05.12.2012 Aufrufe

Das ist mir heilig! - Albrecht-Bengel-Haus

Das ist mir heilig! - Albrecht-Bengel-Haus

Das ist mir heilig! - Albrecht-Bengel-Haus

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

: Schätze unseres Glaubens<br />

: <strong>Das</strong> <strong>ist</strong> <strong>mir</strong> <strong>heilig</strong>!<br />

Leben in Heiligung, Heiligkeit und Heil<br />

: Den Heiligen Schein wahren?!<br />

: Der Heilige Ge<strong>ist</strong>.<br />

Wer er <strong>ist</strong> und was er wirkt<br />

<strong>Das</strong> <strong>ist</strong> <strong>mir</strong> <strong>heilig</strong>!<br />

: Was macht die Bibel zur „Heiligen Schrift“?<br />

: Wie <strong>heilig</strong> <strong>ist</strong> uns der Anfang des Lebens?<br />

: Ein Schatzkästchen <strong>heilig</strong>er Momente.<br />

Begegnungen mit Gott<br />

: Heilige Gemeinde im un<strong>heilig</strong>en<br />

Umfeld?<br />

No.162: April – Juni 2011<br />

TO<br />

THEOLOGISCHE<br />

OrieNtierUNg<br />

Kostbarkeiten<br />

unseres<br />

Glaubens


27 18<br />

Heilige Gemeinde im un<strong>heilig</strong>en Umfeld? Was macht die Bibel zur„Heiligen Schrift“?<br />

inhalt<br />

4 Herzlich willkommen Studienleiter Pfr. Dr. Clemens Hägele<br />

Herzlichen Glückwunsch zum bestandenen Examen<br />

Vielen Dank Matthias Riedel<br />

5 Der kulturelle Höhepunkt im Wintersemester:<br />

<strong>Bengel</strong> führen die Heiratsvermittlerin von Thornton Wilder auf<br />

6 Biblische Besinnung.<br />

„Schätze unseres Glaubens“. Auszug aus der Predigt beim<br />

Turm-Treff zu Matthäus 13,44<br />

D r. R o l f S o n s<br />

8 <strong>Das</strong> <strong>ist</strong> <strong>mir</strong> <strong>heilig</strong>!<br />

Leben in Heiligung, Heiligkeit und Heil<br />

D r. Pa u l M u r d o c h<br />

11 Den Heiligen Schein wahren?!<br />

Heiligung als Echtheitsprobe unseres Lebens und Glaubens<br />

S a b i n e S c h m a l z h a f & D o r e e n S t e e g e r<br />

13 Der Heilige Ge<strong>ist</strong>.<br />

Wer er <strong>ist</strong> und was er wirkt<br />

U w e R e c h b e r g e r<br />

16 <strong>Das</strong> <strong>ist</strong> <strong>mir</strong> <strong>heilig</strong>!<br />

Impressionen vom TurmTreff 2011<br />

18 Was macht die Bibel zur„Heiligen Schrift“?<br />

Von der Heiligkeit der Schrift und von der Schrift des Heiligen<br />

M a t t h i a s R i e d e l<br />

21 Wie <strong>heilig</strong> <strong>ist</strong> uns der Anfang des Lebens?<br />

D r. R o l f S o n s<br />

24 Ein Schatzkästchen <strong>heilig</strong>er Momente.<br />

Begegnungen mit Gott im Leben entdecken<br />

N i c o l e M u t s c h l e r<br />

27 Heilige Gemeinde im un<strong>heilig</strong>en Umfeld?<br />

Wie die Gemeinde wieder zu den Menschen kommt<br />

M a r k u s We i m e r<br />

29 Herzliche Einladung zum Gemeindeseminar:<br />

Seelsorge und die Mächte<br />

Bücher aus dem <strong>Bengel</strong>haus<br />

iMPRESSUM<br />

Herausgegeben von Dr. Rolf Sons im Auftrag des Vereins<br />

<strong>Albrecht</strong>-<strong>Bengel</strong>-<strong>Haus</strong> e.V.<br />

Redaktion: Uwe Rechberger<br />

Ludwig-Krapf-Str. 5, 72072 Tübingen<br />

Telefon 07071/7005-0 Fax 07071/7005-40<br />

E-Mail: theologische-orientierung@bengelhaus.de<br />

Internet: www.bengelhaus.de<br />

Layout und Satz: krauss werbeagentur GmbH, Herrenberg<br />

Druck: Zaiser, Nagold<br />

Fotos: Titel, Sinisa Botas/shutterstock.com; abh/shutterstock/<strong>ist</strong>ockphoto<br />

Autorinnen- und Autorenportraits: privat<br />

Die Theologische Orientierung des <strong>Albrecht</strong>-<strong>Bengel</strong>-<strong>Haus</strong>es erscheint<br />

vierteljährlich. Nachdruck – auch auszugsweise – nur mit Einwilligung<br />

des Herausgebers. Der Bezug <strong>ist</strong> mit keinen Verpflichtungen verbunden.<br />

Wir freuen uns über jede Spende: ABH-Verein<br />

EKK Stuttgart, Konto 41 90 01, BLZ 520 604 10<br />

Liebe Freunde des <strong>Albrecht</strong>-<strong>Bengel</strong>-<strong>Haus</strong>es,<br />

was <strong>ist</strong> uns <strong>heilig</strong>? Was <strong>ist</strong> für uns<br />

als Kirche <strong>heilig</strong>? Diese beiden Fragen<br />

beschäftigten uns beim Turmtreff im<br />

zurückliegenden Januar. Dankbar blicken<br />

wir auf diesen Tag der Begegnung<br />

mit vielen Freunden aus dem ganzen<br />

Land zurück. Wir sind froh über diese<br />

Verbundenheit. Die Gemeindenähe<br />

gehört von Anfang an zu den Markenzeichen<br />

des <strong>Bengel</strong>hauses. Alle, die<br />

nicht dabei sein konnten, und auch diejenigen,<br />

die da waren und das Gesagte<br />

noch einmal nachlesen wollen, finden<br />

in der vorliegenden Ausgabe unserer<br />

Theologischen Orientierung die Vorträge<br />

und Referate in gekürzter Form.<br />

Nun hat das Thema „was <strong>ist</strong> uns<br />

<strong>heilig</strong>?“ in den vergangenen Monaten<br />

leider einen sehr aktuellen Bezug<br />

bekommen. Im Zuge der Neufassung<br />

des Pfarrerdienstrechtes räumt die<br />

EKD homophil empfindenden Pfarrern<br />

und Pfarrerinnen unter bestimmten<br />

Vorgaben die Möglichkeit ein, gemeinsam<br />

im Pfarrhaus zu leben. Da dieses<br />

zum 01.01.2011 beschlossene Pfarrerdienstrecht<br />

auch in den Gliedkirchen<br />

beschlossen werden soll, befinden wir<br />

uns mittlerweile auch in Württemberg<br />

mitten in einer zugespitzten Debatte<br />

2 THEOLOGISCHE ORIENTIERUNG : April – Juni 2011 3<br />

Dr. rolf sons<br />

Rektor<br />

um die Homophilie. Auch unsere Landeskirche<br />

steht vor der Frage, ob praktizierte<br />

Homosexualität durch Pfarrer und<br />

Pfarrerinnen im Pfarrhaus akzeptiert<br />

werden soll.<br />

Die Argumente pro und contra<br />

Homosexualität liegen längst auf dem<br />

Tisch. Auch innerhalb des Pietismus<br />

lässt sich eine sehr differenzierte und<br />

seelsorgerlich sensible Wahrnehmung<br />

der Fragen erkennen. Dennoch bleiben<br />

wir in dieser letztlich hermeneutischen<br />

Frage mit unserem Gewissen an Gottes<br />

Wort gebunden, das an dieser Stelle<br />

eindeutig ablehnende Aussagen trifft.<br />

Innerhalb der Pietismusforschung<br />

wurde unsere Bewegung einmal als<br />

„eine Reaktion auf die Ent<strong>heilig</strong>ung<br />

der Welt“ bezeichnet. Damit <strong>ist</strong> auf<br />

den Punkt gebracht, worum es uns als<br />

Piet<strong>ist</strong>en damals wie heute geht: nämlich<br />

um die Frage, wie ein Leben in der<br />

Nachfolge von Jesus Gestalt gewinnen<br />

kann. <strong>Das</strong>s diese Gestalt keine beliebige<br />

<strong>ist</strong>, sondern sich an gute und <strong>heilig</strong>e<br />

Ordnungen gebunden weiß, wollen<br />

wir daher als Argument ganz offen und<br />

unerschrocken in die gegenwärtige Diskussion<br />

einbringen.<br />

Mit herzlichen Grüßen<br />

Ihr<br />

editorial


herzlich willkOmmeN<br />

stUDieNleiter<br />

Pfr. Dr. clemeNs hägele<br />

Unser Kollegium <strong>ist</strong> wieder vollständig. Wir freuen uns,<br />

dass wir Pfr. Dr. Clemens Hägele als neuen Studienleiter<br />

gewinnen konnten, und heißen ihn und seine Familie herzlich<br />

willkommen. Für seinen Dienst wünschen wir ihm als<br />

ABH-Gemeinschaft Gottes Segen.<br />

Lieber Leser, liebe Leserin,<br />

mein Name <strong>ist</strong> Clemens Hägele, geboren wurde ich 1972<br />

in der Landeshauptstadt von Baden-Württemberg. Ich bin<br />

Pfarrer der württembergischen Landeskirche und wurde vom<br />

Trägerverein des <strong>Albrecht</strong>-<strong>Bengel</strong>-<strong>Haus</strong>es zum Beginn des<br />

Sommersemesters 2011 als Studienleiter eingestellt. Mein<br />

fachlicher Schwerpunkt <strong>ist</strong> Dogmatik.<br />

Bis Ende März war ich noch Pfarrer in Darmsheim, einer<br />

Dorfgemeinde des Kirchenbezirks Böblingen, die <strong>mir</strong> sehr<br />

ans Herz gewachsen <strong>ist</strong>. Vor den fünf Jahren Pfarramt war ich<br />

drei Jahre an der Universität Dortmund als Ass<strong>ist</strong>ent von Prof.<br />

Dr. Rainer Riesner im Fach Neues Testament, sowie zweieinhalb<br />

Jahre als Vikar in der Kirchengemeinde Unna-Massen.<br />

Seit 2007 darf ich mich mit einem Doktortitel der Universität<br />

Tübingen schmücken (Fach: Systematische Theologie).<br />

Clemens und Dagmar Hägele mit Lea und Dorothea<br />

Während neun Semestern meines Studiums habe ich im<br />

ABH gewohnt, es <strong>ist</strong> <strong>mir</strong> daher wohlvertraut. <strong>Das</strong> <strong>Haus</strong> war für<br />

mich ein wichtiger Ort theologischer und ge<strong>ist</strong>licher Geschw<strong>ist</strong>erschaft:<br />

Hier fand ich Freunde, offene Ohren, weite Herzen<br />

und nicht zuletzt meine Frau. Zwei wunderbare Kinder sind<br />

Dagmar und <strong>mir</strong> geschenkt worden, Lea (3) und Dorothea (1).<br />

Ich sehe im ABH einen Ort einmaliger Chancen: Hier können<br />

sich Studierende der Theologie inhaltlich und methodisch<br />

stärken für das Studium und für ihr späteres Amt in<br />

Schule und Gemeinde. Hier können sie sich in der Nachfolge<br />

Jesu üben und in ihrer Persönlichkeit reifen. Den Studierenden<br />

möchte ich helfen, diese Chancen zu entdecken und<br />

kräftig zu nutzen. Ich freue mich auf sie und auf meine neue<br />

Aufgabe.<br />

clemens hägele<br />

Herzlichen Glückwunsch<br />

zum bestandenen Examen VieleN<br />

Zwischen Oktober 2010 und März 2011 haben das<br />

Examen bestanden:<br />

Raphael Fauth, Judith Kubitschek, Jonathan<br />

Kühn, Sebastian Stief, Stefanie Zerfaß<br />

Herzlichen Glückwunsch. Wir freuen uns mit euch<br />

und wünschen euch für euren weiteren Weg Gottes<br />

Führung und seinen Segen.<br />

Matthias Riedel<br />

DaNk<br />

matthias<br />

rieDel<br />

Im vergangenen Wintersemester begleitete Matthias<br />

Riedel als Tutor eine Konventsgruppe. Wir danken ihm<br />

sehr, dass er diese Aufgabe mit großem Einsatz und einem<br />

ge<strong>ist</strong>lichen Anliegen wahrgenommen hat.<br />

Nach einem USA-Aufenthalt zusammen mit seiner Frau<br />

Katja im Sommer dieses Jahres werden die beiden im nächsten<br />

Jahr ihr Referendariat beginnen. Wir wünschen euch<br />

Gottes Segen für euren weiteren Weg!<br />

Der kUltUrelle<br />

höhePUNkt<br />

im wiNtersemester<br />

<strong>Bengel</strong> führen die Heiratsvermittlerin<br />

von Thornton Wilder auf<br />

Nach dem großen Erfolg im vergangenen<br />

Jahr mit dem Stück „Pygmalion“ von Bernhard<br />

Shaw, brachten Studentinnen und Studenten<br />

aus dem <strong>Bengel</strong>haus unter der herausragenden<br />

Regie von Kerstin Geppert in diesem Wintersemester<br />

die Komödie „Die Heiratsvermittlerin“<br />

von Thornton Wilder auf die ABH-Bühne. An<br />

zwei Abenden war der Festsaal im ABH bis auf<br />

den letzten Platz gefüllt. Ein kultureller Hochgenuss.<br />

4 THEOLOGISCHE ORIENTIERUNG : April – Juni 2011 5


Lesedauer<br />

5 – 10 min<br />

Biblische Besinnung<br />

Der Gedanke an einen Schatz weckt<br />

Sehnsüchte. Wer würde nicht gerne<br />

einen Schatz finden, der sein Leben<br />

reich macht? Die Bibel erzählt von einer<br />

solchen Kostbarkeit. Jesus vergleicht<br />

das Himmelreich mit einem Schatz, der<br />

in einem Acker verborgenen <strong>ist</strong>:<br />

„<strong>Das</strong> Himmelreich gleicht einem<br />

Schatz, verborgen im Acker, den ein<br />

Mensch fand und verbarg; und in seiner<br />

Freude ging er hin und verkaufte alles,<br />

was er hatte, und kaufte den Acker“ (Matthäus<br />

13,44).<br />

wer Dieser schatz <strong>ist</strong><br />

Wer Jesus entdeckt, findet den Schatz<br />

seines Lebens! Einer, der dies in seinen<br />

Liedern auf besonders eindrückliche<br />

Weise zum Ausdruck bringt, <strong>ist</strong> Johann<br />

Scheffler. Von Scheffler, 1624 in Breslau<br />

geboren, der später zum Katholizismus<br />

übertrat und sich fortan Angelus Silesius<br />

nannte, stammt der Choral „Ich will<br />

dich lieben meine Stärke“ (EG 400).<br />

Gleich in der ersten Strophe heißt es:<br />

„Ich will dich lieben meine Stärke; ich will<br />

dich lieben meine Zier. Ich will dich lieben<br />

mit dem Werke und immerwährender<br />

Begier. Ich will dich lieben schönstes Licht,<br />

„schätze UNseres glaUbeNs“<br />

Auszug aus der Predigt beim Turm-Treff<br />

zu Matthäus 13,44<br />

bis <strong>mir</strong> das Herze bricht.“ – Alles was uns<br />

kostbar und wertvoll <strong>ist</strong>, führt Silesius<br />

ins Feld: „Stärke“, „Zier“ und „schönstes<br />

Licht“. So sprechen nur Liebende von<br />

ihrem Schatz. Deshalb kann er auch<br />

frei und offen sagen, dass er diesen<br />

Schatz mit „immerwährender Begier“<br />

lieben will.<br />

Schauen wir in die zweite Strophe,<br />

so wird diese Liebe noch anschaulicher:<br />

„Ich will dich lieben, o mein Leben,<br />

als meinen allerbesten Freund; ich will<br />

dich lieben und erheben, solange mich<br />

dein Glanz bescheint; ich will dich lieben,<br />

Gottes Lamm, als meinen Bräutigam.“<br />

Jesus <strong>ist</strong> ihm ein unvergleichlicher<br />

Freund. Sein ganzes Leben lang will<br />

er ihn lieben. Die in der Mystik häufig<br />

verwendete Metapher von Jesus als<br />

dem Bräutigam der Seele bringt tiefe<br />

Liebe und lebenslange Verbundenheit<br />

zum Ausdruck. Jesus <strong>ist</strong> für Silesius ein<br />

Schatz. Nicht weniger als sein ganzes<br />

Leben soll ihm gehören.<br />

Lassen Sie mich noch die letzte Strophe<br />

anführen: „Ich will dich lieben, meine<br />

Krone, ich will dich lieben, meinen Gott;<br />

ich will dich lieben ohne Lohne, auch in<br />

der allergrößten Not; ich will dich lieben,<br />

schönstes Licht, bis <strong>mir</strong> das Herze bricht.“<br />

– Um die Größe der Jesusliebe auszudrücken,<br />

gebraucht er starke Worte<br />

wie „Krone“ und „Gott“. Ihre Tiefe wird<br />

auch in allergrößter Not nicht in Frage<br />

gestellt. Ihre Reichweite geht bis zum<br />

letzten Herzschlag.<br />

Es zählt für mich zu den Kostbarkeiten<br />

des <strong>Bengel</strong>hauses, dass dies unsere<br />

jungen Leute für sich in Anspruch<br />

nehmen: „Jesus <strong>ist</strong> <strong>mir</strong> konkurrenzlos<br />

wichtig geworden“. Manchen von<br />

ihnen wurde Jesus im Elternhaus lieb<br />

gemacht. Andere haben von zu <strong>Haus</strong>e<br />

fast nichts vom Glauben mitbekommen.<br />

Jeder fand auf seinem ganz eigenen<br />

Weg zu diesem Schatz. Wir sind keine<br />

besonders perfekten Chr<strong>ist</strong>en im <strong>Bengel</strong>haus.<br />

Wir sind schon gar keine Elitechr<strong>ist</strong>en.<br />

Wir sind auch nicht immer die<br />

allerschlausten Chr<strong>ist</strong>en: aber wir sind<br />

Jesusleute! Uns verbindet das eine, dass<br />

wir Jesus als den Schatz unseres Lebens<br />

erkennen durften.<br />

was Der schatz eNthält<br />

Was findet man in einer Schatzk<strong>ist</strong>e?<br />

Silber und Gold, Becher und Ketten,<br />

Münzen und Goldstücke. Was findet<br />

man bei Jesus? Vieles könnte man jetzt<br />

nennen. „Alle Schätze der Weisheit und<br />

der Erkenntnis sind bei ihm verborgen“,<br />

sagt Paulus (Kolosser 2,3). Mehr als alle<br />

Bücher und Bibliotheken dieser Welt<br />

fassen können, lässt sich bei ihm finden.<br />

In drei knappen Strichen will ich einige<br />

dieser Kostbarkeiten beschreiben:<br />

Vergebung der Schuld: Wer Vergebung<br />

erfahren hat, lebt unheimlich<br />

erleichtert. So leben wir als Chr<strong>ist</strong>en<br />

mit dem Schatz der Vergebung. Jesus<br />

<strong>ist</strong> der Einzige, der Schuld vergeben<br />

kann.<br />

Trost im Leiden: Die äußeren Lebensumstände<br />

können mitunter sehr<br />

schwierig sein. Wenn man die Tage<br />

nur noch mit Schmerzmittel erlebt,<br />

die Nächte nicht zu enden scheinen,<br />

der Weg steinig <strong>ist</strong>, oder wenn<br />

man als Chr<strong>ist</strong> um seines Glaubens<br />

willen verfolgt wird, gerade dann<br />

glänzt dieser Schatz besonders hell.<br />

In einem Fernsehinterview fragt der<br />

Reporter eine koptische Chr<strong>ist</strong>in,<br />

ob sie angesichts der bedrohlichen<br />

Lage für Kopten keine Angst hätte,<br />

an Weihnachten in den Gottesdienst<br />

zu gehen. – „Anfangs schon“, gibt sie<br />

zur Antwort. Doch dann: „Aber unser<br />

Vertrauen auf Gott hat größeres<br />

Gewicht als die Angst.“ – Der Schatz<br />

bleibt auch in schwierigen Lebenssituationen<br />

erhalten.<br />

Hoffnung im Sterben: Chr<strong>ist</strong>en wissen,<br />

wohin sie gehen. Es gibt eine Situation<br />

im Leben, in der kein Schatz<br />

dieser Welt mehr helfen kann. In der<br />

Stunde unseres Todes verliert alles,<br />

was wir erworben, verdient und<br />

gewonnen haben, seine Bedeutung.<br />

Dann bleibt uns allein der Glaube an<br />

Jesus, und dass er seine Hand unter<br />

unser müdes Haupt legt.<br />

Was enthält die Schatzk<strong>ist</strong>e? Nur drei<br />

Dinge habe ich herausgegriffen: Vergebung,<br />

Trost und Hoffnung auf die<br />

Ewigkeit. – Vieles mehr könnten wir<br />

nennen: das Gebet, die Gemeinschaft,<br />

das Wort Gottes oder die Sakramente.<br />

Dieser kurze Einblick aber soll genügen.<br />

Er zeigt uns, wie unendlich geborgen<br />

unser Leben <strong>ist</strong>. Durch Jesus sind wir<br />

in Zeit und Ewigkeit umsorgt.<br />

wie maN mit Dem schatz lebt<br />

Noch einmal zurück zu unserem<br />

Mann im Gleichnis. Die Sache wird für<br />

Die Barmherzigkeit<br />

Gottes <strong>ist</strong> das erste Wort.<br />

Unsere Lebenshingabe<br />

an ihn soll das zweite<br />

Wort sein.<br />

6 THEOLOGISCHE ORIENTIERUNG : April – Juni 2011 7<br />

FOTO: Kayros Studio „Be Happy!“/shutterstock<br />

ihn nicht billig. Nachdem er den Schatz<br />

gefunden hat, muss er seinen gesamten<br />

Besitz aufwenden. Dies geschieht<br />

jedoch weder zähneknirschend noch<br />

widerwillig. Vielmehr geht er hin mit<br />

Freuden und verkauft alles, was er hat.<br />

So kann nur handeln, wer Größeres im<br />

Blick hat!<br />

Vielleicht hatte der Mann ja noch<br />

andere Pläne! Vielleicht träumte er<br />

von einem großen Anwesen! Vielleicht<br />

wollte er aber auch seine Tage ganz<br />

bescheiden als Knecht zubringen. Mit<br />

einem Mal aber kommt Bewegung in<br />

sein Leben. Er bricht auf – um des Evangeliums<br />

willen!<br />

Der Schatz kostet das Leben! Billiger<br />

geht es nicht. <strong>Das</strong> Beste für den Höchsten!<br />

Meine Talente für ihn! Meine Jahre<br />

für ihn! Mein Vertrauen in ihn! – Was<br />

verlieren wir dabei? Nichts! Was gewinnen<br />

wir? Alles! <strong>Das</strong> Leben, das ewig<br />

bleibt, gewinnen wir! <strong>Das</strong> <strong>ist</strong> <strong>heilig</strong>. <strong>Das</strong><br />

<strong>ist</strong> die Kostbarkeit unseres Glaubens.<br />

Dr. rolf sons<br />

Rektor


Lesedauer<br />

10 – 15 min<br />

<strong>Das</strong> <strong>ist</strong> <strong>mir</strong> <strong>heilig</strong>!<br />

Ich klage an! Nicht, weil ich das moralische Recht dazu<br />

hätte oder weil ich selber unschuldig wäre, sondern in der<br />

Rolle des Anwalts eines Anderen, des Heiligen, klage ich an.<br />

Für seine Rechte trete ich ein und fordere sein Recht! <strong>Das</strong><br />

klage ich an: <strong>Das</strong> Heilige <strong>ist</strong> entweiht, das Sakrale profaniert,<br />

das Erhabene vulgär gemacht… Es <strong>ist</strong> nichts mehr <strong>heilig</strong>!<br />

Nicht die Ehre, nicht die Treue, nicht das Gute, nicht das<br />

Schöne.<br />

Die PrOfaNität UNserer gesellschaft<br />

Es scheint den Menschen nichts mehr <strong>heilig</strong> zu sein – das<br />

Heilige wird profan, das Profane dafür „<strong>heilig</strong>gesprochen“:<br />

Wenn Otto Normalverbraucher schon das Wort „<strong>heilig</strong>“ in<br />

den Mund nimmt, dann allenfalls aus Sorge um sein „<strong>heilig</strong>’s<br />

Blechle“, oder um sein durchaus profanes Staunen mit „<strong>heilig</strong>er<br />

Strohsack!“ zu dokumentieren.<br />

Was <strong>ist</strong> aus dem Heiligen geworden? Der Mensch hat seit<br />

alters her darum gewusst – nein – der Mensch hat es schon<br />

immer begriffen, dass es etwas Größeres als ihn selbst, etwas<br />

Mächtigeres als die Natur, etwas Gewichtigeres als seine private<br />

Meinung gibt: etwas, was allem Wirklichen und Wesentlichen<br />

Grund und Richtung gibt. Die Israeliten haben von der<br />

kabod – der „Gewichtigkeit“, der „Schwere“ Gottes gewusst.<br />

Er <strong>ist</strong> kadosch, <strong>heilig</strong> – ganz anderen Wesens und von einer<br />

ganz anderen Qualität.<br />

Rudolf Otto hat vor 94 Jahren in seinem zum Thema<br />

grundlegenden Werk „das Heilige“ (er nannte das Heilige das<br />

„Numinose“) dieses Phänomen als mysterium tremendum (das<br />

Geheimnisvolle, das einen innerlich beben lässt) und mysterium<br />

fascinans (das Geheimnisvolle, das einen fasziniert) beschrieben.<br />

Für ihn offenbart sich in den Religionen der <strong>heilig</strong>e Gott<br />

dem Gefühl als eine überwältigende Macht. Es <strong>ist</strong> ein Gefühl,<br />

in dem die Kreatur erschaudert und als Zugang zum „ganz<br />

Leben in Heiligung, Heiligkeit und Heil<br />

Anderen“ die menschliche Vernunft zwar fasziniert, aber doch<br />

übersteigt. Heute haben wir ein anderes Problem: <strong>Das</strong> Numinose<br />

im religiösen Sinne gibt es nicht mehr als das Mysterium,<br />

als das <strong>heilig</strong>e Geheimnis. Was die Menschen stattdessen<br />

schaudern lässt, <strong>ist</strong> nur billiger „Horror“. <strong>Das</strong> Faszinosum des<br />

Glaubens – das, was einen vor Faszination erregt – wird durch<br />

banales „Mystery“ und „Fantasy“ ersetzt und gleichzeitig von<br />

der Ebene der höchsten Realität auf die niedrigste Ebene des<br />

niveaulos Fiktiven herabgesetzt.<br />

Auch wenn unsere Gesellschaft das Banale liebt und sich an<br />

Schwachsinn ergötzt, die Liebe in Pornographie pervertiert,<br />

das Hehre und Hohe durch den Dreck zieht – allem Anschein<br />

zum Trotz: Es gibt das Heilige! Es gibt das Heilige, weil es den<br />

Heiligen gibt! Auch wenn er als solcher nicht erkannt wird<br />

oder die ihm gebührende Ehre verweigert wird, gibt es „den<br />

Heiligen“. Ich klage an, weil uns unser Heil madig gemacht<br />

wird. Ich klage an, weil wir sein Gebot, als sein Volk <strong>heilig</strong><br />

und Anwälte seiner Heiligkeit zu sein, nicht ernst nehmen.<br />

<strong>Das</strong> <strong>ist</strong> <strong>mir</strong> <strong>heilig</strong>!<br />

<strong>Das</strong> Kind an der Mutterbrust.<br />

Die Familie – Die Liebe zwischen einem Mann und<br />

einer Frau, zwischen Eltern und Kindern, zwischen<br />

Geschw<strong>ist</strong>ern, zwischen den Generationen<br />

<strong>Das</strong> Vertrauen eines Menschen.<br />

Die Stille vor Gott (in den frühen Morgenstunden).<br />

Die Hingabe eines Stärkeren für den Schwächeren.<br />

Die Hingabe des Schwächeren für den Stärkeren.<br />

<strong>Das</strong> Leben eines Ungeborenen.<br />

<strong>Das</strong> Leben eines auf besondere Hilfe Angewiesenen.<br />

<strong>Das</strong> Leben eines Schutzlosen – auch alten und<br />

schwachen Menschen.<br />

in 10 worten:<br />

Der Heilige, <strong>heilig</strong>, Heiligung, Banalität,<br />

Per version, Wandel, Licht, ref lektieren,<br />

Rechenschaf t, Zeugnis<br />

gOttes <strong>heilig</strong>keit UND UNser heil –<br />

gOttes <strong>heilig</strong>keit UND UNsere <strong>heilig</strong>UNg<br />

Unser Leben spielt sich eben nicht allein in der „Horizontalen“<br />

ab. Die „Vertikale“ kommt hinzu, mitsamt der Verantwortung<br />

vor Gott. Er hat uns nicht nur geschaffen, sondern auch<br />

selbst die Kluft zwischen dem Ewigen und dem Vergänglichen<br />

überbrückt, indem er in Jesus Chr<strong>ist</strong>us Mensch geworden <strong>ist</strong>,<br />

um uns mit Gott zu versöhnen, damit wir Menschen einen<br />

Zugang zum <strong>heilig</strong>en Gott haben können und in einer Beziehung<br />

mit ihm leben.<br />

Der Heilige Gott sucht die verlorene Welt. Er will den verlorenen<br />

Menschen <strong>heilig</strong>en und wieder für sich gewinnen.<br />

Darum reinigt er uns von unserer Schuld und erlöst uns aus<br />

den Fängen des Bösen, damit wir in der Gemeinschaft mit<br />

ihm leben können.<br />

Den „Zaun der Trennung“ im Heiligtum (Epheser 2) hat er<br />

nicht abgebrochen und den Vorhang im Tempel zum Aller<strong>heilig</strong>sten<br />

nicht entzwei gerissen, um das Heilige aufzuheben<br />

oder gar zu entweihen. Vielmehr hat er die äußere Grenze<br />

zwischen Heiligem und Profanem aufgehoben, damit das<br />

Heilige durch seinen <strong>heilig</strong>en Ge<strong>ist</strong> in den Menschen Wohnung<br />

nehmen kann. „Ihr sollt <strong>heilig</strong> sein, denn ich bin <strong>heilig</strong>“<br />

(3.Mose 19,2). <strong>Das</strong> gilt erst recht seit der Geburtsstunde der<br />

Kirche an Pfingsten.<br />

Nunmehr geht es im Leben auf diesem Planeten um „das<br />

Leben als Leben vor Gott“.<br />

Die Menschen leben aber so, als gäbe es keinen Gott, keinen,<br />

der sie erschaffen hätte und von dem sie zur Rechen-<br />

schaft gezogen werden könnten. Sie leben so, als wären<br />

sie nicht zu Gottes Ebenbild geschaffen, und sie leben, als<br />

hätten sie sich – wenn überhaupt – nur vor sich selbst zu<br />

verantworten.<br />

Der biblische Begriff „<strong>heilig</strong>“ (kadosch) bedeutet „ausgesondert<br />

für“ und „abgetrennt von“ – nämlich „ausgesondert<br />

für Gott allein“ und „abgetrennt von der Allgemeinheit der<br />

Welt“. Schon in der Antike wussten die Menschen darum,<br />

dass das „Allgemeine“ immer das „Gemeine“, das Schlechte<br />

und Minderwertige <strong>ist</strong>. <strong>Das</strong> Gute, das Erhabene, das Edle <strong>ist</strong><br />

etwas Besonderes. Darum geht es auch in vielen Texten der<br />

Bibel, die unsere Heiligung zum Thema machen, dass wir<br />

als Heilige uns der Welt nicht gleich stellen dürfen, dass wir<br />

das Weltliche meiden und das suchen sollen, was droben <strong>ist</strong>.<br />

Wir sollen uns von der Welt<br />

unterscheiden und so einen<br />

Unterschied in dieser Welt<br />

machen!<br />

8 THEOLOGISCHE ORIENTIERUNG : April – Juni 2011 9


<strong>Das</strong> <strong>ist</strong> <strong>mir</strong> <strong>heilig</strong>!<br />

Auch wenn unsere Gesellschaft das Banale<br />

so liebt und sich an Schwachsinn ergötzt,<br />

die Liebe in Pornographie pervertiert, das<br />

Hehre und Hohe durch den Dreck zieht: Allem<br />

Anschein zum Trotz gibt es das Heilige, weil es<br />

den Heiligen gibt!<br />

VON Der welt UNterscheiDeN –<br />

iN Der welt eiNeN UNterschieD macheN<br />

Die Heiligkeit Gottes <strong>ist</strong> völlig gegensätzlich zu dem, was<br />

wir in dieser gefallenen, verdorbenen und verlorenen Welt<br />

wahrnehmen können. Wie aber der Mensch auf der Schattenseite<br />

der Erde – also bei Nacht – an der Helligkeit des<br />

Mondes erkennen kann, dass die Sonne als Quelle des Lichts<br />

durchaus noch scheint, so können wir in der Finsternis dieser<br />

Welt durch die Widerspiegelung der Heiligkeit Gottes durch<br />

Menschen unter uns etwas von der Reinheit und Kraft seiner<br />

Herrlichkeit erahnen. Wir nehmen die Finsternis um uns<br />

als Kontrastprogramm zu Gottes Heiligkeit wahr. Selbst die<br />

größte Finsternis vermag das allerkleinste Licht nicht auszulöschen,<br />

sondern je größer die Dunkelheit <strong>ist</strong>, desto kräftiger<br />

strahlt sein Licht.<br />

<strong>Das</strong> <strong>ist</strong> gemeint, wenn das Neue Testament an verschiedenen<br />

Stellen vom „Wandel im Licht“ spricht. Die Menschen<br />

lieben die Finsternis mehr als das Licht. Aber Gott lässt es<br />

sich nicht nehmen, die Finsternis zu vertreiben und seine<br />

Herrlichkeit zu offenbaren. Im Johannesevangelium sagt<br />

Jesus: „Ich bin das Licht der Welt“. Er sagt aber auch zu seinen<br />

Jüngern: „Ihr seid das Licht der Welt“! In der Nachfolge Jesu<br />

zu leben, bedeutet in seinem Licht zu wandeln. Wo wir uns<br />

diesem Licht aussetzen, wird es auch von uns reflektiert. In<br />

Philipper 2,14f schreibt Paulus: „Tut alles ohne Murren und<br />

ohne Zweifel, damit ihr ohne Tadel und lauter seid, Gottes<br />

Kinder, ohne Makel mitten unter einem verdorbenen und verkehrten<br />

Geschlecht, in dessen Mitte ihr wie Sterne im Weltall<br />

leuchtet“. Die Sterne im Himmel sind nicht von dieser Welt,<br />

auch wenn sie dem nach Orientierung Suchenden in dieser<br />

Welt Wegweisung bieten! So sind Chr<strong>ist</strong>en, Nachfolger und<br />

Nachfolgerinnen Jesu nicht von dieser Welt (Philipper 3,20),<br />

aber doch ein wirksamer Segen in dieser Welt!<br />

wir reDeN VON gOttes <strong>heilig</strong>keit<br />

UND UNserer <strong>heilig</strong>UNg<br />

<strong>Das</strong> tun wir, weil Gott <strong>heilig</strong> <strong>ist</strong> und wir es sein sollen. Gott<br />

will, dass sein Volk sich ihm zur Verfügung stellt. <strong>Das</strong> <strong>ist</strong> die<br />

wahre Bedeutung von „<strong>heilig</strong>“ im Sinne von kadosch. Es geht<br />

nicht darum, dass wir das Leben verneinen oder uns aus dem<br />

Leben zurückziehen. Gott will, dass wir uns ihm zur Verfügung<br />

stellen für ein Leben in dieser Welt – wenn auch nicht von<br />

dieser Welt. Er will unseren Dienst an dieser Welt und für<br />

diese Welt. Dazu lässt er seine Gemeinde auf Erden. Dazu<br />

baut er seine Kirche. Dazu gibt er uns seinen <strong>heilig</strong>en Ge<strong>ist</strong>.<br />

Paulus sagt in Galater 5: „Wenn wir im Ge<strong>ist</strong>e leben, so lasst<br />

uns auch im Ge<strong>ist</strong>e wandeln“. Ein Leben in der Heiligung <strong>ist</strong><br />

nichts anderes als ein Leben, das sich ganz und gar dem Heiligen<br />

Ge<strong>ist</strong> ausgeliefert hat, damit er in unserem Leben seine<br />

Kraft voll entfalten kann. Unsere Aufgabe <strong>ist</strong> es, das Licht Jesu<br />

Chr<strong>ist</strong>i in diese Welt hinein zu reflektieren. Es geht nicht um<br />

unseren eigenen „<strong>heilig</strong>en Schein“ – den haben wir nicht,<br />

und von uns aus können wir nicht leuchten. Nein, es geht<br />

nicht um unser Licht, sondern um das Licht der Welt: Jesus<br />

Chr<strong>ist</strong>us! Sein Licht soll durch uns scheinen! Unser Leben<br />

soll von seinem Licht erfasst werden, unser Leben soll sein<br />

Licht reflektieren! Lasst uns also in seinem Lichte wandeln!<br />

Dr. Paul murdoch<br />

Studienleiter<br />

FOTO: S. 9 leonid_tit/shutterstock<br />

DeN <strong>heilig</strong>eN scheiN wahreN?!<br />

in 10 worten:<br />

Heiliger Schein, Heiliges Sein, Heiligung, Hingabe,<br />

aufgenommen, Taufe, Lebenserneuerung,<br />

authentisch, Spannung, frommer Schein<br />

Der Heilige Schein: Ein gelber Reif über dem Kopf? Ein aufgesetztes<br />

Dauerlächeln? Fromme Etikette? Nichts dahinter?<br />

Ein salbungsvoller Blick? Mehr Schein als Sein?<br />

<strong>heilig</strong>UNg – eiN gescheNk gOttes<br />

Als Chr<strong>ist</strong>en wollen wir ein <strong>heilig</strong>es Leben führen, das<br />

sichtbar für uns und unsere Umwelt <strong>ist</strong>. Doch wenn wir uns<br />

anstrengen, damit andere dieses <strong>heilig</strong>e Leben erkennen,<br />

entsteht dann nicht eher ein Heiliger Schein als ein Heiliges<br />

Sein? Es stimmt, dass sich etwas in unserem Leben verändern<br />

muss, damit wir <strong>heilig</strong> sein können. Dieses Geschehen nennen<br />

wir Heiligung. Auch die Bibel spricht davon, sowohl im Alten<br />

als auch im Neuen Testament. Interessant <strong>ist</strong> allerdings, dass<br />

Heiligung im Alten Testament hauptsächlich mit Reinigungsriten<br />

einhergeht, die auf äußerliches Handeln wie Fasten oder<br />

Opfern beschränkt sind. Im Neuen Testament hingegen hat<br />

Heiligung immer eine doppelte Bedeutung. Zum einen <strong>ist</strong><br />

Heiligung Gottes Werk an uns Menschen. In 1.Korinther 1,30<br />

steht: „Durch ihn aber seid ihr in Chr<strong>ist</strong>us Jesus, der uns von<br />

Gott gemacht <strong>ist</strong> zur Weisheit und zur Gerechtigkeit und zur<br />

Heiligung und zur Erlösung“. <strong>Das</strong> bedeutet, dass wir nicht<br />

durch unsere Anstrengung und unsere Weisheit ge<strong>heilig</strong>t<br />

werden können, sondern nur durch Jesus Chr<strong>ist</strong>us. Heiligung<br />

können wir nicht durch uns selbst erlangen, und auch nicht<br />

ihr Ergebnis, die Heiligkeit. Nur, wenn wir in Chr<strong>ist</strong>us sind,<br />

sind wir ge<strong>heilig</strong>t.<br />

Heiligung als<br />

Echtheitsprobe<br />

unseres Lebens<br />

und Glaubens<br />

<strong>heilig</strong>UNg – eiNe aUfgabe VON gOtt<br />

Zum anderen erfordert Heiligung aber unseren ganzen<br />

Einsatz. In Römer 6,19 fordert uns Paulus auf: „[…] so gebt<br />

nun eure Glieder hin an den Dienst der Gerechtigkeit, dass<br />

sie <strong>heilig</strong> werden.“ Dieses Zur-Verfügung-Stellen der Glieder<br />

hat bereits stattgefunden, indem wir mit Jesus leben und ihm<br />

unser Leben anvertraut haben. Allerdings <strong>ist</strong> diese Hingabe<br />

unseres Lebens etwas, das wir immer wieder neu realisieren<br />

und tun müssen, es <strong>ist</strong> eine fortschreitende Bewegung. Und<br />

dieses Tun kann nicht allein aus uns kommen. Der Wunsch,<br />

ge<strong>heilig</strong>t zu werden und etwas dafür zu tun, <strong>ist</strong> nicht nur ein<br />

menschlicher Wunsch. Er <strong>ist</strong> Gottes Wille. Dieser Wille macht<br />

Heiligung zu einem notwendigen Ziel für uns Chr<strong>ist</strong>en. Doch<br />

dieses Ziel müssen wir nicht alleine erreichen, denn Gott <strong>ist</strong><br />

es, der beides schafft, das Wollen und das Vollbringen (vgl.<br />

Philipper 2,12).<br />

<strong>heilig</strong>UNg – eiNe iNNere sPaNNUNg<br />

Heiligung <strong>ist</strong> also etwas, nach dem wir als Chr<strong>ist</strong>en streben<br />

sollen und wollen. Zuerst bedeutet Heiligung laut Definition,<br />

dass man aufgenommen <strong>ist</strong> in die Gemeinschaft mit<br />

dem Heiligen Gott Israels. Als Anhänger dieser Gemeinschaft<br />

wird man als Heiliger bezeichnet. Also <strong>ist</strong> Heiligung<br />

etwas, was an <strong>mir</strong> geschieht: Ich bin aufgenommen in die<br />

Gemeinschaft! Nach 1.Korinther 1,30 sind wir allein durch die<br />

Gemeinschaft mit unserem Gott ge<strong>heilig</strong>t. Paulus spricht in<br />

10 THEOLOGISCHE ORIENTIERUNG : April – Juni 2011 11<br />

Lesedauer<br />

5 – 10 min


Römer 6,3 davon, dass man dieses Aufgenommen-Sein an<br />

der Taufe auf den Namen Jesus Chr<strong>ist</strong>us festmachen kann.<br />

Heiligung bedeutet also eine Lebenserneuerung, weil wir<br />

in der Taufe ein neues Leben geschenkt bekommen. Damit<br />

<strong>ist</strong> der Prozess im Grunde schon durch Gott abgeschlossen:<br />

Ich bin ge<strong>heilig</strong>t, weil Gott mich <strong>heilig</strong> macht. Ich muss nicht<br />

erst durch verschiedene Riten rein und sauber sein, bevor ich<br />

in die Nähe Gottes kommen darf. Jesus selbst lehnt dieses<br />

pharisäisch-priesterliche Denken ab, weil wir in allen seinen<br />

Worte und Taten erkennen, dass er zu allen Menschen auf<br />

die Erde kam und gerade nicht nur zu denen, die sich für<br />

besonders geeignet halten. Ich bin also ge<strong>heilig</strong>t, weil Gott<br />

mich <strong>heilig</strong> spricht, auch wenn ich mich nicht dementsprechend<br />

fühle.<br />

<strong>heilig</strong>UNg – schritte wageN<br />

Kann diese Heiligung gefährdet sein? Vielleicht <strong>ist</strong> sie<br />

nicht konkret in Gefahr, aber dennoch wird auch von uns<br />

als Chr<strong>ist</strong>en etwas verlangt, nämlich, dass wir uns mit diesem<br />

neuen, geschenkten Leben befassen. Paulus schreibt immer<br />

wieder davon, dass wir in voller Abhängigkeit zu Gott leben<br />

und deshalb auch gefordert sind, das erneuerte Leben zu<br />

erhalten. Es entsteht eben kein vollkommenes Chr<strong>ist</strong>sein<br />

durch den Glauben, vielmehr sind wir durch den Heiligen<br />

Ge<strong>ist</strong> zu einem anderen Leben berufen. Damit <strong>ist</strong> Heiligung<br />

ein schon von Gott abgeschlossener Prozess, und trotzdem<br />

sollen wir uns bemühen, dieses neue Leben zu verstehen und<br />

zu erhalten – aber nicht durch einen Heiligen Schein, sondern<br />

in einem Heiligen Sein! Doch wie schaffen wir das, kein<br />

schein<strong>heilig</strong>es, sondern ein authentisches Leben zu führen?<br />

Setzen wir nicht lieber eine fromme Fassade auf, nur damit<br />

wir <strong>heilig</strong> erscheinen? Unternehmen wir nicht allergrößte<br />

Anstrengungen, nur damit nicht auffällt, wie es uns wirklich<br />

geht? Fällt uns dabei nicht auf, dass wir uns in einem Strudel<br />

befinden, indem wir meinen, so sein zu müssen, wie es andere<br />

in der Gemeinde von <strong>mir</strong> erwarten? Wäre es nicht an der<br />

Zeit, diesen Kreislauf zu durchbrechen, indem wir beginnen,<br />

authentisch zu leben? Wie das gelingen kann? Vielleicht gibt<br />

es dafür keine perfekte Lösung. Aber vielleicht hilft es, wenn<br />

wir die fromme Maske sein lassen und anderen Menschen<br />

einen Einblick in unser Leben gewähren und dadurch zeigen,<br />

dass Gottes Kraft gerade in unserer Schwachheit wirkt.<br />

Wir werden als Chr<strong>ist</strong>en immer in einer gewissen Spannung<br />

leben zwischen dem, dass andere Menschen an uns erkennen<br />

sollen, dass wir Chr<strong>ist</strong>en sind, und dem, dass wir uns nicht<br />

selber <strong>heilig</strong> machen können, sondern Gott dies tut! Denn<br />

„in Chr<strong>ist</strong>us sein bedeutet Erlösung – aber Chr<strong>ist</strong>us in dir<br />

bedeutet Heiligung.“ (W. Ian Thomas)<br />

Lassen Sie uns Schritte wagen, davon wegzukommen,<br />

anderen etwas vorzuspielen! Lassen Sie uns durchscheinender<br />

leben! Gott soll es sein, auf den wir hinweisen, und<br />

nicht unsere Frömmigkeit! Gott <strong>ist</strong> es, der dies in uns schafft:<br />

ein Leben in einem <strong>heilig</strong>en Sein. Lassen Sie uns innehalten<br />

und darüber nachdenken, indem wir auf Gott vertrauen und<br />

auf Jesus schauen, der durch uns scheinen will! Denn: Die<br />

Heiligkeit zeigt sich nicht in dem, was ich tue, sondern in<br />

dem, was Gott tut!<br />

Die Heiligkeit zeigt sich nicht<br />

in dem, was ich tue, sondern<br />

in dem, was Gott tut!<br />

sabine schmalzhaf und Doreen steeger<br />

Studentinnen<br />

FOTO: S. 11 Elisanth/shutterstock<br />

in 10 worten:<br />

Gott, Person, <strong>heilig</strong>, Tempel, Lobgesang,<br />

Glaubensbekenntnis, Verkündigung, Kraf t,<br />

Frucht, Gaben<br />

Der<br />

<strong>heilig</strong>e<br />

ge<strong>ist</strong><br />

Wer er <strong>ist</strong> und<br />

was er wirkt<br />

In einer kleinen Dorfschule Anfang<br />

des 20. Jh. hat sich der Schulinspektor<br />

angemeldet. Er will wissen, ob die Kinder<br />

auch etwas lernen. Allen <strong>ist</strong> klar,<br />

dass er auch das Glaubensbekenntnis<br />

und die Erklärungen von Martin Luther<br />

hören will. In der Klasse wird vereinbart,<br />

welche Schüler sich auf welchen Teil des<br />

Glaubensbekenntnisses vorbereiten.<br />

Der Prüfungstag kommt – und tatsächlich:<br />

Auch das Glaubensbekenntnis wird<br />

abgefragt. Fehlerlos sagen zwei Mädchen<br />

den ersten Artikel auf: „Ich glaube<br />

an Gott...“. Ein Junge fährt fort: „Und an<br />

Jesus Chr<strong>ist</strong>us...“. Alle warten auf den<br />

dritten Artikel vom Heiligen Ge<strong>ist</strong>. Niemand<br />

rührt sich. Endlich meldet sich<br />

ein Mädchen: „Der Junge, der an den<br />

Heiligen Ge<strong>ist</strong> glaubt, fehlt heute...“<br />

Mit dem Heiligen Ge<strong>ist</strong> <strong>ist</strong> es keine<br />

ganz einfache Sache. An wen oder was<br />

glauben wir, wenn wir im Apostolischen<br />

Glaubensbekenntnis erklären: „Ich<br />

glaube an den Heiligen Ge<strong>ist</strong>“?<br />

Die Person des<br />

Heiligen Ge<strong>ist</strong>es<br />

In der so genannten Alten Kirche<br />

wurde das Verhältnis von Gott-Vater,<br />

Gottes Sohn Jesus Chr<strong>ist</strong>us und Gottes<br />

Heiligem Ge<strong>ist</strong> auf die Formel gebracht:<br />

„Ein Wesen, drei Personen“. Wird die<br />

Gottheit Jesu Chr<strong>ist</strong>i bis heute immer<br />

wieder bestritten (am deutlichsten<br />

durch die „Zeugen Jehovas“ oder im<br />

Islam), <strong>ist</strong> diese für den Ge<strong>ist</strong> leichter<br />

nachvollziehbar: „Gott <strong>ist</strong> Ge<strong>ist</strong>“<br />

(Johannes 4,24). Vor allem in der Apostelgeschichte<br />

fallen die personalen<br />

Züge des Ge<strong>ist</strong>es auf. Die junge chr<strong>ist</strong>liche<br />

Gemeinde erfährt den Ge<strong>ist</strong>, wie<br />

ihn Jesus selbst verheißen hat: als personales<br />

Gegenüber an seiner Statt, als<br />

die Gegenwart Gottes des Vaters und<br />

des Sohnes in Person. Von Philippus,<br />

Petrus und verschiedenen Gemeindegliedern<br />

in Antiochia lesen wir, dass<br />

12 THEOLOGISCHE ORIENTIERUNG : April – Juni 2011 13<br />

Lesedauer<br />

10 – 15 min


Der Heilige ge<strong>ist</strong><br />

der Heilige Ge<strong>ist</strong> zu ihnen „redet“<br />

(8,29; 10,19; 13,2). Barnabas und Saulus<br />

werden von ihm „berufen“ und<br />

„ausgesandt“ (13,2.4), und die Ältesten<br />

in Ephesus erinnert Paulus daran, dass<br />

sie vom Heiligen Ge<strong>ist</strong> „eingesetzt“ sind<br />

(20,28). Im Zuge des Apostelkonzils <strong>ist</strong><br />

es der Heilige Ge<strong>ist</strong>, dem etwas als „gut<br />

erscheint“ (15,28), während Paulus auch<br />

erleben muss, dass der Heilige Ge<strong>ist</strong><br />

Wege „verwehrt“ (16,6-8). Die Glieder<br />

der Urgemeinde sind davon überzeugt:<br />

Der Heilige Ge<strong>ist</strong> <strong>ist</strong> der im Alten Testament<br />

verheißene Ge<strong>ist</strong>, und er <strong>ist</strong> Gott<br />

(2,17-21). Er <strong>ist</strong> die wirksame Gegenwart<br />

Gottes in Person bei und in den<br />

Gläubigen in dieser Welt. Hier sehen<br />

wir dann auch den Unterschied bei der<br />

Einheit des Wesens: Während Gott in<br />

der Person des Schöpfers immer schon<br />

über und gegenüber von uns <strong>ist</strong>, und<br />

Gott in der Person von Jesus Chr<strong>ist</strong>us zu<br />

uns kommt, <strong>ist</strong> Gott in der Person des<br />

Heiligen Ge<strong>ist</strong>es im Menschen gegenwärtig<br />

und wirksam.<br />

Nach dem Blick auf die Person des<br />

Heiligen Ge<strong>ist</strong>es fragen wir nun, wie<br />

sich der Heilige Ge<strong>ist</strong> in unserem Leben<br />

erwe<strong>ist</strong>. <strong>Das</strong> Wirken des Heiligen Ge<strong>ist</strong>es<br />

lässt sich mit den wesentlichen Elementen<br />

eines Gottesdienstes vergleichen.<br />

Sie sollen uns im Folgenden als<br />

Gliederungshilfe dienen.<br />

offenbart. Indem uns der Ge<strong>ist</strong> „in<br />

alle Wahrheit leitet“, führt er uns in<br />

eine Beziehung zu Jesus Chr<strong>ist</strong>us. Mit<br />

den Worten des Apostels Paulus: Gott<br />

„machte uns selig [...] durch das Bad<br />

der Wiedergeburt und Erneuerung im<br />

<strong>heilig</strong>en Ge<strong>ist</strong>, den er über uns reichlich<br />

ausgegossen hat durch Jesus Chr<strong>ist</strong>us<br />

[...]“ (Titus 3,4-7; vgl. Römer 8,16). Der<br />

Heilige Ge<strong>ist</strong> beruft uns in die rettende<br />

Gegenwart des dreieinigen Gottes. In<br />

seiner Erklärung des dritten Artikels des<br />

Apostolischen Glaubensbekenntnisses<br />

bringt Martin Luther dies dogmatisch<br />

korrekt auf den Punkt: „Ich glaube,<br />

dass ich nicht aus eigener Vernunft<br />

noch Kraft an Jesus Chr<strong>ist</strong>us, meinen<br />

Herrn, glauben oder zu ihm kommen<br />

kann, sondern der Heilige Ge<strong>ist</strong> hat mich<br />

durchs Evangelium berufen, mit seinen<br />

Gaben erleuchtet, im rechten Glauben<br />

ge<strong>heilig</strong>t und erhalten [...].“<br />

VOm <strong>heilig</strong>eN ge<strong>ist</strong> erfüllt.<br />

Der temPel Des <strong>heilig</strong>eN<br />

ge<strong>ist</strong>es<br />

Der Heilige Ge<strong>ist</strong> ruft zum Glauben,<br />

aber er drängt sich nicht auf. Erst wenn<br />

ich mein Leben – kraft des Heiligen<br />

Ge<strong>ist</strong>es – Gott anvertraue, wird der Heilige<br />

Ge<strong>ist</strong> mich auch erfüllen und mein<br />

Leben mit meinem Leib zum Tempel<br />

wählen. Deshalb erinnert uns Paulus:<br />

<strong>Das</strong> Wirken des Heiligen Ge<strong>ist</strong>es...<br />

...macht mein Leben zu einem Gottesdienst<br />

VOm <strong>heilig</strong>eN ge<strong>ist</strong> willkOmmeN<br />

geheisseN. VOm <strong>heilig</strong>eN<br />

ge<strong>ist</strong> ge<strong>heilig</strong>t<br />

Im Bild des Gottesdienstes entspricht<br />

das erste Werk des Heiligen Ge<strong>ist</strong>es im<br />

Leben eines Menschen der Begrüßung<br />

an der Kirchentüre. Er lädt uns ein, in<br />

eine Beziehung mit Gott einzutreten.<br />

So verheißt es schon Jesus: „Wenn aber<br />

jener, der Ge<strong>ist</strong> der Wahrheit, kommen<br />

wird, wird er euch in alle Wahrheit leiten“<br />

(Johannes 16,13). Was unter „Ge<strong>ist</strong> der<br />

Wahrheit“ und „in alle Wahrheit leiten“<br />

zu verstehen <strong>ist</strong>, sehen wir in Johannes<br />

14,6, wo sich Jesus als „die Wahrheit“<br />

„Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel<br />

seid und der Ge<strong>ist</strong> Gottes in euch wohnt?<br />

Wenn jemand den Tempel Gottes verdirbt,<br />

den wird Gott verderben, denn<br />

der Tempel Gottes <strong>ist</strong> <strong>heilig</strong>; der seid ihr“<br />

(1.Korinther 3,16f; vgl. 6,19). Diese Heiligkeit<br />

braucht der Heilige Ge<strong>ist</strong>, um<br />

sich zu entfalten. Zugleich schafft er<br />

sich diese Heiligkeit selbst. Allerdings<br />

können wir ihn durch Schuld kränken<br />

und sein Feuer unterdrücken, wovor<br />

uns Paulus bewahren will: „Den Ge<strong>ist</strong><br />

dämpft nicht“ (1.Thessalonicher 5,19).<br />

„Betrübt nicht den <strong>heilig</strong>en Ge<strong>ist</strong> Gottes“<br />

(Epheser 4,30). Was für ein Vorrecht,<br />

dass wir aber auch mit David um Vergebung<br />

bitten dürfen und darum, dass<br />

Gott seinen <strong>heilig</strong>en Ge<strong>ist</strong> nicht von uns<br />

nimmt, sondern uns vielmehr mit einem<br />

willigen Ge<strong>ist</strong> ausrüstet (Ps 51,12-14).<br />

VOm <strong>heilig</strong>eN ge<strong>ist</strong> erfüllt.<br />

Der gOttesDieNst hat<br />

begONNeN<br />

gesaNg UND gebet<br />

Paulus ermutigt uns „Lasst euch vom<br />

Ge<strong>ist</strong> erfüllen“ und zeigt uns dann, was<br />

jetzt möglich <strong>ist</strong>: „Ermuntert einander<br />

mit Psalmen und Lobgesängen und<br />

ge<strong>ist</strong>lichen Liedern, singt und spielt<br />

dem Herrn in eurem Herzen [...]“ (Eph<br />

5,18-21). Beides wirkt der Heilige Ge<strong>ist</strong>:<br />

Er trägt unsere Lieder und Gebete vor<br />

Gottes Thron und stärkt auch unseren<br />

Glauben durch das gemeinsame Singen<br />

und Beten. Und wenn wir nicht wissen,<br />

was wir beten sollen, oder wenn wir<br />

nicht mehr beten können, weil uns physische<br />

oder psychische Krankheiten das<br />

Leben schwer machen, dann <strong>ist</strong> es der<br />

Heilige Ge<strong>ist</strong>, der durch uns betet und<br />

die Beziehung zu Gott aufrecht erhält:<br />

„Desgleichen hilft auch der Ge<strong>ist</strong> unsrer<br />

Schwachheit auf. Denn wir wissen nicht,<br />

was wir beten sollen, wie sich’s gebührt;<br />

sondern der Ge<strong>ist</strong> selbst vertritt uns mit<br />

unaussprechlichem Seufzen“ (Römer<br />

8,[15.]26).<br />

glaUbeNsbekeNNtNis<br />

„Niemand kann Jesus Chr<strong>ist</strong>us den<br />

Herrn nennen außer durch den Heiligen<br />

Ge<strong>ist</strong>“ (1.Korinther 12,3). Der Heilige<br />

Ge<strong>ist</strong> verantwortet unser Glaubensbekenntnis.<br />

Damit gilt, was wir schon<br />

zum Gebet festgehalten haben: Selbst<br />

wenn eine Depression, ein Schlaganfall,<br />

Demenz oder andere Krankheiten<br />

einem den Verstand rauben wollen, <strong>ist</strong><br />

es der Heilige Ge<strong>ist</strong>, der durch uns weiter<br />

glaubt und uns in einer Beziehung<br />

mit Gott hält.<br />

zeUgNis<br />

Wenn (leider viel zu selten) in unseren<br />

Gottesdiensten Menschen eine mutmachende<br />

Erfahrung weitergeben, dann<br />

bezeugen sie damit öffentlich Gottes<br />

Wirken in ihrem Leben: Gott zur Ehre<br />

und ihren Mitmenschen zur Ermutigung.<br />

Die Kraft zu diesem Zeugnis, egal,<br />

ob im Gottesdienst oder am Arbeitsplatz,<br />

beim Gespräch mit dem Nachbarn<br />

oder im Verein, gibt der Heilige<br />

Ge<strong>ist</strong>: „Ihr werdet die Kraft des <strong>heilig</strong>en<br />

Ge<strong>ist</strong>es empfangen, der auf euch kommen<br />

wird, und werdet meine Zeugen sein [...]“<br />

(Apostelgeschichte 1,8; vgl. Johannes<br />

15,26f).<br />

schriftlesUNg UND PreDigt<br />

Die Mitte eines jeden evangelischen<br />

Gottesdienstes <strong>ist</strong> die Predigt. Hier spüren<br />

wir den Herzschlag des Heiligen<br />

Ge<strong>ist</strong>es, weil Gottes Ge<strong>ist</strong> untrennbar<br />

mit Gottes Wort verbunden <strong>ist</strong>: „Keine<br />

Weissagung in der Schrift <strong>ist</strong> eine Sache<br />

eigener Auslegung. Denn es <strong>ist</strong> noch nie<br />

eine Weissagung aus menschlichem<br />

Willen hervorgebracht worden, sondern<br />

getrieben vom <strong>heilig</strong>en Ge<strong>ist</strong> haben<br />

Menschen im Namen Gottes geredet “<br />

(2.Petrus 1,20f; vgl. 2.Timotheus 3,16).<br />

Gottes Ge<strong>ist</strong> gebrauchte Menschen in<br />

ihrer Zeit, um Gottes Wort festzuhal-<br />

ten und weiterzugeben. Und bis heute<br />

erschließt der Heilige Ge<strong>ist</strong> uns Gottes<br />

Wort. Er lehrt und erinnert uns an das,<br />

was Jesus verkündigt hat (Johannes<br />

14,26). Ohne den Heiligen Ge<strong>ist</strong> wäre<br />

die Bibel in der Tat ein verstaubtes<br />

Buch. Er garantiert ihre bleibende Aktualität<br />

und ihre Heil schaffende Kraft.<br />

segeN<br />

Im gottesdienstlichen Segen spricht<br />

Gott uns zu, auch im Alltag bei uns zu<br />

sein. Dank seines Segens trägt unser<br />

Leben Früchte – auf unser Thema übertragen:<br />

Die Frucht des Ge<strong>ist</strong>es und die<br />

Gaben des Ge<strong>ist</strong>es. Die Erfüllung mit<br />

dem Heiligen Ge<strong>ist</strong> hat Auswirkungen.<br />

„Die Frucht des Ge<strong>ist</strong>es <strong>ist</strong> Liebe, Freude,<br />

Friede, Geduld, Freundlichkeit, Güte,<br />

Treue, Sanftmut, Selbstbeherrschung“<br />

(Gal 5,22f).<br />

In 1.Korinther 12 und Römer 12 nennt<br />

Paulus Gaben, die der Heilige Ge<strong>ist</strong> gibt:<br />

die Gabe des Dienens, die Gabe der<br />

Leitung, die Gabe der Ermahnung, die<br />

Gabe der prophetischen Rede sowie der<br />

Zungenrede und ihrer Auslegung, die<br />

Gabe der Heilung u.a.: „In einem jeden<br />

offenbart sich der Ge<strong>ist</strong> zum Nutzen aller“<br />

(1.Korinther 12,7). Nicht jeder hat dieselben<br />

Gaben, aber der Heilige Ge<strong>ist</strong><br />

lädt uns ein, im Gebet zu prüfen, wo<br />

unsere Gaben liegen, und diese in der<br />

Gemeinde einzusetzen.<br />

Der gOttesDieNst hört Nicht aUf<br />

Wenn wir das Wirken des Heiligen<br />

Ge<strong>ist</strong>es mit den Elementen eines Gottesdienstes<br />

vergleichen, dann hört dieser<br />

Gottesdienst nicht auf. Im Gegenteil.<br />

Der Heilige Ge<strong>ist</strong> <strong>ist</strong> unser „Unterpfand“<br />

für die Ewigkeit. (2.Korinther 1,22; vgl.<br />

5,5). Mit ihm sind wir „versiegelt für den<br />

Tag der Erlösung“ (Epheser 4,30). Die<br />

Erfüllung mit dem Heiligen Ge<strong>ist</strong> <strong>ist</strong> auf<br />

ewig angelegt, so wie uns jeder Gottesdienst<br />

stärken will für unseren Weg in<br />

Gottes neue Welt.<br />

Uwe rechberger<br />

Studienleiter<br />

14 THEOLOGISCHE ORIENTIERUNG : April – Juni 2011 15<br />

FOTO: S. 13 Kees Zwanenburg; S. 15 Iakov Kalinin / beide shutterstock


imPressiONeN VOm<br />

tUrmtreff 2011<br />

<strong>Das</strong> <strong>ist</strong> <strong>mir</strong> <strong>heilig</strong>!<br />

Über 500 Gäste ließen sich am 22.<br />

Januar zu unserem TurmTreff und zur<br />

abendlichen TowerPower ins <strong>Albrecht</strong>-<br />

<strong>Bengel</strong>-<strong>Haus</strong> einladen. Und sie sollten<br />

auf ihre Kosten kommen!<br />

„<strong>Das</strong> <strong>ist</strong> <strong>mir</strong> <strong>heilig</strong>! Kostbarkeiten<br />

unseres Glaubens“, lautete das Motto<br />

in diesem Jahr. Und die Vormittagsbesucher<br />

wurden in vielfältigen Seminaren<br />

und Vorträgen, durch kreative Pausenangebote<br />

und einen Gottesdienst mit<br />

in dieses wichtige Thema hineingenommen.<br />

Am Abend bebte der Festsaal bei<br />

der legendären TowerHour, die wieder<br />

einmal ein kreatives Feuerwerk unserer<br />

Studierenden bot. Aber das war erst<br />

der Auftakt! Es schlossen sich zahlreiche<br />

Seminarangebote zum Thema<br />

„Chr<strong>ist</strong>sein ohne <strong>heilig</strong>en Schein“ an.<br />

Wer dann immer noch nicht ausgepowert<br />

war, konnte seine Kräfte beim<br />

beliebten TurmSturm testen. Dieses<br />

Jahr ließ Manuel N. alle Mitläufer hinter<br />

sich und stellte die Rekordzeit auf.<br />

Der sich anschließende Imbiss spendete<br />

neue Kräfte für den Nachtgottesdienst,<br />

der uns den <strong>heilig</strong>en Namen Gottes eindrücklich<br />

vor Augen stellte!<br />

Wenn Sie dabei waren, dann sind die<br />

Fotos eine wertvolle Erinnerung! Wenn<br />

Sie dieses Jahr leider nicht kommen<br />

konnten, dann sollten Sie sich den Termin<br />

des nächsten TurmTreffs auf jeden<br />

Fall schon einmal notieren:<br />

Herzliche Einladung zum TurmTreff am<br />

Samstag, 21. Januar 2012!<br />

16 THEOLOGISCHE ORIENTIERUNG : April – Juni 2011 17


Lesedauer<br />

10 – 15 min<br />

was macht<br />

Die bibel zUr<br />

„<strong>heilig</strong>eN schrift“?<br />

Von der Heiligkeit der Schrift und<br />

von der Schrift des Heiligen<br />

Im Andachtsraum des <strong>Bengel</strong>hauses hängt ein großes<br />

Gemälde; gemalt in den Farben des Feuers: züngelndes<br />

Grün, das ins glimmend Bläuliche übergeht, helles Gelb und<br />

ein alles dominierendes dunkles Glutrot. Woran uns dieses<br />

Bild jeden Morgen erinnern will? Vielleicht an Jeremia 23,29:<br />

„Ist mein Wort nicht wie ein Feuer, spricht der Herr?“ Nur schemenhaft,<br />

aber unverkennbar zeigt das Bild zwei ängstlich<br />

zögernde Figuren. Es sind die Emmausjünger, also jene verunsicherten<br />

Jünger, denen der auferstandene Jesus begegnet.<br />

Indem er ihnen das Alte Testament auslegt, entfacht er ihre<br />

nahezu erloschene Fackel des Glaubens. Am Ende rufen sie<br />

staunend (Lukas 24,32): „Brannte nicht unser Herz, als er uns<br />

die Schrift öffnete?“<br />

Die <strong>heilig</strong>e schrift: eiN wirkmächtiges wOrt<br />

Warum dieser Hinweis auf die beiden „feurigen“ Bibelverse?<br />

Weil die Heiligkeit der Schrift vor jeder theologische Reflexion<br />

eine Erfahrung <strong>ist</strong>. Gottes Wort in der Heiligen Schrift <strong>ist</strong> ein<br />

wirkmächtiges Wort. Es vermag Herzen in Brand zu setzen.<br />

Die Bibel <strong>ist</strong> uns <strong>heilig</strong>, weil wir in ihr den „Heiligen Gottes“<br />

(Johannes 6,69) und in ihm das ganze Heil gefunden haben.<br />

Die Heiligkeit der Schrift erwe<strong>ist</strong> sich also zuallererst als eine<br />

Glaubenserfahrung.<br />

<strong>ist</strong> Die <strong>heilig</strong>keit Der schrift Nachweisbar?<br />

Ist die Heiligkeit der Bibel über die subjektive Erfahrung<br />

hinaus nachweisbar, zum Beispiel in der naturwissenschaftlichen<br />

Präzision ihrer Aussagen oder in der logischen Widerspruchsfreiheit<br />

ihres Inhalts? Wohl kaum. Alle Versuche dieser<br />

Art verfehlen ihr Ziel, weil sie im Grunde nicht die Heiligkeit<br />

der Schrift verteidigen, sondern immer nur ein bestimmtes<br />

„Heiligkeits-Kriterium“, das der Bibel zuvor übergestülpt worden<br />

<strong>ist</strong>. Geradezu lächerlich müssen solche Versuche in Gottes<br />

Augen sein, seine Heiligkeit mit menschlichen Maßstäben<br />

messen zu wollen: „Mit wem wollt ihr mich denn vergleichen?<br />

spricht der Heilige“ (Jesaja 40,25). Die Heiligkeit der Schrift <strong>ist</strong><br />

nicht das Ergebnis unserer Zuschreibung und deshalb auch<br />

nicht Gegenstand unserer Verteidigung. Nein, die Heiligkeit<br />

der Schrift <strong>ist</strong> nicht nachweisbar. Sie bleibt eine Erkenntnis<br />

des Glaubens.<br />

Die schrift Des <strong>heilig</strong>eN:<br />

„gOtt – eiN schriftsteller“<br />

Worin besteht die Heiligkeit der Schrift dann? Die Heiligkeit<br />

der Schrift besteht allein darin, dass sie die Schrift des<br />

Heiligen <strong>ist</strong>. „Gott - ein Schriftsteller!“ so lautet der berühmte<br />

Ausspruch von J.G. Hamann (1730-1788), als er der aufkommenden<br />

Bibelkritik der Aufklärung entgegentritt. Die Bibel<br />

<strong>ist</strong> kein religionsgeschichtlicher Zufall, „sondern getrieben<br />

vom <strong>heilig</strong>en Ge<strong>ist</strong> haben Menschen im Namen Gottes geredet“<br />

(2.Petrus 2,21). Sie <strong>ist</strong> Offenbarungswort. Der Heilige Ge<strong>ist</strong><br />

in 10 worten:<br />

Inspiration, bibeltreu, wirkmächtig, Emmausjünger,<br />

Bibelkritik , Of fenbarung, Glaubenserfahrung,<br />

Knechtsgestalt, Lebe-Buch, Schrif t<br />

macht die Bibel zur Heiligen Schrift, „denn alle Schrift“ <strong>ist</strong> von<br />

ihm „eingehaucht“, wie es wörtlich in 2.Timotheus 3,16 heißt.<br />

Und derselbe Ge<strong>ist</strong>, der damals die Schrift „eingehaucht“ hat,<br />

spricht heute durch eben diese Schrift zu uns. Deshalb <strong>ist</strong> sie<br />

wirkmächtig. Die Bibel <strong>ist</strong> das Buch des Heiligen Ge<strong>ist</strong>es. Diese<br />

Einsicht hat die Kirche die „Inspiration der Schrift“ genannt.<br />

Übrigens muss die Bibelarbeit, die Jesus damals den<br />

Emmausjüngern gehalten hat, um einiges länger gewesen<br />

sein, als die 20-Minuten-Predigten in unseren Kirchen. Denn<br />

es ging ums Ganze: „Und er fing an bei Mose und allen Propheten<br />

und legte ihnen aus, was in der ganzen Schrift von ihm<br />

gesagt war“ (Lukas 24,27). Wie gerne hätte ich diese Auslegung<br />

gehört! Die ganze Schrift redet von Chr<strong>ist</strong>us! Die „Wirkmacht“<br />

der Heiligen Schrift hat also eine bestimmte Richtung:<br />

Sie spricht nicht für sich selbst. Sie spricht für Chr<strong>ist</strong>us. Dazu<br />

<strong>ist</strong> sie „inspiriert“ (vgl. Johannes 14,26). Mit diesem Chr<strong>ist</strong>uszeugnis<br />

der ganzen Schrift <strong>ist</strong> wohl das Zentrum ihrer Heiligkeit<br />

benannt. Sie <strong>ist</strong> nicht nur das Buch des Heiligen Ge<strong>ist</strong>es,<br />

sondern zugleich auch das Jesus-Buch. Dietrich Bonhoeffer<br />

hat deswegen sein Bibelstudium danach ausgerichtet, die<br />

„Schrift nichts anderes zu fragen, als was sie über Chr<strong>ist</strong>us sagt.“<br />

Eine protestantische Theologie, die meint, ohne die Inspiration<br />

der ganzen Heiligen Schrift auszukommen, sägt an<br />

dem Ast, auf dem sie selbst als die „Kirche des Wortes“ sitzt.<br />

Die <strong>heilig</strong>e schrift als kaNON<br />

Immer wieder <strong>ist</strong> gegen die Inspirationslehre eingewendet<br />

worden, sie sei eine Hilfskonstruktion der Alten Kirche zur<br />

eigenen Ex<strong>ist</strong>enzsicherung. Die Entstehung des biblischen<br />

Kanons sei deshalb eine mehr oder weniger willkürliche Festlegung<br />

von altkirchlichen Konzilien. Doch h<strong>ist</strong>orisch gesehen<br />

war es genau umgekehrt: Nicht die Kirche hat bestimmt, was<br />

die Heilige Schrift sei, sondern die Heiligen Schriften haben<br />

bestimmt, wo Kirche <strong>ist</strong>. Seit der Abfassung der neutestamentlichen<br />

Bücher haben diese ihre Inspiration dadurch<br />

bewiesen, dass sie als wirkmächtiges Wort Menschen zum<br />

Chr<strong>ist</strong>usglauben geführt haben. Der biblische Kanon <strong>ist</strong> also<br />

keine willkürliche Festlegung. Der „Kanon hat sich selbst<br />

imponiert [d.h. aufgedrängt]“ (Karl Barth).<br />

Die <strong>heilig</strong>keit Der schrift UND Die „kNechtsgestalt“<br />

Der OffeNbarUNg<br />

Gott hat die Bibel gewollt, um sich durch sie zu offenbaren.<br />

Hier liegt der Grund ihrer Heiligkeit. <strong>Das</strong>s die Bibel Gottes<br />

Offenbarung <strong>ist</strong>, erklärt auch, weshalb wir ihre Heiligkeit nicht<br />

auf den ersten Blick erkennen. Vergessen wir nicht: Gott hat<br />

uns seine Größe und Herrlichkeit eben nicht in atemberaubenden,<br />

unübersehbaren Machtbeweisen offenbart, sondern<br />

in seiner Erniedrigung. Unser Gott hat sich tief hinabgebeugt<br />

in unsere Welt, um zu uns zu kommen. J.G. Hamann erkannte<br />

dieses Geheimnis: „Wie hat sich Gott der Vater gedemütigt, da<br />

er einen Erdenkloß nicht nur bildete, sondern auch durch seinen<br />

Odem beseelte. Wie hat sich Gott der Sohn gedemütigt, er wurde<br />

ein Mensch, er wurde der geringste unter den Menschen […].<br />

18 THEOLOGISCHE ORIENTIERUNG : April – Juni 2011 19


Was macht Die BiBel zur „<strong>heilig</strong>en schrift“?<br />

Die Eingebung dieses Buches <strong>ist</strong> eine ebenso große Erniedrigung<br />

und Herunterlassung Gottes als die Schöpfung des Vaters und<br />

die Menschwerdung des Sohnes.“ Wie auch Chr<strong>ist</strong>us die triumphale<br />

Offenbarung seiner göttlichen Macht abgelehnt<br />

hat und „Knechtsgestalt“ (Philipper 2,7) angenommen hat,<br />

so erscheint auch die Heilige Schrift in der „Knechtsgestalt“<br />

menschlicher Sprache.<br />

Von Anfang an haben wir Menschen uns an diesem Gott<br />

gestoßen, der sich selbst erniedrigt: Was für ein Gott, der<br />

Israel, das „geringste unter den Völkern erwählt hat“ (5.Mose<br />

7,7). <strong>Das</strong> Wort vom Kreuz: was für „eine Torheit“ (1.Korinther<br />

1,18). Was für ein schwacher Gott, der sich in die Niedrigkeit<br />

menschlicher Schrift begibt! Die 200 Jahre Bibelkritik seit<br />

der Aufklärung zeigen deshalb auch nichts Neues: „Gott <strong>ist</strong><br />

gewohnt, seine Weisheit von den Kindern der Menschen getadelt<br />

zu sehen“ (J.G. Hamann).<br />

Die Erkenntnis, dass die Bibel „Heilige Schrift“ <strong>ist</strong>, bleibt<br />

dem glaubenden Herzen vorenthalten. Den Emmaus-Jüngern<br />

musste erst Jesus begegnen, ehe sie in der Bibel die Heilige<br />

Schrift erkennen konnten. <strong>Das</strong>s wir in der Bibel die Schrift des<br />

Heiligen erkennen durften, <strong>ist</strong> nicht eine Le<strong>ist</strong>ung unserer Vernunft<br />

oder unseres Glaubens, sondern ein Gnadengeschenk<br />

(vgl. 1.Thessalonicher 2,13).<br />

wir steheN Nicht aUf Der schrift, sONDerN<br />

UNter Der schrift<br />

Der Theologe Adolf Schlatter (1852-1938) wurde einmal<br />

vom Besetzungsgremium des Lehrstuhls für Neues Testament<br />

an der Berliner Fakultät gefragt: „Herr Schlatter, stehen sie<br />

auf der Schrift?“ Er antwortete darauf: „Nein, Herr Min<strong>ist</strong>er, ich<br />

stehe unter der Schrift“. Muss das nicht die der Heiligen Schrift<br />

angemessene Grundhaltung sein? Wer über der Schrift steht,<br />

der beargwöhnt sie, der bewertet und beurteilt sie. Wer unter<br />

der Schrift steht, der möchte weniger über die Schrift reden,<br />

als sie selbst zu Wort kommen lassen.<br />

literatUr-tiPP (iNterNet):<br />

Heinz-Peter Hempelmann: Was heißt „bibeltreu“ –<br />

18 Thesen und zehn Säulen einer Hermeneutik der Demut<br />

(http://www.heinzpeter-hempelmann.de/dat/bibeltreu.pdf)<br />

Die Heiligkeit der Schrift<br />

besteht allein darin,<br />

dass sie die Schrift des<br />

Heiligen <strong>ist</strong>.<br />

Nicht wir legeN Die bibel aUs, sONDerN Die<br />

bibel legt UNs aUs<br />

<strong>Das</strong> <strong>ist</strong> die Konsequenz für die Glaubenspraxis, wenn wir<br />

unter der Schrift und nicht über ihr stehen. Gerade wir, die wir<br />

uns oft und gerne „bibeltreu“ nennen, sollten bedenken, dass<br />

es auch ein „frommes“ Über-der-Schrift-stehen gibt. Paulus<br />

warnt davor, über der Schrift zu stehen und zu meinen „die<br />

Schrift me<strong>ist</strong>ern“ zu können (1.Timotheus 1,7). Solch fromme<br />

Überheblichkeit lässt die Schrift nicht alles sagen, sondern<br />

nur, was wir gerne hören wollen. Die Heilige Schrift möchte<br />

aber selbst zu Wort kommen. Sie möchte wahr-genommen<br />

werden. Hamann versuchte seine Bibel mit „Ehrfurcht und<br />

stummer Aufmerksamkeit“ zu lesen. Bibeltreue <strong>ist</strong> also weder<br />

Zustand noch Auszeichnung. Bibeltreu <strong>ist</strong> nur, wer treu im<br />

Hören auf die Bibel <strong>ist</strong>. Wer lernt, in diesem Sinn bibeltreu<br />

zu sein, der wird wie Martin Luther in der Heiligen Schrift<br />

kein „Lese-Buch“, sondern das „Lebe-Buch“ finden. Die Heilige<br />

Schrift wird dann auf einmal lebendig. Wir erkennen, dass die<br />

Geschichten von Kain und Abel, von Abraham und Lot, vom<br />

treulosen Israel und vom treuen Gott, von Maria und Martha,<br />

vom Reichen Jüngling, vom zweifelnden Thomas… unsere<br />

eigenen Geschichten sind. Dann sprechen wir gemeinsam<br />

mit den Emmausjüngern: „Brannte nicht unser Herz, als er uns<br />

die Schrift öffnete?“<br />

matthias riedel<br />

Tutor<br />

FOTO: S. 19 BortN66/shutterstock<br />

in 10 worten:<br />

Gentechnik , PID, Embr yonenschutz, Stammzellen,<br />

Menschenwürde, Gottebenbildlichkeit,<br />

Sukzessivbeseelung, Abtreibung, verbrauchende<br />

Forschung, Grenzen der Forschung<br />

ge<strong>ist</strong>iger klimawaNDel<br />

Was wir unter „Klimawandel“ zu verstehen<br />

haben, weiß inzwischen jedes<br />

Kind. Wir verstehen darunter die allmähliche<br />

Erwärmung des globalen Klimas<br />

und dessen Folgen für die gesamte<br />

Umwelt, den Menschen und die Natur.<br />

Kennzeichnend für einen solchen Klimawandel<br />

<strong>ist</strong>, dass dieser zeitverzögernd in<br />

Kraft tritt. <strong>Das</strong> heißt, dass das gesamte<br />

Ausmaß eines Klimawandels erst in der<br />

Zukunft sichtbar wird. <strong>Das</strong> Gesagte lässt<br />

sich auf die Frage nach dem Schutz des<br />

ungeborenen Lebens und der damit<br />

verbundenen Frage nach der Menschenwürde<br />

übertragen. Hat Theodor<br />

Heuss die Menschenwürde einmal als<br />

ein nicht weiter begründungsbedürftiges<br />

Regulierungsprinzip bezeichnet,<br />

so wird diese inzwischen kontrovers<br />

debattiert. Der Molekularbiologe und<br />

Nobelpre<strong>ist</strong>räger James Watson plädiert<br />

vor dem Hintergrund einer evolutionsbiologischen<br />

und genetischen<br />

Auffassung der menschlichen Ex<strong>ist</strong>enz<br />

offen für die Tötung erbkranker Föten.<br />

Umstritten <strong>ist</strong> seit Jahren die utilitar<strong>ist</strong>ische<br />

(rein am Nutzen orientiert)<br />

wie <strong>heilig</strong> <strong>ist</strong><br />

UNs Der aNfaNg<br />

Des lebeNs?<br />

Ethik Peter Singers, die eine Tötung<br />

behinderter oder kranker neugeborener<br />

Menschen für ethisch vertretbar<br />

hält und dabei mit der Unterscheidung<br />

von selbstreflexiven, autonomen, vernunftbegabten<br />

Personen einerseits und<br />

nicht schützenswerten menschlichen<br />

Wesen andererseits argumentiert.<br />

Im angelsächsischen Sprachbereich<br />

spricht man bei Menschen, die schwer<br />

hirnorganisch geschädigt sind und<br />

ihr Bewusstsein verloren haben, von<br />

„human vegetable“ und von frühen<br />

Embryonen als „Präimplantationsprodukten“.<br />

Menschliches Leben, das als<br />

unantastbar und deshalb zu schützen<br />

galt, wird mehr und mehr unter dem<br />

Aspekt der Verfügbarkeit betrachtet.<br />

Dabei wird nicht nur das vorgeburtliche<br />

Leben in die Verfügbarkeit des<br />

Menschen gestellt, sondern auch das<br />

gebrechliche, kranke und behinderte.<br />

20 THEOLOGISCHE ORIENTIERUNG : April – Juni 2011 21<br />

Lesedauer<br />

10 – 15 min


geNtechNik –<br />

fOrtschritt ODer freVel?<br />

In Deutschland findet seit einigen<br />

Jahren eine Diskussion über die<br />

Anwendung, Grenzen und Chancen<br />

neuer biotechnischer, insbesondere<br />

gentechnischer Methoden innerhalb<br />

der Fortpflanzungsmedizin statt. Die<br />

Befürworter argumentieren mit der Freiheit<br />

von Forschung und Wissenschaft<br />

und weisen in diesem Zusammenhang<br />

auf die Möglichkeiten der neuen<br />

medizinischen Errungenschaften hin.<br />

Mit Hilfe der PID (Präimplantationsdiagnostik)<br />

könne man Embryonen auf<br />

Erbkrankheiten untersuchen, diese<br />

erkennen und so etwa Behinderungen<br />

ausschließen. Weiter könnten sich durch<br />

die Entnahme von Stammzellen bei<br />

Embryonen und deren Einpflanzung in<br />

geschädigte Organe neue Heilmöglichkeiten<br />

eröffnen. Tatsächlich scheinen<br />

die Möglichkeiten, die sich durch die<br />

Verbindung von Fortpflanzungsmedizin<br />

und Gentechnik am Menschen ergeben,<br />

atemberaubend zu sein. Behinderungen<br />

können nicht nur frühzeitig diagnostiziert,<br />

sie können auch ausgeschlossen<br />

werden. Bisher unheilbare Krankheiten<br />

können therapiert werden. Die Menschheit<br />

könnte auf diesem Wege länger,<br />

gesünder und mit weniger Leiden ex<strong>ist</strong>ieren.<br />

Die Gegner der Gentechnik hingegen<br />

sehen die Gefahr der Verletzung<br />

der Menschenwürde. Den gezeugten<br />

Embryo würde man als Genmaterial,<br />

nicht aber als Menschen achten.<br />

Gesellschaftliche und wirtschaftliche<br />

Interessen würden dazu führen, Embryonen<br />

wie eine Ware zu handeln. Eine<br />

solche „verbrauchende Forschung“<br />

führe notwendigerweise dazu, dass die<br />

Tötung überzähliger Embryonen in Kauf<br />

genommen werde. Kranken Embryonen<br />

würde im Zuge der Selektierung das<br />

Lebensrecht abgesprochen.<br />

<strong>Das</strong> Hauptgegenargument der Kritiker<br />

<strong>ist</strong> theologischer Natur: Der Mensch<br />

sei Mensch von Anfang an, das heißt<br />

ab dem Zeitpunkt der Verschmelzung<br />

von Same und Eizelle. Daher müsse man<br />

den Embryo nicht nur als potentiellen,<br />

sondern als wirklichen Menschen sehen.<br />

Es gibt keine Entwicklung zum Menschen,<br />

sondern nur eine Entwicklung<br />

als Mensch (Ulrich Eibach).<br />

<strong>Das</strong> Heikle an der Sache <strong>ist</strong> tatsächlich,<br />

wie man mit „defekten“ Embryonen<br />

umgeht. Hat man das Recht, einen<br />

Embryo auszusortieren, bei dem sich<br />

zum Beispiel eine erblich bedingte<br />

Krankheit feststellen lässt? Im deutschen<br />

Embryonenschutzgesetz von<br />

1990 hat man solche Möglichkeiten<br />

Gott sei Dank ausgeschlossen. Doch<br />

werden die Politiker dem zunehmenden<br />

Druck von Wissenschaft und Wirtschaft<br />

standhalten? Darf man alles tun, was<br />

man kann, oder muss man auf ganz<br />

bestimmte Optionen verzichten?<br />

Auch die Stammzellentherapie <strong>ist</strong><br />

ethisch problematisch. Die zur Entnahme<br />

von Stammzellen verwendeten<br />

Embryonen sterben ab. Auch der Hinweis,<br />

dass man dadurch krankes Leben<br />

heilen kann, <strong>ist</strong> zutiefst fragwürdig.<br />

Kann man das eine Leben zerstören,<br />

um das andere zu erhalten?<br />

gOttebeNbilDlichkeit UND<br />

meNscheNwürDe<br />

<strong>Das</strong> Verständnis von der Würde<br />

des Menschen, die nach Artikel 1 des<br />

Grundgesetzes unantastbar <strong>ist</strong>, <strong>ist</strong><br />

nicht zuletzt durch das chr<strong>ist</strong>liche Menschenbild<br />

mitbestimmt. Dies bedeutet<br />

zum einen, dass dem Menschen eine<br />

Würde zukommt, die ihn weit über alle<br />

anderen Kreaturen hinaushebt. Der<br />

Mensch <strong>ist</strong> nicht einfach ein höheres<br />

Tier. Zum anderen bedeutet es, dass<br />

seine Würde nicht im Menschen selbst<br />

begründet liegt, sondern von außen auf<br />

ihn zukommt. Sie stellt ein Kontinuum<br />

dar, das von Gott her bleibend jedem<br />

Moment unseres Lebens und Sterbens<br />

zugeordnet <strong>ist</strong>. Sie kann uns daher<br />

weder durch Krankheit oder Behinderung<br />

noch durch andere Qualitäten wie<br />

Le<strong>ist</strong>ungsfähigkeit oder Selbstbewusstsein<br />

genommen werden.<br />

Letzteres <strong>ist</strong> für das ungeborene<br />

Leben von großer Bedeutung. Im Blick<br />

auf den Embryo wird häufig von einer<br />

sukzessiven Menschenwürde gesprochen.<br />

Dies bedeutet, dass man den<br />

Anfang des Menschseins von der Verschmelzung<br />

von Ei- und Samenzelle<br />

weg in die weitere Entwicklung des<br />

Menschen verschiebt. Die Vertreter<br />

eine sog. „Sukzessivbeseelung“ gehen<br />

davon aus, dass das ge<strong>ist</strong>ige Leben<br />

sekundär zu dem natürlichen Leben<br />

hinzukommt und von daher der Mensch<br />

erst zu einem unbestimmten späteren<br />

Zeitpunkt zu einem vollen Menschsein<br />

gelangt. Sie unterscheiden zwischen<br />

dem bloß biologisch-menschlichen<br />

Leben einerseits und dem personal-ge<strong>ist</strong>igen<br />

Leben andererseits. Allein Letzterem<br />

komme die volle Menschwürde<br />

zu. <strong>Das</strong> Problem dieser bereits im Mittelalter<br />

vertretenen Sichtweise <strong>ist</strong>, dass<br />

biblisch gesehen der Mensch nicht in<br />

Leib und Seele, zwischen biologischer<br />

Zelle einerseits und ge<strong>ist</strong>iger Würde<br />

andererseits aufgespalten werden kann.<br />

„Seele“ <strong>ist</strong> nach biblischem Verständnis<br />

ein Beziehungsbegriff. Von Anfang an<br />

steht der Mensch in einer Beziehung<br />

zu Gott. Die Bibel spricht davon, dass<br />

Gott den Menschen vor der Schöpfung<br />

der Welt schon gekannt (Epheser 1,4)<br />

und im Mutterleib geformt hat (Psalm<br />

139,13). Diese Tatsache aber macht es<br />

uns unmöglich, von einem abgestuften<br />

Menschsein zu reden. Die Beziehung<br />

Gottes zum Menschen entsteht nicht<br />

erst mit dessen Geburt, sondern schon<br />

lange vorher.<br />

DemUt VOr gOtt UND Die<br />

UNVerfügbarkeit Des lebeNs<br />

Kraft der ihm verliehenen Freiheit vermag<br />

der Mensch die Welt zu erforschen<br />

und sich in gewissem Sinne auch untertan<br />

zu machen. Auch die Gentechnik,<br />

etwa die Erforschung des menschlichen<br />

Genoms, stellt in dieser Perspektive<br />

nichts anderes als ein Erforschen und<br />

Verstehen der geschaffenen Wirklichkeit<br />

dar. Nun besitzt die Ermächtigung des<br />

Menschen, die Welt und das Leben zu<br />

erforschen, allerdings auch eine Grenze.<br />

Diese <strong>ist</strong> dort festgelegt, wo der Mensch<br />

sein eigener Herr und Schöpfer sein will.<br />

Denn nicht der Mensch <strong>ist</strong> Herr über<br />

Tod und Leben, sondern Gott. Diese<br />

Grenze <strong>ist</strong> vom Menschen her demütig<br />

zu achten. Wo immer der Mensch<br />

diese Grenzen überschritten hat, sei<br />

es in Euthanasieprogrammen oder sei<br />

es in der gegenwärtigen Abtreibungspraxis,<br />

verfehlt er nicht nur seinen Mitmenschen,<br />

sondern auch Gott. Umgekehrt<br />

vermag der Mensch dort, wo er<br />

die Grenzen des Lebens anerkennt,<br />

auch leidendes, ungeplantes, ungewolltes<br />

Leben oder Lebensgeschick, wie<br />

etwa die Geburt eines behinderten Kin-<br />

22 THEOLOGISCHE ORIENTIERUNG : April – Juni 2011 23<br />

FOTO: S. 21 Nate A.; S. 23 unkreativ / beide shutterstock<br />

des, zu tragen. Der Glaube befähigt zur<br />

demütigen Anerkennung von Grenzen,<br />

sowie dazu, auch Leid zu tragen.<br />

Für unsere Fragestellung, wie wir die<br />

Gentechnik am Menschen zu bewerten<br />

haben, besitzt die Haltung der Demut<br />

klare Konsequenzen. Trotz der menschlichen<br />

Möglichkeit, Leben „in vitro“ zu<br />

erzeugen, bleibt die Tatsache bestehen,<br />

dass Gott der Schöpfer des Lebens <strong>ist</strong>.<br />

<strong>Das</strong>s sich aus der Verbindung von Same<br />

und Eizelle ein Mensch entwickeln kann,<br />

verdankt sich letztlich dem Schöpferwirken<br />

Gottes. <strong>Das</strong> Problematische einer<br />

solchen In-Vitro-Befruchtung sollte<br />

dabei jedoch nicht übersehen werden.<br />

Mit jeder extrakorporalen Befruchtung<br />

entstehen überzählige Embryonen, die<br />

am Ende vernichtet werden müssen. An<br />

dieser Stelle wird meines Erachtens die<br />

Grenze überschritten.<br />

Aber auch der verbreiteten Meinung,<br />

dass Gesundheit das höchste Gut sei,<br />

und alles, was dem Gesund- bzw. Heilwerden<br />

des Menschen dient, ethisch zu<br />

rechtfertigen sei, <strong>ist</strong> meiner Meinung<br />

nach zu widersprechen. In der Konsequenz<br />

bedeutet eine solche Haltung<br />

eine Glorifizierung der Gesundheit. Vor<br />

allem aber öffnet sie wissenschaftlichtherapeutischen<br />

Experimenten mit<br />

Embryonen sowie der Selektion von<br />

unheilbarem, vorgeburtlichem Leben,<br />

wie dies in der PID der Fall <strong>ist</strong>, Tür und<br />

Tor. Der Heilauftrag <strong>ist</strong> der Achtung der<br />

Würde des Menschen vor Gott ein- und<br />

unterzuordnen. Gentechnische Verfahren,<br />

bei welchen das Sterben menschlichen<br />

Lebens billigend in Kauf genommen<br />

wird, um damit anderes Leben zu<br />

heilen, <strong>ist</strong> uns daher nicht erlaubt.<br />

Dr. rolf sons<br />

Rektor


Lesedauer<br />

10 – 15 min<br />

eiN<br />

schatzkästcheN<br />

<strong>heilig</strong>er<br />

mOmeNte<br />

Begegnungen mit Gott im Leben entdecken<br />

Ich habe ein Schatzkästchen zu <strong>Haus</strong>e. Darin liegen eine<br />

Murmel, Postkarten, Spruchkärtchen. Eigentlich nichts<br />

wirklich Wertvolles. Aber für mich haben diese Dinge eine<br />

Bedeutung, weil ich mit jedem Gegenstand eine kostbare<br />

Erinnerung verbinde: eine Erinnerung an eine Begegnung<br />

mit Gott, an einen „<strong>heilig</strong>en Moment“.<br />

Was aber <strong>ist</strong> ein „<strong>heilig</strong>er Moment“? Wikipedia sagt: „Heilig“<br />

stammt von Heil ab, was etwas Besonderes bezeichnet<br />

und sich abgeschwächt noch in heil („ganz“) wiederfindet<br />

(vgl. englisch: holy, „<strong>heilig</strong>“, von whole). <strong>Das</strong> „Lexikon zur<br />

Bibel“ schreibt: „Heilig bezeichnet etwas vom Gewöhnlichen<br />

Getrenntes. Der Begriff der Heiligkeit <strong>ist</strong> in der Bibel ausschließlich<br />

auf Gott bezogen und in seinem Wesen von Gott<br />

her bestimmt. Eine Person, Sache oder Zeit wird erst dann<br />

<strong>heilig</strong>, wenn Gott sie zu eigen nimmt und sie dadurch <strong>heilig</strong>t.“<br />

Wenn wir von <strong>heilig</strong>en Momenten sprechen, dann scheinen<br />

also ganz besondere Momente gemeint zu sein, die von den<br />

gewöhnlichen Momenten abzugrenzen sind.<br />

gOttesbegegNUNgeN im alteN testameNt:<br />

meNscheN höreN gOttes stimme UND seheN<br />

seiNe zeicheN<br />

Der Maler Michelangelo hat in seinem Bild „Die Erschaffung<br />

Adams“ den ersten „<strong>heilig</strong>en Moment“, die erste Begegnung<br />

zwischen Gott und Mensch, anschaulich in Szene gesetzt.<br />

Er bringt zum Ausdruck, wer in der Beziehung zwischen<br />

Gott und Mensch der Initiative, und wer der Empfangende<br />

<strong>ist</strong>. Gott ruft den Menschen als sein Gegenüber ins Leben.<br />

Während Adam entspannt daliegt, <strong>ist</strong> es Gott, der sich aktiv<br />

seinem Geschöpf nähert und sich ihm offenbart.<br />

Doch eine echte Beziehung lebt davon, dass beide Seiten<br />

sich aufeinander zu bewegen. Nur wer auch von sich aus<br />

Gottes Nähe sucht und in Gemeinschaft mit ihm lebt, wird<br />

ihn auch erleben. Ohne gelebte Beziehung bleibt der Glaube<br />

theoretisches Kopfwissen ohne Auswirkungen auf das Leben.<br />

Die Bibel <strong>ist</strong> voll von solch „<strong>heilig</strong>en Momenten“, in denen<br />

die göttliche Wirklichkeit auf die menschliche Realität trifft.<br />

Gott spannt einen Regenbogen für Noah. Gott spricht zu<br />

Mose aus dem brennenden Busch. Gottes Stimme dringt zu<br />

Bileam durch einen Esel. Gott berührt Elia im Wind.<br />

Gott <strong>ist</strong> ein Gott, den man sehen kann, weil er sich sehen<br />

lässt, ein Gott, den man hören kann, weil er sich hören lässt,<br />

und ein Gott, den man spüren kann, weil er sich spüren lässt.<br />

Gott hat sich den Menschen auf unterschiedliche Weise<br />

erfahrbar gemacht. Entweder durch Zeichen oder durch die<br />

direkte Berufung Einzelner.<br />

Manchmal hat sich Gott sogar dem ganzen Volk Israel<br />

gezeigt: Bei der Wüstenwanderung ging er ihm 40 Jahre lang<br />

in einer Wolken- und Feuersäule voraus. Manna fiel jeden<br />

Morgen vom Himmel. Die Israeliten konnten Gottes Güte<br />

mit allen Sinnen erfahren, sogar mit dem Geschmackssinn:<br />

Gottesbegegnung als Geschmackserlebnis!<br />

gOttesbegegNUNgeN im NeUeN testameNt:<br />

gOtt begegNet DeN meNscheN iN JesUs<br />

Auch im Neuen Testament begegnet Gott Menschen. Hier<br />

kommt er ihnen noch ganz anders nah: als einer von ihnen.<br />

Bei der Geburt Jesu wird Gott Mensch – die größtmögliche<br />

Begegnung zwischen Göttlichem und Menschlichem! Gott<br />

kommt den Menschen als einfacher Zimmermann entgegen,<br />

der in ihr Leben hineinspricht, der Kranke heilt, der sich mit<br />

Sündern einlässt und Gottes Liebe und Vergebung zu ihnen<br />

bringt, z.B. beim Besuch der Schwestern Maria und Martha<br />

(Lukas 10,38-42). Übrigens nicht in einem besonders heili-<br />

in 10 worten:<br />

Kostbare Erinnerung, Beziehung, Geschmack serlebnis,<br />

Jesus, Alltagsgeschäf t, Priorität, Mar tha-<br />

Hände, Maria-Gemüt, Heiliger Ge<strong>ist</strong>, Hier und Heute<br />

gen Moment, sondern mitten im Alltagsgeschäft. Und wo<br />

Jesus <strong>ist</strong>, da sind auch die Jünger. Hungrige Männer, die nach<br />

einem langen Fußmarsch bewirtet werden wollen. Da müssen<br />

Brot gebacken, Wasser und Wein geholt und sämtliche<br />

Vorräte aufgetischt werden. Ein völliges Tohuwabohu in der<br />

Küche! Wahrscheinlich hätte die fleißige Martha sich auch<br />

gerne zu der Gruppe gesetzt und Jesus zugehört. So wie ihre<br />

Schwester Maria. Aber sie <strong>ist</strong> eben der Typ: „Erst die Arbeit,<br />

dann das Vergnügen!“. Jesus sagt deshalb treffend zu ihr:<br />

„Du hast viel Sorge und Mühe.“ So viel Sorge und Mühe, dass<br />

Martha ihre eigentliche Bestimmung aus den Augen verliert:<br />

die Gemeinschaft mit Jesus!<br />

Marias Prioritätenl<strong>ist</strong>e sieht anders aus: zuerst Zusammensein<br />

mit Jesus und dann die alltäglichen Pflichten. Sie sitzt<br />

zu Jesu Füßen, was ein typisches Schüler-Lehrer-Verhältnis<br />

widerspiegelt. Die Schüler saßen damals zu Füßen ihres Rabbi<br />

und lauschten gebannt seinen Worten. Wenn ein Schüler<br />

sich für einen Lehrer entschied, dann hieß das, ihm überallhin<br />

zu folgen. Ein Jünger wollte alles von seinem Me<strong>ist</strong>er<br />

lernen, nicht nur theologische Weisheiten. Deshalb lebte er<br />

mit ihm zusammen, um möglichst viel von seinem Verhal-<br />

ten abschauen zu können. Ein Sprichwort besagt deshalb:<br />

„Mögest du immer vom Staub deines Rabbi bedeckt sein.“<br />

Jesus zeigt, dass Maria das eigentlich Wichtige im Leben<br />

erkannt hat. Sie „hat das gute Teil erwählt“.<br />

Begegnung zwischen Gott und Mensch im Neuen Testament<br />

<strong>ist</strong> also eine persönliche Begegnung zwischen Jesus<br />

und seinen Zeitgenossen. Eine Begegnung, die aber zugleich<br />

schon eine Entscheidung mit einschließt: wie viel Zeit will<br />

ich diesem Jesus zur Verfügung stellen? Will ich ihm ganz<br />

folgen, mit meinem ganzen Leben, so dass ich immer vom<br />

Staub seiner Füße bedeckt bin, oder setze ich die Prioritäten<br />

in meinem Leben anders? Ist der einzige Staub, der mich<br />

bedeckt, der, den ich selbst aufwirbele?<br />

Es kommt auch heute noch auf die richtige Gewichtung<br />

an: Zeiten der Stille mit Zeiten der Aktivität ins rechte Maß<br />

zu bringen.<br />

Teresa von Avila (1515- 1582), eine Karmeliterin, die in<br />

ihrem Kloster für die Küchenarbeit zuständig war, hat in<br />

einem Gebet zum Ausdruck gebracht, dass man trotz und<br />

gerade in den alltäglichen Pflichten die Prioritäten richtig<br />

ordnen und Gott begegnen kann:<br />

Herr der Töpfe und Pfannen, ich habe keine Zeit, eine Heilige zu sein und dir zum Wohlgefallen<br />

in der Nacht zu wachen,<br />

auch kann ich nicht meditieren in der Morgendämmerung und im stürmischen Horizont.<br />

Mache mich zu einer Heiligen, indem ich Mahlzeiten zubereite und Teller wasche.<br />

Nimm an meine rauen Hände, weil sie für dich rau geworden sind.<br />

Kannst du meinen Spüllappen als einen Geigenbogen gelten lassen,<br />

der himmlische Harmonie hervorbringt auf einer Pfanne?<br />

Herr der Töpfe und Pfannen,<br />

bitte darf ich dir anstatt gewonnener Seelen die Ermüdung anbieten,<br />

die mich ankommt beim Anblick von Kaffeesatz und angebrannten Gemüsetöpfen?<br />

Obgleich ich Martha-Hände habe, hab’ ich doch ein Maria-Gemüt.<br />

(gekürzt)<br />

24 THEOLOGISCHE ORIENTIERUNG : April – Juni 2011 25


Ein Schatzk äStchEn hEiligEr MoMEntE<br />

„<strong>heilig</strong>e mOmeNte“ iN UNserem lebeN:<br />

gOtt begegNet UNs DUrch DeN <strong>heilig</strong>eN ge<strong>ist</strong><br />

Auch heute begegnet uns Gott. Im Heiligen Ge<strong>ist</strong>. Oft<br />

nehmen wir sein Reden nicht wahr, weil wir insgeheim auf<br />

die brennenden Dornbüsche, auf die großen Knalleffekte in<br />

unserem Leben warten. Aber Begegnung mit Gott <strong>ist</strong> zume<strong>ist</strong><br />

viel weniger spektakulär: Er kann durch einen Bibelvers oder<br />

eine Liedstrophe in unser Leben hineinsprechen. Wir können<br />

ihm in anderen Menschen begegnen: wenn jemand ein gutes<br />

Wort für uns hat oder unsere Hilfe braucht. Im Gebet können<br />

wir täglich Gemeinschaft mit Gott pflegen.<br />

Jesus hat uns bei seinem Weggang zugesichert: „Ich bin<br />

alle Tage bei euch, bis an der Welt Ende.“ Er <strong>ist</strong> immer da. Wir<br />

müssen nicht auf besonders „<strong>heilig</strong>e Momente“ warten, denn<br />

für Gott <strong>ist</strong> jeder Moment gleich <strong>heilig</strong>. „Dies <strong>ist</strong> der Tag, den<br />

der Herr gemacht hat“ (Psalm 118,24). Jeder Tag <strong>ist</strong> es wert,<br />

mit Gott gelebt zu werden!<br />

Ein großer Traum<br />

zerplatzt –<br />

oder:<br />

Wie Gott <strong>mir</strong><br />

neuen Mut gibt<br />

Abgelehnt! Wie kann das sein? Es war<br />

doch geplant, nach der Hälfte meines<br />

Studiums für neun Monate nach Jerusalem<br />

zu gehen. <strong>Das</strong> war mein großer<br />

Traum. Mit Gott hatte ich doch abgemacht,<br />

dass ER sich darum kümmert!<br />

Ich bin völlig aufgelöst. Mit einer einzigen<br />

Email <strong>ist</strong> alles dahin.<br />

Vor dem Einschlafen liest <strong>mir</strong> meine<br />

Mitbewohnerin aus Psalm 37 vor:<br />

„Befiehl dem HERRN deinen Weg, und<br />

vertraue auf ihn, und Er wird handeln.“<br />

Naja, so ganz hat das bei <strong>mir</strong> nicht<br />

funktioniert. Oder zumindest hat Gott<br />

anders gehandelt, als ich es von Ihm<br />

erwartet habe. Deshalb fange ich an,<br />

So sind nicht die im Sinne unserer Definition „<strong>heilig</strong>en“,<br />

also herausragenden Momente unseres Lebens die besten<br />

Gelegenheiten, Gott zu begegnen, sondern unser Alltag. Wir<br />

denken: „Heute habe ich keine Zeit, aber morgen wird ein Tag<br />

mit Gott!“ So verschenken wir wie Martha kostbare Begegnungen<br />

mit unserem Herrn und verschieben diese auf eine<br />

unbestimmte Zukunft, anstatt ihm im Hier und Heute Raum<br />

zu geben. Gott <strong>ist</strong> jederzeit da, egal, ob ich ihn spüre und<br />

mich besonders <strong>heilig</strong> fühle oder nicht. <strong>Das</strong> am häufigsten<br />

genannte Versprechen der Bibel heißt: „Ich bin bei euch!“.<br />

<strong>Das</strong> <strong>ist</strong> es, was Gott wirklich wichtig <strong>ist</strong>: bei uns zu sein! Jeden<br />

Moment unseres Lebens durch seine Gegenwart zu <strong>heilig</strong>en.<br />

Versuchen wir also nicht, besonders <strong>heilig</strong>e Dinge mit Gott<br />

zu tun, sondern lieber alles mit Gott zu tun und es dadurch zu<br />

<strong>heilig</strong>en! So wird unser Schatzkästchen randvoll mit <strong>heilig</strong>en<br />

Momenten: Momente unspektakulär wie Spruchkärtchen und<br />

doch so bunt wie Murmeln. Lebensbereichernd und manchmal<br />

sogar lebensverändernd!<br />

Ihn zu fragen, wie das passieren konnte.<br />

Er muss sich all meinen Frust anhören<br />

und sich hinterfragen lassen. Durch<br />

das Reden mit Gott wird <strong>mir</strong> langsam<br />

wieder leichter ums Herz. Ich bekomme<br />

das Gefühl: Gott gibt <strong>mir</strong> neuen Mut.<br />

Die Absage heißt nicht, dass er mich<br />

vergessen hat, aber ER hat wohl einen<br />

anderen Plan für mich. <strong>Das</strong> anzunehmen<br />

fällt <strong>mir</strong> nicht leicht, aber ich will<br />

Gott vertrauen, dass er schon mehr<br />

über meine Zukunft weiß, als ich erahnen<br />

kann und dass ER es gut mit <strong>mir</strong><br />

meint.<br />

ann-kathrin maurer, Theologiestudentin<br />

Nicole mutschler<br />

Studienleiterin<br />

FOTO: S. 25 david5962/<strong>ist</strong>ockphoto<br />

in 10 worten:<br />

Milieutheorie, Krise, Wandel, Kirche,<br />

<strong>heilig</strong>, Unruhe, fremd, gastfrei, Ausbruch,<br />

schöpferisch<br />

<strong>heilig</strong>e gemeiNDe<br />

im UN<strong>heilig</strong>eN<br />

UmfelD?<br />

Wie die Gemeinde wieder zu den<br />

Menschen kommt<br />

Wussten Sie, dass der FC Bayern mittlerweile fast doppelt<br />

so viele Vereinsmitglieder besitzt wie die Pommersche Landeskirche?<br />

Wussten Sie, dass sich die Finanzmittel unserer<br />

Kirchen in den kommenden 20 Jahren drastisch verringern<br />

werden? Wussten Sie, dass wir nach den Erkenntnissen der<br />

Milieuforschung nur noch knapp drei der zehn Milieus in<br />

Deutschland mit kirchlichen Angeboten erreichen? Und<br />

sind Sie sich auch darüber bewusst, dass wir als Volkskirche<br />

eigentlich zu allen(!) Menschen gesandt sind (Matthäus<br />

28,16-20)?<br />

Egal, wie sehr Sie sich mit kirchlichen Zukunftsszenarien<br />

befasst haben: Die Herausforderungen einer sich immer<br />

schneller verändernden Gesellschaft <strong>ist</strong> an allen Ecken und<br />

Enden erlebbar. <strong>Das</strong> stellt uns vor eine große gestalterische<br />

Aufgabe!<br />

Die aUsgaNgssitUatiON:<br />

Die wieDereNtDeckUNg eiNes gescheNks<br />

So sehr wir auch durch die Krise in Zukunft herausgefordert<br />

sein werden – über allem steht ein großartiger und zeitloser<br />

Zuspruch Gottes an seine Gemeinde: „So seid ihr nun nicht<br />

mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen<br />

und Gottes <strong>Haus</strong>genossen“ (Epheser 2,19).<br />

Bei all den Querelen, Missverständnissen und Verletzungen,<br />

die man auch in der eigenen Gemeinde erlebt, wird uns hier<br />

etwas Großartiges zugesprochen: Wir sind Mitbürger der Heiligen.<br />

Gottes <strong>Haus</strong>genossen! Was für ein Geschenk! <strong>Das</strong> kann<br />

man sich nicht oft genug zusagen lassen. Es <strong>ist</strong>, als träte Jesus<br />

selbst in unsere Mitte und sagte: „Egal, was ihr seht – hört zu,<br />

was in Wahrheit gilt: Diese, meine Kirche <strong>ist</strong> <strong>heilig</strong>!“<br />

Wie kann das stimmen, wo es doch so viel Zerbruch und<br />

Zerrüttung bei uns gibt? Die Kirche <strong>ist</strong> <strong>heilig</strong>, weil die Menschen,<br />

die zur Gemeinschaft der Glaubenden gehören, auch<br />

zu Gott gehören und dadurch ge<strong>heilig</strong>t sind. Keiner wird <strong>heilig</strong><br />

aus eigenem Verdienst oder dadurch, dass ihm dies durch<br />

ein Gremium zugesprochen wird. Durch die Zugehörigkeit<br />

zu Chr<strong>ist</strong>us wird uns dies als Geschenk zuteil. Unverdient!<br />

Aus Gnade! Dies gilt es immer wieder neu zu entdecken: Heilige<br />

bei Jesus sind Heilige gnadenhalber und nicht Heilige<br />

ehrenhalber!<br />

Die PrOVOkatiON: <strong>heilig</strong>e UNrUhe stifteN<br />

Nun möchte ich dennoch etwas <strong>heilig</strong>e Unruhe stiften!<br />

Wenn die Gemeinde <strong>heilig</strong> <strong>ist</strong>, dann muss es doch auch<br />

Räume oder Menschen geben, die der Gemeinde gegenüber<br />

stehen. Vielleicht sind das ja diejenigen, die wir – wenn wir<br />

ehrlich sind – gar nicht so gern in unseren <strong>heilig</strong>en Versammlungen<br />

antreffen möchten? Die Ungepflegten, die Ungebildeten,<br />

die Unruhestifter, die Unvermögenden...?<br />

Wieder hilft uns der Epheserbrief weiter: „So seid ihr nun<br />

nicht mehr Gäste und Fremdlinge“. Hier wird uns etwas Wichtiges<br />

gesagt: Vor der Konversion zum chr<strong>ist</strong>lichen Glauben<br />

waren auch wir – die jetzigen Gemeindemitglieder – Fremdlinge<br />

und Gäste!<br />

Gästen und Fremdlingen kommt in der Heiligen Schrift eine<br />

besondere Rolle zu. Die Kultur der Gastfreundschaft hat sich<br />

bis heute im Orient als ein besonderes Gut erhalten. Zur Zeit<br />

des Alten und Neuen Testaments war man als Reisender auf<br />

diese Gastfreundschaft der Menschen vor Ort angewiesen,<br />

um die langen Strecken überhaupt zurücklegen zu können.<br />

26 THEOLOGISCHE ORIENTIERUNG : April – Juni 2011 27<br />

Lesedauer<br />

5 – 10 min


Heilige gemeinde im unHeiligen umfeld?<br />

Halten wir deshalb an dieser Stelle einen Moment inne<br />

und rufen uns verschiedene Aussagen zur Gastfreundschaft<br />

gegenüber Fremden in Erinnerung:<br />

„Seid gastfrei untereinander ohne Murren.“<br />

(1.Petrus 4,9)<br />

„Ein Bischof soll sein ... gastfrei, ...“ (Titus 1,7f)<br />

„Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt<br />

mich gespe<strong>ist</strong>. Ich bin durstig gewesen, und ihr<br />

habt mich getränkt. Ich bin Gast gewesen, und ihr<br />

habt mich beherbergt...“ (Matthäus 25,35)<br />

„Gastfrei zu sein vergesset nicht; denn dadurch<br />

haben etliche ohne ihr Wissen Engel beherbergt.“<br />

(Hebräer 13,2)<br />

<strong>Das</strong> Volk Israel wird von Gott immer wieder daran erinnert,<br />

dass es die Fremden nicht benachteiligen soll (vgl. 2.Mose<br />

12,49): „Die Fremdlinge sollst du nicht unterdrücken; denn<br />

ihr wisst um der Fremdlinge Herz, weil ihr auch Fremdlinge<br />

in Ägyptenland gewesen seid“ (2.Mose 23,9). <strong>Das</strong> dürfen<br />

wir niemals vergessen! Im Katholizismus gehört die Gastfreundschaft<br />

zu einem der sieben Werke der Barmherzigkeit.<br />

In der Orthodoxie hat sich über die Jahrhunderte im Bereich<br />

der Fremdenliebe (philoxenia) ein eigener liturgischer und<br />

künstlerischer Schwerpunkt entwickelt. Ich meine: Hier <strong>ist</strong><br />

ökumenisches Lernen angesagt! Auch wir waren einmal<br />

Fremdlinge und haben aus Gnade zur <strong>heilig</strong>en Gemeinde<br />

gefunden. Dürfen wir das anderen vorenthalten?<br />

<strong>Das</strong> lerNfelD:<br />

aUsbrUch aUs DeN kircheNmaUerN<br />

Es passiert sehr viel Gutes in unseren Gemeinden und<br />

Gemeinschaften. Dennoch müssen wir einen Aufbruch<br />

wagen – vielleicht sogar einen Ausbruch? Anfang der 90er<br />

Jahre formulierte es Peter Stuhlmacher sehr herausfordernd:<br />

„Wer von der Bibel und ihren Aussagen über die Kirche her<br />

Sein und Weg unserer Kirche(n) bedenkt, kann gar nicht<br />

anders, als eine tiefe Kluft festzustellen zwischen dem, was<br />

wir heute in der Bundesrepublik »kirchliches Leben« nennen,<br />

und den Maßstäben, die Jesus und die Apostel an das Leben<br />

der Gemeinde legen. Zwischen den <strong>Haus</strong>- und Missionsgemeinden<br />

der neutestamentlichen Zeit und unserer (noch<br />

immer) wohlverfassten Großkirche klaffen Welten.“<br />

Wenn die Fremdlinge und Gäste nicht mehr zu uns kommen,<br />

dann müssen wir uns auf den Weg zu ihnen machen.<br />

Wenn alte Formate und Angebotspaletten nicht mehr recht<br />

passen, dann müssen wir kreativ – schöpferisch – über neue<br />

Wege zu den Menschen nachdenken.<br />

Karl-Ernst Nipkow hat zu Recht festgestellt: „Der sonntägliche<br />

Gemeindegottesdienst <strong>ist</strong> nur noch die Versammlung<br />

einer Minderheit“. Damit möchte ich keineswegs den Wert<br />

unserer Gottesdienste bestreiten. Dennoch sind wir aufgefordert,<br />

den Sendungsauftrag Jesu an seine Gemeinde neu für<br />

unsere Gemeinde und für unseren Ort durchzubuchstabieren.<br />

Wie können wir den Menschen wirklich in ihrer Lebenswelt<br />

begegnen (1.Korinther 9,22)? Doch sicher nur da, wo wir uns<br />

mutig auf den Weg zu den Menschen machen. Dabei gibt<br />

es keine schnellen Lösungen und auch keine pauschalen<br />

Antworten. Aber es braucht Menschen, die sich neu vom<br />

Ge<strong>ist</strong> Gottes herausfordern und beauftragen lassen und sich<br />

dabei nicht überfordern. Es geht um Konzentration auf das<br />

Wesentliche! Und das sind immer die Menschen – Gottes<br />

geliebte Geschöpfe.<br />

herzliche eiNlaDUNg<br />

an alle freunde des abh zum gemeindeseminar<br />

seelsOrge UND Die mächte<br />

Seelsorge erschöpft sich nicht in empathischem Zuhören und<br />

helfender Lebensberatung. Vielmehr stellt sie immer auch ein<br />

Kampf- und Machtgeschehen dar. Als solches greift sie hinein<br />

in die Bereiche von Bindungen, Ängsten und Dämonen. Unser<br />

Seminar versucht auf dem Hintergrund des Neuen Testaments<br />

sowie ausgewählter Beispiele aus der Geschichte der Seelsorge<br />

dieser besonderen Problematik nachzugehen. Ein Thema wird<br />

dabei die Frage nach der Unterscheidung der Ge<strong>ist</strong>er sein. Ebenso<br />

wird uns das Verhältnis von psychischen, göttlichen und widergöttlichen<br />

Phänomenen beschäftigen.<br />

zeit: 12.04. bis 19.07.2011<br />

Jeden Dienstag von 20.15 - 21.45 Uhr<br />

Ort: <strong>Albrecht</strong>-<strong>Bengel</strong>-<strong>Haus</strong>, Tübingen<br />

(Hörsaal im Neubau)<br />

DOzeNt: Dr. Rolf Sons<br />

bücher aUs Dem beNgelhaUs<br />

11<br />

Versandkostenfrei<br />

Steffen Kern | Uwe Rechberger<br />

Wie wir ein<br />

Gottesgeschenk<br />

neu entdecken<br />

H_Cover_Taufe Fragen_rz.indd 1 19.10.2007 15:40:28 Uhr<br />

Versandkostenfrei<br />

8<br />

Versandkostenfrei<br />

Uwe Rechberger<br />

Was kommt nach dem Tod?<br />

„Der sonntägliche Gemeindegottesdienst<br />

rOlf hille<br />

Ungelöste fragen<br />

steffeN kerN /<br />

Uwe rechberger<br />

rOlf sONs<br />

lass die sorgen nicht<br />

Uwe rechberger<br />

willkommen im<br />

<strong>ist</strong> nur noch die Versammlung einer<br />

...ein hindernis für<br />

den glauben?<br />

eine taufe –<br />

tausend fragen.<br />

bei dir wohnen.<br />

Unbeschwert glauben<br />

himmel. was kommt<br />

nach dem tod?<br />

Minderheit.“ (karl-erNst NiPkOw)<br />

markus weimer<br />

Studienass<strong>ist</strong>ent<br />

bUch-tiPP:<br />

Chr<strong>ist</strong>ian Hennecke, Glänzende Aussichten.<br />

Wie die Kirche über sich hinauswächst,<br />

Münster 2010.<br />

Denkanstöße von Karl Heim<br />

Karl Heim war einer der profiliertesten<br />

theologischen Denker<br />

des 20. Jahrhunderts. „Glauben<br />

und Denken“ war sein Hauptthema.<br />

Er hat u.a. gezeigt, wie<br />

neuzeitlicher Atheismus und<br />

Säkularismus überwunden werden<br />

können, und er hat dabei<br />

besonders die großen Fragen der<br />

modernen Naturwissenschaft<br />

aufgenommen. Seine interdisziplinären<br />

Fragestellungen wirken<br />

bis heute anziehend. Anlässlich<br />

seines 50. Todestages würdigt Rolf<br />

Hille dessen Lebenswerk und zeigt,<br />

wie es gelingen kann, von der<br />

Bibel her zu denken und dabei die<br />

neuzeitliche Kritik am chr<strong>ist</strong>lichen<br />

Glauben zu verstehen und zu überwinden.<br />

192 Seiten, Paperback<br />

13,8 x 20,8 cm, € 11,95 (D);<br />

wie wir ein gottesgeschenk<br />

neu entdecken<br />

<strong>Das</strong> Buch für Eltern, Kirchengemeinderäte<br />

und Mitarbeiter/<br />

innen<br />

Kaum ein Thema <strong>ist</strong> in der chr<strong>ist</strong>lichen<br />

Gemeinde mit so vielen<br />

Emotionen und gegensätzlichen<br />

Positionen behaftet wie die Taufe.<br />

Wie legitim <strong>ist</strong> die Taufe von<br />

Säuglingen? Was <strong>ist</strong> von einer<br />

Kindersegnung zu halten? Wie<br />

hängen Taufe und Glaube zusammen?<br />

Wie <strong>ist</strong> eine Wiedertaufe zu<br />

beurteilen? Welche Verantwortung<br />

haben Eltern und Paten, welche<br />

die Gemeinde? Wie kann Tauferinnerung<br />

gestaltet werden?<br />

Uwe Rechberger und Steffen Kern<br />

antworten in diesem Taschenbuch<br />

auf 40 ausgewählte Fragen, die<br />

in der Gemeinde immer wieder<br />

begegnen. Ihre Antworten sind<br />

kurz, prägnant und persönlich.<br />

mit martin luther<br />

„Guten Morgen, liebe Sorgen, seid<br />

ihr auch schon alle da?“ Können<br />

Sie dieses Lied mitsingen? R. Sons<br />

schildert mit vielen Beispielen,<br />

warum Sorgen einen Menschen so<br />

leicht besetzen und wie man aus<br />

dem Kreislauf herausfinden kann.<br />

Bei Luther findet er frische und<br />

anschauliche Ratschläge, wie das<br />

geht: unbeschwert, gelassen und<br />

vertrauensvoll zu leben.<br />

192 Seiten, Taschenbuch<br />

12 x 18,6 cm, € 8,95 (D)<br />

ISBN 978-3-7655-4011-0<br />

Willkommen im Himmel. Gottes<br />

Einladung gilt. Doch, wenn alles<br />

nur so einfach wäre. Wie kommt<br />

man in den Himmel? Warum müssen<br />

wir überhaupt sterben? Wie <strong>ist</strong><br />

das mit dem „Jüngsten Gericht“?<br />

Gibt es einen „doppelten Ausgang“<br />

dieses Gerichtes, also neben<br />

dem Himmel auch die Hölle, oder<br />

schenkt Gott einmal eine „Allversöhnung“?<br />

Was dürfen wir von der<br />

himmlischen Ewigkeit erwarten,<br />

außer dass sie zeitlos sein wird?<br />

Sehen wir in der Ewigkeit unsere<br />

Lieben wieder? Und wo sind<br />

unsere Toten jetzt?<br />

Uwe Rechberger verzichtet<br />

bewusst auf Spekulationen.<br />

Biblisch fundiert, humorvoll und<br />

mit ge<strong>ist</strong>lichem Tiefgang versteht<br />

er es, dieses Thema verständlich<br />

zu entfalten und so Dankbarkeit,<br />

Vorfreude und Hoffnung über den<br />

Tod hinaus zu wecken.<br />

28 THEOLOGISCHE ORIENTIERUNG : April – Juni 2011<br />

ISBN 978-3-7655-1413-5<br />

107 Seiten, Taschenbuch<br />

12 x 18,8 cm, € 6,95 (D)<br />

ISBN 978-3-7751-4798-9<br />

192 Seiten, Taschenbuch<br />

12 x 18,8 cm, € 9,95 (D)<br />

ISBN 978-3775151931<br />

29<br />

FOTO: S. 27 Leigh Prather/shutterstock<br />

Versandkostenfrei zu bestellen im ABH unter: email: theologische-orientierung@bengelhaus.de fon.: 07071 7005-0<br />

9<br />

Versandkostenfrei


Neue Horizonte entdecken. Menschen begegnen. Urlaub genießen.<br />

Große Sommer Kreuzfahrt<br />

in der Ostsee<br />

MS ATHENA – exklusiv gechartert<br />

16. bis 23. Juli 2011<br />

Auf „Vater Rhein“ von<br />

Amsterdam nach Basel<br />

Flusskreuzfahrt mit MS SWISS RUBY –<br />

exklusiv gechartert<br />

Mit an Bord:<br />

Dr. Chr<strong>ist</strong>oph Morgner,<br />

Präses a.D.<br />

SuperKinderTarif<br />

31. August bis 11. September 2011<br />

gratis<br />

Cuxhaven Nord-Ostsee-Kanal Klaipeda Riga<br />

Tallinn St. Petersburg Stockholm Visby/Gotland<br />

Rønne/Bornholm Kiel<br />

Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt!<br />

13. bis 20. August 2011<br />

Auf der Seine von Paris<br />

in die Normandie<br />

Flusskreuzfahrt mit MS CEZANNE<br />

– exklusiv gechartert<br />

Mit an Bord:<br />

Pastor Dr. h.c.<br />

Horst Marquardt<br />

Waldemar Grab<br />

der Traumschiffpian<strong>ist</strong><br />

Anja und Pastor A. James<br />

Findeisen-MacKenzie,<br />

Pastor Sven Findeisen<br />

Wort an Bord:<br />

Min<strong>ist</strong>erpräsident a. D.<br />

Dr. h.c. Erwin Teufel<br />

Pfarrer<br />

Ulrich Scheffbuch<br />

28. Mai bis 4. Juni 2011<br />

Auf den Spuren<br />

Marc Chagalls<br />

23. bis 30. Oktober 2011<br />

Den Sommer im<br />

Mittelmeer verlängern<br />

Traumkreuzfahrt durch die Adria nach<br />

Kroatien, Montenegro und Albanien mit<br />

MS ATHENA<br />

Mit an Bord:<br />

Kirchenrat i.R.<br />

Horst Punge<br />

Pastor Dr.<br />

Hansjörg Bräumer<br />

Pfarrerin<br />

Bärbel Wilde<br />

Erwin Damson<br />

Geschäftsführer i.R.<br />

der Ludwig-Hofacker-<br />

Vereinigung<br />

Reise-Leitung<br />

auf allen Kreuzfahrten<br />

Heiner und Marlene Zahn<br />

hand in hand tours<br />

Seit über 20 Jahren Reisen und Meer<br />

Musik an Bord:<br />

Alexandra Baumbusch,<br />

klassische Sängerin<br />

Gerhard Schnitter<br />

Fitness an Bord:<br />

Gert und Marlén<br />

von Kunhardt<br />

13. bis 18. Juni 2011<br />

Pfingstkreuzfahrt<br />

auf der Donau<br />

Kultur und Natur in 4<br />

Ländern mit MS DNEPR<br />

Mit an Bord:<br />

Erich Matter<br />

Ute und Friedemann<br />

Rink „Die Rinks“<br />

Kirchenmusikdirektor<br />

Hans-Ulrich<br />

Nonnenmann,<br />

Leiter des Bordposaunenchors<br />

1.999<br />

Glückskabine<br />

außen<br />

pro Person<br />

Alleinbenutzung nur<br />

2.999<br />

Viele Israel-Reisen<br />

Bestellen Sie unser<br />

Jahresprogramm!<br />

hier köNNte ihre<br />

aNzeige steheN!<br />

Für weitere Informationen und Anfragen wenden Sie<br />

sich bitte an:<br />

Uwe Rechberger<br />

u.rechberger@bengelhaus.de<br />

fon: 07071/7005-57<br />

Jeder Kreis braucht Futter!<br />

<strong>Das</strong> <strong>Haus</strong>kreisMagazin steckt voll Material, Tipps und Ratschläge<br />

für deinen <strong>Haus</strong>kreis. So gelingt die Abendvorbereitung spielend!<br />

Jetzt bestellen oder verschenken unter<br />

www.dashauskreismagazin.net oder 02302 93093-910<br />

Chr<strong>ist</strong>usTag<br />

55. Ludwig-HofaCker-konferenz<br />

23. Juni 2011<br />

Jesus<br />

DIE HOFFNUNG<br />

• Weite genießen<br />

• Stille hören<br />

• Vielfalt schmecken<br />

• Seele auftanken<br />

• Neues entdecken<br />

• Kinderprogramm erleben<br />

• Anreise frei wählen<br />

Bitte Jahresprogramm 2011<br />

anfordern!<br />

...und der<br />

Alltag<br />

bleibt<br />

zu <strong>Haus</strong>e!<br />

87477 Sulzberg-Moosbach<br />

Tel: 08376/92 00-0<br />

www.allgaeu-weite.de<br />

Heiner Zahn GmbH . Postfach 65 . 72222 Ebhausen . Tel. 07458 / 99 99-0 . Fax 99 99-18<br />

ABH_90x130.indd 1 04.03.11 20:04<br />

30 THEOLOGISCHE ORIENTIERUNG : April – Juni 2011 31<br />

info@handinhandtours.de . www.handinhandtours.de<br />

direkt ins Web<br />

www.chr<strong>ist</strong>ustag.de<br />

an 17 orten in Baden-WürtteMBerg<br />

Bad LieBenzeLL · BahnBrücken<br />

BaLingen · BLaufeLden · heiLBronn<br />

herrenBerg · LeinfeLden · LudWigsBurg · MannheiM<br />

MüLLheiM · MühLhausen · reutLingen · schWäBisch gMünd<br />

schWäBisch haLL · spöck · stuttgart · uLM · Weingarten<br />

Jugendchr<strong>ist</strong>ustag cVJM-haus stuttgart<br />

hensoltshöhe


Postvertriebsstück<br />

10403<br />

<strong>Albrecht</strong>-<strong>Bengel</strong>-<strong>Haus</strong><br />

Ludwig-Krapf-Str. 5<br />

72072 Tübingen<br />

E n t g e l t b e z a h l t<br />

Ende des Jahres gehen unsere <strong>Haus</strong>eltern in den Ruhestand.<br />

wir sUcheN zUm 1. sePtember 2011<br />

haUselterN/<br />

eiNe haUsmUtter<br />

für <strong>Das</strong> beNgelhaUs<br />

(aNstellUNg alleiNe ODer zUsammeN 100%)<br />

Wir wünschen uns Persönlichkeiten,<br />

die das ge<strong>ist</strong>liche Leben im <strong>Bengel</strong>haus mitprägen<br />

und ein Herz für Studierende haben<br />

die selbständig hauswirtschaftliche Tätigkeiten durchführen<br />

(Zimmerbelegung, Mitarbeit bei internen Veranstaltungen wie<br />

z.B. dem „Turmtreff“, Leitung des Reinigungsteams, Kochen<br />

und Bewirtung bei verschiedenen Anlässen u.v.m.)<br />

die haustechnische Arbeiten (Reparaturen, Überwachung der<br />

technischen Anlagen, Pflege der Außenanlagen) ausführen<br />

die Grundkenntnissen am PC mitbringen<br />

für die flexible Arbeitszeiten kein Problem sind<br />

die gerne im <strong>Bengel</strong>haus mitleben möchten<br />

(Dienstwohnung vorhanden)<br />

die einen Führerschein und PKW besitzen<br />

die Mitglieder der Evangelischen Landeskirche sind<br />

Wir bieten Ihnen<br />

eine vielseitige, abwechslungsreiche und<br />

verantwortungsvolle Aufgabe<br />

Mitleben in einer chr<strong>ist</strong>lichen <strong>Haus</strong>gemeinschaft<br />

eine Dienstwohnung im <strong>Bengel</strong>haus<br />

Vergütung nach TVÖD<br />

Wir freuen uns auf Ihre schriftliche Bewerbung.<br />

Bitte senden Sie Ihre Unterlagen an:<br />

<strong>Albrecht</strong>-<strong>Bengel</strong>-<strong>Haus</strong>, Dr. Rolf Sons,<br />

Ludwig Krapf Str. 5, 72072 Tübingen-Derendingen<br />

(Tel 07071/7005-0)<br />

www.bengelhaus.de<br />

SCHNUPPERTAGE<br />

IM ABH<br />

23. und 24. JUNI 2011<br />

Interesse am Theologiestudium?<br />

Ist das Theologiestudium etwas für mich?<br />

Was läuft an der Universität?<br />

Wozu <strong>ist</strong> Studienbegleitung und Gemeinschaft im<br />

<strong>Albrecht</strong>-<strong>Bengel</strong>-<strong>Haus</strong> gut?<br />

DIESE (UND VIELE ANDERE) FRAGEN<br />

BEANTWORTEN WIR – IN „BENGEL-HAUS LIVE“!<br />

Wann? Am 23. JUNI (Anreise bis 18.00 Uhr) und<br />

24. JUNI 2011 (Abreise 14.30 Uhr)<br />

Wo? Im <strong>Albrecht</strong>-<strong>Bengel</strong>-<strong>Haus</strong> in Tübingen<br />

Was? Info-Abend – Uni-Besuch – Stadt-Rundgang<br />

Wie? Schlafsack und Iso-Matte mitbringen;<br />

Unterbringung + Verpflegung bezahlt das ABH<br />

Weitere Infos? www.bengelhaus.de.<br />

Wohin mit der Anmeldung?<br />

bis spätestens 17. Juni 2011 an:<br />

ALBRECHT<br />

BENGELHAUS<br />

<strong>Albrecht</strong>-<strong>Bengel</strong>-<strong>Haus</strong> e.V.<br />

Ludwig-Krapf-Str. 5, 72072 Tübingen<br />

Tel 07071/7005-0 / Fax 7005-40<br />

info@bengelhaus.de

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!