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Morgen Kinder wirds was geben - Dr. Andreas Weber

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Tem fuga. Occae net eserfer ionsequ isquamex esed eossitat molupti busaped qui dusa quati as queconsecabo. Ost et inctiur sum voluptatiZahnrad der übermächtigen Performance-Maschineriegeworden, in die ein Kind heute schon im Krippenaltergeworfen wird. Wer gesund speist, so dieÜberzeugung vieler Eltern, der ist besser aufgestellt.Ist sportlicher. Motorisch und sensorisch begabter.Schreibt bessere Schulnoten. Essen wird so – wieFechten auf Englisch und Mathe für Krabbelkinder –zu einem weiteren „Enhancer“, mit dem Eltern ihremProjekt Kind einen möglichst guten Startplatz in denberuflichen Wettbewerb sichern wollen.Ratgeber mit Titeln wie „Schlaue <strong>Kinder</strong> essenrichtig!“ vermitteln im sportlichen Müsli-Jargon diealte vulgärdarwinistische Botschaft: Nur wer einenWAS TUN BEIE SS STÖRUNGEN?www.bzga-essstoerungen.deAuf der Seite der Bundeszentralefür gesundheitlicheAufklärungfindet man alle notwendigenInformationen überMagersucht, Bulimie und„Binge Eating“, sowie Hilfeund Beratungseinrichtungenin der Nähe.ELTERN DÜRFEN GE-TROST SAGEN: ISSRUHIG, SO VIEL DUWILLST – WENN SIEDAS ANGEBOT RICHTIGMISCHENIm Grunde entspricht ein ausgewogener Speiseplan für <strong>Kinder</strong> derErnährung prähistorischer Jäger und Sammler. Vielleicht könnte mandas „Paradies-Diät“ nennen? Den frühen Menschen wuchsen Blätter,Wurzeln und Früchte geradezu in den Mund. Entsprechend können Obstund Gemüse <strong>Kinder</strong>n unbegrenzt angeboten werden – auch zwischendurch.Kartoffeln und Brot – das zeitgenössische Pendant zu Knollen undSamen – dürfen sodann als Kohlehydratquelle die Hälfte der aufgenommenenNahrungsenergie stellen. Fisch, Fleisch, Eier, Milch – dieseltenere tierische Beute mit hohem Eiweißanteil – sollten hingegengeringer dosiert werden, ebenso Fette wie Butter und Öl. Süßigkeitenund Softdrinks sind die ganz spezielle Lustquelle für besondere Tage.gesunden Körper hat, kann mithalten im Kampf allergegen alle. Sie versprechen „Rezeptfreie Nachhilfeaus dem Kochtopf“. Das heißt etwa: „Das Pausenbrotam Vormittag gibt der Leistungskurve den letztenKick bis zur Spitze“ – dem Motto folgend: „Für dasGehirn nur das Beste, damit einer tollen Schul leistungnichts mehr im Wege steht.“ Eltern wird empfohlen,zunächst ein Ernährungsprotokoll ihres Kindes anzufertigen,um dann energisch einzuschreiten.Als „Orthorektiker“ werden jene Menschen bezeichnet,die sich möglichst gesund ernähren und damitihre Probleme wegkauen wollen. <strong>Morgen</strong>s gefiltertesWasser, eine Handvoll Nüsse, ein Glas Molke, mittagsRohkost mit Distelöl und Vollkorn- Spaghetti, abendsGemüse-Sticks mit Magerquark-Dip.Das Problem ist: Der Orthorektiker schlummertin vielen Eltern, die sorgenvoll die Ernährung ihrer<strong>Kinder</strong> verfolgen. Der Nährstoff-Leistungsfanatikerlauert irgendwie schon im Hintergrund, wenn weißerZucker verdammt wird, wenn das Kleinkind bis zumdritten Lebensjahr keine Schokolade im Mund zerschmelzenlassen darf, nur Körnerbrot auf den Frühstückstischkommt und Cola auch an <strong>Kinder</strong>geburtstagenkategorisch verboten bleibt.Plakativ ließe sich behaupten: Der Müsli-Ideologe,der seinem Kind den Zucker verweigert, produzierterst das Problem, das er bekämpfen will. Er schürtAngst und <strong>Dr</strong>uck – das sichere Rezept für ein Kind,seine eigenen Gefühle ignorieren zu lernen und sichselbst nicht mehr zu verstehen.Vielleicht ist es darum kein Wunder, dass heuteEssstörungen einen so prominenten Anteil derseelischen Erkrankungen ausmachen – auch schonbei <strong>Kinder</strong>n. Ein gutes Fünftel der 11- bis 17-Jährigen– auch das ergab die KiGGs- Studie – ist gefährdet,magersüchtig oder bulimisch oder „Binge Eater“ zuwerden, also unter regelmäßigen Fressanfällen zu leiden(siehe Linktipp). Ausge klügelte Diäten und krassesHungern für den Traumkörper sind unter Teensfast schon die Regel.Schon im Säuglingsalter kann die Nahrung zumProblem werden. In den <strong>Kinder</strong>praxen werden dieFälle sogenannter Fütterstörungen immer häufiger:Eltern, die am Ende ihrer Kräfte sind, schleppensich mit Säuglingen ins Wartezimmer, die hungrigvon der Brustwarze abrutschen oder ihren Kopfwegdrehen, statt aus der liebevoll bereiteten Flaschezu trinken. Mit Krabblern, die drei Löffel Brei schluckenund dann nur noch strampeln und schreien.Und fast immer haben Mutti oder Vati mit ihrer übertriebenenFurcht, das Kleine könnte zu wenig, dasFalsche oder Ungesundes zu sich nehmen, die Kriseselbst mit ausgelöst.Dabei muss ein Kind Hunger und Durst vonseinen Eltern nicht lernen. Im Gegenteil: Es8 9

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