ZWST informiert - Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland eV
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<strong>ZWST</strong><br />
<strong><strong>in</strong>formiert</strong> • Seite 2<br />
1<br />
Integration von jüdischen Menschen mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />
lasteten und <strong>in</strong> ihrer Mobilität e<strong>in</strong>geschränkten<br />
Familien so weit wie möglich aufbrechen zu<br />
können. Natürlich s<strong>in</strong>d hier die Sozialabteilungen<br />
<strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>den e<strong>in</strong> wichtiger Kooperationspartner<br />
für uns, beide Seiten können vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> profitieren.“<br />
Daher freut sich die <strong>ZWST</strong> ganz beson<strong>der</strong>s,<br />
zu <strong>der</strong> Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenfreizeit im diesjährigen Herbst<br />
8 Familien (19 Personen) begrüßt zu haben, die<br />
erstmals teilnahmen.<br />
Es war, als hätte auch <strong>der</strong> beg<strong>in</strong>nende, oft graue<br />
November sich e<strong>in</strong>e „Auszeit“ genommen, und<br />
den Teilnehmern goldene, freundliche Herbsttage<br />
geschenkt. Das ausnahmsweise milde Wetter zu<br />
dieser Zeit war fast symbolisch für die Situation<br />
<strong>der</strong> Teilnehmer: Die Mehrheit von ihnen hat nur<br />
selten die Möglichkeit, sich zu entspannen, an<br />
e<strong>in</strong>em unterhaltsamen Programm <strong>in</strong> jüdischer<br />
Atmosphäre teilzunehmen und zusätzlich mit<br />
wichtigen Informationen versorgt zu werden. Jana<br />
Stachevski (JG Reckl<strong>in</strong>ghausen, Mitarbeiter<strong>in</strong> des<br />
<strong>ZWST</strong>-Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tenprojektes), e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> verantwortlichen<br />
Betreuer<strong>in</strong>nen betont: „Gruppen wie<br />
<strong>in</strong> Düsseldorf o<strong>der</strong> Frankfurt mit e<strong>in</strong>em guten Angebot<br />
für beh<strong>in</strong><strong>der</strong>te Menschen und ihre Familien<br />
s<strong>in</strong>d lei<strong>der</strong> noch die Ausnahme, <strong>in</strong> <strong>der</strong> JG Reckl<strong>in</strong>ghausen<br />
versuchen wir, etwas aufzubauen. Viele<br />
<strong>der</strong> Teilnehmer haben <strong>in</strong> ihrer Geme<strong>in</strong>de bzw. an<br />
ihrem Lebensmittelpunkt kaum e<strong>in</strong>e Chance, sich<br />
mit an<strong>der</strong>en Betroffenen auszutauschen, etwas zu<br />
unternehmen, auch fehlen ihnen oft die wichtigen<br />
Informationen, um die eigene Lebenssituation und<br />
die ihrer beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten K<strong>in</strong><strong>der</strong> zu verbessern.“ Die<br />
Bildungsfreizeiten können diese tiefe Lücke nicht<br />
vollständig füllen. Ziel <strong>der</strong> <strong>ZWST</strong> aber ist es, den<br />
Teilnehmern e<strong>in</strong>en Ausgleich zu bieten, <strong>der</strong> ihnen<br />
etwas Kraft für ihren oft beschwerlichen Lebensalltag<br />
gibt. Zumal auch jede Bildungsfreizeit neue<br />
Kontakte knüpfen und alte Bekanntschaften vertiefen<br />
lässt, e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> wichtigsten Funktionen vieler<br />
Aktivitäten <strong>der</strong> <strong>ZWST</strong> für betroffene Familien.<br />
Mit e<strong>in</strong>em vielfältigen Programm boten die Tage<br />
im Max-Willner-Heim für jeden etwas: Kreative<br />
Workshops für die Familienangehörigen mit Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung,<br />
wie Tanzen und S<strong>in</strong>gen mit Tirza Hodes<br />
o<strong>der</strong> Kunstworkshops mit den Künstlern Costa<br />
Bernste<strong>in</strong> und Michael Bensman: „Wir haben un-<br />
sere Stammkunden!“ Wie zum Beispiel Vadim (47)<br />
und Sascha (58) aus Limburg, Sab<strong>in</strong>e (39, Berl<strong>in</strong>),<br />
Philipp (24, Saarbrücken), Hleb (36, Gelsenkirchen)<br />
und Ir<strong>in</strong>a (40, Frankfurt/M.), die hier e<strong>in</strong>e<br />
kreative Freizeitbeschäftigung fanden o<strong>der</strong> sogar<br />
schlummernde Talente entdeckten, die sie <strong>in</strong> ihrem<br />
eigenen, oft e<strong>in</strong>geschränkten Lebensalltag nicht<br />
immer ausleben können. Eduard (21) aus Ma<strong>in</strong>z<br />
tobt sich gerne am Schlagzeug aus und hatte <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
Tanzgruppe mit Tirza Hodes die Möglichkeit, sich<br />
mit selbst mitgebrachten Instrumenten aktiv zu<br />
beteiligen. Die Eltern und Angehörigen konnten<br />
für sich se<strong>in</strong>, sich erholen und von <strong>der</strong> Sorge um<br />
das K<strong>in</strong>d o<strong>der</strong> den Bru<strong>der</strong> abschalten.<br />
Gleichzeitig hatte die diesjährige Bildungsfreizeit<br />
e<strong>in</strong>en sehr wichtigen, <strong>in</strong>formativen Anteil:<br />
Im Rahmen e<strong>in</strong>er ausführlichen Präsentation <strong><strong>in</strong>formiert</strong>en<br />
die Mitarbeiter des „Mobilen Kompetenzzentrums“,<br />
Anna Pimste<strong>in</strong> und Ilya Riv<strong>in</strong>, über die<br />
Hilfemöglichkeiten dieses <strong>ZWST</strong>-Projektes (S.4).<br />
Über e<strong>in</strong>e vernetzte Organisation ermöglicht es<br />
den Betroffenen aus je<strong>der</strong> Ecke <strong>Deutschland</strong>s e<strong>in</strong>e<br />
direkte Beratung. Je nach Bedarf und <strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen<br />
Situation vermittelt <strong>der</strong> jeweilige <strong>ZWST</strong>-<br />
Mitarbeiter weiter o<strong>der</strong> übernimmt <strong>in</strong> spezifischen<br />
Fällen E<strong>in</strong>zelfallhilfe, nach Abstimmung mit den<br />
Sozialabteilungen <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>den. D<strong>in</strong>ah Kohan,<br />
die Leiter<strong>in</strong> des Kompetenzzentrums betont: „Uns<br />
ist es vor allem wichtig, das Projekt <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong><br />
den kle<strong>in</strong>en Geme<strong>in</strong>den bekannt zu machen. Gerade<br />
diese wollen wir ermuntern, sich regional mit<br />
an<strong>der</strong>en Geme<strong>in</strong>den zu vernetzen, um machbare<br />
Angebote für Betroffene zu entwickeln. Wir s<strong>in</strong>d<br />
zurzeit dabei, <strong>in</strong> verschiedenen jüdischen Geme<strong>in</strong>den,<br />
<strong>in</strong> Kooperation mit den Sozialabteilungen,<br />
Infoveranstaltungen durchzuführen. In diesem<br />
Zusammenhang war die Bildungsfreizeit e<strong>in</strong> sehr<br />
gutes Forum, um die Betroffenen direkt auf das<br />
Angebot des Kompetenzzentrums aufmerksam<br />
zu machen.“ Im Anschluss an die Präsentation<br />
gab es e<strong>in</strong>e Fragerunde mit den Mitarbeitern des<br />
Kompetenzzentrums und <strong>der</strong> Referent<strong>in</strong> Sandra<br />
Scheffler von <strong>der</strong> Lebenshilfe Worms.<br />
Von großem Wert für viele Angehörige waren die<br />
Gesprächsrunden mit den erfahrenen Fachleuten<br />
Dr. Michael Ba<strong>der</strong>, wissenschaftlicher Projektbegleiter<br />
und <strong>der</strong> Ärzt<strong>in</strong> Dr. Viktoria Vipr<strong>in</strong>ski, die<br />
zusätzlich auch <strong>in</strong>dividuelle Beratung und konkrete<br />
Hilfe anbot. Vor allem e<strong>in</strong>e große Gesprächsrunde<br />
mit Dr. Ba<strong>der</strong> am Sonntag gab jedem Teilnehmer<br />
die Möglichkeit, sich vorzustellen, Erfahrungen<br />
auszutauschen und so die, vor allem für diesen Personenkreis,<br />
unentbehrlichen Kontakte zu vertiefen.<br />
E<strong>in</strong> zentraler Bestandteil <strong>der</strong> Bildungsfreizeiten<br />
war <strong>der</strong> geme<strong>in</strong>same Schabbat mit Landesrabb<strong>in</strong>er<br />
Moshe Flomenmann, für viele Teilnehmer e<strong>in</strong> emotional<br />
unvergessliches und berührendes Erlebnis.<br />
Auch e<strong>in</strong> unterhaltsames, kulturelles Begleitprogramm<br />
gehörte dazu wie gemütliche Abende mit<br />
Musik, Lie<strong>der</strong>n, Witzen und Geschichten mit Rab-