Musikus Ausgabe 24 - Tiroler Musikschulwerk
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6 »Der <strong>Musikus</strong>« – Kitzbühel<br />
Dezember 2009<br />
er sich lieber hingesetzt und Rosmarie<br />
gebeten, ihm etwas vorzuspielen.<br />
Dasselbe Szenario wiederholte sich,<br />
viele Stunden lang: „Rosmarie, spiel<br />
mir was vor!“. Und Rosmarie hatte<br />
Geduld, ließ ihn sitzen und zuhören<br />
und wartete. Wartete, bis sein Talent<br />
ausbrach, ohne jeden Zwang und<br />
jegliche Hintergedanken. Heutzutage<br />
sei dieses individuelle Musik-<br />
Coaching angesichts bevorstehender<br />
Übergangsprüfungen und anderer<br />
Faktoren undenkbar, meint Rosmarie<br />
Sathrum, die damaligen Strukturen<br />
seien für Menschen wie Christoph<br />
ideal gewesen.<br />
Und irgendwann begann Christoph<br />
selbst zu spielen. Er setzte sich an<br />
das Klavier und übte, was das Zeug<br />
hielt. Nach seinem Wechsel in das<br />
Musikgymnasium in Innsbruck fand<br />
der übersensible Musiker in Johannes<br />
Blaas einen ebenso kongenialen<br />
Begleiter und Wegbereiter. Während<br />
seines Fagottstudiums an der Uni-<br />
Wie wichtig ist Singen innerhalb der Familie?<br />
Da wir Musiklehrer immer öfter feststellen müssen,<br />
dass die Kinder nur mehr wenige bis gar keine<br />
Kinderlieder können (kennen) und auch sonst wenig singen,<br />
haben wir unsere Gesangspädagogin Mag. Maria Erlacher und<br />
Waltraud Schwanninger, eine Oma, die mit ihren Enkelkindern<br />
regelmäßig singt und musiziert, zu diesem Thema befragt.<br />
Mit dem Geburtsschrei fängt es an!<br />
Ob ärgerlich, befreiend oder ängstlich<br />
– es ist der erste Ton eines neuen<br />
Erdenbürgers, meist kräftig und laut.<br />
Ein paar Monate später entdeckt das<br />
Baby seine Stimme. Es quietscht,<br />
gurrt, brabbelt, probiert aus.<br />
Mit den ersten Worten endet meist<br />
die stimmliche Experimentierfreudigkeit<br />
– es sei denn, das Kleinkind<br />
wird von Mutter oder Vater angeregt,<br />
Töne abseits der Lautbildung<br />
zu produzieren. Also zum Beispiel zu<br />
singen.<br />
Singen, darin ist sich die Fachwelt<br />
einig, ist überaus bedeutsam für die<br />
kindliche Entwicklung. Es schafft<br />
Kommunikation, übt soziales Verhalten,<br />
unterstützt die Bewegungsmotorik<br />
und erweitert kreativ den<br />
Sprachschatz.<br />
versität für Musik in Wien bei Prof.<br />
Turkovic stieg Christoph auf seiner<br />
Karriereleiter immer höher. Zuerst<br />
war er Fagottist im Wiener Staatsopernorchester.<br />
Anschließend spielte<br />
er mit dem Klangforum Wien,<br />
komponierte unter anderem für sein<br />
Ensemble „Die Knödel“ klassische<br />
ebenso wie postmoderne Volksmusik<br />
fernab jeder volksmusikalischen<br />
Heimattümelei, für das Bruckner-<br />
Orchester Linz und für Ernst Kovacic,<br />
weiters schrieb er Musik für zwei<br />
Kinofilme und mehrere Theaterproduktionen.<br />
Zahlreiche Auszeichnungen<br />
und Preise sind deutliche<br />
Anerkennung seiner künstlerischen<br />
Leistungen.<br />
Der „kompositorische Schrägdenker“<br />
Christoph Dienz wird als eher<br />
umtriebiger Musiker beschrieben.<br />
So hat er vor einigen Jahren ein neues<br />
altes Instrument entdeckt – die<br />
Zither. Mit neuen Spieltechniken<br />
und ungewöhnlicher Präsentation<br />
Ob Kinder auch später noch als Jugendliche<br />
oder Erwachsene gerne<br />
und häufig singen, hängt entscheidend<br />
von ihren frühen Erfahrungen<br />
ab. Hier fällt Eltern und ErzieherInnen<br />
eine zentrale Bedeutung zu.<br />
Doch das familiäre Singen passiert<br />
immer seltener.<br />
Es geht nicht um Perfektion, sondern<br />
darum, mit Freude und Mut das Singen<br />
in der Familie zu beleben.<br />
Singen stärkt nicht nur die Freude<br />
aneinander und an der Musik, sondern<br />
ist für die Entwicklung der Persönlichkeit<br />
äußerst wichtig!<br />
Denn „Kinder, die gerne singen,<br />
trauen sich auch später in anderen<br />
Zusammenhängen eher zu, selbstbewusst<br />
ihre Stimme zu erheben“.<br />
Beim Singen werden zudem verschiedene<br />
Bereiche des Gehirns gleichzei-<br />
überschreitet er herkömmliche musikalische<br />
Grenzen und entlockt<br />
dem Instrument ungeahnte Klänge.<br />
»Dienz Zithered« (so der Titel seiner<br />
2005 erschienenen Doppel-CD) und<br />
die Zuhörer zittern vor Begeisterung<br />
mit. Oder Christoph Dienz polarisiert<br />
und fordert sein Publikum heraus.<br />
Ein impressionistischer Ansatz<br />
ist in seinen Statements deutlich erkennbar:<br />
„ … sozusagen die Sehnsucht,<br />
die ich in der zeitgenössischen<br />
Musik habe; dass sie intuitiv, körperlich<br />
wahrnehmbar ist, dass man sie<br />
einfach aufnehmen kann und zum<br />
Hören nicht so viel Intellekt und<br />
Vorbildung braucht“. Seine Aussage<br />
„Der einzige anspruch an die kunst:<br />
originell muss sie sein und berühren<br />
muss sie können“ zeugt jedenfalls<br />
von seiner erfrischend kreativen und<br />
gleichzeitig sensiblen Herangehensweise<br />
an die Musik.<br />
Überraschungen inklusive.<br />
tig aktiviert, es kommt zu stärkeren<br />
Emotionen als beim Sprechen.<br />
Weitere positive Nebenerscheinungen<br />
sind auch noch: Stressabbau,<br />
Stärkung des Immunsystems und ein<br />
Gute-Laune-Macher!<br />
Selbst, wenn sich ein oder beide Elternteile<br />
für unmusikalisch halten<br />
und auch bei den Kindern keine<br />
Anzeichen einer musikalischen Begabung<br />
zu entdecken sind: Kinder<br />
lieben Musik und das Singen macht<br />
ihnen Spaß!<br />
Nichts muss von Anfang an komplett<br />
richtig und harmonisch sein.<br />
Außerdem heißt es sogar, dass jeder<br />
Mensch musikalisch geboren wird.<br />
Durch Vernachlässigung dieser Fähigkeit<br />
kann man diese Gabe verlieren.<br />
Durch Förderung und aktives<br />
Tun sie aber behalten, erweitern oder<br />
sogar wiedererlernen!<br />
Auch wenn man als Elternteil nicht<br />
gerne singt: Machen Sie sich immer<br />
bewusst, dass es ihr Kind fördert und<br />
ihm Spaß macht!<br />
Außerdem gehört die Kenntnis der<br />
bekanntesten Kinderlieder zur Allgemeinbildung.