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care tuareg - CARE Deutschland e.V.

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Die Ereignisse von Tchin-Tabaradene haben uns jede Hoffnung<br />

und alle Illusionen genommen, Demokratie und Gerechtigkeit<br />

durchzusetzen. So schuf menschlicher Wahnsinn eine<br />

revolutionäre Stimmung mit dramatischen Folgen für den<br />

Niger und das friedliche Zusammenleben seiner Volksstämme.<br />

Einige Tuareg beschlossen, zu den Waffen zu greifen, und sie<br />

zogen sich in die natürliche Festung, die das Aïr-Massiv bildet,<br />

zurück. Andere wollten an eine politische Lösung glauben.<br />

Damals habe ich schreckliche innere Kämpfe ausgefochten.<br />

Ich war hin und her gerissen zwischen den beiden Richtungen,<br />

die sich in unserer Gemeinschaft abzeichneten. Ich wußte,<br />

daß vom Niger in politischer Hinsicht nichts zu erhoffen<br />

war. Die Mentalität in diesem Land war keineswegs schon so<br />

weit, daß ein politisches System und eine Regierungsform<br />

akzeptiert worden wären, die allen Volksgruppen der Nation<br />

im Rahmen eines föderativen Staates Selbstverwaltung<br />

einräumten.<br />

Ich konnte mich jedoch nicht dazu durchringen, mich den<br />

Rebellen anzuschließen. Der Gedanke, Männer töten zu<br />

müssen und ihre Kinder zu Waisen zu machen, schockierte<br />

mich. Zudem wußte ich, daß der Kampf lange dauern würde<br />

und unser Volk entsetzlich leiden müßte. Aber wir mußten<br />

politische Veränderungen herbeiführen, die allerdings zu<br />

den politischen Strukturen der afrikanischen Länder in<br />

Widerspruch stehen würden. ...Unglücklicherweise war im<br />

Niger niemand bereit, solche politischen Projekte ernst<br />

zu nehmen. ...Das Wort »Föderalismus« war tabu, und<br />

jeder Tuareg, der davon sprach, war ein potentieller Rebell.<br />

Alle Diskussionen, die wir führen wollten, wurden, kaum<br />

begonnen, sogleich abgeklemmt oder rasch abgehakt. Wir<br />

fanden nicht einen einzigen Gesprächspartner, mit dem<br />

wir über das Problem der Minoritäten hätten sprechen<br />

können: über das Aufgeben aller wirtschaftlichen Projekte<br />

in Nomadengebieten, über die ungenügende oder<br />

zusammengebrochene medizinische Versorgung, über die<br />

im Norden und im Süden so unterschiedliche Verteilung der<br />

Schulen, über das Problem der Viehzucht.<br />

Mano Dayak: Geboren mit Sand in den Augen.<br />

Die Autobiographie des Führers der Tuareg-Rebellen.<br />

Zürich 1997 S. 171- 174

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