Mainova Kontakt März 2007 (pdf | 4,05 MB - Mainova AG
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ENERGIE & TECHNIK<br />
Abgucken<br />
mit Köpfchen<br />
Grashalme, Spinnennetze, Termitenbauten: Konstruktionen aus der Natur<br />
ze igen dem Menschen, wie er energiesparender und effizienter bauen kann.<br />
Es ist ernüchternd. Verglichen mit<br />
den genialen Vorbildern aus der<br />
Natur sehen viele Erfindungen<br />
des Menschen eher kläglich aus. Bei<br />
den akrobatischen Flugkünsten einer<br />
Stubenfliege muss selbst der modernste<br />
und wendigste Hubschrauber passen.<br />
Hauchfeine Spinnfäden sind so<br />
elastisch und reißfest, dass sie jeder<br />
Anbieter von Abschleppseilen liebend<br />
gern nachbauen würde. Die Natur hält<br />
für Ingenieure, Mediziner, Architekten,<br />
Materialforscher und Klimatechniker<br />
ein nahezu unerschöpfliches Reservoir<br />
an Lösungen bereit. Was liegt da näher,<br />
als sich diese Technik zum Vorbild zu<br />
nehmen? Die Wissenschaft dazu nennt<br />
sich Bionik, ein Begriff, der Biologie und<br />
Technik vereint. Eins zu eins kopieren<br />
lassen sich die Tricks und Kniffe der<br />
Natur zwar nicht, aber sie liefern eine<br />
Fülle von Anregungen, um Material<br />
und Energie einzusparen.<br />
DAS PRINZIP EISBÄR<br />
Passive Lüftung und Heizung machen<br />
Pflanzen und Tiere vor. So funktioniert<br />
das Fell des Eisbären wie eine Lichtfalle:<br />
Die pigmentlosen Haare lenken das<br />
Licht nach innen auf die dunkle Haut,<br />
die die Sonnenstrahlen speichert. Luftpolster<br />
im Fell versperren den Rückweg<br />
und sorgen dafür, dass die Wärme nicht<br />
nach außen entweicht. Das gleiche<br />
Prinzip verwenden Architekten bei der<br />
„Transparenten Wärmedämmung“<br />
(TWD). Eine Schicht aus dünnen Glasröhrchen<br />
leitet das Sonnenlicht auf die<br />
Hauswand. Die dunkel gestrichene<br />
Wand absorbiert es und gibt die Wärme<br />
an die dahinter liegenden Räume<br />
ab. Ein schmaler Luftschlitz zwischen<br />
Dämmung und Wand verhindert, dass<br />
sich die Wand zu stark aufheizt.<br />
LÜFTUNG NACH TERMITENART<br />
Termiten sind großartige Baumeister.<br />
Sie richten ihre schmalen, hohen Bauten<br />
perfekt zur Sonne aus. Während die<br />
breiten Längswände morgens und<br />
abends viel Sonne einfangen, werden<br />
die Schmalkanten nur beschienen,<br />
wenn die Sonne am höchsten steht. So<br />
heizt sich der Bau nicht übermäßig auf.<br />
Die Oberfläche durchzieht ein Labyrinth<br />
aus Lüftungskanälen, in denen<br />
sich die Luft erwärmt. Die aufgeheizte<br />
Luft steigt auf und zieht kühlere Luft<br />
aus den unterirdischen Gängen des<br />
Baus nach. Es entsteht ein ständiger<br />
Luftaustausch, der die Brutkammer im<br />
Innern konstant auf rund 24 Grad Celsius<br />
hält – egal bei welcher Außentemperatur.<br />
HÄUSER WIE GRASHALME<br />
In Sachen Stabilität sind viele Pflanzen<br />
Gebäuden haushoch überlegen. Grashalme<br />
zum Beispiel: Wie können sich<br />
solch zarte Gebilde elastisch im Wind<br />
wiegen und gleichzeitig enormem<br />
Druck standhalten? Eine Arbeitsgruppe<br />
des Saarbrücker Bionikers Werner<br />
Nachtigall beschäftigt sich mit dieser<br />
Frage. Für die Forscher sind die Halme<br />
nichts anderes als schlanke, sich selbst<br />
tragende Hochbauten. Ihr variantenreicher<br />
Wandaufbau kombiniert Ringwände,<br />
Stützen und hydraulische Einheiten.<br />
Eine Vision für ein Hochhaus nach<br />
dem Vorbild des Grashalms gibt es<br />
schon: In Shanghai planen die spanischen<br />
Architekten Javier Pioz und Maria<br />
Rosa Cervera einen Wolkenkratzer<br />
mit babylonischem Ausmaß: den Bionic<br />
Tower. Zwölf Stadtteile von je 25 Stockwerken<br />
türmen sich 1 228 Meter hoch.<br />
200 Meter tiefe Betonwurzeln verankern<br />
den Bau auf dem Grund eines<br />
künst lichen Sees. Ringförmige Strukturen<br />
und radiale Verstärkungen sta bilisieren<br />
ihn. Der äußere Gebäudering<br />
funktioniert wie eine durchlässige Membran<br />
für Licht und Luft und verringert<br />
die Windangriffsfläche.<br />
Leichter, höher, weiter – Architekten<br />
und Ingenieure wollen Spannweiten<br />
Sonnenfänger: Das Fell des Eisbären sammelt und speichert<br />
Sonnenstrahlen. Nach dem gleichen Prinzip funktioniert<br />
„Transparente Wärmedämmung“ (TWD).<br />
mit minimalem Materialaufwand überbrücken.<br />
Die Natur macht es vor: Antonio<br />
Gaudi stützte seine Kathedrale<br />
„ Sagrada Familia“ in Barcelona mit<br />
schlanken, baumartigen Pfeilern. Für<br />
das Zeltdach des Münchner Olympiastadions<br />
diente Architekt Frei Otto das<br />
Netz der Zitterspinne als Vorbild.<br />
Neben der klugen Bauweise wecken<br />
die Oberflächen der Pflanzen das Interesse<br />
der Forscher. Der Lotus-Pflanze<br />
verdanken wir Hauswände, die sich mit<br />
dem Gartenschlauch von Graffitis befreien<br />
lassen, und selbstreinigende<br />
Dachziegel, an denen Wasser und<br />
Schmutz abperlt. Was kommt als Nächstes?<br />
Solaranlagen, die sich wie Blätter<br />
nach dem Sonnenstand drehen? „Intelligente“<br />
Klimahüllen, die sich abkühlen,<br />
wenn es ihnen zu heiß wird – so wie<br />
Schweißdrüsen unsere Haut vor Überhitzung<br />
schützen? Wenn es der Wissenschaft<br />
gelingt, solche Phänomene auf<br />
Vorbildlich: Ein Spinnennetz inspirierte Architekt Frei Otto bei seinem Zeltdachentwurf<br />
für das Münchner Olympiastadion.<br />
die Technik zu übertragen, könnten bald<br />
noch mehr „zauberhafte“ Effekte unseren<br />
Alltag bereichern.<br />
Weitere Infos und Links zu den wichtigsten<br />
Bionik-Arbeitsgruppen unter<br />
www.biokon.net<br />
Unterwegs mit <strong>Mainova</strong><br />
Fest für Himmelsstürmer<br />
Hoch hinaus geht es beim vierten Frankfurter<br />
Wolkenkratzer-Festival am 12. und<br />
13. Mai <strong>2007</strong>. 15 Hochhäuser, von der Commerzbank<br />
bis zum WestendDuo, öffnen<br />
ihre Türen für Besucher. In der Woche davor<br />
bietet <strong>Mainova</strong> Architekturfreunden<br />
die Gelegenheit, sich auf das Spektakel<br />
einzustimmen. Auf einem Spaziergang<br />
durch das Bankenviertel stellt Kunsthistorikerin<br />
Silke Wustmann einzelne Himmelsstürmer<br />
vor und berichtet über ihre Besonderheiten.<br />
Termine: 7., 8., 9. und 10. Mai <strong>2007</strong>, jeweils<br />
um 18.30 Uhr. Dauer ca. 1,5 Stunden, Kosten<br />
5 Euro. Wegen begrenzter Teilnehmerzahl<br />
entscheidet das Los. Die Teilnehmer<br />
werden schriftlich benachrichtigt. Bitte<br />
maximal zwei Personen anmelden.<br />
Anmeldung (mit Adresse und Alter) bis<br />
27. April <strong>2007</strong> an: <strong>Mainova</strong> <strong>AG</strong>, M2-MK,<br />
60623 Frankfurt, Fax 069 2139682436<br />
oder unter www.mainova.de/events<br />
14 mainovakontakt 1/<strong>2007</strong> Das Magazin für die Kunden der<br />
15<br />
Tipp<br />
Beim Gewinnspiel auf Seite 17<br />
gibt es 5 x 2 Karten zum Wolkenkratzer-<br />
Festival zu gewinnen.