Verbandsbericht 2011 - Awo
Verbandsbericht 2011 - Awo
Verbandsbericht 2011 - Awo
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<strong>Verbandsbericht</strong> <strong>2011</strong>
<strong>Verbandsbericht</strong> <strong>2011</strong><br />
Herausgeber: AWO Bundesverband e. V.<br />
Blücherstraße 62/63<br />
10961 Berlin<br />
Verantwortlich: AWO Bundesvorstand, Wolfgang Stadler<br />
Redaktion: Mona Finder<br />
Telefon: 030/2 63 09-0<br />
Fax: 030/2 63 09-3 25 99<br />
Fotos: AWO, ansonsten entsprechend vermerkt<br />
© AWO Bundesverband e. V. Berlin<br />
E-Mail: info@awo.org<br />
Internet: awo.org<br />
Satz: HELDISCH.com<br />
Juni 2012<br />
Abdruck, auch in Auszügen, nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages oder Herausgebers.<br />
Alle Rechte vorbehalten.
| Editorial<br />
Liebe Freundinnen und Freunde,<br />
sehr geehrte Damen und Herren,<br />
<strong>2011</strong> war für die AWO ein ereignisreiches Jahr. So<br />
bestimmten zum Beispiel das Ende des Zivildienstes<br />
und die Einführung des Bundesfreiwilligendienstes<br />
einen Teil des Jahres die Aktivitäten des Bundesverbandes.<br />
Bedeutsam war dabei die bundesweite<br />
Kampagne „freiwillich“. Damit gelang es der AWO<br />
vor allem die jungen Menschen auf das Thema Freiwilligendienste,<br />
aber auch auf die AWO selbst aufmerksam<br />
zu machen. Die Kampagne war – nicht<br />
zuletzt dank der regen Beteiligung und Unterstützung<br />
aller Landes- und Bezirksverbände - ein großer<br />
Erfolg.<br />
Mit der 2. Sozialkonferenz gelang es der AWO, das<br />
bedeutsame Thema der Pflege in einer angemessenen<br />
Form aufzuarbeiten und zu diskutieren. Diese<br />
Veranstaltung ermöglichte den fachlichen Dialog<br />
zwischen Ehren- und Hauptamt. Das Ergebnis ist<br />
für jedermann in der „Berliner Erklärung“ nachzulesen,<br />
in der wir unsere Positionen und Forderungen<br />
zur Zukunft der Pflege zusammengefasst<br />
haben.<br />
Der Bundesverband führte <strong>2011</strong> wieder zahlreiche<br />
Veranstaltungen durch. Erwähnen möchte ich die<br />
Veranstaltung zur Abschiedskultur, den Workshop<br />
Wertegebundenes Unternehmen, die Verleihung<br />
des Heinrich-Albertz-Friedenspreises an Jutta Limbach<br />
und die 1. Historische Konferenz der AWO.<br />
<strong>2011</strong> haben wir ganz wesentlich an dem für die<br />
AWO existentiellem Thema Wertegebundenes Unternehmen<br />
gearbeitet. Der intensive Diskussionsprozess<br />
wird uns auch 2012 noch weiter beschäftigen.<br />
Ihr<br />
Wilhelm Schmidt,<br />
Vorsitzender des<br />
Präsidiums<br />
Liebe Freundinnen und Freunde,<br />
sehr geehrte Damen und Herren,<br />
<strong>Verbandsbericht</strong> <strong>2011</strong><br />
die Werte der AWO sind ihr Fundament. Deshalb arbeitet<br />
die Bundesgeschäftsstelle daran, ihren Worten<br />
Taten folgen zu lassen. Das Thema Vereinbarkeit<br />
von Familie und Beruf hat hohe Priorität. Damit<br />
sich das für die Beschäftigten auch in der täglichen<br />
Arbeitspraxis widerspiegelt, begann der Bundesverband<br />
<strong>2011</strong> mit dem Auditierungsprozess „audit<br />
berufundfamilie“, um die Vereinbarkeit von Beruf<br />
und Familie verbindlich verankern zu können.<br />
Die stärkere Ausrichtung auf ein fachpolitisches<br />
Profil und die anwaltschaftliche Funktion der AWO<br />
sorgten <strong>2011</strong> mit dafür, dass unsere Medienpräsenz<br />
deutlich stieg. Daneben arbeiteten wir intensiv<br />
an der zunehmenden Vernetzung in Bündnissen<br />
mit Gewerkschaften, Verbraucherzentralen, Fachverbänden<br />
und anderen Sozialverbänden, was unsere<br />
Lobbyarbeit deutlich unterstützt.<br />
Im Namen der Kolleginnen und Kollegen aus der<br />
Bundesgeschäftsstelle und natürlich vor allem meiner<br />
Vorstandskollegen Brigitte Döcker und Hans-<br />
Peter Niemeier kann ich versichern, dass wir uns<br />
mit voller Kraft auch in den folgenden Jahren dafür<br />
engagieren, dass die Arbeiterwohlfahrt eine verlässliche<br />
und anerkannte sozialpolitische Größe in<br />
Deutschland bleibt.<br />
Ihr<br />
Wolfgang Stadler,<br />
Vorsitzender<br />
des Vorstandes<br />
| 3
<strong>Verbandsbericht</strong> <strong>2011</strong><br />
| 4<br />
| Inhalt<br />
Der AWO Bundesverband ......................................................................................<br />
Das Jahr <strong>2011</strong> im Bundesverband<br />
Gesundheit, Alter, Behinderung .......................................................................................<br />
Migration ...................................................................................................................<br />
AWO Bundesakademie ...................................................................................................<br />
AWO-QM, Geschäftsstellen-QM ........................................................................................<br />
Arbeit, Soziales, Europa .................................................................................................<br />
Kinder, Jugend, Frauen, Familie ......................................................................................<br />
Verbandsangelegenheiten, Engagementförderung, Zukunft der Bürgergesellschaft ......................<br />
Kommunikation ...........................................................................................................<br />
Justiziariat/Personal ......................................................................................................<br />
Zentraler Dienst ...........................................................................................................<br />
Fördermittelmanagement ..............................................................................................<br />
Finanz- und Rechnungswesen .......................................................................................<br />
Das Jahr <strong>2011</strong> für die Fachverbände und Partner der AWO<br />
AWO International ........................................................................................................<br />
Das Bundesjugendwerk der AWO .....................................................................................<br />
gos – Gesellschaft für Organisationsentwicklung und Sozialplanung mbH .................................<br />
Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik (ISS) ...............................................................<br />
Solidar .......................................................................................................................<br />
Zukunftsforum Familie e. V. (ZFF) .....................................................................................<br />
Das Jahr <strong>2011</strong> der AWO in den Bundesländern ...................................................<br />
Mitglieder, Mitgliedschaften, Beteiligungen ......................................................<br />
6<br />
18<br />
24<br />
27<br />
28<br />
30<br />
35<br />
40<br />
44<br />
50<br />
50<br />
51<br />
52<br />
59<br />
61<br />
63<br />
65<br />
67<br />
69<br />
74<br />
106
Der AWO Bundesverband<br />
<strong>Verbandsbericht</strong> <strong>2011</strong>
AWO Bundesverband e.V.<br />
| 6<br />
| Die AWO<br />
Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) gehört zu den sechs<br />
Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrtspflege in<br />
Deutschland. Auf der Grundlage ihrer unverrückbaren<br />
Grundwerte von Solidarität, Toleranz, Freiheit,<br />
Gleichheit und Gerechtigkeit hat die AWO seit ihrer<br />
Gründung 1919 jene Menschen im Blick, die aus<br />
unterschiedlichen Gründen zu den sozial Schwachen<br />
der Gesellschaft gehören. Die AWO setzt sich<br />
ein für benachteiligte Kinder und Erwachsene, Seniorinnen<br />
und Senioren, Menschen mit Behinderung,<br />
Menschen mit Migrationshintergrund, Wohnungslose,<br />
Beschäftigungslose oder Kranke.<br />
Trotz der Herausforderung, diese Grundwerte umzusetzen,<br />
schaffen es die ehrenamtlichen und<br />
Die AWO gliedert sich bundesweit in:<br />
30<br />
480<br />
3.800<br />
Die AWO wird bundesweit getragen von rund:<br />
382.000<br />
70.000<br />
173.000<br />
Die AWO unterhält in allen Bundesländern:<br />
über 14.000<br />
über 330.000<br />
Die AWO ist Trägerin von:<br />
über 2.100<br />
Außerdem sind im Rahmen der AWO rund:<br />
3.500<br />
Bezirks- und Landesverbände<br />
Kreisverbände<br />
Ortsvereine<br />
Mitgliedern<br />
ehrenamtlichen Mitarbeitenden (Helfer/innen)<br />
hauptamtlichen Mitarbeitenden<br />
Einrichtungen und Dienste mit insgesamt<br />
Betten bzw. Plätzen<br />
hauptamtlichen Mitarbeiter/innen der AWO immer<br />
wieder, gemeinsam mit den Betroffenen Teilhabe<br />
zu organisieren und sie nicht außen vor zu lassen,<br />
ihnen eine Stimme zu geben und bei der Bewältigung<br />
ihres Lebensalltags zu helfen. Helfen jedoch<br />
nicht im Sinne von Almosen. Ziel ist es vielmehr,<br />
betroffenen Menschen den Einstieg oder die Rückkehr<br />
in die Gesellschaft zu ermöglichen.<br />
Mehr denn je geht es darum, die Stimme für Gerechtigkeit<br />
und Zusammenhalt unserer Gesellschaft<br />
zu erheben. Dies tut die AWO in ihrem Wirken für<br />
und nahe am Menschen.<br />
Heimen, wie Heime für Kinder und Jugendliche, Altenheime, Fort- und<br />
Weiterbildungsstätten, Kurheime und Frauenhäuser<br />
Selbsthilfe-, Helfer- und andere Gruppen Bürgerschaftlichen Engagements tätig<br />
Über 800 selbstständige Einrichtungen, Initiativen und Organisationen haben sich der AWO auf<br />
allen Ebenen als korporative Mitglieder angeschlossen.<br />
Die AWO hat ein eigenständiges Jugendwerk.
| Mitglieder<br />
Das Fundament der Arbeiterwohlfahrt sind seine<br />
Mitglieder. Denn sie sind es, die sich in den Verband<br />
einbringen, Verantwortung übernehmen,<br />
mit Leben füllen und diesen auch mit ihren Beiträgen<br />
unterstützen. <strong>2011</strong> legte der Bundesverband<br />
den „Bericht zur Mitgliederentwicklung der<br />
Arbeiterwohlfahrt 2010“ vor. Erstmals stehen den<br />
Gliederungen detaillierte Informationen nicht nur<br />
zum Stand der Mitgliederzahl zur Verfügung, sondern<br />
auch weitere wichtige Informationen wie die<br />
Ab- und Zugänge, Austrittsgründe oder Alterszusammensetzung.<br />
Die Zahl der Mitglieder betrug Ende Dezember<br />
<strong>2011</strong>: 381.878<br />
Der Mitgliederbericht offenbart im Bereich der<br />
Mitgliederentwicklung große regionale Unterschiede:<br />
So ist es besonders erfreulich, dass es<br />
weiterhin sehr lebendige und wachsende Ortsvereine<br />
gab und gibt. Auf der anderen Seite gibt es<br />
aber auch Ortsvereine, die von Überalterung oder<br />
| Der AWO Bundesverband e.V.<br />
Der Bundesverband der AWO vertritt die fachpolitischen<br />
Interessen des Gesamtverbandes auf der<br />
bundespolitischen und der europäischen Ebene.<br />
Er nimmt darüber hinaus Außenvertretungen in<br />
AWO Bundesverband e.V.<br />
Mitgliederrückgang betroffen sind. Dem will der<br />
Bundesverband der AWO aktiv entgegenwirken. Das<br />
Ziel ist es, allen Ortsvereinen die nötige Unterstützung<br />
zukommen zu lassen, damit diese attraktive<br />
zielgruppengerechte Angebote anbieten können.<br />
Der Mitgliederbericht der AWO offenbarte zudem,<br />
dass sich auch die AWO den Folgen der bundesdeutschen<br />
demografischen Entwicklung nicht<br />
entziehen kann. Einer immer älter werdenden<br />
Mitgliedschaft stehen immer weniger junge Neu-<br />
Mitglieder gegenüber.<br />
Auch wenn die Mitgliederzahl bereits in der Vergangenheit<br />
größeren Schwankungen unterlag,<br />
kann und soll ihr Rückgang nicht nur als natürliche<br />
Entwicklung hingenommen werden: Die Menschen<br />
sind der AWO wichtig, und mit dem Wegfall von<br />
AWO Strukturen verlieren Menschen auch die ihnen<br />
wichtige AWO vor Ort. Deshalb wird sich die AWO<br />
zukünftig verstärkt mit den Fragen der Mitgliedergewinnung<br />
und Mitgliederbindung auseinandersetzen.<br />
Stiftungen, Hilfswerken, anderen Fachverbänden<br />
und Netzwerken auf der nationalen und europäischen<br />
Ebene wahr. Die AWO ist föderal organisiert.<br />
| 7
AWO Bundesverband e.V.<br />
| Organe des AWO Bundesverbandes<br />
Die Aufgaben und Dienstleistungen des AWO Bundesverbandes<br />
ergeben sich aus dem Statut, der<br />
Satzung und dem Grundsatzprogramm der AWO.<br />
Die satzungsgemäßen Gremien und Organe des AWO<br />
Bundesverbandes und des Gesamtverbandes sind:<br />
• das Präsidium (17 Mitglieder)<br />
• der Vorstand (3 Mitglieder)<br />
• die Bundeskonferenz (440 Delegierte)<br />
• der Bundesausschuss (90 Mitglieder)<br />
Foto: AWO Imagebroschüre<br />
Das Präsidium<br />
Das Präsidium wird von der Bundeskonferenz für<br />
die Dauer von vier Jahren gewählt. Die Tätigkeit ist<br />
grundsätzlich ehrenamtlich. Aufgaben sind u.a. die<br />
Zustimmung zu grundsätzlichen Fragen der Verbandsführung,<br />
der sozialpolitischen Leitlinien sowie<br />
der strategischen Steuerung der Unternehmen, die<br />
Beschlussfassung über die Grundsätze und Richtlinien<br />
zur Förderung des freiwilligen Engagements,<br />
die Berufung und Abberufung des Vorstandes und<br />
der weiteren Mitglieder des Vorstandes sowie die<br />
Bestimmung der Anzahl der Vorstandsmitglieder.
| Präsidiumsmitglieder <strong>2011</strong>:<br />
Wilhelm Schmidt,<br />
Vorsitzender<br />
Dr. Thomas Beyer<br />
Dr. Harald Groth<br />
Christiane Reckmann<br />
Bodo Champignon,<br />
Stellvertreter<br />
Maike Eckel,<br />
Bundesjugendwerk<br />
Jutta Helm<br />
Michael Rosellen<br />
Rudi Frick,<br />
Stellvertreter<br />
Georg Förster,<br />
Bundesjugendwerk<br />
Helga Kühn-Mengel<br />
Hansjörg Seeh<br />
Iris Spranger,<br />
Stellvertreterin<br />
Bärbel Fox<br />
Erika Lotz<br />
Gerwin Stöcken<br />
Dr. Manfred Ragati,<br />
Ehrenvorsitzender<br />
Dr. Petra Grimm-Benne<br />
Horst Moser<br />
AWO Bundesverband e.V.<br />
Ute Wedemeier<br />
| 9
AWO Bundesverband e.V.<br />
| 10<br />
Sitzungen des Präsidiums<br />
Das Präsidium traf sich <strong>2011</strong> insgesamt vier Mal zu<br />
ordentlichen Sitzungen.<br />
Schwerpunkte der Sitzungen <strong>2011</strong>:<br />
Januar <strong>2011</strong><br />
• Fachkräftemangel in der AWO<br />
• Nationale Armutskonferenz<br />
• Überarbeitung der Essener Erklärung mit dem Ergebnis der Verabschiedung der Sozialpolitischen<br />
Grundsatzerklärung „Zusammenhalt stärken - Ausgrenzung verhindern“<br />
• Einführung des Bundesfreiwilligendienstes<br />
• Kooperation mit ver.di im Bereich der Pflege<br />
• Wertegebundenes AWO-Unternehmen<br />
Mai <strong>2011</strong><br />
• Start der AWO-Kampagne „freiwillich“ zur Einführung des Bundesfreiwilligendienstes<br />
• Strategiepapier zur Förderung Bürgerschaftlichen Engagements in der AWO und Positionierung zu<br />
aktuellen Entwicklungen <strong>2011</strong><br />
• Wertegebundenes AWO-Unternehmen<br />
• Förderer in der AWO<br />
• AWO und ver.di zur „Zukunft der Pflege“<br />
August <strong>2011</strong><br />
• Bundesfreiwilligendienst – Umsetzung für über 27-Jährige<br />
• Wertegebundenes AWO-Unternehmen<br />
• SOLIDAR – neue Strategie der Zusammenarbeit<br />
• Mitgliederentwicklung in der Arbeiterwohlfahrt bis 2010<br />
November <strong>2011</strong><br />
• Strategiepapier zur Förderung Bürgerschaftlichen Engagements in der<br />
AWO und Positionierung zu aktuellen Entwicklungen <strong>2011</strong><br />
• „Sozialombudsleute“<br />
• Lösungsansätze für wegfallende Ortsvereinsstrukturen<br />
• Strategien der AWO gegen Rechtsextremismus<br />
• Neuer AWO-Onlineservice: Redaktions- und Informationsservice, Sitzungsservice
Wolfgang Stadler<br />
Brigitte Döcker<br />
Hans-Peter Niemeier<br />
AWO Bundesverband e.V.<br />
Der Vorstand<br />
Der Vorstand besteht gemäß § 26 BGB aus zwei, maximal drei hauptamtlichen<br />
Mitgliedern: einer/einem Vorsitzenden und mindestens einem,<br />
höchstens zwei weiteren Mitgliedern. Sie werden jeweils für die<br />
Dauer von fünf Jahren berufen. Der Vorstand leitet den Verein eigenverantwortlich<br />
und vertritt den Verein gerichtlich und außergerichtlich.<br />
Wolfgang Stadler<br />
Der Bundesverband wird seit dem 01. Januar 2010 von Wolfgang<br />
Stadler geleitet, der zudem Geschäftsführer des ElternService ist, einem<br />
Unternehmen aller AWO Bezirks- und Landesverbände. Bevor<br />
der Bielefelder Diplom-Soziologe zum Bundesverband kam, leitete<br />
er als Geschäftsführer von 1993 bis 2009 den AWO Bezirksverband<br />
Ostwestfalen-Lippe.<br />
Brigitte Döcker<br />
Seit Mai 2010 ist die Sozialmanagerin Brigitte Döcker Mitglied des AWO<br />
Vorstandes. Frau Döcker war von 1987 bis 2003 beim AWO Landesverband<br />
Berlin tätig, bevor sie von 2003 bis 2010 bei der Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
der Freien Wohlfahrtspflege (BAGFW) für die gemeinsame<br />
Qualitätspolitik der Freien Wohlfahrtspflege zuständig war.<br />
Hans-Peter Niemeier<br />
Hans-Peter Niemeier ist bereits seit 1993 bei der AWO. Als auf der<br />
Bundeskonferenz von 2008 in Berlin das Vorstandsmodell beschlossen<br />
wurde, wurde er direkt zum Mitglied des Vorstandes des Bundesverbandes<br />
gewählt.<br />
| 11
AWO Bundesverband e.V.<br />
| 12<br />
Der Bundesausschuss<br />
Der Bundesausschuss setzt sich zusammen aus<br />
den stimmberechtigten Vertreterinnen und Vertretern<br />
aller Landes-und Bezirksverbände, der/<br />
dem Vorsitzenden des Präsidiums und ihren/seinen<br />
Stellvertretern und Stellvertreterinnen, dem/<br />
der Vorsitzenden des Vorstandes, einer/einem<br />
Vertreter/in des Bundesjugendwerkes und je einer/einem<br />
bevollmächtigten Vertreter/in der kor-<br />
Schwerpunkte der Sitzung:<br />
Mai <strong>2011</strong><br />
• Junge Menschen aktiv in der AWO<br />
• Pflege-Bürgerversicherung<br />
• Vorstellung der Arbeit von ZFF, ISS, GOS<br />
• Kampagne „freiwillich“ der AWO zur Bewerbung der Freiwilligendienste<br />
• Sachstand zur Umsetzung des Bundesfreiwilligendienstes<br />
• Mitgliederentwicklung der AWO<br />
Die Bundeskonferenz<br />
Die Bundeskonferenz ist das oberste Beschlussorgan<br />
des Verbandes und setzt sich nach einem<br />
festgelegten Schlüssel aus gewählten Vertreterinnen<br />
und Vertretern (Delegierten) des Gesamtverbandes,<br />
den Mitgliedern des Präsidiums, dem<br />
Vorstand, einem Mitglied des Bundesjugendwerkes<br />
und Beauftragten der korporativen Mitglieder zu-<br />
porativen Mitglieder. Er unterstützt die Arbeit des<br />
Präsidiums und beschließt über Angelegenheiten<br />
des Gesamtverbandes, sofern nicht die Rechte der<br />
Bundeskonferenz tangiert sind.<br />
Der Bundesausschuss tagt nach Bedarf, mindestens<br />
aber einmal jährlich oder auf Verlangen von<br />
mindestens der Hälfte seiner Mitglieder. <strong>2011</strong> tagte<br />
er zwei Mal.<br />
Mai <strong>2011</strong><br />
• Zur Arbeit des „vorwärts“<br />
• Vorstellung der Arbeit von SOLIDAR und AWO International<br />
• Eckpunkte „Wertegebundenes AWO-Unternehmen“<br />
• AWO-Positionspapier zum Bürgerschaftlichen Engagement<br />
• Bundeskonferenz 2012 (Delegiertenzahlen)<br />
• Finanzierbarkeit der Bürgerversicherung – Vorstellung des Gutachtens von Prof. Rothgang,<br />
Universität Bremen<br />
• Pflege-Memorandum AWO und ver.di, Perspektiven für GUTE PFLEGE<br />
sammen. Die Bundeskonferenz tagt alle vier Jahre.<br />
Sie nimmt unter anderem Rechenschaftsberichte<br />
entgegen, wählt das Präsidium, beschließt die<br />
Mitgliedsbeiträge, verabschiedet Anträge und legt<br />
Arbeitsschwerpunkte fest. Ihre Beschlüsse sind für<br />
den Gesamtverband bindend. Die nächste Bundeskonferenz<br />
findet vom 23. bis 25. November 2012<br />
in Bonn statt.
| Gremien des AWO Bundesverbandes<br />
Geschäftsführerkonferenz<br />
Die Geschäftsführerkonferenz (GeKo) setzt sich<br />
aus den Geschäftsführerinnen und Geschäftsführern<br />
der Landes- und Bezirksverbände zusam-<br />
Schwerpunkte der Geschäftsführerkonferenzen <strong>2011</strong>:<br />
Februar <strong>2011</strong><br />
• Maßnahmen zur Stärkung des Jugendwerkes im Verband und im Unternehmen<br />
• Kampagne der AWO zur Bewerbung der Freiwilligendienste FSJ und BFD<br />
• Umsetzungen des Bundesfreiwilligendienstes – Übergang Zivildienst<br />
• Fachkraftmangel<br />
• Wertegebundenes AWO-Unternehmen<br />
Sondersitzung April <strong>2011</strong><br />
• Einführung des Bundesfreiwilligendienstes<br />
Mai <strong>2011</strong><br />
• Einsatz von Zeitarbeit<br />
• Wertegebundenes AWO-Unternehmen<br />
• Transparenz in der Sozialwirtschaft<br />
• Förderer in der AWO<br />
September <strong>2011</strong><br />
• Mitgliederentwicklung in der AWO<br />
• Memorandum „Perspektiven für die Pflege älterer Menschen in Deutschland“<br />
• Situation Bundesfreiwilligendienst und FSJ<br />
• Ehemalige Heimkinder bei der AWO<br />
AWO Bundesverband e.V.<br />
Dezember <strong>2011</strong><br />
• Stand der QM-Umsetzung im Verband und Übergangsgestaltung der Zertifizierungsverpflichtung<br />
im Rahmen der Magdeburger Beschlüsse<br />
• Verbindlicher Handlungsrahmen für ein verbandliches Beschwerdemanagement<br />
• Das neue Online-Portal des Bundesverbandes (Informations-, Redaktions- und Sitzungsservice)<br />
• Instrumentenreform – Gesetz zur Verbesserung der Eingliederungschancen am Arbeitsmarkt<br />
• Entwicklung bundesweit verbindlicher AWO-Qualitätskriterien und Mindeststandards für den<br />
Ausbau des Bereichs Kinderbetreuung<br />
Arbeitskreise<br />
Die Arbeitskreise sind laut ihrer Geschäftsordnung<br />
ein Gremium der AWO Geschäftsführerkonferenz<br />
(GeKo). Sie arbeiten ihr zu und führen deren Aufträge<br />
aus.<br />
Ziel der Arbeit der Arbeitskreise ist die Unterstützung<br />
der fachlichen und organisatorischen Abstimmung<br />
der AWO-Interessen, insbesondere<br />
bezüglich trägerrelevanter Entwicklungen in den<br />
men und trifft sich in der Regel vier Mal im Jahr.<br />
<strong>2011</strong> gab es zu den vier regulären Sitzungen ein<br />
außerordentliches Treffen anlässlich der Einführung<br />
des Bundesfreiwilligendienstes.<br />
jeweiligen Handlungsfeldern. Die Beratungsergebnisse<br />
dienen als Grundlage für Verbandspositionen.<br />
Den Vorsitz hat ein/e Vertreter/in der<br />
GeKo inne. Die Federführung liegt bei der AWO<br />
Bundesgeschäftsstelle. Die Mitglieder werden von<br />
den Landes- und Bezirksverbänden schriftlich benannt.<br />
Jeder Arbeitskreis tagt in der Regel zweimal<br />
jährlich und legt der GeKo seine Ergebnisse vor.<br />
| 13
AWO Bundesverband e.V.<br />
| 14<br />
Arbeitskreise <strong>2011</strong>:<br />
» Kinder, Jugend, Familie, Frauen<br />
» Behindertenhilfe, Psychiatrie<br />
» Vorsorge und Reha<br />
» Altenhilfe<br />
» Finanzen<br />
» Arbeitsmarkt<br />
» Europa<br />
» Migration<br />
» Engagementförderung<br />
Bundesgeschäftsstelle:<br />
Um eine effiziente und transparente Arbeitsweise<br />
sicherzustellen, sind die verschiedenen Aufgaben<br />
| Organigramm <strong>2011</strong><br />
Vorstandsmitglied<br />
Brigitte Döcker<br />
Abt. 1<br />
Gesundheit/Alter/Behinderung<br />
Dr. Anja Ludwig<br />
Abt. 2<br />
Migration<br />
Wolfgang Barth<br />
Abt. 3<br />
AWO Bundesakademie<br />
Karin Kaltenbach<br />
Stabsstelle 4<br />
AWO-QM/GS QM<br />
Ullrich Wittenius<br />
Abt. 5<br />
Arbeit/Soziales/Europa<br />
Dr. Joß Steinke<br />
Vorstandsvorsitzender<br />
Wolfgang Stadler<br />
Abt. 6<br />
Kinder/Jugend/Frauen/Familie<br />
Klaus Theißen<br />
Abt. 7<br />
Verbandsangelegenheiten/<br />
Engagementförderung/<br />
Zukunft der Bürgergesellschaft<br />
Susanne Rindt<br />
Abt. 8<br />
Kommunikation<br />
Berit Gründler<br />
Stabsstelle 9<br />
Justiziariat/Personal<br />
Anja Weyl<br />
» Kommunikation<br />
» Recht<br />
» Personal<br />
» Qualitätsmanagement – QM<br />
» Betreuungsvereine<br />
» Schuldnerberatung, Suchtberatung,<br />
Straffälligenhilfe, Wohnungslosenhilfe<br />
» Nachhaltigkeit<br />
und Themenschwerpunkte der Bundesgeschäftsstelle<br />
in 13 Abteilungen bzw. Stabsstellen untergliedert.<br />
Vorstandsmitglied<br />
Hans-Peter Niemeier<br />
Abt. 10<br />
Zentraler Dienst<br />
Jan Buchaniec<br />
Abt. 11<br />
Fördermittelmanagement<br />
Ana Díaz González<br />
Abt. 12<br />
Finanz- und Rechnungswesen<br />
Torsten Sandersfeld<br />
Stabsstelle 13<br />
Controlling<br />
Werner Gegner
Tarifvertrag<br />
<strong>2011</strong> wurden erste Schritte unternommen, um ein<br />
transparentes und für alle Beteiligten rechtssicheres<br />
Entgeltsystem in der Geschäftsstelle einzuführen.<br />
Infolgedessen ergriff der Vorstand des Bundesverbandes<br />
in der zweiten Jahreshälfte <strong>2011</strong><br />
gegenüber ver.di die Initiative. Gegen Ende des<br />
Jahres kam es zu einem Sondierungsgespräch und<br />
einer ersten Verhandlungsrunde.<br />
Grundlage der Verhandlungen, die Anfang 2012 zu<br />
einem Ende geführt werden sollten, war der TVöD<br />
Bund und die in den Ländern zwischen der AWO<br />
und ver.di bereits vereinbarten Tarifverträge. Zum<br />
Zwecke der Tarifverhandlungen wurde eine Tarifkommission<br />
eingesetzt. Ziel dieser Verhandlungen<br />
war ein für alle verständlicher und transparenter<br />
Tarifvertrag unter der Prämisse der Besitzstandswahrung.<br />
D.h. niemand sollte unter dem neuen<br />
Tarifvertrag schlechter gestellt sein als vorher.<br />
Vereinbarkeit Familie und Beruf<br />
Für den AWO Bundesverband<br />
hat das Thema<br />
Vereinbarkeit von Familie<br />
und Beruf oberste<br />
Priorität. Damit sich das für die Beschäftigten<br />
auch in der täglichen Arbeitspraxis widerspiegelt,<br />
möchte der Bundesverband ab 2012 einen Auditierungsprozess<br />
„audit berufundfamilie“ durchlaufen,<br />
um eine entsprechende Zielvereinbarung<br />
zu entwickeln und natürlich auch umzusetzen.<br />
In dieser Zielvereinbarung soll deutlich werden,<br />
dass Beschäftigte in vielfältigen Lebensformen<br />
integriert und Leistungen im familiären Umfeld<br />
wertgeschätzt werden. Die Vielfalt der Beschäftigten<br />
bildet die gesellschaftliche Vielfalt ab. Sie ist<br />
damit Realität für den AWO Bundesverband als Arbeitgeber<br />
und darüber hinaus die Grundlage für<br />
die Erfüllung des Verbandsauftrages, der vielfältige<br />
Perspektiven erfordert.<br />
Personalpolitisch soll das audit einen Beitrag zur<br />
Positionierung als attraktiver Arbeitgeber leisten.<br />
Dazu gehört insbesondere die Bindung von Beschäftigten<br />
an das „Unternehmen“ AWO Bundesverband.<br />
Über das audit berufundfamilie sollen<br />
Rahmenbedingungen weiterentwickelt werden,<br />
die gute Arbeitsergebnisse der Beschäftigten ermöglichen.<br />
Letztere sollen dazu in ihrer Selbstverantwortung<br />
und Handlungssouveränität gestärkt<br />
werden, gerade dann, wenn sie familiäre Aufgaben<br />
wahrnehmen.<br />
AWO Bundesverband e.V.<br />
Der <strong>2011</strong> begonnene und voraussichtlich 2012<br />
abzuschließende Auditierungsprozess eröffnet<br />
dem AWO Bundesverband die Chance, die Vereinbarkeit<br />
von Beruf und Familie verbindlich strukturell<br />
zu verankern. Handlungsleitende Prinzipien<br />
sind dabei die transparente Gestaltung und der<br />
gerechte Umgang mit unterschiedlichen Bedürfnissen<br />
und Ansprüchen von Beschäftigten.<br />
Geschlechtergerechte Sprache<br />
Beim AWO Bundesverband hat das Thema Geschlechtergerechtigkeit<br />
einen sehr hohen Stellenwert.<br />
Um das zu verdeutlichen, wurde eine Handreichung<br />
für die „Geschlechtergerechte Sprache“<br />
entwickelt. Bei der Verwendung von geschlechtergerechter<br />
Sprache geht es darum, die gesellschaftliche<br />
Realität abzubilden, also eine Sprache zu<br />
nutzen, die Frauen und Männer sicht- und hörbar<br />
macht. „Denn in unserer Sprache gilt die Regel:<br />
99 Sängerinnen und 1 Sänger sind zusammen 100<br />
Sänger. Futsch sind die 99 Frauen, nicht mehr<br />
auffindbar.“<br />
Der AWO Bundesverband empfiehlt die Nutzung<br />
geschlechtergerechter Sprache und hat als Grundlage<br />
für eine aktive Umsetzung im Verband <strong>2011</strong><br />
eine Handreichung dazu veröffentlicht.<br />
Die Frau in Klammern<br />
Geschlechtergerechtigkeit<br />
47 Prozent aller Führungspositionen beim AWO<br />
Bundesverband sind in weiblicher Hand. Das zeigt<br />
die hohe Bedeutung der Geschlechtergerechtigkeit<br />
für den Bundesverband. Hier bleibt die Gleichstellung<br />
von Mann und Frau nicht nur ein politisches<br />
Lippenbekenntnis, sondern sie wird gelebt und<br />
durch familienfreundliche Arbeitsbedingungen<br />
gefördert.<br />
Quelle: Luise F. Pusch „Alle Menschen werden Schwestern“ aus der<br />
AWO Handreichung zur geschlechtergerechten Sprache.<br />
| 15
Edelsteine © Karl Faller Edelsteinschleiferei, Kirschweiler<br />
WOHLFAHRTSMARKEN 2012
Das Jahr <strong>2011</strong> im Bundesverband<br />
<strong>Verbandsbericht</strong> <strong>2011</strong>
Das Jahr <strong>2011</strong> im Bundesverband<br />
| 18<br />
| Gesundheit, Alter, Behinderung<br />
Die Schwerpunktthemen der Abteilung Gesundheit,<br />
Alter, Behinderung sind Altenhilfe, Menschen<br />
mit Behinderung und psychischen Erkrankungen,<br />
| Bereich: Gesundheit<br />
Elly Heuss-Knapp-Stiftung<br />
Müttergenesungswerk (MGW)<br />
Der Leistungsbereich Vorsorge<br />
und Rehabilitation wird<br />
seit vielen Jahren durch eine<br />
hohe Wettbewerbsorientierung<br />
sowie einen hohen<br />
Kosten- und Effizienzdruck<br />
geprägt. Der mit dem GKV-Finanzierungsgesetz<br />
(<strong>2011</strong>) intendierte Preiswettbewerb verschärfte<br />
die Situation zusätzlich. In der Folge führte dies,<br />
trotz gleichbleibend starker Nachfrage, zu hohen<br />
Ablehnungsquoten für Mutter-Kind- bzw. Vater-<br />
Kind-Kuren und zu deutlichen Ausgabenrückgängen<br />
für diese Maßnahmen aufseiten der Krankenkassen.<br />
So gingen <strong>2011</strong> die Ausgaben um fast<br />
zwölf Prozent zurück.<br />
Dieser nicht nachvollziehbare Rückgang alarmierte<br />
den Haushaltsausschuss des Bundestages, der<br />
schließlich den Bundesrechnungshof mit einer<br />
entsprechenden Prüfung beauftragte. In seinem<br />
im Juni <strong>2011</strong> vorgestellten Prüfbericht bestätigte<br />
dieser die langjährigen Erfahrungen der MGW-<br />
Beratungsstellen. Festgestellt wurden erhebliche<br />
Mängel im Verwaltungshandeln der Krankenkassen,<br />
insbesondere eine eklatante Verletzung des<br />
Grundsatzes der Gleichbehandlung von Versicherten.<br />
Der Bundesrechnungshof sprach von „Anschein<br />
von Willkür und rechtswidrigem Verhalten“<br />
sowie „Intransparenz“.<br />
Als Konsequenz auf den Bericht forderte der Gesundheitsausschuss<br />
des Deutschen Bundestages<br />
in einem überfraktionellen Entschließungsantrag<br />
grundlegende Verbesserungen. Nach langwierigen<br />
Verhandlungen des MGW mit dem Spitzenverband<br />
der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV)<br />
konnten Ende <strong>2011</strong> die Überarbeitung der Begutachtungs-Richtlinie<br />
für Vorsorge und Reha sowie<br />
die Entwicklung von Umsetzungsempfehlungen<br />
abgeschlossen werden.<br />
Im Mittelpunkt der Arbeit des Kuratoriums standen<br />
<strong>2011</strong> zudem politisch-strategische Beratungen<br />
zur aktuellen Entwicklung, zur Lobbyarbeit sowie<br />
zur politischen Unterstützung und Absicherung der<br />
MGW-Strukturen und zur Weiterentwicklung der<br />
Gesundheit und die Themen Suchthilfe und besondere<br />
Lebenslagen.<br />
Stiftung. Die Weiterentwicklung und Abstimmung<br />
der mütter-/väterspezifischen Qualitätskriterien<br />
in den Gremien des MGW bildete dabei einen<br />
Schwerpunkt.<br />
Suchthilfe und Selbsthilfe Sucht<br />
<strong>2011</strong> war die AWO Trägerin von bundesweit rund<br />
200 unterschiedlichen Einrichtungen der Suchthilfe,<br />
die durch ca. 250 Sucht-Selbsthilfegruppen<br />
ergänzt werden. Die Angebote der Suchthilfe orientieren<br />
sich dabei an den Bedürfnissen der Hilfesuchenden<br />
und werden fortlaufend und flexibel<br />
an die sich verändernden Bedarfslagen angepasst.<br />
Einer der Höhepunkte des Arbeitsfeldes war <strong>2011</strong><br />
die von der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen<br />
durchgeführte dritte Aktionswoche Alkohol vom<br />
21. bis 29. Mai <strong>2011</strong>, an der sich viele AWO-Einrichtungen<br />
und Sucht-Selbsthilfegruppen beteiligten.<br />
Trotz geringerer finanzieller Unterstützung<br />
als in den Vorjahren war die Aktion ein großer Erfolg.<br />
Die AWO beteiligte sich finanziell am Druck<br />
des Flyers „Alkohol und Gesundheit: Weniger ist<br />
besser!“, der bundesweit verteilt wurde.<br />
<strong>2011</strong> waren das Beratungsportal und die Online-<br />
Beratung der AWO, an der die Suchtberatungsstellen<br />
in der Pilotphase teilnehmen werden, wichtige<br />
Themen der jährlichen Arbeitstagung der AWO.<br />
Für die Bereiche Suchtberatung, Einrichtungen für<br />
chronisch mehrfach beeinträchtigte Abhängigkeitskranke,<br />
Wohnungslosenhilfe wurden <strong>2011</strong><br />
die QM-Normen überarbeitet.<br />
<strong>2011</strong> beschloss die GeKo einen gemeinsamen Arbeitskreis<br />
für die Arbeitsfelder Schuldnerberatung,<br />
Suchthilfe, Straffälligenhilfe und Wohnungslosenhilfe<br />
einzurichten, da hier viele Schnittstellen bestehen.<br />
Die konstituierende Sitzung fand im Dezember<br />
<strong>2011</strong> statt.<br />
Ende <strong>2011</strong> wurde die 4. Kursreihe zur „Ausbildung<br />
für die freiwillige Mitarbeit in der Suchthilfe“<br />
erfolgreich abgeschlossen. Es fanden weitere<br />
Seminare für die Gruppenleiter/innen der Selbsthilfegruppen<br />
Sucht statt. Die Beratung von Selbsthilfeinitiativen<br />
war ein wesentlicher Schwerpunkt<br />
der Arbeit.
| Bereich: Alter<br />
2. Sozialkonferenz <strong>2011</strong> „Pflege von morgen<br />
braucht eine starke Gemeinschaft“<br />
Am 16. Dezember <strong>2011</strong> fand in Berlin die 2. Sozialkonferenz<br />
der AWO statt. Mit dem Titel „Pflege<br />
von morgen braucht eine starke Gemeinschaft“<br />
demonstrierte die AWO, welche herausragende<br />
Bedeutung sie dem Thema Pflege gibt.<br />
Mit der Veranstaltung richtete die AWO den Blick<br />
nach vorn. Sie formulierte und diskutierte zukünftige<br />
Anforderungen der Pflege. Dabei ging es<br />
um die vier großen Eckpfeiler: Personal, Finanzierung,<br />
Strukturen und Nutzerorientierung.<br />
Die zentralen Kernbotschaften der Veranstaltung<br />
waren:<br />
Es muss neben den Bemühungen zur Gesunderhaltung<br />
des Personals mehr denn je darum gehen,<br />
die Zufriedenheit der Mitarbeiter/innen zu erhalten,<br />
sie zu steigern oder sie wiederherzustellen. Es<br />
muss zudem gelingen, die Rahmenbedingungen<br />
der Pflege so auszugestalten, dass Menschen gern<br />
in diesem Beruf arbeiten wollen. Dazu gehört aber<br />
auch, dass die Einrichtungen noch transparenter<br />
werden und nach außen offensiv darstellen, dass<br />
sie viel besser sind als ihr Ruf.<br />
Der demografische und soziale Wandel wird eine<br />
Wandlung der Pflegeangebote nach sich ziehen<br />
müssen. Die Menschen wollen Teil der Gemeinschaft<br />
auch im Fall von Pflegebedürftigkeit sein.<br />
Pflege muss ins Quartier und nicht „auf die grüne<br />
Wiese“. Und Pflege braucht künftig Unterstützung<br />
durch viele, nach dem Prinzip der geteilten Verantwortung<br />
auch außerhalb klassischer Familienstrukturen.<br />
Die AWO muss Ansätze gemeinschaftlicher<br />
Unterstützung fördern, moderieren und/oder<br />
Teil dieser Unterstützung sein. Die 2. Sozialkonferenz<br />
mündet in der Berliner Erklärung.<br />
Berliner Erklärung<br />
Unter dem Leitmotiv „Das solidarische Einstehen<br />
aller Gesellschaftsmitglieder für diejenigen, die<br />
alleine nicht zurechtkommen, ist der uns leitende<br />
Gedanke für die Sicherung der Zukunftsfähigkeit<br />
von Altenhilfe, Pflege und Pflegeversicherung“<br />
wurde in der Berliner Erklärung die Positionierung<br />
der AWO zur Pflegepolitik zusammengefasst.<br />
Kernforderungen der Berliner Erklärung:<br />
• Einführung der Pflege-Bürgerversicherung und<br />
• eines neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffes,<br />
• bedarfsorientierte personelle Ausstattung,<br />
Das Jahr <strong>2011</strong> im Bundesverband<br />
• Vernetzung der Versorgungsstrukturen,<br />
• Stärkung der ambulanten Dienste und<br />
• Verbesserung der Situation von pflegenden Angehörigen.<br />
Pflege-Bürgerversicherung.<br />
Die AWO fordert seit Langem die Einführung einer<br />
Pflege-Bürgerversicherung als solidarische Finanzierungsgrundlage<br />
in der Pflegeversicherung, denn<br />
sie leistet einen wichtigen Beitrag zur Verminderung<br />
von sozialer und gesundheitlicher Ungleichheit.<br />
Das von der AWO in Auftrag gegebene und von<br />
Prof. Heinz Rothgang von der Uni Bremen vorgestellte<br />
Gutachten bestätigt die AWO in ihrer Forderung,<br />
dass von einer solidarischen Bürgerversicherung<br />
alle profitieren, dass sie zukunftsfähig und<br />
nachhaltig ist und eine Finanzierungsbasis für eine<br />
menschenwürdige Pflege bietet.<br />
Die Ergebnisse des Gutachtens machen deutlich,<br />
dass eine Pflege-Bürgerversicherung sogar Leistungsverbesserungen<br />
für pflegebedürftige Menschen<br />
und ihre Angehörigen möglich machen<br />
würde. Das grundsätzliche Problem der Sozialen<br />
Pflegeversicherung liegt in ihrer Einnahmeschwäche.<br />
Die Mehreinnahmen, die man durch die Einbeziehung<br />
der gesamten Bevölkerung, die Verbeitragung<br />
aller Einkommensarten in einer Säule<br />
und die Anhebung der Beitragsbemessungsgrenze<br />
auf die derzeit in der Rentenversicherung geltende<br />
Höhe von 5.500 Euro pro Monat erzielen würde,<br />
lösen dieses Problem. Auch die sofortige Umset-<br />
| 19
Das Jahr <strong>2011</strong> im Bundesverband<br />
| 20<br />
zung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffes<br />
wird mit der Pflege-Bürgerversicherung möglich.<br />
Selbst wenn weitere Leistungsverbesserungen<br />
vorgenommen, alle Leistungen dynamisiert<br />
und sich die Zahl der Pflegebedürftigen bis 2050<br />
verdoppeln würde, könnte nach dem Rothgang-<br />
Gutachten die Pflege-Bürgerversicherung dazu<br />
beitragen, den Beitragssatz bis 2050 unter drei<br />
Prozent zu halten. Eine private Zusatzvorsorge<br />
wäre dann überflüssig.<br />
AWO und ver.di – Memorandum für Perspektiven<br />
in der Pflege<br />
„Wir können und wollen die Situation in der Pflege<br />
nicht mehr länger hinnehmen“, erklären das<br />
AWO Vorstandsmitglied Brigitte Döcker und ver.di-<br />
Bundesvorstandsmitglied Ellen Paschke im Rahmen<br />
einer Pressekonferenz am 1. Juli <strong>2011</strong> zur<br />
Vorstellung des gemeinsamen Memorandums<br />
„Perspektiven für die Pflege älterer Menschen in<br />
Deutschland“. In diesem Memorandum haben<br />
AWO und ver.di zusammen Forderungen zur Verbesserung<br />
der Situation pflegebedürftiger sowie<br />
pflegender Menschen in Deutschland aufgestellt.<br />
An der Erarbeitung des Memorandums haben einige<br />
Mitglieder des Präsidiums und des Fachausschusses<br />
Sozialpolitik mitgearbeitet.<br />
Hintergrund für die vielleicht auf den ersten Blick<br />
ungewöhnliche Verbindung von AWO und der<br />
Dienstleistungsgewerkschaft ver.di ist der zunehmend<br />
unerträglich werdende Kosten- und Leistungsdruck<br />
im Pflegebereich. Dazu kommt die zu<br />
Recht hohe Erwartungshaltung der zu Pflegenden<br />
und deren Angehörigen. Kosten- und Leistungsdruck<br />
auf der einen Seite und eine berechtigt<br />
hohe Anspruchshaltung der zu Pflegenden und<br />
ihrer Angehörigen auf der anderen Seite miteinander<br />
zu vereinbaren, wurde in den letzten Jahren<br />
immer mehr zum Balanceakt. Deshalb sahen<br />
AWO und ver.di die Leidensgrenze erreicht. Ziel<br />
des Memorandums war es, die Situation der Pflege<br />
in Deutschland zu verbessern.<br />
Eckpunkte des Memorandums sind:<br />
• das Recht auf Selbstbestimmung und Teilhabe<br />
pflegebedürftiger Menschen in der Gesellschaft,<br />
• die individuelle sowie bedarfsgerechte Pflege<br />
und Betreuung,<br />
• ein neuer, erweiterter Pflegebedürftigkeitsbegriff,<br />
• eine höhere Wertschätzung und bessere Bezahlung<br />
der Pflegearbeit, mehr Personal und humanere<br />
Arbeitsbedingungen sowie<br />
• die Schaffung angemessener Rahmenbedingungen<br />
für Pflege mit entsprechenden Leistungsvergütungen.<br />
Vom Memorandum zum Bündnis<br />
Auf Basis der Inhalte<br />
des gemeinsamen<br />
Memorandums „Perspektiven<br />
für die Pflege<br />
älterer Menschen in<br />
Deutschland“ haben der AWO Bundesverband und<br />
ver.di Verbände und Organisationen gebeten, die<br />
Positionen zu unterstützen und ein gemeinsames<br />
Bündnis für Pflege ins Leben zu rufen. Dazu gab<br />
es ab August <strong>2011</strong> Sondierungstreffen und am<br />
17. Oktober erfolgte das Gründungstreffen, bei<br />
dem gemeinsame Positionen in Form von Kernbotschaften<br />
verabschiedet wurden. Dort wurde<br />
beschlossen, dass das Bündnis den Titel „Bündnis<br />
für Gute Pflege“ tragen wird. Die zwölf Gründungsmitglieder<br />
stellten das „Bündnis für Gute<br />
Pflege“ im Februar 2012 vor. Ziel des Bündnisses<br />
ist es, das Thema Pflege in den Fokus der Öffentlichkeit<br />
und Politik zu rücken und somit frühzeitig<br />
die „richtigen“ Weichen zu stellen.<br />
Weiterentwicklung der Altenhilfe<br />
Das Jahr <strong>2011</strong> war in der Altenhilfe weiterhin geprägt<br />
von der Umsetzung des bereits im Juli 2008<br />
in Kraft getretenen Pflege-Weiterentwicklungsgesetzes.<br />
Hier insbesondere bei der Begleitung der<br />
Umsetzung der Pflege-Transparenzvereinbarungen<br />
durch die Beteiligung am öffentlichen und<br />
politischen Diskurs zu Qualität und Transparenz in<br />
der Pflege sowie durch aktive Unterstützung der<br />
Umsetzung der vorliegenden Ergebnisse des Modellprojekts<br />
„Entwicklung und Erprobung von Instrumenten<br />
zur Beurteilung der Ergebnisqualität<br />
in der stationären Altenhilfe“ als Instrument zur<br />
Beurteilung der Ergebnisqualität in der stationären<br />
Altenhilfe.
Als weiterer Baustein für mehr Transparenz und<br />
Verbraucherorientierung in der Pflege ist aus dem<br />
laufenden Qualifizierungsprojekt (Online-)Pflege-<br />
und Seniorenberatung (OPuS) des AWO Bundesverbands<br />
die onlinebasierte Pflege- und Seniorenberatung<br />
entstanden. Bundesweit werden Senioren<br />
sowie Hilfs- und Pflegebedürftige und ihre Angehörigen<br />
durch den Bundesverband online beraten.<br />
Vereinbarkeit von Pflege und Beruf<br />
Immer mehr Bürger/innen pflegen ihre Angehörigen.<br />
Von den derzeit rund 2,34 Millionen pflegebedürftigen<br />
Menschen in Deutschland werden<br />
rund 1,6 Millionen zu Hause gepflegt. Pflegende<br />
Angehörige, in der Mehrzahl Frauen, tragen damit<br />
die Hauptlast. In einem ganz besonderen Maße<br />
sind berufstätige pflegende Angehörige belastet,<br />
die sich tagtäglich den mangelnden Vereinbarkeitsmöglichkeiten<br />
von Pflege und Beruf stellen<br />
müssen.<br />
<strong>2011</strong> verabschiedete die Bundesregierung ein Gesetz<br />
mit dem Ziel einer besseren Vereinbarkeit von<br />
Pflege und Beruf. Die AWO begleitete permanent<br />
den Gesetzgebungsprozess. So verabschiedete sie<br />
dazu Stellungnahmen und Positionspapiere und<br />
betrieb eine intensive Pressearbeit. Der Hauptkritikpunkt<br />
war, dass das Gesetz keinen Rechtsanspruch<br />
auf eine Pflegezeit vorsah.<br />
Für eine bessere Vereinbarkeit von Pflege und<br />
Berufstätigkeit entwickelte die AWO im Septem-<br />
| Bereich: Behinderung<br />
UN-Behindertenrechtskonvention (BRK)<br />
Auch im Jahr <strong>2011</strong> stand die Umsetzung der UN-<br />
BRK im Mittelpunkt unserer fach- und verbandspolitischen<br />
Arbeit. Es wurde ein Diskussionspapier<br />
zur Umsetzung der UN-BRK erarbeitet, welches<br />
2012 in unserem Verband zu einer intensiven<br />
Auseinandersetzung führen wird.<br />
Um den Anforderungen der UN-BRK heute und in<br />
Zukunft gerecht zu werden, hat die Bundesregierung<br />
den Nationalen Aktionsplan erarbeitet, der<br />
im Juni <strong>2011</strong> vom Bundeskabinett verabschiedet<br />
wurde. Gemäß Art. 35 der UN-BRK sind die Vertragsstaaten<br />
zur regelmäßigen Vorlage von Staatenberichten<br />
verpflichtet, in denen sie über die<br />
Maßnahmen berichten, die sie zur Erfüllung ihrer<br />
Pflichten aus der Konvention getroffen haben.<br />
Der erste Staatenbericht wurde im August <strong>2011</strong><br />
vom Bundeskabinett verabschiedet. Die Behindertenverbände<br />
beschlossen, einen gemeinsamen<br />
Parallelbericht zum offiziellen Bericht der<br />
Bundesregierung, der 2012 fertiggestellt und an<br />
den Ausschuss in Genf übermittelt werden soll, zu<br />
Das Jahr <strong>2011</strong> im Bundesverband<br />
ber <strong>2011</strong> ein Positionspapier und stellte folgende<br />
Forderungen:<br />
• gesellschaftliche Anerkennung für pflegende<br />
Angehörige,<br />
• Einführung von Beratungsgutscheinen,<br />
• verbesserter ambulanter Leistungsanspruch,<br />
• Anspruch auf kurzfristige Freistellung von Arbeitnehmern<br />
und Arbeitnehmerinnen in Pflegeverantwortung<br />
analog zu den Freistellungsregelungen<br />
bei der Pflege eines erkrankten Kindes<br />
(§ 45 SGB V),<br />
• Anspruch auf stationäre Vorsorge- und Rehabilitationsmaßnahmen<br />
für pflegende Angehörige<br />
sowie<br />
• Zeit für familiale Sorgearbeit.<br />
Auch wenn die massive öffentliche Kritik ein paar<br />
Änderungen bewirkte, ist das Gesetz, das im Oktober<br />
<strong>2011</strong> vom Bundestag verabschiedet wurde<br />
und zum Jahreswechsel 2012 in Kraft trat, aus Sicht<br />
der AWO enttäuschend. Das Ziel, Beruf und Pflege<br />
miteinander vereinbaren zu können, wird damit<br />
verfehlt. Ohne einen gesetzlichen Rechtsanspruch<br />
werden viele Arbeitnehmer/innen die Pflegezeit<br />
nicht in Anspruch nehmen. Das bietet pflegenden<br />
Angehörigen nicht die notwendigen Leistungen<br />
und Rechte, um die gesamtgesellschaftlich so<br />
wichtige Verantwortung der Angehörigenpflege zu<br />
übernehmen.<br />
erarbeiten. Sie gründeten dazu eine „Allianz zur<br />
UN-Behindertenrechtskonvention“. Der AWO Bundesverband<br />
ist dieser Allianz beigetreten.<br />
„Inklusiv leben – Wege zur Inklusion<br />
im sozialen Raum<br />
Der AWO Bundesverband hat ein neues, von Aktion<br />
Mensch gefördertes zweijähriges Projekt für und mit<br />
Menschen mit geistiger Behinderung initiiert, mit<br />
dessen Hilfe an vier AWO-Standorten in Hamburg,<br />
Dortmund, Dillingen und Karlsbad neue Möglichkeiten<br />
der Inklusion von Menschen mit Behinderungen<br />
erschlossen werden sollen. Die Projektbegleitung<br />
wird von der Gesellschaft für Organisationsentwicklung<br />
und Sozialplanung (gos) durchgeführt. Ziel<br />
des zweijährigen Projektes ist es, sozialräumliche<br />
Strukturen, vorhandene Ressourcen im Sozialraum<br />
einschließlich der Schlüsselstellen zu erfassen und<br />
existierende Barrieren zu identifizieren sowie sozialräumliche<br />
Handlungsmuster durch systematische<br />
Befragungen und Beobachtungen festzustellen.<br />
Auf dieser Basis wird die Gewinnung, Aktivierung<br />
| 21
Das Jahr <strong>2011</strong> im Bundesverband<br />
| 22<br />
und Vernetzung möglichst vieler Akteure im lokalen<br />
Raum angestrebt, um durch gemeinsame Planungen<br />
neue Chancen zur Inklusion im Sozialraum zu<br />
eröffnen. Dies umfasst auch die Gewinnung, Qualifizierung<br />
und Begleitung von Freiwilligen, die die<br />
Menschen mit Behinderungen in konkreten sozialräumlichen<br />
Projekten unterstützen können.<br />
Menschen mit Behinderung sollen dadurch unterstützt<br />
werden, sich durch gezielte sozialraumbezogene<br />
Initiativen und Veranstaltungen in den<br />
Bereichen Wohnen, Beschäftigung, Bildung, Bürgerschaftliches<br />
Engagement, politische Teilhabe<br />
und Freizeit stärker in der Gemeinde zu vernetzen<br />
und ihre Kompetenzen und Ressourcen einzubringen.<br />
Fachtagung „AWO all inclusive – UN-BRK und<br />
Inklusion“<br />
Am 16. und 17. Juni <strong>2011</strong> lud der AWO Bundesverband<br />
nach Berlin zur Fachtagung „AWO all inclusive<br />
– UN-Behindertenrechtskonvention und<br />
Inklusion“ ein.<br />
In dieser Fachtagung setzten sich Mitarbeiter/innen<br />
aus verschiedenen Einrichtungen und Diensten<br />
arbeitsfeldübergreifend und gemeinsam mit<br />
Menschen mit Behinderungen mit der Bedeutung<br />
und Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention,<br />
mit der Leitidee der Inklusion und mit<br />
deren Auswirkungen auf die strukturelle und inhaltliche<br />
Arbeit der AWO auseinander. Auch wenn<br />
die Teilnehmer/innen zum großen Teil aus dem<br />
Arbeitsfeld Behindertenhilfe kamen, stellt diese<br />
Tagung einen Auftakt für die Umsetzung der Leitidee<br />
Inklusion in allen Arbeitsfeldern unseres Verbandes<br />
dar.<br />
Die interessante und praxisorientierte Tagung beinhaltete<br />
vielfältige Anregungen und Erfahrungen,<br />
die gute Ansatzpunkte für die Entwicklung<br />
einer Verbandsstrategie enthalten, mit der eine<br />
Fachtagung „Behinderung und Migration“.<br />
umfassende Teilhabe und Teilnahme aller Menschen<br />
mit und ohne Behinderung und in jedem<br />
Lebensalter auf allen Ebenen der Gesellschaft ermöglicht<br />
wird.<br />
Fachtagung „Behinderung und Migration“<br />
In den letzten beiden Jahren setzte sich der AWO<br />
Bundesverband intensiv mit der Situation von<br />
Menschen mit Behinderung und Migrationshintergrund<br />
und mit der Vernetzung von behinderten-<br />
und migrationsspezifischen Angeboten auseinander.<br />
Am 16. und 17. Mai <strong>2011</strong> führte der<br />
AWO Bundesverband zu dieser Thematik in Berlin<br />
eine Fachtagung „Behinderung und Migration“<br />
durch.<br />
Menschen mit Behinderungen, die einen Migrationshintergrund<br />
haben, finden nicht immer den<br />
Zugang zu den Unterstützungs- und Assistenzsystemen.<br />
Es sind einerseits Zugangsbarrieren aufseiten<br />
der Familien identifizierbar: Unkenntnis<br />
des Hilfesystems, vielleicht andere Gesundheits-<br />
und Krankheitskonzepte und Scham.<br />
Aufseiten des Systems der Behindertenhilfe bestehen<br />
Zugangsbarrieren in dem eher unübersichtlichen<br />
Leistungsrecht und der Bürokratie mit ihrer<br />
Komplexität. Vor allem gibt es erst sehr wenig<br />
Wissen darüber, welche Bedürfnisse und Wünsche<br />
behinderte Migrantinnen und Migranten und ihre<br />
Familien an diese Unterstützungs- und Assistenzsysteme<br />
haben.<br />
In der Fachtagung kamen Angehörige von Behinderung<br />
betroffener Familien, Vertreter/innen von<br />
Selbsthilfegruppen und Mitarbeiter/innen von unterschiedlichen<br />
Modellvorhaben zusammen. Ihr<br />
gemeinsames Fazit war wegweisend: mehr miteinander<br />
reden, aufeinander in Offenheit zugehen,<br />
Informationen über die unterschiedlichen kulturellen<br />
Sichtweisen und religiösen Traditionen austauschen<br />
und einander mit Respekt begegnen.
Das Büro Leichte Sprache<br />
Beim Bundesverband der AWO gibt es seit April <strong>2011</strong><br />
das Projekt „Büro Leichte Sprache“ mit einer dreijährigen<br />
Laufzeit. Das Projekt wird durch Aktion Mensch<br />
gefördert. Gemäß UN-BRK soll für Menschen mit Behinderungen<br />
alles barrierefrei sein. Vor allem in Artikel<br />
9 wird die Zugänglichkeit zu Informationen und<br />
Kommunikationstechnologien beschrieben. Ziel ist es,<br />
Menschen mit Behinderungen eine unabhängige Lebensführung<br />
und die volle Teilhabe in allen Lebensbereichen<br />
zu ermöglichen. Leichte Sprache ist eine<br />
wichtige Voraussetzung, um sich unabhängig und<br />
selbstbestimmt Informationen aneignen zu können.<br />
Im Büro Leichte Sprache werden zum Beispiel Texte für<br />
Internetseiten, Leistungsbeschreibungen, Tagungsunterlagen,<br />
Konzeptionen und Leitbilder in Leichte Sprache<br />
übersetzt. Weiter werden Erklärungen zu Wohn-<br />
und Betreuungsverträgen erstellt sowie Flyer und<br />
Broschüren gestaltet.<br />
Leichte Sprache ist ein Konzept zur besseren Lesbarkeit<br />
und Verstehbarkeit von Texten. Es geht um die<br />
Barrierefreiheit im Bereich der Schriftsprache. Leichte<br />
Sprache ist vor allem für Menschen mit Lernschwierigkeiten<br />
geeignet. Aber auch für andere Zielgruppen.<br />
Zum Beispiel:<br />
• Menschen mit geringen Lesefähigkeiten<br />
• Menschen mit Migrationshintergrund<br />
• Ältere Menschen<br />
Es geht darum, komplizierte Sachverhalte verstehbar<br />
darzustellen. Dafür gibt es feste Regeln. Diese beziehen<br />
sich zum Beispiel auf die Wort-, Satz- und Textebene<br />
sowie auf die Gestaltung des Dokuments. Menschen<br />
mit Lernschwierigkeiten überprüfen alle übersetzten<br />
Texte auf Lesbarkeit und Verstehbarkeit. Es besteht<br />
von Anfang an eine inklusive Zusammenarbeit mit<br />
Prüferinnen und Prüfern für Leichte Sprache. Dienste<br />
und Einrichtungen der AWO sowie Selbsthilfeorganisationen<br />
und Verbände der Behindertenhilfe und Psychiatrie<br />
können das Dienstleistungsangebot nutzen.<br />
Das Jahr <strong>2011</strong> im Bundesverband<br />
Aktion Mensch<br />
Im Jahr <strong>2011</strong> wurden 532<br />
Anträge für Projekte, Investitionsmaßnahmen,Fahrzeugförderung,<br />
Ferien- und<br />
Bildungsmaßnahmen und<br />
zur Schaffung von Arbeitsplätzen für Menschen mit Behinderungen<br />
gestellt und mit 11,8 Millionen Euro von<br />
der Aktion Mensch gefördert (siehe Grafik). Die Arbeit in<br />
der Behindertenhilfe, Psychiatrie und Jugendhilfe wäre<br />
an vielen Stellen ohne die Förderung und Bezuschussung<br />
von sozialen Projekten durch die Aktion Mensch<br />
weder finanzier- noch durchführbar. Auch <strong>2011</strong> war<br />
Aktion Mensch wieder ein stets verlässlicher Partner für<br />
innovative Projekte und Veranstaltungen.<br />
Positionspapier Schuldnerberatung<br />
Der AWO Bundesverband e.V. arbeitet in der Arbeitsgemeinschaft<br />
Betreuungsvereine bei der BAGFW mit.<br />
In Zusammenarbeit mit den anderen Wohlfahrtsverbänden<br />
wurde ein Positionspapier erarbeitet. Die dort<br />
formulierten Forderungen und Grundsätze werden von<br />
der AWO vollumfänglich geteilt und unterstützt:<br />
• Betreute sollen nicht allein bleiben, auch wenn keine<br />
Person im Ehrenamt bereit oder in der Lage ist,<br />
die Aufgaben eines rechtlichen Betreuers wahrzunehmen.<br />
• Die Betreuungsvereine finden, informieren und unterstützen<br />
ehrenamtliche Betreuer/innen, wodurch ein<br />
gesellschaftliches Klima unterhalten und geschaffen<br />
wird, in welchem es normal ist, anderen zu helfen.<br />
• Menschen, für die eine rechtliche Betreuung eingerichtet<br />
wurde, sollen ein selbstbestimmtes Leben<br />
führen können, ihre Grundrechte sollen geachtet<br />
und die Forderungen, die sich aus der UN-Behindertenrechtskonvention<br />
ergeben, umgesetzt werden.<br />
• Die Finanzierung für die Betreuungsvereine muss<br />
langfristig, auskömmlich und gesichert sein, damit sie<br />
ihre qualitativ hochwertige und gesellschaftlich wertvolle<br />
Arbeit weiterführen und entwickeln können.<br />
| 23
Das Jahr <strong>2011</strong> im Bundesverband<br />
| 24<br />
| Migration<br />
Die Abteilung Migration hat die Aufgabe, die Integrationsprogramme<br />
des Bundes zu steuern und zu<br />
koordinieren. Der Schwerpunkt liegt in der Migrationsberatung.<br />
Dabei soll ein bedarfsorientiertes<br />
und individuelles Beratungsangebot für Migranten<br />
und Migrantinnen entwickelt werden, um deren<br />
individuellen Integrationsprozess zu initiieren, zu<br />
ESF-Projekt „FaDA – Fachsprache Deutsch in der<br />
Altenpflege“<br />
Am 1. Mai <strong>2011</strong> startete das AWO-Projekt „FaDA –<br />
Fachsprache Deutsch in der Altenpflege“, das aus<br />
dem ESF-Bundesprogramm „rückenwind - Für die<br />
Beschäftigten in der Sozialwirtschaft“ gefördert<br />
wird.<br />
Die fachsprachlichen und kommunikativen Anforderungen<br />
an Pflegekräfte insbesondere in der<br />
stationären Altenpflege sind in den letzten Jahren<br />
durch zunehmende Pflegedokumentation,<br />
neue Pflegestandards, gestiegene Erwartungen<br />
der Kunden und Kundinnen sowie multikulturell<br />
zusammengesetzte Teams gestiegen.<br />
In Pflegeeinrichtungen der AWO haben 30 bis 60<br />
Prozent der Pflegekräfte einen Migrationshintergrund.<br />
Aufgrund des Fachkräftemangels gehen<br />
zunehmend AWO-Träger dazu über, Pflegekräfte<br />
aus osteuropäischen Ländern anzuwerben. Da in<br />
der pflegerischen Tätigkeit eine personenbezogene<br />
Dienstleistungs- und Unterstützungsbeziehung<br />
hergestellt wird, ist die kommunikative und fachsprachliche<br />
Kompetenz der Pflegekräfte von entscheidender<br />
Bedeutung für die Qualität der Pflege.<br />
Das Projekt FaDA bietet Schulungen für die betriebsinterne<br />
Qualifizierung von Pflegekräften im<br />
Bereich der fachsprachlichen Kommunikation in<br />
stationären Einrichtungen der AWO an. Dazu wurden<br />
zusammen mit Experten und Expertinnen acht<br />
Schulungsmodule entwickelt, die ab März 2012 in<br />
zwei Standorten der AWO erprobt und evaluiert<br />
werden. Die Qualifizierung richtet sich insbesondere<br />
an Pflegehilfskräfte und Pflegefachkräfte, deren<br />
Muttersprache nicht die deutsche Sprache ist<br />
bzw. die Deutsch als Zweitsprache gelernt haben.<br />
Ziel der Qualifizierung ist die Förderung der fachsprachlichen<br />
und kommunikativen Kompetenzen<br />
der Pflegekräfte. Die Pflegekräfte bekommen mehr<br />
Sicherheit in der fachsprachlichen Kommunikation<br />
innerhalb und mit Partnerinnen und Partnern<br />
sowie Kundinnen und Kunden außerhalb der Einrichtung.<br />
Zudem werden sie durch projektbegleitende<br />
Beratung in der Motivation zu weiterführender<br />
Fort- und Weiterbildung gefördert.<br />
Damit sollen Voraussetzungen für zukünftige Qua-<br />
begleiten und zu steuern. Die Beratung erfolgt vor,<br />
während und nach Integrationskursen. Eine weitere<br />
Aufgabe der Abteilung besteht darin, Konzepte<br />
und Umsetzungsvorschläge für die Interkulturelle<br />
Öffnung in den einzelnen Handlungsfeldern<br />
Sozialer Arbeit zu entwickeln.<br />
lifizierungen für diese Zielgruppe erreicht werden,<br />
um so deren Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit<br />
für die Pflegetätigkeit zu verbessern, die Qualität<br />
der Pflege in AWO-Einrichtungen zu sichern sowie<br />
Pflegekräfte zu gewinnen und Mitarbeiter/innen<br />
an das Unternehmen zu binden.<br />
„Integration verbindlicher machen – Integrationsvereinbarungen<br />
erproben“<br />
Das bundesweite Modellvorhaben zur Erprobung<br />
von Integrationsvereinbarungen, das am 1. April<br />
<strong>2011</strong> gestartet ist, hat eine Projektlaufzeit von<br />
rund 18 Monaten. Zielsetzung des Modellvorhabens<br />
ist es, Handlungsempfehlungen für die<br />
Kooperation zwischen den Jugendmigrationsdiensten<br />
(JMD) und der Migrationsberatung für<br />
erwachsene Zuwanderer (MBE) sowie allen am<br />
Integrationsprozess beteiligten Stellen zu erarbeiten.<br />
Angesiedelt wurde das Projekt bei der Beauftragten<br />
der Bundesregierung für Migration, Integration<br />
und Flüchtlinge, Frau Prof. Maria Böhmer,<br />
unter Beteiligung von ausgewählten Jugend- und<br />
Erwachsenenmigrationsfachdiensten der Wohlfahrtsverbände,<br />
des Bundes der Vertriebenen und<br />
des Internationalen Bundes. Insgesamt sind 18<br />
Modellstandorte ausgewählt, darunter 16 unter<br />
Beteiligung von MBEs und 8 JMDs in AWO-Trägerschaft.<br />
Weiterhin eingebunden sind die Kommunen,<br />
Jobcenter, Ausländerbehörden und weitere<br />
Kooperationspartner, wie zum Beispiel Integrationskursträger<br />
vor Ort. Das Modellvorhaben wird<br />
durch ein Evaluationskonsortium wissenschaftlich<br />
begleitet und ausgewertet. Dies geschieht durch
qualitative und quantitative Erhebungen sowie<br />
Bereisungen und Workshops für die Modellstandorte.<br />
Inhaltlich werden in der Evaluation zwei Schwerpunkte<br />
gelegt: Zum einen sollen Praxis und Erfahrungen<br />
der beteiligten JMDs und MBEs mit dem<br />
Einsatz von verbindlichen Integrationsvereinbarungen<br />
(mit oder ohne Unterschrift) im Rahmen<br />
des Case Managements evaluiert werden und zum<br />
anderen werden die Kooperationen mit am Integrationsprozess<br />
beteiligten Stellen sowie die lokale<br />
Netzwerkarbeit untersucht.<br />
Nach gut der Hälfte der Projektlaufzeit kann als<br />
zentrales Zwischenergebnis festgehalten werden,<br />
dass die Qualität des Beratungsprozesses deutlich<br />
von der Qualität der Kooperation und der Netzwerkarbeit<br />
der Migrationsberatungsdienste vor Ort<br />
abhängt: „Die Vernetzung und Kooperation mit<br />
Netzwerkpartnern ist somit eine wesentliche Voraussetzung<br />
für das Gelingen des Beratungs- und<br />
Unterstützungsprozesses“ (erster Zwischenbericht<br />
der wissenschaftlichen Begleitung des Modellvorhabens,<br />
<strong>2011</strong>). Demzufolge kann also das Projektziel,<br />
nämlich „Integration verbindlicher zu machen,<br />
nur im Rahmen einer Zusammenarbeit vor<br />
Ort […] erreicht werden.“ (ebd.).<br />
Für 2012 ist eine Fokussierung auf diesen zweiten<br />
Schwerpunkt „Kooperation und lokale Vernetzung“<br />
vorgesehen. Hierzu werden zwei bundesweite<br />
Workshops zum Thema „Professionelles<br />
Netzwerkmanagement“ sowie drei Regionalkonferenzen<br />
zum Austausch der beteiligten Standorte<br />
angeboten.<br />
Kinderrechtskampagne „Jetzt erst Recht(e) für<br />
Flüchtlingskinder!“<br />
Die Arbeiterwohlfahrt engagiert sich in einem<br />
Kampagnen-Netzwerk von über 50 deutschen<br />
Nichtregierungsorganisationen (NGO), die sich<br />
für einen verbesserten, umfassenden Menschenrechtsschutz<br />
einsetzen – weltweit, in bestimmten<br />
Weltregionen, Ländern und in Deutschland. Die<br />
Kampagne „Jetzt erst Recht(e) für Flüchtlingskinder!“<br />
möchte mit kreativen Aktionen, Öffentlichkeitsarbeit<br />
und politischem Druck Gesetzesänderungen<br />
und weitere konkrete Verbesserungen für<br />
Flüchtlingskinder in Deutschland erreichen. Denn<br />
obwohl die Bundesregierung im Juli 2010 offiziell<br />
den seit 18 Jahren bestehenden Vorbehalt zur<br />
UN-Kinderrechtskonvention zurücknahm, werden<br />
Flüchtlingskinder im Vergleich zu Kindern mit<br />
deutschem Pass weiterhin massiv benachteiligt.<br />
So zum Beispiel haben sie Nachteile unter anderem<br />
in der Gesundheitsversorgung, bei Schul- und<br />
Berufsbildung, Arbeitsmöglichkeiten, der Be-<br />
Das Jahr <strong>2011</strong> im Bundesverband<br />
wegungsfreiheit sowie der Möglichkeit, mit ihrer<br />
Familie oder Verwandten zusammenzuwohnen.<br />
Nach wie vor widersprechen einige gesetzliche<br />
Regelungen, zum Beispiel im Aufenthaltsgesetz,<br />
im Asylverfahrensgesetz und im SGB III, sowie das<br />
Asylbewerberleistungsgesetz an sich den Vorgaben<br />
der UN-Kinderrechtskonvention. Diese Regelungen<br />
müssten dringend im Hinblick auf ihre Auswirkungen<br />
auf das Wohl des Kindes überarbeitet werden.<br />
Die Kampagne, die im Juni <strong>2011</strong> begann, verfolgt<br />
drei Ziele:<br />
• die Öffentlichkeit für das Thema „Flüchtlingskinder“<br />
sensibilisieren und gewinnen,<br />
• die Politik von der Notwendigkeit gesetzlicher<br />
und verfahrenstechnischer Anpassungen nach<br />
der Rücknahme des Vorbehalts überzeugen,<br />
• dazu beitragen, dass sich die Lebensbedingungen<br />
von Flüchtlingskindern tatsächlich verbessern.<br />
Übergeordnetes Ziel ist die vollständige Umsetzung<br />
der Kinderrechtskonvention in Deutschland. Bisher<br />
ist durch die Ansprache von Prominenten als<br />
Unterstützende der Kampagne und eine Pressekonferenz<br />
mit dem Schirmherrn, Prof. Dr. Lothar<br />
Krappmann, die Öffentlichkeit auf das Anliegen<br />
der Kampagne aufmerksam gemacht worden. Für<br />
den weiteren Verlauf der Kampagne stehen Aktivitäten<br />
und Maßnahmen für eine konkrete Umsetzung<br />
der Kinderrechte in den Einrichtungen der<br />
Kinder- und Jugendhilfe sowie der Jugendberufshilfe<br />
der AWO an.<br />
AWO gegen Rechtsextremismus<br />
Im November <strong>2011</strong> erschütterte die Republik die<br />
Aufdeckung der NSU (Nationalsozialistischer Untergrund),<br />
von den Medien auch als „Zwickauer<br />
Terrorzelle“ bezeichnet. Die rechtsextreme terroristische<br />
Vereinigung konnte für etliche rassistisch<br />
motivierte Morde verantwortlich gemacht werden.<br />
| 25
Das Jahr <strong>2011</strong> im Bundesverband<br />
| 26<br />
Die AWO beschloss schon mit dem Magdeburger<br />
Appell von 2007 ihr aktives Eintreten gegen Rassismus.<br />
Die Entwicklungen der nachfolgenden<br />
Jahre machten allerdings deutlich, dass die Anstrengungen<br />
in diesem Bereich noch deutlich verstärkt<br />
werden müssen. Vor dem damals aktuellen<br />
Hintergrund der NSU-Morde beschäftigte sich das<br />
AWO Präsidium mit dem Thema AWO gegen Rechtsextremismus<br />
und Rassismus.<br />
So beschloss das Präsidium der AWO am 18. November<br />
<strong>2011</strong>, dass sich die AWO zunehmend als<br />
politische Akteurin begreifen muss, die für die sozialdemokratischen<br />
Werte steht und diese selbstbewusst<br />
und offen propagiert. Die AWO muss<br />
mehr Mut zum „Farbe bekennen“ aufbringen und<br />
gleichzeitig deutlich gegen ausgrenzende und<br />
menschenverachtende Ideologien Stellung beziehen.<br />
Das beinhaltet sowohl die Positionierung<br />
nach außen als auch eine Sensibilisierung innerhalb<br />
der AWO. Unsere Vorbildhaltung lässt sich<br />
dann auch problemloser auf andere Institutionen<br />
in der Gesellschaft übertragen.<br />
Rechtsextreme treten nicht mehr mit Glatze und<br />
Springerstiefel auf; sie tarnen sich als bürgerlich<br />
und versuchen, sich den tatsächlichen Problemen<br />
der Bürgerinnen und Bürger anzunehmen und sie<br />
dort abzuholen, wo diese stehen, betätigen sich<br />
als „soziale Kümmerer“, die Hartz-IV-Beratung<br />
und Kinderspielnachmittage anbieten. Dazu bauen<br />
sie soziale Netze auf und versuchen bereits<br />
bestehende Strukturen vor Ort zu unterwandern.<br />
Dies geschieht beispielsweise durch Eltern-Engagement<br />
in Kitas und Schulen oder durch ehrenamtliche<br />
Funktionen.<br />
Auch AWO-Einrichtungen sind zunehmend von<br />
rechtsextremistischen Unterwanderungstendenzen<br />
bedroht. Gleichzeitig ist festzustellen, dass<br />
vielerorts die Sensibilität bei den Mitarbeitenden<br />
und den ehrenamtlich Engagierten für den Umgang<br />
mit diesem Phänomen gering ist. Häufig ist<br />
das leider mit einem mangelnden Bewusstsein für<br />
Geschichte und Tradition der AWO gepaart.<br />
Der AWO Bundesverband will 2012 einen Maßnahmen-<br />
und Umsetzungsplan entwickeln und<br />
ein Positionspapier zum Thema Rechtsextremismus<br />
mit klaren Botschaften für die Gliederungen<br />
der AWO erstellen.
| AWO Bundesakademie<br />
Die AWO Bundesakademie<br />
plant, organisiert und<br />
führt bundesweite Qualifizierungsmaßnahmen<br />
Fachkräftemangel<br />
Auch <strong>2011</strong> waren der Fachkräftemangel und Personalbindungskonzepte<br />
zentrale Themen für die<br />
Bundesakademie. Auf allen Ebenen des Verbandes<br />
gibt es bereits eine Fülle von Maßnahmen, Ideen<br />
und Interventionen, um der Problematik mit<br />
adäquaten und zukunftsorientierten Lösungen zu<br />
begegnen. So zum Beispiel führten die Arbeitskreise<br />
des Bundesverbandes Altenhilfe und Personal<br />
eine onlinebasierte Befragung durch, um relevante<br />
Daten und Erfahrungen zum Fachkräftemangel<br />
und den damit verbundenen Maßnahmen in den<br />
Regionen zu erheben.<br />
Die Ergebnisse zeigen deutliche regionale Unterschiede.<br />
Nichtsdestotrotz gibt es überall die Tendenz,<br />
dass es immer schwieriger wird, Fachkraftstellen<br />
zu besetzen. Zukünftig werden Strategien<br />
zur Mitarbeiterbindung und Fachkraftakquise immer<br />
wichtiger werden. Des Weiteren wurde eine<br />
Fülle an notwendigen Maßnahmen zur Personalrekrutierung,<br />
-bindung und -qualifizierung identifiziert,<br />
die vor Ort bereits mit unterschiedlicher<br />
Wirksamkeit durchgeführt werden.<br />
Ein weiteres Resultat der Befragung ist die Einschätzung,<br />
dass der Wirkungserfolg durch gesamtverbandliche<br />
Kampagnen, Strategien und Medien-<br />
einsatz noch positiver verstärkt werden kann. Ein<br />
Meilenstein könnte hier bereits die geplante bundesweite<br />
AWO-Stellenbörse sein, an deren Entwicklung<br />
auch die Bundesakademie beteiligt ist.<br />
Deutscher Qualifikationsrahmen (DQR)<br />
Mit dem Thema Fachkräftemangel eng verbunden<br />
ist die Diskussion um den Deutschen Qualifikationsrahmen<br />
(DQR). In beratender Funktion unterstützte<br />
die Bundesakademie den Bundesfachausschuss<br />
für Jugend- und Bildungspolitik bei der<br />
Erstellung des Positionspapiers „Strategien im Umgang<br />
mit dem Deutschen Qualifikationsrahmen“.<br />
Zudem beteiligte sie sich an der überverbandlichen<br />
Positionierung zu diesem Thema und ist aktives<br />
Mitglied der Arbeitsgruppe beim Deutschen<br />
Verein zur Anerkennung von informell und nichtformal<br />
erworbenen Bildungsleistungen.<br />
Insgesamt hat die Bundesakademie aus den Ergebnissen<br />
zum einen Qualifizierungsbedarfe abgeleitet,<br />
konzeptionell umgesetzt und in ihr Wei-<br />
Das Jahr <strong>2011</strong> im Bundesverband<br />
für haupt-, neben- und ehrenamtliche Mitarbeiter/<br />
innen der AWO durch. Die Fort- und Weiterbildungen<br />
der Akademie richten sich insbesondere an alle<br />
Fach- und Führungskräfte der Sozialwirtschaft.<br />
terbildungsprogramm aufgenommen und zum<br />
anderen gemeinsam mit Verbundpartnern ein<br />
ESF-rückenwind-Projekt erarbeitet, das sich als<br />
Lernwerkstatt intensiv mit unterschiedlichen Personalbindungskonzepten<br />
auseinandersetzen und<br />
diese erproben wird. Führungskräfte spielen dabei<br />
eine zentrale gestaltende Rolle.<br />
Profilschärfung<br />
Die Profilschärfung der Bundesakademie auf die<br />
drei Weiterbildungsstränge Managementqualifizierung,<br />
Qualifizierung von Schlüsselkompetenzen<br />
und Fachspezifische Qualifizierung bietet eine<br />
klarere Struktur und hat sich <strong>2011</strong> sehr bewährt.<br />
Die Entwicklung und Realisierung der eigenen<br />
Akademie-Homepage ist ein weiterer Schritt, um<br />
das Fort- und Weiterbildungsangebot noch transparenter<br />
und kundenorientierter präsentieren zu<br />
können. Methodisch-didaktisch setzt die Akademie<br />
zunehmend auf die Modularisierung ihrer<br />
langfristigen Kursreihen. So wurde im Bereich Sozialmanagement<br />
ein zeitgemäßes Format entwickelt,<br />
das es Absolventinnen und Absolventen ermöglicht,<br />
sich auf spezifische Themenkomplexe zu<br />
konzentrieren und sich passgenau weiterzubilden<br />
sowie bei der Belegung bestimmter Module verschiedene<br />
Zertifikate zu erwerben.<br />
Messen<br />
Die AWO Bundesakademie nahm <strong>2011</strong> aktiv an der<br />
Planung und Durchführung des Sozialwirtschaftskongresses<br />
in Magdeburg teil und war ebenfalls<br />
an der ConSozial in Nürnberg beteiligt, einer der<br />
größten und erfolgreichsten Kongress- und Fachmessen<br />
des Sozialmarktes.<br />
Die Akademie in Zahlen<br />
<strong>2011</strong> wurden 170 Weiterbildungsveranstaltungen,<br />
8 Fachtagungen, 4 Sonderveranstaltungen und 9<br />
Netzwerktagungen mit insgesamt 3116 Teilnehmenden<br />
bundesweit durchgeführt. Von den 146<br />
Fortbildungsseminaren wurden 91 im Bereich der<br />
Fachspezifischen Qualifizierung, 30 zu Managementthemen<br />
und 21 im Bereich der Schlüsselkompetenzen<br />
durchgeführt; dazu gab es 4 internationale<br />
Fachkräfteaustauschseminare.<br />
| 27
Das Jahr <strong>2011</strong> im Bundesverband<br />
| 28<br />
| AWO-QM, Geschäftsstellen-QM<br />
Die Stabsstelle AWO-QM, Geschäftsstellen-QM<br />
ist verantwortlich für das Qualitätsmanagement<br />
der AWO. Darunter fallen<br />
die Erarbeitung der konzeptionellen<br />
Überdurchschnittliche Pflegenoten für die AWO<br />
In zwei Erhebungswellen wurden die Bewertungen<br />
der Medizinischen Dienste der Krankenkassen<br />
(MDK) hinsichtlich der Transparenzkriterien<br />
untersucht. In beiden Fällen konnte festgestellt<br />
werden, dass die AWO-Pflegeeinrichtungen und<br />
-Pflegedienste im Vergleich zum jeweiligen Landesdurchschnitt<br />
insgesamt klar überdurchschnittlich<br />
abschnitten. Nähere Analysen zeigten auf,<br />
dass sich vor allem in solchen Kriterienbereichen<br />
die Einzelbewertungen verschlechtern, in denen<br />
ein allgemein anerkannter Stand der fachlichen<br />
Kunst nicht gegeben ist (zum Beispiel Pflege bei<br />
Kontrakturen). Die Analysen ermöglichen es, Fortbildungs-<br />
und Entwicklungsbedarfe der Einrichtungen,<br />
aber auch Defizite des Prüfverfahrens<br />
aufzudecken. Insofern liefern die Analysen auch<br />
Argumente für eine grundlegende Neugestaltung<br />
der externen Qualitätssicherung, an deren<br />
Konzipierung die AWO mit anderen Verbänden in<br />
der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege<br />
(BAGFW) arbeitet.<br />
Die Anerkennung einer auf internationalen Normen<br />
wie der DIN EN ISO 9001 basierten, integrierten<br />
Qualitätsmanagement-Zertifizierung als Basis<br />
für gleichwertige Prüfverfahren im SGB XI konnte<br />
im Rahmen des Schiedsstellenergebnisses zu den<br />
35<br />
39<br />
35<br />
43<br />
Grundlagen, die Entwicklung der AWO-Normen,<br />
die AWO-QM-Zertifizierung, das Wissensmanagement,<br />
der AWO-Ethikrat und der Schutz der Verbandswerte.<br />
Maßstäben und Grundsätzen zur Sicherung und<br />
Weiterentwicklung der Pflegequalität (§ 113 SGB<br />
XI) erreicht werden. Neben dem Reha- und dem<br />
Bildungsbereich ist dies eine weitere Rechtssetzung<br />
für eine auf QM aufbauende Qualitätsüberprüfung.<br />
Diese Entwicklung wird bekräftigt durch eine <strong>2011</strong><br />
vorgelegte Studie des Zentrums für Qualität in der<br />
Pflege (ZQP), nach der das AWO-Qualitätsmanagementkonzept<br />
zur Gruppe der marktführenden<br />
Qualitätszertifikate im Pflegebereich zählt. Die<br />
fachwissenschaftliche Studie unterstreicht ausdrücklich<br />
die Pflegespezifität der AWO-QM-Zertifizierung,<br />
was die allgemeine Akzeptanz dieses<br />
Testates weiter erhöhen wird.<br />
Ausbau der AWO-QM-Zertifizierung<br />
Mit der Akkreditierung des AWO-Qualitätsmanagementkonzeptes<br />
bei der Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
für Rehabilitation gelang es <strong>2011</strong> die AWO-<br />
QM-Zertifizierung mit der gesetzlich geforderten<br />
Reha-Zertifizierung zu verbinden. Inzwischen<br />
konnten vier Einrichtungen nach diesem Ansatz<br />
erfolgreich geprüft werden.<br />
Insgesamt stellt sich Ende <strong>2011</strong> folgendes Gesamtbild<br />
zur AWO-QM-Zertifizierung dar:<br />
2005 2006 2007 2008 2009 2010 <strong>2011</strong><br />
Die Anzahl der Zertifizierungsverfahren hat sich seit 2007 verdoppelt. Die insgesamt 1.170 zertifizierten Einrichtungen aus diesen Zertifizierungsverfahren<br />
sind mehrheitlich den Arbeitsfeldern „Pflege“ und „Kinder- und Jugendhilfe“ zuzuordnen.<br />
51<br />
63<br />
73
Palliative Care und Abschiedskultur<br />
Das dreijährige Projekt zur Qualitätsentwicklung<br />
„Palliative Care und Abschiedskultur in der Altenpflege“<br />
wurde am 15. Juni <strong>2011</strong> mit einer großen<br />
Fachtagung sowie einer Publikation der Projektergebnisse<br />
abgeschlossen. Auf der Fachtagung wurden<br />
vielfältige Praxisbeispiele zur Gestaltung von<br />
ethischen Fallbesprechungen, zur Unterstützung<br />
bei der Bewertung von Patientenverfügungen<br />
oder Vorsorgevollmachten, zur Gestaltung von Abschiedsritualen,<br />
zur Kooperation mit Hospizvereinen<br />
u. a. präsentiert. Franz Müntefering stellte als<br />
Mitglied des AWO-Ethikrates die „Grundpositionen<br />
für eine Sterbe- und Abschiedskultur in der Altenpflege<br />
der AWO“ vor. Die unzureichenden finanziellen<br />
Rahmenbedingungen bei der Umsetzung<br />
der allgemeinen und speziellen Palliative-Care-<br />
Versorgung wurden in der Abschlussdiskussion<br />
kritisch betrachtet.<br />
291<br />
Stationäre Pflege<br />
37<br />
Ambulante Pflege<br />
16<br />
Tagespflege<br />
435<br />
Kindertageseinrichtungen<br />
91<br />
Hilfen zur Erziehung<br />
12<br />
Jugendsozialarbeit<br />
55<br />
Bildungseinrichtungen<br />
Unter Einbeziehung der Verbandsgremien werden<br />
vor dem Hintergrund der Erfahrungen im Pilotprojekt<br />
verbindliche AWO-Qualitätskriterien erarbeitet,<br />
die Bestandteil des AWO-Qualitätsmanagements<br />
in Pflegeeinrichtungen werden.<br />
Verbandliches Beschwerdemanagement<br />
Mit der Entwicklung von Grundsätzen zum Umgang<br />
mit Beschwerden konnten eine gemeinsame<br />
Grundlage und einheitliche Standards für die Beschwerdemanagement-Verfahren<br />
aller AWO-Organisationen<br />
erarbeitet werden. Diese Grundsätze<br />
regeln auch die Frage der gliederungsübergreifenden<br />
Zusammenarbeit. In den AWO-QM-Systemen<br />
der AWO-Unternehmen und -Träger können nun<br />
wichtige Erweiterungen vorgenommen werden,<br />
die im Ergebnis zu einem verbandlichen Beschwerdemanagement<br />
führen.<br />
Entsprechend den Beschlüssen zur Verbandsentwicklung strebt die AWO die Zertifizierung aller ausgegliederten<br />
Unternehmen und deren Einrichtungen an.<br />
34<br />
Beratungsstellen<br />
52<br />
Hilfen für Menschen<br />
mit Behinderungen<br />
11<br />
Werkstätten für Menschen<br />
mit Behinderungen<br />
10<br />
Rehabilitationseinrichtungen<br />
Das Jahr <strong>2011</strong> im Bundesverband<br />
48<br />
Geschäftsstellen<br />
78<br />
Sonstige<br />
| 29
Das Jahr <strong>2011</strong> im Bundesverband<br />
| 30<br />
| Arbeit, Soziales, Europa<br />
Integration in den Arbeitsmarkt, Fördermöglichkeiten<br />
für besonders benachteiligte Personengruppen,<br />
Ausgestaltung von Angeboten einer<br />
sinnvollen öffentlich geförderten Beschäftigung<br />
und Jugendberufshilfe sind ebenso Schwerpunktthemen<br />
der Abteilung wie die Organisation und<br />
| Bereich: Arbeit<br />
Reform der arbeitsmarktpolitischen Instrumente<br />
Die Bundesregierung beschloss 2008 in ihrem Koalitionsvertrag,<br />
die Instrumente der Arbeitsförderung<br />
zu evaluieren und gegebenenfalls zu reformieren.<br />
Im April <strong>2011</strong> legte das Bundesarbeitsministerium<br />
daraufhin einen Referentenentwurf zur Reform der<br />
arbeitsmarktpolitischen Instrumente vor, der von<br />
der AWO scharf kritisiert wurde. Die Gesetzesinitiative<br />
diente in erster Linie dem Ziel, Gelder zu<br />
sparen. Einsparungen, die besonders zulasten arbeitsmarktferner<br />
Menschen gehen sollten.<br />
In zwei weiteren Beratungen im Mai und September<br />
<strong>2011</strong> wurde der „Entwurf eines Gesetzes zur<br />
Verbesserung der Eingliederungschancen am Arbeitsmarkt“<br />
mit leichten Änderungen im Bundestag<br />
behandelt. Der Bundesrat rief im Oktober den<br />
Vermittlungsausschuss an und kritisierte verschiedene<br />
Punkte, an der grundsätzlichen Stoßrichtung<br />
änderte sich aber bis zur endgültigen Veröffentlichung<br />
im Bundesgesetzblatt Ende Dezember <strong>2011</strong><br />
nichts mehr.<br />
Mit dem Gesetz sind die Bedarfe langzeitarbeitsloser<br />
Menschen mit mehrfachen Vermittlungshemmnissen<br />
zu wenig berücksichtigt. Ihnen Möglichkeiten<br />
im Bereich der öffentlich geförderten<br />
Beschäftigung oder überhaupt noch sinnvolle Förderungen<br />
zu eröffnen, ist im Grunde nicht mehr<br />
möglich. Darauf wies der AWO Bundesverband in<br />
seinen Stellungnahmen, in seiner Pressearbeit und<br />
in Musterschreiben für die AWO-Träger an Bundestagsabgeordnete<br />
hin. Innerhalb des breiten Bündnisses<br />
„Arbeitsmarktpolitik für alle“ forderte der<br />
AWO Bundesverband als einer der Erstunterzeichner<br />
die Bundesregierung zu einer Rücknahme der<br />
Sparbeschlüsse und Korrekturen der Arbeitsmarktreform<br />
auf.<br />
Abschluss der Entwicklungswerkstatt Übergang<br />
Schule-Beruf<br />
Die AWO-Entwicklungswerkstatt Übergang Schule-<br />
Beruf 2010–<strong>2011</strong> verfolgte das Ziel, die Neuausrichtung<br />
der operativen und verbandlichen Aktivitäten<br />
der AWO-Träger der Jugendsozialarbeit am<br />
Durchführung von Jugendaustauschen, das Anstoßen<br />
gesellschaftlicher Debatten rund um das<br />
Problem der steigenden Armut und die Schwächen<br />
der nationalen und europäischen sozialen Sicherungssysteme.<br />
Übergang zwischen Schule und Beruf zu unterstützen.<br />
Hierzu wurden im Rahmen des Projektes<br />
an neun AWO-Standorten Entwicklungsprojekte<br />
initiiert und umgesetzt. Dabei wurde ein Ansatz<br />
verfolgt, der diese Neuausrichtung und die damit<br />
verbundenen Veränderungsprozesse direkt im operativen<br />
Alltag verankerte. In begleitenden Workshops<br />
fand eine standortübergreifende Reflexion<br />
der lokalen Projektideen und Umsetzungsansätze<br />
statt, wodurch der Entwicklungsstand unter bestimmten<br />
fachlichen Themenstellungen regelmäßig<br />
reflektiert wurde. Ergänzt wurde die Arbeit der Entwicklungswerkstatt<br />
durch Coachingtage vor Ort.<br />
Die Entwicklungsstrategien an den Standorten lassen<br />
sich folgenden Themenbereichen zuordnen:<br />
• Etablierung einer Kultur für systematische Projekt-<br />
bzw. Konzeptentwicklung<br />
• Implementation einer neuen Organisationsstruktur<br />
mit konsequenter Projektausrichtung<br />
• Verknüpfung (bisher selbstständiger) Organisationseinheiten<br />
• Profilentwicklung bzw. Erweiterung des Angebotsprofils/Geschäftsfeldentwicklung
Im März <strong>2011</strong> endete das Projekt; die Ergebnisse<br />
wurden auf einer Tagung vorgestellt und mit weiteren<br />
interessierten AWO-Trägern diskutiert.<br />
Die Instrumente und Ergebnisse der AWO-Entwicklungswerkstatt<br />
2010-<strong>2011</strong> dokumentiert die Ar-<br />
| Bereich: Soziales<br />
Sozialpolitische Grundsatzerklärung<br />
der AWO <strong>2011</strong><br />
Die 1. Sozialkonferenz in Essen 2010 mündete in<br />
der Sozialpolitischen Grundsatzerklärung „Zusammenhalt<br />
stärken – Ausgrenzung verhindern“, die<br />
am 28. Januar <strong>2011</strong> vom Präsidium beschlossen<br />
wurde.<br />
In der Erklärung spricht sich die AWO für einen<br />
starken Sozialstaat als Markenzeichen einer sozial<br />
gerechten Gesellschaft aus. Sie formuliert Forderungen<br />
zur Bekämpfung von Kinder- und Jugendarmut,<br />
Forderungen für die Arbeitsmarktpolitik<br />
und erhebt Forderungen an die Politik zur Bekämpfung<br />
von Altersarmut.<br />
Darüber hinaus lauten die Hauptforderungen:<br />
Perspektiven der Arbeitsmarktpolitik:<br />
• Einführung eines gesetzlichen Mindestlohns von<br />
8,50 Euro, ergänzt durch branchenspezifische<br />
Mindestlöhne<br />
• Verantwortungsvoller Einsatz von Zeitarbeit und<br />
anderer prekärer Beschäftigungsverhältnisse.<br />
„Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ in der Zeitarbeit<br />
• Forderung eines öffentlich geförderten Beschäftigungssektors<br />
und eines Paradigmenwechsels in<br />
der Arbeitsmarktpolitik: „Belohnen statt strafen“<br />
Kinder- und Jugendarmut bekämpfen:<br />
• Kostenfreier Zugang zu Bildungs-, Betreuungs-<br />
und Erziehungsangeboten für alle Kinder und<br />
Jugendlichen<br />
• Stärkung von präventiven und partizipativen<br />
Angeboten in der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe<br />
• Höhere Regelbedarfe für Erwachsene und Kinder<br />
• Forderungen zum Bildungs- und Teilhabepaket:<br />
unbürokratische Umsetzung, Sicherstellung<br />
eines breiten Zugangs, Investitionen in die Infrastruktur<br />
Altersarmut bekämpfen<br />
• Wiedereinführung der staatlichen Zuschüsse zur<br />
Rentenversicherung für Hartz-IV-Empfänger/<br />
innen und Streichung der Zusatzbeiträge in der<br />
gesetzlichen Krankenversicherung<br />
Das Jahr <strong>2011</strong> im Bundesverband<br />
beitshilfe “Freie Träger im Übergang Schule-Beruf.<br />
Die strategische Positionierung von AWO-Einrichtungen<br />
im Übergangsgeschehen“. Die Arbeitshilfe<br />
ist über den AWO Bundesverband zu beziehen.<br />
• Wiederherstellung der solidarischen und paritätischen<br />
Finanzierung in der Kranken- und<br />
Pflegeversicherung. Weiterentwicklung zu einer<br />
Bürgerversicherung<br />
• Erhalt des Solidarprinzips in der Rentenversicherung.<br />
Gezielte Maßnahmen zur Anhebung<br />
des durchschnittlichen Renteneintrittsalters<br />
Gesetz zur Ermittlung von Regelbedarfen<br />
Im Jahr <strong>2011</strong> war der Gesetzgeber gefordert, die<br />
Ermittlung der Regelbedarfe im SGB II und SGB XII<br />
neu aufzustellen, da das Bundesverfassungsgericht<br />
zuvor deren Verfassungswidrigkeit festgestellt<br />
hatte. Den entsprechend schwierigen und<br />
konfliktreichen Gesetzgebungsprozess begleitete<br />
der AWO Bundesverband aktiv bis zur Einigung<br />
über das Gesetz zur Ermittlung von Regelbedarfen<br />
und zur Änderung des Zweiten und Zwölften<br />
Buches Sozialgesetzbuch am 25. Februar <strong>2011</strong> im<br />
Bundestag und im Bundesrat.<br />
Im Rahmen einer aktiven Presse- und Medienarbeit<br />
bekräftigte die AWO im Lauf der Verhandlungen<br />
ihre Position aus den Stellungnahmen<br />
zum Referentenentwurf vom 6. Oktober 2010 und<br />
anlässlich der Anhörung im Ausschuss für Arbeit<br />
und Soziales des Deutschen Bundestages am 22.<br />
November 2010. Sie kritisierte insbesondere die<br />
Art der Bedarfsermittlung, die Ausgestaltung der<br />
Lernförderung, die Verschärfungen bei den Sanktionen<br />
und die drohenden Kürzungen im Zusammenhang<br />
mit der Pauschalierung von Unterkunftskosten.<br />
Informationsveranstaltung zum Bildungs- und<br />
Teilhabepaket<br />
Ebenfalls neu eingeführt wurde das Bildungs- und<br />
Teilhabepaket, dem der Bundesrat zusammen mit<br />
der Neuregelung der Regelbedarfe im SGB II und<br />
SGB XII zugestimmt hat. Die Neuerungen traten mit<br />
Verkündung im Bundesgesetzblatt am 29. März<br />
<strong>2011</strong> in Kraft. Der Bundesverband informierte unter<br />
Federführung der Abteilung Arbeit, Soziales,<br />
Europa am 10. Mai <strong>2011</strong> im Rahmen einer Veranstaltung<br />
zur Umsetzung des Bildungs- und Teilhabepaketes<br />
die AWO-Gliederungen umfassend. So<br />
wurden zum Beispiel mögliche Verfahrensweisen<br />
| 31
Das Jahr <strong>2011</strong> im Bundesverband<br />
| 01<br />
| 32<br />
| 01<br />
| 02<br />
der Umsetzung auf kommunaler Ebene vorgestellt.<br />
Dazu gab es Raum zu Diskussionen sowie<br />
zur handlungsfeldbezogenen Bewertung der<br />
entsprechenden Leistungen. Formuliert wurden<br />
konkrete Empfehlungen der AWO zur Umsetzung<br />
des Bildungs- und Teilhabepakets. Eine Dokumentation<br />
der Informationsveranstaltung erfolgte<br />
in der Schriftenreihe Theorie und Praxis <strong>2011</strong>.<br />
Bekämpfung von Altersarmut<br />
In Umsetzung des Bundeskonferenzbeschlusses<br />
aus dem Jahr 2008, Altersarmut frühzeitig vorzubeugen<br />
sowie eine Trendumkehr im Bereich<br />
niedriger und niedrigster Löhne zu bewirken,<br />
widmete sich die AWO <strong>2011</strong> verstärkt den Themen<br />
Alterssicherung und Bekämpfung von Altersarmut.<br />
Im Rahmen der SPD-Kommission „Zukunft der Alterssicherung<br />
und Schutz vor Altersarmut“ nahm<br />
die AWO am 16. Juni <strong>2011</strong> an einem Hearing mit<br />
Vertreterinnen und Vertretern von Wohlfahrts-<br />
und Sozialverbänden sowie Gewerkschaften in<br />
Berlin teil und erarbeitete eine Stellungnahme.<br />
Hierin positionierte sich die AWO u. a. zur Frage,<br />
welche Maßnahmen während der aktiven<br />
Erwerbsphase ergriffen werden können, um der<br />
Entstehung von Armutsrisiken im Alter vorzubeugen,<br />
und welche Maßnahmen besonders das Armutsrisiko<br />
von Frauen verringern können.<br />
Als die Bundesregierung im Herbst <strong>2011</strong> in den<br />
Regierungsdialog Rente eintrat, brachte sich die<br />
AWO über die Nationale Armutskonferenz und<br />
die BAGFW in den breit angelegten Diskussionsprozess<br />
mit Rentenversicherung, Fachpolitikern<br />
und -politikerinnen, Wohlfahrtsverbänden und<br />
Arbeitgebervertretern und -vertreterinnen ein.<br />
Die Reformdiskussion ist noch in vollem Gange<br />
und wird im Vorfeld der Bundestagswahlen 2013<br />
möglicherweise noch an Fahrt gewinnen. Die<br />
AWO wird sich aktiv daran beteiligen.<br />
Nationale Armutskonferenz<br />
Die AWO engagiert sich in der Nationalen Armutskonferenz<br />
(nak), die 1991 als deutsche<br />
Sektion des Europäischen Armutsnetzwerks gegründet<br />
wurde, um den Menschen, die in Armut<br />
leben, eine Stimme zu geben und Selbsthilfeansätze<br />
gezielt zu unterstützen. Im Jahr <strong>2011</strong><br />
prägte die AWO die nak deutlich: Am 1. Februar<br />
<strong>2011</strong> trat der bayerische AWO Landesvorsitzende<br />
Dr. Thomas Beyer das Sprecheramt der nak an.<br />
Die Geschäfte führt Frau Carola Schmidt vom AWO<br />
Bundesverband.<br />
Zu den inhaltlichen Schwerpunkten der Arbeit<br />
der nak zählten <strong>2011</strong> u. a. die Begleitung des<br />
„Nationalen Reformprogramms“, die Begleitung<br />
der Konzeptionierung des 4. Armuts- und Reichtumsberichts<br />
der Bundesregierung, die Beteiligung<br />
im Rahmen des Regierungsdialogs Rente<br />
sowie die Erarbeitung der nak-Positionierung<br />
zum Thema „Grundsicherung für Arbeitsuchende:<br />
Armutsverwaltung oder Armutsbekämpfung?“.<br />
Im September <strong>2011</strong> fand zum sechsten Mal das<br />
zweitägige nationale Treffen von Menschen mit<br />
Armutserfahrung der nak statt. Unter dem Motto<br />
„Den Kreislauf der Not durchbrechen! - Wege<br />
aus der Armut“ diskutierten rund 100 von Armut<br />
Betroffene mit Vertreterinnen und Vertretern der<br />
Bundesregierung sowie des EU-Parlamentes na-<br />
Treffen der Menschen mit Armutserfahrung.<br />
Thomas Beyer, Vorsitzender der nak, anlässlich der Feier „20 Jahre Nationale Armutskonferenz – (k)ein Grund zu feiern?!“.<br />
| 02
tionale und europäische Strategien, die Auswege<br />
aus der Armut und sozialen Isolation eröffnen sollen.<br />
Am 2. Dezember <strong>2011</strong> fand in der Landesvertretung<br />
Rheinland-Pfalz in Berlin die Veranstaltung „20<br />
Jahre Nationale Armutskonferenz – (K)ein Grund zu<br />
feiern?!“ statt. In Audiospots hatten u.a. Arbeits-<br />
und Sozialministerin Ursula von der Leyen, der<br />
Präsident des Deutschen Vereins Wilhelm Schmidt<br />
sowie Professorin Gesine Schwan, Präsidentin der<br />
Humboldt-Viadrina School of Governance, Gelegenheit,<br />
zu dieser Fragestellung Position zu be-<br />
| Bereich: Europa<br />
Die deutsch-französischen Kooperationen<br />
Die deutsch-französischen Aktivitäten waren <strong>2011</strong><br />
inhaltlich stark durch das Thema der „frühkindlichen<br />
Pädagogik“ geprägt. Die AWO Karlsruhe unterstützte<br />
das Deutsch-Französische Jugendwerk<br />
bei der Konzeption der „deutsch-französischen<br />
Kinderkiste“, einer pädagogischen Materialsammlung,<br />
die Kinder für die Partnersprache sensibilisieren<br />
soll und besonders auf die Zielgruppe<br />
der 3- bis 6-Jährigen zugeschnitten ist. Mit dem<br />
Einsatz der Kinderkiste in Kindertageseinrichtungen<br />
sollen das Interesse an anderen Klängen und<br />
Kulturen geweckt und Kinder auf einen späteren<br />
Spracherwerb vorbereitet werden.<br />
Am 17. und 18. Oktober <strong>2011</strong> fand in Stuttgart<br />
eine vom AWO Bundesverband organisierte Fortbildung<br />
zur Anwendung der einzelnen Elemente<br />
der Kinderkiste statt, die bei den pädagogischen<br />
Fachkräften auf großes Interesse stieß.<br />
Im Bereich der Freizeitpädagogik organisierte der<br />
Bundesverband in Kooperation mit Les Francas<br />
vom 28. März bis 2. April <strong>2011</strong> in Mèze (Frankreich)<br />
die erste Fortbildung für Teamer/innen zum<br />
Thema „Internationale Kinderbegegnungen“. Dabei<br />
wurden deutsche und französische Freizeitpädagogen<br />
und -pädagoginnen für die Entwicklungen,<br />
Bedürfnisse und Interessen von Kindern im<br />
Alter von 6 bis 12 Jahren sensibilisiert. Ein weiterer<br />
Schwerpunkt lag auf der Vermittlung methodischer<br />
Kenntnisse hinsichtlich der Vorbereitung,<br />
Durchführung und Auswertung einer internationalen<br />
Kinderbegegnung.<br />
Mit der Ausrichtung auf die frühkindliche Pädagogik<br />
setzte die AWO ein Pilotprojekt des Deutsch-<br />
Französischen Jugendwerkes in die Praxis um.<br />
ESF-Programm „rückenwind – Für die Beschäftigten<br />
in der Sozialwirtschaft“<br />
Im Rahmen des Operationellen Programms im Europäischen<br />
Sozialfonds (ESF) des Bundes für die<br />
Das Jahr <strong>2011</strong> im Bundesverband<br />
ziehen. Professor Walter Hanesch von der Hochschule<br />
Darmstadt nahm in seinem Redebeitrag<br />
einen Vergleich zwischen der Lissabon-Strategie<br />
der EU und der neuen EU-Strategie 2020 vor und<br />
zeigte anhand der Geschichte der Nationalen Armutskonferenz<br />
ihre bedeutsame Rolle im Einsatz<br />
gegen Armut und soziale Ausgrenzung.<br />
Als Neumitglieder wurden <strong>2011</strong> die Vereine Gesundheit<br />
Berlin-Brandenburg sowie die BAG der<br />
Landesseniorenvertretungen von der Delegiertenkonferenz<br />
aufgenommen.<br />
Förderperiode 2007-2013 hat sich die Bundesregierung<br />
unter Federführung des Bundesministeriums<br />
für Arbeit und Soziales (BMAS) mit der Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
der Freien Wohlfahrtspflege<br />
auf das ESF-Programm „rückenwind – Für die Beschäftigten<br />
in der Sozialwirtschaft“ verständigt.<br />
Mit diesem Programm soll auf die beiden zentralen<br />
Herausforderungen in der Sozialwirtschaft – Personalbindung<br />
und Personalgewinnung – reagiert<br />
werden. Um weiterhin die Qualität sozialer Dienstleistungen<br />
sicherzustellen und die Personalentwicklung<br />
in der Sozialwirtschaft zu fördern, wurden<br />
für das Programm insgesamt 60 Millionen Euro<br />
aus ESF- und Bundesmitteln für Personalentwicklungsprojekte<br />
von gemeinnützigen Trägern bereitgestellt.<br />
In 6 Aufrufen konnten seit 2009 bisher 133 Projekte<br />
zur Förderung empfohlen werden, 18 davon von<br />
AWO-Einrichtungen.<br />
Mehr Informationen über das Programm „rückenwind“,<br />
die geförderten AWO-Projekte und die Antragstellung<br />
sind unter www.bagfw-esf.de zu finden.<br />
Soziale und gerechte Gestaltung der Arbeitnehmerfreizügigkeit!<br />
Im Rahmen der EU-Osterweiterung können seit<br />
dem 1. Mai <strong>2011</strong> Arbeitnehmer/innen aus Polen,<br />
Slowenien, der Slowakei, Tschechien, Estland,<br />
Lettland, Litauen und Ungarn ohne Beschränkungen<br />
in Deutschland zu den gleichen Bedingungen<br />
wie deutsche Arbeitnehmer/innen arbeiten.<br />
Leider werden Menschen aus Osteuropa in deutschen<br />
Privathaushalten häufig prekär und rechtlich<br />
fragwürdig beschäftigt. Daher setzte sich die<br />
AWO intensiv mit dem Thema „Arbeitnehmerfreizügigkeit“<br />
auseinander. So beschloss der Bundesausschuss<br />
der AWO im Mai <strong>2011</strong>, dass der Grundsatz<br />
„Gleicher Lohn für gleiche Arbeit am gleichen<br />
Ort“ gelten müsse.<br />
| 33
Das Jahr <strong>2011</strong> im Bundesverband<br />
| 34<br />
Die AWO begrüßt in ihren Stellungnahmen grundsätzlich<br />
die Öffnung der Grenzen für Arbeitnehmer/innen.<br />
Diese Freiheit müsse aber politisch<br />
begleitet und gestaltet werden, um Lohn- und<br />
Sozialdumping insbesondere bei nach Deutschland<br />
entsandten Beschäftigten und in der grenzüberschreitenden<br />
Leiharbeit zu verhindern. Dabei<br />
müssen für alle Arbeitnehmer/innen die am Arbeitsort<br />
geltenden Arbeits- und Entlohnungsvorschriften<br />
gelten, unabhängig von ihrer Herkunft.<br />
Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund der<br />
aktuellen Diskussion um den Fachkräftemangel in<br />
der Pflege.<br />
EU-Richtlinie zur Anerkennung ausländischer<br />
Berufsqualifikationen<br />
Die gegenseitige Anerkennung von Berufsqualifikationen<br />
zwischen den Mitgliedsstaaten der EU ist<br />
in zweierlei Hinsicht für die AWO von Bedeutung:<br />
Zum einen werden in der entsprechenden Richtlinie<br />
für bestimmte Berufe die Zugangsvoraussetzungen<br />
festgelegt; zum anderen könnte damit<br />
auch erreicht werden, dass die Kompetenzen vieler<br />
auf dem europäischen Arbeitsmarkt aufgewertet<br />
werden.<br />
Die EU-Kommission veröffentlichte im Juni <strong>2011</strong><br />
ein Grünbuch zur Überarbeitung der Richtlinie zur<br />
Anerkennung ausländischer Berufsqualifikatio-<br />
Deutsch-französischer Austausch.<br />
nen. In der anschließenden Konsultation beteiligte<br />
sich die AWO mit einem eigenen Beitrag.<br />
Die AWO will erreichen, dass die hochwertigen Berufsausbildungen<br />
im Sozial- und Gesundheitsbereich,<br />
die außerhalb des tertiären Bereichs erworben<br />
wurden, zu einer angemessenen Anerkennung<br />
kommen. Die Anerkennung muss kompetenzorientiert<br />
erfolgen, damit auch Berufserfahrungen<br />
ausreichend berücksichtigt werden können.<br />
Zum anderen sprach sich der AWO Bundesverband<br />
gegen eine Anhebung der Zugangsvoraussetzungen<br />
für die Krankenpflegeausbildung von zehn auf<br />
zwölf allgemeinbildende Schuljahre aus. Hintergrund<br />
für diese Position ist die in Deutschland geplante<br />
generalisierte Ausbildung im Pflegebereich.<br />
Mit ihr wäre auch zukünftig die Ausbildung für<br />
die Altenpflege von dieser Regelung betroffen. Da<br />
nur eine kleine Gruppe von Auszubildenden heute<br />
diese Voraussetzung mitbringt, würde mit einer<br />
solchen Regelung der Fachkräftemangel in diesem<br />
Bereich verstärkt werden.<br />
Die Kommission hat auf der Basis der Konsultationen<br />
zum Grünbuch am 19. Dezember <strong>2011</strong><br />
den Entwurf der neuen Richtlinie vorgelegt. Da<br />
die Kommission weiterhin eine Anhebung der Zugangsvoraussetzungen<br />
für die Krankenpflegeausbildung<br />
vorsieht, wird die AWO diese Entwicklung<br />
2012 weiterverfolgen.
| Kinder, Jugend, Frauen, Familie<br />
Die Schwerpunktthemen der Abteilung Kinder, Jugend,<br />
Frauen, Familie sind Tageseinrichtungen für<br />
Kinder, Kindertagespflege, Hilfe zur Erziehung,<br />
| Bereich: Kinder<br />
Kompetenzzentrum für Kinderförderung<br />
Das Kompetenzzentrum für Kinderförderung ist ein<br />
ESF-gefördertes Projekt des Programmes „rückenwind<br />
– Für die Beschäftigten in der Sozialwirtschaft“.<br />
Verbandlicher Hintergrund des Projektes<br />
ist der Beschluss der AWO Bundeskonferenz von<br />
2008, der der Weiterentwicklung des Arbeitsfeldes<br />
eine zentrale strategische Rolle für den Verband zuschreibt.<br />
Gestartet ist das Kompetenzzentrum am 1.<br />
August 2009 für einen Zeitraum von drei Jahren.<br />
Vier Mitarbeiter/innen realisieren die Projektaufgaben,<br />
die sich in zwei Hauptbereiche gliedern:<br />
• Beratung von Entscheidungsträgerinnen und<br />
-trägern zum Auf- und Ausbau von Angeboten<br />
für Kinder und deren Familien und<br />
• Qualifizierung von pädagogischen Fachkräften<br />
in Kitas zur Arbeit mit Kindern unter drei Jahren.<br />
Beratung<br />
Nach ersten Gesprächen und Planungen zu möglichen<br />
Ausbauaktivitäten stand die Frage der Kalkulation<br />
und Finanzierung oftmals an einer der<br />
ersten Stellen. Unter Beachtung landes- und regionalspezifischer<br />
Vorgaben und Förderbedingungen<br />
wurden Kalkulationen für die jeweils angedachten<br />
Kinderförderungsangebote für die anfragenden<br />
Landes- und Bezirksverbände erstellt.<br />
Kompetenzzentrum für Kinderförderung.<br />
Das Jahr <strong>2011</strong> im Bundesverband<br />
Familienbildung, Frauen, Jugendsozialarbeit, Jugendberufshilfe<br />
und das Projekt Kinderförderung.<br />
Im Rahmen von kleinen Regionalkonferenzen, Zusammenkünften<br />
von Geschäftsführerinnen und<br />
Geschäftsführern oder in Gesprächsrunden mit<br />
Entscheidungsträgern und -trägerinnen wurden<br />
die trägerrelevanten Fragestellungen aufgegriffen.<br />
In einigen Regionen, die erst seit Kurzem ein Angebot<br />
zur Kindertagesbetreuung vorhalten, standen<br />
auch Fragen der Sicherung und Erweiterung<br />
im Vordergrund.<br />
Die verschiedenen Formen der betriebsnahen Kindertagesbetreuung<br />
haben durch den forcierten<br />
Ausbau der Kinderförderungsangebote insbesondere<br />
in den letzten Jahren vermehrt an Bedeutung<br />
gewonnen. Auch verschiedene AWO-Gliederungen<br />
haben Kooperationen mit Unternehmen zur Unterhaltung<br />
einer Betriebskita geschlossen. Das<br />
Förderprogramm „Betrieblich unterstützte Kinderbetreuung“<br />
des Europäischen Sozialfonds gab<br />
deswegen im Berichtsjahr vermehrt Anlass für Beratungen.<br />
Qualifizierung<br />
Im Mittelpunkt dieses Bereiches stand die Weiterbildung<br />
zur „Fachkraft für Frühpädagogik U3“,<br />
die sich an pädagogische Fachkräfte richtet und<br />
Know-how für die Arbeit mit Kindern unter drei<br />
Jahren vermittelt. Die Qualifizierung wurde unter<br />
| 35
Das Jahr <strong>2011</strong> im Bundesverband<br />
| 36<br />
dem Dach der AWO Bundesakademie realisiert. In<br />
dem Projektzeitraum wurden insgesamt neun Reihen<br />
ins Leben gerufen und rund 150 Erzieherinnen<br />
weitergebildet. Im Jahr <strong>2011</strong> „boomte“ dieser<br />
Bereich, insgesamt wurden 26 Module umgesetzt.<br />
Die Tagungsorte waren: Haus Humboldtstein in<br />
Rolandseck, Hotel Haus Oberwinter, Hotel Delphin<br />
in Bad Nenndorf, die Wolfsburg in Mülheim an der<br />
Ruhr, die Akademie Remscheid, die AWO Ludwigsburg<br />
gGmbH sowie Haus Schlachtensee und der<br />
AWO Bundesverband in Berlin.<br />
<strong>2011</strong> wurden vier Zertifikatsreihen beendet und<br />
mit beeindruckenden Präsentationen der Teilnehmerinnen<br />
abgeschlossen. Darin ging es um folgende<br />
Themen:<br />
• Eingewöhnung von Kindern unter drei Jahren in<br />
die Kindertageseinrichtung<br />
• Bedürfnisorientierte Raumgestaltung für U3-<br />
Kinder<br />
• Kooperation und Erziehungspartnerschaft mit<br />
Eltern<br />
• Bedeutung von Lerngeschichten in der pädagogischen<br />
Arbeit<br />
• Sprachentwicklung von Kindern unter drei Jahren<br />
• Musik als Unterstützung bei der Sprachentwicklung<br />
• Lernprozesse von Kindern durch Bewegungs-<br />
und Sinneserfahrungen<br />
Um die Nachhaltigkeit der Reihe und den Transfer<br />
abzusichern, wurden Follow-up-Module entwickelt,<br />
die nach einem halben Jahr nach Abschluss<br />
der Zertifikatvergabe realisiert werden und die<br />
Übertragung der Inhalte der Weiterbildung in die<br />
Praxis reflektieren. Im Berichtsjahr fanden zwei<br />
Follow-up-Veranstaltungen statt. Die Qualifizierung<br />
wird durch eine ausführliche Evaluation über<br />
das DJI begleitet. Weitere Informationen finden Sie<br />
unter kinderfoerderung.awo.org.<br />
Kompetenzzentrum für Kinderförderung.<br />
Fachtagung Kindertagespflege<br />
Die Lebensrealitäten von Familien sind heute von<br />
einer Vielfalt gekennzeichnet, die sich in unterschiedlichen<br />
Familienformen, Lebenslagen und<br />
Bedürfnissen widerspiegeln. Genauso heterogen<br />
sind auch die Betreuungsbedarfe. Die Kindertagespflege<br />
kommt diesem Bedarf entgegen.<br />
Diesem Thema hat sich der AWO Bundesverband<br />
gemeinsam mit dem Deutschen Jugendinstitut im<br />
Rahmen einer Fachtagung am 21. und 22. Juni<br />
<strong>2011</strong> gestellt. Diskutiert wurden Rahmenbedingungen,<br />
die insbesondere die Qualitätsentwicklung<br />
der unterschiedlichen Formen von Kindertagespflege<br />
unterstützen. Als besonders positiv<br />
wurde die Formenvielfalt der Kindertagespflege<br />
bewertet. Allerdings wurde in diesem Zusammenhang<br />
auch festgestellt, dass die quantitativen<br />
und qualitativen Betreuungsbedarfe der Familien<br />
und die Bedürfnisse der Kinder beim Ausbau von<br />
Förderungsangeboten differenzierter und kontinuierlicher<br />
als bisher vor Ort erhoben und berücksichtigt<br />
werden müssen. Insgesamt fehlen der<br />
Kindertagespflege, so ein Resümee der Fachtagung,<br />
Ressourcen und Rahmenbedingungen, die<br />
eine verlässliche und vergleichbar hohe Qualität<br />
der Betreuungsformen sicherstellen.<br />
Jugendliche ohne Perspektive – eine Zielgruppe<br />
der Jugendsozialarbeit - AWO-Positionspapier<br />
zur Arbeitsmarktpolitik verabschiedet<br />
Die Stellungnahme will einen Beitrag zur Veränderung<br />
der Rahmenbedingungen in der Förderung<br />
benachteiligter junger Menschen mit dem Ziel<br />
leisten, ihnen die für sie notwendigen Förderangebote<br />
bereitzustellen. Hierdurch soll ihre Chance<br />
auf eine nachhaltige gesellschaftliche Integration<br />
verbessert werden. Die Positionierung dient der<br />
Stärkung der Jugendsozialarbeit als ein eigenständiges<br />
Angebot der Jugendhilfe für schwierige Personengruppen<br />
auf dem Arbeitsmarkt.
Bildungs- und Teilhabepaket in der AWO<br />
Auf einer Informationsveranstaltung am 10. Mai<br />
<strong>2011</strong> wurden die AWO-Träger ausführlich über die<br />
Möglichkeiten der Beteiligung an den neuen Angeboten<br />
für Kinder und Jugendliche aus einkommensschwachen<br />
Familien unterrichtet und durch<br />
arbeitsfeldbezogene Einschätzungen fachlich begleitet.<br />
Das AWO Präsidium hat aufbauend auf den<br />
Ergebnissen einer Verbandsumfrage Forderungen<br />
zur Verbesserung der Ausgestaltung des Bildungs-<br />
und Teilhabepakets verabschiedet.<br />
Deutscher Kinder- und Jugendhilfetag<br />
Der 13. Kinder- und Jugendhilfetag (DJHT) in<br />
Stuttgart bot der AWO vom 7. bis 9. Juni <strong>2011</strong> die<br />
Gelegenheit, auf einem Stand auf dem „Markt<br />
der Möglichkeiten“ Beispiele fortschrittlicher Kinder-<br />
und Jugendhilfe zu präsentieren. In Zusammenarbeit<br />
mit zahlreichen Einrichtungen aus verschiedenen<br />
Landes-, Bezirks- und Kreisverbänden<br />
wurden aktuelle Themen wie Familienbildung,<br />
Gewaltprävention, Ehrenamt, Jugendsozialarbeit,<br />
Migrationsberatung, Kinder- und Jugendförderung,<br />
Hilfen zur Erziehung und der Fortbildung<br />
präsentiert. Es fanden rege Fachdiskussionen mit<br />
den zahlreichen Besucherinnen und Besuchern<br />
des Standes statt, die zeigten, wie interessiert<br />
die Fachöffentlichkeit an der Arbeit der AWO ist.<br />
Der DJHT wurde von mehr als 40.000 Besucherinnen<br />
und Besuchern als Gelegenheit für Fachgespräche<br />
genutzt. Diese fanden in einer Vielzahl<br />
von Fachforen, Workshops und Projektpräsentationen<br />
statt. Die AWO war mit über zehn Fachveranstaltungen<br />
an dem Fachkongress beteiligt.<br />
Obwohl die Veranstaltungen und die Standpräsentation<br />
gut angenommen wurden, wäre es für den<br />
| Bereich: Jugend<br />
Bundeskinderschutzgesetz verabschiedet<br />
Im Jahr <strong>2011</strong> verabschiedeten Bundestag und<br />
Bundesrat ein Gesetz zum Schutz von Kindern<br />
(Bundeskinderschutzgesetz), das den Kinderschutz<br />
in Deutschland deutlich verbessern soll. Es bringt<br />
Prävention und Intervention im Kinderschutz gleichermaßen<br />
voran und stärkt alle Akteure, die sich<br />
für das Wohlergehen von Kindern engagieren -<br />
angefangen bei den Eltern, über den Kinderarzt<br />
oder die Hebamme bis hin zum Jugendamt oder<br />
Familiengericht.<br />
Die Eckpfeiler des Bundeskinderschutzgesetzes sind:<br />
• Aktiver Kinderschutz durch Frühe Hilfen und<br />
verlässliche Netzwerke<br />
Das Jahr <strong>2011</strong> im Bundesverband<br />
nächsten DJHT im Jahr 2014 wünschenswert, nicht<br />
nur die Vielfalt der Angebote zu verdeutlichen,<br />
sondern auch das besondere Profil der AWO-Kinder-<br />
und Jugendhilfe noch deutlicher herauszuarbeiten<br />
– eine schwierige Aufgabe für einen Verband,<br />
der von einer föderalen Struktur geprägt ist.<br />
Frühe Hilfen<br />
Die Bedeutung der frühen Kindheit ist in den letzten<br />
Jahren zunehmend diskutiert und deren Wichtigkeit<br />
anerkannt worden. Bei den Frühen Hilfen<br />
steht die Entwicklung eines möglichst frühzeitigen,<br />
koordinierten und multiprofessionellen Angebots<br />
im Hinblick auf das gesunde Aufwachsen<br />
von Kindern in den ersten Lebensjahren für deren<br />
Eltern sowie für schwangere Frauen und werdende<br />
Väter im Fokus. Im November <strong>2011</strong> fand mit<br />
über 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine<br />
Arbeitstagung der AWO mit dem Titel „Frühe Hilfen<br />
- Impulse geben, Praxis entwickeln“ statt.<br />
Neben Fachvorträgen hatten die Teilnehmer/innen<br />
die Möglichkeit, sich über unterschiedliche Praxisansätze<br />
innerhalb der AWO zu informieren und eigene<br />
Strategien zu diskutieren und zu entwickeln.<br />
Frühe Hilfen sind vor allem auch eine Frage der<br />
Kooperation unterschiedlicher Professionen. Dazu<br />
passt und trug zum Erfolg bei, dass diese Tagung<br />
arbeitsfeldübergreifend von der Jugendhilfe und<br />
der Schwangerschaftsberatung unter Einbeziehung<br />
weiterer Arbeitsbereiche wie der Familienbildung<br />
und der Frühförderung durchgeführt wurde.<br />
Vielfalt und Engagement, Neugier und Bereitschaft:<br />
„Frühe Hilfen - Impulse geben, Praxis entwickeln“<br />
– es war eine gelungene Tagung und ein Thema,<br />
das die AWO weiter beschäftigen wird.<br />
• Aktiver Kinderschutz durch mehr Handlungs- und<br />
Rechtssicherheit<br />
• Aktiver Kinderschutz durch verbindliche Qualitätsstandards<br />
Bis zur endgültigen Verabschiedung des Gesetzes<br />
im Dezember <strong>2011</strong> war es ein langer Weg. So<br />
arbeiteten auf Bundesebene mehrere Gremien,<br />
deren Ergebnisse in den Gesetzestext einflossen.<br />
Vorrangig zu nennen sind hier die Runden Tische<br />
zur Thematik des sexuellen Missbrauchs in Institutionen<br />
sowie zur Heimerziehung der 50er und<br />
60er Jahre. Der AWO Bundesverband hat in den<br />
Gremien mitgearbeitet.<br />
Mit mehreren Stellungnahmen und einer aktiven<br />
| 37
Das Jahr <strong>2011</strong> im Bundesverband<br />
| 38<br />
Pressearbeit begleitete die AWO das Gesetzgebungsverfahren<br />
zum Bundeskinderschutzgesetz<br />
stets kritisch. Das Gesetz, das letztlich zu Jahresbeginn<br />
2012 in Kraft trat, bewertet die AWO aber<br />
grundsätzlich positiv. Trotzdem gibt es vonseiten<br />
der AWO Kritikpunkte. So zum Beispiel hätte die<br />
Inanspruchnahme von Angeboten der Frühen Hilfe<br />
verbindlicher geregelt werden müssen. Zudem<br />
erscheint es unverständlich, dass das Gesundheitsministerium<br />
sich nicht an der Entwicklung<br />
des Kinderschutzgesetzes beteiligte, denn ohne<br />
die Einbindung des Gesundheitswesens wird ein<br />
effektiver Kinderschutz nur unzureichend gelingen<br />
können.<br />
Zehn Jahre Deutsch-Russischer Fachkräfteaustausch<br />
Seit mehr als zehn Jahren tauschen sich deutsche<br />
Fachkräfte der Jugendhilfe mit russischen Kolleginnen<br />
und Kollegen aus Jekaterinburg (Ural) aus. Sie<br />
besuchen Einrichtungen der Kinder-, Jugend- und<br />
Familienhilfe und Seminare zu aktuellen Fach-<br />
themen, um zu erfahren, mit welchen Methoden<br />
und Herangehensweisen dort bzw. hier gearbeitet<br />
wird. Beide Seiten kennen die Hilfebedarfe in der<br />
Kinder- und Jugendhilfe hier wie dort und suchen<br />
gemeinsam nach Wegen für die Weiterentwicklung<br />
der Arbeit. Verglichen mit den Verhältnissen in<br />
Deutschland sind tragfähige Strukturen nach dem<br />
Zusammenbruch des Sowjetsystems noch immer<br />
im Aufbau.<br />
Das enorme Engagement der russischen Fachkräfte<br />
(weit überwiegend Frauen), mit dem sie den Mangel<br />
an monetären und strukturellen Ressourcen<br />
ausgleichen, versetzt die deutschen Teilnehmenden<br />
immer wieder in Erstaunen. Ebenso erstaunt<br />
zeigten sich die deutschen Teilnehmer/innen über<br />
| Bereich: Frauen<br />
Gewalt an Frauen - Rechtsanspruch auf Schutz<br />
und Hilfe<br />
Obwohl Gewalt an Frauen als gesellschaftliches<br />
Problem und die Notwendigkeit von Frauenhäusern<br />
und anderen Gewaltschutzangeboten allgemein<br />
anerkannt sind, hat dies bisher nicht zu einer<br />
befriedigenden öffentlichen Finanzierung geführt.<br />
Die AWO fordert seit Jahren, dass die bisherige<br />
uneinheitliche Finanzierung von Frauenhäusern<br />
durch die Länder oder Kommunen durch eine bundesweit<br />
einheitliche Finanzierung abgelöst werden<br />
muss.<br />
Da die Frauenhausfinanzierung keine gesetzliche<br />
Pflicht ist, sind die Einrichtungen permanent von<br />
die fehlenden rechtsstaatlichen, verbindlichen<br />
Grundlagen für die Kinder-, Jugend- und Familienhilfe.<br />
Wir konnten erfahren, dass der Gemeinschaftsgeist,<br />
das soziale Miteinander und die weitverbreitete<br />
Art von Mitdenken und professionellem<br />
Mitfühlen in Russland viel stärker ausgeprägt sind<br />
als in der Bundesrepublik. Auf der Basis dieser<br />
menschlich-fachlichen Fähigkeit wird in Russland<br />
effektiv gearbeitet und mancher Mangel kompensiert.<br />
Wesentliches Ergebnis der Austauscharbeit ist<br />
stets, sich selbst in seiner Fachlichkeit grundsätzlich<br />
kritisch zu sehen und – in der Folge – sich<br />
selbst mit seinen Stärken und Besonderheiten<br />
besser einschätzen zu können. Bei den deutschen<br />
Teilnehmenden entstanden durch den Austausch<br />
viele Fragen, wie zum Beispiel: Ist es richtig,<br />
hauptsächlich individuumszentriert zu arbeiten?<br />
Wo bleibt die Orientierung des Einzelnen auf das<br />
Gemeinwesen?<br />
Oder: Ist staatliche Autorität (und damit auch seine<br />
Verantwortung!) in Deutschland zu schwach ausgebildet?<br />
(Stichwort: Versagen der Institutionen<br />
und Strukturen).<br />
Natürlich lassen sich die Eindrücke und Ergebnisse<br />
des Austausches oft nicht unmittelbar auf deutsche<br />
Verhältnisse übertragen. Die Systeme sind<br />
sehr verschieden. Impulse dafür, die eigene Arbeit<br />
zu verbessern, gibt es reichlich in den persönlichen<br />
fachlichen Begegnungen und Auseinandersetzungen,<br />
die sehr vertrauensvoll und intensiv verlaufen.<br />
Wir wollen den entstandenen Weg gemeinsam<br />
zu noch anspruchsvolleren Projekten gehen:<br />
Einrichtungspartnerschaften und eine Ausweitung<br />
des Austausches auf Jugendgruppen aus genau<br />
diesen Einrichtungen sind bereits in Planung.<br />
Kürzungen oder sogar Schließungen bedroht. Das<br />
führte <strong>2011</strong> dazu, dass das AWO-Frauenhaus Lübeck<br />
mit dem Verweis auf zu niedrige Belegungszahlen<br />
geschlossen werden musste. Krisen, die zu<br />
einem Aufenthalt in einem Frauenhaus führen,<br />
sind aber nicht planbar.<br />
Die 37 AWO-Frauenhäuser dienen dazu, Frauen<br />
und ihren Kindern im Falle von häuslicher Gewalt<br />
Hilfe, Beratung und vorübergehend eine geschützte<br />
Unterkunft anzubieten. Die länderuneinheitlichen<br />
Finanzierungsregelungen führen jedoch zu<br />
unsinnigen bürokratischen Hemmnissen bis hin<br />
zu Rechtsstreitigkeiten über die Kostenerstattung.<br />
Schutz und Hilfe dürfen nicht von Kommunal- und
Ländergrenzen abhängig sein. Eine Frau aus Niedersachsen<br />
muss auch in einem Bremer Frauenhaus<br />
Schutz finden, ohne sich dafür verschulden<br />
zu müssen.<br />
Deshalb fordert die AWO einen Rechtsanspruch auf<br />
Schutz und Hilfe - unabhängig von Herkunft, Aufenthaltsstatus,<br />
Einkommen und Gesundheitszustand.<br />
Nur dieser ermöglicht es betroffenen Frauen<br />
und ihren Kindern, sich so früh wie möglich aus<br />
gefährlichen Lebenssituationen zu befreien. Die<br />
momentane Regelung zur Kostenübernahme benachteiligt<br />
Personengruppen, die keinen Anspruch<br />
auf Sozialleistungen haben, wie zum Beispiel Studentinnen.<br />
Diese müssen alle Kosten für einen<br />
Aufenthalt im Frauenhaus selber tragen. Auch gering<br />
verdienende Frauen müssen die Kosten min-<br />
| Bereich: Familie<br />
Projekt Elternchance<br />
Das Programm „Elternchance ist Kinderchance“<br />
des BMFSFJ will durch die Unterstützung von Eltern<br />
die Bildungschancen für deren Kinder verbessern.<br />
Ein Trägerkonsortium aus sechs großen Trägern<br />
der Familienbildung – unter der Leitung des AWO<br />
Bundesverbandes – beteiligt sich während der<br />
Projektlaufzeit von <strong>2011</strong> bis 2014 maßgeblich an<br />
der Umsetzung. So wird eine Weiterbildung zum/<br />
zur Elternbegleiter/in angeboten.<br />
Diese Weiterbildung richtet sich an Fachkräfte der<br />
Familienbildung und ist kostenfrei. Die Kurse fin-<br />
Das Jahr <strong>2011</strong> im Bundesverband<br />
destens zum Teil selber übernehmen. In der Praxis<br />
führt das dazu, dass die Frauen das Schutzangebot<br />
gar nicht erst in Anspruch nehmen oder aber in<br />
die gewaltbelastete Situation zurückkehren. Die<br />
Konsequenzen tragen die Frauen und Kinder, die<br />
Folgekosten die Gesellschaft. Hier sind Bund, Länder<br />
und Kommunen in der Verantwortung, endlich<br />
tragfähige Lösungen zu finden, die nicht zulasten<br />
der betroffenen Frauen und ihrer Kinder gehen.<br />
Gemeinsam mit den anderen Wohlfahrtsverbänden<br />
wurde daher eine Expertise in Auftrag gegeben, die<br />
die Möglichkeiten einer bundeseinheitlichen Regelung<br />
prüfen und Vorschläge zur Umsetzung eines<br />
Rechtsanspruches vorlegen soll. Mit deren Fertigstellung<br />
ist im Juni 2012 zu rechnen.<br />
den bundesweit an vielen verschiedenen Standorten<br />
statt. Sie bestehen aus drei Qualifizierungsmodulen,<br />
in denen es unter anderem um Bildung<br />
in Familie und Institutionen geht, um die Erarbeitung<br />
besserer Zugänge auch zu sozial benachteiligten<br />
Eltern und um vorurteilsbewusste Ansätze in<br />
der sozialen Arbeit mit Familien. Darüber hinaus<br />
werden Vernetzungs- und Einsatzmöglichkeiten<br />
der Kursteilnehmenden thematisiert. Die Präsenzphasen<br />
werden ergänzt durch Selbststudium, Treffen<br />
in regionalen Arbeitsgruppen und die Durchführung<br />
eines Praxisprojektes vor Ort.<br />
| 39
Das Jahr <strong>2011</strong> im Bundesverband<br />
| 40<br />
| Verbandsangelegenheiten, Engagementförderung,<br />
Zukunft der Bürgergesellschaft<br />
Die Abteilung Verbandsangelegenheiten, Engagementförderung,<br />
Zukunft der Bürgergesellschaft<br />
behandelt alle Angelegenheiten des Verbandes,<br />
wie die Entwicklung von Leitlinien und die strategische<br />
Verbandsausrichtung. Die Abteilung ist<br />
| Bereich: Verbandsangelegenheiten<br />
Wertegebundenes AWO-Unternehmen<br />
Die Wertebindung des unternehmerischen Bereichs<br />
bleibt für die AWO eine Herausforderung. Im Jahr<br />
2010 haben verschiedene öffentliche Debatten,<br />
u. a. um Zeitarbeit, Einsatz von Ein-Euro-Jobbern<br />
und Verwendung der Mittel in Wohlfahrtsverbänden,<br />
wieder klargemacht, von welcher Bedeutung<br />
dies für die Glaubwürdigkeit der Wohlfahrtsverbände<br />
ist. Wenn die AWO ihre Glaubwürdigkeit<br />
und Berechtigung als Verband der Freien Wohlfahrtspflege<br />
nicht einbüßen möchte, muss sie<br />
auch im Alltag nach ihren Grundwerten handeln.<br />
Die AWO hat deshalb einen breiten Diskussionsprozess<br />
im Verband zu Eckpunkten eines wertegebundenen<br />
AWO-Unternehmens angestoßen.<br />
Ausgangslage dieses Diskussionsprozesses ist die<br />
Grundüberzeugung, dass sich die Wertebindung<br />
der AWO in ihrem täglichen Handeln widerspiegeln<br />
muss. Die AWO-Unternehmen müssen sich<br />
am Leitbild und den sozialpolitischen Forderungen<br />
der AWO orientieren.<br />
Im Laufe des Jahres <strong>2011</strong> wurden im Verband<br />
„Eckpunkte für ein wertegebundenes AWO-Unternehmen“<br />
diskutiert. Diese sollen durch die<br />
Bundeskonferenz 2012 verabschiedet werden.<br />
Sie enthalten Aussagen zur Unternehmenspolitik,<br />
zum Bürgerschaftlichen Engagement in AWO-<br />
Unternehmen und der Sozialraumorientierung der<br />
Unternehmen sowie zur Führungs- und Personalpolitik<br />
und zur Trennung von Führung und Aufsicht.<br />
Besonderes Augenmerk liegt auf den Aussagen<br />
zu „guter Arbeit“ in der AWO, die intensiv<br />
diskutiert wurden.<br />
Die Diskussion verläuft nicht ohne Blick auf die<br />
Rahmenbedingungen, in denen soziale Dienstleistungen<br />
erbracht werden. Ein Streiten um Rahmenbedingungen,<br />
die einen fairen, gestalteten<br />
Wettbewerb erlauben und einen Wettbewerb über<br />
die Löhne verhindern, gehört zum Selbstverständnis<br />
der AWO und ist deshalb wichtiger Bestandteil<br />
des Diskussionsprozesses.<br />
mit dem Themenbereich Engagementförderung,<br />
in den zum Beispiel das Thema Freiwilligendienste<br />
fällt, betraut und hat die Aufgabe, das Bürgerschaftliche<br />
Engagement zu fördern.<br />
Junge Menschen aktiv in der AWO<br />
Die AWO ist ein Verband, der allen offen steht,<br />
die die Werte der AWO unterstützen, denn gerade<br />
die Vielfalt ist die Stärke der AWO. Sie bindet verschiedene<br />
Menschen und damit auch Menschen<br />
verschiedenen Alters ein. Die Motive und die Bereitschaft<br />
der Menschen sich zu engagieren, verändern<br />
sich. Es ist deshalb ständige Aufgabe der<br />
AWO, sich die Frage nach der Motivation für Engagement<br />
zu stellen.<br />
Die AWO hat das Ziel, junge Menschen durch offene<br />
Mitwirkungsmöglichkeiten im Verband zu gewinnen.<br />
Um diese Ziele in der Praxis umzusetzen,<br />
muss sich die AWO jungen Menschen öffnen und<br />
deren Mitarbeit ermöglichen und befördern. Partner<br />
dafür ist das Jugendwerk der AWO.<br />
Die Bundeskonferenz 2008 beschloss, eine Kommission<br />
zu bilden, deren Ziel es war, Vorschläge<br />
und konkrete Maßnahmen zu erarbeiten, wie<br />
eine aktive inhaltliche und verbandliche Einbeziehung<br />
von jungen Menschen in die AWO erfolgen<br />
und wie der Übergang vom Jugendwerk zur<br />
AWO erleichtert werden kann.<br />
Die Mitglieder der Arbeiterwohlfahrt waren im<br />
Jahr 2010 zu knapp 70 Prozent älter als 61 Jahre.<br />
Rund 26 Prozent waren 31 bis 60 Jahre alt,<br />
und nur rund 4 Prozent waren unter 30-Jährige.<br />
Der Handlungsauftrag aus dem Jahr 2008, junge<br />
Menschen in die Vereinsstrukturen der AWO einzubeziehen<br />
und junge Menschen in ihren Strukturen<br />
zu fördern, besteht unvermindert fort. Die<br />
von der Bundeskonferenz 2008 eingesetzte Kommission<br />
„Junge Menschen aktiv in der AWO“ hat<br />
Ursachen und Haltungen näher untersucht. Sie<br />
legt der Bundeskonferenz 2012 einen Leitfaden<br />
vor und regte bereits <strong>2011</strong> einen breiten Diskussionsprozess<br />
darüber an. Ziel ist es, das Thema auf<br />
allen Gliederungsebenen zu verankern und Hilfen<br />
zur Gewinnung und Bindung von jungen Menschen<br />
zu geben.
Grundsatzprogramm der Arbeiterwohlfahrt<br />
Das Präsidium hat Ende 2010 eine Diskussion<br />
über die Überarbeitung des Grundsatzprogramms<br />
in die Wege geleitet. Die dazu berufene Kommission<br />
verfolgt zwei Schritte. Das Grundsatzprogramm<br />
wird bis zur Bundeskonferenz 2012 um die bereits<br />
vorhandenen Positionen und Beschlüsse seit 1998<br />
ergänzt. Die politische und fachliche Weiterentwicklung<br />
in den einzelnen Bereichen wird in ihrem<br />
jeweiligen Kontext dargestellt und veröffentlicht.<br />
Parallel dazu wird ein grundlegender Prozess über<br />
das Grundsatzprogramm und eine Vision eingeleitet,<br />
die dann in einer Neufassung des Grundsatzprogramms<br />
nach 2012 münden soll.<br />
1. Historische Konferenz der AWO<br />
„Dass sich die AWO zu einem Wohlfahrtsverband<br />
mit über 14.000 sozialen Einrichtungen und<br />
Diensten entwickelt, hätte unsere Gründerin Marie<br />
Juchacz wohl kaum gedacht“, erklärte AWO Präsident<br />
Wilhelm Schmidt zu Beginn der 1. Historischen<br />
Konferenz der AWO, „umso wichtiger ist,<br />
dass die AWO ihre Grundwerte Solidarität, Toleranz,<br />
Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit nicht<br />
aus den Augen verliert“, betonte er weiter und<br />
erklärte, „diese Wertebindung muss sich in unserer<br />
tagtäglichen Arbeit widerspiegeln, denn nur so<br />
kann sich die AWO von anderen Anbietern sozialer<br />
Dienstleistungen unterscheiden.“<br />
In diesem Sinne stellte die Konferenz eine Startveranstaltung<br />
zur systematischen Aufbereitung<br />
der Verbandsgeschichte nach Ende des Zweiten<br />
Weltkrieges dar und fand am 24. November <strong>2011</strong><br />
in Berlin mit über 80 Teilnehmenden aus ganz<br />
Deutschland statt. Geleitet von dem Wunsch, die<br />
neue zentrale Aufgabe der historischen Arbeit in<br />
einem geeigneten Format zu präsentieren und<br />
Startimpulse zu setzen, wurde ein reichhaltiges<br />
Programm angeboten. Vormittags führten zwei Initialreferate<br />
von Bernd Faulenbach (Ruhr-Universität<br />
Bochum) und C. Wolfgang Müller (Technische<br />
Universität Berlin) in die thematische Diskussion<br />
ein, die sich nachmittags in vier Arbeitsgruppen<br />
fortsetzte. Die abendliche Gemeinschaftsveranstaltung<br />
und drei historische Fachexkursionen<br />
(u.a. zum AWO-Mahnmal in der Gedenkstätte des<br />
ehemaligen KZ Sachsenhausen oder zum Friedhof<br />
der Märzgefallenen in Berlin) am Folgetag erfüll-<br />
Das Jahr <strong>2011</strong> im Bundesverband<br />
ten mehrheitlich die Erwartungen der Angereisten.<br />
Unter dem Leitthema „Innere Solidarität durch<br />
kritische Distanz“ wurde versucht, einen Bogen<br />
zwischen der Nutzung des Erfahrungsschatzes, der<br />
Standortbestimmung auf dem heutigen Tableau<br />
der Sozialarbeit und der Unternehmensstruktur im<br />
Wettbewerb sozialer Dienstleistungen zu schlagen.<br />
Darüber hinaus wurden für die pragmatischen<br />
Aufgaben der lokalen Geschichtsarbeit Beispiele<br />
vorgestellt und Forderungen formuliert, u.a. verbunden<br />
mit dem Appell, keine weitere Zeit in der<br />
„Beweissicherung“ noch vorhandener Zeugnisse,<br />
Dokumente sowie Zeuginnen und Zeugen verstreichen<br />
zu lassen.<br />
Über die gesamte Veranstaltung ist im AWO-Verlag<br />
& Vertrieb eine Dokumentation unter der Art.Nr.<br />
06016 erhältlich.<br />
Historische Kommission<br />
Die neu konstituierte Historische Kommission trat<br />
im vergangenen Jahr zwei Mal zusammen. Sie besteht<br />
aus zehn Personen. Themen der Sitzungen in<br />
Berlin und Bonn waren u. a.:<br />
• verbandliche und politische Erinnerungspflege,<br />
• Vernetzung zu historischen Archiven und Sammlungen,<br />
• Aufbau eines historischen Raumes und Magazins<br />
im Berliner „Heinrich-Albertz-Haus“,<br />
• Erfassung vorhandener und erforschter Unterlagen<br />
der Empfänger/innen der Marie-Juchacz-<br />
Plakette als sogenannte Personendossiers.<br />
Ein weiteres Schwerpunktthema war die Bündelung<br />
und Weitergabe der zeitgeschichtlichen Erfahrungen<br />
als Bestandteil einer Wertediskussion<br />
und als Stärkung des demokratischen Gemeinwesens<br />
in der nicht enden wollenden Auseinandersetzung<br />
und Diskussion um rechte und populistische<br />
Tendenzen in Gesellschaft und Alltagsleben.<br />
Auch die ständige Recherche nach bedeutenden<br />
Exponaten der Verbandsgeschichte gehört zu den<br />
Aufgaben der Historischen Kommission.<br />
Natürlich wurde die Planung und Durchführung<br />
der 1. Historischen Konferenz aktiv begleitet. Zudem<br />
erstellten die Kommissionsmitglieder ein Anforderungsprofil<br />
an den neuen Online-Auftritt und<br />
das vorgesehene historische Portal, das 2012 an<br />
den Start gehen soll.<br />
| 41
Das Jahr <strong>2011</strong> im Bundesverband<br />
| 42<br />
| Bereich: Engagementförderung<br />
Einführung des Bundesfreiwilligendienstes<br />
Das Jahr <strong>2011</strong> stellt bundesweit eine Zäsur für die<br />
Entwicklung der Freiwilligendienste dar. Mit der<br />
Aussetzung des Zivildienstes und der Einführung<br />
des Bundesfreiwilligendienstes (BFD) im Juli <strong>2011</strong><br />
wurde ein Paradigmenwechsel vom Pflicht- zum<br />
Freiwilligendienst vollzogen. Die staatliche Förderung<br />
betreffend wurden insgesamt 350 Millionen<br />
Euro in den Bereich des freiwilligen Engagements<br />
umgeschichtet. Der BFD steht jüngeren und älteren<br />
Menschen offen. Er sieht wie auch in den Jugendfreiwilligendiensten<br />
eine soziale Absicherung der<br />
Freiwilligen vor, ermöglicht darüber hinaus einen<br />
Dienst in Teilzeit und die Einbeziehung neuer Einsatzfelder.<br />
Die AWO sah den neuen Freiwilligendienst von<br />
Beginn an als Chance für die Stärkung und Profilierung<br />
des freiwilligen Engagements im Verband.<br />
Daher bereitete sie sich bereits seit Ende 2010 intensiv<br />
auf die Umstellung vor. Dabei waren sich die<br />
Verantwortlichen auf der Ebene des Bundesverbandes<br />
und der Gliederungen einig, dass die im<br />
Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) seit fast 50 Jahren<br />
entwickelte hohe Qualität der pädagogischen Begleitung<br />
auch für den BFD gelten soll, gerade für<br />
die Gruppe der unter 27-Jährigen.<br />
Die AWO gestaltete das FSJ als soziales Bildungs-<br />
und Orientierungsjahr aus und gab damit vielen<br />
jungen Menschen die Möglichkeit, durch aktive<br />
Mitarbeit soziale Berufsfelder kennenzulernen,<br />
interkulturelle Erfahrungen zu sammeln und Impulse<br />
für die eigene Persönlichkeitsentwicklung<br />
zu bekommen. Diese guten Erfahrungen auch für<br />
den Bundesfreiwilligendienst nutzbar zu machen,<br />
war und ist der AWO ein großes Anliegen. Der im<br />
Berichtsjahr neu eingesetzte Unter-Arbeitskreis<br />
„Freiwilligendienste“ widmet sich den Fragen der<br />
Umsetzung und der Qualitätsentwicklung sowohl<br />
im FSJ als auch im BFD.<br />
Die Einführung des Bundesfreiwilligendienstes<br />
fand unter recht schwierigen Rahmenbedingungen<br />
statt. Wegen des politischen Reformdrucks<br />
war der zeitliche Vorlauf kurz, wichtige rechtliche<br />
Regelungen z.B. zur Kindergeldberechtigung<br />
waren noch nicht abgeschlossen. Dennoch ist es<br />
der AWO gelungen, bis zum Jahresende <strong>2011</strong> zusätzlich<br />
zum FSJ nahezu 2.000 Plätze im BFD zu<br />
schaffen und zu besetzen. Dieser Erfolg geht vor<br />
allem auf das große Engagement der beteiligten<br />
AWO Landes- und Bezirksverbände und der<br />
vielen Einrichtungen und Einsatzstellen zurück.<br />
Der Bundesverband hat mit seiner „freiwillich“-<br />
Kampagne maßgeblich dazu beigetragen, vor<br />
allem bei jungen Menschen das Interesse an ei-<br />
nem Freiwilligendienst bei der AWO zu wecken.<br />
Auch das Interesse von Menschen über 27 an einem<br />
Freiwilligendienst ist hoch. Die AWO hat im<br />
Berichtsjahr damit begonnen, neben geeigneten<br />
Einsatzmöglichkeiten auch passgenaue Bildungsangebote<br />
zu entwickeln, die die besonderen Lebenslagen<br />
und Bedürfnisse der Älteren berücksichtigen.<br />
Dabei ist es der AWO ein besonderes<br />
Anliegen, den BFD gezielt als Engagementangebot<br />
auszugestalten und klar von regulärer Beschäftigung<br />
und Eingliederungsmaßnahmen in den Arbeitsmarkt<br />
abzugrenzen. Ein im August <strong>2011</strong> vom<br />
AWO Präsidium verabschiedetes Papier bezieht hier<br />
deutlich Position und ist handlungsleitend für alle<br />
verbandlichen Akteure in den Freiwilligendiensten.<br />
Kampagne „AWO – freiwillich“<br />
Freiwillig engagiert<br />
mit der AWO ist das<br />
Motto der erfolgreichen<br />
Kampagne<br />
„AWO – freiwillich“. Ausgang der Kampagne war<br />
die Frage, wie die AWO das Europäische Jahr der<br />
Freiwilligentätigkeit <strong>2011</strong> sinnvoll nutzen kann. Da<br />
bereits 2010 der Wegfall des Zivildienstes angekündigt<br />
war, wurde von Beginn an auf eine Kampagne<br />
gesetzt, die allgemein für freiwilliges Engagement<br />
in der AWO wirbt, aber gezielt junge Menschen für<br />
ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) oder den neuen<br />
Bundesfreiwilligendienst (BFD) ansprechen sollte.<br />
Obwohl gesetzliche Grundlagen noch nicht beschlossen<br />
waren und das zuständige Bundesministerium<br />
selbst noch nicht den neuen BFD bewarb,<br />
begann die AWO am 1. April 2012 als erster Wohlfahrtsverband<br />
überhaupt mit ihrer Informations-<br />
und Werbekampagne „freiwillich“. Die Kampagne<br />
sollte den neuen Freiwilligendienst bekannt machen<br />
und junge Menschen von der Teilnahme an<br />
einem Freiwilligendienst überzeugen.<br />
Die Leitidee der Kampagne bestand darin, mit<br />
echten Freiwilligen zu arbeiten. Niemand kann<br />
authentischer und überzeugender motivieren als<br />
jene, die sich tatsächlich freiwillig engagieren. Die<br />
Homepage www.awo-freiwillich.de und die Facebookseite<br />
AWO freiwillich waren die zentralen<br />
Elemente der Kampagne und bestehen auch noch<br />
über den Aktionszeitraum <strong>2011</strong> hinaus. Auf der<br />
Homepage konnten und können sich Interessierte<br />
nicht nur über die Möglichkeiten der Freiwilligendienste<br />
informieren, sondern auch über die verschiedenen<br />
Einsatzmöglichkeiten. Zudem bietet<br />
die Homepage eine Stellenplatzbörse, die eine direkte<br />
Suche nach Einsatzstellen ermöglicht. Bei Facebook<br />
können sich Interessierte und Teilnehmer/
innen miteinander vernetzen, sie können Beiträge<br />
über ihre Dienste posten und andere Beiträge<br />
kommentieren.<br />
Zeitgleich waren bundesweit in vielen Städten<br />
Großflächenplakate zu sehen, Zeitschriften wie<br />
zum Beispiel die „Brigitte“ stellten kostenfrei Platz<br />
für Anzeigen zur Verfügung, auch viele Radio- und<br />
Fernsehstationen sendeten einen eigens produzierten<br />
Radio- bzw. TV-Spot, den sie umsonst ausstrahlten.<br />
Auch auf YouTube wurde der „freiwillich“-Spot<br />
der AWO gezeigt und stieß dort auf großes Interesse.<br />
Die Innen- und Außenwirkung der Kampagne ist<br />
ein Erfolg: Die AWO war öffentlich stark präsent und<br />
es gab mehr Anfragen nach freiwilligem Engagement<br />
in den regionalen Verbänden der AWO. Durch<br />
den frühzeitigen Kampagnenbeginn ist der AWO die<br />
| Bereich: Bürgerschaftliches Engagement<br />
Nationales Forum für Engagement und<br />
Partizipation<br />
Mit großer Aufmerksamkeit verfolgt die AWO die<br />
von der Bundesregierung bereits 2010 beschlossene<br />
Nationale Engagementstrategie (NES). Werden<br />
von der Regierung Strategien entwickelt, um<br />
zivilgesellschaftliche Organisationen und Selbstorganisation<br />
zu stärken? Oder geht es der Regierung<br />
nur um die Förderung des Engagements als<br />
kostengünstige Gewährleistung sozialer Hilfen<br />
und öffentlicher Einrichtungen? Aus Sicht der AWO<br />
weist die NES Grundmängel auf, da sie unkonkret<br />
bleibt und keine Anknüpfungspunkte für zivilgesellschaftliche<br />
Organisationen wie die AWO bietet.<br />
<strong>2011</strong> sollte im Nationalen Forum für Engagement<br />
und Partizipation die NES konkretisiert und weiterentwickelt<br />
werden. Unter dem Dach des NFEP<br />
wurden vier Foren mit Experten und Expertinnen<br />
durchgeführt zu den Themen „Engagement lernen<br />
Die 1. Historische Konferenz der AWO.<br />
Das Jahr <strong>2011</strong> im Bundesverband<br />
Umstellung weg vom Zivildienst hin zu Freiwilligendiensten<br />
gut gelungen.<br />
als Unterrichtsmethode“, „Bürgerschaftliches Engagement<br />
in ländlichen Räumen“, „Haupt- und<br />
Ehrenamt in der Pflege“ und „Hybride Organisationen<br />
- neue Chance für die Engagementlandschaft“,<br />
an denen sich die AWO beteiligte oder zu<br />
denen sie Stellung nahm. Die Grundmängel konnten<br />
aber in den Foren nicht beseitigt werden: Es<br />
fand keine Unterscheidung zwischen verschiedenen<br />
Formen Bürgerschaftlichen Engagements statt,<br />
somit auch keine Konkretisierung von Engagementförderung.<br />
Unbearbeitet blieb das Ehrenamt<br />
als Wert für sich in einer demokratischen Gesellschaft<br />
und wie Verbands- bzw. Vereinsstrukturen<br />
als wichtige Orte der Demokratie gestärkt werden<br />
können. Die AWO setzt sich für eine Konkretisierung<br />
und Weiterentwicklung der Nationalen Engagementstrategie<br />
ein, die die Zivilgesellschaft breit<br />
stützt und freiwilliges Engagement in allen gesellschaftlichen<br />
Themenfeldern fördert.<br />
| 43
Das Jahr <strong>2011</strong> im Bundesverband<br />
| 44<br />
| Kommunikation<br />
Die Abteilung Kommunikation beschäftigt sich vor<br />
allem mit der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit,<br />
den Neuen Medien, strategischen Kampagnen, der<br />
Durchführung von bundesweiten Projekten und<br />
Wettbewerben und dem Tagungsmanagement.<br />
„AWO Ansicht“: Das neue Verbandsmagazin des<br />
AWO Bundesverbands<br />
Seit <strong>2011</strong> ist die „AWO Ansicht“ das neue Magazin<br />
des AWO Bundesverbandes. Es erscheint vier Mal<br />
im Jahr. In zeitgemäßer Aufbereitung wird die Soziale<br />
Arbeit der AWO präsentiert. Der Magazinaufbau<br />
ist von Heft zu Heft identisch. In jeder Ausgabe<br />
werden Hintergründe, Reportagen, Interviews und<br />
Kommentare relevanter Akteure zu einem sozialpolitisch<br />
relevanten Thema präsentiert und diskutiert.<br />
Zielgruppe sind vor allem Verantwortliche<br />
aus Politik, Wirtschaft, Zivilgesellschaft und den<br />
Medien.<br />
Heinrich-Albertz-Friedenspreis für Jutta Limbach<br />
Im Beisein namhafter Gäste aus Politik und Gesellschaft<br />
verlieh die AWO am 8. November <strong>2011</strong> der<br />
ehemaligen Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts<br />
Jutta Limbach den Heinrich-Albertz-Friedenspreis.<br />
AWO Präsident Wilhelm Schmidt empfand<br />
„eine tiefe Ehre, dass wir mit Jutta Limbach<br />
eine der großen Demokratinnen in diesem Lande<br />
ehren dürfen, die sich besonders durch ihre unermüdliche<br />
Bereitschaft, sich für das Gemeinwesen<br />
zu engagieren, auszeichnet.“ Jutta Limbach setzte<br />
sich stets und vor allem in ihren früheren Positionen<br />
als Präsidentin des Bundesverfassungsgerichts<br />
und als Präsidentin des Goethe-Instituts für das<br />
Recht, für die demokratischen Grundwerte und für<br />
die Gleichberechtigung von Frauen ein.<br />
Während der Verleihung des Heinrich-Albertz-Friedenspreises <strong>2011</strong> an Jutta Limbach.<br />
In seiner Laudatio betonte der vorangegangene<br />
Preisträger Hans-Jochen Vogel unter anderem,<br />
dass Jutta Limbach „die mit ihren Positionen in<br />
der öffentlichen Verantwortung verbundenen<br />
Machtbefugnisse nicht zur Stärkung des eigenen<br />
Egos, sondern stets für die Verbesserung der Lebensverhältnisse<br />
ihrer Mitmenschen nutzte.“<br />
Die Preisträgerin war sichtlich gerührt und erinnerte<br />
daran, dass der Namensgeber des Preises „unter<br />
Politik die Aufgabe verstand, die Mühsal der<br />
menschlichen Existenz zu erleichtern.“ Deshalb<br />
könne die Arbeiterwohlfahrt zu Recht stolz sein,<br />
dass Heinrich Albertz von 1949 bis 1965 auch ihr<br />
Bundesvorsitzender war.<br />
Heinrich-Albertz-Friedenspreis<br />
Mit dem Heinrich-Albertz-Friedenspreis ehrt<br />
die AWO seit 1999 Persönlichkeiten, die Solidarität<br />
und soziale Verantwortung in den<br />
Mittelpunkt ihres Lebens und Wirkens stellen<br />
und die sich um die Ausgestaltung der AWO-<br />
Grundwerte Solidarität, Toleranz, Freiheit,<br />
Gleichheit und Gerechtigkeit sowie um den<br />
inneren und äußeren Frieden in besonderer<br />
Weise verdient gemacht haben.<br />
Bisherige Preisträger:<br />
1999: Johannes Rau<br />
2001: Paul Spiegel<br />
2005: Gerhard Schröder<br />
2008: Hans-Jochen Vogel
Das Jahr <strong>2011</strong> im Bundesverband<br />
| 45
Das Jahr <strong>2011</strong> im Bundesverband<br />
| 46<br />
AWO-Sozialbarometer: Gesellschaftlicher Zusammenhalt<br />
in Deutschland ist bedroht<br />
Ein Jahr nach Erscheinen des ersten AWO-Sozialbarometers<br />
im Juli 2010 konnte in Form einer Broschüre<br />
das zurückliegende „Sozialbarometer-Jahr“<br />
komprimiert präsentiert werden. Die Ergebnisse<br />
auf einen Blick zeigen noch einmal sehr deutlich,<br />
dass zahlreiche politische Entscheidungen bzw.<br />
Nicht-Entscheidungen die Menschen zusehends<br />
verunsichern, der alltägliche Druck auf wachsende<br />
Teile der Bevölkerung zunimmt, gleichzeitig aber<br />
das Vertrauen in staatliche Institutionen und politische<br />
Entscheidungen schwindet.<br />
Vertrauen in Staat und Politik, Zuversicht in den<br />
eigenen Lebensentwurf – unabhängig von Status<br />
und Herkunft – müssen wiederhergestellt werden.<br />
Wenn der Zugang zu Bildung kostenlos ist, Mindestlöhne<br />
eingeführt werden oder die Bürgerversicherung<br />
in der Kranken- und Pflegeversicherung<br />
endlich kommt, dann wären für viele Menschen<br />
schon wichtige Schritte gemacht. Passiert dies<br />
nicht, droht der gesellschaftliche Zusammenhalt<br />
in Deutschland zu schwinden.<br />
Mit dem Sozialbarometer fragt die AWO zu Beginn<br />
jedes Monats nach sozialpolitisch relevanten Themen<br />
in Deutschland. Idee des AWO-Sozialbarometers<br />
ist es, mit Daten unterfütterte Debatten für<br />
den sozialen Zusammenhalt in Deutschland anzustoßen<br />
und dabei die Öffentlichkeit für Standpunkte<br />
der AWO zum Thema zu sensibilisieren.<br />
Die Daten erhebt das Institut TNS Infratest. Befragt<br />
werden jeweils 1.000 Personen. Die Ergebnisse der<br />
Umfrage und vertiefende Informationen sind für<br />
den jeweiligen Monat auf der Startseite von www.<br />
awo-sozialbarometer.org einsehbar und stehen<br />
als Download zur Verfügung. Mit jeder neuen Umfrage<br />
werden die vorherigen Materialien in einem<br />
Archiv gespeichert und einmal im Jahr zusammengefasst<br />
der Öffentlichkeit vorgestellt.<br />
AWO-Onlineservices – Neue Informationsstrukturen<br />
für den Verband<br />
Ende <strong>2011</strong> wurde der AWO-Onlineservice gestartet.<br />
Das Ziel dieser webbasierten Plattform, die unter<br />
www.awo-onlineservices.org aufgerufen werden<br />
kann, ist es, den Service und die Informationsvermittlung<br />
für den Verband unter der Einhaltung<br />
eines Höchstmaßes an Sicherheit zu verbessern.<br />
Sie soll die tägliche Arbeit unterstützen, indem<br />
u. a. ein nutzerfreundlicher und schneller Zugriff<br />
auf AWO-Materialien gewährt wird, fachspezifische<br />
Informationen gebündelt und Prozesse, wie<br />
die Sitzungsorganisation von Gremien, vereinfacht<br />
werden.<br />
Das neue Infoportal enthält zunächst die Module<br />
Redaktionsservice und Sitzungsservice. Der Redak-<br />
tionsservice richtet sich ausschließlich an die Kommunikationsverantwortlichen<br />
der Gliederungen.<br />
Mit einem personifizierten Zugang finden diese<br />
Presseinformationen, Bilder, Texte, Materialien<br />
zu Kampagnen sowie Hinweise und Vorlagen zum<br />
Corporate Design der AWO.<br />
Im Sitzungsservice erhalten die Mitglieder der innerverbandlichen<br />
Gremien, die durch den Bundesverband<br />
organisiert werden, alle notwendigen<br />
Informationen über die jeweiligen Sitzungen: Tagesordnungen,<br />
Vorlagen und Protokolle werden<br />
eingestellt und bleiben nachhaltig sichtbar. So ist<br />
sichergestellt, dass Dokumente aller Gremien an<br />
einem Ort, je nach Berechtigung, jederzeit eingesehen<br />
werden können.<br />
Für 2012 sind weitere Informationsportale in Planung.<br />
2. Sozialkonferenz <strong>2011</strong> „Pflege von morgen<br />
braucht eine starke Gemeinschaft“<br />
Am 16. Dezember fand im Berliner Umweltforum<br />
die 2. Sozialkonferenz der AWO statt. Unter dem<br />
Motto „Pflege von morgen braucht eine starke Gemeinschaft“<br />
kamen rund 150 Teilnehmer/innen<br />
zusammen, um u. a. bei Fachvorträgen des ver.di-<br />
Vorsitzenden Frank Bsirske oder von Prof. Heinz<br />
Rothgang miteinander zu debattieren. Mit dem<br />
Titel „Pflege von morgen braucht eine starke Gemeinschaft“<br />
hob die AWO hervor, dass sie nicht<br />
nur im Jahr der Pflege, wie es von der Regierung<br />
ausgerufen wurde, diesem Thema Raum gibt. Mit<br />
der Veranstaltung richtete die AWO den Blick nach<br />
vorn; sie formulierte und diskutierte zukünftige<br />
Anforderungen der Pflege. Dabei ging es um die<br />
vier großen Eckpfeiler der Pflege: Personal, Finanzierung,<br />
Strukturen und Nutzerorientierung.<br />
Die Abteilung Kommunikation war mit der Organisation<br />
und Durchführung dieser großen Fachveranstaltung<br />
betraut.<br />
Im Rahmen der Veranstaltung fand eine Pressekonferenz<br />
statt, an der der ver.di-Vorsitzende
Frank Bsirske, der AWO Präsident Wilhelm Schmidt<br />
und der AWO Bundesvorsitzende Wolfgang Stadler<br />
teilnahmen. In ihren Statements betonten sie den<br />
hohen gesellschaftspolitischen Stellenwert des<br />
Themas Pflege: „Damit Pflege morgen noch bezahlbar<br />
und von hoher Qualität erbracht werden<br />
kann, müssen wir schon heute über entsprechende<br />
Konzepte diskutieren“, erklärte beispielsweise<br />
der AWO Präsident Wilhelm Schmidt und fügte<br />
hinzu: „Das von der Regierung ausgerufene Jahr<br />
der Pflege ist eine Farce. Vollmundige Versprechungen<br />
- und am Ende stand eine Reform, die<br />
den Namen nicht verdient.“<br />
„Der demografische und soziale Wandel wird das<br />
Thema Pflege in den kommenden Jahren immer<br />
weiter ins Bewusstsein der Bevölkerung rücken.<br />
Doch statt Horrorszenarien zu zeichnen, wurden<br />
auf der Sozialkonferenz die zentralen Eckpfeiler<br />
der Pflege von morgen diskutiert: gerechte<br />
Finanzierungssicherheit, qualifiziertes Personal,<br />
zukunftstaugliche Versorgungsstrukturen und Stärkung<br />
der Zivilgesellschaft“, ergänzte der AWO Bundesvorsitzende<br />
Wolfgang Stadler im Rahmen der<br />
Pressekonferenz.<br />
Der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske erklärte<br />
schließlich: „Wir brauchen eine materielle und<br />
ideelle Aufwertung der Pflegeberufe. Nur so lässt<br />
sich langfristig und im Interesse der Pflegebedürftigen<br />
die Fachlücke schließen.“<br />
Die „freiwillich“- Kampagne <strong>2011</strong><br />
„Freiwillig engagiert mit der AWO“ – unter diesem<br />
Motto startete die AWO am 1. April <strong>2011</strong> als erster<br />
Wohlfahrtsverband ihre Informations- und Werbekampagne<br />
„freiwillich“. Anlass der Kampagne<br />
| 01<br />
| 02<br />
| 03<br />
| 04<br />
2. Sozialkonferenz <strong>2011</strong> „Pflege von morgen braucht eine starke Gemeinschaft“:<br />
AWO Präsident Wilhelm Schmidt.<br />
AWO Bundesvorsitzender Wolfgang Stadler.<br />
ver.di-Vorsitzender Frank Bsirske.<br />
AWO Vorstandsmitglied Brigitte Döcker.<br />
war der Wegfall des Zivildienstes und die Einführung<br />
des neuen Bundesfreiwilligendienstes (BFD).<br />
Die Kampagne sollte den neuen Freiwilligendienst<br />
bekannt machen und junge Menschen von der<br />
Teilnahme an einem Freiwilligendienst überzeugen.<br />
Die Kampagne richtete sich vorrangig an die<br />
Altersgruppe der 16- bis 27-Jährigen.<br />
Die Leitidee von „freiwillich“ bestand darin, mit<br />
echten Freiwilligen zu arbeiten. Niemand kann<br />
authentischer und überzeugender motivieren als<br />
jene, die sich tatsächlich freiwillig engagieren.<br />
Neben verschiedenen Printmaterialien, wie Flyer<br />
und Plakate, waren die Homepage www.awofreiwillich.de<br />
und die Facebookseite AWO freiwillich<br />
die zentralen Elemente der Kampagne. Sie bestehen<br />
auch noch über den Aktionszeitraum <strong>2011</strong><br />
hinaus. Auf der Homepage konnten und können<br />
sich Interessierte nicht nur über die Möglichkeiten<br />
der Freiwilligendienste informieren, sondern auch<br />
über die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten. Zudem<br />
bietet die Homepage eine Stellenplatzbörse,<br />
die eine direkte Suche nach Einsatzstellen ermöglicht.<br />
Bei Facebook können sich Interessierte und<br />
Teilnehmende miteinander vernetzen, sie können<br />
Beiträge über ihre Dienste posten und andere Beiträge<br />
kommentieren.<br />
Durch eine intensive und erfolgreiche Pressearbeit<br />
und die gelungene Akquisition von kostenlosen<br />
Medialeistungen konnte großer medialer Druck<br />
ausgeübt und eine enorme Reichweite generiert<br />
werden.<br />
| 01 | 02<br />
| 03 | 04<br />
Das Jahr <strong>2011</strong> im Bundesverband<br />
| 47
Das Jahr <strong>2011</strong> im Bundesverband<br />
| 48<br />
Die Kampagne in Zahlen:<br />
1. Anzeigen:<br />
* erreichte Menschen<br />
2. Online-Banner:<br />
3. Internetseite: awo-freiwillich.de<br />
6. Funk:<br />
77.000<br />
950.000<br />
4. Facebook<br />
5. TV<br />
1,27 Mio.<br />
1,8 Mio.<br />
107.000<br />
625<br />
über 30 Mio.<br />
über 2 Mio.<br />
Kontakte*<br />
Kontakte<br />
Besucher/innen<br />
besuchte Seiten<br />
Beitragsaufrufe<br />
Feedbacks zu Beiträgen<br />
Kontakte<br />
Kontakte<br />
Mit der „freiwillich“-Kampagne konnte sich die<br />
AWO einer sehr großen Öffentlichkeit präsentieren.<br />
Zwar war sie primär auf eine junge Zielgruppe<br />
zugeschnitten, doch durch die Art der medialen<br />
Freileistungen wurde sie allen Altersgruppen zugänglich<br />
gemacht. Mit „freiwillich“ konnte sich<br />
die AWO einerseits als innovatives Sozialunternehmen<br />
positionieren und andererseits den Bekannt-<br />
7. Großflächen (1.500 Stück in 18 Städten):<br />
8. Printmaterialien:<br />
9. YouTube:<br />
Fazit:<br />
ca. 45 Mio.<br />
1.300*<br />
über 500 Stk.**<br />
* via Shop auf der Homepage, das heißt: über 1000 Mal wurden<br />
die Druckunterlagen für die unterschiedlichen Printmaterialien von<br />
der AWO heruntergeladen<br />
** Gliederungen, Landes- und Bezirksverbände, die Vermarktungspakete<br />
bestellt haben: 40<br />
• Im Zusammenhang mit der Kampagne hat der<br />
Bundesverband einen eigenen Kanal „eröffnet“.<br />
• Dort wurde der Spot zur Bewerbung der Kampagne<br />
eingestellt, den sich bis Ende August<br />
<strong>2011</strong> bereits knapp 1.300 Menschen angesehen<br />
haben.<br />
• Nach Einstellung des Spots erhöhte sich die<br />
Zahl der Anfragen zu den Freiwilligendiensten<br />
sprunghaft.<br />
ca. 81 Mio.<br />
Kontakte<br />
Downloads der Druckunterlagen<br />
Vermarktungspakete<br />
Kontakte gesamt<br />
heitsgrad der AWO an sich signifikant steigern.<br />
Zudem wurde auf www.awo-freiwillich.de die<br />
erste bundesweite AWO-„Stellenbörse“ (Datenbank)<br />
für freie Plätze im BFD und im FSJ implementiert.<br />
Mit dieser Kampagne gelang es der AWO erstmals,<br />
in ganz Deutschland mit einem identischen Erscheinungsbild<br />
wahrgenommen zu werden.
FREIWILLIG<br />
ENGAGIERT MIT<br />
DER AWO.<br />
Du brauchst keinen Mut, um für andere ein Held zu<br />
sein. Mehr Infos zu den Freiwilligendiensten:<br />
www.awo-freiwillich.de<br />
| 49
Das Jahr <strong>2011</strong> im Bundesverband<br />
| 50<br />
| Justiziariat/Personal<br />
Die Stabsstelle Justiziariat/Personal umfasst folgende<br />
Tätigkeitsbereiche:<br />
Justiziariat<br />
Das Justiziariat ist zuständig für die Beratung des<br />
Vorstandes des Bundesverbandes in allgemeinen<br />
Rechtsangelegenheiten, für die gerichtliche und<br />
außergerichtliche Vertretung sowie für die Verständigung<br />
zu rechtlichen Themen auf Bundesebene.<br />
Seine Aufgabe ist es, rechtliche Probleme im Vorfeld<br />
zu erkennen, Lösungen zu entwickeln und umzusetzen,<br />
mit dem Ziel, Streitigkeiten zu vermeiden.<br />
Personal/Arbeitsrecht<br />
Der Bereich Personal beschäftigt sich mit den Fragen<br />
der Personalbeschaffung und Personalverwaltung<br />
der Beschäftigten des Bundesverbandes.<br />
| Zentraler Dienst<br />
Die Abteilung Zentraler Dienst unterstützt die<br />
Fachabteilungen bei der Durchführung ihrer Aufgaben.<br />
Dabei umfasst der Zentrale Dienst folgende<br />
Arbeitsfelder:<br />
Betriebsdienst<br />
Versorgung der Geschäftsstelle mit allen für die<br />
Durchführung eines reibungslosen Bürobetriebs<br />
notwendigen Materialien sowie der Büroausstattung.<br />
Darüber hinaus werden in diesem Arbeitsfeld<br />
die im Bundesgebiet vorhandenen Immobilien bewirtschaftet.<br />
IT<br />
Aufgabe der IT ist die Bereitstellung einer möglichst<br />
redundanten, aber auch funktionalen Arbeitsumgebung<br />
sowie die sichere Aufbewahrung der elektronischen<br />
Daten.<br />
Verlag / Vertrieb<br />
Der Bundesverband verlegt Informationsmaterialien<br />
und Broschüren. Diese Druckereierzeugnisse<br />
werden neben Werbeartikeln, Ausstellungen und<br />
Wohlfahrtsmarken innerhalb des Verbandes vertrieben<br />
und unterstützen die Gliederungen in der<br />
Wahrnehmung ihrer Aufgaben. Die effektive Abwicklung<br />
dieser Arbeiten obliegt dem Team des<br />
Zentralen Dienstes.<br />
Rahmenverträge und AWO-Einkaufsverbund<br />
In der Stabsstelle Justiziariat/Personal erfolgt die<br />
vertragliche Arbeit für den Bereich der AWO-Rahmenverträge<br />
und den AWO-Einkaufsverbund.<br />
Wirtschaftsrecht, insbesondere gewerblicher<br />
Rechtsschutz<br />
Darüber hinaus bearbeitet die Stabsstelle vielfältige<br />
juristische Fragestellungen des Wirtschaftsrechts,<br />
unter anderem im Handels-, Gesellschafts- und<br />
Vergaberecht.<br />
In der Abteilung Zentraler Dienst war von 2009 bis<br />
<strong>2011</strong> ein wichtiges Zukunftsprojekt angesiedelt:<br />
Umweltbewusst handeln: Energie- und Umweltberatung<br />
für den AWO Bundesverband<br />
Im September 2009 richtete der Bundesverband<br />
eine Energie- und Umweltberatungsstelle ein. Mit<br />
telefonischer Hotline, Beratung vor Ort sowie Artikeln<br />
in unseren Verbandsmedien wurden bis August<br />
<strong>2011</strong> Anstöße zu Energieeffizienz und Umweltschutz<br />
gegeben. Beispielberichte für AWO-Kitas,<br />
Senioreneinrichtungen oder ein Verwaltungshaus<br />
standen als Anregungen zur Verfügung. Neben<br />
Energie- und Umwelteffekten wurden so auch<br />
handfeste Kostenvorteile erreicht. Aufgrund der<br />
guten Erfahrungen wird das Projekt 2012 wieder<br />
aufgegriffen und weitergeführt werden.<br />
Workshops und ein neues AWO-Internetforum intensivierten<br />
den Erfahrungsaustausch der Fachkollegen<br />
und -kolleginnen untereinander, stärkten die<br />
Wissensbasis und brachten neue Impulse von außen<br />
in die AWO. Ein Softwaretool zum Erfassen und<br />
Bewerten von Energie- und Umweltdaten wurde<br />
entwickelt. Hiermit können Chancen für Verbesserungen<br />
besser erkannt und Energiebezugsverhandlungen<br />
erleichtert werden.
| Fördermittelmanagement<br />
Die Abteilung Fördermittelmanagement ist die<br />
zentrale Serviceeinrichtung für die Verwaltung<br />
von Förderprogrammen des Bundes sowie einiger<br />
Stiftungen. Die Querschnittsaufgaben dienen der<br />
Glücksspirale<br />
<strong>2011</strong> wurden 31 Projekte der Arbeiterwohlfahrt<br />
mit insgesamt 3,2 Mio. Euro bezuschusst. Der<br />
Schwerpunkt der Anträge lag in den Bereichen<br />
„Hilfen für Beratungs- und Betreuungsdienste“<br />
sowie „Hilfen für Seniorenarbeit“.<br />
Der AWO Bundesverband ist allen Trägern dankbar,<br />
die durch eine medienwirksame Öffentlichkeitsarbeit<br />
ihre Projekte vorstellen und die Herkunft<br />
der Fördermittel entsprechend darstellen. Dies ist<br />
wichtig, um den Bekanntheitsgrad der Lotterie zu<br />
erweitern und diese weiterhin attraktiv zu gestalten.<br />
Der Dank gilt auch und vor allem den Mitspielerinnen<br />
und Mitspielern bei der Lotterie. Erst<br />
durch ihren Spieleinsatz sichern sie die Mittel zur<br />
Förderung von sozialen Projekten.<br />
ARD-Fernsehlotterie „Ein Platz an der Sonne“<br />
Die Arbeiterwohlfahrt erhielt <strong>2011</strong> von der ARD-<br />
Fernsehlotterie „Ein Platz an der Sonne“ rund 4,6<br />
Mio. Euro für die Förderung von insgesamt 34 Projekten.<br />
Schwerpunkt der Lotterie ist die Förderung von<br />
Einrichtungen der Altenhilfe. Außerdem werden<br />
Einrichtungen und Projekte im Bereich Kinder-,<br />
Jugend- und Gesundheitshilfe bezuschusst. Die<br />
größte Anzahl der AWO-Anträge kommt aus dem<br />
Bereich Altenhilfe. Dabei wurden Einrichtungen<br />
des gesamten Spektrums gefördert.<br />
Der AWO Bundesverband dankt allen Trägern, die<br />
durch die öffentliche Dokumentation der Herkunft<br />
Das Jahr <strong>2011</strong> im Bundesverband<br />
sachgerechten verwaltungsmäßigen Abwicklung<br />
von Fördermaßnahmen und –projekten und der<br />
gesicherten Mittelweiterleitung an die örtlichen<br />
Projektträger.<br />
der Mittel dazu beitragen, die Attraktivität der Lotterie<br />
zu steigern. Der Dank bezieht ebenso diejenigen<br />
mit ein, die durch den Erwerb von Losen für<br />
sich selbst oder auch als Präsente diese Fördermittel<br />
sichern.<br />
2012 wird sich die Fernsehlotterie umbenennen<br />
in „Deutsche Fernsehlotterie“ und mit dem Slogan<br />
„macht mehr als glücklich“ werben - um noch<br />
mehr Aufmerksamkeit auf den guten Zweck der<br />
Lotterie zu lenken.<br />
Kuratorium Deutsche Altershilfe<br />
<strong>2011</strong> erhielt die AWO vom Kuratorium Deutsche Altershilfe<br />
(KDA) Fördermittel für folgende Bereiche:<br />
• Spezielle Qualifizierung im Hinblick auf Schwerpunktbereiche<br />
752.920 ¤<br />
• Umsetzung von Quartierskonzepten 26.993 Euro<br />
• Umsetzung von Bürgerschaftlichem Engagement,<br />
u.a. von Hilfen von älteren für ältere Menschen<br />
48.335 ¤<br />
• Wohnberatungsstellen für ältere Menschen<br />
3.592 ¤<br />
• Konzeptentwicklung und kleinere Modellvorhaben<br />
22.079 ¤<br />
Die Gesamtfördersumme belief sich auf 853.919 ¤.<br />
| 51
Das Jahr <strong>2011</strong> im Bundesverband<br />
| 52<br />
| Finanz- und Rechnungswesen<br />
Die wirtschaftliche Lage zum vorläufigen Jahresabschluss<br />
<strong>2011</strong><br />
Der Jahresabschluss des AWO-Bundesverbandes<br />
e.V. zum 31.12.<strong>2011</strong> wurde grundsätzlich entsprechend<br />
den Regelungen des 3. Buches des<br />
Handelsgesetzbuches (HBG) sowie entsprechend<br />
den Bestimmungen des Verbandsstatutes und der<br />
Satzung des Bundesverbandes aufgestellt. Das<br />
Gliederungsschema der Bilanz und der Gewinn-<br />
und Verlustrechnung wurde an die betrieblichen<br />
Besonderheiten eines Spitzenverbandes der Freien<br />
Wohlfahrtspflege angepasst.<br />
Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden<br />
Das Anlagevermögen ist mit den Anschaffungen-<br />
bzw. Herstellungskosten, vermindert um<br />
planmäßige Abschreibungen, bewertet. Die Abschreibungen<br />
werden nach der linearen Methode<br />
vorgenommen. Die Abschreibungssätze orientieren<br />
sich im wesentlichen an den steuerlichen Werten.<br />
Die Bewertung des Finanzanlagevermögens erfolgt<br />
zu Anschaffungskosten. Abwertungen werden nur<br />
bei voraussichtlich dauernder Wertminderung vorgenommen.<br />
Der Bewertung der Vorräte liegen die letzten Einkaufspreise<br />
zu Grunde. Forderungen und sonstige<br />
Vermögensgegenstände sind mit dem Nennwert<br />
angesetzt. Erkennbaren Risiken ist durch Wertberichtigungen<br />
Rechnung getragen. Der Sonderposten<br />
aus Zuschüssen umfasst den Gegenposten für<br />
die Buchwerte langfristig genutzter Vermögensgegenstände,<br />
deren Anschaffung mit Zuschüssen finanziert<br />
wurde. Die Auflösung des Sonderpostens<br />
erfolgt im Verhältnis zur Höhe der jährlich hierauf<br />
anfallenden Abschreibungsbeiträge. Die Rückstellungen<br />
berücksichtigten alle erkennbaren Risiken<br />
und ungewisse Verpflichtungen.<br />
Die Verbindlichkeiten sind mit den Rückzahlungsbeträgen<br />
angesetzt.<br />
Ertragslage<br />
Die Einnahmen aus öffentlichen und privaten<br />
Zuwendungen erhöhten sich um T€ 1.867 auf<br />
T€ 30.186. Die Erhöhung ergibt sich im wesentlichen<br />
aus neu aufgelegten Projekten wie dem<br />
Bundesfreiwilligendienst sowie aus einer veränderten<br />
Systematik bei der Buchung von Zuwendungen<br />
aus Lotteriemitteln.<br />
Die Sonstigen Einnahmen verringerten sich um<br />
T€ 411 auf T€ 2.194. Ursächlich hierfür sind im<br />
wesentlichen die durch die Einstellung des AWO-<br />
Magazin zum Ende 2010 entfallenen Bezugsgebühren<br />
in Höhe von ca. T€ 284.<br />
Die Gesamtausgaben erhöhten sich um T€ 645 auf<br />
T€ 40.855. Diese Erhöhung erklärt sich im wesentlichen<br />
aus den erhöhten Aufwendungen für<br />
neue Projekte.<br />
Das Zinsergebnis erhöhte sich um T€ 341 auf T€<br />
705. Ursächlich hierfür sind im wesentlichen notwendigen<br />
Abschreibungen in Höhe von T€ 337 auf<br />
eine Unternehmensbeteiligung im Vorjahr.<br />
Vermögenslage<br />
Das Anlagevermögen inclusive der Finanzanlagen<br />
verringerte sich um T€ 783 auf nun T€ 17.007. Neben<br />
der planmäßigen Abschreibung in Höhe von<br />
T€ 857 wurden Investitionen in den Ausbau der<br />
EDV-Technik und Büroausstattung getätigt.<br />
Der erhöhte Forderungsbestand resultiert im wesentlichen<br />
aus einer veränderten Systematik bei<br />
der Buchung von Zuwendungen aus Lotteriemitteln.<br />
Die Erhöhung des Bestand an Barmitteln zum Ende<br />
des Jahres um T€ 941 resultiert im wesentlichen<br />
aus der Veränderung des Fonds GlücksSpirale.<br />
Auf der Passivseite verringerte sich das zweckgebundene<br />
Fondsvermögen um T€ 191 auf T€ 4.110.<br />
Die Rücklagen konnten durch die Zuführung des<br />
positiven Jahresergebnis in Höhe von T€ 1.328<br />
verstärkt werden.<br />
Die Sonderposten aus Zuschüssen verringerten sich<br />
um planmäßige Auflösungen in Höhe von T€ 412.<br />
Die Veränderungen bei den Rückstellungen ergeben<br />
sich im wesentlichen aus der Veränderung der<br />
Rückstellungen für noch nicht verwendete öffentliche<br />
und private Mittel in Höhe von T€ 163.<br />
Alle Darlehen wurden planmäßig getilgt.<br />
Zum Ende des Wirtschaftsjahres <strong>2011</strong> verfügt<br />
der Verein damit über Rücklagen in Höhe von<br />
T€ 14.986.<br />
Finanzlage<br />
Die Zahlungsbereitschaft des Bundesverbandes<br />
war in <strong>2011</strong> zu jedem Zeitpunkt sichergestellt.
Das Jahr <strong>2011</strong> im Bundesverband<br />
| 54<br />
| Vorläufige Bilanz des AWO Bundesverbandes e. V. zum 31.12.<strong>2011</strong><br />
Aktiva<br />
A. Anlagevermögen<br />
Stand<br />
31.12.<strong>2011</strong><br />
€<br />
Vorjahr<br />
I. Immaterielle Vermögensgegenstände 18.339,20 33<br />
II. Sachanlagen<br />
1. Grundstücke u. Gebäude 10.811.595,30 11.365<br />
2. Betriebseinrichtungen 761.408,24 886<br />
3. Im Bau befindliche Anlagen 0,00 11.573.003,54 0<br />
III. Finanzanlagen<br />
1. Beteiligungen 4.148.340,28 4.226<br />
2. Wertpapiere 1.266.376,43 1.279<br />
3. Genossenschaftsanteile 1.535,00 5.416.251,71 2<br />
B. Umlaufvermögen<br />
I. Vorräte<br />
1. Wohlfahrtsbriefmarken 89.572,00 181<br />
2. Werbematerial und Schriften 250.531,74 340.103,74 274<br />
II. Forderungen u. sonstige Vermögensgegenstände<br />
1. 1 Forderungen aus Zuwendungen 303.756,56 226<br />
2. Forderungen aus Lieferungen und Leistungen 810.448,43 820<br />
3. Forderungen gegenüber Unternehmen, mit<br />
denen ein Beteiligungsverhältnis besteht 22.247,61 3<br />
4. Forderungen gegenüber Gliederungen 83.933,91 78<br />
5. Sonstige Vermögensgegenstände 286.304,93 1.506.691,44 289<br />
III. Kassenbestand, Guthaben bei Kreditinstituten 14.581.193,32 12.932<br />
C. Rechnungsabgrenzungsposten 30.667,18 34<br />
T€<br />
33.466.250,13 32.628
Das Jahr <strong>2011</strong> im Bundesverband<br />
| Vorläufige Bilanz des AWO Bundesverbandes e. V. zum 31.12.<strong>2011</strong><br />
Passiva<br />
Stand<br />
31.12.<strong>2011</strong><br />
€<br />
Vorjahr<br />
A. Rücklagen 14.986.223,03 13.657<br />
B. Fondsvermögen<br />
1. AWO-Sonderfonds 442.687,19 434<br />
2. BMarie-Juchacz-Fonds 1.075.649,82 816<br />
3. Fondsvermögen Glücksspirale 2.591.787,77 4.110.124,78 3.051<br />
C. Sonderposten aus Zuschüssen 6.990.599,00 7.403<br />
D. Rückstellungen<br />
1. Wohlfahrtsbriefmarken 60.900,00 61<br />
2. Nicht verwendete öffentliche u. private Mittel 1.104.900,00 1.268<br />
3. Pensionsrückstellungen 986.816,71 1.001<br />
4. Steuerrückstellungen 29.500,00 25<br />
5. onstige Rückstellungen 197.100,00 2.379.216,71 237<br />
E. Verbindlichkeiten<br />
1. Verbindlichkeiten aus noch nicht<br />
verwendeten Zweckzuschüssen 2.289.471,69 1.771<br />
2. Verbindlichkeiten gegenüber Kreditinstituten 726.032,29 863<br />
3. Verbindlichkeiten aus Lieferungen<br />
und Leistungen 417.637,65 427<br />
4. Verbindlichkeiten gegenüber Unternehmen,<br />
mit denen ein Beteiligungsverhältnis besteht 142.877,80 205<br />
5. Verbindlichkeiten gegenüber Gliederungen<br />
der AWO 1.254.212,94 1.030<br />
6. Sonstige Verbindlichkeiten 158.124,24 4.988.356,61 358<br />
F. Rechnungsabgrenzungsposten 11.730,00 21<br />
T€<br />
33.466.250,13 32.628<br />
Eventualverbindlichkeiten 412.621,26 933<br />
| 55
Das Jahr <strong>2011</strong> im Bundesverband<br />
| 56<br />
| Vorläufige Gewinn- und Verlustrechnung<br />
AWO Bundesverband e. V. für die Zeit vom 01.01.–31.12.<strong>2011</strong><br />
<strong>2011</strong><br />
€<br />
Vorjahr<br />
T€<br />
1. Zuwendungen 30.186.162,88 28.319<br />
2. Einnahmen aus Leistungen d. Verbandes 9.723.696,92 9.412<br />
3. Spenden 163.278,39 204<br />
4. Sonstige Einnahmen 2.194.092,75 2.606<br />
42.267.230,94 40.541<br />
5. Aufwendungen für Programme/Maßnahmen 22.098.152,67 22.492<br />
6. Aufwendungen für den Gesamtverband 7.700.732,79 7.397<br />
7. Förderung der Fort- u. Ausbildung 742.183,62 691<br />
8. Personalaufwand 5.813.722,33 5.585<br />
9. Sachaufwendungen 4.500.220,22 4.045<br />
40.855.011,63 40.210<br />
10. Abschreibungen 857.325,89 949<br />
11. Erträge aus der Auflösung der Sonderposten<br />
zur Finanzierung des Anlagevermögens 412.471,00 629<br />
12. Aufwendung aus der Zuführung zu Sonderposten<br />
zur Finanzierung des Anlagevermögens 0,00 67<br />
-444.854,89 -387<br />
13. Erträge aus Beteiligungen 660.000,00 550<br />
14. Sonstige Zinsen u. ähnliche Erträge 158.208,04 249<br />
15. Abschreibungen auf Finanzanlagen 13.226,15 338<br />
16. Zinsen u. ähnliche Aufwendungen 99.351,06 97<br />
705.630,83 364<br />
17. Ergebnis der gewöhnlichen Vereinstätigkeit 1.672.995,25 308<br />
18. Außerordentliche Erträge 987,44 1.201<br />
19. Außerordentliche Aufwendungen 5,92 1.216<br />
20. Veränderung des Glücksspirale-, Marie-Juchaczund<br />
AWO-Sonderfonds 332.454,73 133<br />
21. Sonstige Steuern 12.738,76 -232<br />
-344.211,97 84<br />
Jahresüberschuss 1.328.783,28 392<br />
22. Einstellung in die Rücklagen 1.328.783,28 392
Das Jahr <strong>2011</strong> für die Fachverbände<br />
und Partner der AWO<br />
<strong>Verbandsbericht</strong> <strong>2011</strong><br />
| 57
| AWO International<br />
Internationale Arbeit braucht<br />
politische Einmischung<br />
Wenn ich über unsere Arbeit im vergangenen Jahr<br />
nachdenke, stand am Ende oft die Frage, welche<br />
Entwicklungen unserem Engagement Grenzen setzen.<br />
Es sind vor allem zwei Perspektiven, die sich<br />
für mich immer klarer abzeichnen: Wir erleben<br />
tagtäglich das Desaster einer tödlich gespaltenen<br />
Welt, die Menschen und Natur zerstört. Weltweit<br />
leidet knapp eine Milliarde Menschen an Hunger<br />
und chronischer Unterernährung. Es kommt zu<br />
Hungerrevolten und die Preise für Nahrungsmittel<br />
erreichen neue Rekordhöhen. Und das obwohl genügend<br />
Lebensmittel produziert werden, um alle<br />
Menschen ausreichend zu ernähren. Wir reagieren<br />
auf Katastrophen und müssen erleben, dass es<br />
immer die Ärmsten sind, die es unverhältnismäßig<br />
hart trifft und deren Schicksal zwar Spenden mobilisiert,<br />
die politisch Verantwortlichen aber nicht<br />
zu Strukturveränderungen bewegt.<br />
So waren im Osten Afrikas im Jahr <strong>2011</strong> über zehn<br />
Millionen Menschen akut vom Hungertod bedroht,<br />
obwohl die Frühwarnsysteme funktionierten und<br />
entsprechende Hinweise von internationalen Organisationen<br />
lange bekannt waren. Aber es fehlt<br />
an politischem Willen, die Signale wahr- und die<br />
Ursachen in den Blick zu nehmen. Hungerkrisen<br />
sind keine Naturkatastrophen, sondern Resultat<br />
der Verwüstungen durch Krieg, der Folgen des Kli-<br />
Das Jahr <strong>2011</strong> für die Fachverbände und Partner der AWO<br />
mawandels, der Nutzung von Bodenflächen durch<br />
Investoren aus den Industrienationen, des Anbaus<br />
von Agrartreibstoffen sowie der Börsenspekulation<br />
auf Weizen und andere Grundnahrungsmittel.<br />
Kurz: Es gibt vielfältige Interessen, wirtschaftliche<br />
Strukturen aufrechtzuerhalten, die Hungerkatastrophen<br />
mit verursachen und in Kauf nehmen.<br />
Unser Wirtschaftssystem plündert die Erde, produziert<br />
endlos Abfall, führt zu katastrophalen Folgen<br />
des Klimawandels und zementiert die schreiende<br />
Ungerechtigkeit zwischen armen und reichen Ländern.<br />
Gleichzeitig kooperieren wir mit lokalen Organisationen<br />
und Bündnissen, die uns immer wieder<br />
aufs Neue anspornen und auf beeindruckende Art<br />
und Weise die Augen öffnen. In der Zusammenarbeit<br />
mit unseren Regionalbüros erleben wir, dass<br />
partnerorientierte Entwicklungszusammenarbeit<br />
keine Einbahnstraße ist, sondern entscheidend<br />
von den Erfahrungen, Einschätzungen, Strategien<br />
und Kenntnissen der engagierten Mitarbeiter/<br />
innen und Partnerorganisationen in den jeweiligen<br />
Ländern lebt. Auch das alte Bild einer Katastrophenhilfe,<br />
das im beherzten Zugreifen europäischer<br />
Techniker/innen besteht, hat sich längst<br />
gewandelt: Die Betroffenen, die Frauen und Männer<br />
vor Ort, wissen sehr genau, was hilfreich und<br />
nützlich ist. Erst durch ihren Beitrag eröffnen sich<br />
sinnvolle Handlungsmöglichkeiten. Erst sie bewirken,<br />
dass aus „gut gemeint“ auch „gut gemacht“<br />
wird. Sie suchen vom Standpunkt der Opfer aus<br />
nach Auswegen und neuen Optionen.<br />
| 01 Hungerkatastrophe in Ostafrika: AWO International hat in Zusammenarbeit mit internationalen und lokalen Nichtregierungsorgani-<br />
+ sationen in Kenia und in Somalia Nothilfe für die betroffene Bevölkerung geleistet. Erste Maßnahme waren Nahrungsmittelvertei-<br />
| 02 lungen.<br />
| 03 Ein Ziel von AWO International ist, die AWO für die Themen Nachhaltigkeit, Gerechtigkeit und Fairness im Welthandel zu sensibilisieren.<br />
AWO International bietet Beratung, Material und faire Produkte zur Durchführung eigener fairer Aktionen an.<br />
| 04 Naturreisernte in West Aceh im Norden Sumatras. AWO International unterstützt dort die Organisation Bhina Desa bei der Umstellung<br />
auf ökologische Landwirtschaft.<br />
| 02 | 03 | 04<br />
| 59
Das Jahr <strong>2011</strong> für die Fachverbände und Partner der AWO<br />
AWO International ist Mitglied von<br />
| 01<br />
| 02<br />
Mitgliederversammlung: Wilhelm Schmidt, Vorsitzender des AWO Präsidiums (2.v.l.), und Wolfgang Stadler, Vorstandsvorsitzender<br />
des AWO Bundesverbandes (3.v.l.), betonten, dass zur AWO zwingend auch internationale Arbeit gehöre.<br />
Besuch aus Nepal: Mitarbeiter/innen des Regionalbüros in Nepal nahmen an der Verleihung des Heinrich-Albertz-Friedenspreises<br />
(an Prof. Dr. Jutta Limbach) in Berlin teil.<br />
| 01 | 02<br />
| 60<br />
Unsere Partner in der langfristigen Entwicklungszusammenarbeit<br />
engagieren sich für die Durchsetzung<br />
der Menschenrechte, den Schutz von Minderheiten,<br />
die Solidarität mit Unterdrückten und<br />
wissen viel genauer, welche kulturellen Regeln es<br />
zu beachten gilt, damit die Menschen vor Ort sich<br />
beteiligen. Mehr noch: Planungstreffen mit den<br />
Partnerorganisationen in den jeweiligen Ländern<br />
und bei uns in Deutschland führen dazu, dass allen<br />
Beteiligten „die Augen aufgehen“, neue Fragen<br />
zum Ausgangspunkt von neuen Strategien und<br />
überraschende Ideen zu neuen Projekten werden.<br />
Unsere Partner beeinflussen dabei entscheidend<br />
die Fachdiskussion. Auch dadurch werden wir immer<br />
wieder daran erinnert, dass es – neben der<br />
Projektarbeit mit den Partnerorganisationen vor Ort<br />
- die große Aufgabe der bundesdeutschen Hilfsorganisationen<br />
bleibt, den politischen Druck zu erhöhen,<br />
um das Geschäft mit dem Hunger an den<br />
Börsen, den Anbau von Agrartreibstoffen und die<br />
Plünderung von Rohstoffen zu verhindern. Dazu<br />
braucht es Menschen wie Sie und mich, die sich<br />
öffentlich gegen dieses Wirtschaftssystem wehren.<br />
Denn: Unser Wirtschaftssystem ist nicht gerechtigkeitsfähig,<br />
aber eine andere Welt ist möglich!<br />
Wir wissen um die Begrenztheit unseres Tuns.<br />
Aber mit der Forderung nach weltweiter Gerechtigkeit<br />
und mit der konkreten Unterstützung von<br />
Menschen, die in ihren Überlebensmöglichkeiten<br />
eingeschränkt und bedroht sind, knüpfen wir an<br />
die Gründungsmotive jener politisch und sozial<br />
engagierten Menschen an, die die Arbeiterwohlfahrt<br />
gegründet haben. Die heutige Unterstützung<br />
für AWO International aus den Reihen der AWO-<br />
Mitglieder zeigt, wie groß die Sehnsucht danach<br />
ist, dass die Welt gerechter wird. „Einfach besser<br />
leben“, also gut, aber nicht auf Kosten anderer,<br />
und so leben, dass alle leben können – uns dafür<br />
als AWO-Gliederungen und AWO-Mitglieder gemeinsam<br />
zu engagieren, bleibt ein lohnendes Ziel.<br />
Ingrid Lebherz, Geschäftsführerin<br />
von AWO International<br />
Kontakt: AWO International e.V.<br />
Markgrafenstraße 11, Hof 1, Aufgang B<br />
10969 Berlin<br />
Tel.: 030 / 25292-771<br />
E-Mail: mail@awointernational.de<br />
www.awointernational.de<br />
bzw. www.awonepal.org.np
| Das Bundesjugendwerk der AWO<br />
Das Jugendwerk als eigenständiger Kinder- und<br />
Jugendverband der AWO engagiert sich auf politischer<br />
und pädagogischer Ebene für die Interessen<br />
der jungen Generation. Als Kind der AWO und damit<br />
der Arbeiter/innenbewegung kämpft das Jugendwerk<br />
für soziale Gerechtigkeit und gegen Diskriminierung<br />
jeglicher Art. Die Schwerpunkte des<br />
Bundesjugendwerkstreffen <strong>2011</strong><br />
„Jugendwerk – Das sind wir!“ lautete das Motto<br />
des Bundesjugendwerkstreffens <strong>2011</strong>. Knapp 300<br />
Teilnehmende kamen Anfang Juni im schönen<br />
Niederrhein (Kerken/Eyll) zusammen und machten<br />
die geballte Vielfalt des Jugendverbandes der<br />
AWO sichtbar. Die damit größte Jugendwerksveranstaltung<br />
wird alle zwei Jahre von und für Jugendwerkler/innen<br />
organisiert.<br />
Neben sportlichen Aktivitäten wie Klettern, Kanufahren,<br />
Fuß- und Volleyballturnieren gab es<br />
Workshops für Improvisationstheater, Selbstverteidigung<br />
oder Zirkuseinlagen. Natürlich kam<br />
der inhaltliche Austausch nicht zu kurz: Das neue<br />
Grundsatzprogramm wurde intensiv diskutiert.<br />
Die „Wohlstandslounge“ beschäftigte sich diesmal<br />
mit dem Thema „Grenzen des Wachstums“,<br />
weitere Gesprächskreise und interaktive Aushänge<br />
hinterfragten „Sinn und Unsinn der Extremismusdebatte“,<br />
die Asylpolitik, Genderfragen, das Demokratieverständnis<br />
des Jugendwerks sowie die<br />
Zukunft der Jugendverbandsarbeit. Die Abende<br />
waren geprägt von Spielen, Tanzeinlagen, Lagerfeuer<br />
und Gitarrenmusik.<br />
Insgesamt war es ein wunderbares Bundesjugendwerkstreffen<br />
– vielleicht eines der schönsten<br />
bisher –, auch dank des unermüdlichen Einsatzes<br />
Auf dem Bundesjugendwerkstreffen <strong>2011</strong>.<br />
Das Jahr <strong>2011</strong> für die Fachverbände und Partner der AWO<br />
Bundesjugendwerks liegen in der Bildungsarbeit<br />
für und mit Jugendwerklerinnen und -werklern<br />
auf Landes- und Bezirksebene und in der offenen<br />
politischen Auseinandersetzung mit Kinderrechten<br />
und -gerechtigkeit, Armut und Sozialpolitik,<br />
Bildung und Erziehung sowie der Interkulturellen<br />
Öffnung des Jugendwerks.<br />
der Gastgeber/innen aus dem Bezirksjugendwerk<br />
Niederrhein. So wurde aus dem Motto „Jugendwerk<br />
- Das sind wir!“ ein gelebtes Programm mit<br />
Gänsehautfaktor.<br />
Neues Grundsatzprogramm für das Jugendwerk<br />
Die Neuformulierung unseres Grundsatzprogramms<br />
wurde 2010 von der Bundesjugendwerkskonferenz<br />
beschlossen. <strong>2011</strong> wurde der<br />
Prozess angestoßen und Impulse und Anregungen<br />
dazu wurden während verschiedener Veranstaltungen<br />
und Gremien diskutiert. Im Sommer <strong>2011</strong><br />
konstituierte sich eine Arbeitsgemeinschaft zur<br />
Formulierung einer Diskussionsvorlage. In das<br />
neue Papier sollten die Positionen und Entwicklungen<br />
der vergangenen Jahre sowie die 2010<br />
beschlossenen Leitsätze einfließen. Das neue<br />
Grundsatzprogramm steht 2012 auf der Bundeskonferenz<br />
zur Abstimmung.<br />
Zukunft der Jugendverbandsarbeit<br />
Mit der <strong>2011</strong> gestarteten Zukunftswerkstatt „Herausforderungen,<br />
Lösungen und Visionen für das<br />
Jugendwerk“ wurden aktuelle Problemlagen der<br />
Jugendverbandsarbeit herausgearbeitet und konkrete<br />
Lösungsstrategien für das Jugendwerk entwickelt.<br />
Zudem soll damit ein Entwicklungsprozess<br />
| 61
Das Jahr <strong>2011</strong> für die Fachverbände und Partner der AWO<br />
| 62<br />
eingeläutet werden. Die vier zentralen Zukunftsthemen<br />
waren: „Aktive Mitgliedergewinnung“,<br />
„Zeit und Rahmenbedingungen“, „projektbezogene<br />
Jugendarbeit und Professionalisierung“ sowie<br />
„neue und alte Kommunikationsformen“.<br />
Deutscher Jugendhilfetag (DJHT)<br />
Auf dem Deutschen Jugendhilfetag (DJHT) in Stuttgart<br />
war das Jugendwerk mit einem Informationsstand<br />
vertreten. Gemeinsam mit dem Bund der<br />
Alevitischen Jugendlichen in Deutschland (BDAJ)<br />
wurde ein erfolgreicher Workshop zu „Strategien<br />
und Umsetzung (Interkultureller) Öffnung von Jugendverbänden“<br />
durchgeführt.<br />
Ferienfahrten<br />
Ferienfahrten bildeten auch <strong>2011</strong> wieder einen<br />
wichtigen Schwerpunkt des Jugendwerks. Ein neu<br />
eingerichteter Arbeitskreis beschäftigte sich in diesem<br />
Zusammenhang zum Beispiel mit dem Thema<br />
„Ehrenamt und Anerkennungskultur“. Zudem<br />
wurde das 2010 beschlossene Papier „Jederzeit<br />
wieder – Qualität der pädagogischen Betreuung“<br />
erneut aufgegriffen, das künftig um eine Internetplattform<br />
mit Best-Practice-Methoden erweitert<br />
werden soll.<br />
News aus einem Guss<br />
Der Verbandszeitschrift „Exzess“ bekam ein neues<br />
Layout, dementsprechend wurden auch der Newsletter<br />
„Infoline“ und die Homepage angepasst.<br />
Unsere Verbandszeitschrift wurde nach einer Leserbefragung<br />
komplett neu gestaltet. So erscheint<br />
sie nun in handlicherem Format, in Farbe und auf<br />
Umweltpapier. Die erste „neue“ Ausgabe erschien<br />
Ende <strong>2011</strong> zum Schwerpunktthema Demokratie.<br />
Seit <strong>2011</strong> nutzen wir auch verstärkt das Online-<br />
Netzwerk Facebook, um unsere Mitglieder und andere<br />
Interessierte anzusprechen.<br />
Extremismusdebatte<br />
Das Bundesjugendwerk setzte sich weiterhin kritisch<br />
mit dem „Extremismus-Begriff“ auseinander<br />
und lehnt die faktische Gleichsetzung von „Rechts-<br />
und Linksextremismus“ durch die Bundesregierung<br />
ab. Auch setzten wir uns entschieden für die Rücknahme<br />
der sogenannten „Extremismusklausel“ als<br />
Voraussetzung für eine öffentliche Förderung ein.<br />
Demokratieverständnis<br />
Während eines Impulsseminars Anfang <strong>2011</strong> ging<br />
es darum, ein gemeinsames Verständnis von Demokratie<br />
aus den Positionen und Leitsätzen des Jugendwerks<br />
abzuleiten. Das Seminar bildet die Basis<br />
für eine weitere Diskussion zum Umgang mit dem<br />
„Delegiertenschlüssel“ auf Bundesjugendwerkskonferenzen.<br />
Dieser wird nicht von allen Gliederungen<br />
als basisdemokratisches Instrument anerkannt.<br />
Wann wir schreiten Seit’ an Seit’!<br />
Der Prozess zur weiteren Verbesserung der Zusammenarbeit<br />
zwischen AWO und Jugendwerk wurde<br />
auch <strong>2011</strong> vorangebracht. Mehrere Sitzungen der<br />
gemeinsamen Kommission „Junge Menschen aktiv<br />
in der AWO“ zeigten Möglichkeiten der strukturellen<br />
und inhaltlichen Forcierung auf und entwickelten<br />
gute Beispiele für eine Kultur der Zusammenarbeit.<br />
Politisch vernetzt<br />
Das Bundesjugendwerk engagiert sich in verschiedenen<br />
Netzwerken und Kampagnen, wie zum Beispiel<br />
im Bündnis „Änder das!“ – einem Zusammenschluss<br />
verschiedener Jugendverbände und<br />
politischer Jugendorganisationen. „Änder das!“<br />
engagiert sich vor allem gegen den politischen Kurs<br />
des Sozialabbaus. Auch die Kampagnen „Transaktionssteuer<br />
gegen Armut“ oder „Jetzt erst Recht(e)<br />
für Flüchtlingskinder!“ unterstützte das Bundesjugendwerk<br />
<strong>2011</strong>.
| GOS – Gesellschaft für Organisationsentwicklung und Sozialplanung mbH<br />
Das dreijährige Projekt zu Palliative<br />
Care und Abschiedskultur in<br />
Einrichtungen der AWO konnte<br />
mit einer umfangreichen Publikation<br />
der Projektergebnisse ab-<br />
Palliative Care und Abschiedskultur bei Menschen<br />
mit schwerer Demenz in stationären<br />
Pflegeeinrichtungen der AWO<br />
Aus Sicht der Pflegeeinrichtungen war es dringend<br />
geboten, für die besondere Zielgruppe der<br />
an schwerer Demenz erkrankten Bewohner/innen<br />
Handlungsleitlinien und Standards für die palliative<br />
Pflege und die Gestaltung einer Abschiedskultur<br />
zu entwickeln.<br />
In einem zweijährigen Pilotprojekt mit 20 stationären<br />
Pflegeeinrichtungen werden u. a. folgende<br />
Zielsetzungen in den Blick genommen:<br />
• Entwicklung von Handlungsleitlinien für „Abschiedskultur<br />
Demenz“, „Palliative Geriatrie“<br />
und „Milieugestaltung für Menschen mit schwerer<br />
Demenz“,<br />
• Entwicklung von Analyse- und Evaluationsinstrumenten<br />
zur Qualitätsentwicklung stationärer<br />
Einrichtungen zur Versorgung von Bewohnerinnen<br />
und Bewohnern mit schwerer Demenz,<br />
• die Qualifizierung von Leitungskräften und Mitarbeitenden<br />
zum Thema „Palliative Geriatrie“<br />
und „Abschiedskultur bei schwerer Demenz“ und<br />
Ausbildung von 40 Palliative-Care-Fachkräften,<br />
• die Implementierung von Standards einer „Palliativen<br />
Geriatrie“ und „Abschiedskultur bei<br />
schwerer Demenz“ und die<br />
• Einführung eines Beobachtungsinstrumentes<br />
(Assessment Demenz) einschließlich der Schulung<br />
der Mitarbeiter/innen.<br />
Die Einrichtungen werden bei der Einführung einer<br />
fachlich angemessenen Milieugestaltung für<br />
Demenzkranke in der letzten Lebensphase sowie<br />
beim Aufbau von Pflegeoasen oder anderen alternativen<br />
Betreuungsformen für die Zielgruppe beraten<br />
und unterstützt.<br />
Inklusiv leben - Wege zur Inklusion im sozialen<br />
Raum für Menschen mit geistiger Behinderung<br />
Im Rahmen des Projektes werden im Anschluss<br />
an die Erstellung von standardisierten Sozialraumanalysen<br />
anonymisierte Befragungen unterschiedlicher<br />
Personengruppen im Sozialraum der<br />
vier teilnehmenden AWO-Projektstandorte durchgeführt.<br />
So sollen Menschen mit geistiger Behinderung<br />
Möglichkeiten zur Teilhabe und Barriere-<br />
Das Jahr <strong>2011</strong> für die Fachverbände und Partner der AWO<br />
geschlossen werden. Im Sinne der Neuausrichtung<br />
der Gesellschaft für Organisationsentwicklung und<br />
Sozialplanung mbH (gos) wurden <strong>2011</strong> kleinere<br />
neue Projekte gestartet, in denen eine stärkere<br />
trägerspezifische Beratungsarbeit möglich wurde.<br />
freiheit in dem betreffenden Stadtteil eröffnet<br />
werden. Um die subjektive Wahrnehmung bezüglich<br />
der Inklusion in einem Stadtteil und der notwendigen<br />
Veränderungen und potenziellen Ressourcen<br />
in einem Quartier festzustellen, wird eine<br />
Befragung der Bewohner/innen durchgeführt. Mit<br />
dieser Vorgehensweise soll die Perspektive der<br />
Nutzer/innen von AWO-Sozialdienstleistungen<br />
stärker in den Fokus der Organisationsentwicklung<br />
von AWO-Unternehmen und Verband genommen<br />
werden.<br />
Ortsvereine – Mut zur Vorsorge<br />
Inwieweit eignet sich das Thema „Vorsorgeverfügungen“<br />
als Möglichkeit der Aktivierung von<br />
Ortsvereinen? Dieser Frage widmet sich ein mehrjähriges<br />
Projekt, das 2012 abgeschlossen werden<br />
wird. AWO Ortsvereine aus Bielefeld, Paderborn,<br />
Haan und Schloß Holte-Stukenbrock haben über<br />
Informationsveranstaltungen, die regionale Presse<br />
und Flyer erfolgreich Freiwillige als ehrenamtliche<br />
Vorsorgeberater/innen gewonnen. Im Rahmen des<br />
Pilotprojektes wurde ein Curriculum für die Ausbildung<br />
ehrenamtlicher Vorsorgeberater/innen<br />
entwickelt. In Kooperation mit dem niederrheinischen<br />
AWO-Hospiz- und Betreuungsverein esCor<br />
führt die gos mehrere Ausbildungswochenenden<br />
durch.<br />
Die ausgebildeten Vorsorgeberater/innen stehen in<br />
den Ortsvereinen allen AWO-Mitgliedern und Interessierten<br />
kostenfrei mit Rat und Tat zur Seite,<br />
wenn es darum geht, mittels Vorsorgevollmacht,<br />
Betreuungs- und/oder Patientenverfügung für<br />
alle Fälle des Lebens oder am Ende des Lebens<br />
gewappnet zu sein. Hierbei nutzen sie den AWO-<br />
Vorsorgeordner und helfen bei seiner individuellen<br />
Ausgestaltung. Sie ergänzen mit ihrem Beratungsangebot<br />
die Informationsveranstaltungen<br />
der Ortsvereine zu Fragen der Vorsorge oder des<br />
Erbschaftsrechtes. Hierzu haben sie sich zu Arbeitsgruppen<br />
zusammengeschlossen, arbeiten mit<br />
lokalen Kooperationspartnern zusammen und reflektieren<br />
gemeinsam regelmäßig ihre Beratungstätigkeit.<br />
Die ehrenamtliche Vorsorgeberatung<br />
belebt das Angebotsspektrum der sich beteiligenden<br />
AWO Ortsvereine. Es werden Gruppen unterschiedlichen<br />
Alters und Herkunft erreicht.<br />
| 63
Das Jahr <strong>2011</strong> für die Fachverbände und Partner der AWO<br />
| 64<br />
Im Rahmen des Abschlusses des Modellprojektes<br />
werden die vielen hierbei gesammelten Erfahrungen<br />
in einem Leitfaden für AWO Ortsvereine zur<br />
Ausgestaltung von Unterstützungsangeboten für<br />
Ratsuchende zusammengefasst.<br />
AWO – stark vor Ort<br />
Als Angebot zur Verbands- und Organisationsentwicklung<br />
wurde ein Beratungskonzept entwickelt,<br />
mit dem Ziel, AWO-Dienstleistungen aus einer<br />
Hand anbieten zu können. Die AWO-Gliederungen<br />
tragen vielfältige Einrichtungen, Dienste und Projekte.<br />
Ortsvereine, Kreis-, Bezirks- und Landesverbände<br />
präsentieren diese Angebote, Leistungen<br />
und sozial-wirtschaftlichen Unternehmungen in<br />
hoher Qualität allen Interessierten vor Ort.<br />
Oftmals ist hierbei jedoch die Situation vorzufinden,<br />
dass unterschiedliche AWO-Gliederungen<br />
unabhängig voneinander für dieselbe Kunden-<br />
gruppen tätig sind, die die unterschiedlichen<br />
AWO-Trägerschaften nicht nachvollziehen können<br />
oder dadurch verwirrt werden. Sie erwarten<br />
von „der AWO“ ein möglichst umfassendes sowie<br />
aufeinander abgestimmtes Angebot. Sie erwarten,<br />
unkompliziert und umfassend auf das gesamte<br />
AWO-Leistungsspektrum in ihrer Region zurückgreifen<br />
zu können. Die Betreuungs-, Hilfe-, Rehabilitations-<br />
und Unterstützungsangebote der AWO<br />
sollten daher aufeinander aufbauen, flexibel und<br />
klientenorientiert zusammenwirken und leicht erreichbar<br />
sein. Übergänge zwischen den AWO-Angeboten<br />
müssten unabhängig von Trägerschaften<br />
oder unterschiedlichen gesetzlichen Grundlagen<br />
möglich sein. Daraus resultiert für die AWO-Träger<br />
eine verbesserte Wettbewerbsposition. Mit diesen<br />
Zielen werden inzwischen mehrere AWO-Gliederungen<br />
bzw. –Unternehmen beraten und auf dem<br />
Weg der Weiterentwicklung begleitet.
| Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik (ISS-Frankfurt a.M.)<br />
Kooperation in Forschungs- und Beratungsfragen<br />
Das ISS-Frankfurt a.M. als Schnittstelle zwischen<br />
Theorie und Praxis der Sozialen Arbeit wurde 1974<br />
vom Bundesverband der Arbeiterwohlfahrt e. V.<br />
(AWO) gegründet und ist seit 1991 als rechtlich<br />
selbstständiger gemeinnütziger Verein organisiert,<br />
dessen Mitglieder hauptsächlich aus den Reihen<br />
der AWO kommen.<br />
Vor allem im Themenschwerpunkt „Prekäre Lebenslagen“<br />
arbeiten das ISS-Frankfurt a.M. und<br />
| Aktuelle Projekte in Zusammenarbeit mit der AWO<br />
Kinder- und Jugendarmut IV<br />
Die Forschung zu „Lebenslagen, Lebensverlauf<br />
und Zukunftschancen von (armen) Kindern“ wird<br />
bereits seit 1997 vom ISS-Frankfurt a.M. im Auftrag<br />
des AWO Bundesverbandes durchgeführt.<br />
Im nun vierten Studienabschnitt „Armut im Jugendalter“<br />
werden die 1993 geborenen Kinder<br />
und deren Eltern zum dritten Mal befragt. Eine<br />
erfolgreiche Suche sowie die quantitativen und<br />
qualitativen Befragungen werden ganz neue Einsichten<br />
in den Lebensverlauf, aber auch das Bewältigungshandeln<br />
von jungen Menschen geben,<br />
die unter Armutsbedingungen aufwachsen bzw.<br />
aufgewachsen sind. Ziele der Studie sind der wissenschaftliche<br />
Erkenntnisgewinn, die fachliche<br />
Weiterentwicklung der praktischen (Sozial-)Arbeit<br />
| 01<br />
| 02<br />
| 03<br />
die AWO eng zusammen: Geringe Spielräume<br />
zur Gestaltung des eigenen Lebens gefährden in<br />
grundlegender Weise das Wohlergehen der Betroffenen.<br />
In Deutschland nahm die Einkommensarmut<br />
und hier insbesondere die Zahl armer Familien<br />
und Erwerbstätiger (working poor) stark zu.<br />
Zudem vergrößerte sich die Kluft zwischen Arm<br />
und Reich stetig, ebenso wie für Kinder und ihre<br />
Familien das Risiko, von Armut und sozialer Ausgrenzung<br />
betroffen zu sein, kontinuierlich stieg.<br />
mit (armen) Minderjährigen und ihren Familien,<br />
aber auch die Einflussnahme auf Fach- und Sozialpolitik<br />
insbesondere zur Umsetzung struktureller<br />
Armutsprävention.<br />
Veröffentlichung:<br />
• Claudia Laubstein/Jörg Dittmann/Gerda Holz (<strong>2011</strong>): Jugend und<br />
Armut - Teil II. Methodische Grundsteine, Operationalisierungen<br />
und erste empirische Befunde der AWO-ISS-Langzeitstudie „Kinder-<br />
und Jugendarmut IV“. Oktober <strong>2011</strong>. ISBN 978-3-88493-<br />
223-0.<br />
• Gerda Holz (<strong>2011</strong> + 2012): Ansätze kommunaler Armutsprävention<br />
– Erkenntnisse aus der AWO-ISS-Langzeitstudie „Kinderarmut“.<br />
Teil 1. In: TuP 6/<strong>2011</strong>, S. 410-414; Teil 2. In: TuP 2/2012<br />
(im Druck).<br />
• Gerda Holz (<strong>2011</strong>): Armut bei Kindern und Jugendlichen in<br />
Deutschland – Eine Lebenslage mit vielen Belastungen und<br />
wenig Chancen. In: TPS 10/<strong>2011</strong>, S. 4-10.<br />
• Gerda Holz (<strong>2011</strong>): Einmal arm, immer arm? Die AWO-ISS-Studie<br />
zur Kinder- und Jugendarmut. In: AWO-Bayern 4/<strong>2011</strong>, S. 4-9.<br />
AWO-Fachreferenten und -referentinnen moderierten die Fachforen im Rahmen des AWO-Verbandsforums „Jugend und Armut – wir<br />
brauchen jede/n!“.<br />
Gerda Holz (ISS) während des AWO-Verbandsforums „Jugend und Armut – wir brauchen jede/n!“.<br />
Dieter Eckert (AWO Bundesverband), Claudia Laubstein und Dr. Jörg Dittmann (ISS) während des AWO-Verbandsforums „Jugend und<br />
Armut – wir brauchen jede/n!“.<br />
| 01 | 02 | 03<br />
Das Jahr <strong>2011</strong> für die Fachverbände und Partner der AWO<br />
| 65
Das Jahr <strong>2011</strong> für die Fachverbände und Partner der AWO<br />
| 66<br />
Mo.Ki – Monheim für Kinder<br />
Seit 2002 wird „Mo.Ki – Monheim für Kinder“<br />
von der AWO Niederrhein und der Stadt Monheim<br />
mit wissenschaftlicher Begleitung durch das ISS-<br />
Frankfurt a.M. sowie mit finanzieller Förderung<br />
u.a. durch die Stiftung Wohlfahrtspflege NRW und<br />
das Jugendministerium (MFKJKS) NRW als kommunaler<br />
Präventionsansatz entwickelt und umgesetzt.<br />
Monheim am Rhein ist zum Vorreiter und Benchmark<br />
einer strukturellen (Armuts-)Prävention für<br />
Kinder und Jugendliche geworden, nicht nur landes-,<br />
sondern bundesweit.<br />
Herzstück des Strukturansatzes ist die Präventionskette.<br />
Sie ist biografisch angelegt und darauf<br />
ausgerichtet, Kindern und Jugendlichen eine fördernde<br />
Begleitung von der Geburt bis zum erfolgreichen<br />
Berufseinstieg je nach Bedarf und zu<br />
jedem möglichen Zeitpunkt zuzusichern. Sie steht<br />
für eine Neuorientierung und Neustrukturierung<br />
des Hilfesystems, um ressort-, arbeitsfeld- und<br />
professionsübergreifend präventives Handeln zu<br />
fördern.<br />
Eine Präventionskette kann nur durch Netzwerke<br />
funktionieren. Diese sorgen für die gegenseitige<br />
Information und den fachlichen Austausch. Sie<br />
sollen aber auch gemeinsame Produkte erstellen.<br />
Dass das gelingt, zeigt „Mo.Ki“ in seinen einzelnen<br />
Bausteinen.<br />
Die Präventionskette erzielt Effekte und das in immer<br />
größer werdenden Kreisen:<br />
• Sichtbare strukturelle Auswirkungen: auf das<br />
Stadtleben und in der Gestaltung der sozialen<br />
Daseinsvorsorge der Kommune<br />
• Sichtbare finanzielle Auswirkungen: Prävention<br />
rechnet sich<br />
• Sichtbare individuelle Auswirkungen in der Lebenssituation<br />
des jungen Menschen: Potenziale<br />
werden zu Kompetenzen und Ressourcen<br />
• Die konzeptionellen Vorarbeiten des ISS-Frankfurt<br />
a.M. sowie die praktische Arbeit von AWO<br />
Niederrhein und Stadt Monheim am Rhein zeigen,<br />
wie es vor Ort gehen kann<br />
Veröffentlichung:<br />
• Gerda Holz, Michael Schöttle, Annette Berg (<strong>2011</strong>): „Fachliche<br />
Maßstäbe zum Auf- und Ausbau von Präventionsketten in<br />
Kommunen: Strukturansatz zur Förderung des ‚Aufwachsens im<br />
Wohlergehen‘ für alle Kinder und Jugendliche“, aber auch vertiefend<br />
in den Evaluationsberichten zu „Mo.Ki“, Essen, Frankfurt<br />
am Main, Monheim am Rhein im Oktober <strong>2011</strong>. Download unter<br />
http://www.iss-ffm.de/veroeffentlichungen/publikationen.html.<br />
nak – Nationale Armutskonferenz<br />
Das ISS-Frankfurt a.M. unterstützte auch <strong>2011</strong> die<br />
Nationale Armutskonferenz (nak) – ein Zusammenschluss<br />
der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege,<br />
bundesweit tätiger Fachverbände,<br />
Selbsthilfeorganisationen und des Deutschen Gewerkschaftsbundes.<br />
Hervorzuheben sind hier die<br />
Erkenntnisse aus den gemeinsamen AWO-ISS-Projekten,<br />
erstellte Kurz-Expertisen und die Moderation<br />
eines Zukunftsworkshops der nak.<br />
Veröffentlichung:<br />
• Gerda Holz (2010): Kinderarmut – Erkenntnisse der AWO-ISS-<br />
Langzeitstudie und Ansätze zur Armutsprävention. In: nak<br />
Nationale Armutskonferenz (Hrsg.): Armut und Ausgrenzung<br />
überwinden – in Gerechtigkeit investieren. Erfahrungen, Hintergründe,<br />
Perspektiven. Berlin, S. 51-58. Download unter:<br />
http://www.nationalearmutskonferenz.de.<br />
• Jörg Dittmann (<strong>2011</strong>): Gleichberechtigung fördern heißt Frauenarmut<br />
überwinden! Download unter:<br />
http://www.nationalearmutskonferenz.de.<br />
• Claudia Laubstein (<strong>2011</strong>): „Recherche Altersarmut“ für AWO<br />
Bundesverband/NAK. Frankfurt a.M.<br />
Für weitergehende Informationen zum ISS-Frankfurt:<br />
www.iss-ffm.de.<br />
Das Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e.V. beim Deutschen Kinder- und Jugendhilfetag in Stuttgart.
| SOLIDAR – Plattform der AWO für Sozialpolitik in Europa<br />
SOLIDAR ist ein europäisches<br />
Netzwerk von nationalen, europäischen<br />
wie nichteuropäischen<br />
Nichtregierungs- und gewerkschaftsnahen Organisationen<br />
mit aktuell 56 Mitgliedsorganisationen<br />
aus 25 Ländern. SOLIDARs Engagement erstreckt<br />
sich über die Arbeitsbereiche Soziales, Internationale<br />
Zusammenarbeit und Bildung/Lebenslanges<br />
Lernen und zielt auf die Förderung von Solidarität,<br />
Gleichstellung, Teilhabegerechtigkeit und für ein<br />
Leben aller Menschen in Würde.<br />
Die AWO hat SOLIDAR 1995 mitinitiiert und aufgebaut.<br />
Als Interessenvertreter in Brüssel hat SOLIDAR<br />
eine besondere Bedeutung, da es in zahlreiche<br />
europäische Netzwerke eingebunden ist, die direkt<br />
Einfluss auf die Arbeit der Europäischen Institutionen<br />
nehmen. SOLIDAR ist für die AWO zugleich<br />
eine Plattform des Erfahrungsaustauschs und der<br />
strategischen bilateralen Zusammenarbeit mit anderen<br />
– der AWO nahestehenden – Organisationen<br />
in Europa.<br />
Europapolitische Arbeit im Arbeitsbereich<br />
Soziales:<br />
SOLIDAR tritt ein für eine starke soziale Dimension<br />
in der Wirtschaftsregierung und die Verwirklichung<br />
der Inklusionsziele der Europa-2020-Strategie. Im<br />
Arbeitsbereich Soziales hat SOLIDAR <strong>2011</strong> vor allem<br />
politische Prozesse rund um die neuen Instrumente<br />
der Wirtschaftsregierung (Economic Governance)<br />
begleitet und sich bei EU-Entscheidungsträgern<br />
für eine Stärkung der sozialen Dimension im Europäischen<br />
Semester eingesetzt. Als europäisches<br />
Netzwerk, das unter anderem Sozialdienstleister<br />
vertritt, setzte sich SOLIDAR besonders dafür<br />
ein, dass die sozialen Systeme in Europa nicht<br />
den fiskalischen und finanzpolitischen Spar- und<br />
Das Jahr <strong>2011</strong> für die Fachverbände und Partner der AWO<br />
Haushaltskonsolidierunsgzielen geopfert werden,<br />
sondern dass gerade jetzt in Krisenzeiten in soziale<br />
Dienstleistungen und Infrastrukturen investiert<br />
wird.<br />
Vor dem Hintergrund der Erarbeitung der neuen<br />
Rechtsgrundlagen für die nächste Förderperiode<br />
der EU-Strukturfonds setzte sich SOLIDAR besonders<br />
mit dem Europäischen Sozialfonds (ESF) auseinander.<br />
Hier konnte SOLIDAR die damit verbundenen<br />
Gesetzesentwürfe positiv beeinflussen.<br />
Aus dem Paket der neuen Binnenmarktakte hat<br />
SOLIDAR sich maßgeblich auf die EU-Richtlinien zur<br />
Modernisierung des Vergaberechts und des Beihilfenrechts<br />
für Dienstleistungen von allgemeinem<br />
wirtschaftlichem Interesse sowie auf die Initiative<br />
zur Förderung des sozialen Unternehmertums<br />
konzentriert. Beim Thema soziales Unternehmertum<br />
befasste SOLIDAR sich vor allem mit den Zielen<br />
und Definitionen der Kommissionsvorschläge und<br />
wird dies sowie die Implementierung einiger der<br />
angekündigten Maßnahmen weiterhin verfolgen.<br />
Im Zusammenhang mit dem Diskurs um soziale Innovationen<br />
äußerte die Kommission den Wunsch,<br />
SOLIDAR und andere Sozialdienstleister künftig<br />
enger in die Unterfütterung der Idee und deren<br />
politische Gestaltung einbinden zu wollen. Dies ist<br />
besonders mit Blick auf das INNOSERV-Projekt von<br />
Interesse, das Anfang 2012 starten und sich in den<br />
kommenden zwei Jahren intensiver mit sozialer<br />
Innovation auseinandersetzen wird.<br />
Um oben genannte Ziele sowie weitere Aspekte der<br />
Erbringung sozialer Dienstleistungen und des sozialen<br />
Unternehmertums strukturierter und sichtbarer<br />
zu vertreten, gründete SOLIDAR im Dezember<br />
<strong>2011</strong> zusammen mit anderen EU-Netzwerken ge-<br />
| 67
Das Jahr <strong>2011</strong> für die Fachverbände und Partner der AWO<br />
| 68<br />
meinnütziger Sozialdienstleister ein neues Netzwerk:<br />
“Social Services Europe“. Dieses wird sich<br />
zukünftig als strategischer Partner in EU-Entscheidungsprozessen<br />
rund um das Thema Sozialdienstleistungen<br />
und sozialer Dialog etablieren.<br />
Projekte: Effektivierung industrieller Beziehungen<br />
und die Förderung des sozialen Dialogs im<br />
sozialen Dienstleistungssektor<br />
<strong>2011</strong> war SOLIDAR in zwei EU-Projekte involviert.<br />
Seit September läuft das erste Projekt: „Making Industrial<br />
Relations work for Decent Work“ hat sich<br />
zum Ziel gesetzt, in ausgewählten Bereichen (Arbeitsmigration,<br />
Beschäftigung junger Menschen,<br />
Niedriglöhner/innen) förderliche Faktoren und<br />
gute Beispiele für effektive Industriebeziehungen<br />
zur Verbesserung der Beschäftigungsbedingungen<br />
zu illustrieren. Ziel ist die Erarbeitung von<br />
Empfehlungen, mit denen Initiativen und Maßnahmen<br />
seitens Regierungen, Arbeitgeber und<br />
Gewerkschaften sowie Organisationen der Zivilgesellschaft<br />
dazu beitragen können, menschenwürdige<br />
Arbeitsbedingungen in Europa zu befördern.<br />
Bis zum Ende des Projektes im Juni 2012 werden<br />
u.a. sechs Länderberichte, ein Abschlussbericht,<br />
drei EU-Positionspapiere und ein Handbuch für<br />
die gewerkschaftliche Bildungsarbeit sowie eine<br />
Fotoausstellung erarbeitet.<br />
Das zweite Projekt „Promoting Employers‘ Social<br />
Services Organisations in Social Dialogue“ startete im<br />
Dezember <strong>2011</strong> und beschäftigt sich mit der Beförderung<br />
des sozialen Dialogs im sozialen Dienstleistungssektor.<br />
Hier ist die AWO direkter Projektpartner<br />
und wird in einem ersten Schritt die Situation des<br />
sozialen Dialogs aus der Perspektive der Arbeitgeber<br />
in Deutschland abbilden und in eine gesamteuropäische<br />
Übersicht einspeisen. In einem nächsten<br />
Schritt sollen dann Faktoren für den Ausbau eines<br />
starken sozialen Dialogs in diesem Sektor erarbeitet<br />
werden, deren Übertragbarkeit auf die Situation in<br />
anderen Ländern geprüft wird, um schließlich einen<br />
sektorspezifischen sozialen Dialog auf EU-Ebene<br />
zu befördern. Hierbei wird sich „Social Services<br />
Europe“ als strategischer Partner positionieren und<br />
für eine Anerkennung des Beschäftigungspotenzials<br />
im sozialen Dienstleistungssektor sowie die Förderung<br />
qualitativ hochwertiger Arbeitsbedingungen<br />
einsetzten.<br />
Zusammenfassend lässt sich SOLIDAR zugleich als<br />
Lobbyinstrument der AWO in Brüssel als auch als<br />
Plattform für strategische Allianzen und Bündnisse<br />
auf bi- und multilateraler Ebene identifizieren.<br />
Weitere Informationen unter: www.solidar.org.
| Zukunftsforum Familie e.V. (ZFF)<br />
<strong>2011</strong>:<br />
Familien brauchen<br />
Geld, Vielfalt und Zeit<br />
Seit fast zehn Jahren setzt sich das Zukunftsforum<br />
für die Vielfalt von Familie ein.<br />
Im Oktober 2002 wurde der Familienverband auf<br />
Initiative der Arbeiterwohlfahrt aus der Taufe gehoben.<br />
Seither mischt das ZFF kräftig in der Familienpolitik<br />
mit.<br />
Was zeichnet das ZFF aus? An erster Stelle der weite<br />
und dennoch sehr verbindliche Familienbegriff:<br />
„Familie ist überall dort, wo Menschen dauerhaft<br />
füreinander Verantwortung übernehmen, Sorge<br />
tragen und Zuwendung schenken.“ So wichtig das<br />
Aufwachsen von Kindern ist – Familie ist auch dort,<br />
wo Ehe- oder Lebenspartner/innen füreinander<br />
sorgen, wo Schwiegertöchter ihre älteren Angehörigen<br />
pflegen und wo schwul-lesbische Paare ihren<br />
Kinderwunsch verwirklichen möchten.<br />
Im Jahr <strong>2011</strong> hat sich das ZFF mit den großen Themen<br />
Kinderarmut und Zeitpolitik beschäftigt. Außerdem<br />
war es erneut auf dem Deutschen Kinder-<br />
und Jugendhilfetag vertreten.<br />
Das kindliche Existenzminimum sichern!?<br />
Im April veranstaltete das ZFF gemeinsam mit dem<br />
Bündnis KINDERGRUNDSICHERUNG die Fachtagung<br />
„Das kindliche Existenzminimum sichern?! Das Urteil<br />
des Bundesverfassungsgerichts, die politische<br />
Umsetzung, seine Folgen und mögliche Handlungsoptionen“.<br />
Die gut besuchte Tagung, die in<br />
den Räumen des AWO Bundesverbandes stattfand,<br />
Das Jahr <strong>2011</strong> für die Fachverbände und Partner der AWO<br />
bot u.a. Vorträge von Prof. Anne Lenze, Dr. Siegfried<br />
Haller und Dr. Irene Becker. Neben dem Konzept<br />
der Kindergrundsicherung und dem Ausbau<br />
des Kinderzuschlags (DGB) wurden in World-Cafés<br />
auch das Konzept des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes<br />
zur Sicherung des Existenzminimums<br />
junger Menschen und das Projekt „Mo.Ki. – Monheim<br />
für Kinder“ näher vorgestellt und diskutiert.<br />
Fazit war, dass der neue Kinderregelsatz und das<br />
Bildungs- und Teilhabepaket keinesfalls das kindliche<br />
Existenzminimum sichern und es deshalb<br />
dringend notwendig ist, die vorgestellten Handlungsoptionen<br />
zur Bekämpfung von Kinderarmut<br />
weiterzuverfolgen. Dem stimmten auch einige der<br />
familienpolitischen Sprecher/innen im Bundestag<br />
in einer abschließenden Podiumsdiskussion zu.<br />
Mit dieser Veranstaltung startete das Bündnis KIN-<br />
DERGRUNDSICHERUNG im Jahr <strong>2011</strong> sein Vorhaben,<br />
gemeinsam mit anderen Verbänden, Gewerkschaften,<br />
Kirchen und Parteien Brücken zu verschiedenen<br />
Konzepten und Handlungsoptionen zu bauen,<br />
um die Kindergrundsicherung als langfristiges Ziel<br />
zu etablieren. Ein erster Erfolg dieser Strategie ist<br />
die positive Erwähnung der Kindergrundsicherung<br />
im SPD-Grundsatzpapier „Familienland Deutschland“.<br />
Die Ergebnisse der Tagung stehen unter www.kinderarmut-hat-folgen.de<br />
zum Download bereit.<br />
Gemeinsames Sorgerecht von Anfang an?<br />
Im Rahmen des 14. Deutschen Kinder- und Jugendhilfetages<br />
in Stuttgart veranstaltete das ZFF im Juni<br />
<strong>2011</strong> ein Streitgespräch zur Neuregelung des Sorgerechts<br />
für nicht miteinander verheiratete Eltern.<br />
| 01 Fachtagung „Familie im Takt der Arbeitswelt?! Schlussfolgerungen aus dem Achten Familienbericht“: Christiane Reckmann im<br />
Gespräch mit Staatssekretär Dr. Hermann Kues und Alfred Reckmann.<br />
| 02 Fachtagung „Das kindliche Existenzminimum sichern?!“: der Vorsitzende des AWO Präsidiums Wilhelm Schmidt (im Vordergrund).<br />
| 03 Titelbild der Kampagne Bündnis KINDERGRUNDSICHERUNG.<br />
| 01 | 02 | 03<br />
| 69
Das Jahr <strong>2011</strong> für die Fachverbände und Partner der AWO<br />
ZFF-Vorsitzende Christiane Reckmann machte in<br />
ihrer Einführung deutlich, dass aus Sicht des Zukunftsforums<br />
Familie das Wohl des Kindes in den<br />
Mittelpunkt gestellt werden muss.<br />
Auf dem Podium standen sich Dr. Angelika Nake,<br />
als Fachanwältin für Familienrecht im Deutschen<br />
Juristinnenbund aktiv, und Rainer Sonnenberger,<br />
Bundesvorsitzender des Väteraufbruch für Kinder<br />
e. V., gegenüber. Während sich Nake für ein Antragsmodell<br />
aussprach, argumentierte Sonnenberger<br />
für ein automatisches Sorgerecht des Vaters,<br />
sofern er die Vaterschaft anerkannt hat.<br />
Das ZFF hat ein Positionspapier erarbeitet und<br />
spricht sich darin für eine niedrigschwellige Antragslösung<br />
aus. Der Vater soll beim Jugendamt<br />
sein Interesse an einer gemeinsamen Sorge mit der<br />
Mutter bekunden können. Wenn die Mutter nicht<br />
erklärt, der gemeinsamen Sorge nicht zu widersprechen,<br />
bzw. sich überhaupt nicht dazu verhält,<br />
steht dem Vater der Weg zu einem familiengerichtlichen<br />
Verfahren offen.<br />
Das Positionspapier kann unter www.zukunftsforum<br />
-familie.de heruntergeladen werden.<br />
Familie im Takt der Arbeitswelt?<br />
Ende Oktober <strong>2011</strong> wurde das Sachverständigengutachten<br />
für den Achten Familienbericht an Bundesfamilienministerin<br />
Schröder übergeben. Dies<br />
nahm das ZFF zum Anlass, um auf einer Tagung im<br />
November die Arbeitswelt in ihrer zentralen Rolle<br />
als Taktgeber für das Familienleben in den Blick zu<br />
nehmen. Kooperationspartner waren der DGB und<br />
der AWO Bundesverband.<br />
Prof. Dr. Dr. Helmut Schneider von der Steinbeis-<br />
Hochschule Berlin machte deutlich, dass Flexibilität<br />
der Arbeitszeiten mit Zeitsouveränität für<br />
die Arbeitnehmer/innen gekoppelt werden muss.<br />
Andernfalls erweist sie sich als wenig familien-<br />
| 01<br />
| 02<br />
verträglich. Dr. Karin Jurczyk argumentierte in ihrem<br />
Input, dass die unterschiedlichen Zeitlogiken<br />
von Familienleben und Arbeitswelt zu Konflikten<br />
führen. Sie plädierte ebenso für möglichst selbstbestimmte<br />
Zeit für Familien. Dr. Hermann Kues,<br />
Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesfamilienministerium,<br />
räumte in seiner Rede ein, dass<br />
hinsichtlich eines stimmigen Konzepts einer Zeitpolitik<br />
für Familien noch Nachholbedarf bestehe.<br />
Genau hier setze der Achte Familienbericht an. Dr.<br />
Jürgen Rinderspacher von der Deutschen Gesellschaft<br />
für Zeitpolitik warf die kritische Frage auf,<br />
ob im zeitlichen Interessenkonflikt zwischen Unternehmen<br />
und Familien gesamtgesellschaftlich<br />
nicht auch ein Sinken des Wohlstands in Kauf genommen<br />
werden müsste. Die Perspektive der Kinder<br />
müsse Eingang in den Achten Familienbericht<br />
finden und auch politisch berücksichtigt werden.<br />
Die Vorträge der Tagung stehen unter www.zukunftsforum-familie.de<br />
zum Herunterladen bereit.<br />
Das ZFF wird 2012 eine Stellungnahme zum Achten<br />
Familienbericht erarbeiten, wenn dieser gemeinsam<br />
mit der Regierungsstellungnahme veröffentlicht<br />
ist.<br />
Ausblick<br />
Im Jahr 2012 wird das Zehn-Jahres-Jubiläum des<br />
ZFF gefeiert: Im Mai soll in Berlin ein Fest mit Politik,<br />
Verbänden und weiteren Multiplikatoren<br />
stattfinden. Im Rahmen der dreitägigen AWO Bundeskonferenz<br />
im November in Bonn wird ebenfalls<br />
gefeiert. Das ZFF beteiligt sich mit einem eigenen<br />
Antrag und mit einem Infostand. Eine besondere<br />
Überraschung für die AWO-Delegierten wird es<br />
natürlich auch geben. Denn: Das ZFF hat eine besondere<br />
Nähe zur Arbeiterwohlfahrt – und das ist<br />
auch gut so!<br />
DJHT Stuttgart: Stefan Schwartze (MdB), Barbara König (ZFF), Caren Marks (MdB) und Birgit Merkel (ZFF) am Stand des ZFF (v.l.).<br />
DJHT Stuttgart: Rege Beteiligung aller Generationen an den Aktionen am ZFF-Stand.<br />
| 01 | 02<br />
| 70
AWO macht Sinn.
Das Jahr <strong>2011</strong> der AWO<br />
in den Bundesländern<br />
<strong>Verbandsbericht</strong> <strong>2011</strong>
Baden-Württemberg<br />
| AWO Bezirksverband Baden e. V.<br />
Innovative Bauprojekte<br />
Große Freude in Freiburg – im Herbst <strong>2011</strong> konnte<br />
der AWO Bezirksverband Baden e. V. die offizielle<br />
Neueröffnung des AWO Seniorenzentrums Emmi-<br />
Seeh-Heim im Freiburger Stadtteil Oberwiehre<br />
feiern. Katrin Altpeter (SPD), Ministerin für Arbeit<br />
und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren<br />
des Landes Baden-Württemberg, überbrachte die<br />
Grüße der Landesregierung. Das neue Emmi-Seeh-<br />
Heim hat in dreijähriger Bauzeit einen Ersatzneubau<br />
für das 1953 errichtete Altenheim erhalten,<br />
außerdem wurde das Erweiterungsgebäude aus<br />
dem Jahre 1983 umfassend saniert. Im Neubau<br />
werden jetzt ausschließlich Einzelzimmer angeboten,<br />
darüber hinaus wurde hier für an Demenz<br />
erkrankte Menschen ein geschützter Wohnbereich<br />
geschaffen. Beide Gebäudeteile des neuen Emmi-<br />
Seeh-Heims sind durch einen barrierefreien Flur<br />
miteinander verbunden. Ein neuer und geschützter<br />
Innenhof mit Garten bietet Spazierwege und<br />
schöne Sitzgelegenheiten.<br />
Ebenfalls neu eröffnet wurde <strong>2011</strong> die traditionsreiche<br />
AWO-Einrichtung Tretenhof in Seelbach. Der<br />
historische Gebäudekomplex, der zuletzt eine Zivildienstschule<br />
beherbergte, wurde nach umfangreichen<br />
Bauarbeiten konzeptionell neu gestaltet. Das<br />
neue AWO-Bildungszentrum Tretenhof ist jetzt ein<br />
Kinderhaus, eine Berufsfachschule für Altenpflege<br />
und ein Schulungszentrum für AWO-Freiwilligendienste<br />
sowie sonstige Veranstaltungen. Der bereits<br />
im Tretenhof ansässige AWO-Kindergarten wurde<br />
erweitert und zu einem Kinderhaus mit größerem<br />
Angebot z. B. auch für Kinder unter drei Jahren<br />
ausgebaut. Richtfeste wurden <strong>2011</strong> in Singen und<br />
| 01<br />
| 02<br />
| 03<br />
Freiburg gefeiert. Das Singener AWO-Seniorenzentrum<br />
Michael-Herler-Heim erhält einen Ersatzneubau<br />
mit Hausgemeinschaftskonzept. In Freiburg-<br />
Rieselfeld wird ein neues Wohnheim für Menschen<br />
mit Behinderung entstehen.<br />
Therapeutisch und barrierefrei neu gestaltet wird<br />
derzeit mithilfe von Spenden das Außengelände<br />
der Katharinenhöhe, Rehaklinik für krebs- und<br />
herzkranke Kinder und deren Familien sowie für<br />
junge Menschen in Schönwald/Schwarzwald.<br />
Erfolgreiche Verbandsarbeit<br />
Um die Verbandsarbeit der AWO Baden zu intensivieren,<br />
fand <strong>2011</strong> eine Zukunftswerkstatt des<br />
Bezirksvorstandes statt. Mitgliederwerbung, ehrenamtliches<br />
Engagement und Öffentlichkeitsarbeit<br />
wurden dabei als wichtige Themen benannt.<br />
In Arbeitsgruppen werden diese Themen weiter<br />
behandelt. Eine Umfrage zum Thema Ehrenamt<br />
wurde in allen Gliederungen und Einrichtungen<br />
der AWO Baden gestartet. Parallel unterstützen der<br />
Bezirksverband und die AWO-Sozialstiftung erneut<br />
zahlreiche ehrenamtliche Projekte. Passend dazu<br />
stand <strong>2011</strong> ein deutsch-türkischer Jugendaustausch<br />
des Bezirksjugendwerkes der AWO Baden<br />
unter dem Motto „Freiwilligentätigkeiten im interkulturellen<br />
Dialog“. Türkische Jugendliche besuchten<br />
im September Karlsruhe und Umgebung<br />
und lernten dabei auch verschiedene Einrichtungen<br />
der AWO Baden kennen. Im November startete<br />
dann eine Gruppe junger Leute aus Deutschland<br />
zum Gegenbesuch in die Türkei. Begegnungen von<br />
jungen Menschen sind die beste Grundlage für ein<br />
gemeinsames und friedliches Zusammenleben.<br />
Ministerin Katrin Altpeter und AWO Bezirksvorsitzender Hansjörg Seeh bei der Eröffnung des neuen Emmi-Seeh-Heims.<br />
Der Bezirksvorstand der AWO Baden traf sich <strong>2011</strong> zu einer Zukunftswerkstatt.<br />
Neues Konzept für die AWO-Einrichtung Tretenhof.<br />
| 01 | 02 | 03<br />
| 74
| AWO Landesverband Bayern e. V.<br />
Zivis, ade!<br />
Mit der Aussetzung der Wehrpflicht ging auch bei<br />
der bayerischen Arbeiterwohlfahrt <strong>2011</strong> die Ära des<br />
Zivildienstes zu Ende. 6.093 Zivis taten im Freistaat<br />
zwischen 2000 und 2010 bei der AWO ihren Dienst.<br />
Deren Aufgaben sollen nun, nach der Vorstellung<br />
der Bundesfamilienministerin Kristina Schröder,<br />
von Freiwilligen übernommen werden. Zum bereits<br />
existierenden Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) kam<br />
der Bundesfreiwilligendienst (BFD), der sich auch<br />
an Ältere wendet. Auch das Aufgabenspektrum ist<br />
größer, so können BFDler/innen unterstützend für<br />
handwerkliche Hilfstätigkeiten eingesetzt werden.<br />
Trotz chaotischer Einführung und nach wie vor vieler<br />
offener Fragen entwickelte sich der neue Dienst<br />
positiv. So taten Ende <strong>2011</strong> schon 237 BFDler/<br />
innen ihren Dienst bei der AWO in Bayern, 203<br />
davon jünger als 27 Jahre. Im FSJ sind 132 junge<br />
Menschen im Freistaat für die AWO tätig. Ein Erfolg,<br />
den AWO Landeschef Thomas Beyer auf die intensive<br />
Informationspolitik der AWO zurückführt.<br />
Kooperation mit dem SoVD<br />
Seit <strong>2011</strong> haben Mitglieder der bayerischen AWO<br />
noch mehr Möglichkeiten, sich beraten zu lassen. In<br />
einem Kooperationsvertrag mit dem Sozialverband<br />
Deutschland (SoVD) wurde vereinbart, dass sie Zugang<br />
zu einer kostenfreien Erstberatung in allen<br />
Fragen des Sozialrechts erhalten. Im Gegenzug kommen<br />
Mitglieder des SoVD in den Genuss der AWO-<br />
Beratungsangebote. Der SoVD bietet individuell<br />
zugeschnittene Beratungen an. Aus Sicht des AWO<br />
Landesverbandes Bayern schließt die Kooperation<br />
eine Lücke, da es bei der bayerischen AWO Beratungen<br />
zum Sozialrecht bislang nur punktuell gab.<br />
| 01<br />
| 02<br />
Kitas sprechen mit einer Stimme<br />
Seit 2004 bilden die Träger von pflegesatzfinanzierten<br />
AWO-Einrichtungen in Bayern ein eigenes<br />
Gremium, die Trägerkonferenz. Dort findet die innerverbandliche<br />
Willensbildung statt. <strong>2011</strong> wurde<br />
innerhalb dieses Gremiums eigens eine Arbeitsgemeinschaft<br />
der Kindertageseinrichtungen nach<br />
BayKiBiG gegründet. Die darin vertretenen 65 Träger<br />
erarbeiteten eine gemeinsame Stellungnahme zur<br />
Novellierung des Bayerischen Kinderbildungs- und<br />
Betreuungsgesetzes. Darin fordern sie u. a. die Beitragsfreiheit<br />
für alle Kindertageseinrichtungen, da<br />
diese chancengerechte Bildungsorte für jedes Kind<br />
sein müssen. Bis zur Realisierung dieses Fernziels<br />
plädieren die AWO-Träger dafür, das erste Kita-Jahr<br />
beitragsfrei zu setzen – und nicht, wie es die Bayerische<br />
Staatsregierung vorhat, das letzte Jahr vor<br />
der Einschulung. Durch die Abstimmungen mit den<br />
AWO-Trägern erhält der AWO Landesverband das<br />
Mandat, deren Interessen zu vertreten.<br />
Warten, bis der Arzt kommt<br />
In den strukturschwachen Regionen Nord- und Ostbayerns<br />
gibt es zu wenige Hausärzte. In vielen Bereichen<br />
ist die ältere Bevölkerung medizinisch unterversorgt.<br />
Dies war Thema einer Pressekonferenz<br />
des AWO Landesverbandes am 17. Oktober <strong>2011</strong><br />
im PresseClub München. „Es besteht dringender<br />
Handlungsbedarf“, resümierte Landeschef Thomas<br />
Beyer Erkenntnisse der Praxis und der Wissenschaft.<br />
Es müsse endlich Abhilfe geschaffen werden, z. B.<br />
durch den Arzt im Heim.<br />
In Neustadt bei Coburg gaben sich die Zivis Kai (links im Bild) und Steffen Müller mit den neuen BFDlern wie Horst Görner (Mitte) fast<br />
die Klinke in die Hand. Rechts im Bild: Einrichtungsleiterin Margit Welscher und Küchenvize Carsten Langguth. (Foto: Schramm)<br />
Alarmierend schlecht ist die ärztliche Versorgung älterer Menschen in vielen Teilen Bayerns, das zeigt auch die Grafik der Studiengruppe<br />
für Sozialforschung, die im Auftrag der AWO entstanden ist.<br />
| 01 | 02<br />
Bayern<br />
| 75
Berlin<br />
| AWO Landesverband Berlin e. V.<br />
Zwei AWO Kreisverbände fusioniert<br />
Gleich zwei Kreisverbände konnten im Jahr <strong>2011</strong><br />
eine erfolgreiche Fusion feiern. Bereits im August<br />
schlossen sich die Kreisverbände Berlin-Mitte und<br />
Nordost zusammen. Der neue Kreisverband umfasst<br />
die Stadtteile Alt-Mitte, Tiergarten, Wedding, Prenzlauer<br />
Berg, Weißensee und Pankow und nennt sich<br />
nach wie vor AWO Berlin-Mitte e. V. Im Dezember<br />
fusionierten die beiden Kreisverbände Friedrichshain-Kreuzberg<br />
und Marzahn-Hellersdorf. Auf der<br />
ersten gemeinsamen Kreiskonferenz beschlossen<br />
die Delegierten u. a. den Namen des neuen Kreisverbandes:<br />
AWO Berlin Spree-Wuhle e. V.<br />
Jugendwerke Berlin und Brandenburg starten<br />
Kampagne „Ehrenamt – Zeig Gesicht!“<br />
Die Kampagne startete am 1. Januar <strong>2011</strong> unter<br />
ehrenamtsbotschafter.de im Rahmen des Europäischen<br />
Jahrs der Freiwilligentätigkeit. Ziel der<br />
Kampagne ist die Schaffung eines Portals für ehrenamtlich<br />
Engagierte und Interessierte, um das<br />
Thema Ehrenamt in den Fokus öffentlicher Diskussionen<br />
zu rücken. Auf der Seite erklären Menschen,<br />
warum sie sich ehrenamtlich engagieren.<br />
Ziel ist es, Bürger/innen zu erreichen, die selber<br />
ehrenamtlich aktiv werden wollen. Auf der Webseite<br />
kann sich jede/r als Ehrenamtsbotschafter/<br />
in registrieren und ein Statement abgeben. Prominente<br />
Unterstützer der Kampagne sind u. a. der<br />
SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel und der Fraktionsvorsitzende<br />
der SPD-Fraktion im Bundestag Frank-<br />
Walter Steinmeier. Die Porträts der Ehrenamtsbotschafter/innen<br />
werden auch in den Online- und<br />
Print-Auftritten verschiedener Förderer wie z. B.<br />
Grashüpfer: Die neue Fassade der Kita „Grashüpfer“ kann sich sehen lassen.<br />
Spatzennest: Moderne Ausstattung in der Kita „Spatzennest“. (Projektfoto: Michael Richter)<br />
Flyer zur Kampagne „Ehrenamtsbotschafter“ des Landesjugendwerks.<br />
| 01 | 02 | 03<br />
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| 02<br />
| 03<br />
der Berliner Fenster GmbH, der Wall AG und der<br />
Reflex Verlag GmbH veröffentlicht. Die Kampagne<br />
wurde gefördert aus Mitteln der Brandenburgischen<br />
Landeszentrale für politische Bildung und<br />
des AWO Landesverbandes Brandenburg e. V. sowie<br />
durch technologische Unterstützung der maXvis<br />
GmbH und der SystemConcept GmbH.<br />
Investitionen in die Zukunft!<br />
Der AWO Kreisverband Südost e. V. konnte <strong>2011</strong><br />
nach umfassenden energetischen Sanierungsarbeiten<br />
gleich drei Kitas wiedereröffnen. In die<br />
Sanierungen der AWO-Kitas in Lichtenberg und<br />
Treptow-Köpenick wurden insgesamt über 7,5<br />
Mio. Euro investiert.<br />
Ein wesentlicher Bestandteil der Sanierungskosten<br />
wurde aus öffentlichen Zuwendungen refinanziert.<br />
So wurde die Sanierung der Kitas in Lichtenberg<br />
durch das Umweltentlastungsprogramm<br />
(UEP II) der Senatsverwaltung für Gesundheit,<br />
Umwelt und Verbraucherschutz Berlin und durch<br />
Mittel aus dem Konjunkturpaket II der Bundesregierung<br />
gemeinsam mit dem Land Berlin gefördert.<br />
Ergänzt wurden beide Vorhaben durch das<br />
BMFSFJ im Rahmen des Investitionsprogrammes<br />
„Kinderbetreuungsfinanzierung 2008–2013“ zum<br />
bedarfsgerechten Ausbau der Kindertagesbetreuung<br />
für unter 3-Jährige. In Treptow-Köpenick hingegen<br />
wurde die energetische Sanierung durch das<br />
Programm Investitionspakt aus Mitteln des BMVBS<br />
und des Landes Berlin finanziert. Bei den drei<br />
abgeschlossenen Baumaßnahmen ist allerdings<br />
noch kein Ende in Sicht, denn noch eine vierte Kita<br />
wird saniert und im Frühjahr 2012 fertiggestellt.
| AWO Landesverband Brandenburg e. V.<br />
Sommer, Spargel, Sonnenschein –<br />
„Vorstände treffen sich <strong>2011</strong>“<br />
Bei sommerlichen Temperaturen und blauem<br />
Himmel trafen sich am 24. Mai <strong>2011</strong> rund 130<br />
Freundinnen und Freunde der AWO Brandenburg<br />
zur Veranstaltung „Vorstände treffen sich <strong>2011</strong>“,<br />
um sich bei einem gemütlichen Beisammensein<br />
in der Festscheune des Jakobs-Spargelhofes in<br />
Beelitz über die aktuellen Themen des Verbandes<br />
auszutauschen. Inhaltlich ging es vor allem um die<br />
zum Jahresanfang gestartete Gesundheitsinitiative<br />
„ICH LEBE GESUND“, um den ab Juli <strong>2011</strong> eingeführten<br />
Bundesfreiwilligendienst (BFD) und um<br />
die bundesweite AWO-Kampagne „freiwillich“.<br />
Zudem stellte das Landesjugendwerk die Berlin-<br />
Brandenburg-übergreifende Kampagne „Ehrenamt<br />
– Zeig Gesicht!“ vor.<br />
5 Jahre Regine-Hildebrandt-Medaille – ein ganz<br />
besonderes Highlight in Brandenburg und Berlin<br />
Es ist inzwischen eine gute und wichtige Tradition<br />
geworden, dass die AWO Landesverbände Brandenburg<br />
und Berlin jedes Jahr gemeinsam die Regine-Hildebrandt-Medaille<br />
verleihen. Die Auswahl<br />
der Preisträger/innen ist für die Landesvorstände<br />
immer eine schwierige Entscheidung, werden<br />
doch durch die AWO Ortsvereine und Kreisverbände<br />
in den Ländern viele engagierte Persönlichkeiten<br />
vorgeschlagen, von denen jede eine solche Ehrung<br />
verdient hätte. Die Preisträger <strong>2011</strong> waren: Jürgen<br />
Mertner (Kommunalpolitiker aus Wildau, Vorsitzender<br />
der AWO Dahme-Spreewald, stellv. Vorsitzender<br />
des AWO Regionalverbandes Brandenburg<br />
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| 02<br />
Süd und des AWO Landesverbandes Brandenburg),<br />
Rosemarie Druba (langjährige Vorsitzende der Ella-<br />
Kay-Stiftung, langjährige Mitarbeit im Jugendhilfeausschuss<br />
Spandau und der Sozialkommission).<br />
Gesundheitspässe sind fester Bestandteil in Kitas<br />
Spätestens seit Beginn des neuen Kitajahres<br />
<strong>2011</strong>/2012 gibt es die Gesundheitspässe in allen<br />
AWO-Kitas in Brandenburg. Abgesehen von den<br />
Kita-Kindern bekommen die Gesundheitspässe<br />
Kinder im Hortalter, aber auch die pädagogischen<br />
Fachkräfte. Die Pässe stießen auf große Resonanz,<br />
ja gar Begeisterung. In erster Linie dienen sie der<br />
(Selbst-) Reflexion des Gesundheitsverhaltens in<br />
den elemen taren Bereichen Bewegung, Ernährung,<br />
Mundhygiene und Lebenskompetenz. Auch<br />
Fragen nach Spielpräferenzen und psychosozialen<br />
Aspekten kommen nicht zu kurz (z. B. was macht<br />
das Kind, wenn es mal traurig ist?). Im Krippenbereich<br />
werden die Gesundheitspässe den Eltern<br />
oftmals schon beim Aufnahmegespräch ausgehändigt,<br />
um sie dann während der Eingewöhnung<br />
thematisieren zu können. Im Kitabereich sind sie<br />
ein beliebter „Willkommensgruß“. Die Pässe sind<br />
jetzt schon fester Bestandteil der jährlichen Entwicklungsgespräche.<br />
Ihr großer Vorteil ist, dass<br />
sie jedes Jahr ausgefüllt werden und somit die<br />
Entwicklung der Kinder dokumentieren. Bei der<br />
Dokumentation geht jede Einrichtung ihren eigenen<br />
Weg. Während manche Kinder sie gemeinsam<br />
mit ihren Eltern ausfüllen, unterstützen in einigen<br />
Einrichtungen die Erzieher/innen die Kinder dabei.<br />
Die Hortkinder tun dies schon ganz eifrig alleine.<br />
Dr. Margrit Spielmann mit AWO-Freundinnen aus Fürstenwalde.<br />
V.l.n.r. Hans Nisblé, Christoph Eigenwillig, Rosemarie Druba, Jürgen Mertner, Gunter Fritsch, Dr. Margrit Spielmann, Jörg Hildebrandt.<br />
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Brandenburg<br />
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Braunschweig<br />
| AWO Bezirksverband Braunschweig e. V.<br />
Neues Projekt fördert Kreativität von Menschen<br />
mit Demenz<br />
Ein im deutschsprachigen Raum einzigartiges Projekt<br />
wurde im Braunschweiger AWO-Wohn- und<br />
Pflegeheim Querum ausprobiert. Es fördert die<br />
Kreativität von Bewohnerinnen und Bewohnern<br />
mit Demenz. Die Professorin Karin Wilkening hat<br />
das Verfahren aus den USA über die Schweiz nach<br />
Deutschland geholt und wendet es mit ihren Fachhochschulstudierenden<br />
nun erstmals bei der AWO an.<br />
Das Prinzip: Eine Gruppe demenziell erkrankter<br />
Menschen betrachtet gemeinsam ein Bild und<br />
entwickelt dazu gemeinschaftlich eine Geschichte,<br />
die schriftlich festgehalten wird. Eine Woche später<br />
werden den Teilnehmenden ihre Assoziationen erneut<br />
vorgetragen. Erfahrungen aus den USA haben<br />
gezeigt, dass Demenz-Betroffene sich wieder an<br />
ihre Erzählungen erinnern, weil sie diese selbst erfunden<br />
haben. Es gehe nicht darum, das Gedächtnis<br />
zu trainieren, hebt Karin Wilkening hervor. Vielmehr<br />
komme es darauf an, die Fantasie zu fördern.<br />
Tag der AWO: Für jeden war etwas dabei<br />
Der Tag der AWO <strong>2011</strong> stand unter dem Motto „Bunt<br />
stoppt Braun“, um gegen einen geplanten NPD-<br />
Aufmarsch zu demonstrieren. Mehrere Tausend<br />
Bürger/innen besuchten den Tag der AWO auf dem<br />
Braunschweiger Kohlmarkt. 150 Künstler/innen<br />
aus den unterschiedlichsten Nationen zeigten von<br />
10 bis 18 Uhr ein abwechslungsreiches Programm<br />
auf und vor der Bühne. Neben zahlreichen Musik-,<br />
Tanz- und Sportdarbietungen wurden auch Spiele<br />
und Experimente für Kinder sowie ein umfangreiches<br />
Catering geboten. Im Informationszelt stellte<br />
die AWO ihr Leistungsspektrum zwischen Harz und<br />
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Heide vor. Im Zelt der Migrationsberatung gab es<br />
internationale Speisen.<br />
AWO-Betriebskita des Klinikums<br />
Braunschweig eröffnet<br />
Der AWO Bezirksverband Braunschweig ist Träger<br />
der neu eröffneten Betriebskindertagesstätte des<br />
Braunschweiger Klinikums. Mit dieser Einrichtung<br />
will das Klinikum dem Fachkräftemangel begegnen.<br />
Besonders für Frauen, deren Anteil unter den<br />
Medizinstudierende stetig ansteigt, will man bessere<br />
Bedingungen schaffen. Dazu gehören auch<br />
die familienfreundlichen Öffnungszeiten von 6 bis<br />
20 Uhr. Öffnungszeiten rund um die Uhr lehnt AWO<br />
Vorstandsvorsitzender Rifat Fersahoglu-Weber ab:<br />
„Wo bliebe da die Verantwortung der Eltern? Alles<br />
hat seine Grenzen. Und alles hat seine Zeit: sowohl<br />
die Arbeit als auch die Familie.“<br />
Zehn Jahre AWO-Radstation<br />
Die AWO-Radstation am Braunschweiger Hauptbahnhof<br />
feierte ihr zehnjähriges Bestehen. Sie<br />
ist 2001 als gemeinschaftliches Arbeitsmarktprojekt<br />
von AWO und verschiedenen Braunschweiger<br />
Institutionen in Betrieb gegangen. Neben einem<br />
Zweiradmechanikermeister als Leiter und sozialpädagogischen<br />
Fachkräften waren dort während<br />
der vergangenen zehn Jahre insgesamt 234<br />
Langzeitarbeitslose im Rahmen von verschiedenen<br />
Arbeitsmarktmaßnahmen beschäftigt. Die Radstation<br />
ist an 365 Tagen von frühmorgens bis spätabends<br />
geöffnet und bietet Bewachung von Fahrrädern,<br />
Pannenservice, Fahrradverleih, Verkauf<br />
und Instandsetzung von Gebrauchträdern sowie<br />
Beratung für Radfahrer/innen an.<br />
AWO Präsidiumsvorsitzende Gabriele Siebert-Paul (links) feierte mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Verwaltung und AWO<br />
den Geburtstag der Radstation.<br />
(Von links) Rifat Fersahoglu-Weber (AWO Vorstandsvorsitzender), Ramona Rathner (Kita-Leiterin), Dorothea Greuer (Mutter) und<br />
Helmut Schütting (Klinikum-Geschäftsführer) mit (von links) Tessa Sophie, Isabel und Anna Anthea in der neuen Kita.<br />
AWO-Fest für die ganze Familie: abwechslungsreiches Bühnenprogramm, Spiele und Experimente für Kinder, spannende Sportangebote<br />
sowie umfangreiche Informationen über die AWO.<br />
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| AWO Landesverband Bremen e. V.<br />
Vielfalt entdecken, wertschätzen und nutzen<br />
Die AWO lebt von den Menschen – also von allen<br />
Mitarbeitenden. Deshalb legen wir bei der<br />
AWO Bremen großen Wert auf Personalentwicklung,<br />
es ist einer der zentralen Ansätze unserer<br />
Unternehmens entwicklung. In diesem Zusammenhang<br />
wurde im September 2010 eine neue<br />
Stelle für Personalentwicklung mit dem Schwerpunkt<br />
Diversity Management eingerichtet und dafür<br />
mit Katharina Wiench eine erfahrene Mitarbeiterin<br />
aus der freien Wirtschaft gewonnen. Seit<br />
<strong>2011</strong> haben wir unter dem Motto „Professionalisierung<br />
der Personalentwicklung“ die Vielfalt der<br />
Menschen in den Mittelpunkt gestellt. Das passt<br />
zur Unter nehmenskultur der AWO Bremen und zu<br />
den Trends in der gesellschaftlichen Entwicklung,<br />
die Diversity auch zu einem strategisch wichtigen<br />
Thema machen.<br />
Bereits 2002 spielte das Thema Diversity bei der<br />
Erstellung des Konzeptes zur Interkulturellen Öffnung<br />
der Altenhilfe der AWO Bremen eine Rolle.<br />
Die Charta der Vielfalt aus dem Jahr 2009 war ein<br />
nächster Schritt. Vielfältige Mitarbeiter-Teams<br />
spiegeln die Gesellschaft wider, in der wir heute<br />
leben. Sie wertzuschätzen bedeutet: Unterschiede<br />
sind in Ordnung und werden aktiv genutzt. Die<br />
damit verbundenen Anforderungen an die Führungskräfte<br />
und die Personalentwicklung brauchen<br />
eine kompetente Begleitung und Verständnis<br />
für die unterschiedlichen Aspekte des Themas<br />
Diversity.<br />
Mit einem Workshop für 76 Führungskräfte und<br />
leitende Mitarbeiter/innen der AWO Bremen, darunter<br />
die Geschäftsleitung und der Betriebsrat,<br />
wurde im Juni <strong>2011</strong> die Basis dafür geschaffen.<br />
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Einrichtungsleiterin AWO Service Christine Loerke bei der ersten Arbeitsrunde.<br />
Kita-Mitarbeiterinnen bei der Ideensammlung auf den Gruppentischen.<br />
Dorothée Bosse, Coach für Personalentwicklung, moderiert das Clustern der Antworten.<br />
Mit einem einführenden Vortrag machte Dorothée<br />
Bosse, Coach für Personalentwicklung, deutlich,<br />
dass Diversity weit über Toleranz hinausgeht.<br />
Wichtig sei es, das Fremde als Chance und Bereicherung<br />
zu sehen. Im Rahmen eines interaktiven<br />
„World Cafés“ setzten sich die Workshop-Teilnehmer/innen<br />
kreativ damit auseinander, wie man<br />
Personal entwicklung unter dem Aspekt der Vielfalt<br />
bei der AWO voranbringen kann. Im Schluss-Fazit<br />
kristallisierten sich drei Kernthemen heraus, die<br />
seitdem in Projektgruppen bearbeitet werden:<br />
• Gesundheitsmanagement und altersgerechter<br />
Arbeitseinsatz: Zu diesem Thema sind für 2012<br />
ein Fachtag sowie Gesund heitstage in Kooperation<br />
mit den Krankenkassen geplant.<br />
• Führungskräfte- und Potenzialentwicklung: Ziel<br />
ist ein Auswahl- und Entwicklungs programm für<br />
Führungskräfte.<br />
• Ausbildung und Praktikum: Hier soll die Vielfalt<br />
der AWO über Projektarbeit, Ein richtungswechsel<br />
und Vernetzung der Auszubildenden erlebbar<br />
werden, um eine Erhöhung der Übernahmequoten<br />
zu erreichen.<br />
Der motivierende Auftakt-Workshop setzte einen<br />
Prozess in Gang, der auf der Erkenntnis fußt, dass<br />
Vielfalt ein Reichtum in uns und unserer Gesellschaft<br />
ist. Dabei hilft es, sowohl über den eigenen<br />
Tellerrand zu schauen als auch das vorhandene eigene<br />
Potenzial zu erkennen und zu nutzen.<br />
Der Bericht stammt aus Bremen. Die Verbände aus<br />
Bremen und Bremerhaven berichten abwechselnd.<br />
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Bremen<br />
| 79
Hamburg<br />
| AWO Landesverband Hamburg e. V.<br />
Neuer Geschäftsführer<br />
Michael Schröder, Jahrgang 1956, ist Diplom-<br />
Bankbetriebswirt und Vater von zwei erwachsenen<br />
Kindern. Er war langjährig bei der Dresdner Bank<br />
in leitenden Positionen beschäftigt. 2003 wechselte<br />
Michael Schröder zum DRK-Landesverband Hamburg<br />
und verantwortete dort als hauptamtliches<br />
Vorstandsmitglied die Bereiche Soziale Dienste, das<br />
Finanz- und Rechnungswesen, das Gruppen-Controlling<br />
sowie das Personal- und Immobilienmanagement.<br />
Im Oktober <strong>2011</strong> ist er zur AWO Hamburg<br />
gewechselt und hat die Geschäftsführung zunächst<br />
zusammen mit dem bisherigen Geschäftsführer<br />
Claus Gotha übernommen. Seit März 2012 ist Michael<br />
Schröder alleiniger Geschäftsführer des Landesverbandes<br />
Hamburg:<br />
„Die AWO steht als Sozialverband in einer für mich<br />
wichtigen Tradition. Auf der Grundlage der AWO-<br />
Werte müssen wir die künftigen Herausforderungen<br />
als Wohlfahrtsverband und Unternehmensgruppe<br />
meistern. Ich sehe es als meine Aufgabe an, den<br />
Verein nach innen zu stabilisieren und nach außen<br />
als stark, kompetent und innovativ zu präsentieren.<br />
Aufgrund meiner tief gehenden Einblicke in die<br />
Sozialwirtschaft habe ich die Erkenntnis gewonnen,<br />
dass nur ein finanzkräftiger Wohlfahrtsverband<br />
nachhaltig konkrete Hilfe leisten kann und dann<br />
auch von der Politik, den Kunden und den Kreditinstituten<br />
als verlässlicher Partner betrachtet wird.“<br />
MEHR Männer in Kitas<br />
Die AWO Hamburg beteiligt sich seit <strong>2011</strong> an dem<br />
Modellprogramm „MEHR Männer in Kitas“, das im<br />
Sommer 2010 vom Bundesministerium für Familie,<br />
Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) gestartet<br />
wurde. Ziel ist es, bis Ende 2013 mit regionalen und<br />
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lokalen Initiativen den Anteil männlicher Fachkräfte<br />
im Bereich der frühkindlichen Pädagogik bundesweit<br />
auf ein Niveau von mindestens 20 Prozent<br />
anzuheben. Von der AWO Hamburg machen vier<br />
Kitas mit: die Kitas Hohenbuchen, Löwenzahn und<br />
Villa Kunterbunt sowie die Kita Brunnenhof. Diese<br />
vier Kitas haben bereits männliche pädagogische<br />
Fachkräfte in ihren Teams. „Wir beteiligen uns gerne<br />
an dem Programm. Nur wenn wir wissen, aus<br />
welchen Beweggründen sich Jungs und Männer für<br />
bestimmte Tätigkeitsfelder entscheiden, können wir<br />
einen Einfluss darauf nehmen, unsere Kita-Teams<br />
noch stärker um männliche Identifikationsfiguren<br />
zu erweitern“, sagte Julia Overmann, Bereichsleiterin<br />
Kinder des AWO Landesverbandes.<br />
Kinder der Wohngruppe „Swarte“ festigten<br />
wichtige Freundschaftsbande auf Mallorca<br />
Die sozialpädagogische Wohngruppe Swartenhorst<br />
aus Hamburg-Farmsen war im September <strong>2011</strong><br />
erneut auf der Finca von Peter Maffay zu Gast.<br />
Jedes Kind durfte dieses Jahr noch eine Freundin<br />
oder einen Freund auf die interessante Reise nach<br />
Mallorca mitnehmen. Der Aufenthalt in entspannter<br />
Atmosphäre diente dazu, diese Freundschaften<br />
zu pflegen und zu festigen. Darüber hinaus<br />
fand hier ein spannendes Projekt zusammen mit<br />
dem Hamburger Künstler Klaus Peters statt, der<br />
den Kindern die Natur vor Ort in ihren vielseitigen<br />
Facetten erlebbar machte. Zudem bereiteten<br />
die Kinder gemeinsam mit ihren Betreuenden ihr<br />
eigenes Essen zu und kümmerten sich um die vielen<br />
Tiere der Finca. „Es war für alle wieder sehr<br />
intensiv und schön“, berichtete Heidi Ebeling, die<br />
Leiterin der Wohngruppe, begeistert. „Gemeinsam<br />
haben wir unsere Abenteuer gemeistert.“<br />
Die Wohngruppenkinder genossen die Gemeinschaft mit Freunden und Betreuern.<br />
Der neue Geschäftsführer der AWO Hamburg: Michael Schröder. (Foto: Maria Feck)<br />
Engagiert für mehr Männer in Kitas: Roswitha Homburger und Heiko Bode, AWO-Kita Löwenzahn, sowie Julia Overmann, Bereichsleiterin<br />
Kinder AWO Landesverband. (Foto: listen & tell, Richard Lemloh)
| AWO Bezirksverband Hannover e. V.<br />
Gesund arbeiten und bei der Arbeit gesund<br />
bleiben: Gesundheitsmanagement wird dauerhaft<br />
im Unternehmen verankert<br />
Im Unternehmensverbund des AWO Bezirksverbands<br />
Hannover e. V. wurden <strong>2011</strong> übergreifende<br />
Ziele für ein Gesundheitsmanagement vereinbart.<br />
Damit wird es zum Unternehmensziel, die Gesundheit<br />
der Beschäftigten zu erhalten und zu fördern.<br />
Durch das Projekt „gesa – gesund arbeiten“<br />
(ESF-Förderung, Programm „rückenwind“), eine<br />
Qualifizierungsoffensive und Schulungen für einen<br />
Großteil der Beschäftigten, wird das Gesundheitsmanagement<br />
in den Alltag der Arbeit eingebaut<br />
und dauerhaft verankert. Mit all diesen Maßnahmen<br />
drückt der AWO-Unternehmensverbund seine<br />
Wertschätzung aus für die Menschen, die bei ihm<br />
arbeiten, und stellt sich zukünftigen Beschäftigten<br />
als gesundheitsbewusster Arbeitgeber vor.<br />
SPD-Praxistage in AWO-Einrichtungen:<br />
„Unsere Gesundheit braucht Solidarität“<br />
Insgesamt hospitierten im Rahmen der SPD-Praxistage<br />
im März <strong>2011</strong> drei Bundestagsabgeordnete,<br />
fünf Landtagsabgeordnete, ein Kreistagsabgeordneter<br />
und weitere Politiker/innen der SPD aus<br />
Niedersachsen in Seniorenzentren der AWO Wohnen<br />
& Pflegen, in Pflegeeinrichtungen der AWO Region<br />
Hannover e. V. und im Nephrologischen Zentrum<br />
(NZN) der AWO GSD in Hann/Münden. Der AWO<br />
Bezirksvorsitzende Axel Plaue freute sich über das<br />
Engagement der SPD-Politiker/innen und betonte:<br />
„Die Entgelte in Niedersachsen liegen am untersten<br />
Ende der westdeutschen Skala. Das ist ein<br />
unhaltbarer Zustand. Dass in Niedersachsen trotz<br />
schlechtester Rahmenbedingungen nach wie vor<br />
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QR-Code zum Einscannen.<br />
Gesund arbeiten: Selbsterfahrung in der Natur.<br />
Bernhard Brinkmann, MdB, (Mitte) hospitiert im AWO-Seniorenzentrum Hildesheim-Himmelsthür.<br />
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eine sehr gute Pflege geleistet wird, ist den hoch<br />
engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern<br />
zu verdanken.“ Als Resümee der Praxistage sagte<br />
Bernhard Brinkmann (MdB): „Der niedersächsische<br />
Missstand in der Pflege kann und darf nicht<br />
weiter auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen<br />
werden. Was wir brauchen, ist mehr Solidarität<br />
im Pflegewesen und eine Umgestaltung der<br />
Gesellschaft, die insgesamt altersgerechter ist. Was<br />
ist uns allen eine gute Pflege wert? Wie können<br />
wir dafür sorgen, dass die schwere Arbeit, die die<br />
Pflegekräfte leisten, ihre verdiente Anerkennung<br />
findet? Diese Fragen nehmen wir mit in unsere<br />
politische Arbeit.“<br />
„Hauptsache AWO“ –<br />
das neue Verbandsmagazin ist online!<br />
Im September <strong>2011</strong> ging die erste Ausgabe des<br />
neuen Verbandsmagazins des AWO Bezirksverbands<br />
Hannover e. V. an den Start. „Hauptsache<br />
AWO … in der Mitte Niedersachsens“ wird online<br />
auf der neuen Seite www.hauptsache-awo.de<br />
veröffentlicht und kann mit einer Blätterfunktion<br />
direkt am Bildschirm gelesen, interaktiv verwendet<br />
oder als PDF ausgedruckt werden. „‚Hauptsache<br />
AWO’ möchte allen unseren Mitgliedern und allen<br />
an unserer Arbeit und unseren Positionen interessierten<br />
Freundinnen und Freunden der AWO<br />
unsere sozialpolitische Arbeit vorstellen“, sagte<br />
Axel Plaue, der Bezirksvorsitzende. „Wir verkürzen<br />
Informationswege und wollen das neue Verbandsmagazin<br />
zur sozial- und gesellschaftspolitischen<br />
Stimme der AWO in der Mitte Niedersachsens machen.<br />
So ermöglichen wir einen meinungsstarken,<br />
fachlich fundierten und kompetenten Austausch.“<br />
Hannover<br />
| 81
Hessen Nord<br />
| 82<br />
| AWO Bezirksverband Hessen-Nord e. V.<br />
Kochen weckt Erinnerungen:<br />
AWO Nordhessen bringt aufwendige Rezeptsammlung<br />
für Betreute Hausgemeinschaften<br />
heraus<br />
Persönliche Lebenserfahrung, glückliche Erinnerung<br />
und viel Begeisterung: Das sind die Zutaten,<br />
die das AWO-Kochbuch „Gut kochen mit Bewohnern“<br />
so wertvoll machen. Es entstand aus der<br />
Arbeit mit betagten, manchmal demenzkranken<br />
Bewohnerinnen und Bewohnern in den nordhessischen<br />
AWO-Hausgemeinschaften. Die tägliche<br />
gemeinsame Essenzubereitung schuf den Nährboden,<br />
auf dem die Rezeptsammlung gewachsen<br />
ist, die nun in einem aufwendig gestalteten und<br />
erweiterbaren Rezeptordner zusammengefasst ist.<br />
103 Lieblingsrezepte aus 28 Hausgemeinschaften<br />
in acht Altenzentren der AWO Nordhessen sind im<br />
Kochbuch versammelt. Entstanden ist ein besonderes<br />
Arbeitsmittel für die Betreuung von Menschen<br />
mit Demenz in den Hausgemeinschaften.<br />
Beim gemeinsamen Schnippeln, Schälen, Kochen<br />
und Schmoren öffneten sich in den Küchen kleine<br />
Schatzkisten, die gefüllt sind mit persönlichen Erinnerungen,<br />
Vorlieben, ja sogar Düften. Wie roch<br />
es da, wenn frische Petersilie gehackt wurde oder<br />
Weißkohl zu Sauerkraut vergor? Oder knusprige<br />
Kartoffelpfannkuchen in heißem Fett ausgebacken<br />
wurden? Apfelbrei wurde noch selbst gemacht und<br />
frisch geerntetes Gemüse verschmolz zu dem unvergessenen<br />
Eintopf, der so treffend „Quer durch<br />
den Garten“ genannt wurde. Erinnerungen werden<br />
wach, die sich beileibe nicht nur auf das Essen<br />
beziehen. Aus den Rezeptideen der Hausgemeinschaften<br />
entstanden Gesprächsfäden, die auf der<br />
Rückseite eines jeden Rezeptblatts festgehalten<br />
wurden. Auch das macht die Rezeptsammlung so<br />
einzigartig.<br />
Beim gemeinsamen Kochen öffnen sich die persönlichen Schatztruhen wie von selbst.<br />
Viele Anregungen für ein lebendiges Küchenleben<br />
münden ein in eine kleine Kartoffelkunde oder die<br />
Erinnerung an die Kartoffelferien, an glimmendes<br />
Kartoffelkraut, das nach der Ernte zusammengetragen<br />
wurde, oder an Schneckengebäck und<br />
Malzkaffee, so recht geeignet gegen den Hunger<br />
auf dem Feld. Bei der Zubereitung von Hirsebrei<br />
kann es gar nicht ausbleiben, dass die Erinnerung<br />
beim Märchen der Gebrüder Grimm landet, die<br />
dem süßen Hirsebrei ein geradezu märchenhaftes<br />
Denkmal gesetzt haben. Die Zeiten kannten weder<br />
Computerspiele noch Fernsehen. Erzählte Märchen<br />
waren hingegen allgegenwärtig.<br />
Bei aller ansteckenden Begeisterung für die kulinarischen<br />
Erinnerungen der Hausgemeinschaften<br />
sind alle Rezepte profimäßig überarbeitet, manchmal<br />
entfettet oder gesünder und leichter gemacht<br />
worden. Die Lose-Blatt-Sammlung kann beliebig<br />
ergänzt werden, zur Freude der Bewohner/innen,<br />
deren Lieblingsgericht noch darauf wartet, entdeckt<br />
zu werden.<br />
Eine Ernährungswissenschaftlerin der Firma Quant<br />
Qualitätssicherung, einer Tochterfirma der tegut-<br />
Gruppe, hat die Rezepte aufbereitet. Die Firma<br />
schult auch die Alltagsbegleiterinnen, die in den<br />
Hausgemeinschaften mit den Bewohnerinnen und<br />
Bewohnern zusammen kochen. Sie lernen die<br />
Möglichkeiten kennen, Biografiearbeit in die tägliche<br />
Hausarbeit einfließen zu lassen und die Bewohner/innen<br />
an der Zubereitung der Speisen zu<br />
beteiligen. Gewichtsangaben, Zusammensetzung<br />
und Kochverhalten wurden überprüft. So haben<br />
viele Köche (und Köchinnen) keineswegs den Brei<br />
verdorben, sondern das Buch besonders werden<br />
lassen.
| AWO Bezirksverband Hessen-Süd e. V.<br />
Der Bezirksverband der Arbeiterwohlfahrt Hessen-Süd<br />
e.V. umfasst die Regionen Süd- und<br />
Mittelhessen und das Rhein-Main-Gebiet. In 19<br />
Kreisverbänden und 220 Ortsvereinen sind über<br />
20.000 Mitglieder organisiert. Auch <strong>2011</strong> konnte<br />
die Mitgliederzahl stabil gehalten werden: Den<br />
Abgängen – vor allem im Versterben von Mitgliedern<br />
begründet – standen ebenso viele Neuzugänge<br />
gegenüber.<br />
Mit ihren vielfältigen Angeboten bereichern die<br />
Gliederungen des Bezirksverbandes das Gemeinwesen<br />
in den Regionen und Kommunen. Haupt-<br />
und ehrenamtliche Mitarbeiter/innen unterstützen<br />
in Not geratene Menschen durch Beratung und<br />
eine Vielzahl von sozialen Dienstleistungen. Der<br />
Bezirksverband selbst ist Träger von fünf gemeinnützigen<br />
Gesellschaften, in denen 25 Einrichtungen<br />
der Altenhilfe und 26 Einrichtungen der Kinder-,<br />
Jugend- und Familienhilfe angesiedelt sind.<br />
Hessenweite Kampagne für den Altenpflegeberuf<br />
Wie viele andere Verbände beschäftigte die AWO<br />
Hessen-Süd im vergangenen Jahr auch das Thema<br />
„Fachkräftemangel in der Altenpflege“. Um<br />
gezielt auf den Beruf des Altenpflegers/der Altenpflegerin<br />
aufmerksam zu machen und die Politik<br />
in Hessen „wachzurütteln“, rief die Liga der Freien<br />
Wohlfahrtspflege Hessen e. V. unter dem Titel „Altenpflege.<br />
SocialNetworking 3.0“ eine Kampagne<br />
ins Leben, an der sich auch unsere Einrichtungen<br />
beteiligten.<br />
Der erste Teil der Kampagne, „YouJob“, war darauf<br />
angelegt, junge Leute in ganz Hessen zu erreichen.<br />
Die interaktive Website www.youjob-altenpflege.<br />
de, zahlreiche Medien und Aktionen in Schulen,<br />
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Altenpflege-Einrichtungen und Berufsinformationszentren<br />
boten Schülerinnen und Schülern eine<br />
neue Perspektive über den Beruf. Sie erfuhren alles<br />
über die Vielfalt, Karrierechancen und wertvolle<br />
gesellschaftliche Bedeutung des Berufs. AWO-<br />
Einrichtungen stellten Schülerinnen und Schülern<br />
die Aufgaben in der Altenpflege vor Ort vor oder<br />
warben für ihre Einrichtung an Altenpflegeschulen.<br />
Im zweiten Teil der Kampagne, „myplace“, richteten<br />
sich die Wohlfahrtsverbände an die Politik.<br />
Gemeinsam erarbeiteten sie Forderungen für attraktivere<br />
Arbeitsbedingungen in der Altenpflege.<br />
Sie hinterfragten und diskutierten eine generalisierte<br />
Ausbildung, die Einbindung in das Bildungssystem,<br />
die Finanzierung der Ausbildung und die<br />
aktive Alten- und Pflegepolitik des Landes Hessen.<br />
Anpfiff für eine erstklassige Pflegepolitik<br />
Am 13. September <strong>2011</strong> wurden die so erarbeiteten<br />
Forderungen dann an hessische Landespolitiker/innen<br />
in Wiesbaden übergeben. Auf der eigens<br />
für die Kampagne eingerichteten Website www.<br />
myplace-altenpflege.de konnten Unterstützer/innen<br />
für die Forderungen „voten“. Zeitgleich zur<br />
Übergabe machten in ganz Hessen Mitarbeitende<br />
und Bewohner/innen von Altenpflegeheimen mit<br />
einer Unterschriftensammlung und Aktionen auf<br />
die Situation in der Pflege aufmerksam. Unter dem<br />
Motto „Anpfiff für eine erstklassige Pflegepolitik“<br />
demonstrierten sie punkt zehn Uhr mit Pfeifen,<br />
Trommeln und Töpfen vor den Türen ihrer Einrichtungen<br />
für bessere Rahmenbedingungen in der<br />
Pflege.<br />
Plakat zur Kampagne der Liga der Freien Wohlfahrtspflege in Hessen e. V.<br />
Anpfiff für eine erstklassige Pflegepolitik: Mitarbeitende des AWO-Sozialzentrums in Lauterbach.<br />
Anpfiff für eine erstklassige Pflegepolitik: Mitarbeitende und Bewohner/innen des AWO-Sozialzentrums Horst-Schmidt-Haus<br />
in Heusenstamm.<br />
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Hessen Süd<br />
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Mecklenburg-Vorpommern<br />
| AWO Landesverband Mecklenburg-Vorpommern e. V.<br />
Jugend engagiert:<br />
Großes Fest zu 20 Jahren FSJ auf der Insel Rügen<br />
Die AWO Mecklenburg-Vorpommern feierte gemeinsam<br />
mit den anderen Wohlfahrtsverbänden<br />
der Region vom 20. bis 22. Juni <strong>2011</strong> das 20-jährige<br />
Bestehen des Freiwilligen Sozialen Jahres (FSJ)<br />
im Land. Zu dem gigantischen Abschlussseminar in<br />
Prora auf der Insel Rügen kamen rund 350 Freiwillige<br />
des Kursjahres 2010/<strong>2011</strong>. „Auf diese Weise<br />
wollten wir das Engagement der jungen Leute<br />
würdigen und auf den Wert des FSJ insgesamt für<br />
die Gesellschaft hinweisen“, sagt Jeanette Krüger,<br />
verantwortlich für die Freiwilligendienste beim<br />
AWO Landesverband Mecklenburg-Vorpommern.<br />
Die AWO bot im Kursjahr 2010/<strong>2011</strong> in rund 50<br />
Einsatzstellen landesweit verantwortungsvolle Aufgaben<br />
für junge Leute an. Die Hauptschwerpunkte<br />
lagen dabei in den Bereichen Altenhilfe und Pflege<br />
sowie in der Kinder- und Jugendarbeit.<br />
„Die FSJler sind aus unseren Einrichtungen nicht<br />
mehr wegzudenken“, sagt Jeanette Krüger. „Für<br />
die jungen Leute selber ist das FSJ ein Jahr der Orientierung<br />
und persönlichen Reife.“ Ab Mitte <strong>2011</strong><br />
wurde dann bundesweit der Bundesfreiwilligendienst<br />
(BFD) eingeführt. Auch das ein Grund zum<br />
Feiern: Der BFD mauserte sich binnen Monaten<br />
vom Geheimtipp zum gut nachgefragten Betätigungsjahr<br />
für sozial Engagierte.<br />
Gut ausgebildet:<br />
AWO MV aktiv gegen Fachkräftemangel<br />
Fachkräftemangel ist das Schlagwort unserer Zeit.<br />
Grund genug, politisch aktiv zu werden. „Eine zukunftstaugliche<br />
Kinderbetreuung und Altenpflege<br />
wird nur möglich sein, wenn wir die Qualität mit<br />
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AWO MV zu Gast bei Freundinnen und Freunden in Tallinn.<br />
FSJler/innen in Prora auf Rügen feiern das 20. Kursjahr.<br />
einer ausreichenden Zahl an hoch qualifizierten<br />
Fachkräften absichern können“, sagte AWO Landesvorsitzender<br />
Ulf Skodda und setzte sich dafür<br />
ein, dass die duale Ausbildung von Erzieherinnen<br />
und Erzieher flächendeckend im Land eingeführt<br />
wird. Eine Ausbildung mit Vorteilen: Die Azubis<br />
werden direkt an einen Träger gebunden, der auch<br />
für die Finanzierung der Ausbildung sorgt. Außerdem<br />
ist diese Art der Ausbildung kürzer. Und die<br />
AWO fand Gehör. In dem Koalitionsvertrag der im<br />
September <strong>2011</strong> gewählten rot-schwarzen Regierung<br />
Mecklenburg-Vorpommerns wurde die<br />
Einführung der dualen Erzieherausbildung als ein<br />
wesentliches Ziel verankert. Ein Erfolg auch für die<br />
Arbeiterwohlfahrt.<br />
Weit gereist: AWO MV besucht Freunde in Tallinn<br />
Im September <strong>2011</strong> machten sich Vertreter/innen<br />
der AWO auf, Kolleginnen und Kollegen in Tallinn<br />
zu besuchen. „Die Reise war durch die AWO Reise<br />
gGmbH sehr gut vorbereitet und organisiert“, so<br />
Dr. Manfred Rißmann aus dem Präsidium der AWO<br />
MV. Tallinn verfügt über eine sehenswerte Altstadt.<br />
Ein Kurztripp nach Vändra erwies sich als informativ.<br />
Die Stadt kann u. a. auf Kontakte zum AWO<br />
Kreisverband Bad Doberan bauen und freute sich<br />
in der Vergangenheit etwa über die Bereitstellung<br />
von Mobiliar für ein Altenpflegeheim. Die 22 AWO-<br />
Vertreter/innen aus MV trafen sich mit Mitgliedern<br />
des estnischen Frauenbundes, besichtigten ein Seniorenheim<br />
und ein Gemeindezentrum – und trafen<br />
Menschen, die ebenfalls engagiert im sozialen<br />
Bereich arbeiten. „Wir waren rundum zufrieden“,<br />
resümiert Dr. Rißmann.
| AWO Bezirksverband Mittelrhein e. V.<br />
Im Südwesten Nordrhein-Westfalens liegt das Gebiet<br />
des Bezirksverbandes Mittelrhein der AWO mit<br />
seinen acht Mitgliedsverbänden. Es umfasst sowohl<br />
Städte wie Köln, Aachen, Düren und Bonn als<br />
auch ländliche Gegenden wie das Oberbergische<br />
Land und die Nordeifel. Der 1949 gegründete Bezirksverband<br />
ist einer von vier Bezirksverbänden<br />
in Nordrhein-Westfalen und einer der größten in<br />
Deutschland.<br />
Palliative Care:<br />
Pflege und Hilfe für Schwerstkranke<br />
Ein inhaltlicher Schwerpunkt der AWO Mittelrhein<br />
im Jahr <strong>2011</strong> war die Auseinandersetzung mit<br />
dem Thema „Palliative Care“. Hier geht es um die<br />
Frage, welche Pflege, Versorgung und Betreuung<br />
unheilbar kranke und sterbende Menschen benötigen.<br />
Ziel der Palliativpflege ist es, Menschen in<br />
der letzten Phase ihres Lebens die fachliche und<br />
individuelle Unterstützung, Beratung und Pflege<br />
zu geben, die sie benötigen.<br />
16 Fachkräfte aus den Altenhilfeeinrichtungen der<br />
AWO Mittelrhein konnten am 11. März <strong>2011</strong> ihr<br />
Zertifikat über die Zusatzqualifikation „Palliative<br />
Care“ in Empfang nehmen. An 20 Tagen mit insgesamt<br />
160 Stunden hatten sie die berufsbegleitende<br />
Fortbildung der AWO Mittelrhein besucht.<br />
Zudem gründeten die Palliativ-Fachkräfte Regionalgruppen,<br />
die 2012 ein Handbuch mit Praxisleitfäden<br />
entwickeln werden.<br />
Am 30. März <strong>2011</strong> veranstaltete die AWO Mittelrhein<br />
in Köln die Fachveranstaltung „Palliative<br />
Care in der ambulanten und stationären Pflege“.<br />
Anne Mauelshagen, selbst Absolventin des Mas-<br />
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terstudiengangs Palliative Care, stellte den 93<br />
überwiegend weiblichen Veranstaltungsteilnehmenden<br />
Möglichkeiten der Weiterbildung vor.<br />
Pflegeexperten und -expertinnen präsentierten<br />
verschiedene Palliative-Care-Konzepte. Informiert<br />
wurde außerdem über Versorgungsverträge für die<br />
ambulante Palliativversorgung. Rechtliche und<br />
medizinische Aspekte rundeten das umfassende<br />
Informationspaket dieser Veranstaltung ab.<br />
AWO Mittelrhein – Journalistenpreis <strong>2011</strong><br />
Erstmalig vergab die AWO Mittelrhein am 24. November<br />
<strong>2011</strong> ihren mit insgesamt 5.000 Euro dotierten<br />
Journalistenpreis. Ausgezeichnet wurden<br />
ein WDR-Reporterteam für seinen Beitrag „Kinderarmut<br />
muss nicht sein“ (WDR Fernsehen), die<br />
Journalistin Ingrid Müller-Münch für ihren Artikel<br />
„Hartz IV - Der Beziehungskiller“ (Kölner Stadt-<br />
Anzeiger), Melahat Simsek für ihr Radiofeature<br />
„Das komplizierte Paket“ (WDR 5) sowie der Hörfunkreporter<br />
Frank Waltel für seinen Bericht über<br />
die „Situation der Flüchtlinge in Köln“ (Radio<br />
Köln). Sonderpreise erhielten Redaktionsteams<br />
von Schülerzeitungen.<br />
Ziel des Journalistenpreises ist die Sensibilisierung<br />
des öffentlichen Bewusstseins für Armut und soziale<br />
Ausgrenzung. Die eingereichten Beiträge sollen<br />
über soziale Notlagen und Missstände informieren,<br />
das Interesse an sozialen Themen und Sozialpolitik<br />
wecken, Hilfen und Alternativen aufzeigen und<br />
zur Auseinandersetzung mit Vorurteilen gegenüber<br />
Menschen in sozialen Schieflagen auffordern. Die<br />
AWO Mittelrhein wird ihren Journalistenpreis zukünftig<br />
jährlich verleihen.<br />
Klaus der Geiger auf der Verleihung des Journalistenpreises. (Foto: Thomas Gortner / AWO Mittelrhein)<br />
Ausgezeichnete TV-Reportage des WDR. (Foto: Westdeutscher Rundfunk)<br />
Palliative Care: Pflege für unheilbar Kranke und Sterbende. (Foto: openlens - Fotolia.com)<br />
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Mittelrhein<br />
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Niederbayern/Oberpfalz<br />
| AWO Bezirksverband Niederbayern/Oberpfalz e. V.<br />
Kinder- und Jugendhilfe<br />
Der AWO Bezirksverband Niederbayern/Oberpfalz<br />
e.V. engagiert sich seit nunmehr acht Jahren als<br />
Träger in der Betreuung von Schülerinnen und<br />
Schülern außerhalb des klassischen Hortangebotes<br />
und dem Betrieb von Kindertagesstätten. In<br />
diesem Zeitraum haben sich durch die sozialpolitische<br />
Entwicklung in Bayern diese Betreuungsangebote<br />
in allen Schultypen während und nach<br />
dem Unterricht ausdifferenziert und mengenmäßig<br />
entwickelt. Die gebundene Ganztagsschule<br />
ist ein verbindliches Angebot der ganztägigen<br />
Betreuung der gesamten Klasse und die offene<br />
Ganztagsschule ein schulklassenübergreifendes<br />
Angebot nach Unterrichtsende, das vor allem in<br />
Mittelschulen, Gymnasien und Realschulen vorgehalten<br />
wird. Unser Verband ist Träger von über<br />
200 Betreuungsgruppen bzw. Klassen mit insgesamt<br />
knapp über 4.900 Schülerinnen und Schülern.<br />
Im Rahmen dieser Entwicklung konnten wir<br />
Arbeitsplätze für über 300 Fachkräfte schaffen.<br />
In zahlreichen Standorten sind wir Träger von besonderen<br />
Betreuungsprojekten wie z. B. der Jugendsozialarbeit<br />
an Schulen (20 Standorte) sowie<br />
der sozialpädagogischen Betreuung von Praxisklassen<br />
(3 Standorte). Eine besondere Herausforderung<br />
der Zukunft liegt in der stark zunehmenden<br />
Nachfrage nach Mittagessen an den Schulen.<br />
Neben den logistischen und qualitativen Anforderungen<br />
gilt hier der sozialen Bedeutung einer gelungenen<br />
Mittagspause mit Essen im besonderen<br />
Maße unsere Aufmerksamkeit.<br />
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Seniorenheime<br />
Die AWO in Niederbayern und der Oberpfalz engagiert<br />
sich seit über 50 Jahren im Betrieb von<br />
Seniorenheimen. In den letzten zwei Jahren haben<br />
wir fünf neue Seniorenheime mit insgesamt<br />
340 Plätzen eröffnet. Damit betreibt unser Verband<br />
direkt oder in Tochtergesellschaften nun 20<br />
Seniorenheime mit insgesamt 1.400 Plätzen. Das<br />
wirtschaftliche und organisatorische Management<br />
der Anlaufphase der neuen Einrichtungen und die<br />
Integration in unser Qualitätsmanagement werden<br />
noch einige Zeit im Fokus unserer Arbeit stehen.<br />
Wohnheime für psychisch kranke Menschen<br />
Wir betreiben zwei Wohnheime für psychisch kranke<br />
Menschen mit knapp 100 Plätzen. In den Einrichtungen<br />
für psychisch kranke Menschen ist jeweils<br />
eine Pflegeeinrichtung integriert. In den Jahren<br />
2010 und <strong>2011</strong> wurde die Einrichtung in Painten,<br />
Landkreis Kelheim, mit einem Ersatzneubau erweitert<br />
und gleichzeitig konzeptionell neu ausgerichtet.<br />
Wie schon in der Einrichtung in Eichendorf,<br />
Landkreis Dingolfing-Landau, konnten wir mit einer<br />
integrierten Pflegeeinrichtung für viele ältere<br />
und langjährige Bewohner/innen eine Möglichkeit<br />
schaffen, bei Eintritt der Pflegebedürftigkeit in der<br />
gewohnten Umgebung zu bleiben. Mit diesem Angebot<br />
sind wir in unserem Verbandsgebiet wegweisend.<br />
Dies wurde vor allem auch möglich durch<br />
umfangreiche Förderungen aus dem Konjunkturpaket<br />
II sowie durch Mittel des Bezirks Niederbayern<br />
und der Bayerischen Landesstiftung.<br />
Urlaub machen im AWO-Feriendorf Zwiesel (www.awo-zwiesel.de).<br />
Der AWO Bezirksverband Niederbayern/Oberpfalz stellt seine Seniorenheime auf eine EDV-gestützte Pflegedokumentation um<br />
(hier: Mitarbeiterin des AWO Seniorenheims Römerhof in Pocking).
| AWO Bezirksverband Niederrhein e. V.<br />
AWO-Präventionskette überzeugt auch<br />
Landesregierung<br />
Die AWO-ISS-Studie veranlasste die AWO am Niederrhein,<br />
den Kampf gegen die Folgen von Armut<br />
bei Kindern und Jugendlichen zu einer Schwerpunktaufgabe<br />
zu machen und Gunder Heimlich<br />
2001 zum Vorsitzenden der Projektgruppe „Kinderarmut“<br />
zu berufen. Zehn Jahre später präsentierten<br />
die Landesregierung NRW und die Bertelsmann<br />
Stiftung das Modellprojekt „Kein Kind<br />
zurücklassen - Kommunen in NRW beugen vor“.<br />
Durch eine bessere Vernetzung vorhandener vorbeugender<br />
Angebote und Strukturen der Städte<br />
und Gemeinden sollen lokale Präventionsstrategien<br />
entwickelt und kommunalspezifische Präventionsketten<br />
aufgebaut werden.<br />
Im Hintergrund dieser Entscheidung stehen keineswegs<br />
nur die von Prognos für das Jahr 2009<br />
ermittelten Folgekosten unzureichender Sozial-,<br />
Bildungs- und Familienpolitik in einer Größenordnung<br />
von 2,5 Milliarden Euro allein für Nordrhein-Westfalen.<br />
Maßgeblichen Anteil an diesem<br />
Schwenk der Landesregierung vom Reparaturbetrieb<br />
zur Prävention hat das Projekt „MoKi - Monheim<br />
für Kinder“, in dem die Stadt Monheim am<br />
Rhein und der Bezirksverband Niederrhein der<br />
AWO bereits seit 2002 erfolgreich am Aufbau einer<br />
Präventionskette arbeiten. Dem Projektstart<br />
mit MoKi I für drei- bis sechsjährige Kinder folgten<br />
2005 MoKi II für Grundschulkinder bis zu zehn<br />
Jahren und 2008 MoKi 0 für Kinder unter drei Jahren.<br />
Für 2012 ist der Start von MoKi III für Kinder<br />
von zehn bis sechzehn Jahren geplant. Der Erfolg<br />
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Prävention zahlt sich aus: MoKi.<br />
MoKi als Präventionskette für Kinder und Jugendliche aller Altersstufen.<br />
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dieser Präventionskette wurde vom Institut für Sozialpädagogik<br />
und Sozialarbeit (ISS) wissenschaftlich<br />
belegt.<br />
Da aber selbst harte Fakten allein nicht immer und<br />
jeden überzeugen, war die AWO am Niederrhein<br />
zur praktischen Sozialarbeit parallel kontinuierlich<br />
sozialpolitisch aktiv. Mit einer Vielzahl von<br />
Fachtagungen, mit landesweiten Bündnissen mit<br />
dem Kinderschutzbund, dem DGB und dem Paritätischen,<br />
mit Positionspapieren und Aufrufen, mit<br />
Pressemeldungen und Landespressekonferenzen,<br />
mit dem Memorandum Kinderarmut und einem<br />
10-Punkte-Programm zur Bekämpfung der Kinderarmut<br />
wurde der Druck auf Politik und Verwaltung<br />
stetig erhöht. Das hatte zur Folge, dass der<br />
Landschaftsverband Rheinland schon 2008 nach<br />
dem Modell MoKi sechs weitere Städte und Kreise<br />
für den Aufbau von „Netzwerken Frühe Förderung“<br />
gewinnen konnte. „Mit MoKi fing alles an“, heißt<br />
es in einer Sonderausgabe des Jugendhilfereports.<br />
„Die in vielfacher Hinsicht benachteiligten Kinder<br />
bekamen ganz neue Bildungschancen eröffnet<br />
und der beklagenswerte Zusammenhang von sozialer<br />
Herkunft und Bildungserfolg konnte deutlich<br />
gemildert werden.“ <strong>2011</strong> wurde das Projekt<br />
des Landschaftsverbandes auf 15 Kommunen ausgeweitet.<br />
In den zehn Jahren vom Start bis <strong>2011</strong><br />
ist es dem AWO Bezirksverband Niederrhein e.V. in<br />
enger Zusammenarbeit mit der Stadt Monheim am<br />
Rhein und circa 60 weiteren Kooperationspartnern<br />
gelungen, eine lückenlose Präventionskette für sozial<br />
benachteiligte Kinder von der Geburt bis zum<br />
Alter von zehn Jahren aufzubauen. (NRZ-Grafik: ib/mai)<br />
Niederrhein<br />
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Ober- und Mittelfranken<br />
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| AWO Bezirksverband Ober- und Mittelfranken e. V.<br />
Mitarbeitende qualifizieren und gesund<br />
erhalten – mit doppelter Verbandspower und<br />
„rückenwind“ gegen den Fachkräftemangel<br />
Gemeinsam erarbeiten der AWO Bezirksverband<br />
Ober- und Mittelfranken und der AWO Kreisverband<br />
Nürnberg im Personalentwicklungsprojekt „Weit<br />
blicken – flexibel handeln“ (kurz: PE-Projekt) mit<br />
Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) und<br />
des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales<br />
(BMAS) (Förderprogramm „rückenwind – für die<br />
Beschäftigten in der Sozialwirtschaft“) eine langfristig<br />
angelegte Personalentwicklungsstrategie.<br />
Am 1. Juni 2010 startete eine umfassende Bildungsbedarfsanalyse:<br />
Über Interviews, Dokumentenanalysen<br />
und Workshops wurde eine<br />
Onlinebefragung aller Führungskräfte zum Fortbildungsbedarf<br />
der nächsten Jahre entwickelt und<br />
im Sommer <strong>2011</strong> durchgeführt. Das Ergebnis ist ein<br />
Fortbildungskonzept für Mitarbeiter/innen, Nachwuchsführungskräfte<br />
und Führungskräfte insbesondere<br />
aus den Fachbereichen Kindertagesstätten<br />
und Altenpflege, das im Laufe der Projektlaufzeit<br />
bis zum 31. Mai 2013 erprobt, evaluiert und angepasst<br />
wird.<br />
Besonders hervorzuheben sind für das Jahr <strong>2011</strong><br />
zum einen das neu eingeführte Cross-Mentoring-<br />
Fortbildungskonzept des Personalentwicklungsprojekts.<br />
Angebote für alle Mitarbeiter/-innen und<br />
Führungskräfte<br />
Einführungsveranstaltung für neue Mitarbeiter/-innen<br />
Deutsch als Fachsprache in der Pflege<br />
Interkulturelle Bildungsarbeit im Team<br />
Balancetage ©<br />
Gesundheitszirkel: Moderatorenausbildung<br />
Angebote für den Führungsnachwuchs und neue<br />
Führungskräfte<br />
Planspiel „Fit für Führung?“<br />
Cross Mentoring<br />
Programm, bei dem eine erfahrene Führungskraft<br />
(Mentor/in) die berufliche Weiterentwicklung einer<br />
jüngeren, weniger erfahrenen (Nachwuchs-)<br />
Führungskraft (Mentee) unterstützt. Dies geschieht<br />
über Verbands- und Fachbereichsgrenzen hinweg.<br />
Zum anderen sollen hier die stark nachgefragten<br />
Balancetage © (Gesundheitstage) erwähnt werden,<br />
die <strong>2011</strong> drei Mal in den verbandseigenen Kureinrichtungen<br />
mit dem Schwerpunkt Stressmanagement<br />
stattfanden. Sie sind Teil des betrieblichen<br />
Gesundheitsmanagements, das im Rahmen des<br />
PE-Projekts aufgebaut wird. Hierzu zählte <strong>2011</strong><br />
insbesondere auch die Schaffung nachhaltiger<br />
Strukturen. In diesem Sinne wurden Gesundheitszirkel<br />
im Bereich der Kindertagesstätten initiiert<br />
und durchgeführt. Dabei handelt es sich um ein<br />
Instrument, das die Eigenverantwortung der Mitarbeiter/innen<br />
aller Ebenen für ihre Arbeitssituation<br />
und Gesundheit fördert. Nach den drei Projektjahren<br />
sollen die Ergebnisse weiterleben, um<br />
langfristig an den Zielen Mitarbeitergewinnung,<br />
-qualifizierung, -gesunderhaltung und -bindung<br />
arbeiten zu können. Die Weichen für eine langfristige<br />
Personalentwicklungsstrategie werden bereits<br />
jetzt in beiden Verbandsgliederungen Ober- und<br />
Mittelfranken gestellt.<br />
Basisprogramm für Führungskräfte (Pflicht)<br />
Grundlagen und Methoden der Mitarbeiterführung<br />
Personalgespräche führen<br />
Betriebswirtschaft für Führungskräfte<br />
Angebote für Organisationseinheiten<br />
Organisationsentwicklung<br />
Gesundheitszirkel
| AWO Bezirksverband Oberbayern e. V.<br />
Zum Weltkindertag am 20. September <strong>2011</strong> präsentierte<br />
der AWO Bezirksverband Oberbayern e. V.<br />
ein neues Rahmenkonzept zur Gesundheitsförderung<br />
für seine über 80 Einrichtungen der Kinder-<br />
und Jugendbetreuung in Oberbayern, das er in Zusammenarbeit<br />
mit dem Institut für Praxisforschung<br />
und Projektberatung 1 und unter Beteiligung des<br />
Kompetenzzentrums für Kinderförderung (AWO<br />
Bundesverband) 2 entwickelt hat.<br />
Mit dem Konzept „Die gesunde Kindertageseinrichtung“<br />
vollzieht die AWO Oberbayern einen<br />
Wandel von traditioneller Gesundheitserziehung<br />
hin zu moderner Gesundheitsförderung. Der zentrale<br />
Gedanke dabei ist: Gesundheit ist mehr als<br />
die bloße Abwesenheit von Krankheit.<br />
„Gesundheitsförderung ist ein zentrales Thema in<br />
unseren Einrichtungen. Wir betrachten die Förderung<br />
von Gesundheit als umfassende Aufgabe,<br />
die sich auf alle Beteiligten in den Einrichtungen<br />
bezieht – Kinder, Eltern und Beschäftigte – und<br />
über die Grenzen unserer Einrichtungen hinaus<br />
auch das Umfeld der Kinder und Jugendlichen einbeziehen<br />
muss, um langfristig wirksam zu sein“,<br />
erläutert Wolfgang Schindele, Geschäftsführer des<br />
Bezirksverbands Oberbayern e. V.<br />
Früher hatte Gesundheitserziehung einzelne Teilbereiche<br />
der Gesundheitsförderung und Hygiene<br />
im Blick, wie Zahnpflege, Ernährung und Bewegung.<br />
Dem Kind sollten Verhaltensweisen beigebracht<br />
werden, die seine Gesundheit stärken. Die<br />
moderne Gesundheitsförderung geht heute über<br />
diese an sich bewährten Konzepte hinaus. Sie<br />
bezieht Personal, Eltern und das soziale Umfeld<br />
mit ein, wenn es um die Förderung von Gesundheit<br />
geht. Bewegung und Ernährung sind danach<br />
ebenso wichtig wie Wertschätzung, sich ange-<br />
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| 02<br />
nommen fühlen und Entspannung. „Unser neues<br />
Konzept macht deutlich, wie vielfältig die Anforderungen<br />
an nachhaltige Gesundheitsförderung<br />
sind und in welcher umfassenden Weise wir unserem<br />
Anspruch an „die gesunde Kita“ nachkommen“,<br />
so die Leiterin der Fachabteilung Kindertageseinrichtungen<br />
der AWO Oberbayern, Christine<br />
Baudrexl.<br />
Mit ihrem Ansatz verdeutlicht die AWO Oberbayern,<br />
dass sie Gesundheit als wesentlichen Bestandteil<br />
des alltäglichen Lebens sieht. Sie fragt nicht vorrangig:<br />
„Was macht den Menschen krank?“, sondern:<br />
„Was erhält den Menschen gesund?“. Dieses<br />
Gesundheitsverständnis bezieht die Fähigkeiten<br />
eines Menschen ein, mit belastenden und schwierigen<br />
Situationen umzugehen und trotz widriger<br />
Umstände ein gesundes, zufriedenes Leben<br />
zu führen. Gerade diese Fähigkeiten zu fördern,<br />
sieht die AWO Oberbayern als ihre Aufgabe. Gesundheitsförderung<br />
heißt für die AWO Oberbayern<br />
deshalb:<br />
• für Gesundheit auf (sozial-)politischer Ebene<br />
einzutreten,<br />
• AWO-Einrichtungen und Angebote im Sozialraum<br />
mit dem Ziel zu vernetzen, das körperliche,<br />
seelische und soziale Wohlbefinden von Kindern<br />
und Erwachsenen zu stärken und zu sichern,<br />
• für gesundheitsförderliche Arbeits- und Lebensbedingungen<br />
im Lebensraum „Kindertageseinrichtung/Schule“<br />
Sorge zu tragen und<br />
• Kinder, Eltern sowie Beschäftigte in Kitas und<br />
Schule bei der Entwicklung individueller Gesundheitskompetenz<br />
zu fördern.<br />
1 Angela Wernberger, Soz., M.A., Dipl. Soz.päd.<br />
2 Karin Kaltenbach, Anne Kusch<br />
Plakat: In die Gesundheitsförderung bezieht die AWO Oberbayern Personal, Eltern und das soziale Umfeld der Kinder ein.<br />
Im AWO-Kinderhort Wasserflöhe, Gröbenzell, fand am 20. September <strong>2011</strong> eine Kinderkonferenz zum Thema statt.<br />
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Oberbayern<br />
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Ostwestfalen-Lippe<br />
| AWO Bezirksverband Ostwestfalen-Lippe e. V.<br />
Wir sind AWO. Mitten in Deutschland<br />
„Mitten in Deutschland“, so die Eigenwerbung der<br />
Region, liegt Ostwestfalen-Lippe (OWL), eine eher<br />
ländlich und mittelständisch geprägte Region am<br />
Teutoburger Wald rund um Bielefeld. Mitten in der<br />
Gesellschaft befindet sich die AWO Ostwestfalen-<br />
Lippe. Die 145 Ortsvereine und sieben Kreisverbände<br />
des Bezirksverbandes Ostwestfalen-Lippe<br />
e. V. haben rund 13.000 Mitglieder. Dazu engagieren<br />
sich rund 3.000 Freiwillige sowie 5.200 Beschäftigte<br />
in rund 250 Einrichtungen und Diensten<br />
vor Ort für soziale Gerechtigkeit und soziale Hilfen.<br />
Breit aufgestellt<br />
In OWL ist die AWO Trägerin von Begegnungszentren,<br />
Behinderteneinrichtungen, Beratungsstellen,<br />
Bildungseinrichtungen, Kinder- und Jugendeinrichtungen,<br />
Kurhäusern, Pflegediensten und -einrichtungen,<br />
Tagesgruppen und Seniorentreffs. Den<br />
Schwerpunkt der Aktivitäten bilden die rund 110<br />
Kindertageseinrichtungen und neun Seniorenzentren.<br />
Besondere und nicht nur in der Region einzigartige<br />
Einrichtungen sind das betreute Mutter-<br />
Kind-Wohnen, das Haus Spatzenberg für Autisten,<br />
die Bauschuldnerberatung und die Freiwilligenakademie<br />
OWL mit der Kinderlobby OWL.<br />
Fit für die Zukunft<br />
Inhaltliche Schwerpunkte des Jahres <strong>2011</strong> in der<br />
Arbeit der Einrichtungen waren:<br />
• der Ausbau der U3-Betreuung,<br />
• die Modernisierung von Seniorenzentren,<br />
• die Umsetzung der Inklusion in sozialen Einrichtungen,<br />
• die Ansprache von Freiwilligen,<br />
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• die gesunde Ernährung in Kitas,<br />
• die Stärkung der Verbandsarbeit,<br />
• ein ökologisches und ökonomisches Ressourcenmanagement,<br />
• die Förderung der Personalgewinnung,<br />
• der Aufbau eines betrieblichen Gesundheitsmanagements<br />
sowie<br />
• das bedarfs- und qualitätsorientierte Angebot<br />
sozialer Dienstleistungen und Hilfen.<br />
Solide und vernetzt<br />
Öffentliche Zuschüsse, Förder- und Stiftungsmittel,<br />
Beiträge, Kostenerstattungen und Spenden<br />
sowie die Elfriede-Eilers-Stiftung (www.elfriedeeilers-stiftung.de)<br />
haben zur Finanzierung der Arbeit<br />
beigetragen.<br />
Annähernd alle Einrichtungen und Dienste des<br />
Bezirksverbandes verfügen über ein Qualitätsmanagement<br />
und werden nach den AWO-Qualitätsnormen<br />
sowie nach DIN EN ISO 9001:2008 zertifiziert.<br />
Die AWO OWL ist als familienfreundliches<br />
Unternehmen nach dem audit berufundfamilie<br />
anerkannt.<br />
Als Spitzenverband der Freien Wohlfahrtspflege<br />
hat die AWO OWL darüber hinaus koordinierende<br />
Aufgaben innerhalb der AWO in der Region und<br />
ist Ansprechpartner für Kommunen, Behörden,<br />
Verbände und Einrichtungen. Sie ist Mitglied der<br />
Landesarbeitsgemeinschaft der AWO in NRW, der<br />
Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege<br />
in NRW und des Bundesverbandes der AWO.<br />
Informationen zu den Aktivitäten und Schwerpunkten,<br />
Einrichtungen und Diensten der AWO in Ostwestfalen-Lippe<br />
finden sich unter www.awo-owl.de.<br />
In der Betreuung der Kleinen ist die AWO in OWL ganz groß.<br />
Mit vielen Gästen feierte die Ehrenvorsitzende der AWO OWL, Elfriede Eilers, im Januar <strong>2011</strong> ihren 90. Geburtstag. In und mit der<br />
Elfriede-Eilers-Stiftung ist sie weiterhin aktiv.<br />
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| AWO Bezirksverband Pfalz e. V.<br />
Die AWO Pfalz arbeitet hart und feiert fröhlich<br />
Was im Vorjahr mit einer großen Kultur-Feier in<br />
der Landauer Festhalle begonnen hatte, wurde<br />
<strong>2011</strong> bei strahlendem Sonnenschein mit einem<br />
noch weitaus größeren Fest in den Wormser Rheinanlagen<br />
fortgesetzt: Unter dem Motto „Zukunft gemeinsam<br />
gerecht gestalten“ trafen sich über 2.000<br />
Mitglieder und Freunde der AWO, um beim farbenfrohen<br />
„Tag der AWO Südwest <strong>2011</strong>“ mit einem<br />
höchst amüsanten Kulturprogramm und vielerlei<br />
lukullischen Genüssen dabei zu sein.<br />
„Nur wenn wir zusammenhalten, sind wir stark“,<br />
stellten die Vorsitzenden der drei Landes- und Bezirksverbände<br />
Saarland, Rheinland und Pfalz, aus<br />
denen sich die AWO Südwest zusammensetzt, heraus.<br />
Wie stark der Verband ist, betonte der pfälzische<br />
AWO Vorsitzende Klaus Stalter: „Rund 40.000<br />
Mitglieder hat AWO Südwest, fast 10.000 Mitarbeitende<br />
sind dort beschäftigt. Gemeinsam sind wir<br />
aufgefordert, die sozialen Aufgaben zu erfüllen,<br />
die wir getrennt vielleicht nicht so leicht schaffen<br />
könnten.“ Die Kooperation hat den Zweck, unter<br />
anderem Verbands- und Unternehmenspolitik<br />
untereinander abzustimmen, die Zusammenarbeit<br />
der Mitgliedsverbände zu intensivieren und Weiterentwicklungskonzepte<br />
zu erarbeiten.<br />
„Ein rundum gelungenes Fest, das wir noch lange<br />
in Erinnerung behalten werden“, waren sich<br />
die Vorsitzenden Klaus Stalter, Rudi Frick und Paul<br />
Quirin einig. Und alle Gäste dieses fröhlichen,<br />
kunterbunten Festes werden ihnen da zugestimmt<br />
haben.<br />
Um ein sehr drängendes Thema drehte sich die<br />
Zusammenarbeit der drei Verbände auf einem anderen<br />
Feld: der Altersarmut. Es war das bestimmende<br />
Diskussionsthema des Jahres <strong>2011</strong> in den<br />
| 01<br />
| 02<br />
Im Interview beim Tag der AWO Südwest <strong>2011</strong>: Hanz-Werner Kienitz, Rudi Frick und Klaus Stalter.<br />
Fröhliche Stimmung im aufgefrischten Seniorenhaus Kaiserslautern.<br />
| 01 | 02<br />
Gremien von AWO Südwest. In mehreren Arbeitsgruppen,<br />
über Monate hinweg, auf einer Fachtagung,<br />
mit internen und externen Expertinnen und<br />
Experten, beschäftigten sich die Männer und Frauen<br />
der AWO Südwest mit der Frage, wie man der<br />
Altersarmut wirksam begegnen könne. Inzwischen<br />
entstand ein umfangreiches und sehr detailliertes<br />
Arbeitspapier, das als gemeinsamer Antrag der<br />
drei Verbände von AWO Südwest in die AWO Bundeskonferenz<br />
2012 eingebracht werden soll.<br />
Bei einem anderen ernsten Thema konnten die<br />
Verantwortlichen aus Vorstand und Geschäftsführung<br />
der AWO Pfalz nach einer dreijährigen Umstrukturierungsphase<br />
wieder lächeln: Eine wirtschaftlich<br />
schwierige Zeit wurde abgeschlossen. In<br />
den Jahren 2010 und <strong>2011</strong> wurden wieder kräftig<br />
schwarze Zahlen geschrieben, den rund 780 Mitarbeitenden<br />
in den Einrichtungen und Diensten<br />
konnten sogar Sonderzahlungen geleistet werden.<br />
Neben den Investitionen ins Personal wird aber<br />
auch zum Beispiel das Seniorenhaus Kaiserslautern<br />
mit rund 4 Mio. Euro auf den neuesten Stand<br />
des Pflege-Wohnens gebracht. Die Pflegeheime<br />
werden mit neuesten Instrumenten zur Pflegedokumentation<br />
sowie moderner Kommunikationstechnik<br />
ausgestattet.<br />
Erfolgreich war die pfälzisch-saarländische Zusammenarbeit<br />
bei den AWO-Fanprojekten: Nach<br />
der „Geburtshilfe“ für das Aachener Fanprojekt<br />
konnte nun auch den AWO-Freundinnen und<br />
-freunde im badischen Rhein-Neckar-Kreis rheinüberschreitend<br />
dabei geholfen werden, die Trägerschaft<br />
für das Fanprojekt Hoffenheim zu übernehmen.<br />
Fußball – neben der AWO die schönste<br />
Nebensache der Welt!<br />
Pfalz<br />
| 91
Potsdam<br />
| AWO Bezirksverband Potsdam e. V.<br />
Potsdamer Erzieherfachschule ist anerkannt –<br />
Nie wieder Nichtschülerprüfung<br />
Nach dem Fördermittelbescheid endlich die Anerkennung:<br />
Nach drei Jahren harter Bewährungsprobe<br />
hat es die Fachschule für Sozialwesen in<br />
Trägerschaft des AWO Bezirksverbandes Potsdam<br />
e.V. geschafft: Seit dem 1. November <strong>2011</strong> ist die<br />
Schule an der AWO Akademie Potsdam eine vom<br />
Brandenburgischen Bildungsministerium anerkannte<br />
Ersatzschule. Damit darf die Fachschule mit<br />
Fachrichtung Sozialpädagogik selbst die Abschlussprüfungen<br />
abnehmen. Das heißt auch: Nie wieder<br />
Nichtschülerprüfung. Für die Anerkennung hat sich<br />
das Lehrerkollegium um Schulleiter Hans-Martin<br />
Rühe mehreren fachschulischen Prüfungen durch<br />
das staatliche Schulamt unterzogen und somit die<br />
Qualität seiner Lehrtätigkeit sowie die Einhaltung<br />
der Schulgesetzgebung dargelegt. Ausschlaggebend<br />
für die Beurkundung waren aber die Ergebnisse<br />
der Nichtschülerprüfung des ersten Erzieherjahrgangs.<br />
Mindestens die Hälfte der insgesamt<br />
16 Schüler/innen mussten bestehen. Kein Leichtes,<br />
denn die Abschlussprüfung bestand aus Prüfungen<br />
in insgesamt 14 Lernfeldern und Fächern. Wer in<br />
einer der mündlichen Prüfungen schlechter als mit<br />
der Note 4 bewertet wurde, hatte insgesamt nicht<br />
bestanden. Den AWO-Prüflingen stand das Oberstufenzentrum<br />
Templin als Patenschule zur Seite,<br />
das die Potsdamer Schüler/innen betreute, als<br />
seien es die eigenen. Am Ende bewältigten weit<br />
mehr als die Hälfte, nämlich 14 Schüler/innen,<br />
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| 02<br />
erfolgreich den Prüfungsmarathon. Der Potsdamer<br />
Bezirksverband gründete die Schule mit dem Ziel,<br />
dem Mangel an pädagogischem Fachpersonal mit<br />
im Sinne der AWO gut ausgebildeten Erzieherinnen<br />
und Erzieher zu begegnen. Die Potsdamer Fachschule<br />
erweiterte damit den bundesweit kleinen<br />
Kreis an Erzieherschulen, die sich in Trägerschaft<br />
der AWO befinden.<br />
„Alte Korbmacherei“ ist Mehrgenerationenhaus<br />
Wer die Bilder vor der Sanierung sieht, traut seinen<br />
Augen kaum. Die Gebäude der ehemaligen Korbmacherei<br />
in Brück wurden von Grund auf neu<br />
gestaltet. Das Innere der beiden Häuser erinnert<br />
ein wenig an Lego-Häuschen – in den Räumen<br />
des Jugend-Treffs stehen z.B. bunte Stühle und<br />
Tische. „Wir sind Treffpunkt und Veranstaltungsort<br />
für Menschen aller Generationen, Vereine und<br />
Gemeinschaften“, so Leiterin Liane Eiseler. Seit der<br />
Eröffnung am 12. September <strong>2011</strong> hatte das Haus<br />
bereits mehr als 1.000 Besucher/innen, die die<br />
rund 100 verschiedenen Angebote nutzen. Getöpfert<br />
wird hier, getrommelt oder Theater geprobt,<br />
getanzt oder Skat gespielt. In Kürze zieht eine<br />
Tagespflege für Seniorinnen und Senioren in das<br />
Haus ein. Es gibt Beratungsangebote, junge Mütter<br />
treffen sich und der Kreisseniorenbeirat tagt. In<br />
allererster Linie wird also gestaltet – das Leben,<br />
könnte man sagen. Und das spielt sich ganz in der<br />
Nähe ab – mit einer Kita, der Grundschule, dem<br />
Sportplatz oder dem Naturbad.<br />
Die „Alte Korbmacherei“ vor und nach der Sanierung.<br />
Stephan Tolle – Staatlich anerkannter Erzieher aus dem ersten Jahrgang der Potsdamer AWO-Fachschule für Sozialwesen an seinem<br />
Arbeitsplatz – der AWO-Kita „Abenteuerland“.<br />
| 01 | 02<br />
| 92
| AWO Bezirksverband Rheinland e. V.<br />
Die AWO Rheinland blickt auf ein bewegtes Jahr<br />
zurück: Hervorzuheben ist hier sicherlich unser<br />
Projekt Pflegeoase. Das Angebot Pflegeoase richtet<br />
sich an Menschen mit fortgeschrittener Demenz.<br />
Ihnen soll ein relatives Maß an Wohlbefinden gegeben<br />
und ihre Lebensqualität gesteigert werden.<br />
In der Oase der Einrichtung in Idar-Oberstein leben<br />
sieben Bewohner auf 100 Quadratmetern<br />
Wohnfläche. Hier wird das Gefühl der Gemeinsamkeit<br />
und Geborgenheit unterstützt und mit<br />
Licht, Farben, Formen, Geräuschen und Gerüchen<br />
eine beruhigende Atmosphäre geschaffen. Die<br />
vierjährige Erprobungsphase mit wissenschaftlicher<br />
Auswertung wurde <strong>2011</strong> abgeschlossen. Die<br />
AWO Rheinland betreibt die einzige Pflegeoase in<br />
Trägerschaft der Freien Wohlfahrtspflege in Rheinland-Pfalz<br />
und plant weitere Pflegeoasen.<br />
Sehr gut abgeschnitten hat die AWO Rheinland bei<br />
den Pflege-Transparenzberichten. Die Gesamtnote<br />
aller durch den MDK (Medizinischer Dienst<br />
der Krankenversicherung, der als Beratungs- und<br />
Begutachterdienst alle stationären Einrichtungen<br />
überprüft) begutachteten stationären Altenhilfe-<br />
Einrichtungen liegt in Rheinland-Pfalz momentan<br />
bei 1,7 (nach Schulnoten bewertet). Der AWO Bezirksverband<br />
Rheinland erzielte mit einer Durchschnittsnote<br />
aller seiner Einrichtungen von 1,24<br />
sogar das beste Gesamtergebnis aller großen Trägerverbände.<br />
Auch die AWO Südwest wuchs näher zusammen:<br />
Die „Arbeitsgemeinschaft AWO Südwest“ stärkte<br />
die Zusammenarbeit des AWO Landesverbands<br />
Saarland und der Bezirksverbände der AWO Rhein-<br />
land und der AWO Pfalz. Ziel bleibt es, die Soziale<br />
Arbeit zukunftssicherer zu gestalten. Durch intensive<br />
Abstimmung der verbandlichen und unternehmerischen<br />
Aktivitäten setzt sich die AWO Südwest<br />
für eine gemeinsame Weiterentwicklung der<br />
Verbands- und Unternehmenspolitik ein. Dabei<br />
hieß die Devise: vertrauensvoll zusammenarbeiten<br />
und nur Entscheidungen treffen, die dem Ziel der<br />
Schaffung einer effizienten, zukunftssicheren AWO<br />
Südwest dienen. Um deren Umsetzung kümmern<br />
sich hauptsächlich eine Steuerungsgruppe und<br />
zwei ständige Arbeitsgruppen. Neben dem Tag der<br />
AWO Südwest in Worms veranstaltete die AWO Südwest<br />
eine Fachtagung unter dem Motto „Der drohenden<br />
Altersarmut wirksam begegnen“.<br />
Die gemeinsam gegründete AWO Südwest gGmbH<br />
entwickelte ihre Arbeitsfelder und Projekte plangemäß<br />
und steigerte ihr landesweites Engagement<br />
kontinuierlich. Nach dem Relaunch der Website<br />
wurde die Internetseite des AWO Bezirksverbands<br />
Rheinland, www.awo-rheinland.de, neu gestaltet<br />
und suchmaschinen- und benutzerfreundlich<br />
programmiert. Zukunftsweisend ist zudem<br />
ein weiterer Auftritt in den „neuen Medien“: Der<br />
AWO Bezirksverband Rheinland ist jetzt auch mit<br />
einem eigenen Facebook-Profil dabei (www.facebook.com/awobezirksverbandrheinland),<br />
um das<br />
öffentliche Image, gerade bei jungen Leuten, zu<br />
pflegen, sich fortschrittlich und innovativ zu präsentieren,<br />
Neuigkeiten rund um den Verband sekundenschnell<br />
und barrierefrei zu verbreiten und<br />
Facebook auch letztlich für die Personalsuche kostengünstig<br />
und effizient zu nutzen.<br />
Unter dem Motto „Zukunft gemeinsam gerecht gestalten“ feierte die Arbeiterwohlfahrt Südwest ein farbenfrohes Fest für die ganze Familie.<br />
Rund 2.000 Gäste strömten im August auf die Wormser Rheinpromenade, um beim bunten Programm der AWO dabei zu sein. Hans-Werner<br />
Kienitz vom Bezirksverband Pfalz und Elke Straus vom Bezirksverband Rheinland führten durch den Tag. (Fotos: Sandra Bruns)<br />
Rheinland<br />
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Saarland<br />
| AWO Landesverband Saarland e. V.<br />
Rollende Hilfe für Wohnungslose –<br />
AWO-SOS-Express bringt heiße Suppe und<br />
warme Decken<br />
„AWO-SOS-Express“ steht in großen Lettern auf<br />
dem Kleintransporter, den Karl-Heinz Trautmann<br />
vor dem Staatstheater an die Notschlafstelle der<br />
AWO in Malstatt übergab. Das SOS – sonst als internationales<br />
Notrufsignal bekannt – steht diesmal<br />
für Suppe, Obdach und Solidarität. Der AWO-SOS-<br />
Express soll ab sofort Obdachlose in der Stadt mit<br />
heißer Suppe, Lebensnotwendigem und bei großer<br />
Kälte auch mit wärmenden Decken versorgen. Je<br />
ein Mitarbeiter der Notschlafstelle und der Stadt<br />
fahren mit dem zweckmäßig umgebauten Peugeot<br />
Boxer überall dorthin, wo sie sich gebraucht fühlen.<br />
Das gemeinschaftliche Projekt von AWO und<br />
Stadt Saarbrücken ist als mobile Hilfe für Wohnungslose<br />
und auch für Menschen mit besonderen<br />
sozialen Schwierigkeiten gedacht.<br />
Heiße Suppe gegen soziale Kälte<br />
Die AWO Saar hat vor zunehmender Armut und<br />
drohender gesellschaftlicher Spaltung in Deutschland<br />
gewarnt. „Wir wollen ein Zeichen gegen die<br />
aktuelle Sozialpolitik setzen“, betonte der Landesvorsitzende<br />
Paul Quirin bei einer öffentlichen<br />
Aktion vor der Europa-Galerie in Saarbrücken.<br />
Viele Besucher und Passanten unterschrieben den<br />
AWO-Aufruf unter dem Motto „Schluss mit der Sozialpiraterie!“.<br />
Unterstützung kam auch vom SPD-<br />
Landesvorsitzenden Heiko Maas und Saarbrückens<br />
Oberbürgermeisterin Charlotte Britz. „Es gibt eine<br />
wachsende Krankheit in Deutschland, und die<br />
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| 03<br />
heißt Armut“, sagte Quirin in seiner Ansprache.<br />
Heiko Maas erneuerte die Forderung nach der Einführung<br />
eines gesetzlichen Mindestlohns. „Es gibt<br />
in unserem Land immer mehr Menschen, die von<br />
ihrer Arbeit nicht leben können und auch ihre Familien<br />
nicht ernähren können.“<br />
Nachwuchs für die „Kleinen Hüttenbären“ –<br />
Zweite Einrichtung der AWO-Kindertagesstätte in<br />
Dillingen eröffnet<br />
Die von der Dillinger Hütte initiierte und unterstützte<br />
betriebsnahe Kindertagesstätte „Kleine<br />
Hüttenbären“ der AWO feierte ihren fünften Geburtstag<br />
– und bekam Nachwuchs. In der Werderstraße<br />
wurde <strong>2011</strong> ein zweiter Standort eröffnet.<br />
Nachdem die 2006 ins Leben gerufene Kita „Kleine<br />
Hüttenbären“ sich so großer Beliebtheit erfreute,<br />
dass alle Krippen- und Kindertages stätten gruppen<br />
belegt waren und die Nachfrage nach Betreuungsplätzen<br />
immer weiter zunahm, entschloss sich die<br />
Dillinger Hütte, die AWO bei der Erweiterung ihres<br />
Angebots in Dillingen zu unterstützen. Dafür stellte<br />
sie erneut ein Hütten-Anwesen zur Verfügung, das<br />
speziell für die Bedürfnisse einer Kita umgebaut<br />
wurde. Am zweiten Standort können 28 Kinder<br />
betreut werden. Der Betrieb wird im Rahmen der<br />
gesetzlichen Regelungen durch öffentliche Mittel<br />
und die Elternbeiträge finanziert. Ergänzend<br />
hierzu gewährt die Dillinger Hütte Zuschüsse. „Ein<br />
zukunftsweisendes Modell familienfreundlicher<br />
Unternehmenspolitik und gleichzeitig auch ein<br />
großes Engagement für das Gemeinwesen“, wie<br />
der AWO Landesvorsitzende Paul Quirin betonte.<br />
Bei der Schlüsselübergabe des AWO-SOS-Express: (von rechts) Karl-Heinz Trautmann, Paul Quirin, Christa Piper und Marc-Oliver<br />
Bungert, Leiter der AWO-Notschlafstelle.<br />
Viele Passantinnen und Passanten blieben bei der heißen Suppe stehen.<br />
Mustergültige Einrichtung: die Kita „Kleine Hüttenbären II“ in der Werderstraße.<br />
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| AWO Landesverband Sachsen e. V.<br />
Vom Kompass bis zur Kamera - AWO-Höhepunkte<br />
<strong>2011</strong> in Sachsen<br />
Die Werte Solidarität, Toleranz, Freiheit, Gleichheit<br />
und Gerechtigkeit sind die Leitsterne unserer AWO-<br />
Arbeit. Der demokratische Aufbau gehört zum<br />
Wesen unseres Verbandes. Die Umsetzung dieser<br />
hohen Ansprüche ist unter den Bedingungen des<br />
sozialwirtschaftlichen Wettbewerbs eine Herausforderung.<br />
Um den Führungskräften einen verbindlichen<br />
Kompass in oft rauer See an die Hand<br />
zu geben, beschloss der Landesausschuss der AWO<br />
Sachsen nach mehrmonatiger Vorarbeit im April<br />
den „Unternehmenskodex der AWO Sachsen“. In<br />
ihm sind Fragen des „Dualen Führungssystems“<br />
ebenso geregelt wie die Vorbeugung möglicher<br />
Loyalitäts- und Interessenkonflikte.<br />
Aktionstag „Pflege braucht Pflege“ –<br />
Für eine starke Pflegelandschaft in Sachsen<br />
Das Jahr <strong>2011</strong> wurde vom zuständigen Minis-<br />
terium zum Jahr der Pflege ausgerufen. Taten<br />
folgten dem nicht. Dabei sind die Anforderungen<br />
an die Versorgung pflegebedürftiger Menschen in<br />
den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Die<br />
Pflege in Sachsen – dem am schnellsten alternden<br />
Bundesland mit den bundesweit niedrigsten<br />
Pflegesätzen – droht zwischen Ansprüchen und<br />
Rahmenbedingungen zerrieben zu werden. Um<br />
das Problembewusstsein der Verantwortlichen<br />
zu schärfen, gründete sich das Bündnis „Pflege<br />
braucht Pflege“. Vorn mit dabei: Betriebsräte, Ehrenamtliche<br />
und Träger der AWO in Sachsen. Höhepunkt<br />
der Kampagne war der Aktionstag „Pflege<br />
braucht Pflege“ am 13. Oktober vor dem Sächsischen<br />
Landtag. www.pflege-braucht-pflege.de<br />
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AWO-QM und Verbandsentwicklung.<br />
Wilhelm Schmidt zu Besuch in Pirna<br />
Die Anforderungen des AWO Bundesverbands zur<br />
Zertifizierung bis 2013 richten sich an gemeinnützige<br />
Gesellschaften. In Sachsen sind zusätzlich<br />
inzwischen ein Großteil der Kreis- und Regionalverbände<br />
bzw. deren Einrichtungen nach den<br />
AWO-Qualitätskriterien zertifiziert worden. Diese<br />
Vorreiterrolle wurde von AWO Präsident Wilhelm<br />
Schmidt bei einem Besuch in Pirna am 5. Oktober<br />
zum Thema Zertifizierung und Umsetzung der<br />
Magdeburger Beschlüsse gewürdigt.<br />
„Wie kommen die Bilder in den Fernseher?“<br />
Leipziger AWO-Kita gewinnt Medienpreis<br />
Mit dem Projekt „Ich SpielFilm!“ erprobten die SPI<br />
GmbH und die Leipziger AWO-Kita „Kinderland“<br />
medienpädagogisches Arbeiten in der frühkindlichen<br />
Bildung. 15 Kinder im Vorschulalter näherten<br />
sich unter Anleitung des medienpädagogischen<br />
Teams der SPI GmbH auf spielerische Art und Weise<br />
audiovisuellen Medien und deren Handhabung. In<br />
einer zweiten Phase wurde mit den Kindern „Der<br />
Zauberer von Oz“ verfilmt und den Eltern, Kindern<br />
und Erziehenden vorgestellt. Aus den Erkenntnissen<br />
des Projektes entstand ein medienpädagogischer<br />
Leitfaden zur nachhaltigen Förderung von<br />
Medienkompetenz im Kindergarten. Dafür erhielt<br />
das Projekt den 1. Platz des Medienpädagogischen<br />
Preises, den die Sächsische Landesanstalt für privaten<br />
Rundfunk und neue Medien gemeinsam mit<br />
dem Sächsischen Staatsministerium für Kultur und<br />
Sport vergibt.<br />
Früh übt sich: Alice hoch konzentriert an der Kamera. (Foto: Janina Petri)<br />
Kampagneninitiator Johannes Hermann, Vorsitzender des Konzernbetriebsrates des AWO Landesverbands Sachsen, überreicht den<br />
Landtagsabgeordneten Elke Herrmann und Dagmar Neukirch (v.l.) ein symbolisches Pflegebett. (Foto: Ralf Wätzig)<br />
Wilhelm Schmidt und Landesvorsitzende Margit Weihnert (Mitte) mit dem BGB-Vorstand (außen) und Landesgeschäftsführer Karlheinz<br />
Petersen vor der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein. (Foto: Kati Simmank)<br />
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Sachsen<br />
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Sachsen-Anhalt<br />
| AWO Landesverband Sachsen-Anhalt e. V.<br />
Begegnen und Bewegen! – Start für die AWO-<br />
Ehrenamtsakademie in Sachsen-Anhalt<br />
Mit der Ehrenamtsakademie des AWO Landesverbandes<br />
Sachsen-Anhalt e. V. ermutigen wir zum<br />
Mitmachen und Mitgestalten, denn ehrenamtliches<br />
Engagement „tut gut“. Wir unterstützen Ehrenamtliche<br />
mit Schulungen und Fortbildungen.<br />
Bereits Vorhandenes wird weiter ausgebaut, neue<br />
Formen des Ehrenamtes erprobt und Selbsthilfe<br />
gefördert. Zum Beispiel kann man bei den AWO-<br />
Lesefreunden „Bücherwurm & Lesebrille“ mitmachen<br />
und Lesepatin oder -pate für Kinder oder<br />
Seniorinnen oder Senioren werden. Eine Internetpräsentation<br />
zeigt auf, an welchen AWO-Projekten<br />
Ehrenamtliche ihre Ideen einbringen können. Dass<br />
sich Ehrenamt lohnt, macht die große Anzahl von<br />
über 3.000 Ehrenamtlichen bei der AWO in Sachsen-Anhalt<br />
deutlich.<br />
Gedenken für Opfer der NS-„Euthanasie“<br />
Eine Arbeitsgruppe von 13 Freiwilligen begann<br />
vor drei Jahren, ein schwarzes Kapitel in der über<br />
einhundertjährigen Geschichte des heutigen AWO-<br />
Fachkrankenhauses Jerichow aufzuarbeiten und<br />
das Ergebnis im Rahmen einer ständigen Ausstellung<br />
zu präsentieren. Diese stieß auf so große Resonanz,<br />
dass <strong>2011</strong> ein weiteres Vorhaben gestartet<br />
wurde: den bislang vergessenen Opfern der NS-<br />
„Euthanasie“ einen dauerhaften Ort des Erinnerns<br />
zu geben und einen Gedenkstein zu errichten. So<br />
rief die AWO Sachsen-Anhalt im Frühjahr in ihren<br />
Einrichtungen der Psychiatrie und Behindertenhilfe<br />
einen Gestaltungswettbewerb für das Denkmal<br />
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aus. Über 70 Frauen und Männer, die seelisch,<br />
körperlich oder geistig beeinträchtigt sind, beteiligten<br />
sich daran. Etwas Vergleichbares gab es in<br />
Sachsen-Anhalt bisher nicht. Das Projekt erinnert<br />
und mahnt, dass gute Therapie, soziales Denken<br />
und Handeln der sozialen Demokratie bedarf.<br />
Sachsen-Anhalt hat keinen Platz für Nazis<br />
Mit Postkarten- und Plakataktionen „Rechts (wählen)<br />
geht gar nicht“ warben AWO und Landesjugendwerk<br />
beim Landtagswahlkampf im Frühjahr<br />
dafür, dass sich die Wähler/innen in Sachsen-<br />
Anhalt für demokratische Parteien entscheiden.<br />
Glücklicherweise blieb das Parlament frei von<br />
Rechtsextremisten und Neonazis. Trotzdem waren<br />
eine Wahlbeteiligung von etwas über 50 Prozent<br />
sowie der nur knapp verhinderte Einzug der NPD<br />
alarmierende Signale.<br />
Um haupt- und ehrenamtliche Kräfte für antidemokratische<br />
Strukturen und Einstellungen zu<br />
sensibilisieren, startete die AWO das landesweite<br />
Projekt „Aktivieren. Motivieren. Bestärken. – Demokratie<br />
ist, was du draus machst!“. Dabei werden<br />
in einer Qualifizierungsreihe zu Rechtsextremismus<br />
und Fremdenfeindlichkeit in der Sozialen<br />
Arbeit haupt- und ehrenamtliche Mitarbeitende<br />
aus Kitas und Jugendeinrichtungen, der Schulsozialarbeit,<br />
Pflegeeinrichtungen und anderen Feldern<br />
der Sozialen Arbeit geschult. Außerdem wird<br />
der Aufbau von Demokratiestammtischen unterstützt.<br />
Mehr Infos zur AWO in Sachsen-Anhalt gibt<br />
es unter www.AWO-LSA.de.<br />
Der Gedenkstein in Jerichow: Zu dem von der Aktion Mensch unterstützten Projekt gibt es auch eine Dokumentation, die den Weg<br />
bis zum fertigen Gedenkstein darstellt und auch die Entwürfe würdigt, die nicht umgesetzt werden konnten.<br />
Das Plakat „Bücherwurm & Lesebrille“: Die AWO-Lesefreunde bereichern Kitas, Horte, Seniorenzentren, Krankenhäuser, Heime und<br />
Wohngruppen, integrative Einrichtungen sowie Begegnungsstätten für Jung und Alt.<br />
Postkarten- und Plakataktion: „Rechts geht gar nicht!“<br />
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| AWO Landesverband Schleswig-Holstein e. V.<br />
Verband und Unternehmen haben ihre Zusammenarbeit<br />
in Form gemeinsamer Kampagnen und Veranstaltungen<br />
intensiviert und transparenter gestaltet.<br />
Vor dem Hintergrund des drohenden Fachkräftemangels,<br />
von dem besonders auch die Pflegebranche<br />
betroffen ist, hat die AWO Schleswig-Holstein<br />
die Jahreskampagne „Wir stricken gemeinsam an<br />
der Zukunft der Pflege“ ins Leben gerufen.<br />
Im Rahmen des Sozialen Bündnisses für Schleswig-<br />
Holstein hat die AWO auch <strong>2011</strong> gemeinsam mit<br />
ihren Bündnispartnern für die Stärkung der Kinderrechte<br />
gekämpft. Im Schulterschluss haben Verband<br />
und Unternehmen sich stark gemacht für die<br />
Schwächeren in unserer Gesellschaft und für den<br />
Rechtsanspruch auf Hilfen für alle Bürger/innen.<br />
Fachtagung „Kinderrechte stärken –<br />
Armut bekämpfen“<br />
<strong>2011</strong> hat die AWO Schleswig-Holstein ihre Aktivitäten<br />
zur Stärkung der Kinderrechte im Rahmen<br />
des Sozialen Bündnisses fortgesetzt. Zusammen mit<br />
ihren Kooperationspartnern SoVD und DGB Nord<br />
wurde eine Fachtagung zum Thema veranstaltet.<br />
Expertinnen und Experten forderten ein grundlegendes<br />
Umsteuern in der Politik für Kinder und<br />
Jugendliche. Der Staatsrechtler Prof. Felix Welti<br />
(Universität Kassel) beklagte, dass „die bestverdienenden<br />
Eltern immer noch die meiste Förderung<br />
für ihre Kinder bekommen.“ Zur Überwindung der<br />
Kinderarmut ist die gesamte Gesellschaft gefordert,<br />
Ganztagsbetreuung muss dringend ausgebaut werden<br />
und die Teilhabe aller Kinder an Bildungs-, Erziehungs-<br />
und Betreuungsangeboten gewährleistet<br />
sein – unabhängig von der kulturellen und sozialen<br />
Herkunft! In den ersten sechs Lebensjahren lernt<br />
ein Kind besonders intensiv. Deshalb müssen wir<br />
bei der Armutsbekämpfung der frühkindlichen Bildung<br />
besondere Aufmerksamkeit schenken.<br />
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AWO-Jahreskampagne: „Wir stricken gemeinsam an der Zukunft der Pflege“.<br />
„Fachtagung Kinderrechte stärken - Armut bekämpfen“.<br />
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Schleswig-Holstein<br />
WO-Jahreskampagne „Wir stricken gemeinsam<br />
an der Zukunft der Pflege“<br />
Der Beruf Altenpfleger/in braucht endlich die<br />
notwendige Anerkennung, die für eine alternde<br />
Gesellschaft wie die unsere angemessen ist. Der<br />
demografische Wandel – mit allen seinen Herausforderungen<br />
- passiert hier, jetzt und heute. Mit<br />
der Jahreskampagne „Wir stricken gemeinsam an<br />
der Zukunft der Pflege“ unter der Schirmherrschaft<br />
von Heide Simonis setzt die AWO in Schleswig-<br />
Holstein ein Zeichen und fordert die Aufwertung<br />
des Pflegeberufs, ein flexibleres Ausbildungssystem<br />
sowie ein deutlich verbessertes, solidarisches<br />
Finanzierungssystem. Mit den eingenommenen<br />
Spendengeldern finanziert die AWO Schleswig-<br />
Holstein drei Personen die Pflegeausbildung. Denn<br />
die 1.200 landesgeförderten Ausbildungsplätze<br />
reichen schon heute bei Weitem nicht aus. Die vielen<br />
ins Leben gerufenen Aktionen und Veranstaltungen<br />
rund um die Kampagne haben landesweit<br />
Begeisterung ausgelöst, breite positive Resonanz<br />
in der Presselandschaft erzeugt und vor allem unzählige<br />
Menschen zum Mitmachen und Umdenken<br />
mobilisiert.<br />
Kita-Rahmenkonzeption als Auftakt für Qualitätsoffensive<br />
Für die rund 60 Kindertageseinrichtungen der AWO<br />
Schleswig-Holstein gGmbH wurde <strong>2011</strong> eine gemeinsame<br />
Kita-Rahmenkonzeption fertiggestellt.<br />
Die Inhalte orientieren sich an den Richtlinien des<br />
QM-Handbuchs vom AWO Bundesverband. Vorgestellt<br />
wurde die Kita-Rahmenkonzeption auf der<br />
Leitungs-Vollversammlung. Die Veranstaltung bildete<br />
den Auftakt zur Umsetzung des Qualitätsmanagements<br />
in allen Einrichtungen und Diensten<br />
der AWO Schleswig-Holstein.<br />
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Schwaben<br />
| AWO Bezirksverband Schwaben e. V.<br />
Kerngeschäft stationäre Altenhilfe<br />
Ziel erreicht! Die AWO Schwaben ist heute mit mindestens<br />
einer stationären Pflegeeinrichtung und<br />
insgesamt 2.200 Pflegeplätzen in jedem Landkreis<br />
und in jeder kreisfreien Stadt Schwabens vertreten.<br />
Generalsanierungen und Neubauten mit einem<br />
Investitionsvolumen von annähernd 20 Mio.<br />
Euro konnten im Berichtszeitraum abgeschlossen<br />
werden. Die Planungen für den im Jahr 2012 beginnenden<br />
und 8 Mio. Euro teuren Ersatzbau eines<br />
Alten- und Pflegeheims in der schwäbischen<br />
„Regierungshauptstadt“ Augsburg liegen bereits<br />
in der Schublade. Zug um Zug werden die in den<br />
fünfziger und sechziger Jahren erstellten Heime<br />
durch Neubauten ersetzt.<br />
Der Medizinische Dienst der Krankenversicherung<br />
(MDK) beurteilt die AWO-Häuser mit einem<br />
Gesamtdurchschnitt und ohne Ausreißer mit der<br />
Note 1,30 ausnahmslos hervorragend! Bei den im<br />
schwäbisch-ländlichen Bereich enormen Fahrtzeiten<br />
und -strecken sowie der Verpflichtung zur<br />
Zahlung tarifgerechter AWO-Löhne ist der kostendeckende<br />
Betrieb ambulanter Pflegedienste kaum<br />
möglich. Defizitäre Dienste mussten deshalb aufgegeben<br />
werden.<br />
Kindertageseinrichtungen, Jugendsozialarbeit,<br />
Familienbildung<br />
Stabil und jetzt noch jünger: Ihrem gesellschaftlichen<br />
Verständnis und dem Willen des Kinderförderungsgesetzes<br />
2008 entsprechend setzt sich die<br />
AWO Schwaben entschieden für den Auf- und Ausbau<br />
der Betreuungsangebote für unter dreijährige<br />
Kinder in Kinderkrippen ein. Zug um Zug baut sie<br />
deshalb ihre Angebote für diese Zielgruppe aus.<br />
150 weitere Krippenplätze sind eingerichtet - aber<br />
es gibt noch viel zu tun! Und auch der Ausbau der<br />
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| 02<br />
Der Natur verbunden: Die Allgäuer Landwirtschaft bietet viel Platz für Kinder.<br />
Hilfe mit Herz: das neue Alten- und Pflegeheim Mertingen.<br />
Schülerbetreuung schreitet voran. Im Berichtszeitraum<br />
konnten 340 neue Plätze geschaffen werden.<br />
Mit dem Neubau des Hauses der Familie am<br />
Sitz des Unternehmens in Stadtbergen werden die<br />
modellhaften Angebote für Familien und ihre Kinder<br />
zeitgemäß fortgesetzt.<br />
AWO-Angebote für Kinder und Jugendliche sind<br />
wegen ihrer hohen Qualität und Verlässlichkeit in<br />
den Kommunen Schwabens sehr willkommen!<br />
Grenzüberschreitend engagiert – Kooperation<br />
mit der Volkshilfe<br />
Ein gemeinsames Hilfsprojekt der unmittelbar an<br />
der Grenze zu Österreich engagierten Füssener AWO<br />
mit den Tiroler Helfern, gemeinsame Tagungen mit<br />
den Vorarlbergern und der Besuch des schwäbischen<br />
AWO Präsidiums beim Bundesverband der<br />
Österreichischen Volkshilfe in Wien prägten das<br />
überregionale Engagement der AWO Schwaben.<br />
Solidarität mit der österreichischen „AWO Schwester“<br />
Volkshilfe wird im bayerischen Kontext großgeschrieben.<br />
Dienstleistungen in der Informations- und<br />
Telekommunikationstechnik<br />
Mit einer im Jahr <strong>2011</strong> gegründeten Gesellschaft<br />
für Dienstleistungen im IT- und Telekommunikationsbereich<br />
ist die AWO Schwaben nun vor allem für<br />
das eigene Unternehmen – sowie auch für andere<br />
Verbände der Arbeiterwohlfahrt in Deutschland –<br />
tätig. Erhebliche Einsparungen beim Kauf und Unterhalt<br />
sowie der laufenden Modernisierung der<br />
eingesetzten Geräte und Anlagen können so erzielt<br />
werden. Zudem wurde ein mit großer Kapazität<br />
ausgestattetes zertifiziertes Rechenzentrum in Betrieb<br />
genommen, das auch weiteren Interessenten<br />
angeboten wird.<br />
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| AWO Landesverband Thüringen e. V.<br />
<strong>2011</strong>, das „Jahr der Pflege“, hatte in Thüringen<br />
eine besondere Bedeutung. Denn der Freistaat ist<br />
vom demografischen Wandel stark betroffen. Mit<br />
all den Problemen, die damit zusammenhängen,<br />
aber auch all den Chancen, die daraus erwachsen.<br />
So ist gerade die Altenpflege zu einem<br />
wichtigen Jobmotor und Wirtschaftspotenzial in<br />
vielen ansonsten strukturschwachen Regionen<br />
geworden. Das zeigte auch der erste Thüringer<br />
Sozialwirtschaftsbericht, den verschiedene Thüringer<br />
Ministerien zusammen mit der LIGA der<br />
Freien Wohlfahrtspflege e. V. unter dem Vorsitz der<br />
AWO vorlegten. Allerdings stehen dem Erfolg auch<br />
Hemmnisse, wie zum Beispiel ein hoher Dokumentationsaufwand,<br />
ein hoher Fachkräftemangel<br />
und schwierige Refinanzierungsbedingungen, gegenüber.<br />
Beides Themen wurden deshalb intensiv<br />
mit den Thüringer Bundestagsabgeordneten der<br />
SPD diskutiert. Während eines Praktikums in den<br />
AWO-Pflegeheimen konnten sich die Abgeordneten<br />
selbst ein Bild von der Situation der Pflege machen.<br />
Im Rahmen des LIGA-Vorsitzes war die AWO<br />
zudem stark an der Gründung einer sogenannten<br />
„interministeriellen Arbeitsgruppe“ beteiligt. Gemeinsam<br />
diskutieren hier Vertreter/innen des Sozialministeriums,<br />
des Wirtschaftsministeriums, der<br />
Pflegekassen und der Sozialverbände die Zukunft<br />
der Pflege in Thüringen.<br />
Um junge Menschen möglichst früh für soziale Berufe<br />
zu interessieren, beteiligte sich die AWO <strong>2011</strong><br />
zum ersten Mal am sogenannten „Boys-Day“,<br />
der Jungen für bisher frauendominierte Berufe<br />
begeistern soll. Am jährlichen „Schülerfreiwilligentag“<br />
waren ebenfalls rund 400 Schüler/innen<br />
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| 03<br />
in 50 verschiedenen AWO-Einrichtungen zu Gast.<br />
Die AWO Thüringen war im vergangenen Jahr zudem<br />
auf über 20 Fach- und Berufsmessen präsent<br />
und informierte über mögliche Karrierewege und<br />
Berufe bei der Arbeiterwohlfahrt. Fast 200 junge<br />
Menschen begannen im Jahr <strong>2011</strong> eine Ausbildung<br />
bei der AWO, die Mehrzahl davon in der Altenpflege.<br />
Doch Pflege und Seniorenbetreuung ist nur eine<br />
Seite der demografischen Herausforderung. Gleichzeitig<br />
gilt es, möglichst kinderfreundliche Strukturen<br />
zu schaffen, um die Bevölkerungsverschiebung<br />
zumindest einzudämmen und den Kindern beste<br />
Bedingungen und Bildungschancen zu bieten. Um<br />
die inhaltliche Arbeit der Kitas zu verbessern, wurde<br />
im Zuge des Thüringer Bildungsplanes deshalb<br />
die sogenannte Fachberatung für Kindertagesstätten<br />
eingeführt, die in der Regel durch die Jugendämter<br />
umgesetzt wird. Die AWO ist der einzige freie<br />
Träger in Thüringen, der die Fachberatung in vielen<br />
ihrer Kitas selber durchführen kann und diese sogar<br />
für andere Träger und kommunale Einrichtungen<br />
übernimmt. Ein Zeichen, wie sehr die fachliche<br />
Qualität und Erfahrung der AWO in diesem<br />
Bereich geschätzt wird.<br />
Auch in der Mitgliederentwicklung hat sich <strong>2011</strong><br />
einiges getan. Entgegen dem Bundestrend ist es<br />
in Thüringen gelungen, die Mitgliederzahlen leicht<br />
zu steigern. Um die Bindung der AWO-Mitglieder<br />
zu ihrem Verband zu erhöhen, erhält jedes AWO-<br />
Mitglied in Thüringen seit <strong>2011</strong> vier Mal im Jahr<br />
die Verbandszeitschrift „AWO informativ“ per Post<br />
nach Hause.<br />
Liga: Die Thüringer Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht und Landesgeschäftsführer Ulf Grießmann während eines gemeinsamen<br />
Termins in der Staatskanzlei.<br />
Müntefering: Franz Müntefering und der AWO Landesvorsitzende Werner Griese diskutierten auf einer Tagung der Friedrich-Ebert-<br />
Stiftung die Auswirkungen des demografischen Wandels.<br />
Promipraktikum: Der Thüringer Bundestagsabgeordnete Carsten Schneider bei seinem Pflegepraktikum in Erfurt.<br />
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Thüringen<br />
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Unterfranken<br />
| AWO Bezirksverband Unterfranken e. V.<br />
Innovativ Tradition und Fortschritt verbinden<br />
Zahlreiche Einrichtungen des AWO Bezirksverbands<br />
Unterfranken feierten <strong>2011</strong> runde Jubiläen<br />
– Zeugnis für Beständigkeit. Auf der anderen Seite<br />
wurde Bestehendes weiterentwickelt und Neues<br />
angegangen – getreu dem Motto: „Nichts ist so<br />
beständig wie der Wandel.“ Am deutlichsten wird<br />
das am Altenheim in Zeil (Landkreis Haßberge).<br />
Das Hans-Weinberger-Haus fiel im November dem<br />
Abrissbagger zum Opfer. Aber nur, um bis 2013<br />
wieder neu aufzuerstehen wie der sprichwörtliche<br />
Phönix aus der Asche: als Seniorenzentrum, zukunftsfit<br />
gemacht für heutige Ansprüche. Es reiht<br />
sich ein in die Kette moderner Senioreneinrichtungen,<br />
die der Bezirksverband in den letzten Jahren<br />
errichtete – <strong>2011</strong> eröffnete zuletzt das Seniorenzentrum<br />
in Schwebheim (Landkreis Schweinfurt).<br />
Auf 40 Jahre Geschichte blickte das Wilhelm-<br />
Hoegner-Haus in Kitzingen zurück, Pflegeheim<br />
und Wohnheim für psychisch Langzeitkranke.<br />
Auch hier zeugen über vier Jahrzehnte Um- und<br />
Anbauten sowie neue Angebote von Wandel und<br />
veränderten gesellschaftlichen Bedürfnissen. Dass<br />
die heutige (Arbeits-)Welt der Psyche der Menschen<br />
mehr und mehr zu schaffen macht, davon<br />
können auch andere Jubilare ein Lied singen: 15<br />
Jahre sozialpsychiatrische Versorgung der AWO „Am<br />
Rosensee“ in Aschaffenburg oder das zehn Jahre<br />
bestehende Johanna-Kirchner-Haus in Marktbreit<br />
(Lkr. Kitzingen). Beide Häuser sind mehr als gut<br />
ausgelastet, neue Konzepte werden durchdacht.<br />
Die 15 Jahre alte Geriatrische Rehaklinik der AWO<br />
weiß ein Lied davon zu singen, dass gute Konzepte<br />
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Verleihung des AWO-Ehrenamtspreises an die Theatergruppe der Asylbewerber.<br />
Die AWO auf der Mainfranken-Messe.<br />
Abriss und Neubau: Seniorenheim in Zeil am Main.<br />
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und gute Arbeit nicht immer belohnt werden. Das<br />
viel gelobte Modellprojekt kämpft nach wie vor um<br />
bedarfsgerechte Finanzierung, weiß aber einen<br />
starken Partner hinter sich: den BV Unterfranken.<br />
Ein Partner, der <strong>2011</strong> weiter wuchs. Unterfranken<br />
verzeichnete 2010 prozentual den höchsten<br />
Mitgliederzuwachs der AWO bundesweit. Ein fortdauernder<br />
Trend. Knapp 900 neue Fördermitglieder<br />
begrüßte man <strong>2011</strong>, rund 150 mehr als<br />
im Vorjahr. Die „Neuen“ sollen aufgefangen und<br />
getragen werden von den Routiniers in der AWO.<br />
Wie stark die sind, bestätigt die Tatsache, dass der<br />
Kreisverband Schweinfurt seinen 65. Geburtstag<br />
feierte, der KV Kitzingen den 60. EDV-mäßig erfasst<br />
werden alle Mitglieder seit August <strong>2011</strong> mit<br />
neuer Software. Im Herbst <strong>2011</strong> startete das bayerische<br />
Pilotprojekt von BV Unterfranken, BV Niederbayern/Oberpfalz,<br />
AWO Landesverband Bayern<br />
und Softwareentwickler GRÜN AG, Aachen.<br />
Doch nicht nur in Sachen EDV geht man neue Wege.<br />
Mit der Ausschreibung des ersten AWO-Ehrenamtspreises<br />
und dem ersten Mitarbeitergesundheitstag<br />
zeigt sich Unterfranken auch ansonsten innovativ.<br />
Wie auch mit dem „Haus der kleinen Forscher“ und<br />
der Podiumsdiskussion „Bildung ist mehr“. Dazu<br />
passen die Trennung von Bildungswerk und AWO<br />
Akademie sowie die Ende <strong>2011</strong> begonnene Fusion<br />
von BV und KV Würzburg-Stadt. Nicht als Reaktion<br />
auf eine Not, sondern als Aktion. Beides bündelt<br />
Kräfte, betont Stärken und ermöglicht, besser auf<br />
gesellschaftliche Entwicklungen zu reagieren, die<br />
sich auf die Soziale Arbeit auswirken. Innovation,<br />
die Tradition und Fortschritt verbindet.
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| AWO Bezirksverband Weser-Ems e. V.<br />
Der Pflege in Niedersachsen geht die Puste aus<br />
Die AWO Weser-Ems sieht die Versorgung der<br />
niedersächsischen pflegebedürftigen Bürgerinnen<br />
und Bürger bedroht. Durch eine jahrelange<br />
Schlechterstellung der stationären Pflege im Vergleich<br />
zu anderen Bundesländern droht in Niedersachsen<br />
insbesondere den Altenpflegeeinrichtungen<br />
der Freien Wohlfahrtspflege, die einen hohen<br />
Qualitätsstandard haben und ihre Fachkräfte tariflich<br />
entlohnen, entweder die Insolvenz oder die<br />
Pflicht, die Altenhilfe aus Mitgliedsbeiträgen oder<br />
sonstigen Eigenmitteln zu subventionieren. Bei<br />
den drei Diskussionsveranstaltungen des Pflegedialogs<br />
„Der Pflege geht die Puste aus“ debattierten<br />
Vertreter/innen der AWO, des Niedersächsischen<br />
Landtages und der Kostenträger über die Thematik.<br />
AWO Bezirksvorsitzender Dr. Harald Groth<br />
verdeutlichte in seinem jeweiligen Impulsreferat<br />
eindringlich die prekäre Situation. Die Vertreter<br />
der AOK wiesen auf die angespannte finanzielle<br />
Situation der Kassen hin und bestätigten die in<br />
der Vergangenheit entstandenen Verwerfungen in<br />
der Finanzierung der stationären Altenhilfe in Niedersachsen.<br />
Ziel des Pflegedialogs sollte sein, alle<br />
Akteure an einen Tisch zu bekommen und in konstruktiven<br />
Gesprächen Lösungsansätze zu erarbeiten,<br />
um die Situation in der stationären Altenpflege<br />
für die Träger von Senioreneinrichtungen, die<br />
Beschäftigten in der Altenpflege und nicht zuletzt<br />
für die Bewohner/innen zu verbessern.<br />
Studie belegt erfolgreiche Arbeit der Sprachheileinrichtungen<br />
Die AWO Weser-Ems legte <strong>2011</strong> eine umfangrei-<br />
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che Evaluationsstudie vor, die die erfolgreiche<br />
Behandlung von sprachgestörten Kindern belegt.<br />
Dazu wurden über einen Zeitraum von vier Jahren<br />
die interdisziplinäre Sprachheilarbeit und deren<br />
Wirksamkeit in den Sprachheilkindergärten<br />
der AWO unter die Lupe genommen. Die Untersuchungsergebnisse<br />
zeigen, dass die meisten Kinder<br />
nach der Behandlung verständlich sprechen können<br />
und einen altersüblichen Entwicklungsstand<br />
aufweisen.<br />
Die „Kalender Girls 2012“<br />
Zwölfmal Lebensfreude pur strahlt dem Betrachter<br />
der „Kalender Girls 2012“ entgegen. Die AWO<br />
Weser-Ems brachte erstmalig einen Jahreskalender<br />
heraus. Zu sehen sind fröhliche, verschmitzte,<br />
aber eben auch faltige und lebenserfahrene Gesichter<br />
von Bewohnerinnen und einem Bewohner<br />
aus AWO-Einrichtungen in Großefehn, Esens, Aurich<br />
und Nordhorn.<br />
Delegierte bestätigen Vorstand<br />
Mit eindrucksvollen 92 Prozent bestätigten die Delegierten<br />
der Bezirkskonferenz den Vorsitzenden<br />
Dr. Harald Groth in seinem Amt. Die beiden stellvertretenden<br />
Vorsitzenden Dr. Lothar Knippert und<br />
Hermann Bontjer wurden ebenfalls überzeugend<br />
in die nächsten vier Amtsjahre geschickt. Der Leitantrag<br />
des Bezirksvorstandes, der einstimmig angenommen<br />
wurde, macht den Weg frei für einen<br />
umfassenden Verbandsentwicklungsprozess, zur<br />
innovativen und nachhaltigen unternehmerischen<br />
und verbandlichen Gestaltung der AWO zwischen<br />
Weser und Ems.<br />
Der Landtagsabgeordnete Wiard Siebels (stehend) sicherte der AWO die Unterstützung der niedersächsischen SPD-Landtagsfraktion zu.<br />
Theodor Bruns bei der Arbeit im Sprachheilzentrum Wilhelmshaven.<br />
Die „Kalender Girls 2012“.<br />
Der neue Vorstand: Dr. Harald Groth (Mitte), Dr. Lothar Knippert (li.) und Hermann Bontjer.<br />
| 03 | 04<br />
Weser-Ems<br />
| 101
Westliches Westfalen<br />
| AWO Bezirksverband Westliches Westfalen e. V.<br />
Fachtagung „Meine Welt ist eine andere -<br />
Umgang mit demenziell veränderten Menschen“<br />
Bereits zum sechsten Mal fand am 8. Juni <strong>2011</strong> in<br />
Marl im Lucy-Romberg-Haus der AWO eine Fachtagung<br />
zum Thema Demenz statt. Unter dem Titel<br />
„Meine Welt ist eine andere - Umgang mit demenziell<br />
veränderten Menschen“ thematisierten und<br />
diskutierten 200 Teilnehmer/innen unterschiedliche<br />
Aspekte rund um die Betreuung und Pflege demenzkranker<br />
Menschen.<br />
Die wachsende Bedeutung einer angemessenen<br />
Versorgung Demenzkranker wurde bereits in der<br />
Begrüßung durch Herrn Wolfgang Altenbernd, Geschäftsführer<br />
der AWO Bezirk Westliches Westfalen,<br />
und im Grußwort von Herrn Werner Arndt, Bürgermeister<br />
der Stadt Marl und Schirmherr der Veranstaltung,<br />
hervorgehoben.<br />
In seinem Fachvortrag referierte Herr Dr. Christoph<br />
Gerhard über das Thema „Autonomie trotz<br />
Demenz“, bei dem es um den Respekt gegenüber<br />
der Würde und dem Selbstbestimmungsrecht auch<br />
derjenigen Menschen ging, die von einer Demenz<br />
betroffen sind. Als zweite Hauptreferentin stellte<br />
Frau Dr. Caroline Bohn das Problem von „Scham<br />
und Beschämung“ in den Mittelpunkt und bezog in<br />
ihrem Vortrag auch die Teilnehmer/innen intensiv<br />
ein, indem sie diese zum Nachdenken über eigene<br />
Erfahrungen in diesem Bereich aufforderte.<br />
Im weiteren Verlauf der Fachtagung wurden in<br />
sechs Workshops, neben der Vertiefung der Inhalte<br />
aus den Referaten am Vormittag, weitere Schwerpunkte<br />
thematisiert. Diese reichten vom Umgang<br />
mit demenziell erkrankten Menschen, der Ernährung<br />
bei Demenz über Beschäftigungsangebote und<br />
den Einsatz von Musik in der Seniorenbetreuung bis<br />
hin zu rechtlichen Aspekten.<br />
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Wilhelm-Kauermann-Seniorenzentrum in Castrop-Rauxel.<br />
Im Snoezelen-Raum.<br />
Seniorenzentren zukunftssicher machen<br />
Mit 61 stationären Pflegeeinrichtungen, den dort<br />
betreuten mehr als 7.500 Bewohnerinnen und<br />
Bewohnern und rund 6.000 Mitarbeitende ist der<br />
AWO Bezirksverband Westliches Westfalen e.V. einer<br />
der größten Träger in diesem Arbeitsfeld in<br />
ganz Deutschland. Die Seniorenzentren konzeptionell<br />
wie wirtschaftlich zukunftssicher zu machen,<br />
stand auch <strong>2011</strong> ganz oben auf der Agenda.<br />
Die größte inhaltliche Herausforderung in der stationären<br />
Pflege ist die Betreuung Demenzkranker,<br />
die mittlerweile mehr als 50 Prozent der Gesamtbewohnerschaft<br />
ausmachen. Deshalb wurde im<br />
Bezirksverband hierzu eine Rahmenkonzeption<br />
entwickelt, die jede einzelne Einrichtung durch<br />
ein individuelles Konzept ergänzte. Ziel ist es,<br />
perspektivisch in allen Einrichtungen durch tagesstrukturierende<br />
Angebote den Demenzkranken,<br />
die ansonsten integriert in Wohnbereichen gemeinsam<br />
mit nicht an Demenz Erkrankten leben,<br />
eine spezifische Betreuung während der Tageszeit<br />
anzubieten. Dieser teilsegregative Ansatz steigert<br />
die Lebensqualität aller Bewohner/innen eines<br />
Seniorenzentrums. In mehreren Einrichtungen<br />
entstanden Bereiche mit Wohn- und Ruheräumen,<br />
Küchen, Snoezelen-Räumen und teilweise angeschlossenen<br />
geschützten Sinnesgärten, die speziell<br />
auf die Bedürfnisse Demenzkranker ausgerichtet<br />
sind.<br />
Durch weitere umfangreiche bauliche Maßnahmen<br />
sollten der 1-Bett-Zimmer-Anteil auf 80 Prozent<br />
angehoben und eine größere Barrierefreiheit realisiert<br />
werden.<br />
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| AWO Bezirksverband Württemberg e. V.<br />
Projekt AWO braucht Jugend<br />
Auf der Grundlage der Magdeburger Beschlüsse beschäftigt<br />
sich eine Arbeitsgruppe mit der Frage, wie<br />
die AWO junge Menschen für die AWO gewinnen<br />
und wie der Übergang vom Jugendwerk in die AWO<br />
zukünftig verbessert werden kann. Das Bezirksjugendwerk<br />
hat gemeinsam mit interessierten AWO-<br />
Gliederungen Konzepte zur Beratung und Schulung<br />
von Ortsvereinen und Kreisverbänden entwickelt.<br />
Auch die Waldheimarbeit vieler Ortsvereine und<br />
Kreisverbände wird durch einen Austausch der<br />
Fachkräfte in der Kinder- und Jugenderholung begleitet.<br />
Der Personalbedarf für diese Aktivitäten des<br />
Jugendwerks wird durch eine freiwillige finanzielle<br />
Beteiligung der Ortsvereine und Kreisverbände unterstützt.<br />
Ziel ist es, dauerhaft eine halbe Stelle für<br />
das Projekt schaffen zu können.<br />
Freiwilligendienste erfolgreich<br />
Das Freiwillige Soziale Jahr und der Bundesfreiwilligendienst<br />
bei der AWO Württemberg erfreuen sich<br />
einer starken Nachfrage. <strong>2011</strong> gab es rund 60 Prozent<br />
mehr Freiwillige als im Vorjahr. 300 Freiwillige<br />
– davon 100 Bundesfreiwilligendienstler/innen<br />
– leisten Ihr FSJ oder den BFD z. B. in Kindertagesstätten,<br />
Schulen, der Jugendhilfe, Seniorenzentren,<br />
Einrichtungen für Menschen mit Behinderung, Sozialstationen/Mobilen<br />
Sozialen Diensten sowie im Bereich<br />
Kultur. Vor allem bei jungen Männern scheint<br />
der Bundesfreiwilligendienst beliebt zu sein, zwei<br />
Drittel der Teilnehmenden sind männlich. Aufgrund<br />
dieses enormen Zuwachses wurde das Team mit<br />
zwei pädagogischen Fachkräften verstärkt, um die<br />
Freiwilligen und Einsatzstellen während des Freiwilligendienstes<br />
optimal betreuen und begleiten zu<br />
können.<br />
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| 03<br />
Wolfgang Stadler, Wilhelm Schmidt, Mitarbeiterinnen der AWO Baden-Württemberg.<br />
Babysimulatoren, AWO Heidenheim.<br />
Teilnehmer/innen der Zukunftswerkstatt AWO.<br />
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Zukunftswerkstatt<br />
Wohin entwickelt sich die AWO in Württemberg?<br />
Wo wird mein Ortsverein im Jahr 2020 stehen? Das<br />
und vieles mehr wurde bei der Zukunftswerkstatt<br />
diskutiert, die der Bezirksverband gemeinsam mit<br />
den Vorsitzenden und Geschäftsführern der Kreisverbände<br />
oder deren Gesellschaften, dem Bezirksvorstand<br />
und den leitenden Mitarbeitenden des<br />
Bezirksverbandes durchführte. Es wurden zahlreiche<br />
Projekte angestoßen wie z. B. ein Strategiepapier<br />
Altenhilfe, das sich mit dem flächendeckenden<br />
und vernetzten Angebot der AWO beschäftigt. Auf<br />
dem Gebiet der Kinder- und Jugendhilfe sollen der<br />
Ausbau der Kindertageseinrichtungen verstärkt und<br />
Familienzentren gegründet werden. In Sachen Jugend<br />
sollen eine einheitliche Zielsetzung für die<br />
Jugendarbeit in Württemberg erarbeitet und Beratungskompetenz<br />
aufgebaut werden. Ein weiterer<br />
Zukunftstag wird zum Verbandsbereich stattfinden.<br />
14. Deutscher Kinder- und Jugendhilfetag<br />
in Stuttgart<br />
Im Juni <strong>2011</strong> präsentierte die AWO Württemberg<br />
gemeinsam mit ihren Kreisverbänden ihre Jugendhilfeangebote<br />
auf dem 14. Deutschen Kinder- und<br />
Jugendhilfetag. Die Besucher/innen konnten sich<br />
auch von der AWO-Betreuungsstelle für das Freiwillige<br />
Soziale Jahr und den Bundesfreiwilligendienst<br />
beraten lassen. Das Projekt „Lieber schwanger als<br />
Schule – Einsatz von Babysimulatoren in der sexualpädagogischen<br />
Arbeit mit Jugendlichen“ der AWO<br />
Heidenheim fand bei den Zuschauerinnen und Zuschauern<br />
großes Interesse. Ein Workshop zum „Qualitätsmanagement<br />
in Tageseinrichtungen für Kinder“<br />
war ebenfalls gut besucht.<br />
Württemberg<br />
| 103
Bundesländer<br />
| 104<br />
| Statistische Daten der AWO in den Bundesländern<br />
Anzahl<br />
der Mitglieder<br />
Hauptamtlich<br />
Beschäftigte<br />
Ehrenamtliche<br />
Mitarbeiter<br />
Baden-Württemberg 29.045 11.231 5.850<br />
Bayern 69.291 25.704 14.000<br />
Berlin 6.973 5.811 1.350<br />
Brandenburg 12.275 8.162 730<br />
Bremen 2.127 2.888 570<br />
Hamburg 2.916 1.437 800<br />
Hessen 27.418 9.348 2.900<br />
Mecklenburg-Vorpommern 5.829 5.696 1.000<br />
Niedersachsen 38.493 14.926 4.430<br />
Nordrhein-Westfalen 109.255 52.330 21.110<br />
Rheinland-Pfalz 23.902 5.168 4.670<br />
Saarland 14.303 916 2.400<br />
Sachsen 6.857 11.814 1.125<br />
Sachsen-Anhalt 5.062 4.343 3.000<br />
Schleswig-Holstein 18.573 4.144 2.800<br />
Thüringen 9.559 9.108 3.000<br />
Gesamt 381.878 173.026 69.735
Mitglieder, Mitgliedschaften,<br />
Beteiligungen<br />
<strong>Verbandsbericht</strong> <strong>2011</strong>
Mitglieder & Mitgliedschaften der AWO<br />
| 106<br />
| Mitglieder, Einrichtungen, Beteiligungen und Mitgliedschaften<br />
Mitglieder des AWO-Bundesverbandes als juristische Personen sind die Landes- und Bezirksverbände<br />
der AWO sowie korporativ angeschlossene Mitglieder:<br />
Bezirksverband Baden e. V.<br />
Hohenzollernstr. 22<br />
76135 Karlsruhe<br />
Landesverband Bayern e. V.<br />
Edelsbergstr. 10<br />
80686 München<br />
Landesverband Berlin e. V.<br />
Blücherstraße 62/63<br />
10961 Berlin<br />
Landesverband Brandenburg e. V.<br />
Kurfürstenstr. 31<br />
14467 Potsdam<br />
Bezirksverband Braunschweig e. V.<br />
Peterskamp 21<br />
38108 Braunschweig<br />
Landesverband Bremen e. V.<br />
Auf den Häfen 30-32<br />
28203 Bremen<br />
Landesverband Hamburg e. V.<br />
Witthöfftstr. 5–7<br />
22041 Hamburg<br />
Bezirksverband Hannover e. V.<br />
Körtingsdorfer Weg 8<br />
30455 Hannover<br />
Bezirksverband Hessen-Nord e. V.<br />
Wilhelmshöher Allee 32 A<br />
34117 Kassel<br />
Bezirksverband Hessen-Süd e. V.<br />
Kruppstr. 105<br />
60388 Frankfurt/M.<br />
Landesverband Mecklenburg-Vorpommern e. V.<br />
Wismarsche Str. 183-185<br />
19053 Schwerin<br />
Bezirksverband Mittelrhein e. V.<br />
Rhonestr. 2a<br />
50765 Köln<br />
Bezirksverband Niederbayern/Oberpfalz e. V.<br />
Brennesstr. 2<br />
93059 Regensburg<br />
Bezirksverband Niederrhein e. V.<br />
Lützowstr. 32<br />
45141 Essen<br />
Bezirksverband Oberbayern e. V.<br />
Edelsbergstr. 10<br />
80686 München<br />
Bezirksverband Ober- und Mittelfranken e. V.<br />
Karl-Bröger-Str. 9/I<br />
90459 Nürnberg<br />
Bezirksverband Ostwestfalen-Lippe e. V.<br />
Detmolder Str. 280<br />
33605 Bielefeld<br />
Bezirksverband Pfalz e. V.<br />
Maximilianstr. 31<br />
67433 Neustadt/Wstr.<br />
Bezirksverband Potsdam e. V.<br />
August-Bebel-Str. 86<br />
14482 Potsdam<br />
Bezirksverband Rheinland e. V.<br />
Dreikaiserweg 4<br />
56068 Koblenz<br />
Landesverband Saarland e. V.<br />
Hohenzollernstr. 45<br />
66117 Saarbrücken<br />
Landesverband Sachsen-Anhalt e. V.<br />
Klausenerstr. 17<br />
39112 Magdeburg<br />
Landesverband Sachsen e. V.<br />
Georg-Palitzsch-Str. 10<br />
01239 Dresden<br />
Landesverband Schleswig-Holstein e. V.<br />
Sibeliusweg 4<br />
24109 Kiel<br />
Bezirksverband Schwaben e. V.<br />
Sonnenstr. 10<br />
86391 Stadtbergen<br />
Landesverband Thüringen e. V.<br />
Pfeiffersgasse 12<br />
99084 Erfurt
Bezirksverband Unterfranken e. V.<br />
Kantstr. 45 a<br />
97070 Würzburg<br />
Bezirksverband Weser-Ems e. V.<br />
Klingenbergstr. 73<br />
26133 Oldenburg<br />
| Korporative Mitglieder<br />
AWO International<br />
Markgrafenstr. 11<br />
10969 Berlin<br />
Aufgaben: Entwicklungszusammenarbeit,<br />
Humanitäre Hilfe, Globales Lernen<br />
Naturfreunde Deutschlands e.V.<br />
Warschauer Straße 58a<br />
10243 Berlin<br />
Aufgabe: Verwaltung und Beratung der Naturfreundehäuser,<br />
Rückgewinnung von Immobilien<br />
in den neuen Bundesländern<br />
Förderverein der Gehörlosen<br />
der neuen Bundesländer e.V.<br />
Schönhauser Allee 36<br />
10435 Berlin<br />
Eckturm – 1. Etage<br />
Aufgabe: Beratungs- und Betreungsarbeit<br />
für Gehörlose in den neuen Bundesländern<br />
Gesellschaft für Organisationsentwicklung<br />
und Sozialplanung<br />
Brachvogelstr. 1<br />
10961 Berlin<br />
Aufgabe: Organisationsberatung,<br />
Interne Trainingsmaßnahmen,<br />
Leitungsberatung/Supervision für Führungskräfte<br />
Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e.V.<br />
(ISS)<br />
Zeilweg 42<br />
60439 Frankfurt/Main<br />
Aufgabe: Wissenschaftliche Begleitung,<br />
Praxisforschung, Beratung/Planung,<br />
Organisationsentwicklung, Gutachten/Expertisen,<br />
Fort- und Weiterbildung<br />
Marie-Schlei-Verein<br />
Grootiushof, Grootsruhe 4<br />
20537 Hamburg<br />
Aufgabe: Unterstützung von Frauenprojekten<br />
in der Dritten Welt<br />
Bezirksverband Westliches Westfalen e. V.<br />
Kronenstr. 63-69<br />
44139 Dortmund<br />
Bezirksverband Württemberg e. V.<br />
Kyffhäuserstr. 77<br />
70469 Stuttgart-Feuerbach<br />
M.S.K. e. V.<br />
Initiative Selbsthilfegruppe<br />
Multiple Sklerose Kranker<br />
Schelmengrubenweg 29<br />
69198 Schriesheim<br />
Aufgabe: Kontakte, Informationen,<br />
Erfahrungsaustausch MS-Kranker<br />
Mitglieder & Mitgliedschaften der AWO<br />
Pädal-pädagogik aktuell e. V.<br />
Fontanestr. 2<br />
14715 Nennhausen<br />
Aufgabe: Lernwerkstatt Kita-Museum,<br />
Kulturangebot und Erzieherinnenfortbildungsprogramm<br />
SoVD Sozialverband Deutschland e. V.<br />
Stralauer Str. 63<br />
10179 Berlin<br />
Aufgabe: Hilfe und Fürsorge für Behinderte,<br />
Sozialrentner, Hinterbliebene, Kriegs- und<br />
Wehrdienstopfer, Arbeitsunfallverletzte,<br />
Sozialhilfeempfänger und jugendliche Behinderte<br />
ZMO – Zusammenarbeit mit Osteuropa e. V.<br />
Herrn Rainer Pietrusky<br />
50354 Hürth<br />
Luxemburger Str. 337<br />
Aufgabe: Soziale und kulturelle Betreuung<br />
von Vertriebenen, Flüchtlingen, Aussiedlern,<br />
Zuwanderern und politischen Asylanten<br />
Zukunftsforum Familie e. V. (ZFF)<br />
Markgrafenstr. 11<br />
10969 Berlin<br />
Aufgaben: Bekämpfung von Kinderarmut<br />
und Forderungen nach einer sozial gerechten<br />
Familienpolitik, Familienbildung, Gleichstellung<br />
der Geschlechter, bessere Vereinbarkeit von<br />
Familie und Beruf, Zeitpolitik für Frauen<br />
| 107
Mitglieder & Mitgliedschaften der AWO<br />
| 108<br />
| Einrichtungen des Bundesverbandes<br />
• Marie-Juchacz-Stiftung<br />
• Tagungszentrum Haus Humboldtstein<br />
| Beteiligungen des Bundesverbandes<br />
• Gesellschaft für Organisationsentwicklung u. Sozialplanung (GOS)<br />
• ElternService AWO<br />
• GesundheitsService AWO<br />
• Bank für Sozialwirtschaft (BFS)<br />
• GLS Bank<br />
| Mitgliedschaften und Kooperationen des Bundesverbandes<br />
• AFET Arbeitsgemeinschaft für Erziehungshilfe<br />
• AGEF Bundesarbeitsgemeinschaft für Familienbildung und –beratung<br />
• AGJ Arbeitsgemeinschaft für Jugendhilfe<br />
• AG SBV – Arbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung der Verbände<br />
• AK Deutscher Bildungsstätten<br />
• Aktionsbündnis seelische Gesundheit<br />
• Arbeitskreis Migration und öffentliche Gesundheit der Beauftragten der Bundesregierung<br />
für Migration, Flüchtlinge und Integration<br />
• AWO Arbeitgeberverband<br />
• AWO International<br />
• BAG Kinder- und Jugendschutz<br />
• BAG Straffälligenhilfe e. V. (BAGS)<br />
• BAG Wohnungslosenhilfe e. V. (BAGW)<br />
• Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienste u. Wohlfahrtspflege, BGW<br />
• Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (BAGFW)<br />
• Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen e. V. (BAGSO)<br />
• Bundesarbeitsgemeinschaft Familienerholung<br />
• Bundesarbeitsgemeinschaft Familienmediation, BAFM, Berlin<br />
• Bundesarbeitsgemeinschaft Rehabilitation, BAR<br />
• Bundesarbeitskreis FSJ<br />
• Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung, bvpg<br />
• Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Jugend- und Eheberatung<br />
• Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e. V. (DHS)<br />
• Deutsche IPA-Sektion<br />
• Deutsche Krankenhausgesellschaft, DKG<br />
• Deutsche Welthungerhilfe, DWH<br />
• Deutscher Landesausschuss der Internationalen Konferenz für Sozialarbeit<br />
• Deutscher Verein<br />
• Deutsches Jugendinstitut e. V., DJI<br />
• eLearning in der Pflege e. V.<br />
• Elly Heuss-Knapp-Stiftung, MGW<br />
• Europäische Akademie für Elementarerziehung (EAFE)<br />
• Europäische Koordination für d. Recht v. Migranten<br />
• European Anti-Poverty Network (EAPN)
• European Council on Refugees und Exiles (ECRE)<br />
• European Network on Intercultural Elderly Care (ENIEC)<br />
• European Social Network (ESN)<br />
• Familienferien- und Häuserwerk der Deutschen Naturfreunde<br />
• Förderverein der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS)<br />
• Frauenhauskoordinierung<br />
• Gemeinsamer AK für Familienerholung<br />
• Gesellschaft für Datenschutz<br />
• Gesellschaft für sozialen Fortschritt, GSF<br />
• Informationsverbund Asyl<br />
• Initiative für Frieden, internationalen Ausgleich und Sicherheit, IFIAS<br />
• Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik, ISS<br />
• Internationaler Rat für Hauspflegedienste – International Council of Homehelp Services<br />
• Konferenz Zentraler Fortbildungsinstitutionen für Jugend- und Sozialarbeit<br />
• Kooperationsverbund Gesundheitsförderung bei sozial Benachteiligten<br />
• Kooperationsverbund Jugendsozialarbeit<br />
• Kuratorium Deutsche Altershilfe, KDA<br />
• Nationale Armutskonferenz, nak<br />
• NGO Group for the Convention on the Rights of the Child<br />
• Pro Asyl<br />
• SOLIDAR, Brüssel<br />
• SPD-Parteirat<br />
• Verbraucherzentrale Bundesverband e. V. (vzbv)<br />
• Versorgungsverband VBLU<br />
• WlBU – Wirtschaftsbund sozialer Einrichtungen e. G.<br />
Mitglieder & Mitgliedschaften der AWO<br />
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