10% - Thun
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Zu Ihren Pflichten gehört auch die Durchsetzung von Ordnung<br />
und Disziplin. Ist das in der heutigen Zeit ein steter Kampf?<br />
Ja, das ist schon ein ständiger Kampf, aber ich denke, das war<br />
schon immer so. Das ist ja auch im Zivilleben so – ohne Kon -<br />
trolle und Korrektur ufert es schnell aus. Wir führen in der Stadt<br />
täglich Kontrollen durch und das wissen die Soldaten. Es reicht<br />
nicht, die Verhaltensregeln anzusprechen. Man muss sie auch<br />
durchsetzen.<br />
Neben den durch Schiessübungen bedingten Lärmemissionen<br />
ist die Koexistenz zwischen Militär und Zivilbevölkerung<br />
praktisch konfliktfrei. Sehen Sie das auch so?<br />
Sicher muss man unterstreichen, dass gegenüber früher sehr viel<br />
weniger geschossen wird, namentlich am Zielhang. Aber alles<br />
lässt sich nicht simulieren und schiessen produziert immer Lärm<br />
und das ist unangenehm. Gelegentlich gibts noch vereinzelte<br />
Reklamationen, aber im Grossen und Ganzen haben wir ein gutes<br />
Einvernehmen. Wir reduzieren die Lärmemissionen ganz klar aufs<br />
absolut Notwendige.<br />
Stichwort Militär und Ökologie. Der Waffenplatz <strong>Thun</strong> pflegt auf<br />
der Allmend regional und national bedeutende Naturwerte. Ist<br />
die Ausbildung daneben problemlos möglich?<br />
Ich bin stolz darauf, dass wir das Label eines zertifizierten Naturparks<br />
tragen dürfen. Diese Frage habe ich mir am Anfang auch<br />
gestellt, aber wir kommen gut aneinander vorbei. In Zielgebieten,<br />
Sperrzonen oder bei überschossenen Bereichen mit sehr geringer<br />
landwirtschaftlicher Nutzung entstehen Magerwiesen, wo Pflanzen<br />
und Kleingetier sich wohl fühlen. Dort wo Panzer durchgefahren<br />
sind, ergeben sich – bevor sich die Pflanzen wieder entwickeln<br />
– Laichgebiete für geschützte Arten wie Kreuzotter und Gelbbauchunke.<br />
HANS-ULRICH HALDIMANN<br />
S 7<br />
Kommandant Waffenplatz <strong>Thun</strong><br />
Der 52-Jährige ist in Grosshöchstetten geboren und als Teenager<br />
mit den Eltern in den Raum <strong>Thun</strong> gezogen. Nach der<br />
kaufmännischen Ausbildung und der Zweitausbildung in<br />
Betriebswirtschaft wurde er 1989 Berufsoffizier, arbeitete in<br />
verschiedenen Funktionen auf den Waffenplätzen <strong>Thun</strong>, Bern<br />
sowie Freiburg und absolvierte die Führungsakademie der<br />
Bundeswehr in Hamburg. Hans-Ulrich Haldimann trainiert<br />
fast täglich Kondition oder Fitness. In der Freizeit engagiert er<br />
sich in einer Waadtländer Wein-Gilde, für die ausserdienst -<br />
liche Tätigkeit und im sozialen Bereich.<br />
… und als Stammkunde der <strong>Thun</strong>er Stadtbibliothek.<br />
Verfügt ein Waffenplatz-Kommandant über ein Privatleben?<br />
Ihnen begegnet die Armee doch auf Schritt und Tritt. Wo und<br />
wie verbringen Sie Ihre Freizeit?<br />
Wenn ich am Morgen um fünf Uhr wegen Panzerlärm erwache,<br />
bin ich mir bewusst, dass etwas läuft, das mich betrifft. Oder wenn<br />
ich heute privat in die Stadt gehe, schaue ich aufmerksamer hin,<br />
wie sich die Soldaten verhalten. Früher war ich hie und da froh,<br />
wenn ich wegschauen konnte, heute bin ich stets unmittelbar betroffen.<br />
Doch Freizeit habe ich natürlich schon; ich verbringe sie<br />
gerne mit Sport, im Freundeskreis, gehe gerne in die Berge oder<br />
pflege Haus und Garten. Man hat durchaus ein Privatleben, aber<br />
Beruf und Privatleben gehen oftmals ineinander über.<br />
Wenn Sie in ca. sechs Jahren das Kommando Ihrem Nachfolger<br />
übergeben, was möchten Sie bis dann verändert haben?<br />
Wenn ich an all die Herausforderungen denke, die wir angesprochen<br />
haben, dann reicht die Zeit kaum, um alles zu verwirklichen.<br />
Und natürlich möchte ich schon ein paar Meilensteine zur Waffen -<br />
platzgeschichte beitragen. Aber um es auf den Punkt zu bringen,<br />
wir beanspruchen heute zu Recht die Aussage «<strong>Thun</strong> ist der bedeutendste,<br />
der schönste und der älteste Waffenplatz». Dass er<br />
der älteste ist, wird sich nicht ändern. Dass er der schönste und<br />
bedeutendste bleibt, daran müssen wir arbeiten. Ich habe den<br />
Platz als solches übernommen und ich möchte ihn auch als<br />
solches weitergeben.<br />
Interview und Bilder: Beat Straubhaar, Weber AG<br />
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