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Blindenhunde –Sie sind die Augen für Menschen ohne SehkraftIch lernte Marie und Ihre Lucy beim Einkaufen kennen. Ich komme einfach nicht an einemHund vorbei, ohne ihn kurz zu streicheln. Ich ging auf Lucy zu, doch Marie meinte miteinem ersten Ton: „Bitte nicht anfassen. Der Hund ist im Dienst.“ Sobald der Hund seinGeschirr trägt, darf er nur durch seine Bezugsperson angesprochen werden und nur seinenBefehlen folgen. „Aber ich nehme ihn von der Leine, dann dürfen Sie ihn ansprechen undanfassen“, sagte Marie und nahm das Geschirr ab. Das war meine erste Begegnung miteinem Blindenhund - und wir drei sind inzwischen gute Freunde geworden.Marie erzählte mir, dass sie ihre große Angst, die sie früher hatte, überwunden hat. Angstdavor, am Bahnhof im Gewühl der Menschenmassen „unterzugehen“. Hoffentlich schaffeich es rechtzeitig, zu meinem Zug zu kommen, dachte sie oft schon, bevor sie morgens dasHaus verließ. Besonders schlimm ist es früh oder abends, wenn jeder versucht, noch schnellseinen Zug zu erwischen. Wenn man sehen kann, mag das ja noch ganz gut gehen, aberwie ist es, wenn man blind ist?Inzwischen ist für Marie alles anders. Inmitten der größten Hektik bahnen sich Marie undihre Hündin Lucy ihren Weg: alles geht flott und geradlinig, entlang der Bahnsteigkante,dann durch die Halle, vorbei am Bäcker und am kleinen Supermarkt. Als die beiden eineTreppe erreichen, schiebt sich Lucy vor Marie und bringt sie so zum Stehen. "Brava", lobtsie ihren Vierbeiner und streichelt ihm den Kopf. Dann steigen sie zusammen die Stufenhinab, langsam und vorsichtig.Marie ist 35 Jahre alt und seit 20 Jahren blind. "Lucy – das sind meine Augen. Ich vertraueihr mein Leben an“, sagt sie. Die Australian- Shepherd-Hündin ist seit gut fünf Jahren anihrer Seite. Jeden Morgen führt sie Marie sicher durch die Straßen, bleibt am Zebrastreifenund an der Ampel stehen, bringt sie sicher zur Tür des Zuges und im Waggon zu einemfreien Sitzplatz. Abends geht der gleiche Weg zurück. Die Befehle, die Marie Lucy gibt, sindeine Spezialsprache. Die Begriffe stammen meist aus dem italienischen, z.B. „Lampada“,wenn Lucy eine Ampel suchen soll. Rund drei Dutzend Begriffe lernt der Blindenführhundwährend seiner Ausbildung.Vier Regeln, wie man sich verhält, wenn man einem Gespann mit Blindenhundbegegnet:1. Den Hund nicht ablenken, also nicht ansprechen, streicheln oder füttern.2. Blinde Personen nicht anfassen, das verunsichert den Hund. Wenn jemand hilflos wirkt,sollte man ihn direkt ansprechen.3. Da Blindenhunde die Verkehrsampel nicht lesen können, ruhig sagen, wenn es grünwird.4 Wenn eine blinde Person nach einer Treppe fragt, nicht zu einer Rolltreppe führen. DieHunde dürfen keine Rolltreppen benutzen, weil sie sich dabei verletzen könnten.Ingeborg König-Fischer15

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