiva-Werkstättenbieten die unterschiedlichstenDienstleistungen <strong>und</strong> Produkte,Bürstenproduktion, Flechten, Keramik,Gartenpflege <strong>und</strong> Fahrradreparatur, umnur einige zu nennen.Daran schließt sich mit der Nummer 4das Hertha-Schulz-Haus an. Es ist eineWohnstätte für Kinder <strong>und</strong> Jugendliche,die vorwiegend seh- <strong>und</strong> hörbehindertsind, aber auch noch weitere Behinderungenaufweisen können.Das Oberlinhaus war im Jahr 1887 dieerste Einrichtung in Deutschland, dieein taubblindes Kind zur Pflege aufnahm.Es war Hertha Schulz, nach derheute die Wohnstätte benannt ist. Siehatte als Zehnjährige durch eine HirnhautentzündungGehör <strong>und</strong> Sehvermögenverloren. Durch die fürsorglicheBetreuung im Oberlinhaus lernte sie,sich zu artikulieren. So konnte sie ihreSelbstständigkeit weitgehend erhalten,kleidete sich selbst an, ordnete ihreTusnelda-von-Saldern-Haus


<strong>Neuendorf</strong> <strong>und</strong> <strong>Alt</strong> <strong>Nowawes</strong> 14det sich das neu gebaute Oberlinkrankenhaus,die größte orthopädischeFachklinik des Landes Brandenburg(Haupteingang Garnstraße).Vor dem Maria-Martha-Haus steht dieOberlinkirche. Sie bildet den Mittelpunktder Oberlinstadt. Die 1905geweihte Kirche wurde vom ArchitektenLudwig von Tiedemann in neugotischemStil errichtet. Der rote Backsteinwird von weißem Rüdersdorfer Kalksteinkontrastiert. Das Gotteshaus kannals offene Kirche besichtigt werden.Das alte Handwerkerhaus beherbergtheute die Werkstatt der SanitätsfirmaKniesche sowie eine von der KeramikerinMonika Luise Uhlig geführteKrippenwerkstatt des Oberlinhauses.Die Krippenproduktion am Oberlinhausgeht auf die Kleinmachnower KeramikerinIlse Scheffler zurück, die Krippenfigurenim Stile von Ernst Barlach fertigte.Diese hatte bei ihrer Ausreise ausder DDR im Jahr 1954 die Sammlung<strong>und</strong> die Rechte an ihren Krippenfigurendem Oberlinhaus geschenkt. Seitdemwurden sie dort produziert <strong>und</strong> sind zueinem Markenzeichen der Einrichtunggeworden. Monika Luise Uhlig arbeitetebereits in den 1980er Jahren eine Zeitlang in der Krippenwerkstatt.Der Spaziergang führt jetztan einem Kolonistenhaus(Rudolf-Breitscheid-Straße 22) vorbei, dasmit einem r<strong>und</strong>enPförtnerhaus denHaupteingang zumOberlinhaus bildet. ZurRechten befindet sichdas 1983 eingeweihteReinhold-Kleinau-Haus, einWohnhaus für schwer körperbehinderteMenschen.Der Bau dieses Reinhold-Kleinau-Hauses war ein besonderes Verdienstdes bereits erwähnten Vorstands EckardOberlinkrankenhausOberlinkirche:Posaunenst<strong>und</strong>e desevangelischenPosaunenchors im Sommerhalbjahrmittwochs19.30 - 21 UhrBeyer, denn die Genehmigungen dafürmusste er den DDR-Behörden in einemlangen, aufreibenden Prozess abtrotzen.Benannt ist es nach dem Pfarrer<strong>und</strong> Vorstand, der 55 Jahre am Oberlinhauswirkte. Reinhold Kleinau ist eszu verdanken, dass die Bewohner desOberlinhauses in der Zeit des Faschismusgeschützt blieben <strong>und</strong> die Arbeitnach dem II. Weltkrieg fortgesetztwerden konnte.Der Weg führt jetzt direkt auf dasDiakonissen-Mutterhaus zu. Es wurde1878 als Wohnhaus <strong>und</strong> Bildungsstättegebaut, in der die Diakonissen Krankenpflegelernten. Im Haus gab es einePoliklinik sowie eine Krankenstationfür Kinder <strong>und</strong> Frauen mit schwerenKrankheiten.Links vom Mutterhausbefindet sich das Maria-Martha-Haus – genanntnach einem Bibelmotiv.Es ist das ältesteKrankenhausgebäudedes Oberlinhauses,erbaut 1890. Das Maria-Martha-Haus wird seitdem Jahr 2004 durch denFachbereich Orthopädie fürdie ambulante Rehabilitation genutzt.Ergo- <strong>und</strong> Physiotherapie sowie Logopädiewerden dort durchgeführt.Hinter dem Maria-Martha-Haus befin-Das große, dreiflüglige Backsteingebäudegegenüber der Kirche ist die Oberlinschule,eine Förderschule für Kindermit körperlichen <strong>und</strong> motorischenStörungen sowie Hörsehbehinderungen.Die Ganztagsschule nimmt Kinderunabhängig von der Art ihrer Behinderungauf <strong>und</strong> verfügt über ganzjährignutzbare Wohnmöglichkeiten. 2013wurde das Schulhaus um einen modernenTrakt ergänzt.Das alte Schulhaus der Oberlinschulewurde 1910 als Oberlinkreiskrankenhauseingeweiht. Es war damals mitRöntgen, Lichtbad, Heißdampfbad<strong>und</strong> Apotheke modern ausgestattet<strong>und</strong> wurde bis 1983 als Krankenhausgenutzt.Oberlinkirche


<strong>Neuendorf</strong> <strong>und</strong> <strong>Alt</strong> <strong>Nowawes</strong> 15Gaststätten-Tipp• „Sportrestaurant Hiemke“- Karl-Gruhl-Str. 55, Traditionsgaststättemit Hausmannskost, Öffnungszeitentäglich 12 bis 24 Uhr• „Plantageklause“- Rudolf-Breitscheid-Str.85, angeboten wirdeine Mischung aus deutscher <strong>und</strong>bayrischer Küche, Öffnungszeitentäglich 11:30 bis 22 Uhr• „Ratskeller Babelsberg“ -Karl-Liebknecht-Str.135, bietet Gerichte derMark Brandenburg an, ÖffnungszeitenDi. bis So.: 11.30 bis 23 Uhr,Montag Ruhetag, Buffet täglich ab18 UhrAusruhen• Park Babelsberg - StrandbadBabelsberg, zahlreiche Ausruhmöglichkeiten• LutherplatzWlan• Restaurant UnicatToiletten• City Toilette in der Karl-Liebknecht-StraßeAnreise• ab : S <strong>Potsdam</strong> Hbf mitBus 694/ Drewitz Stern-Centerbis: Haltestelle LutherplatzImpressumBouché MedienserviceDennis-Gabor-Str. 214469 <strong>Potsdam</strong>Tel.: 0331 2803845post@bouche-medienservice.dewww.bouche-medienservice.de• Text: Bolko Bouché• Fotos: Stefan Specht• Grafik: Juliane PolgarRedaktionsschluss Juni 2013

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