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Im Spannungsfeld zwischen Schöpfung und Evolution - Zentrum ...

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<strong>Schöpfung</strong> versus <strong>Evolution</strong>?Drei Unterrichtsideen für die Oberstufe zu einem vielschichtigen Reizthemavon Harmjan DamDas Thema <strong>Schöpfung</strong> oder <strong>Evolution</strong> ist ein immerwiederkehrendes Reizthema in der Oberstufe des Gymnasiums.Dass das Thema wiederkehrt, hängt mit denverschiedenen Ebenen zusammen, die hier enthaltensind. Die zwei Aspekte, die in diesem Schönberger Heftvor allem angesprochen wurden, sind Intelligent Design<strong>und</strong> die Wirklichkeitsauffassungen in unterschiedlichenWissenschaften. Werden die Schönheit der Natur<strong>und</strong> die Logik der natürlichen Prozesse, die zu beobachtensind, durch Begriffe <strong>und</strong> Modelle der Physikgenügend erklärt? Gibt es Hinweise auf ein Prinzipoder einen Entwurf dahinter? Lässt dies auf einen»Designer« schließen? Kann man bei diesem Designeran Gott-Schöpfer denken? Was meinen wir als Christen,wenn wir für die Dankbarkeit über das uns geschenkteLeben das Wort »Gott« verwenden? Ist diesesWort nicht ganz anders als Wörter wie »Kühlschrank«,»Pferd«, »Aggregatzustand« oder wie eine mathematischeFormel? Auf diese Weise fragen wir nach demWahrheitsbegriff in den verschiedenen Wissenschaften.Was meinen ein Biologe <strong>und</strong> der Theologe, wennsie sagen, dass etwas »wahr« ist?Alle diese Fragen kommen, zwarnicht so genau ausformuliert, in derRegel schon am Anfang der Oberstufezur Sprache, wenn das Thema»Religion/Religionen« thematisiertwird (Kurs 11.1). In der Frage nachdem »Gegenstand« des Religionsunterrichtswerden die verschiedenenZugänge der Fächer entfaltet.Religion spricht anders von derWirklichkeit als Biologie, Physikoder Mathematik. Auch wenn diesausführlich behandelt wurde, kannin Kurs 11.2 (»Heilige Schriften verstehen«)ein Schüler unvermitteltsagen: »Aber in der Bibel steht doch,dass Gott die Erde in sieben Tagengemacht hat!« Aber auch dort verhindertdie sorgfältige Trennung <strong>und</strong>Auslegung von Gen. 1- 2,3 <strong>und</strong> Gen.2, 4a-25 nicht, dass es in Kurs 12.2(Menschenbilder/Ethik) noch vieleSchülerinnen <strong>und</strong> Schüler gibt, diedie Geschichte von Adam <strong>und</strong> Evaals unwissenschaftlich ablehnen. InKurs 13.1 (»Gott als Geheimnis«, sonenne ich diesen Kurs) können diegleichen Fragen wie oben noch malkommen, wenn es um die Vorstellungvon Gott als Schöpfer geht.<strong>Im</strong> Hessischen Lehrplan der Oberstufeist das Thema »<strong>Schöpfung</strong>/<strong>Evolution</strong>« darum nicht an einemKurshalbjahr festgemacht, sondernkann (<strong>und</strong> wird!) an mehreren Stellenangesprochen. Dann kann (<strong>und</strong>muss!) es auf unterschiedlicheWeise vertieft werden, weil eine»abschließende Behandlung«,schon des Inhalts wegen, nicht möglichist.<strong>Im</strong> Folgenden sind drei Ideen fürden Unterricht kurz angedeutet. Fürden ethischen Zugang (Gott gegenDarwin?) haben wir die preisgekröntePredigt von Dr. Achtner aufgenommen,allerdings in einer für denUnterricht überarbeiteten Form. DieOriginalfassung finden Sie auf unsererWebsite.Liebe oder Hormone?Am Anfang der St<strong>und</strong>e wird dieBrisanz der Frage <strong>Schöpfung</strong> versus<strong>Evolution</strong> kurz dargelegt:Kreationisten,Gießener Bio-Lehrer,Intelligent Design, KardinalSchönborn, Spiegel-Titelbild24.12.2005 usw.) Danachwird die Klasse in zweiGruppen geteilt. Ameinfachsten ist es, abzuzählen.Drei Personenwerden zudem fürdie Moderation <strong>und</strong>das St<strong>und</strong>enprotokollfreigestellt. Gruppe 1bekommt als Auftrag,gute Gründe zu benennenam biblischen<strong>Schöpfung</strong>sberichtfestzuhalten. Gruppe 2muss gute Gründe dafürbenennen, dass derMensch ein Produktder <strong>Evolution</strong> <strong>und</strong> diebiblische <strong>Schöpfung</strong>sgeschichteein Märchenist. Nach ca. 15Minuten diskutierenbeide »Bänke« (links<strong>und</strong> rechts im Klassenzimmer)etwa 20 Minuten über dieseFrage. Als Lehrer/-in können Siein Ruhe die unterschiedlichen Argumentemitschreiben <strong>und</strong> später ander Tafel in zwei Spalten zusammenfassen<strong>und</strong> kommentieren. Unschwerist es, dann klar zu machen,dass zwar viele Argumente hervorgebrachtwurden, aber dass aneinandervorbei geredet wurde.Die »<strong>Evolution</strong>isten« redetenüber das WIE der natürlichen Prozesse,die »<strong>Schöpfung</strong>sgläubigen«über das WOZU des Menschen.Hier ließe sich verdeutlichen, welcheunterschiedlichen Menschenbilderhinter beiden Disziplinen stehen.Ist der Mensch nur ein nackter Affe?Liebe oder Hormone?Gott oder <strong>Evolution</strong>? Die Alternative ist von ähnlichemKaliber wie die von »Liebe oder Hormone?«Bei der Liebe spielen Hormone eine gewaltige Rolle.Doch die Rede davon macht die Liebe noch nichtverständlich. Entsprechend ist der Eindruck von derDebatte um »Intelligent Design«, die nach KardinalSchönborns Gastkommentar in der New York Timesam 7. Juli 2005 auch in Europa begann. Man redetleidenschaftlich aneinander vorbei, behandelt diebiblische <strong>Schöpfung</strong>sgeschichte wie einen Forschungsbericht<strong>und</strong> biologische Forschungen wiereligionsphilosophische Erkenntnisse. UnkontrollierteÜbergänge <strong>zwischen</strong> biologischen <strong>und</strong> theologischenKategorien beherrschen das Feld. [...]Der Debatte helfen zwei Feststellungen:– Die gr<strong>und</strong>legenden evolutionsbiologischen Einsichtensind empirisch sicherer erwiesen als vieleandere Hypothesen.– Doch für das Gespräch über Naturwissenschaft<strong>und</strong> Religion braucht es mehr: ein Denken, dasnicht gegeneinander ausspielt oder vermischt,wo unterschieden werden muss.Michael Meyer-Blank <strong>und</strong> Wighart von Koenigswald. RheinischeMerkur 1/06, 5.1. 2006Der kleine Text von Michael Meyer-Blank (siehe Kasten) erklärt diesesich nicht berührenden Ebenen mitRomanzeSie trafen sich am Strand kurz vor dem Sonnenuntergang<strong>und</strong> lächelten <strong>und</strong> waren leicht verlegen.Alles war so neu, sie kannten sich noch nicht sehr lang.Er streckte ihr ’nen Rosenstrauß entgegen.Sie sagte: »Rosen wecken so romantische Gefühle.«Da nickte er <strong>und</strong> sprach: »Ja, zweifelsohne!Da reichen in der Nase ein paar tausend Moleküleder Duftstoffe mit Namen ›Pheromone‹.«Text Daniel Dickopf, Wise Guys CD: »Radio«, Strophe 120 Schönberger Hefte 1 | 08

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