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Die Neue Hochschule Heft 4/2015

Zeitschrift des hlb Hochschullehrerbund e.V. Themenschwerpunkt: Europa - Kontinent der Chancen

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Themenschwerpunkt: Europa - Kontinent der Chancen

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122 ALTHAUSSie kennen nur Europas Krise –Eine Reflexion zum ModellstudiengangEuropäischesManagementProf. Dr. Marco AlthausProfessor für Sozialwissenschaften(SchwerpunktEuropa- und Wirtschaftspolitik)Fachbereich Wirtschaft,Informatik und RechtTechnische <strong>Hochschule</strong>WildauHochschulring 115745 Wildaumarco.althaus@th-wildau.deMarco AlthausEs gab schon bessere Zeiten, um jungenBetriebswirten Lust auf eine Zukunft als„Europäische Manager“ zu machen –mit einem selbstbewussten großen Ewie im Studiengang „EuropäischesManagement“ an der TH Wildau beiBerlin. In Bachelor und Master lehre ichdort seit neun Jahren Europapolitik undEU-Wirtschaftspolitik – den Großteildieser Jahre als Krisen-Erklärer.<strong>Die</strong> meisten der heute Studierendenhaben ein Grundvertrauen in die Routineder Europäischen Union. Sie war jaimmer schon da, ihr ganzes Leben lang,mit Vorteilen und Vorschriften. Dochda ist auch Grundskepsis. Denn „GenerationY“ kennt ja nur Krise. Dengesamten Wirtschaftsraum hat sie nieim gemeinsamen Boom erlebt. <strong>Die</strong> Studierendensahen stets nur, wie Arbeitsmärkte,Wohlstand und soziale Sicherheitauseinanderlaufen. Sie wissen,Deutschland lebt zurzeit auf der Sonnenseite.Aber sie kennen auch die grassierendeArbeits- und Perspektivlosigkeitunter Gleichaltrigen in der „verlorenenGeneration“ der PIIGS-Krisenländer.Europas ökonomische Konvergenz haltensie für ein Märchen. Zerrissenheit,nicht Zusammenwachsen ist für siewirtschaftliche EU-Wirklichkeit. Undder politische Normalzustand derUnion, der besteht für sie aus Zank,Zweifeln und Irrfahrten ohne Ziel.Für europaorientierte Studiengänge istetwas Wichtiges weggebrochen: die traditionelleNarrative der „Ever CloserUnion“. Das war eine glaubhafte Vorwärtsvisionauch für Wildauer Studierende:Sie koppelte persönliche Zuversichtauf die Karriere als „EuropäischerManager“ mit positiver Haltung zumehr Integration. <strong>Die</strong> Story hatte strategischeRelevanz für alle Europastudienangebote.Nun drohen Inspiration undLegitimation von der Kette zu springen.Wo Kraft war, tritt man ins Leere. „Eu -ropa ist wie ein Fahrrad, hält man esan, fällt es um“: Jacques Delors’ Diktumgehörte einst in jeden Hörsaal. Wer sichweiter auf den wackligen, ausgefranstenSattel der Fahrradtheorie setzt, riskiertböse Stürze oder wenigstens stumpfeBlicke. Dass die EU immer weiter ir -gendwohin vorwärtsfahren muss, findenimmer weniger Studierende schlüssig.Nicht einmal eingefleischte Europafanstun das.Europafans gibt es allerdings auf demdeutschen Campus immer seltener. Lautdem 12. Studierendensurvey des Bundesbildungsministeriumsstimmten2013 nur 35 Prozent der Uni- und FH-Studenten dem Politikziel „politischeund wirtschaftliche IntegrationEuropas“ eindeutig zu. 2004 lag derWert noch bei 48 Prozent. 1 Der nächsteSurvey 2016 wird zeigen, ob sich dasMeinungsklima wieder aufhellt.Als Europa noch eine Erfolgsstory warDer Kontrast zur Vergangenheit ist riesig,auch für die TH Wildau. Im Herbst2003 stiegen die ersten 29 Bachelor-Studierendenins „Europäische Management“(EM) ein. <strong>Die</strong> Mensa akzeptierteneuerdings Euros. Der Binnenmarkt feiertedie erste Dekade. Ein Kontinentalkonvententhüllte das Grand Designeiner EU-Verfassung. Bei Semesterbeginnwar die EU 50 Minuten östlichvon Wildau zu Ende; etwas späterDNH 4 ❘ <strong>2015</strong>

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