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Lederhandbuch 23.8.98

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Vorwort des Verfassers zur Silbernen Jubiläumsausgabe<br />

einer Gruppe von Kerlen z.B., denen die Schwänze aus dem Hosenschlitz<br />

raushingen (oder -ragten) und einem Sklaven auf<br />

Knien, der einen nach dem anderen bediente. Das Klo war draußen,<br />

an der Tankstelle nebenan. Meine Aufregung wuchs noch,<br />

wenn gelegentlich die Bullen, die an der Straßenecke rumlungerten,<br />

den Suchscheinwerfer auf die Leute richteten, die rein- und<br />

rausgingen. Wir machten uns über sie lustig, denn die Meute<br />

wirkte so mackerhaft und rauh, daß die uniformierten Bullen<br />

sich fürchteten, einen Fuß in den Laden zu setzen. Immer machten<br />

Gerüchte die Runde, Polizeibeamte seien an Ort und Stelle<br />

zusammengeschlagen oder abgestochen worden, und obwohl<br />

ich wußte, daß das nie vorkam, machte ich mir, wie alle anderen,<br />

einen Spaß daraus, solche Geschichten rumzuerzählen.<br />

Das Cinema war wirklich toll. Aber es gehört inzwischen der<br />

Vergangenheit an und mit ihm die Naivität, mit der ich es zum<br />

erstenmal betrat. Nun, da ich nach all den Jahren zurückschaue,<br />

hege ich angenehme Erinnerungen an Erlebnisse sowohl in der<br />

Kneipe als auch mit Leuten, die ich dort kennengelernt habe. Damals<br />

machte mir alles wahnsinnig viel Spaß, und insgeheim hatte<br />

ich das Gefühl, die äußersten Höhen sexueller Lust zu streifen.<br />

Heute weiß ich es besser. Um wieviel erfüllender wären<br />

diese Jahre gewesen, hätte mich damals jemand über das aufgeklärt,<br />

was ich euch heute zu erzählen versuche …<br />

Damit endet die Einführung, die ich vor 25 Jahren schrieb. Glücklich,<br />

das dazwischenliegende Vierteljahrhundert überlebt zu haben,<br />

lese ich nun meine eigenen Worte und wundere mich, wie<br />

wenig sich die Menschen in der Lederszene verändert haben –<br />

wo sich doch hinsichtlich gesellschaftlicher Akzeptanz, Politik<br />

und wissenschaftlicher Erkenntnis so vieles gewandelt hat. Katastrophal<br />

war natürlich das Auftreten von Aids, das nahezu jeden<br />

Aspekt unseres Lebens – unseres Sexuallebens, zumindest – beeinflußt<br />

hat. Diejenigen, die sich nicht umstellen wollten, sind<br />

fast alle tot; wir übrigen sehen uns gezwungen, uns ganz anders<br />

zu verhalten als vor 25 Jahren. All das führt mich zu dem Hauptstreitpunkt<br />

bei der Veröffentlichung dieser Jubiläumsausgabe.<br />

Nach eingehender Seelenforschung und Diskussion mit meinen<br />

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