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„Mitarbeit wird - Beirat für Geschichte

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Hinblick auf meine Kinder: Sie haben einen Vater, denman heute<br />

einen Verbrecher nennt.<br />

Den Nachweis zu bringen, kein Verbrechen begangen zu haben,<br />

ist möglich; aber den Nachweis des Nichtwissens zu bringen,ist<br />

fast unmöglich,es sei denn,daß meine unterEid ausgesagtenAngabengeglaubt<br />

werden.<br />

Vorstehende Erklärung gebeich an Eides Statt ab. Ichbin mir<br />

der strafgerichtlichen Folgen einer falschen eidesstattlichenErklärungbewußt.<br />

Herbert Hellmann<br />

Schweigend und zögerndnahm ich im Spätherbst 1947 den<br />

Pflug zur Hand. Schwer war der Start - Vermögenssperreund einen<br />

Zwangsverwalter, denich nicht gerufen hatte. Es waren die<br />

äußeren Zeichender Entrechtung.Fast zehn Jahre später, am 10.<br />

Februar 1956, brach ich mein Schweigen.Am 10. Februar 1956<br />

stand dieses Urteil in der Presse. Ein Werkleiter aus Kiel hatte<br />

um Wiedereinstellung gebeten: „NS-Entlastete ohne Anspruch.<br />

Wiedereinstellung von ehemaligen Angestellten wurde abge-<br />

lehnt. Kiel. Angestellte des öffentlichen Dienstes, die 1945 auf<br />

Anordnung der Militärregierung fristlos entlassen wurden und<br />

später beim Entnazifizierungsverfahren als .Entlastete' bezeichnet<br />

wurden,haben nach demschleswig-holsteinischenEntnazifizierungsgesetz<br />

keinen klagbaren Anspruch auf Wiedereinstellung.<br />

"<br />

Ich verstehe meinen Sohn nicht, und der Sohn kann seinem<br />

Vaternicht folgen.<br />

Wir wollen den Kopf nicht in den Sand stecken. Will man etwas<br />

ändern, muß man das Übel an der Wurzel packen und alles<br />

beim richtigen Namen nennen, ob angenehm oder nicht. Ungewollt<br />

haben die schweren Jahre der Vergangenheit uns geprägt.<br />

Sie wurden Lehrmeister <strong>für</strong> einfast untrügbares Gefühl <strong>für</strong> unsereMitmenschen<br />

und Zeitgenossen.Wir hörenund spüren sofort,<br />

was einer denkt und will, auch wenn sein Mund ganz andere<br />

Worte formt. Wir haben gelernt, zwischen den Zeilen zu lesen<br />

und durch alleMasken zu schauen.<br />

Als wir als Frontsoldaten heimkehrten und diepolitische Gesinnungsmühle<br />

unsendlichausspie, waren wir fast ohne Ausnahme<br />

restlos bedient. Alle Begriffe, die uns einmal heilig waren<br />

und wo<strong>für</strong> wir mit unserem Leben einstanden, wurden als verbrecherische<br />

Handlungen bezeichnet. Wir waren immun, doch<br />

unsere Jugend hat nicht ohne Schaden dieses Gift genommen.<br />

Eine Flucht setzte ein, eine Flucht aus Politik und Verantwortung.<br />

Mit geradezu erstaunlicher Arglosigkeit jagt jeder seinen<br />

eigenen Interessen nach. Das materielle Streben ist die Achse,<br />

worum sich alles dreht.Eine zwangsläufige Folge durch die extreme<br />

Umkehr aller Begriffe.<br />

Ein Jagen hinter Geld und Zeit, das ist das Elternhaus. Und<br />

was sagt die Schule, die Presse, der Rundfunk, der Film? Obwohl<br />

unsere Jugend durchaus nüchtern, sachlich und real die<br />

Dinge sieht, grübelt sie über Sinn, Zweck und Ziel und findet<br />

keinen Ausweg.Die Jugend hat ein feines Gefühl undhatlängst<br />

erkannt, daß die Bilder und Tatsachen aus der jüngsten Vergan-<br />

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