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Im Spannungsfeld zwischen Schöpfung und Evolution - Zentrum ...

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verstehen will, braucht dazu– die überlieferten Glaubenszeugnisseder biblischen Tradition,– einen klaren Verstand,– eine wache Intuition,– einen geistlichen Zugang zur Wirklichkeit,der von uns nicht hergestellt,sondern nur von Gott hergeschenkt <strong>und</strong> von uns dankbarempfangen werden kann.Er braucht dazu den HeiligenGeist, den Geist Gottes.Denn es ist offenk<strong>und</strong>ig: Wenn derSchöpfer aller Welten, wie in Psalm104,30 angedeutet, durch seinenGeist auch unsere Welt erdacht,gewollt <strong>und</strong> erschaffen hat <strong>und</strong> siedurch seinen göttlichen Geist formt<strong>und</strong> entwickelt, sie erhält <strong>und</strong> verjüngt,dann brauchen wir seinenHeiligen Geist, damit in uns die Weltzur Erkenntnis ihres eigenen Ursprungserwachen kann <strong>und</strong> damitfür uns die Welt transparent werdenkann auf ihren göttlichen Ursprunghin.Die Zielrichtung des vorliegendenBüchleins besagt, daß »Pfingsten«(Fest des Heiligen Geistes) <strong>und</strong>»Erntedank« (Fest des Dankes fürGottes gute <strong>Schöpfung</strong>sgaben)enger zusammengehören, als wirgemeinhin zu denken gewohnt sind,daß der <strong>Schöpfung</strong>sglaube <strong>und</strong> derGlaube an den Heiligen Geist einanderbedingen. Sie besagt, daß wirGottes Geist im Horizont der <strong>Schöpfung</strong>auf eine siebenfache Weisebrauchen:1. Der Geist Gottes hilft uns, zustaunen über das W<strong>und</strong>er der<strong>Schöpfung</strong>.2. Der Geist Gottes hilft uns, zudanken für die Erhaltung der<strong>Schöpfung</strong>.3. Der Geist Gottes hilft uns, zuglauben an den göttlichen Ursprungder <strong>Schöpfung</strong>.4. Der Geist Gottes hilft uns zuklagen <strong>und</strong> zu seufzen über dieUnerlöstheit der <strong>Schöpfung</strong>.5. Der Geist Gottes hilft uns zuhoffen auf die Vollendung der<strong>Schöpfung</strong>.6. Der Geist Gottes hilft uns, zuschweigen über die verborgenenGeheimnisse der <strong>Schöpfung</strong>.7. Der Geist Gottes hilft uns, einzustimmenin den großen Lobpreisder <strong>Schöpfung</strong> <strong>und</strong> den zu rühmen,von dem, durch den <strong>und</strong> zudem alle Dinge sind.*Staunen, Danken, Glauben, Klagen<strong>und</strong> Seufzen, Hoffen, Schweigen<strong>und</strong> Lobsingen – das sind Vollzügeim menschlichen Dasein, dieverschieden sind vom Vollzug desobjektivierenden Denkens, von derrationalen Theoriebildung in der modernenNaturwissenschaft.Dennoch stehen diese Daseinsvollzügenicht im Widerspruch zumVollzug einer naturwissenschaftlichenWelterklärung. Alle diese Vollzügehaben ihr eigenes Recht <strong>und</strong>ihr eigenes Gewicht im menschlichenLeben. Es wäre eine unhaltbareAnmaßung, wenn man die naturwissenschaftlicheZugangsweisezur Wirklichkeit in mathematischerTheorie <strong>und</strong> kontrollierbarem Experimentfür den einzig rechtmäßigenVerstehenshorizont der Welt hielte.Die Naturwissenschaft beschreibt,was auf der elementarenEbene der Wirklichkeit geschieht<strong>und</strong> formuliert Gesetzmäßigkeiten,wie es geschieht. Sie sagt abernicht, warum es geschieht <strong>und</strong>wozu es geschieht. Die Frage nachdem Sinn des Ganzen, nach Gr<strong>und</strong><strong>und</strong> Ziel der Welt, des Lebens, desmenschlichen Daseins wird in ihrnicht gestellt.– Warum ist überhaupt etwas <strong>und</strong>nicht vielmehr nichts?– Warum existiert seit ca. 14 MilliardenJahren unsere Welt?– Woher kommen die Gesetze, diesie bewegen?– Wären auch andere möglich?– Was war »vor der Zeit«?– Was ist »jenseits des Raumes«?– Welcher »Geist« materialisiertsich in der sichtbaren Welt?Das alles kann <strong>und</strong> will die Naturwissenschaftnicht beantworten.Jeder Mensch aber ist aufgerufen,eine persönliche Antwort zu gebenauf die letzten Fragen seines Lebens.Die biblische Überlieferung gibteine Fülle von Antworten auf dieseFragen in Bildern, Gleichnissen, Erzählungen<strong>und</strong> Glaubenszeugnissen.Sie gibt Antwort in vielen Lob<strong>und</strong>Klageliedern, im dankbaren <strong>und</strong>staunenden Bekenntnis zum GottIsraels, dem Vater Jesu Christi, demSchöpfer der Welt.Nachdem es im 19. <strong>und</strong> angehenden20. Jahrh<strong>und</strong>ert noch viele steinerneFronten <strong>zwischen</strong> Naturwissenschaft<strong>und</strong> Theologie gab, sinddiese Fronten mittlerweile weithinaufgelöst oder in Auflösung begriffen.Totalitäre Weltbilder der Naturwissenschaftwie der »Materialismus«oder der »Determinismus« alter Prägunggelten unter den gebildetenNaturwissenschaftlern als widerlegt<strong>und</strong> überholt.Es wird deutlich:Die Naturwissenschaft analysiertdie Welt als einen »Text«, den siegleichsam auf seine Buchstaben<strong>und</strong> grammatischen Regeln hin äußersterfolgreich untersucht. Sie vermagverläßliche Prognosen aufzustellen,wie die »Wörter« der Welt zusein pflegen. Sie erhebt aber nichtden Anspruch zu verstehen, wasdiese »Wörter« bedeuten. Die Semantikder Welt ist der Naturwissenschaftfremd.Der biblische <strong>Schöpfung</strong>sglaubeaber versteht die Welt als einen»Text«, der über sich hinausweist,der etwas »bedeutet«, der hinweistauf die Quelle, der wir uns mit allem,was ist, verdanken.Der biblische <strong>Schöpfung</strong>sglaubedenkt dabei letztlich nicht von derVergangenheit, sondern von der Zukunfther, von dem Gott her, der vonsich sagt: »Ich werde sein, der ichsein werde« (2.Mose 3,14). Der aufuns zukommende Gott in der unendlichenFülle seiner Möglichkeitenwird als die Quelle aller Wirklichkeiterfahren <strong>und</strong> gepriesen.ER, der auf uns Zukommende,schenkt uns Leben, Raum <strong>und</strong> Zeit,er schenkt uns die Freiheit, in Verantwortungvor ihm unser Lebennach dem Maß seiner Liebe zu führen<strong>und</strong> mit seines Geistes Hilfe zugestalten. Er schreibt als der Zukommendeden »Text« unseres wirklichenLebens. In diesem Text istauch der Text jenes Bekenntnissesenthalten, der allen <strong>Schöpfung</strong>sglaubenumfaßt <strong>und</strong> der aus uraltenTagen bis heute seinen frischenKlang nicht verloren hat: »Bei Dirist die Quelle des Lebens, <strong>und</strong> inDeinem Lichte sehen wir das Licht.«Dr. Stefan Kunz ist Gemeindepfarrer inBensheim <strong>und</strong> seit 1988 engagiert imDarmstädter Arbeitskreis»Physiker <strong>und</strong> Theologen im Gespräch«.* Die vollständige Fassung dieses Beitragesvon Stefan Kunz mit allen sieben Kapitelnfinden Sie in der Online-Ausgabe derSchönberger Hefte auf unserer Websitewww.rpz-ekhn.de unter Institut, weiter zuPublikationen <strong>und</strong> dann zu der entsprechendenAusgabe der Schönberger Hefte._________________1zitiert nach C. Bresch u.a. (Hg.): Kannman Gott aus der Natur erkennen?,Freiburg i.Breisgau, 1990, S.722M. Planck: Vorträge <strong>und</strong> Erinnerungen,Darmstadt 1981, S.3333A. Einstein: Aus meinen späten Jahren,Stuttgart 1952, S. 324W. Heisenberg: Der Teil <strong>und</strong> das Ganze,München 1969, S. 334f.5C. F. v. Weizsäcker: Die Geschichte derNatur, Göttingen 1954, S.117f.Schönberger Hefte 1 | 0819

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