Microsoft Word _ Ausgabe 10_2007_doc - Rasdorf
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Feuchtbiotop am Fuße der Kuppe (ehemaliger<br />
Steinbruch)<br />
Foto: Winfried Walk<br />
Für den Nordwesthang des Standorfberges bestand<br />
aus den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts ein<br />
Ausbeutevertrag zum Abbau von Muschelkalk zur<br />
Zementfabrikation mit den Einbecker Kalkwerken.<br />
Bei Ausweisung des NSG wurde dieser Vertrag<br />
gegen Entschädigung abgelöst. Vor dem Bau der<br />
Bahnstrecke 1905/1906, so wird berichtet, war ein<br />
Staudamm geplant, der als Rückstaubecken bei Hochwasser dienen sollte. Grund des<br />
Verzichtes auf einen Staudamm war wohl wegen pseudotektonischer Senkungsmöglichkeiten<br />
und einer zu erwartenden Mazeration (Quellung und Aufweichung) im Bereich des<br />
Zechsteins. Die 7 Standorfbauern sowie die Dorfbevölkerung waren von den Plänen nicht<br />
begeistert, da dadurch das gute Land zum Opfer gefallen wäre. Ebenfalls, so wird vermutet,<br />
hätte das Dorf Grüsselbach umgesiedelt werden müssen. Schriftliche Zeitzeugnisse (wie z. B.<br />
Planungsunterlagen etc.) konnten trotz intensiver Recherche nicht aufgefunden werden.<br />
Kriegserinnerungen<br />
Der Standorfsberg war in der Vergangenheit immer wieder Schauplatz kriegerischer<br />
Ereignisse, wie nachfolgende Ausführungen und Zeitzeugenberichte beweisen:<br />
Nach der großen Völkerschlacht von Leipzig vom 16. – 19. Oktober 1813, kam es bei Leipzig<br />
zum Sieg der verbündeten Preußen, Österreicher, Schweden, Briten und Russen über<br />
Napoleon I. (Frankreich). Auf dem Rückzug der französischen Armee wurden auch die an der<br />
heutigen Bundesstraße (B84) gelegenen Dörfer (Buttlar, Grüsselbach, <strong>Rasdorf</strong> ...) durch<br />
Brandschatzungen, Plünderungen, Einquartierungen etc. in Mitleidenschaft gezogen.<br />
Die beiden nachfolgenden Zeitzeugenberichte sind entnommen aus den Fuldaer<br />
Geschichtsblättern von 1913, herausgegeben von Dr. Gregor Richter, einem Sohn unserer<br />
Gemeinde (siehe <strong>Ausgabe</strong> 6). Beide Darstellungen weichen inhaltlich voneinander ab. Eine<br />
dritte Version ist auf einer Infotafel am Rand des ehemaligen Kolonnenweges in der Nähe der<br />
Kuppe zu lesen:<br />
„Im Jahre 1813 wurde der S t a n d o r f s b e r g durch Kosaken besetzt, die von hier aus die<br />
nach der Völkerschlacht bei Leipzig fliehenden französischen Truppen beschossen“.<br />
Zeitzeugenbericht von Joseph Käsmann aus Geisa:<br />
„Während der Nachtrab der französischen Armee noch in Eisenach lagerte und am 27.<br />
Oktober ein nachteiliges Gefecht am Hörselberge auf der Straße zwischen Eisenach und<br />
Marksuhl zu bestehen hatte, schlug der Kaiser Napoleon am 27. Oktober abends noch sein<br />
Hauptquartier in der Etappenstation zu Hünfeld in der Behausung des damaligen<br />
Distriktsbeamten Kind auf. Seine durch die angestrengten Märsche und Mangel an<br />
Lebensmittel erschöpften, aber keineswegs als mutlos zu bezeichnenden Krieger hatten an<br />
diesem Tage noch bei dem Dorfe <strong>Rasdorf</strong> von Seiten des Streitkorps des russischen Generals<br />
Dschernitscheff und des Utaman Grafen Platow, welche den Franzosen durch die Besetzung<br />
des Engpasses an dem hinter dem Dorfe <strong>Rasdorf</strong> nach Fulda zu gelegenen Quecksmoor<br />
beherrschenden Gehilfersberge zuvorgekommen waren und deren wohlbediente kleine<br />
Geschütze die Landstraße nach Hünfeld bestrichen, einen verdrießlichen Flankenangriff<br />
abzuwehren. Auch waren an diesem Tage, nachdem der Nachtrab der französischen Armee<br />
durchgezogen war, das früher als wohlhabend bezeichnete fuldaische Grenzdorf Buttlar gut<br />
zur Deckung der französischen Retirade auf Befehl des Kaisers vom S t a n d o r f s b e r g e<br />
aus beschossen und einzelne Häuser von den Soldaten in Brand gesetzt. Die daselbst<br />
befindliche über die Ulster führende steinerne Brücke aber aus dem Grunde teilweise zerstört<br />
worden, um die dadurch bewirkte Hinderung das Nachrücken der alliierten Heere zu<br />
erschweren“.<br />
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