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WOrKshOPs aKtiONsstäNdE - Katholische Stiftungsfachhochschule ...

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BioniK<br />

füLLhOrN BiONiK<br />

wAs sicH von<br />

pflAnZenHAlmen,<br />

KofferfiscHen<br />

und stABHeuscHrecKen<br />

lernen lässt<br />

Die Bionik spielt eine Schlüsselrolle,<br />

wenn es gilt, der Natur ihre Geheimnisse<br />

zu entlocken. Davon erwartet<br />

neben BIOKON z.B. auch der<br />

Verein Deutsche Ingenieure (VDI)<br />

weitere „erstaunliche innovative<br />

Produkte und wirtschaftlich rentable<br />

Ergebnisse“. Voraussetzung ist<br />

die enge Zusammen arbeit von Naturwissenschaftlern<br />

und Ingenieuren.<br />

Denn über die Jahrmillionen<br />

haben Pflanzen und Tiere verblüffende<br />

Eigenschaften und Fähigkeiten<br />

entwickelt, die zu ergründen<br />

und für technische Lösungen aufzubereiten<br />

sich lohnt.<br />

Aber die Natur lässt sich nicht einfach<br />

kopieren. Die Übertragung von<br />

Lösungen in die technische Anwendung<br />

erfordert viel Experimentieren<br />

und oft umfangreiche Entwicklungsarbeit.<br />

Dann aber sind überraschende<br />

Lösungen möglich, wie die<br />

folgenden Beispiele zeigen:<br />

Bäume sind dort dicker, wo Wind<br />

und eigenes Gewicht sie am<br />

stärksten belasten, z.B. zwischen<br />

Wurzel und Stamm. Das hat Physiker<br />

zu einem Computerprogramm<br />

angeregt, mit dem Bauteile optimiert<br />

werden können: Das Ergebnis<br />

ultraleichte Bauteile mit höherer<br />

Belastbarkeit und längere Lebensdauer<br />

trotz weniger Materialverbrauch,<br />

z.B. bei orthopädischen<br />

Schrauben. Angewendet wird die<br />

Methode auch im Bau von Autos,<br />

Chemieanlagen und Maschinen.<br />

delfine, die sich unter Wasser mit<br />

Klicklauten und Pfiffen über Kilometer<br />

verständigen können, sind<br />

Ideengeber für moderne Kommunikationstechnik:<br />

Entwickelt wurde<br />

die S2C-Technik, mit der man Messdaten<br />

und Bilder aus dem Meer ohne<br />

Unterwasserkabel übertragen<br />

kann, z.B. für die Rohstoffsuche<br />

und Tsunami-Warnung.<br />

eisBären, deren Fell aus weißlichen<br />

hohlen Haaren besteht und<br />

deren Haut schwarz ist, versorgen<br />

sich zum Teil so mit Energie: Die<br />

Haare fangen das Sonnenlicht ein<br />

und leiten es zur Haut, von der die<br />

Lichtenergie aufgenommen und<br />

gespeichert wird. Wissenschaftlich<br />

ist dieses Phänomen umstritten.<br />

Dennoch hat die Inspiration aus der<br />

Natur zu einer Übertragung auf die<br />

Technik geführt: Daraus wurde eine<br />

transparente Wärmedämmung für<br />

Niedrigenergiehäuser.<br />

fisCHe haben sehr schmiegsame<br />

Flossen. Ihr Aufbau und ihre Funktion<br />

wurden zum Vorbild für Zangen,<br />

mit denen man ganz empfindliche<br />

Gegenstände greifen kann.<br />

sCHaCHtelHalme, Bambus und<br />

Pfahlrohr sind mit ihren hohlen<br />

Stängeln und dünnen Halmwänden<br />

leicht und stabil zugleich. Betrachtet<br />

man einen Schachtelhalm unter<br />

dem Mikroskop, sieht man im<br />

Querschnitt, dass selbst die dünne<br />

Halmwand noch mit Kanälen<br />

durchsetzt ist. Biologen und Textilingenieure<br />

haben nach diesem<br />

Vorbild den „Technischen Pflanzenhalm“<br />

entwickelt und patentiert. Er<br />

verbindet Leichtigkeit und Stabilität<br />

und kann beispielsweise in der<br />

Luft- und Raumfahrt oder im Automobilbau<br />

eingesetzt werden.<br />

Haie faszinieren Konstrukteure<br />

mit ihrer beschuppten Hautoberfläche,<br />

die rau wie Sandpapier ist,<br />

aber gerade dadurch die Reibung<br />

im Wasser vermindert und schnelles<br />

Schwimmen ermöglicht. Auf diese<br />

Weise kann die Außenhaut von<br />

Verkehrsflugzeu gen verbessert,<br />

die Fluggeschwindigkeit erhöht<br />

und der Energieverbrauch gesenkt<br />

werden. Als Innenhaut in Gaspipelines<br />

erleichtert die von der Natur<br />

entlehnte Technik den Energietransport.<br />

KnoCHen sind nur dort verstärkt,<br />

wo sie Belastungen auszuhalten<br />

haben, an anderen Stellen sind sie<br />

hohl und dadurch leichter. Diese<br />

Logik der Natur nutzen Architekten<br />

für Leichtbauweisen, z.B. für die<br />

Decke des ehemaligen Zoologiehörsaals<br />

der Uni Freiburg.<br />

KofferfisCHe haben einen Körper<br />

mit Kanten und Wülsten, sind<br />

aber ausgesprochen wasser-<br />

lehre der lotusblätter: Von ihnen perlt alles ab<br />

schlüpfrig. Ihre Form hat Autokonstrukteure<br />

zu windschnittigem Design<br />

angeregt.<br />

lianen können Risse schnell versiegeln<br />

und heilen. Nach dem Vorbild<br />

der Wundversiegelung bei Lianen<br />

ist die Übertragung auf eine<br />

selbstheilende Beschichtung für<br />

pneumatische Systeme gelungen.<br />

lotus-Pflanzen aus Indien haben<br />

eine mikroraue Blattoberfläche,<br />

so dass sich Schmutz nicht festsetzen<br />

kann und mit Wasser leicht<br />

abspülen lässt: So wurden Fassadenfarben<br />

entwickelt, die sich ohne<br />

Schrubben selbst reinigen, und<br />

auch selbst reinigende Textilien.<br />

staBHeusCHreCKen können sich<br />

mit ihren sechs Beinen sicher über<br />

Stock und Stein bewegen. Nach<br />

diesem Prinzip wurden Roboter<br />

mit vielen Sensoren und ebenfalls<br />

sechs Beinen entwickelt, die von<br />

Elektromotoren unabhängig voneinander<br />

angetrieben werden. Diese<br />

„Laufapparate“ können steiles,<br />

unwegsames Gelände überwinden<br />

ohne umzukippen und sind deshalb<br />

bei Katastrophen auch dort<br />

einsetzbar, wo es für Menschen zu<br />

gefährlich ist.<br />

BiONiK aLs NaturNahEr LErNOrt<br />

PROBIEREN<br />

UND ERLEBEN<br />

Zu den Anziehungspunkten für Bionik-Interessierte<br />

zählen die Bionik-experimente:<br />

(Stand-Nr. 65) mit<br />

faltstrukturen: Falten findet man überall in<br />

der Natur, z.B. bei Palmenblättern. Sie sind auf<br />

technische Konstruktionen übertragbar. Experiment:<br />

Falten macht stabil – stimmt das?<br />

fin ray effect®: Fischflossen haben Eigenschaften,<br />

die für die Technik hochinteressant<br />

sind. Experiment: Fischflossen<br />

als Zange – was verbindet sie?<br />

Klettverschluss: Das wahrscheinlich meistgenutzte<br />

bionische Produkt der Welt ist<br />

aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken.<br />

Experiment: Wie viel Gewicht<br />

kann der Klettverschluss tragen?<br />

lotus-effect®: Unter diesem Warennamen<br />

sind Produkte weltweit geschützt, die sich<br />

die Selbstreinigungskräfte der Lotusblätter<br />

zum Vorbild genommen haben. Experiment:<br />

Sauber ohne Schrubben – geht das?<br />

Quiz: Es gibt in unserem Alltag bereits Gegenstände,<br />

die Vorbilder aus der Natur haben. Wer<br />

weiß schon, was Autoreifen mit Bienenwaben,<br />

Flugzeuge mit Eselspinguinen (die gar nicht<br />

fliegen können), Streuer für den Haushalt mit<br />

Mohnkapseln, Gleitschirme mit Pusteblumen,<br />

der Pariser Eiffelturm mit Knochen zu tun hat?<br />

Maskottchen Billy Bamboo führt durch das Quiz.<br />

Workshop „optimieren wie die natur“ (Workshopraum<br />

42): Ingenieure konstruieren zielgerichtet.<br />

Biologische Evolution hingegen kennt<br />

kein Ziel: Natürliche Strukturen entstehen<br />

durch Versuch und Irrtum. Optimieren mit Hilfe<br />

der Evolutionsstrategie führt zu erstaunlichen<br />

neuen Lösungen. So kann man z.B. Frösche<br />

am Computer verschwinden lassen.<br />

stabile Faltkonstruktion: palmblättern abgeschaut<br />

schuLcLustEr<br />

BENEdiKtBEuErN<br />

JUGENDLICHE<br />

MACHEN MOBIL<br />

Mit TUM macht MINT Schule: Die TUM School of<br />

Education, die für die Lehrkräfteausbildung zuständige<br />

Fakultät der TU München (Stand-Nr.<br />

64) knüpft in mehreren Regionen leistungsfähige<br />

Netzwerke mit allen Schularten, um den<br />

Unterricht in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik,<br />

Naturwissenschaft, Technik) zu unterstützen.<br />

Ein solches TUM-Schulcluster entsteht<br />

derzeit im Oberland; sein Zentrum ist Benediktbeuern,<br />

wo ein Schülerlabor als Kristallisationspunkt<br />

entsteht. Ziel ist auch, die regionalen<br />

Unternehmen für eine Zusammenarbeit mit<br />

den Schulen zu motivieren. Beispiele für Natur<br />

und Technik im Unterricht zeigen auf dem Lernfest<br />

die Gymnasien Penzberg und Geretsried.<br />

Bauteil für Flugzeuge: Vorbild schachtelhalm<br />

ausBiLduNg<br />

NATUR UND<br />

TECHNIK ALS<br />

BERUFSFELD<br />

Wo Natur und Technik sich verbünden,<br />

wo einerseits Wissenschaftler,<br />

Ingenieure und Handwerker<br />

von der Biologie lernen und andererseits<br />

technische Methoden die<br />

natürlichen Schätze der Erde schonend<br />

nutzen, gibt es eine Fülle von<br />

Chancen für Nachwuchs kräfte.<br />

Der eine Weg öffnet sich über das<br />

Studium nach dem Abitur: Mathematik,<br />

Informatik, Naturwissenschaften,<br />

Technik – MINT – aber<br />

auch Architektur, Design, Medizin.<br />

Der andere Weg kann über die<br />

Praxis führen, über eine industrielle<br />

oder handwerkliche Lehre<br />

und – wenn es sinnvoll ist – ein<br />

anschließendes berufsbegleitendes<br />

Studium. Ein Beispiel: Christoph<br />

Neinhuis hat erst eine Gärtnerlehre<br />

gemacht, mit 22 Jahren<br />

ein Biologiestudium begonnen<br />

und an der Erforschung des Lotus-<br />

Effekts mitgearbeitet, seit 2002<br />

ist er Professor für Botanik an der<br />

Technischen Universität Dresden.<br />

„Bioniker“ ist übrigens keine geschützte<br />

Berufsbezeichnung. Zu<br />

dieser Tätigkeit führen viele Wege<br />

über ein Studium der Bionik,<br />

Natur- oder Ingenieurswissenschaften.<br />

Eine Übersicht über<br />

die Studienmöglichkeiten gibt<br />

es auf der Webseite: www.biokon.net/bildung/studium.html<br />

Studienberatung lässt<br />

sich auch über<br />

studienberatung@tum.de<br />

ansteuern.<br />

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