ISLAND
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<strong>ISLAND</strong><br />
EINE REISE ZUM MITTELPUNKT DER ERDE<br />
Reiseinformationen
Island<br />
Island<br />
NORDLICHT-REISEN
Island<br />
Island<br />
INHALTSVERZEICHNIS<br />
GEOGRAPHIE.............................................................................................................................. 7<br />
Geologie...................................................................................................................................... 7<br />
Landschaftsbild......................................................................................................................... 7<br />
Klima............................................................................................................................................. 7<br />
Zeitzone.....................................................................................................................................10<br />
TIER- UND PFLANZENWELT...........................................................................................11<br />
Fauna...........................................................................................................................................11<br />
Landsäugetiere.................................................................................................................11<br />
Vögel....................................................................................................................................11<br />
Meer und Binnengewässer..........................................................................................14<br />
Flora.............................................................................................................................................14<br />
BEVÖLKERUNG........................................................................................................................17<br />
Bevölkerungsentwicklung..............................................................................................................................17<br />
Religion......................................................................................................................................17<br />
Sprache......................................................................................................................................17<br />
Sprachentwicklung und -purismus...........................................................................17<br />
Namen.................................................................................................................................17<br />
Schrift und Grammatik..................................................................................................18<br />
GESCHICHTE.............................................................................................................................19<br />
Politische Geschichte............................................................................................................19<br />
Mittelalter...........................................................................................................................19<br />
Neuzeit................................................................................................................................19<br />
20. Jahrhundert................................................................................................................20<br />
21. Jahrhundert................................................................................................................20<br />
Wirtschaftsgeschichte..........................................................................................................20<br />
Finanzkrise 2008–2011.........................................................................................................21<br />
KULTUR..........................................................................................................................................31<br />
Literatur......................................................................................................................................31<br />
Bildende Kunst........................................................................................................................31<br />
Fotografie..................................................................................................................................32<br />
Musik...........................................................................................................................................32<br />
Traditionelle und klassische Musik............................................................................32<br />
Rock, Pop, Jazz und Liedermacher............................................................................32<br />
Theater und Film.....................................................................................................................33<br />
Museen.......................................................................................................................................33<br />
Sehenswürdigkeiten.............................................................................................................33<br />
Zeiteinteilung..........................................................................................................................34<br />
GESELLSCHAFT.......................................................................................................................35<br />
Soziales.......................................................................................................................................35<br />
Bildungssystem.......................................................................................................................35<br />
Medien.......................................................................................................................................35<br />
Sport............................................................................................................................................35<br />
Sitten und Gebräuche...........................................................................................................36<br />
Küche...................................................................................................................................36<br />
Badekultur..........................................................................................................................36<br />
Alkohol und Rauchen.....................................................................................................36<br />
Feiertage....................................................................................................................................36<br />
Nationalfeiertag...............................................................................................................36<br />
Feiertag sumardagurinn fyrsti und isländische Monatsnamen......................36<br />
Feiertage für Berufsgruppen.......................................................................................37<br />
Der Studentenfeiertag Fullveldisdagur...................................................................37<br />
Weihnachtsbräuche........................................................................................................37<br />
POLITIK..........................................................................................................................................23<br />
Staatsaufbau............................................................................................................................23<br />
Parteien......................................................................................................................................23<br />
Gewerkschaften......................................................................................................................23<br />
Mitgliedschaften in internationalen Organisationen................................................24<br />
Verwaltungsgliederung.......................................................................................................24<br />
MILITÄR.........................................................................................................................................25<br />
Bewaffnete Kräfte<br />
Islands.........................................................................................................................................25<br />
Kooperationen mit ausländischen Truppen.................................................................25<br />
Frühere US-amerikanische Truppenpräsenz.........................................................25<br />
Heutige Kooperation mit nordeuropäischen Streitkräften..............................27<br />
STÄDTE..........................................................................................................................................29<br />
4 5
Geographie<br />
GEOGRAPHIE<br />
Geographisch gehört Island zu Nordeuropa, geologisch zu Europa und Nordamerika,<br />
geopolitisch zu den Nordischen Ländern und kulturell zu Nordwesteuropa.<br />
Der Inselstaat befindet sich südöstlich von Grönland. Nordöstlich liegt die Insel Jan<br />
Mayen, östlich befindet sich Norwegen, südöstlich liegen die Färöer, Großbritannien und<br />
Irland. Zwischen Grönland und Island liegt die Dänemarkstraße. Nördlich von Island liegt<br />
die Grönlandsee, östlich das Europäische Nordmeer oder „Nordpolarmeer“, beides Nebenmeere<br />
des Arktischen Ozeans. Südlich beginnt der Nordatlantik.Die Fläche Islands beträgt<br />
103.125 km², davon sind 100.329 km² Landfläche und 2796 km² Wasserfläche. Der längste<br />
Fluss ist die Þjórsá mit 230 km. Die höchste Erhebung der Insel ist der Hvannadalshnúkur<br />
mit 2110 m.<br />
Geysir<br />
Ein Geysir (isländisch geysa –in heftige Bewegung bringen), auch<br />
Geiser, ist eine heiße Quelle, die ihr Wasser in regelmäßigen oder<br />
unregelmäßigen Abständen als Fontäne ausstößt. Einen solchen<br />
Ausbruch bezeichnet man als Eruption. Namensgebend für Geysire<br />
war der Große Geysir auf Island.<br />
GEOLOGIE<br />
Island liegt auf dem Mittelatlantischen<br />
Rücken und damit sowohl<br />
auf der Nordamerikanischen als<br />
auch auf der Eurasischen Platte,<br />
wobei sich die Plattengrenzen<br />
von Südwesten nach Nordosten<br />
in etwa diagonal über die Insel<br />
ziehen. Die Platten entfernen sich<br />
jährlich etwa 2 cm voneinander.<br />
Ein Mantelplume unter der Insel,<br />
der sogenannte Island-Plume,<br />
sorgt mittels Vulkanismus<br />
für ständigen Nachschub von geschmolzenem<br />
Gesteinsmaterial<br />
aus dem Erdinneren, weshalb die<br />
Insel nicht auseinanderbricht. Die<br />
aktiven Vulkane in Island sind in<br />
etwa 30 Vulkansysteme eingeordnet.<br />
Island vergletscherte in den Eiszeiten<br />
fast vollständig. Nach einer<br />
Wärmeperiode war die Insel fast<br />
gletscherfrei, bevor es vor etwa<br />
1000 Jahren begann, wieder kühler<br />
zu werden. Heute bedecken<br />
Gletscher wieder 11,1 Prozent der<br />
Landesoberfläche. Der Gletscher<br />
mit Europas größtem Eisvolumen<br />
ist der Vatnajökull. Seine Eiskappe<br />
ist bis zu 1000 m dick.<br />
LANDSCHAFTSBILD<br />
Die Landschaft ist durch Vulkanismus<br />
und Wasserreichtum geprägt.<br />
So gibt es zahlreiche, zum<br />
Teil aktive Vulkane, Flüsse, Seen<br />
und Wasserfälle. Darunter ist mit<br />
dem Dettifoss der energiereichste<br />
Wasserfall Europas, gemessen am<br />
Wasservolumen pro Sekunde ×<br />
Fallhöhe. Das Isländische Hochland<br />
im Zentrum der Insel bildet<br />
eine Periglazial-Wüste und ist nahezu<br />
unbewohnt. Eine Vielzahl<br />
von Gletschern prägen das Gesicht<br />
der Insel.<br />
Die Küstenlinie ist im Bereich<br />
der isländischen Fjorde stark zerfurcht.<br />
Neben der Hauptinsel gibt<br />
es eine Reihe kleinerer Inseln. Island<br />
ist relativ dünn besiedelt: Auf<br />
40 km² befinden sich im Schnitt<br />
zwei bis vier Häuser.<br />
KLIMA<br />
Das Klima ist ozeanisch kühl, geprägt<br />
vom relativ warmen Irmingerstrom<br />
(5 °C) an der Südküste<br />
und vom kalten Grönlandstrom<br />
an der Nordost- und Südwestküste.<br />
Die Niederschläge betragen<br />
bis zu 2000 mm im Jahr in den<br />
Niederungen im Süden und bis<br />
zu 4000 mm auf dem Vatnajökull.<br />
Die geringste Niederschlagsmenge<br />
findet man auf den Hochebenen<br />
im Norden von Island (unter<br />
600 mm).<br />
Aufgrund des warmen Golfstroms<br />
ist das Klima in Island<br />
milder als in anderen Regionen<br />
dieser Breitengrade. Die Winter<br />
sind vergleichsweise mild und<br />
die Sommer eher kühl. In den<br />
letzten Jahrzehnten macht sich<br />
die Globale Erwärmung durch<br />
einen leichten Anstieg der Durchschnittstemperaturen<br />
bemerkbar,<br />
was am Rückzug einzelner<br />
Gletscherzungen bis hin zum<br />
völligen Abschmelzen kleinerer<br />
Gletscher (zum Beispiel der heute<br />
verschwundene Ok-Gletscher)<br />
drastisch zu beobachten ist. Am<br />
wärmsten ist es in Island in der<br />
Zeit von Mitte Juni bis Ende August/Mitte<br />
September.<br />
Die Tagestemperaturen schwanken<br />
zwischen 0 und 3 °C im Winter<br />
und zwischen 12 und 15 °C<br />
im Sommer, wobei es im Landesinneren<br />
teils deutlich kühler sein<br />
kann. Im Sommer treten, in einigen<br />
privilegierten Lagen, auch<br />
wesentlich höhere Temperaturen<br />
7
Is Der Troll im Stein<br />
Niemand hat sie je gesehen, doch sie sind überall: Zwerge,<br />
Trolle und Elfen hinterlassen in ganz Island ihre Spuren. Sie<br />
leben in Steinen, hausen hinter Wasserfällen und residieren<br />
auf Hügeln. Der Umgang mit den reizbaren Geschöpfen will<br />
jedoch gelernt sein.
Geographie<br />
(über 20 °C) auf. Vor allem wegen<br />
des Golfstroms fällt im Süden<br />
der Insel vergleichsweise selten<br />
Schnee.<br />
Die geringsten Niederschläge fallen<br />
in Island in den frühen Sommermonaten,<br />
wobei es hier signifikante<br />
lokale Unterschiede gibt.<br />
Im Nordosten ist es tendenziell<br />
trockener, da sich die von Süden<br />
kommenden Wolken häufig über<br />
dem 8100 km² großen Gletscher<br />
Vatnajökull ausregnen. Auch die<br />
Sonnenscheindauer ist daher etwa<br />
im Gebiet des Sees Mývatn höher<br />
als in anderen Regionen des Landes.<br />
Bei Nordwind ist der Effekt<br />
umgekehrt: Im Norden regnen<br />
sich die Wolken ab, während es<br />
in den südlichen Regionen sonnig<br />
und warm ist (siehe auch Föhn).<br />
ZEITZONE<br />
In Island ist die amtliche Zeit UTC,<br />
also die Greenwich-Zeit, obwohl<br />
es geographisch gesehen UTC−2<br />
beziehungsweise UTC−1 Stunde<br />
sein müsste, vgl. Zeitzonen.<br />
Aus diesem Grund ist in den Sommermonaten<br />
im Norden Islands<br />
eine „unechte Mitternachtssonne“<br />
zu sehen, da der Sonnenuntergang<br />
nach Mitternacht liegt. Eine<br />
echte Mitternachtssonne ist lediglich<br />
auf der Insel Grímsey zu erleben,<br />
da diese sich genau auf 66°<br />
30 nördlicher Breite (nördlicher<br />
Polarkreis) befindet.<br />
In Island gibt es keine Sommerzeit.<br />
Jan Feb Mär Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez<br />
Max. Temperatur (°C) 1,9 2,8 3,2 5,7 9,4 11,7 13,3 13,0 10,1 6,8 3,4 2,2 Ø 7<br />
Min. Temperatur (°C) −3,0 −2,1 −2,0 0,4 3,6 6,7 8,3 7,9 5,0 2,2 −1,3 −2,8 Ø 1,9<br />
Niederschlag (mm) 89 64 62 56 42 42 50 56 67 94 78 79 Σ 779<br />
Sonnenstunden (h/d) 0,8 1,9 3,6 4,7 6,2 5,2 5,5 5,0 4,2 2,7 1,3 0,3 Ø 3,5<br />
Regentage (d) 13,3 12,5 14,4 12,2 9,8 10,7 10 11,7 12,4 14,5 12,5 13,9 Σ 147,9<br />
Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Reykjavík Quelle: hko.gov.hk, worldweather.wmo.int<br />
TIER- UND PFLANZENWELT<br />
Genau wie die ganze Insel ist auch Islands Flora und Fauna historisch gesehen sehr<br />
jung. Die klimatischen Bedingungen hoch im Norden hatten auf die Vegetation und<br />
die Tierwelt einen bremsenden Einfluss und setzten der Artenvielfalt relativ enge<br />
Grenzen, trotz des für die Lage erstaunlich milden Klimas. Besonders die Fauna entwickelte<br />
sich hier nur stark eingegrenzt, vor allem die Säugetiere waren und sind auf der Insel wenig<br />
vertreten. Der Mensch hat hier sehr stark eingegriffen, indem er Pflanzen- und Tierarten<br />
nach Island brachte, die hier nicht heimisch waren und oft zu großen Problemen führten.<br />
Daran krankt noch heute die Natur.<br />
FAUNA<br />
Islands Tierwelt ist eher artenarm.<br />
Vor der Besiedlung durch den<br />
Menschen gab es hier nur Vögel,<br />
Fische, Insekten, Robben, Polarfüchse<br />
und manchmal Eisbären,<br />
die zufällig mit einer Eisscholle<br />
von Grönland hierher getrieben<br />
waren. Mit den Menschen kamen<br />
die Haustiere, insbesondere Schafe<br />
und Pferde, aber auch Mäuse<br />
und Ratten wurden auf Schiffen<br />
eingeschleppt.<br />
Anders als bei anderen Tierklassen<br />
ist die Vielfalt der Vögel<br />
enorm groß. Im Landesinneren<br />
leben z. B. Rotdrossel, Kurzschnabelgans<br />
und das Schneehuhn, in<br />
den Küstenregionen unzählige<br />
Seevögel.<br />
Landsäugetiere<br />
Der Polarfuchs ist ein Landsäugetier,<br />
dessen Population in Island<br />
heute annähernd 10.000 Individuen<br />
umfasst. Er besiedelte<br />
wahrscheinlich unabhängig vom<br />
Menschen Island und erreichte<br />
es während kühlerer Klimazeiten<br />
wie der Kleinen Eiszeit über<br />
das gefrorene Polarmeer.[4] Der<br />
aus Pelztierfarmen entwichene<br />
Amerikanische Nerz gefährdet<br />
die Vogelwelt. An der Küste, insbesondere<br />
im Norden der Insel,<br />
kann man Seehunde beobachten.<br />
Mäuse und Ratten verbreiteten<br />
sich von Schiffen aus.<br />
Die nordischen Siedler führten im<br />
Zuge der Landnahme alle Nutztiere<br />
der Insel ein, darunter auch die<br />
heutigen Islandschafe. Bis heute<br />
überlässt man die gut markierten<br />
Tiere den kurzen Sommer über<br />
sich selbst. Sie ziehen, innerhalb<br />
festgelegter Landwirtschaftsbezirke,<br />
frei umher. Überwinden sie jedoch<br />
die trennenden Zäune oder<br />
natürlichen Hindernisse (Flüsse,<br />
Wüsten, Berge), werden sie, im<br />
Zuge der Seuchenprävention, auf<br />
der Stelle getötet. Im Herbst fängt<br />
man die Tiere beim Viehabtrieb<br />
(Réttir) wieder ein. Um Überweidung<br />
zu verhindern, ist die Schafhaltung<br />
quotiert.<br />
Ein Wandel des Klimas und die<br />
Rodung der ursprünglichen Birkenwälder,<br />
mit anschließender<br />
extensiver Beweidung, hat das<br />
Landschaftsbild Islands dauerhaft<br />
verändert.<br />
1771 brachte man 13 Rentiere aus<br />
Norwegen ins Land und hoffte<br />
auf Vermehrung, um sie bejagen<br />
zu können oder aus ihrer Haltung<br />
Tier- und Pflanzenwelt<br />
anderweitig Nutzen zu ziehen.<br />
Heute leben etwa 3000 Rentiere<br />
wild im östlichen Hochland der<br />
Insel. Die erhoffte wirtschaftliche<br />
Bedeutung haben sie aber nie erlangt.<br />
Anfang des 20. Jahrhunderts versuchte<br />
man auch, den Moschusochsen<br />
anzusiedeln – jedoch<br />
ohne größeren Erfolg.<br />
Island ist die Heimat des Islandpferdes.<br />
Als eine von nur wenigen<br />
Pferderassen beherrscht es<br />
den Tölt, eine trittsichere, langsame<br />
bis schnelle Gangart ohne<br />
Sprungphase. Das Pferd hat also<br />
immer ein Bein am Boden, was<br />
für den Reiter sehr bequem ist<br />
und seinen Rücken schont. Islandpferde<br />
dürfen wie alle lebenden<br />
Nutztiere zwar aus-, aber<br />
nicht wieder eingeführt werden.<br />
Das soll das Einschleppen von<br />
Krankheiten verhindern und den<br />
Eintrag fremden Erbguts, etwa<br />
durch Föten tragender Stuten, die<br />
die reinrassige Islandpferdezucht<br />
unmöglich machen.<br />
Vögel<br />
Island ist berühmt für seine Vogelwelt,<br />
besonders die zahlreichen<br />
Vogelfelsen sind ein Magnet für<br />
10 11
Islandpferd<br />
Das Islandpferd, auch Isländer oder Islandpony genannt,<br />
ist eine aus Island stammende, vielseitige und robuste Pferderasse,<br />
die dank ihres kräftigen Körperbaus auch von Erwachsenen<br />
geritten werden kann. Islandpferde gehören zu<br />
den Gangpferden, da die meisten von ihnen nicht nur über<br />
die Grundgangarten Schritt, Trab und Galopp verfügen,<br />
sondern zusätzlich über die genetisch fixierten Gangarten<br />
Tölt und/oder Pass. Als „Islandpferd“ anerkannt werden nur<br />
reingezogene Tiere, ohne Fremdbluteinkreuzung, deren Abstammung<br />
lückenlos bis nach Island zurückzuverfolgen ist.
Tier- und Pflanzenwelt<br />
Tier- und Pflanzenwelt<br />
Vogelbeobachter aus aller Welt.<br />
Als bekanntester Vogel Islands gilt<br />
der Papageitaucher. An den Vogelfelsen<br />
finden sich zudem Trottellummen,<br />
Dickschnabellummen,<br />
Eissturmvögel, Gryllteisten<br />
oder der Basstölpel.<br />
Im Landesinneren trifft man auf<br />
den Goldregenpfeifer, das Odinshühnchen,<br />
das Thorshühnchen,<br />
und an Gletscherseen ist der<br />
Sterntaucher zu beobachten. Auf<br />
den Sandern muss man sich vor<br />
den Angriffen von Skuas und<br />
Küstenseeschwalben in Acht nehmen.<br />
Drei nordamerikanische Arten,<br />
Eistaucher, Kragenente und Spatelente,<br />
haben auf Island ihr einziges<br />
europäisches Brutvorkommen.[5]<br />
Der See Mývatn ist für seinen<br />
ungewöhnlichen Artenreichtum<br />
an Wasservögeln (z. B. Bergenten<br />
und Spatelenten) bekannt. In den<br />
Frühjahrs-, Sommer- und frühen<br />
Herbstmonaten findet sich an<br />
diesem See die weltweit größte<br />
Vielfalt an Entenarten. Ein Drittel<br />
der Enten- und Sägerarten überwintert<br />
dort. Die Greifvogelwelt<br />
Islands ist ebenfalls beachtlich, so<br />
kommen Gerfalke und Merlin relativ<br />
häufig vor.<br />
Meer und Binnengewässer<br />
Da der warme Irmingerstrom<br />
(Golfstrom) und der kalte Ostgrönlandstrom<br />
vor der Küste<br />
aufeinandertreffen, sind die Gewässer<br />
um Island besonders fischreich.<br />
Zudem ist das Wasser<br />
kaum mit Schadstoffen belastet,<br />
weshalb im Meer um die Insel<br />
rund 270 Fischarten leben. Pflanzen<br />
wachsen bis zu einer Wassertiefe<br />
von 40 m.<br />
Die Islandmuschel kann ein Alter<br />
von über 500 Jahren erreichen.[6]<br />
In den isländischen Gewässern<br />
leben zahlreiche Walarten, wie<br />
zum Beispiel Nördlicher Zwergwal<br />
(Balaenoptera acutorostrata),<br />
Blauwal (Balaenoptera musculus),<br />
Finnwal (Balaenoptera physalus),<br />
Seiwal (Balaenoptera borealis),<br />
Buckelwal (Megaptera novaeangliae),<br />
Schweinswale (Phocoena<br />
phocoena), Weißschnauzendelfin<br />
(Lagenorhynchus albirostris),<br />
Weißseitendelfin (Lagenorhynchus<br />
acutus), Grindwal (Globicephala<br />
melas), Schwertwal<br />
(Orcinus orca), Nördlicher Entenwal<br />
(Hyperoodon ampullatus)<br />
und der Pottwal (Physeter<br />
macrocephalus). Aktuellen Bestandszählungen<br />
zufolge gibt es<br />
in den Gewässern um Island etwa<br />
50.000 Zwergwale und 17.000<br />
Finnwale. Die Gesamtzahl der<br />
Wale wird auf rund 230.000 geschätzt.<br />
Nach knapp 20 Jahren erzwungener<br />
Pause hat Island 2003, trotz<br />
internationalen Protests, wieder<br />
ein als wissenschaftlich deklariertes<br />
Walfangprogramm aufgenommen.<br />
Über einen Zeitraum<br />
von drei Jahren dürfen bis zu 250<br />
Zwergwale und etwa 40 Finnwale<br />
getötet werden. Da die Anbieter<br />
von Walbeobachtungstouren einen<br />
Einbruch der Besucherzahlen<br />
befürchten, wird in Island selbst<br />
inzwischen über die Einstellung<br />
des Walfangs diskutiert. Die Bevölkerung<br />
sieht den Walfang<br />
überwiegend positiv. Das Interesse<br />
an Walfleisch hingegen ist trotz<br />
intensiver Vermarktung stark<br />
rückläufig.<br />
2006 beschloss Island, zusätzlich<br />
zum wissenschaftlichen auch den<br />
kommerziellen Walfang wieder<br />
zuzulassen. 30 Zwergwale und<br />
neun Finnwale, die zu den bedrohten<br />
Arten zählen, dürfen vor<br />
den Küsten getötet werden – allen<br />
weltweiten Protesten zum Trotz.<br />
Inzwischen wurden die ersten<br />
Wale erlegt; am 22. Oktober 2006<br />
wurde der erste getötete Finnwal<br />
an Land geschleppt. Japan ist der<br />
wichtigste Absatzmarkt für isländisches<br />
Walfleisch. Im Jahr 2010<br />
tötete Island deutlich mehr Finnwale,<br />
als der japanische Markt<br />
an Walfleisch aufnehmen konnte.<br />
Der für die japanische Fischereibehörde<br />
arbeitende Jun Yamashita<br />
unterließ es, Island auf diese<br />
Marktlage hinzuweisen und so<br />
die Zahl der gejagten Wale auf ein<br />
wirtschaftlich vernünftiges Maß<br />
zu senken.[7]<br />
In Islands Binnengewässern ist der<br />
Artenreichtum an Fischen nicht<br />
so groß wie vor den Küsten. In<br />
den Flüssen und Seen leben Aale,<br />
Forellen, Lachse, Stichlinge und<br />
Saiblinge, also fast ausschließlich<br />
lachsartige (Salmonidae), die teilweise<br />
für Wochen und Monate ins<br />
Meer wandern.<br />
FLORA<br />
Die Flora Islands weist einige endemische<br />
Arten auf. Besonders<br />
häufig trifft man unterschiedliche,<br />
in verschiedenen Farben wachsende<br />
Flechten und Moose an.<br />
Mit den Eiszeiten sind die meisten<br />
der den gemäßigten und subtropischen<br />
Zonen angehörenden<br />
Pflanzenarten von der Insel verschwunden,<br />
darunter auch Mammutbaum<br />
und Ahorn.<br />
Die restlichen Pflanzenarten waren<br />
und sind dem rauen Klima<br />
angepasst. Man findet zum Beispiel<br />
zahlreiche Steinbrecharten<br />
und auch diverse Unterarten des<br />
Leimkrauts, zum Beispiel ist das<br />
Einblütige Leimkraut (a. Klippen-Leimkraut),<br />
eine der ersten<br />
Pflanzenarten, die Lavafelder besiedeln<br />
und daher viel im Hochland<br />
zu finden sind. Auch die<br />
Doldengewächse sind an feuchten<br />
Bachrändern und Seeufern verbreitet.<br />
Besonders beliebt ist die<br />
Engelwurz, die man traditionell<br />
auch zur Teeherstellung und als<br />
Heilkraut kennt. Auf den Hofwiesen<br />
blüht viel Löwenzahn und in<br />
den Bergen das Alpenröschen.<br />
Die im Juni in großen Mengen<br />
violett blühenden Lupinen (vor<br />
allem die Alaska-Lupine) wurden<br />
allerdings erst nach dem Zweiten<br />
Weltkrieg eingeführt. Sie fixieren<br />
mit ihrem dichten Wurzelwerk<br />
den tonarmen und dadurch stark<br />
der Windverwehung ausgesetzten<br />
Mutter- und Wüstenboden. Sie<br />
dienen der Stickstoffanreicherung<br />
und helfen beim Kampf gegen die<br />
Erosion. Außerdem wurden Dünengräser,<br />
vor allem Strandroggen,<br />
gesät, um der Winderosion<br />
zu begegnen.<br />
Auffallend für Mitteleuropäer<br />
ist der Mangel an Wäldern. Zur<br />
Zeit der Landnahme war dies anders,<br />
etwa 20 % des Landes waren<br />
bewaldet. Die alten Chroniken<br />
Isländerbuch und Landnahmebuch<br />
berichten gar, das Land sei<br />
„… von der Küste bis in die Berge“<br />
bewaldet gewesen. Hauptsächlich<br />
fand man ausgedehnte Birkenwälder<br />
vor, wie Forschungen nachgewiesen<br />
haben. Durch Rodungen<br />
zur Weidelandgewinnung, für<br />
Brennholz und zur Holzköhlerei<br />
verschwanden diese Wälder. Die<br />
anschließende Beweidung ließ<br />
Sprösslinge nicht mehr hochkommen,<br />
so dass bereits nach wenigen<br />
Jahrhunderten der Besiedlung Island<br />
völlig entwaldet war. Nur<br />
spärliche Reste der niedrig wachsenden<br />
Birkenwälder überlebten.<br />
Lediglich an einigen, oft abgelegenen<br />
Stellen, vor allem am See<br />
Lögurinn/Lagarfljót in Ostisland,<br />
dem Vaglaskógur, im Nordosten<br />
(südlich von Akureyri) sowie in<br />
den Westfjorden findet man noch<br />
zusammenhängende Waldflächen,<br />
bestehend aus Birken, Ebereschen<br />
und Wollweide. Bauholz wurde<br />
aus Norwegen eingeführt, und<br />
geeignetes Treibholz für Zimmerund<br />
Tischlerarbeiten genutzt.<br />
Heute bemüht man sich um Wiederaufforstung<br />
des Landes. Vor<br />
allem im Norden und Osten, aber<br />
auch am Skorradalsvatn oder im<br />
Urstromtal Þórsmörk im Süden<br />
des Landes kann man dabei schon<br />
auf Erfolge verweisen.<br />
An warmen Quellen und Bächen<br />
stößt man häufig auf eine üppige<br />
Vegetation, vorausgesetzt die Beschaffenheit<br />
des Bodens lässt es<br />
zu. Durch Erdwärme auf natürliche<br />
Weise aufgeheiztes Wasser<br />
nutzt man in Island für Gewächshäuser.<br />
So kommt es, dass knapp<br />
unterhalb des Polarkreises sogar<br />
Bananen wachsen – die nördlichsten<br />
der Welt –, aber auch<br />
Schnittblumen und selbst Weinreben<br />
werden hier gezüchtet. Besonders<br />
gut lässt sich die Pflanzenund<br />
Tierwelt in den drei Nationaparks<br />
Islands beobachten.<br />
14<br />
15
Bevölkerung<br />
BEVÖLKERUNG<br />
BEVÖLKERUNGS-<br />
ENTWICKLUNG<br />
Im Gegensatz zu vielen anderen<br />
westlichen Staaten stieg die Bevölkerungszahl<br />
in Island bis 2008<br />
kontinuierlich an. Am 9. Januar<br />
2006 wurde die 300.000-Marke<br />
überschritten. Infolge der Finanzkrise<br />
ab 2008 war ein leichter<br />
Rückgang der Bevölkerungszahlen<br />
zu verzeichnen. Im Januar<br />
2012 lag die Zahl der Einwohner<br />
wieder bei 319.575. Prognosen<br />
gehen davon aus, dass 2020/2021<br />
etwa 350.000 Menschen in Island<br />
leben werden.<br />
Zwischen 1950 und 1990 betrug<br />
der Ausländeranteil durchschnittlich<br />
etwa 1,5 %, bis 2003 war die<br />
Quote auf 3,5 % gestiegen. Unter<br />
den Ausländern hatten zu diesem<br />
Zeitpunkt Polen mit 18,2 % den<br />
größten Anteil, gefolgt von Dänen<br />
mit 8,6 %, Philippinos mit 6,0 %<br />
und Deutschen mit 5,4 %.<br />
Ein wesentlicher Trend der letzten<br />
Jahre war die Landflucht.<br />
Besonders abgelegenere Gebiete<br />
wie etwa die Westfjorde,<br />
Snæfellsnes oder der äußerste<br />
Nordosten hatten darunter zu<br />
leiden. Bedeutende Teile der Bevölkerung<br />
erhofften sich bessere<br />
Lebens- und Verdienstmöglichkeiten<br />
in der Stadt, besonders in<br />
Reykjavík. Mit der Krise 2008<br />
scheint sich dieser Trend jedoch<br />
abzuschwächen, vgl. etwa Statistisches<br />
Amt Hagstofa zu Ísafjörður<br />
1990: 3498 Einwohner;<br />
im Jahre 2000: 2828 Einwohner;im<br />
Jahre 2010: 2677 Einwohner.<br />
RELIGION<br />
Die Isländische Staatskirche ist<br />
eine evangelisch-lutherische Gemeinschaft<br />
und wird vom Staat<br />
unterstützt und geschützt (Art.<br />
62 der Verfassung). 79,18 % der<br />
Einwohner gehören der Staatskirche<br />
an. Die verbleibenden 20 %<br />
verteilen sich wie folgt: verschiedene<br />
evangelische Freikirchen<br />
insgesamt mehr als 5 %; Katholiken<br />
3,05 %, Ásatrúgemeinde (seit<br />
1972 anerkannte neuheidnische<br />
Religion) 0,7 %, Pfingstkirche<br />
0,66 %, Buddhisten 0,3 %, Siebenten-Tags-Adventisten<br />
0,24 %,<br />
Zeugen Jehovas 0,22 %, Muslime<br />
0,19 %, Orthodoxe Kirchen 0,17<br />
% und Bahai 0,13 %. Keiner Religionsgemeinschaft<br />
zugehörig fühlen<br />
sich 3,25 % der Bevölkerung<br />
SPRACHE<br />
Das isländische Alphabet hat 32<br />
Buchstaben, vom A über Á bis hin<br />
zum Æ und schließlich zum Ö.<br />
Anders als im Deutschen werden<br />
Umlaute wie Ö als selbständige<br />
Buchstaben behandelt und nicht<br />
desweilen als Oe umschrieben<br />
und einsortiert. Entsprechend<br />
sind die Wörter im Lexikon und<br />
auch die Namen in sämtlichen<br />
isländischen Registern wie unter<br />
anderem auch dem Telefonbuch<br />
gereiht.<br />
Sprachentwicklung und<br />
-purismus<br />
Auf Island wird die isländische<br />
Sprache gesprochen. Sie ist de<br />
facto Amtssprache, wurde allerdings<br />
nie offiziell dazu erklärt.<br />
Entwickelt hat sie sich aus<br />
dem Altnordischen. Noch heute<br />
können Isländer Texte aus den<br />
ersten Jahrhunderten nach der<br />
Besiedlung des Landes ohne größere<br />
Probleme lesen, da sich die<br />
Schriftsprache seit der Einwanderung<br />
vor über 1100 Jahren kaum<br />
geändert hat. Erklärt wird das mit<br />
der isolierten Lage der Insel im<br />
Nordatlantik. Die Aussprache hat<br />
sich in dieser Zeit jedoch durchaus<br />
gewandelt.<br />
Der isländische Sprachpurismus<br />
ist dafür verantwortlich, dass<br />
Fremdwörter umgehend durch<br />
isländische Wortschöpfungen ersetzt<br />
werden. Die rigide Reinhaltung<br />
der Sprache sorgt dafür, dass<br />
es oft sowohl die isländischen<br />
Begriffe, wie auch deren fremdsprachliche<br />
Varianten in der entsprechenden<br />
Fachsprache gibt.<br />
In einer Zeit, da die Globalisierung<br />
die Welt mit neuen Wörtern<br />
überflutet, lässt sich das allerdings<br />
nicht mehr hundertprozentig<br />
durchsetzen.<br />
Namen<br />
In Island sind die Vornamen der<br />
wichtigste Teil des Namens. Familiennamen<br />
sind selten. Stattdessen<br />
tragen die Isländer den Vaternamen,<br />
seltener Mutternamen,<br />
mit der Endung „Tochter“ -dóttir<br />
beziehungsweise „Sohn“ -son. Ein<br />
isländischer Junge, der der Sohn<br />
von Jón Einarsson ist und den Namen<br />
Ólafur bekommen soll, heißt<br />
mit vollem Namen Ólafur Jónsson<br />
(Sohn des Jón), seine Schwester<br />
Sigríður hieße Sigríður Jónsdóttir<br />
(Tochter des Jón).<br />
Diese Namen behalten sie auch<br />
bei der Eheschließung bei. In den<br />
Familien werden die Vornamen<br />
17
Bevölkerung<br />
oft weitergegeben. Um Verwechslungen<br />
zu vermeiden, erhalten<br />
die Kinder oft mehrere Namen.<br />
Wenn man sich mit „Ich heiße …“<br />
vorstellt, kommt häufig die Gegenfrage<br />
„<br />
Wessen Sohn/Tochter?“. Damit<br />
wird auch nach der Familie gefragt.<br />
Viele Isländer können ihre<br />
Abstammung über 1000 Jahre bis<br />
zur Zeit der Landnahme zurückverfolgen.<br />
Der häufigste weibliche Vorname in Island<br />
im Jahr 2012 war Guðrún<br />
Schrift und Grammatik<br />
Im Isländischen gibt es noch einen<br />
Runenbuchstaben, das Þ, und<br />
drei vom lateinischen Alphabet<br />
abgeleitete Buchstaben: Ð, Æ und<br />
Ö.<br />
Hat schon die deutsche Sprache<br />
umfangreiche Wort- und Satzbauregeln,<br />
so sind diese im Isländischen<br />
noch komplexer. Dies<br />
erklärt sich daraus, dass das Isländische<br />
sich aufgrund jahrhundertelanger<br />
Isolation auf einer abgelegenen<br />
Insel im Wesentlichen<br />
eine alte Sprachform bewahrt hat.<br />
Puffin<br />
1. Tag: Keflavik - Reykjavik<br />
Individuelle Anreise nach Keflavik. Transfer nach Reykjavik und Übernachtung im<br />
Hotel Cabin 2 Sterne. Ca. 50 km/ca. 45 Min.<br />
2. Tag: Reykjavik - Vik<br />
Sie besichtigen alle Höhepunkte des Golden Circle, die bei keiner Islandreise fehlen<br />
dürfen. Im Nationalpark Thingvellir können Sie anhand zahlreicher Spalten sehen wie<br />
sich die eurasische und amerikanische Kontinentalplatte getrennt haben. Weiterfahrt<br />
zum aktiven Thermalgebiet rund um den aktiven Geysir Strokkur, der alle 5-10 Min.<br />
eine Säule aus Wasser und Dampf in die Höhe schießt und zum goldenen Wasserfall<br />
Gullfoss.<br />
3. Tag: Vik - Jökulsarlon - Höfn<br />
Erster Stopp ist der markante Felsen Dyrholaey mit einer vielfältigen Vogelpopulation.<br />
Die Reise führt weiter entlang der schwarzen Sandwüste von Myrdalssandur zum<br />
Nationalpark Skaftafell, wo Sie einiges über Gletscherläufe erfahren und die Gelegenheit<br />
zu einem Spaziergang haben.<br />
4. Tag: Höfn - Ostfjorde - Egilsstadir<br />
Entlang der abwechslungsreichen Ostfjorde geht es nach Djupivogur, einem idyllischen<br />
Fischerort in malerischer Kulisse zwischen zwei zerklüfteten Fjorden. Weiterfahrt<br />
über den Gebirgspass Öxi, von dem aus Sie einen fantastischen Blick auf die<br />
Gletscherwelt, die Fjorde und Berge genießen.<br />
5. Tag: Egilsstadir - Myvatn - Akureyri<br />
Sie durchqueren eine faszinierende Steinwüste und erreichen den mächtigen Wasserfall<br />
Dettifoss. Fahrt zum Natur- und Vogelparadies rund um die aktive Vulkanzone<br />
des Myvatn-Sees. Sie besichtigen die Pseudokrater bei Skutustadir und die bizarren<br />
Lavaformationen von Dimmuborgir am Krater Hverfjall.<br />
6. Tag: Akureyri - Reykjavik<br />
Fahrt durch das Tal Skagafjördur, das für seine Pferdezucht bekannt ist. Stopp am<br />
Volksmuseum Glaumbær, wo Sie in liebevoll restaurierten Torfgebäuden einen Einblick<br />
in das Leben des 18. und 19. Jh. erhalten. Stopp in der idyllischen Ortschaft<br />
Hvammstangi. Weiterfahrt nach Reykholt, dem ehemaligen Wohnsitz des berühmten<br />
Historikers Snorri Sturluson und der größten natürlichen Heissquelle Europas, Deildartunguhver.<br />
GESCHICHTE<br />
Die Geschichte Islands beginnt frühestens im 3. Jahrhundert n. Chr. Aus dieser Zeit<br />
stammen Römische Münzen ungeklärter Herkunft, die auf Island gefunden wurden.<br />
Damit ist auch nicht sicher zu sagen, wann die ersten Menschen Island erreichten.<br />
Die gefundenen Münzen könnten jahrhundertelang als Zahlungsmittel kursiert und erst mit<br />
den Wikingern auf die Insel gelangt sein.<br />
POLITISCHE GESCHICHTE<br />
Mittelalter<br />
Als Entdecker Islands gilt der<br />
schwedische Wikinger Gardar<br />
Svavarsson, der um 870 in Húsavík<br />
in Nordisland überwinterte<br />
und die Insel nach sich selbst<br />
Garðarsholmur (Gardarsholm)<br />
benannte.<br />
Der nächste Entdecker Flóki Vilgerðarson<br />
fuhr aus, um mit Hilfe<br />
dreier Raben Garðarsholmur<br />
(Island) zu finden. Ein Bericht<br />
über diese ausgefallenen Navigationsmethoden<br />
findet sich im<br />
Landnámabók. Auf die Zeit um<br />
900 reichen die deutsch-isländischen<br />
Beziehungen zurück.<br />
Den schriftlichen Quellen nach<br />
wurde Island im späten 9. und<br />
frühen 10. Jahrhundert durch<br />
Auswanderer aus Norwegen und<br />
anderen skandinavischen Ländern<br />
sowie durch keltische Siedler<br />
bevölkert. Archäologisch ist<br />
jedoch eine frühere Besiedlung<br />
nachweisbar. Auf den Westmännerinseln<br />
wurden die Grundmauern<br />
eines typisch norwegischen<br />
Langhauses unterhalb einer Lavaschicht<br />
aus dem 7. Jahrhundert<br />
entdeckt.[12]<br />
Während in Mitteleuropa die<br />
Königtümer um die Kaiserwürde<br />
wetteiferten, steht am Anfang<br />
der isländischen Geschichte die<br />
einzigartige Entwicklung eines<br />
oligarchischen Gesellschaftssystems.<br />
Nach der Demokratie im<br />
Griechenland des Altertums ist<br />
das Althing als Versammlung<br />
gleichgestellter Goden zusammen<br />
mit dem färöischen Løgting eines<br />
der ersten parlamentarischen<br />
Systeme in Europa. Die sowohl<br />
gesetzgebende als auch rechtsprechende<br />
Versammlung trat alljährlich<br />
in Þingvellir zusammen.<br />
Eigentliches Entscheidungsorgan<br />
war dabei die Lögrétta, die Versammlung<br />
der Goden. Zunächst<br />
36 an der Zahl, dann 39, kamen,<br />
seit der Ernennung von Bischöfen<br />
für Island (1056), auch diese noch<br />
hinzu. Bei Diskussionen und<br />
Verhandlungen, die jeder Entscheidungsfindung<br />
vorangingen,<br />
wurden die Goden von je zwei<br />
Assistenten unterstützt. Daneben<br />
waren sie auf die Unterstützung<br />
ihres Gefolges freier Männer angewiesen.<br />
Zu bedenken ist jedoch,<br />
dass der Großteil der Bevölkerung<br />
damals entweder unfrei oder<br />
nicht männlich war.<br />
Das Godentum, das sich im Zuge<br />
der Landnahme durch 400 norwegische<br />
Häuptlingsfamilien<br />
entwickelt hatte, überdauerte fast<br />
300 Jahre. Es endete erst mit der<br />
Unterwerfung unter die Norweger<br />
im Jahre 1262. In diesem Zusammenhang<br />
spielte, der in Reykholt<br />
beheimatete, Snorri Sturluson –<br />
eine der wichtigsten politischen<br />
Geschichte<br />
Persönlichkeiten dieser Zeit –<br />
eine entscheidende Rolle.<br />
Laut populärer Geschichtsschreibung<br />
entdeckte Erik der Rote im<br />
Jahr 982 n. Chr. von Island aus<br />
Grönland. Tatsächlich war der<br />
erste Seefahrer, der nach Ostgrönland<br />
segelte, Gunnbjörn Úlfsson,<br />
nach ihm folgte Snæbjörn Galti,<br />
der dort sein Winterquartier aufschlug.<br />
Immerhin, Erik der Rote<br />
umrundete die Südspitze und erreichte<br />
dann die grönländische<br />
Westküste.<br />
Im Jahre 1000 landete der Isländer<br />
Leifur Eiríksson an der Nordspitze<br />
von Neufundland und gründete<br />
dort eine – nicht dauerhafte –<br />
Ansiedlung: L’Anse aux Meadows.<br />
Schon etwas früher hatte Bjarni<br />
Herjúlfsson den neuen Kontinent<br />
entdeckt. Er hatte sich verirrt, sah<br />
die amerikanische Küste, landete<br />
aber nicht, sondern kehrte nach<br />
Grönland zurück. Im selben Jahr<br />
beschlossen die Isländer durch<br />
das Althing in Þingvellir die Annahme<br />
des Christentums.<br />
1262 kam Island unter norwegische<br />
Herrschaft. 1380 kam Norwegen<br />
unter dänische Herrschaft;<br />
1397 entstand die Kalmarer Union,<br />
und Island wurde mit Norwegen<br />
unter dänischer Krone regiert.<br />
Neuzeit<br />
Im Jahre 1552 wurde in Island auf<br />
Anordnung des dänischen Königs<br />
18 19
Geschichte<br />
Geschichte<br />
Christians III. die Reformation<br />
durchgesetzt.<br />
Handelsmonopole, erst norwegische,<br />
später dänische, blockierten<br />
über lange Zeit die Entwicklung<br />
Islands. Der Kieler Frieden vom<br />
14. Januar 1814 besiegelte noch<br />
einmal die dänische Oberhoheit.<br />
Das alte Mutterland Norwegen<br />
fiel zwar an Schweden, konnte<br />
sich aber auf den Weg in die Unabhängigkeit<br />
machen. Mit der<br />
Rückbesinnung auf die alten Traditionen,<br />
dem Wiederaufleben<br />
des Althings und dem Durchbrechen<br />
der Handelsbeschränkungen<br />
beging Island 1874 mit einer<br />
eigenen Verfassung die Tausendjahrfeier<br />
der Landnahme.<br />
Thingvellir<br />
1904 gewährte Dänemark den<br />
Isländern die Autonomie (Hjemmestyre<br />
nach dem Vorbild der<br />
irischen Home Rule). Am 1. Dezember<br />
1918 erlangte Island die<br />
Souveränität. Der dänische König<br />
Christian X. blieb aber bis zur<br />
Gründung der Republik, am 17.<br />
Juni 1944, das isländische Staatsoberhaupt.<br />
Daher haben Mitglieder<br />
des dänischen Königshauses,<br />
die vor dem 17. Juni 1944 geboren<br />
sind, auch einen isländischen<br />
Vornamen, wie die jetzige Königin<br />
Margrethe II., die den Vornamen<br />
Þórhildur trägt.<br />
20. Jahrhundert<br />
1911 wurde die Universität Island<br />
gegründet. 1915 wurde das<br />
Frauenwahlrecht eingeführt, 1917<br />
kam es zur ersten isländischen<br />
Regierungsbildung. 1918 wurde<br />
Island unabhängig, verblieb aber<br />
in Realunion[13][14] mit Dänemark,<br />
Islands Flagge wurde erstmals<br />
offiziell gehisst.<br />
Im September 1939 begann der<br />
Zweite Weltkrieg; am 10. Mai<br />
1940 besetzten britische Truppen<br />
Island unter Verletzung seiner<br />
Neutralität, um eine mögliche Invasion<br />
durch das Deutsche Reich<br />
zu vereiteln. 1941 wurden sie von<br />
Truppen der US Army verstärkt<br />
und größtenteils ersetzt.[15]<br />
Am 17. Juni 1944 wurde die Demokratische<br />
Republik (isl. Lýðveldið)<br />
Island ausgerufen. Dänemark<br />
stand zu diesem Zeitpunkt<br />
noch unter deutscher Besatzung.<br />
Seit 1946 ist Island Mitglied der<br />
Vereinten Nationen, und es war<br />
1949 ein Gründungsmitglied der<br />
NATO.<br />
Seit 1994 ist Island Mitglied des<br />
Europäischen Wirtschaftsraums<br />
(EWR).<br />
21. Jahrhundert<br />
2001 trat es dem Schengener Abkommen<br />
bei.<br />
In der isländischen Politik herrscht<br />
seit langem keine klare Position<br />
zum EU-Beitritt des Landes. Als<br />
problematisch wird in Island vor<br />
allem der Status der isländischen<br />
Fischereirechte angesehen. Die<br />
Insel ist, wie kein anderes Land,<br />
auf diese Rechte angewiesen.[16]<br />
Nachdem die konservative Regierung<br />
von Geir Haarde infolge der<br />
Finanzkrise zurückgetreten war,<br />
kündigte die sozialdemokratische<br />
Ministerpräsidentin Jóhanna Sigurðardóttir<br />
eine Initiative zum<br />
EU-Beitritt Islands an. Das isländische<br />
Parlament bestätigte ihren<br />
politischen Kurs und am 17. Juli<br />
2009 wurde ein Beitrittsgesuch<br />
gestellt.[17]<br />
Das Veto des isländischen Präsidenten<br />
Ólafur Ragnar Grímsson<br />
gegen das Gesetz über die Rückzahlung<br />
von fast 4 Milliarden<br />
Euro wegen des Konkurses der<br />
Icesave-Bank an Großbritannien<br />
und die Niederlande und die Ablehnung<br />
des Gesetzes in der Abstimmung<br />
am 6. März 2010 durch<br />
eine Mehrheit von 93,2 Prozent<br />
könnte den Beitrittsprozess Islands<br />
zur Europäischen Union<br />
in Frage stellen. Am 24. Februar<br />
2010 empfahl die EU-Kommission<br />
die Aufnahme von Beitrittsverhandlungen.[18]<br />
Die Stimmung<br />
wandelte sich allerdings im Lande.<br />
Nach dem Regierungswechsel im<br />
April 2013 wurde der Beitrittsprozess<br />
ausgesetzt, weil die neue Regierung<br />
– wohl unterstützt durch<br />
die Mehrheitsauffassung in der<br />
Bevölkerung – einen Beitritt nunmehr<br />
ablehnte. Am 12. März 2015<br />
zog Island seinen Beitrittsantrag<br />
zurück.[19]<br />
WIRTSCHAFTS-<br />
GESCHICHTE<br />
Island war bis in das 20. Jahrhundert<br />
ein landwirtschaftlich<br />
geprägtes Land. Bei einer Volkszählung<br />
im Jahr 1703 waren 69 %<br />
der Bevölkerung ausschließlich in<br />
der Landwirtschaft tätig, 30 % betrieben<br />
neben der Landwirtschaft<br />
noch Fischerei. Zu dieser Zeit<br />
waren also rund 99 % der Bevölkerung<br />
im primären Wirtschaftssektor<br />
beschäftigt. Ende des 19.<br />
Jahrhunderts erfolgte dann der<br />
Übergang zur Hochseefischerei.<br />
Die Landbevölkerung fand hier<br />
neue Arbeitsplätze und so war<br />
1901 nur noch die Hälfte der Bevölkerung<br />
in der Landwirtschaft<br />
tätig. 2003 arbeiteten nur noch<br />
etwa 10 % der isländischen Bevölkerung<br />
im primären Bereich, in<br />
der Industrie arbeiteten etwa 18<br />
%, im Dienstleistungsbereich 72<br />
% der Beschäftigten.<br />
2005 wurde mit den Färöern das<br />
Hoyvíker Abkommen geschlossen,<br />
das eine Freihandelszone<br />
zwischen Island und den Färöern<br />
beinhaltet.<br />
Island ist besonders betroffen<br />
durch die 2007 ausgebrochene Finanzkrise.<br />
Die drei größten Banken<br />
des Landes hatten sich durch<br />
starke internationale Verflechtungen<br />
als besonders krisenanfällig<br />
erwiesen, weshalb die isländische<br />
Regierung Anfang Oktober 2008<br />
die Verstaatlichung des gesamten<br />
Bankensektors beschloss. Neben<br />
der Abwendung eines drohenden<br />
Staatsbankrotts sollte durch diese<br />
Notmaßnahme auch eine weitere<br />
Abwertung der isländischen Krone,<br />
die zwischen Oktober 2007<br />
und Oktober 2008 mehr als 70 %<br />
ihres Wertes gegenüber dem Euro<br />
verloren hatte, verhindert werden.<br />
[20]<br />
FINANZKRISE 2008–2011<br />
→ Hauptartikel: Islands Finanzkrise<br />
2008–2011<br />
Am 16. Oktober 2008 gab die<br />
Regierung Islands an, eine fällige<br />
Anleihe der verstaatlichten<br />
Glitnir-Bank in Höhe von 750<br />
Millionen US-Dollar nicht zurückzuzahlen,<br />
womit Island de<br />
facto zahlungsunfähig war.[21]<br />
Eine formale Zahlungsunfähigkeit<br />
bestand jedoch nicht, da die<br />
Anleihe nicht von Island selbst<br />
emittiert wurde. Der CDS-Spread<br />
Islands implizierte jedoch eine<br />
hohe Wahrscheinlichkeit, dass die<br />
formale Zahlungsunfähigkeit in<br />
wenigen Jahren eintreten könnte.<br />
[22]<br />
Island war im April 2009 laut dem<br />
US-amerikanischen Ökonomen<br />
und Wirtschaftsnobelpreisträger<br />
Paul Krugman vor Irland und Österreich<br />
das Land mit dem größten<br />
Risiko eines Staatsbankrotts.<br />
[23][24][25] Die drei größten<br />
Banken (Kaupthing, Landsbanki<br />
und Glitnir) hinterließen nach<br />
der Verstaatlichung einen Schuldenberg<br />
vom Zehnfachen der bisherigen<br />
jährlichen Wirtschaftsleistung<br />
Islands.[26]<br />
Laut OECD-Bericht vom Mai<br />
2010 sind Island inzwischen beträchtliche<br />
Konsolidierungen im<br />
Wirtschaftsbereich gelungen. Diese<br />
bildeten nach Einschätzung der<br />
OECD eine gute Grundlage für<br />
eine weitere wirtschaftliche Erholung<br />
und einen beginnenden<br />
Aufschwung im Jahr 2011. Die<br />
Empfehlungen der OECD-Kommission<br />
gingen dahin, 2011 weitere<br />
energieintensive Unternehmen<br />
in Island zu installieren, um die<br />
private Nachfrage anzukurbeln.<br />
Außerdem soll weiterhin der bisher<br />
erfolgreiche Kurs fiskalischer<br />
Konsolidierung verfolgt werden.<br />
Der Bankensektor hat sich stabilisiert<br />
und entsprechende Reserven<br />
in internationaler Währung sind<br />
vorhanden. Die Währungskonsolidierung<br />
wird weiter ein Ziel sein.<br />
20 21
Politik<br />
POLITIK<br />
Das politische System Islands ist eine parlamentarische Republik. Das wichtigste Gesetzeswerk<br />
stellt die isländische Verfassung dar. Die Legislative bildet der Althing,<br />
die Exekutive der Präsident und die Regierung. Das Staatsoberhaupt ist der Präsident,<br />
er wird direkt vom Volk gewählt. Die eigentlichen Regierungsgeschäfte führt der isländische<br />
Premierminister. Die Judikative ist zweistufig ausgebildet. Die untere Ebene bilden<br />
die Bezirksgerichte, die obere Ebene das Obergericht Hæstiréttur, der oberste Gerichtshof,<br />
das auch als Verfassungsgericht fungiert. Island erreicht auf dem Demokratieindex der Zeitschrift<br />
The Economist den 3. Platz.<br />
STAATSAUFBAU<br />
Island ist seit dem 17. Juni 1944<br />
eine unabhängige parlamentarisch-demokratische<br />
Republik<br />
(siehe Verfassung der Republik<br />
Island). Staatsoberhaupt ist der<br />
isländische Präsident, seit 1996<br />
Ólafur Ragnar Grímsson. Die eigentlichen<br />
Regierungsgeschäfte<br />
führt der isländische Premierminister.<br />
Seit der Parlamentswahl 2013<br />
regiert das Land eine Koalition<br />
aus der liberalen Fortschrittspartei<br />
und der liberal-konservativen<br />
Unabhängigkeitspartei unter Premierminister<br />
Sigmundur Davíð<br />
Gunnlaugsson (Fortschrittspartei).<br />
Das Althing, die Legislative, besteht<br />
aus 63 Abgeordneten. Die<br />
Judikative ist in Island zweistufig<br />
gegliedert. Die Bezirksgerichte<br />
bilden die untere Ebene. Das<br />
Obergericht Hæstiréttur, der<br />
oberste Gerichtshof, fungiert<br />
auch als Verfassungsgericht.<br />
Der Demokratieindex der Zeitschrift<br />
The Economist listet Island<br />
aktuell (2014) auf dem dritten<br />
Platz weltweit hinter Norwegen<br />
und Schweden und vor Neuseeland;<br />
das Land erreicht hier eine<br />
Punktzahl von 9,58 (von 10 möglichen)<br />
Punkten.<br />
PARTEIEN<br />
Siehe auch: Liste der politischen<br />
Parteien in Island<br />
Mitte der 1970er Jahre wurde das<br />
in Island traditionell herrschende<br />
Vier-Parteien-System aufgebrochen.<br />
Die vier staatstragenden<br />
Parteien waren die:<br />
1. Unabhängigkeitspartei<br />
(Sjálfstæðisflokkur, SF, konservativ),<br />
2. Fortschrittspartei<br />
(Framsóknarflokkur, FF, liberal),<br />
3. Sozialdemokratische Partei<br />
Islands (Alþýðuflokkurinn,<br />
AF, sozialdemokratisch)<br />
4. Volksallianz (Alþýðubandalagið,<br />
AL, sozialistisch).<br />
Der Versuch der Vereinigung aller<br />
linken Parteien führte zu der Herausbildung<br />
zweier neuer Parteien,<br />
der:<br />
• sozialdemokratischen und<br />
europafreundlichen Allianz<br />
(Samfylkingin; Sf) und der<br />
• inks-grün-patriotisch orientierten<br />
Links-Grünen Bewegung<br />
(Vinstri hreyfing-Grænt<br />
framboð; VG).<br />
In der Allianz ging auch die Frauenallianz<br />
auf, die als erste Frauenpartei<br />
der Welt in ein nationales<br />
Parlament einzog und dort, bis<br />
zur Fusion, durchgängig vertreten<br />
war.<br />
GEWERKSCHAFTEN<br />
Es gibt in Island verschiedene<br />
Branchengewerkschaften<br />
und einen Gewerkschaftsbund<br />
(ASÍ). Mehr als 90 % der abhängig<br />
Beschäftigten sind organisiert.<br />
Wenn auch tendenziell<br />
abnehmend, spielt das Genossenschaftswesen<br />
eine weltweit fast<br />
einmalige Rolle auf der Insel.<br />
Nahezu alle wichtigen Lebensbereiche<br />
(Renten, Urlaubssonderzahlungen,<br />
Gesundheitswesen,<br />
der Schule nachgeordnete Kinder-<br />
und Jugendfreizeiteinrichtungen,<br />
Kulturveranstaltungen,<br />
Fischereifahrzeug-Pools und deren<br />
Ertragsverteilung uvm.) organisieren<br />
sich, teilweise oder vollständig,<br />
genossenschaftlich.<br />
23
Politik<br />
MITGLIEDSCHAFTEN IN<br />
INTERNATIONALEN ORGA-<br />
NISATIONEN<br />
Island ist Mitglied bei folgenden<br />
Organisationen: FAO (seit 1945),<br />
Vereinte Nationen (seit 1946),<br />
NATO (seit 1949), Europarat<br />
(seit 1949), Nordischer Rat (seit<br />
1952), EFTA (seit 1960), OECD<br />
(seit 1961), UNESCO (seit 1964),<br />
OSZE (seit 1975/1992), Westnordischer<br />
Rat (seit 1985/1997),<br />
Barentssee-Rat (seit 1993), EWR<br />
(seit 1994), WTO (seit 1995), Ostseerat<br />
(1995), Arktischer Rat (seit<br />
1996), seit Oktober 2002 wieder<br />
Mitglied in der Internationalen<br />
Walfangkommission, neben diesen<br />
Mitgliedschaften besteht ein<br />
Verteidigungsabkommen mit den<br />
USA (seit 1951).<br />
VERWALTUNGS-<br />
GLIEDERUNG<br />
→ Hauptartikel: Verwaltungsgliederung<br />
Islands<br />
Politisch ist Island in acht Regionen<br />
unterteilt: Höfuðborgarsvæðið,<br />
Suðurnes, Vesturland,<br />
Vestfirðir, Norðurland vestra,<br />
Norðurland eystra, Austurland<br />
und Suðurland.<br />
Die acht Regionen werden (traditionell,<br />
aber nicht administrativ)<br />
in 22 sýslur (Syssel, etwa Landkreise)<br />
und 20 kreisfreie Gemeinden<br />
(acht kaupstaðir, sieben bæir,<br />
ein borg und vier weitere) gegliedert.<br />
Auf der untersten Verwaltungsebene<br />
gibt es 76 Sveitarfélög<br />
(Gemeinden) (Stand 2010), einschließlich<br />
der acht kaupstaðir<br />
(Stand 2005).<br />
MILITÄR<br />
Die militärische Situation Islands wird durch den Umstand geprägt, dass das Land<br />
keine regulären Streitkräfte unterhält. Bis 1944 stand die Insel unter dänischer Herrschaft,<br />
nach der Unabhängigkeit verzichtete man auf die Gründung eigener Streitkräfte.<br />
Island unterhält einzelne Einheiten, die von der Kooperation und Interaktion mit<br />
verbündeten Streitkräften abhängig sind. Der Beitritt zur NATO erfolgte 1949 unter der Prämisse,<br />
keine eigenen Streitkräfte unterhalten zu müssen. 1995 wurde dieser Status bekräftigt,<br />
als Regelungen zum Unterhalt einer Armee aus der Verfassung gestrichen wurden.<br />
2006 kündigten die USA einseitig das dem Verband zugrunde liegende Statut. Seitdem verhandeln<br />
die Regierungen der beiden Länder über Alternativen. Im Frühjahr 2007 wurden<br />
Verträge mit Norwegen und Dänemark zur Luftraum- und Küstenüberwachung unterzeichnet.<br />
Der dezidierte Aufgabenbereich der beiden Länder muss jedoch erst definiert werden.<br />
Aufgrund des Abzuges der US-amerikanischen Einheiten verstärkt die isländische Regierung<br />
die Zusammenarbeit mit den nordischen bzw. europäischen Staaten.<br />
BEWAFFNETE KRÄFTE<br />
<strong>ISLAND</strong>S<br />
Island besitzt offiziell kein eigenes<br />
Militär. Den Küstenschutz<br />
übernimmt die circa 120 Mann<br />
starke Isländische Küstenwache<br />
mit ihrem Stützpunkt in Reykjavík.<br />
Ausgerüstet ist sie mit drei<br />
Patrouillenbooten, einem Überwachungsflugzeug<br />
und mehreren<br />
Hubschraubern. Die Hubschrauber<br />
übernehmen, bei Unwettern<br />
oder Unfällen, SAR-Aufgaben<br />
und Rettungsflüge für die Bevölkerung.<br />
Aus Kräften der Polizei<br />
und des Küstenschutzes rekrutiert<br />
Island zivile Kontingente<br />
für UNO- und NATO-Missionen<br />
(Íslenska friðargæslan). Island ist<br />
seit 1949 Gründungsmitglied der<br />
NATO. Im Bündnisfall hat es sich<br />
zu medizinischer Hilfsleistung<br />
bereit erklärt.<br />
KOOPERATIONEN MIT<br />
AUSLÄNDISCHEN<br />
TRUPPEN<br />
Frühere US-amerikanische<br />
Truppenpräsenz<br />
Die USA hatten im Rahmen der<br />
NATO (Kommando: ISCOMICE)<br />
die so genannte Iceland Defense<br />
Force in Keflavík mit circa 1.650<br />
Soldaten stationiert. Die Truppe<br />
umfasste 960 Marinesoldaten, 600<br />
Soldaten der US Air Force und 80<br />
vom US Marine Corps. Die amerikanische<br />
Truppenpräsenz ging<br />
bereits auf das Jahr 1941 zurück.<br />
Im Zweiten Weltkrieg dienten<br />
die Soldaten zur Sicherung von<br />
Nachschubrouten. Später, im Kalten<br />
Krieg, nutzte das US-Militär<br />
die strategisch wichtige Insel als<br />
Stützpunkt zur Bekämpfung von<br />
U-Booten, für den Fall eines Konfliktes<br />
mit der Sowjetunion.<br />
Die USA haben sich 1951 in einem<br />
bilateralen Verteidigungsabkommen<br />
zur Verteidigung Islands<br />
verpflichtet. Dabei spielte<br />
vor allem die Unterstützung der<br />
Militär<br />
isländischen Küstenwache durch<br />
die fünf stationierten Hubschrauber<br />
und die Patrouillen im isländischen<br />
Luftraum durch vier F-15<br />
Kampfflugzeuge eine Rolle. Die<br />
Stationierung kostete die Vereinigten<br />
Staaten von Amerika zuletzt<br />
etwa 260 Millionen US-Dollar<br />
pro Jahr.<br />
Am 19. März 2006 beschlossen<br />
die USA einseitig und für Island<br />
überraschend, ihre Streitkräfte<br />
abzuziehen. Am 30. September<br />
2006 verließen die letzten auf Island<br />
stationierten US-Soldaten<br />
das Land. 600 Isländer verloren<br />
ihre Arbeit in der Militärbasis.<br />
Die Vereinigten Staaten garantieren<br />
der isländischen Regierung<br />
aber weiterhin militärischen<br />
Schutz aufgrund des bilateralen<br />
Vertrages. Es wurde eine Behörde<br />
für Fragen der Landesverteidigung<br />
eingerichtet, die die elektronische<br />
Luftraumüberwachung<br />
aus amerikanischer Regie übernahm.<br />
Um physische Militärpräsenz<br />
zu gewährleisten, hat man<br />
mit mehreren NATO-Partnern<br />
24 25
Militär<br />
regelmäßige (2 bis 3 mal jährliche)<br />
Flugpatrouillen-Kampagnen<br />
vereinbart. Befreundete Geschwader<br />
werden dann auf dem ehemaligen<br />
amerikanischen Stützpunkt<br />
einquartiert. Erstmals kam so im<br />
April 2008 ein französisches Geschwader<br />
mit Mirage-Jägern nach<br />
Island.<br />
Heutige Kooperation mit nordeuropäischen<br />
Streitkräften<br />
Die Regierungen in Oslo und Reykjavík<br />
einigten sich auf die Übernahme<br />
von Sicherheits-, Überwachungs-<br />
und Rettungsaufgaben<br />
durch die norwegische Luftwaffe<br />
in Friedenszeiten.[28] Die norwegische<br />
Armee rekrutiert in Island<br />
in geringem Ausmaß Freiwillige<br />
für den Militärdienst.[29] Zur<br />
Überwachung der isländischen<br />
Küste hat Reykjavík eine Zusammenarbeit<br />
mit der dänischen Marine<br />
vereinbart.<br />
Obwohl Island nicht über eigene<br />
Streitkräfte verfügt, war es 2003 in<br />
der Koalition der Willigen vertreten.<br />
27
Städte<br />
STÄDTE<br />
Rund 93 % der isländischen Bevölkerung lebten Mitte 2008 in Städten, allein 118.918 von insgesamt 321.857<br />
Einwohnern des Landes lebten in der Hauptstadt Reykjavík (Hochrechnung 2013). Die hohe Urbanisierung<br />
geht auf die anhaltende Landflucht zurück, die in Island im 20. Jahrhundert begann.<br />
In der Mehrzahl der Gemeinden außerhalb des Hauptstadtgebietes ist allerdings inzwischen wieder ein<br />
Bevölkerungswachstum zu verzeichnen. Von den acht Regionen Islands haben inzwischen fünf ein stabil<br />
positives Bevölkerungswachstum. Nur die Mehrzahl der Gemeinden der Region Nordwestisland verlieren<br />
nach wie vor Einwohner.<br />
Island hat 74 Gemeinden, die größten sind nachfolgend aufgeführt.<br />
Gemeinde Einwohner Gemeinde Einwohner<br />
Reykjavíkurborg1 121.230 Akranes 6699<br />
Kópavogur1 32.308 Fjarðabyggð 4675<br />
Hafnarfjörður1 27.357 Fljótsdalshérað 3463<br />
Akureyri 18.103 Seltjarnarnes1 4381<br />
Reykjanesbær 14.527 Skagafjörður 3978<br />
Garðabær1 14.180 Vestmannaeyjar 4264<br />
Mosfellsbær1 9075 Ísafjarðarbær 3639<br />
Árborg 7889 Borgarbyggð 2525<br />
28 29
Kultur<br />
KULTUR<br />
LITERATUR<br />
→ Hauptartikel: Liste isländischsprachiger<br />
Schriftsteller<br />
Es ist die isländische Literatur, die<br />
die Kultur Islands über viele Jahrhunderte<br />
hinweg bis heute prägt.<br />
Zu den wohl bekanntesten Werken<br />
altisländischer Literatur zählt<br />
dabei die Edda. Unter diesem Namen<br />
werden zumeist zwei Werke<br />
zusammengefasst, die so genannte<br />
Lieder-Edda und die Snorra-Edda,<br />
welche Snorri Sturluson<br />
um das Jahr 1220 verfasste. Die<br />
Snorra-Edda ist eine einzigartige<br />
Quelle der alten nordischen Mythologie<br />
und Dichtkunst (Skalden-Prosa/Skáldskaparháttur).<br />
Mit den im 13. und 14. Jahrhundert<br />
nach mündlicher Überlieferung<br />
verfassten Isländersagas<br />
wurde nicht nur der Grundstein<br />
für die Entwicklung der nordeuropäischen<br />
Literatur gelegt, sondern<br />
schrieb sich Island in das literarische<br />
Weltkulturerbe ein. Die<br />
Zeit, in der sich die in ihnen geschilderten<br />
weltlichen Ereignisse<br />
zugetragen haben, reicht von der<br />
Landnahme Islands um 860 bis<br />
in das 11. Jahrhundert. Sie sind<br />
jedoch nur ein Teil jener isländischen<br />
Sagaliteratur, zu der im engeren<br />
Sinne auch die Königssagas<br />
(Konungasögur), die Vorzeitsagas<br />
(Fornaldarsögur), die Sturlungensaga<br />
(Sturlunga saga) sowie<br />
die Bischofssagas (Byskupasögur)<br />
zählen, die zu den Gegenwartssagas<br />
gerechnet werden.<br />
Auch die moderne isländische<br />
Literatur findet seit langem außerhalb<br />
Islands viele Anhänger<br />
– nicht nur die Werke des Nobelpreisträgers<br />
Halldór Laxness. So<br />
erreichen die Krimis des Schriftstellers<br />
Arnaldur Indriðason in<br />
den letzten Jahren Bestsellerauflagen<br />
in deutscher Übersetzung.<br />
Im Jahr 2011 war Island unter<br />
dem Motto Sagenhaftes Island<br />
Ehrengast auf der Frankfurter<br />
Buchmesse. Der Schwerpunkt des<br />
isländischen Gastlandauftrittes<br />
lag dabei auf der Neubearbeitung<br />
und Übersetzung der Isländersagas.<br />
Daneben war der Fokus auf<br />
die Klassiker des 19. und 20. Jahrhunderts,<br />
bedeutende Autorinnen<br />
und Autoren der Gegenwart<br />
sowie die neuen Stimmen der<br />
isländischen Literatur gerichtet.<br />
Ein umfangreiches Kunst- und<br />
Kulturprogramm stellte isländische<br />
Künstlerinnen und Künstler<br />
aller Kunstsparten von der Musik<br />
über die Bildende Kunst bis hin<br />
zu Film, Mode, Design, Architektur<br />
und Fotografie in Deutschland<br />
vor.<br />
BILDENDE KUNST<br />
Zwar brachten die ersten Siedler<br />
Islands die norwegische Volkskunst<br />
mit auf die Insel im Nordatlantik<br />
– und die Wikinger galten<br />
als künstlerisch begabt – doch<br />
wurden aufgrund des rauen Klimas<br />
und der geringen Ressourcen<br />
viele Dokumente im Laufe der<br />
Jahrhunderte vernichtet. So setzte<br />
eine wirkliche Entwicklung, etwa<br />
der Malerei, erst in der Neuzeit<br />
ein, und auch in anderen Bereichen<br />
entwickelte sich die isländische<br />
Kunst erst etwa ab der Mitte<br />
des 19. Jahrhunderts.<br />
Daher kann, sieht man einmal<br />
von Sigurður Guðmundsson<br />
(1833–1874) ab, als erster moderner<br />
Maler Þórarinn B. Þorláksson<br />
(1867–1924) betrachtet werden,<br />
in dessen Nachfolge die isländische<br />
Malerei mit den Künstlern<br />
Ásgrímur Jónsson, Jón Stefánsson<br />
(1881–1962) und Jóhannes<br />
Sveinsson Kjarval (1885–1972)<br />
zunehmend an Bedeutung gewann,<br />
während für die Anfänge<br />
der isländischen Bildhauerei<br />
Einar Jónsson (1874–1954) und<br />
in Folge Ásmundur Sveinsson<br />
(1893–1982), Sigurjón Ólafsson<br />
(1908–1982) und Gerður Helgadóttir<br />
(1928–1975) stehen.<br />
Durch Reisen und Studienaufenthalte<br />
im Ausland gewannen<br />
europäische aktuelle Kunstströmungen<br />
Einfluss auf viele Künstlerinnen<br />
und Künstler Islands. So<br />
lassen sich in den frühen Bildern<br />
Jón Engilberts (1908–1972) Parallelen<br />
zum Deutschen Expressionismus<br />
finden, Nína Tryggvadóttir<br />
(1913–1968) ist erkennbar<br />
vom Kubismus beeinflusst, und<br />
das Farb- und Formenspiel der<br />
Gruppe CoBrA findet sich bei<br />
Svavar Guðnason (1909–1988)<br />
wieder, der zu ihren Mitgliedern<br />
gehörte.<br />
Zwischen Surrealismus und Pop<br />
Art bewegt sich der international<br />
erfolgreiche Erró, der mit Collagen<br />
und nach Collagen gemalten,<br />
neuerdings auch im Computer<br />
überarbeiteten Werken Aufsehen<br />
erregt.<br />
Seit den 1960er-Jahren entstand<br />
auch die Konzeptkunst in Island.<br />
Ein wichtiger Vertreter dieser<br />
Kunstrichtung ist Sigurður<br />
Guðmundsson (* 1942), dessen<br />
Werk Performances, Fotografien,<br />
Zeichnungen, Drucke, Skulpturen,<br />
Installationen und musikali-<br />
31
Kultur<br />
Kultur<br />
sche Kompositionen umfasst.<br />
Einen nicht unerheblichen und<br />
bis heute anhaltenden Einfluss<br />
auf die jüngere isländische Kunst<br />
hatte der Wahlschweizer und seit<br />
1960 auch in Island lebende Grafiker,<br />
Schmuck- und Möbeldesigner,<br />
Filmemacher, Maler und<br />
Bildhauer, Dichter und Musiker<br />
Dieter Roth (1930–1998). Sein<br />
breit angelegtes Werk beeinflusste<br />
viele junge Künstler, die sich etwa<br />
prozesshaften Installationen zuwandten.<br />
Roths Vorliebe für Kooperationen<br />
von Künstlern verschiedener<br />
Sparten, ja selbst die<br />
Zusammenarbeit mit Laien, sind<br />
noch immer richtungsweisend<br />
und zugleich charakteristisch für<br />
die aktuelle isländische Kunst.<br />
Zahlreiche Museen, Galerien und<br />
Projekträume, Institutionen wie<br />
das CIA.IS – Center for Icelandic<br />
Art, Festivals wie das jährlich<br />
stattfindende Reykjavík Arts Festival<br />
oder SEQUENCES real time<br />
festival sowie Magazine wie LIST<br />
icelandic art news zeugen von der<br />
wachsenden Bedeutung Bildender<br />
Kunst in der isländischen Kultur.<br />
FOTOGRAFIE<br />
Die isländische Fotografie weist<br />
ein breites Spektrum auf. Dieses<br />
reicht u. a. von Magnús Ólafsson<br />
(1862–1937), der die Lebensbedingungen<br />
einer von technologischem<br />
Fortschritt, sozialen<br />
Veränderungen und urbanen<br />
Entwicklungen geprägten Jahrhunderthälfte<br />
beleuchtete, über<br />
den Porträtfotografen Sigriður<br />
Zoëga (1889–1968), den für seine<br />
Landschaftsaufnahmen berühmt<br />
gewordenen Vigfús Sigurgeirsson<br />
(1900–1984) bis hin zu dem seit<br />
Jahren als Fotojournalist für Morgunblaðið,<br />
National Geographic,<br />
Time, Life, Stern und Le Figaro<br />
tätigen und mit zahlreichen Preisen<br />
ausgezeichneten Fotografen<br />
Ragnar Axelsson (* 1958, bekannt<br />
unter dem Pseudonym RAX) und<br />
dem mit seiner künstlerisch-dokumentarischen<br />
Fotografie in<br />
der Tradition der amerikanischen<br />
New Topographics stehenden Fotografen<br />
Guðmundur Ingólfsson<br />
(* 1946). Zahlreiche isländische<br />
Fotografen haben sich mit Landschaftsaufnahmen<br />
und Buchveröffentlichungen<br />
befasst, so auch<br />
Páll Stefánsson, Sigurgeir Sigurjónsson<br />
und Guðmundur Páll<br />
Ólafsson.<br />
Haraldur Jónsson (* 1961), Hrafnkell<br />
Sigurðsson (* 1963), Bjargey<br />
Ólafsdóttir (* 1972), Katrin<br />
Elvarsdóttir (* 1964) und mit fotografischen<br />
Werkgruppen auch<br />
die Künstlerinnengruppe Icelandic<br />
Love Corporation, Rúrí (*<br />
1951) und Gabríela Friðriksdóttir<br />
(* 1971) vertreten dabei eindeutig<br />
künstlerische Positionen. Früher<br />
hatten Mitglieder der Künstlergruppe<br />
SÚM Aufsehen erregt, vor<br />
allem Sigurður Guðmundsson.<br />
MUSIK<br />
Generell hat man in Island großes<br />
Interesse an Musik. So gibt es im<br />
Lande Vertreter der verschiedensten<br />
Musikrichtungen.<br />
Traditionelle und<br />
klassische Musik<br />
Bekannt sind in Island die isländischen<br />
Zwiegesänge und die isländischen<br />
Reimweisen. Eine beliebte<br />
Gruppe mit volkstümlicher<br />
Musik sind etwa die Álftagerðisbræður.<br />
Zu den renommiertesten<br />
klassischen Komponisten<br />
gehören Jón Ásgeirsson, Hafliði<br />
Hallgrímsson und Jón Leifs. In<br />
Reykjavík residiert das Isländische<br />
Sinfonieorchester, das auch<br />
Konzerte im Ausland aufführt.<br />
Rock, Pop, Jazz und Liedermacher<br />
Aus Island stammen eine Reihe international<br />
erfolgreicher Künstler<br />
wie beispielsweise die Musikerin<br />
Björk, die vor ihrer Solokarriere in<br />
der isländischen Band Sugarcubes<br />
sang. Diese alternative Band war<br />
in den 1980er und 1990er Jahren<br />
weltweit bekannt. Eine weiterhin<br />
erfolgreiche Band ist Sigur Rós,<br />
dessen Sänger Jónsi 2010 ein Soloalbum<br />
herausbrachte. Weitere<br />
bekannte Bands sind etwa Amiina,<br />
GusGus, múm, Múgison, Megas,<br />
Of Monsters and Men, Sólstafir<br />
oder Dikta. Der Rocksänger<br />
Bubbi Morthens brachte 1980 sein<br />
erstes Album heraus und ist seit<br />
Jahren populär. Emilíana Torrini,<br />
eine jüngere isländische Künstlerin<br />
mit italienischem Namen, ist<br />
ebenfalls international erfolgreich.<br />
Seit 1999 findet jährlich in Reykjavík<br />
das Rockfestival Iceland Airwaves<br />
statt.<br />
Island hat auch eine aktive<br />
Jazz-Szene. Die seit 1977 bestehende<br />
Funk-Fusion-Band Mezzoforte<br />
hatte 1983 mit „Garden Party“<br />
einen europaweiten Hit. Ein<br />
weiterer bekannter Musiker ist<br />
der Bassist Skúli Sverrisson. Bei<br />
dem jährlich abgehaltenen Reykjavík<br />
Jazz Festival treten auch international<br />
bekannte Künstler auf.<br />
Der Liedermacher Hörður Torfason<br />
hat sich immer schon politisch<br />
engagiert, sich zum Beispiel<br />
für die Gleichberechtigung von<br />
Homosexuellen eingesetzt, und<br />
übernahm 2009 eine Führungsrolle<br />
bei den Demonstrationen in<br />
Reykjavík. Auch die Baggalútur<br />
sind eine beliebte Liedermacherband.<br />
Großes Interesse herrscht in Island<br />
auch am jährlich stattfindenden<br />
Eurovision Song Contest. Die<br />
besten Ergebnisse mit jeweils dem<br />
zweiten Platz erreichte Island<br />
beim Eurovision Song Contest in<br />
den Jahren 1999 mit Selma und<br />
2009 mit Yohanna.<br />
THEATER UND FILM<br />
Die wichtigste Spielstätte isländischen<br />
Theaters ist das Þjóðleikhúsið<br />
in der Hauptstadt Reykjavík.<br />
Ein weiteres großes dort stationiertes<br />
Theater ist das Borgarleikhúsið.<br />
Immer größerer Beliebtheit<br />
erfreuen sich auch die Theater<br />
von Hafnarfjörður und Akureyri.<br />
In Reykjavík gibt es außerdem<br />
noch zahlreiche kleinere Theater.<br />
Eines davon befindet sich im<br />
Museum zur Landnahme (Landnámssetrið)<br />
in Borgarnes und<br />
führt Stücke auf, die auf der Saga<br />
um Egill Skallagrímsson basieren<br />
(im Sommer auch auf Englisch).<br />
Sehr beliebt sind bei den Isländern<br />
auch die Laienspielgruppen.<br />
Ferner ist der isländische Film<br />
auf dem Vormarsch. Im Jahr 1988<br />
wurde Hrafn Gunnlaugssons<br />
Der Schatten des Raben (Í skugga<br />
hrafnsins) in zwei Kategorien<br />
für den neu eingeführten Felix,<br />
den Europäischen Filmpreis, nominiert.<br />
Der Filmemacher Friðrik<br />
Þór Friðriksson wurde im<br />
Jahr 1992 mit seinem Film Börn<br />
Náttúrunnar (dt. Children of Nature<br />
– Eine Reise) für den Oscar<br />
nominiert. Auch der Film Nói<br />
Albínói von Dagur Kári machte<br />
auf dem Festival von Rotterdam<br />
2003 Furore. Ein weiterer prominenter<br />
Exponent des isländischen<br />
Kinos ist der Schauspieler und<br />
Regisseur Baltasar Kormákur der<br />
mit 101 Reykjavík und Die kalte<br />
See zwei der bislang erfolgreichsten<br />
isländischen Filme schuf.<br />
Seit einigen Jahren dient Island<br />
auch immer wieder als Schauplatz<br />
für Hollywood-Filme. Nach<br />
dem James Bond-Film Stirb an<br />
einem anderen Tag wurden hier<br />
Episoden von Tomb Raider sowie<br />
Batman Begins gedreht.[54] Clint<br />
Eastwood drehte in Island im Jahre<br />
2006 Szenen für Flags of Our<br />
Fathers,[55] Ridley Scott filmte<br />
Szenen aus Prometheus in Island[56]<br />
und im September 2012<br />
war Ben Stiller u. a. in Borgarnes,<br />
um Szenen für einen neuen Film<br />
aufzunehmen.[57] Der isländische<br />
Staat fördert diese Aktionen<br />
dabei in großem Umfang.[58]<br />
MUSEEN<br />
Neben zahlreichen Museen für<br />
Kunst erinnern das Nationalmuseum<br />
und die Nationalgalerie in<br />
Reykjavík sowie zahlreiche kleinere<br />
Museen in der Hauptstadt<br />
Reykjavík und anderen Städten an<br />
das kulturelle Erbe Islands. Insbesondere<br />
die Freilichtmuseen wie<br />
Glaumbær dokumentieren das<br />
Leben vergangener Jahrhunderte.<br />
In Húsavík gibt es u. a. ein Walmuseum,<br />
in Hofsós ein Museum<br />
zu Leben und Schicksal ausgewanderter<br />
Isländer v.a. in USA<br />
und Kanada.<br />
SEHENSWÜRDIGKEITEN<br />
Þingvellir als traditioneller Versammlungsort<br />
des Althing wurde<br />
1928 zum Nationalpark und 2004<br />
zum Weltkulturerbe erklärt. Die<br />
Stätte gehört zu dem bei Besuchern<br />
sehr beliebten Golden Circle,<br />
einer Tagestour, die einige der<br />
bekanntesten Sehenswürdigkeiten<br />
Islands abdeckt. Neben Þingvellir<br />
werden auf dieser Tagestour<br />
der Wasserfall Gullfoss und das<br />
Geothermalgebiet in Haukadalur<br />
(Südisland) mit seinen Geysiren<br />
besucht.<br />
Die Insel Island wurde durch<br />
die Elemente Feuer und Eis, d.<br />
h. Gletscher und Vulkane aufgebaut.<br />
Im Norden von Island am<br />
Mývatn-See z. B. kann man alle<br />
möglichen Arten von vulkanischen<br />
Erscheinungen sehen (am<br />
Zentralvulkan Krafla), aber auch<br />
im Süden, z. B. den berühmten<br />
Vulkan Hekla. Die bekanntesten<br />
großen Gletscherschilde Islands,<br />
auf die man auch mit Motorschlitten<br />
und Jeeps fahren kann,<br />
sind Langjökull, Vatnajökull und<br />
Mýrdalsjökull.<br />
Island verfügt neben Þingvellir<br />
über drei weitere Nationalparks.<br />
In Westisland, nahe der<br />
Hauptstadt Reykjavík, liegt der<br />
Snæfellsjökull-Nationalpark am<br />
gleichnamigen Gletschervulkan,<br />
im Süden der Vatnajökull-Nationalpark<br />
und im Nordosten der<br />
Jökulsárgljúfur-Nationalpark.<br />
Das Hochland von Island hat viele<br />
Schönheiten aufzuweisen. Man<br />
kann es z. B. auf den Hochlandpisten<br />
Kjölur, Kaldidalur oder<br />
Sprengisandur überqueren und<br />
hat dabei einen guten Blick auf die<br />
verschiedensten Arten von Gletschern.<br />
Die Hochtemperaturgebiete<br />
von Landmannalaugar und<br />
den Kerlingarfjöll sind bekannt<br />
für das bunte Gestein ihrer Berge.<br />
Auch die Gebiete der Westfjorde<br />
und der Ostfjorde, die sich tief<br />
in bergiges Land einschneiden,<br />
laden zu Wanderungen ein. Im<br />
Winter kann man bei Ísafjörður<br />
und Neskaupstaðir gut skifahren.<br />
An zahlreichen Orten kann man<br />
außerdem Vögel beobachten wie<br />
z. B. am Mývatn-See oder auf<br />
32<br />
33
Kultur<br />
Vogelfelsen wie dem Látrabjarg<br />
in den Westfjorden. Im östlichen<br />
Hochland leben Rentiere frei auf<br />
den Hochebenen. Polarfüchse leben<br />
im ganzen Land, besonders<br />
viele rund um den Berg Ingólfsjall<br />
im Süden von Island. Walbeobachtungen<br />
sind v.a. von Reykjavík<br />
und Húsavík aus möglich.<br />
Auch die Hauptstadt Reykjavík<br />
hat neben einem lebhaften Kulturleben<br />
mit vielen Museen (s.<br />
dort) zahlreiche Sehenswürdigkeiten<br />
wie z. B. die Insel Viðey<br />
oder das Höfði-Haus, in dem sich<br />
Reagan und Gorbatschow trafen,<br />
zu bieten.<br />
ZEITEINTEILUNG<br />
Traditionell wurde auf Island der<br />
Tag in dreistündige Intervalle mit<br />
– um Mitternacht beginnend – den<br />
Namen Lágnætti, Ótta, Rismál,<br />
Dagmál, Miðdegi, Nón, Miðaftann<br />
und Náttmál unterteilt.<br />
GESELLSCHAFT<br />
SOZIALES<br />
In Island gibt es eine Gleichberechtigung<br />
zwischen den Geschlechtern.<br />
Das Land ist liberal<br />
gegenüber Homosexuellen; seit<br />
2010 sind gleichgeschlechtliche<br />
Eheschließungen möglich.<br />
Island verfügt über ein umfassendes<br />
soziales Sicherungssystem.<br />
Es gibt eine Kranken- und<br />
Rentenversicherung, eine Unfallversicherung,<br />
eine Arbeitslosenversicherung<br />
(nur für Gewerkschaftsmitglieder)<br />
und eine<br />
Familienversicherung. Diese Versicherungen<br />
werden vom Staatlichen<br />
Institut für Soziale Sicherheit<br />
organisiert. Die Finanzierung<br />
erfolgt über Beiträge, die von<br />
allen Steuerpflichtigen geleistet<br />
werden.[59]<br />
Islands Gesundheitswesen ist gut<br />
entwickelt.[59]<br />
Der Anteil der Beschäftigten an<br />
der Gesamtbevölkerung lag 2010<br />
bei 78,2 Prozent und damit höher<br />
als im Durchschnitt der EU-Mitgliedsstaaten.<br />
Die Arbeitslosenquote<br />
lag bei 8,5 Prozent. Das<br />
Pro-Kopf-Einkommen in Island<br />
ist nach Luxemburg, Norwegen,<br />
der Schweiz und Dänemark das<br />
höchste der Mitgliedsländer der<br />
OECD.[60]<br />
BILDUNGSSYSTEM<br />
Island nimmt unter den<br />
OECD-Staaten eine Spitzenstellung<br />
in der Förderung der Bildung<br />
ein. Die Gesamtschule umfasst<br />
die Klassen 1–10, das Gymnasium<br />
die Klassen 11–14. Ein neuer<br />
Lehrplan setzt seit Herbst 1999<br />
Englisch an die erste Stelle ab<br />
Klasse 5, Dänisch fällt auf Platz<br />
zwei zurück und wird erst ab<br />
Klasse 7 unterrichtet. Eine dritte<br />
Fremdsprache (zum Beispiel<br />
Deutsch) ist wahlweise möglich<br />
ab Klasse 9.<br />
In der PISA-Studie nimmt Island<br />
mit Rang 27 von 57 im Jahr 2007<br />
einen Mittelplatz ein.[61]<br />
Das Land zählt insgesamt sieben<br />
Hochschulen mit zusammen etwa<br />
16.500 Studenten, die wichtigste<br />
ist die 1911 gegründete Universität<br />
Island.<br />
Öffentliche und nichtöffentliche<br />
Einrichtungen bieten ein umfassendes<br />
Angebot zur Erlernung<br />
der isländischen Sprache (für Einwanderer)<br />
und Sprachkurse für<br />
Spezialgebiete (Pflegepersonal).<br />
MEDIEN<br />
Island hat eine Tageszeitungsgesamtauflage<br />
von 336 Exemplaren<br />
pro 1000 Einwohner.[62] Bekannte<br />
Zeitungen in Island sind:<br />
Morgunblaðið, Fréttablaðið, 24<br />
stundir (eingestellt) und Dagblaðið<br />
Vísir. In Island gibt es eine<br />
öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt<br />
Ríkisútvarpið (RÚV) und<br />
13 Privatsender (davon drei religiös<br />
orientiert). Es gibt einen öffentlich-rechtlichen<br />
Fernsehsender<br />
und acht Privatsender (davon<br />
zwei religiös orientiert), darunter<br />
Stöð 2 und Sýn. Mit der Icelandic<br />
Modern Media Initiative hat<br />
Island eine Mediengesetzgebung,<br />
die investigativen Online-Journalismus<br />
besonders schützt.<br />
SPORT<br />
Gesellschaft<br />
Der traditionelle Nationalsport<br />
Islands ist Glíma, eine Art Ringen.<br />
Dabei dürfen sich die Kämpfer<br />
nur an ihren Gürteln packen und<br />
müssen versuchen, ihren Gegner<br />
aus dem Gleichgewicht zu bringen.<br />
Der Meisterschaftsgürtel<br />
Grettisbeltið hat seinen Namen<br />
von dem Sagahelden Grettir dem<br />
Starken. Glíma hat jedoch in letzter<br />
Zeit an Popularität verloren.<br />
Boxen ist erst seit 2002 in Island<br />
wieder erlaubt, es war 1956 „zum<br />
Schutze der Gesundheit“ verboten<br />
worden.[65]<br />
Die olympische Silbermedaille<br />
des Leichtathleten Vilhjálmur Einarsson<br />
im Dreisprung 1956 ist<br />
der größte Erfolg eines einzelnen<br />
Isländers auf internationaler Ebene.<br />
Obwohl es schon aufgrund der Bevölkerungszahl<br />
schwierig ist, bei<br />
Mannschaftssportarten zumindest<br />
europaweit konkurrenzfähig<br />
zu sein, ist dies beim Handball<br />
gelungen. Die Männer-Handballnationalmannschaft<br />
schaffte sowohl<br />
bei einer Europa- als auch<br />
bei einer Weltmeisterschaft eine<br />
Platzierung unter den ersten fünf.<br />
Der größte Mannschaftserfolg in<br />
der isländischen Sportgeschichte<br />
überhaupt war der Einzug in das<br />
olympische Finale 2008 und der<br />
damit verbundene Gewinn der<br />
Silbermedaille.<br />
Die Fußballnationalmannschaft<br />
der Männer konnte sich zwar bislang<br />
nicht für eine Europa- oder<br />
Weltmeisterschaftsendrunde qualifizieren,<br />
der isländische Fußball<br />
brachte jedoch Spieler mit internationalem<br />
Format wie Eiður<br />
Guðjohnsen, Ásgeir Sigurvinsson<br />
34 35
Gesellschaft<br />
Gesellschaft<br />
Weihnachtstafel. Traditioneller,<br />
aber nicht weniger beliebt sind<br />
geräuchertes Hammelfleisch und<br />
Fisch, dazu wird Bier oder mit<br />
Malzbier gemischte Orangenlimonade<br />
(„Weihnachtsbier“) getrunken.<br />
Eine weitere beliebte<br />
Weihnachtstradition ist der Mandel-Reisbrei<br />
mit unter anderem<br />
einer einzelnen ganzen Mandel<br />
darin; wer die Mandel in seinem<br />
Teller findet, hält dies möglichst<br />
bis zum Schluss der Mahlzeit<br />
geheim und bekommt dann ein<br />
Extrageschenk. Ein ungewöhnlicher<br />
Adventsbrauch ist der Verzehr<br />
von Gammelrochen am Tag<br />
vor Weihnachten, Þorláksmessa,<br />
nicht unähnlich der katholischen<br />
Fischessen zu Aschermittwoch.<br />
Der Tag ist nach dem heiligen isländischen<br />
Bischof Þorlákur von<br />
Skálholt benannt. Dieser Heilioder<br />
Eyjólfur Sverrisson hervor,<br />
die eine feste Größe in ausländischen<br />
Topvereinen wurden. Die<br />
Fußballnationalmannschaft der<br />
Frauen gehört zur erweiterten europäischen<br />
Spitze und konnte sich<br />
für die Endrunde der Europameisterschaft<br />
2009 qualifizieren.<br />
Das Reiten ist in Island immer<br />
noch ein Volkssport. Auch bei<br />
internationalen Wettbewerben<br />
erringen Isländer vor allem mit<br />
ihren eigenen Islandpferden viele<br />
Medaillen.<br />
Das besonders hohe sportliche<br />
Niveau im Vergleich zu den anderen<br />
europäischen Kleinstaaten<br />
zeigt sich auch im ewigen Medaillenspiegel<br />
der Spiele der kleinen<br />
Staaten von Europa, bei dem Island<br />
den ersten Platz belegt.<br />
Das Schachspiel besitzt in Island<br />
eine große Popularität. Mit neun<br />
aktiven Großmeistern erreicht Island<br />
mit einem Großmeister pro<br />
35.000 Einwohner den weltweit<br />
höchsten Wert.<br />
Zudem erfreut sich der Fitnesstrend<br />
CrossFit seit einigen Jahren<br />
einer wachsenden Beliebtheit.<br />
Anfang 2012 befanden sich allein<br />
unter den Top 10 der „fittesten“<br />
Frauen Europas fünf Isländerinnen.<br />
Annie Thorisdóttir ist die bekannteste<br />
isländische Vertreterin<br />
dieser Sportart und gewann bereits<br />
2011 und 2012 die CrossFit<br />
Games der Frauen.[66]<br />
SITTEN UND GEBRÄUCHE<br />
Küche<br />
Die isländische Küche umfasst einige<br />
Spezialitäten (z. B. Þorramatur),<br />
die vor allem zu Feiertagen<br />
gegessen und getrunken werden.<br />
Einige typisch isländische Spezialitäten<br />
sind für Besucher aus<br />
anderen Ländern gewöhnungsbedürftig,<br />
wie zum Beispiel schwarz<br />
geräucherter Schafskopf, fermentierter<br />
Hai oder in Molke eingelegte<br />
Hammelhoden.<br />
Badekultur<br />
Island ist für seine besondere Badekultur<br />
bekannt. Heiße Quellen<br />
wurden schon im Mittelalter<br />
zum Erholen und Baden genutzt,<br />
wie man zum Beispiel den Sagas<br />
entnehmen kann. Man hat auch<br />
einige noch erhaltene gefunden,<br />
wie zum Beispiel das Snorralaug<br />
in Reykholt oder das Gvendalaug.<br />
Heute gibt es allein in Reykjavík<br />
sieben Freiluft-Thermalbäder,<br />
auch auf dem Lande finden sich<br />
zahlreiche Thermal-Freibäder.<br />
Das Freiluftbad Blaue Lagune bei<br />
Grindavík ist mittlerweile zu einer<br />
touristischen Sehenswürdigkeit<br />
geworden.<br />
Viele Privathäuser und Hotels sowie<br />
die zahlreichen Schwimmbäder<br />
verfügen über eigene, künstlich<br />
angelegte „heiße Quellen“, die<br />
sogenannten Hot Pots.<br />
Alkohol und Rauchen<br />
Alkoholische Getränke mit einem<br />
Gehalt von mehr als 2,25 % Vol.<br />
gibt es nur in staatlichen Monopolläden<br />
(Vínbúðin), Tabakwaren<br />
dürfen in den Geschäften nicht<br />
offen einsehbar sein. Abgabe und<br />
öffentlicher Konsum alkoholischer<br />
Getränke (über 2,25 %) ist<br />
gesetzlich ab dem 20., der von Tabakwaren<br />
ab dem 18. Lebensjahr<br />
gestattet.<br />
Seit 1. Juni 2007 ist das Rauchen<br />
in Restaurants, Cafés und öffentlichen<br />
Gebäuden verboten.<br />
FEIERTAGE<br />
1. Januar: Neujahr<br />
variabel: Gründonnerstag<br />
variabel: Karfreitag<br />
variabel: Ostersonntag<br />
variabel: Ostermontag<br />
April: 1. Sommertag<br />
1. Mai: Tag der Arbeit<br />
variabel: Himmelfahrt<br />
variabel: Pfingstsonntag<br />
variabel: Pfingstmontag<br />
1. Sonntag im Juni: Seemannstag<br />
17. Juni: Nationalfeiertag<br />
1. August: Kaufleutefeiertag<br />
1. Dezember: Souveränitätstag<br />
24. Dezember: Heiligabend<br />
25. Dezember:<br />
1. Weihnachtsfeiertag<br />
26. Dezember:<br />
2. Weihnachtsfeiertag<br />
31. Dezember:<br />
Silvester (ab Mittag)<br />
Trotz ihrer geschichtlichen und<br />
kulturellen Verbindung zu den<br />
Skandinaviern und trotz der unmittelbaren<br />
Nähe Islands zum<br />
nördlichen Polarkreis feiern die<br />
Isländer kein Mittsommerfest.<br />
Nationalfeiertag<br />
Island feiert seinen Nationalfeiertag<br />
am 17. Juni in Erinnerung an<br />
den Geburtstag von Jón Sigurðsson<br />
(1811–1879). Er war der Vorkämpfer<br />
für Islands Selbstständigkeit.<br />
Am 17. Juni 1944 wurde<br />
in Þingvellir die Republik ausgerufen.<br />
Feiertag sumardagurinn fyrsti<br />
und isländische Monatsnamen<br />
Eine Besonderheit ist der Feiertag<br />
sumardagurinn fyrsti, der erste<br />
Sommertag. Er fällt auf den ersten<br />
Donnerstag nach dem 18. April.<br />
Es ist der erste Tag des ersten<br />
Sommermonats harpa nach der<br />
alten isländischen Monatseinteilung.<br />
Schon lange bevor Weihnachtsgeschenke<br />
üblich wurden,<br />
gab es an diesem Tag sogenannte<br />
Sommer-Geschenke für die Kinder<br />
und Liebsten. Man wünscht<br />
sich gegenseitig einen „fröhlichen<br />
Sommer“ und bedankt sich für die<br />
miteinander verbrachte Zeit (hier<br />
den Winter). Entsprechend gibt<br />
es auch einen „ersten Wintertag“,<br />
zu dem man sich für gemeinsam<br />
verbrachte Stunden des vergangenen<br />
Sommers bedankt, der jedoch<br />
ansonsten nicht speziell begangen<br />
wird. Die alten isländischen Monatsnamen<br />
sind auch heute noch<br />
teilweise bekannt. Früher wurden<br />
nur die Jahreszeiten Winter und<br />
Sommer unterschieden. So wird<br />
auch heute das Alter von Pferden<br />
in Wintern und nicht in Jahren<br />
angegeben.<br />
Feiertage für Berufsgruppen<br />
Der Seemannstag Sjómannadagur<br />
Der Seemannstag wird jeweils am<br />
ersten Sonntag im Juni gefeiert. Er<br />
hat sich im 20. Jahrhundert entwickelt,<br />
ist aber erst seit 1986 ein<br />
offizieller Feiertag, an dem die gesamte<br />
Fischereiflotte von Gesetzes<br />
wegen im Hafen liegen muss. Früher<br />
waren einzig der Seemannstag<br />
und die Weihnachtsfeiertage Termine,<br />
welche die Seeleute sicher<br />
mit ihren Familien verbringen<br />
konnten. Auch heute noch wird<br />
dieser Tag mit viel Seemannsfolklore<br />
begangen und Häfen und<br />
Schiffe werden feierlich beflaggt.<br />
Gerade in den abgelegenen Fischerdörfern<br />
ist dieser Tag nach<br />
wie vor ein wichtiges, identitätsstiftendes<br />
Fest, nicht zuletzt auch,<br />
weil es nach einem langen Winter<br />
der erste größere Anlass für Zusammenkünfte<br />
im Freien ist.<br />
Der Kaufleutefeiertag Verslunarmannahelgi<br />
Ein anderer Feiertag ist der Kaufleutefeiertag<br />
Verslunarmannahelgi<br />
am 1. Montag im August.<br />
Viele Isländer nutzen dieses verlängerte<br />
Kaufleute-Wochenende<br />
Verslunarmannahelgi für Ausflüge<br />
in die Natur, Besuche von<br />
Open-Air-Festivals und ausgelassene<br />
Feiern. Obwohl es sich<br />
ursprünglich um den Feiertag<br />
der Kaufleute handelt, sind Büros<br />
und Behörden sowie Fabriken<br />
und Baustellen verwaist. Paradoxerweise<br />
ist am ehesten noch der<br />
Einzelhandel davon ausgenommen,<br />
da es sich um den Höhepunkt<br />
des Reisesommers handelt,<br />
sowohl für Einheimische wie<br />
ausländische Touristen. Seit 2002<br />
bemüht sich der Handel aber, Ladenöffnungen<br />
auf das Nötigste zu<br />
beschränken.<br />
Der Studentenfeiertag<br />
Fullveldisdagur<br />
Der Souveränitätstag bezieht sich<br />
auf die Ausrufung des eigenständigen<br />
(souveränen) Königreichs<br />
Island in Personalunion mit Dänemark<br />
am 1. Dezember 1918.<br />
Wörtlich ist damit die Erlangung<br />
der „vollen staatlichen Gewalt“<br />
gemeint, der Begriff „Selbständigkeits-“,<br />
oder „Unabhängigkeitstag“<br />
wird hingegen umgangssprachlich<br />
mit der Ausrufung der Republik<br />
1944 verbunden. Zur Feier<br />
dieses Tages haben die Studenten<br />
und Schüler unterrichtsfrei, ansonsten<br />
geht das Geschäftsleben<br />
aber seinen gewohnten Lauf. Allerdings<br />
hat der Staatspräsident<br />
bei einer Ansprache im Herbst<br />
2008 gefordert, der isländischen<br />
Nation ihren Souveränitätstag<br />
wieder zu geben. Ob damit die<br />
Erhebung des 1. Dezembers zum<br />
offiziellen Feiertag gemeint ist,<br />
bleibt bis auf weiteres unklar.<br />
Weihnachtsbräuche<br />
Weihnachtsbäume haben sich wie<br />
andere kontinentaleuropäische<br />
Bräuche erst spät in Island eingebürgert.<br />
Da geeignete Bäume<br />
fehlen, fertigte man zu Anfang<br />
des 20. Jahrhunderts noch baumartige<br />
Lattengestelle an und bemalte<br />
diese grün. Daran wurden<br />
Kerzen, immergrüne Zweige und<br />
Baumschmuck befestigt. Nadelbäume<br />
als Weihnachtsbäume gibt<br />
es erst etwa seit den 1960er Jahren.<br />
Heutzutage tritt neben die aus<br />
Skandinavien importierten Weihnachtsbäume<br />
auch die Produktion<br />
aus heimischen Aufforstungen,<br />
ebenso erfreuen sich Plastikbäume<br />
ungebrochener Beliebtheit.<br />
In der Vorweihnachtszeit finden<br />
zahlreiche Kinderweihnachtsfeiern<br />
statt, und man veranstaltet<br />
Festessen, für die manche Bauern<br />
traditionell ein Weihnachtsschaf<br />
schlachten. Das weihnachtliche<br />
Festmahl besteht für viele aus<br />
einem geräucherten Schweinerücken<br />
(ähnlich dem Kasseler),<br />
der als Delikatesse gilt und auf<br />
dänischen Einfluss zurückgeht.<br />
Für andere sind (selbst gejagte)<br />
wilde Alpenschneehühner ein<br />
unabdingbarer Bestandteil der<br />
36<br />
37
Nordlicht<br />
Das Polarlicht (als Nordlicht am Nordpol wissenschaftlich<br />
Aurora borealis, als Südlicht am Südpol Aurora australis)<br />
ist eine Leuchterscheinung (genauer ein Elektrometeor), die<br />
beim Auftreffen geladener Teilchen des Sonnenwindes auf<br />
die Erdatmosphäre in den Polargebieten der Erde hervorgerufen<br />
wird. Polarlichter sind meistens in zwei etwa 3 bis 6<br />
Breitengrade umfassenden Bändern zu sehen, die üblicherweise<br />
ab ca. 66,5° nördlicher Breite bzw. südlicher Breite<br />
auftreten (die genaue Lage variiert allerdings in Abhängigkeit<br />
von Jahreszeit und Stärke der Sonnenaktivität); direkt<br />
an den Polen sind sie selten.
Gesellschaft<br />
gengedenktag hat sich auch nach<br />
der Reformation, die in Island um<br />
die Mitte des 16. Jahrhunderts<br />
eingeführt wurde, erhalten; Þorlákur<br />
ist der Schutzheilige Islands.<br />
Eine Besonderheit Islands ist die<br />
Tradition der Weihnachtsmänner,<br />
der jólasveinar (wörtlich Weihnachtsgesellen).<br />
Es gibt derer 13;<br />
sie wohnen mit ihrer Mutter, der<br />
Hexe Grýla und ihrem liederlichen<br />
Gefährten Leppalúði sowie<br />
der riesigen Weihnachtskatze in<br />
einer Höhle in den Bergen. In den<br />
13 Nächten vor dem ersten Weihnachtsfeiertag<br />
(25. Dezember)<br />
kommen sie in die von Menschen<br />
bewohnten Gegenden; jeden<br />
Abend kommt einer und sie bleiben<br />
je 14 Tage, sodass der erste am<br />
12. Dezember und der letzte an<br />
Heiligabend kommt, der erste am<br />
25. Dezember die Menschen wieder<br />
verlässt und der letzte dementsprechend<br />
am 6. Januar. Dieser<br />
Tag wird dementsprechend auch<br />
„þrettandi“ = 13. Tag (des Weihnachtsfestes)<br />
genannt. Die Weihnachtsmänner<br />
entsprechen nicht<br />
der europäisch-amerikanischen<br />
Vorstellung des hl. Nikolaus respektive<br />
Santa Claus, sondern sind<br />
vielmehr verschmitzte Burschen,<br />
die ständig Schabernack im Sinne<br />
haben. Ursprünglich waren sie<br />
auch nur in ein schäbiges Häuslergewand<br />
gekleidet und von boshafter<br />
Wesensart, heute kommen<br />
sie ebenfalls mit Rauschebart und<br />
weiß bepelztem, leuchtend rotem<br />
Mantel daher, allerdings in schweren<br />
Stallschuhen und Zipfelmütze.<br />
Jeder ist dabei auf etwas anderes<br />
spezialisiert, zum Beispiel ist<br />
Hurðaskellur der „Türknaller“,<br />
Skyrgámur schleckt die Tonnen<br />
mit Skyr, dem isländischen Quark,<br />
aus u. s. w., der letzte, Kertasníkir<br />
stiehlt gar noch das in langer<br />
Winternacht so wichtige Kerzenlicht.<br />
Darüber hinaus erkunden<br />
sie aber auch noch, welche Kinder<br />
brav und welche unartig sind. Je<br />
nach Auslegung werden die braven<br />
Kinder in den 13 Nächten vor<br />
Weihnachten entweder von ihnen<br />
oder von den Eltern mit kleinen<br />
Geschenken bedacht, die in den<br />
dafür im oder unter dem Fenster<br />
aufgestellten Schuhen deponiert<br />
werden. Unartige Kinder bekommen<br />
hingegen gar nichts oder nur<br />
eine rohe Kartoffel oder ein Stück<br />
Kohle in den Schuh. Derartig<br />
markierte unartige Kinder sollen<br />
dann der Hexe Grýla oder der<br />
Weihnachtskatze zum Fraß vorgeworfen<br />
werden, was so manchem<br />
Kind unruhige Nächte beschert.<br />
Ist alles gut überstanden und hat<br />
auch der letzte Weihnachtsmann<br />
die Menschen wieder verlassen,<br />
ohne Schaden anzurichten, wird<br />
am Abend des Dreikönigstages<br />
zum Ende der Weihnachtszeit an<br />
vielen Orten ähnlich wie schon<br />
zu Silvester ein großes Freudenfeuer<br />
entzündet und es werden<br />
nochmals wilde Feuerwerke abgebrannt.<br />
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