WachstumsImpulse - Wirtschaftsregion Heilbronn - Franken
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Genießerregion<br />
Genießerregion<br />
Hohenlohe<br />
Essen & Trinken<br />
an kocher, Jagst<br />
und Tauber<br />
Die Geschichte der Genießerregion Hohenlohe beginnt unspektakulär<br />
im Jahre 1997. Die Ökotrophologin Karin Zinsler aus Mulfingen<br />
suchte ein Thema im Rahmen ihres Praktikums bei der<br />
heutigen Touristikgemeinschaft Hohenlohe. „Für uns ergab sich<br />
da eine große Chance, ein lange verfolgtes Ziel umzusetzen“, erinnert<br />
sich Andreas Dürr, Vorsitzender des Arbeitskreises Kulinaristik<br />
Hohenlohe. „Wir wollten nämlich schon lange die Frage<br />
wissenschaftlich beantwortet wissen, ob es denn in Hohenlohe<br />
eine typische regionale Küche gibt? Wenn ja, sollte die Jungakademikerin<br />
diese auch gleich näher beschreiben“, so Dürr. Zusammen<br />
mit seiner damaligen Kollegin Helianthe Schobert von Hohenlohe-<strong>Franken</strong><br />
Touristik konnte er den Hohenlohekreis sowie<br />
den Landkreis Schwäbisch Hall nun gemeinsam auf seine regionale<br />
Ess- und Trinkkultur hin untersuchen lassen. „Das Ergebnis<br />
war dann nicht wirklich überraschend, aber dafür eben jetzt wissenschaftlich<br />
untermauert: Natürlich gibt es eine eigenständige<br />
Hohenloher Küche, die stark von schwäbischen und fränkischen<br />
Einflüssen geprägt ist“, sagt Andreas Dürr.<br />
Typisch für Hohenlohe – die Schlitzohren verstanden es hervorragend,<br />
die ohnehin schon edlen Produkte aus Küche und Keller<br />
über Jahrhunderte hinweg noch zu verfeinern. Oder anders ausgedrückt:<br />
In Hohenlohe beinhalten die Spätzle mehr Eier als anderswo.<br />
Und das schmeckt der Genießer natürlich.<br />
Ein weiterer Meilenstein der Genießerregion Hohenlohe folgte<br />
dann im Jahre 1998, als der Sigloch Verlag aus Künzelsau ein<br />
176-seitiges und mit 65 hohenlohischen Rezepten versehenes<br />
Kochbuch „Kulinarische Streifzüge durch Hohenlohe“ veröffentlichte.<br />
Plötzlich war spürbar, dass sich regionales Essen & Trinken<br />
zu einem Thema entwickelte.<br />
Dies wurde auch in der Landeshauptstadt Stuttgart bemerkt. So<br />
konnte der Arbeitskreis 2001 zusammen mit dem Südwest Rundfunk<br />
das erste SWR-Kochfestival „Pfännle on Tour“ in Hohenlohe<br />
veranstalten. „Damals hatte ich übrigens den ersten Kontakt mit<br />
dem Schwäbisch-Hällischen Landschwein, das von Rudolf Bühler<br />
und seiner Erzeugergemeinschaft bereits seit 1988 gezüchtet<br />
und regional vermarktet wurde“, weiß Andreas Dürr.<br />
Doch es dauerte dann noch bis 2006 als sich heimische Touristiker<br />
zu einem Gedankenaustausch mit Fürst Philipp zu Hohenlohe-Langenburg<br />
und dem damaligen Geschäftsführer Roger<br />
Heidt von der Tourismus Marketing GmbH Baden-Württemberg<br />
Weinsachverständiger<br />
Otto Geisel ist einer der<br />
maßgeblichen „Erfinder“<br />
der Genießerregion<br />
Hohenlohe.<br />
(TMBW) sowie Otto Geisel, Weinsachverständiger und damals<br />
Vorsitzender von Slowfood Deutschland aus Bad Mergentheim,<br />
auf Schloss Langenburg trafen. Die wichtigste Frage lautete damals:<br />
Wie können wir Hohenlohe mit welchem Thema ein eigenständiges<br />
Tourismusprofil geben? „Im Protokoll der Veranstaltung<br />
wurde von mir die Antwort aufgeschrieben: Durch Essen & Trinken!“,<br />
so Dürr.<br />
Aus dem Treffen entstand der Arbeitskreis Kulinaristik Hohenlohe.<br />
In diesem arbeiten aktuell die beiden hohenlohischen Touristikgemeinschaften<br />
Hohenlohe und Hohenlohe & Schwäbisch Hall<br />
Tourismus sowie die Stadtverwaltung Bad Mergentheim zusammen,<br />
verstärkt um einen Fachbeirat. Die Kurstadt im nördlichen<br />
Hohenlohe vertritt hierbei übrigens weitere hohenlohische Städte<br />
aus dem benachbarten Main-Tauber-Kreis. Mit einer gemeinsamen<br />
Wort-Bild-Marke „Genießerregion Hohenlohe / Essen & Trinken<br />
an Kocher, Jagst und Tauber“ dokumentiert diese lebendige<br />
Kooperation, dass der heimische Tourismus viel, viel enger und<br />
zielorientierter erfolgreich zusammenarbeitet, als dies von Medien,<br />
Öffentlichkeit und auch Entscheidungsträgern wahrgenommen<br />
wird. Die Genießerregion Hohenlohe gilt beispielsweise im<br />
Land Baden-Württemberg als sogenanntes „Leuchtturm-Projekt“<br />
für beispielhafte Tourismusvernetzung!<br />
In das Landesmarketing des Genießerlands Baden-Württemberg<br />
eingebettet, durfte sich dann die Genießerregion Hohenlohe sehr<br />
schnell unter anderem wegen vielbeachteten Messeauftritten bei<br />
der Internationalen Tourismusbörse Berlin (ITB) fortan als die „1.<br />
Genießerregion Baden-Württembergs“ bezeichnen.<br />
Das leben schmecken, spüren, fühlen<br />
Mulfingen-Ailringen. Das ist ein idyllisches<br />
Örtchen im Jagsttal. Hier scheint<br />
die Zeit langsamer zu vergehen als anderswo.<br />
Ein verträumter Bach fließt durch<br />
den Ort, Blumenkästen verzieren die Häuser<br />
der gut 500 Einwohner. Autos fahren<br />
selten. Eine Offenbarung für Stressgeplagte.<br />
Und mitten im Ortskern – gleich neben<br />
dem Alten Rathaus – ragt es empor:<br />
Das alte amtshaus des Deutschordens<br />
aus dem 17. Jahrhundert. Herrschaftlich<br />
und schön. Das war nicht immer so. Vor<br />
gut zehn Jahren noch schien die Zeit für<br />
das original Fachwerkgebäude abgelaufen<br />
zu sein. Steine fielen aus den Mauern und<br />
Balken verfaulten. Bis das Ehepaar Würth<br />
– der Unternehmer Würth ist für sein regionales<br />
Engagement bekannt – das Haus<br />
Olaf Pruckner, Küchenchef im<br />
Alten Amtshaus, engagiert<br />
sich für die Regionalkost.<br />
kaufte und wiederherstellen ließ. Die neuen<br />
Besitzer verwandelten das Alte Amtshaus<br />
in ein stilvolles Hotel mit erstklassigem<br />
Restaurant. Sogar der Dalai Lama<br />
übernachtete dort.<br />
Genießen – das fällt hier leicht. Der Gast<br />
fühlt sich wie zu Hause, denn die Atmosphäre<br />
ist warm und die Menschen freundlich.<br />
Das gilt auch für das Restaurant im<br />
Gewölbekeller. Dass hier keine Standardgerichte<br />
serviert werden, versteht sich von<br />
selbst. Rostbraten vom Hohenloher Weideochsen<br />
mit Senf-Kräuterkruste, Spätzle<br />
und Rotweinjus findet man auf der Karte.<br />
Oder Kotelette vom Waldenburger Kalb<br />
mit kleiner Spitzmorchel-Lasagne und brai-<br />
siertem Römersalat. Ebenso gefüllte Perlhuhnbrust<br />
mit Lehmspargel, Limonen-<br />
Dieter Kraft ist von<br />
der Fleischspezialität<br />
Limpurger Rind<br />
überzeugt.<br />
> fOTOS: Touristikgemeinschaft Hohenlohe e. v.<br />
Pfefferjus und Kartoffel-Schnittlauch-Crepe.<br />
Aber auch Rücken und Schulter vom<br />
Hohenloher Lamm auf Aprikosencouscous<br />
mit Pfifferlingen und gefüllter Zucchiniblüte.<br />
Das sind kulinarische Höhepunkte, die<br />
Olaf Pruckner, seit den Anfangstagen<br />
Chef de Cuisine, mit seinem Team für die<br />
Gäste zaubert. Spricht man mit ihm über<br />
sein Konzept, wird schnell klar: Seine<br />
Kochkunst ist ein Plädoyer für die regionale<br />
Küche. Kein Wunder also, dass er regelrecht<br />
ins Schwärmen gerät, wenn er von<br />
den heimischen Produkten erzählt.<br />
Zum Beispiel vom Limpurger Rind, der ältesten<br />
Württemberger Rinderrasse. Die<br />
Gäste wissen diese Spezialität zu schätzen<br />
und kommen von überall her. Was ist der<br />
32 <strong>Heilbronn</strong>-<strong>Franken</strong> – die Region der weltmarktführer<br />
<strong>WachstumsImpulse</strong> · 2 | 2011 <strong>WachstumsImpulse</strong> · 2 | 2011 <strong>Heilbronn</strong>-<strong>Franken</strong> – die Region der weltmarktführer 33