Immunprophylaxe der Hepatitis B - DGVS
Immunprophylaxe der Hepatitis B - DGVS
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5. Patienten in psychiatrischen Einrichtungen o<strong>der</strong> Bewohner<br />
vergleichbarer Fürsorgeeinrichtungen für Zerebralgeschädigte<br />
o<strong>der</strong> Verhaltensgestörte;<br />
6. beson<strong>der</strong>e Risikogruppen, wie z.B. homosexuell aktive<br />
Männer, Drogenabhängige, Prostituierte, länger einsitzende<br />
Strafgefangene;<br />
7. durch Kontakt mit HBsAg-Trägern in einer Gemeinschaft<br />
(Kin<strong>der</strong>gärten, Kin<strong>der</strong>heime, Pflegestätten, Schulklassen,<br />
Spielgemeinschaften) gefährdete Personen;<br />
8. Reisende in Regionen mit hoher <strong>Hepatitis</strong>-B-Prävalenz bei<br />
längerfristigem Aufenthalt o<strong>der</strong> bei zu erwartenden engen<br />
Kontakten zur einheimischen Bevölkerung.<br />
Zeitpunkt <strong>der</strong> <strong>Hepatitis</strong>-B-Impfung<br />
Konsens<br />
Die Impfung sollte durchgeführt werden bei:<br />
– <strong>Hepatitis</strong>-B-gefährdetem Personal im Gesundheitsdienst vor<br />
Aufnahme <strong>der</strong> Berufsausbildung;<br />
– Medizin- und Zahnmedizinstudenten vor Beginn des Studiums<br />
bzw. des Krankenpflegedienstes;<br />
– Patienten mit terminalem Nierenversagen vor Eintritt <strong>der</strong><br />
Dialysepflichtigkeit;<br />
– Patienten in psychiatrischen Einrichtungen und Bewohner<br />
von Fürsorgeeinrichtungen für Zerebralgeschädigte o<strong>der</strong> Verhaltensgestörte<br />
vor Aufnahme in die Einrichtung.<br />
Alle an<strong>der</strong>en Personen sollten zum Zeitpunkt ihrer Zuordnung zu<br />
einer Risikogruppe geimpft werden (B/C).<br />
Erläuterung<br />
Bei allen im medizinischen Bereich Tätigen ist ein Vollschutz gegen<br />
<strong>Hepatitis</strong> B bereits vor Aufnahme <strong>der</strong> Ausbildung von größter<br />
Bedeutung. Da die Verletzungs- und damit die Infektionsgefahr<br />
bei Anfängern beson<strong>der</strong>s groß ist, sollte darauf geachtet<br />
werden, dass vor den ersten berufsspezifischen Praktika (z. B.<br />
Praktika für Medizinstudenten vor Beginn des Studiums) die <strong>Hepatitis</strong>-B-Impfung<br />
durchgeführt wird.<br />
Hämodialysepatienten sprechen schlecht auf die <strong>Hepatitis</strong>-<br />
B-Impfung an. Daher sollten diese Personen bereits geimpft werden,<br />
wenn erstmals die Diagnose einer chronischen Nierenerkrankung<br />
gestellt wird, die eine spätere Dialysebehandlung<br />
und/o<strong>der</strong> Transplantation notwendig erscheinen lässt [3].<br />
Testung vor bzw. nach <strong>der</strong> <strong>Hepatitis</strong>-B-Impfung<br />
Testung vor einer geplanten <strong>Hepatitis</strong>-B-Impfung<br />
Konsens<br />
Eine Testung auf Anti-HBc vor <strong>der</strong> Impfung ist aus medizinischen<br />
Gründen nicht notwendig. Sie kann bei Angehörigen von Risikogruppen<br />
(wie in <strong>der</strong> Liste <strong>der</strong> STIKO aufgeführt) sinnvoll sein,<br />
wenn das erhöhte Risiko schon seit längerer Zeit (Jahren) besteht<br />
(C).<br />
Erläuterung<br />
Ob eine Vortestung kostengünstig ist, hängt von den Testkosten,<br />
von den Kosten für den Impfstoff und vom Durchseuchungsgrad<br />
des geimpften Kollektivs ab. So wird bei einem Testpreis von<br />
E 20,11 (Vollkosten für den Anti-HBc-Test nach GO¾) und einem<br />
Impfstoffpreis von E 178,74 (für 3 Dosen) eine Vortestung kostengünstig<br />
bei einem Durchseuchungsgrad eines zu impfenden<br />
Kollektivs von 11,3 %, was ungefähr <strong>der</strong> Durchseuchung über<br />
50-jähriger Männer in Deutschland entspricht [4, 5]. Reduziert<br />
sich <strong>der</strong> Impfstoffpreis um 40 % (auf E 107,24), wird eine Kosteneffektivität<br />
erst bei einem Durchseuchungsgrad von 18,8% erreicht<br />
(in beiden Beispielen wurden die Kosten für Blutabnahme,<br />
Impfung, Kanülen, Spritzen etc. nicht berücksichtigt).<br />
Testung nach einer <strong>Hepatitis</strong>-B-Impfung<br />
(Impferfolgskontrolle)<br />
Konsens<br />
Bei Impflingen, die keiner spezifischen Risikogruppe angehören,<br />
gesund und jünger als 40 Jahre sind, ist eine Testung nicht notwendig<br />
(B).<br />
Erläuterung<br />
Die Serokonversionsraten von geimpften Kin<strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />
liegen bei > 98 %, bei gesunden jüngeren Erwachsenen (< 40<br />
Jahren) bei über 95 % [6]. Eine Kontrolle des Impferfolgs erscheint<br />
daher bei diesen Personen nicht notwendig, solange sie keinem<br />
deutlich erhöhten Risiko unterliegen. Eine quantitative Testung<br />
auf Anti-HBs 4 –8 Wochen nach <strong>der</strong> Beendigung <strong>der</strong> Grundimmunisierung<br />
(d. h. nach <strong>der</strong> dritten bzw. vierten Impfung) ist dagegen<br />
angezeigt bei allen im medizinischen Bereich Tätigen. Zum einen<br />
sollte bei möglichst allen ein belastbarer Schutz erzielt werden,<br />
weshalb Non- bzw. Lowrespon<strong>der</strong> nachgeimpft werden sollten,<br />
zum zweiten kann bei ausgebliebenem Impferfolg im Falle eines<br />
Kontaktes mit HBV, etwa durch eine Nadelstichverletzung o.ä.,<br />
durch eine sofortige Gabe von <strong>Hepatitis</strong>-B-Immunglobulin (HBIG)<br />
eine Infektion noch vermieden werden. Eine Testung ist ebenfalls<br />
indiziert bei Personen mit deutlich erhöhtem Infektionsrisiko wie<br />
Kontaktpersonen, insbeson<strong>der</strong>e Sexualpartner, von HBsAg-Trägern,<br />
Personen, für die eine <strong>Hepatitis</strong>-B-Infektion eine beson<strong>der</strong>e<br />
Gefährdung darstellt, wie Personen mit chronischen Lebererkrankungen,<br />
sowie Personen, bei denen von einer erniedrigten Ansprechrate<br />
auf die Impfung auszugehen ist, wie Immunsupprimierte<br />
und Menschen > 40 Jahren.<br />
Auffrischimpfung nach kompletter Grundimmunisierung<br />
Konsens<br />
Nach erfolgreicher Grundimmunisierung besteht ein Impfschutz<br />
für wenigstens 10 Jahre. Vor Ablauf dieser Zeit ist eine Auffrischimpfung<br />
nicht notwendig (B).<br />
Erläuterung<br />
Die <strong>Hepatitis</strong>-B-Impfung induziert bei allen erfolgreich Geimpften<br />
die Bildung neutralisieren<strong>der</strong> Antikörper, die in einer Konzentration<br />
von ‡ 10 IU/l Schutz vor einer Infektion verleihen [7]. Die Anti-<br />
HBs-Konzentration sinkt allerdings nach <strong>der</strong> Grundimmunisierung<br />
rasch ab und verschwindet bei etwa 20–40% auch<br />
immunologisch gesun<strong>der</strong> Impflinge nach 4–10 Jahren [8–10].<br />
Jilg W et al. <strong>Immunprophylaxe</strong> <strong>der</strong> <strong>Hepatitis</strong> … Z Gastroenterol 2004; 42: 698 –702<br />
Gastro 0804 · Artikel 221f, 11.8.04 · reemers publishing services gmbh<br />
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