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Überbrückung der oralen Antikoagulanzienbehandlung bei ...

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42. Fortbildungsveranstaltung in Zusammenar<strong>bei</strong>t mit <strong>der</strong><br />

Gutachterkommission für ärztliche Behandlungsfehler<br />

Adäquate Antikoagulation vor, <strong>bei</strong><br />

und nach operativen Eingriffen<br />

<strong>Überbrückung</strong> <strong>der</strong> <strong>oralen</strong><br />

<strong>Antikoagulanzienbehandlung</strong> <strong>bei</strong><br />

interventionellen Eingriffen<br />

Prof. Dr. med. Klaus-Dieter Grosser<br />

1


Quelle: Bauersachs et. al, Deutsches Ärzteblatt, Jg.104/Heft18<br />

2


Klinische Risikoabschätzung für<br />

thromboembolische Ereignisse<br />

Hohes Thromboembolierisiko<br />

(ca. 10%/Jahr und mehr ohne Antikoagulation)<br />

• Tiefe Beinvenenthrombose o<strong>der</strong> Lungenembolie im zurückliegenden<br />

Monat<br />

• Künstliche Herzklappen<br />

• Arterielle Embolie im zurückliegenden Monat<br />

• Vorhofflimmern mit Z. n. ischämischem Ereignis, schwerer<br />

Herzinsuffizienz, Thrombus im linken Vorhof o<strong>der</strong> dichten<br />

Spontanechos<br />

Quelle: Bauersachs et. al, Deutsches Ärzteblatt, Jg.104/Heft18<br />

3


Klinische Risikoabschätzung für<br />

thromboembolische Ereignisse<br />

Mittleres Thromboembolierisiko<br />

(ca. 4-10%/Jahr ohne Antikoagulation)<br />

• Idiopathische tiefe Beinvenenthrombose o<strong>der</strong> Lungenembolie<br />

innerhalb des ersten Jahres<br />

• Vorhofflimmern mit begleitendem Diabetes mellitus, arterieller<br />

Hypertonie o<strong>der</strong> höheres Lebensalter<br />

• Bioprothesen (erste 3 Monate)<br />

Niedriges Thromboembolierisiko<br />

(ca. 4%/Jahr ohne Antikoagulation)<br />

• Sekundäre tiefe Beinvenenthrombose o<strong>der</strong> Lungenembolie innerhalb<br />

des ersten Jahres<br />

•Idiopathisches Vorhofflimmern<br />

•Bioprothesen (nach 3 Monaten)<br />

Quelle: Bauersachs et. al, Deutsches Ärzteblatt, Jg.104/Heft18<br />

4


CHADS 2Score zur Abschätzung des<br />

Schlaganfallrisikos <strong>bei</strong> Vorhofflimmern<br />

C (chronic heart<br />

failure)<br />

Bei Vorliegen von… … ergibt sich<br />

Strukturelle Herzerkrankung,<br />

die Herzinsuffizienz<br />

verursacht<br />

H (hypertension) Arterielle Hypertonie (auch<br />

behandelt)<br />

1 Punkt<br />

1 Punkt<br />

A (age) Alter > 75 Jahre 1 Punkt<br />

D (diabetes) Diabetes mellitus 1 Punkt<br />

S (stroke) durchgemachter Schlaganfall<br />

Transitorische Ischämische<br />

Attacke<br />

5<br />

2 Punkte


Score Risk of Stroke Per 100 Patient Years<br />

95% Cis from JAMA Study<br />

0 1,9%<br />

1 2,8%<br />

2 4,0%<br />

3 5,9%<br />

4 8,5%<br />

5 12,5%<br />

6 18,2%<br />

6


Score Risk Anticoagulation<br />

Therapy<br />

0 Low Aspirin<br />

1-2 Mo<strong>der</strong>ate (Aspirin) or Warfarin<br />

3+ High Warfarin<br />

7


Klinische Risikoeinschätzung für<br />

Blutungsereignisse<br />

Beispiele für hohes Blutungsrisiko<br />

• Herzchirurgie<br />

• Operation eines abdominellen Aortenaneurysmas<br />

• Neurochirurgische Operationen, Laminektomie<br />

• Komplexe Tumorchirurgie<br />

• Transurethrale Prostataresektion<br />

• Bilateraler Kniegelenkersatz<br />

• Nieren- und Leberbiopsie<br />

• Extensive Oralchirurgie, multiple Zahnextraktionen<br />

• Interventionelle Kardiologie<br />

8


Klinische Risikoeinschätzung für<br />

Blutungsereignisse<br />

Beispiele für nicht hohes Blutungsrisiko<br />

• Laparaskopische Chirurgie und Cholezystektomie<br />

• Darmresektion, Hernienoperation, Hämorrhoiden-OP<br />

• GI-Polypektomie<br />

• Abdominelle Hysterektomie, Dilatation und Kürrettage<br />

• Schulterchirurgie<br />

• Knie- und Hüftgelenkersatz<br />

• Schrittmacher- und AICD-Implantation<br />

9


Klinische Risikoeinschätzung für<br />

Blutungsereignisse<br />

Beispiele für nicht hohes Blutungsrisiko<br />

• Augenchirurgie; Komplexe Eingriffe (z. B. Augenlid,<br />

Tränendrüse, Orbitachirurgie) haben höheres<br />

Blutungsrisiko)<br />

• Endarteriektomie<br />

• Bronchoskopie mit/ohne Biopsie<br />

• Mamma, Lymphknoten, Pankreas, Myokard<br />

Auszug Deutsches Ärzteblatt, Jg. 104/Heft 18<br />

10


Klinische Risikoeinschätzung für<br />

Blutungsereignisse<br />

Beispiele für niedriges Blutungsrisiko<br />

• Handchirurgie: Karpaltunnel-OP<br />

• Dermatologische Operation<br />

• Schrittmacher und AICD-Implantation<br />

• Zahnärztliche Eingriffe<br />

• Diagnostischer Herzkatheter<br />

• Biopsie (Prostata, Harnblase, Schilddrüse, Mamma,<br />

Lymphknoten)<br />

• Diagnostische Endoskopie<br />

• Augenchirurgie<br />

Kontaktaufnahme mit chirurgisch tätigen Kollegen!<br />

11


Daten zur Umstellung einer <strong>oralen</strong> Antikoagulation mit NMH<br />

Studie NMH Anzahl<br />

[n]<br />

Thrombo<br />

-embolie<br />

Blutungen<br />

gesamt<br />

Blutungen<br />

[n] große<br />

nicht<br />

große<br />

[26] Enoxaparin 20 0 3 1 2<br />

[10] Enoxaparin 80 0 3 k. A. k. A.<br />

[16] Enoxaparin 143 0 19 2 17<br />

[9] Enoxaparin 82 0 9 1 1<br />

[24] Enoxaparin 362 0 29 1 28<br />

[6] Enoxaparin 260 4 k. A. 9 k. A.<br />

[31] Enoxaparin 174 1 k. A. 4 k. A.<br />

[14] Enoxaparin 200 0 19 0 19<br />

[30] Dalteparin 24 0 20 0 2<br />

12<br />

Quelle: DBI


Daten zur Umstellung einer <strong>oralen</strong> Antikoagulation mit NMH<br />

Studie NMH Anzah<br />

l [n]<br />

Thrombo<br />

embolie<br />

Blutungen<br />

gesamt<br />

Blutungen<br />

[n] große<br />

nicht<br />

große<br />

[32] Dalteparin 47 2 2 0 2<br />

[19] Dalteparin 224 8 k. A. 15 k. A.<br />

[5] Dalteparin 650 2 38 6 32<br />

[3] Nadroparin<br />

Enoxaparin<br />

394<br />

25<br />

2 9 4 6<br />

[13] Enoxaprin 288 3 k. A. 5 k. A.<br />

Gesamt 2.951 19<br />

(0,6%)*<br />

181<br />

(5,5%)<br />

57<br />

(1,9%)**<br />

109<br />

(3,7%)**<br />

*<br />

(k. A. = keine Angaben; KI: Konfidenzintervall)<br />

* KI 0,004 bis 0,01; ** KI 0,015 bis 0,025; *** KI 0,03 bis 0,044 KI<br />

13<br />

Quelle: DBI


Quelle: Bauersachs et. al, Deutsches Ärzteblatt, Jg.104/Heft18<br />

14


Unfraktioniertes Heparin –<br />

nie<strong>der</strong>molekulares Heparin<br />

1. Keine signifikanten Unterschiede <strong>bei</strong> den <strong>der</strong>zeit<br />

vorliegenden Daten.<br />

2. Tägliche Kontrolle <strong>der</strong> Gerinnungswerte <strong>bei</strong> <strong>der</strong><br />

Anwendung des unfraktionierten Heparins.<br />

3. Längere Klinikaufenthalte durch intravenöse Infusion<br />

und tägliche Kontrollen <strong>der</strong> Gerinnungswerte.<br />

4. Nie<strong>der</strong>molekulares Heparin keine Kontrolle <strong>der</strong><br />

Gerinnungszeiten. Die Behandlung erfolgt in den<br />

meisten Studien gewichtsadaptiert.<br />

5. Kurze Hospitalisierungszeiten <strong>bei</strong> NMH.<br />

15


Krankenkassen lassen Bridging mit<br />

nie<strong>der</strong>molekularen Heparinen zu<br />

Die AOK Rheinland/Hamburg, die Landwirtschaftliche<br />

Krankenkasse (LKK) NRW, die Barmer, die IKK Nordrhein<br />

und die Knappschaft sind <strong>der</strong> Auffassung, dass die<br />

Anwendung von nie<strong>der</strong>molekularen Heparinen zur<br />

<strong>Überbrückung</strong> <strong>der</strong> <strong>oralen</strong> Antikoagulation (Bridging) als<br />

gängige Praxis zu bewerten ist. Diese Kassen gehen<br />

deswegen <strong>bei</strong>m Bridging von einem bestimmungsgemäßen<br />

Gebrauch aus und sehen <strong>bei</strong> Einzelverordnungen zum<br />

Bridging mit nie<strong>der</strong>molekularen Heparinen <strong>bei</strong> interventionellen<br />

o<strong>der</strong> chirurgischen Eingriffen von Regressanträgen<br />

ab. Eine Vorab-Genehmigung <strong>bei</strong> Patienten dieser<br />

Kassen ist nicht nötig.<br />

16


Wo Bridging regressfrei läuft<br />

Folgende Krankenkassen sehen <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Anwendung von<br />

nie<strong>der</strong>molekularen Heparinen zur <strong>Überbrückung</strong> <strong>der</strong> <strong>oralen</strong><br />

Antikoagulation (Bridging) von Regressanträgen ab:<br />

•AOK Rheinland/Hamburg<br />

•BKK Aktiv<br />

•BKK Basell<br />

•BKK Vor Ort<br />

•BKK Hoesch<br />

•LKK NRW<br />

•IKK Nordrhein<br />

•Knappschaft<br />

•Ersatzkassen (alle)<br />

•Novitas Vereinigte BKK<br />

17


Produkthaftung übernommen<br />

Folgende Firmen übernehmen für die aufgeführten Präparate die<br />

Produkthaftung für die Verwendung von nie<strong>der</strong>molekularer<br />

Heparine zur <strong>Überbrückung</strong> <strong>der</strong> <strong>oralen</strong> Antikoagulation (Bridging):<br />

Hersteller Präparat<br />

GlaxoSmithKline Fraxiparin<br />

(Nadroparin)<br />

Leo Pharma Innohep<br />

(Tinzaparin)<br />

Novartis Mono-Embolex<br />

(Certoparin)<br />

Sanofi Aventis Clexane<br />

Enoxaparin<br />

18


Fall 1: Patient, 80 Jahre, männlich<br />

09.03.2003<br />

Wegen akuter Luftnot und bronchopulmonalem Infekt notfallmäßig in<br />

die Klinik eingewiesen. Anamnestisch seit 4 Jahren wegen absoluter<br />

Arrhytmie <strong>bei</strong> Vorhofflimmern Marcumar-Behandlung. Seit vielen<br />

Jahren arterielle Hypertonie und zur Zeit dekompensierte<br />

Herzinsuffizienz. Bei Aufnahme Quick-Wert 42%, INR 1,81.<br />

10. bis 17.03.2003<br />

Weitere Marcumar-Therapie und Rekompensation<br />

17.03.2003<br />

Marcumar für geplante Herzkatheter-Untersuchung abgesetzt<br />

Eintragung im Krankenblatt:<br />

Herzkatheter für Donnerstag anmelden, ab INR unter 2,0<br />

Heparin Perfusor auf 2 ml stellen.<br />

19


Fall 1: Patient, 80 Jahre, männlich<br />

Tabelle vom 16. bis 21.03.2003<br />

16.03.2003 Quick 32% INR 2,11 PTT 45,6s<br />

17.03.2003<br />

Marcumar abgesetzt<br />

Quick 29% INR 2,28 PTT -<br />

18.03.2003 Quick 35% INR 2,01 PTT 42,6s<br />

19.03.2003 Quick 47% INR 1,68% PTT 43,0s<br />

20.03.2003 Quick 89% INR 1,20 PTT 33,9s<br />

21.03.2003 Quick 99% INR 1,12 PTT 34,5s<br />

20


Fall 1: Patient, 80 Jahre, männlich<br />

In <strong>der</strong> gesamten Zeit nach Absetzen des Marcumars wurde kein<br />

Heparin verabreicht. Am 16., 17. und 18.03. je 10 Tropfen Konakion.<br />

21.03.2003<br />

Herzkatheter-Untersuchung:<br />

Dilatative Kardiomyopathie, keine hämodynamisch wirksamen<br />

Koronarstenosen.<br />

22.03.2003 (Samstag)<br />

Akuter Hirninfarkt durch eine kardiogene Embolie.<br />

Fazit:<br />

Fehlerhafte Behandlung durch Unterlassung <strong>der</strong> Heparin-Therapie<br />

nach Absetzen des Marcumar. Ersichtlich auch aus den PTT-Werten.<br />

Fehlerhafte Konaktionbehandlung.<br />

21


Fall 2: Patientin U. R., 62 Jahre<br />

1996 Marcumarbehandlung nach Auftreten einer TIA. Mit hoher<br />

Wahrscheinlichkeit bedingt durch eine kardiogene Embolie.<br />

1999 Klappenersatz <strong>der</strong> Mitralklappe<br />

11.07.2001<br />

Vereinbarung eines Operationstermins für eine Katarakt-Operation.<br />

Stationäre Aufnahme vorgesehen am 18.09.2001.<br />

06.08.2001<br />

Bericht an den Hausarzt über die Operation. Quick-Wert sollte auf 40<br />

bis 50% angehoben werden.<br />

03.09.2001<br />

Quick-Wert 30%<br />

09.09.2001<br />

Marcumar abgesetzt<br />

22


Fall 2: Patientin U. R., 62 Jahre<br />

13.09.2001<br />

Quick-Wert auf 65% angestiegen. In <strong>der</strong> Krankenakte des Hausarztes<br />

findet sich die Eintragung „soll Clexane spritzen“.<br />

Es liegt jedoch kein Behandlungsplan und kein Arztbrief mit<br />

entsprechenden Hinweisen für den Augenarzt vor.<br />

Ab dem 13.09.2001 keine Behandlung mit Heparin vorgenommen.<br />

18.09.2001<br />

Aufnahme zur Augenoperation. Keine Heparinbehandlung.<br />

19.09.2001<br />

Im Laborbericht findet sich im Krankenhaus die Eintragung „Quick-<br />

Wert >100%, INR 0,92”. Heparinbehandlung: 1 x 1 Amp.<br />

Monoembolex (einmalig).<br />

23


Fall 2: Patientin U. R., 62 Jahre<br />

20.09.2001<br />

Komplikationslose Katarakt-Operation.<br />

21.09.2001<br />

Entlassung <strong>der</strong> Patientin, keine Heparin-Verabreichung, Eintragung<br />

im Krankenblatt „Demissio, Fortsetzung Heparin.“<br />

Behandlungen mit Heparin wurden we<strong>der</strong> am 20.09. noch am<br />

21.09.2001 in <strong>der</strong> Kurve eingetragen.<br />

24.09.2001<br />

Patientin vorstellig <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Hausärztin, berichtet seit dem 22.09.2001<br />

starke Oberbauchbeschwerden erlitten zu haben. Fühlt sich schlapp<br />

und elend. Wegen beginnen<strong>der</strong> Schock-Symptomatik von <strong>der</strong> Praxis<br />

mit dem NAW in das nächstgelegene Krankenhaus gebracht.<br />

24


Fall 2: Patientin U. R., 62 Jahre<br />

Dort ausgeprägte kardiogene Schock-Situation mit Reanimation. Im<br />

Echo Thrombose <strong>der</strong> Mitralklappe, kurze Zeit später verstirbt die<br />

Patientin.<br />

Fazit:<br />

Hausarzt:<br />

Unterlassene <strong>Überbrückung</strong>sbehandlung. Kein schriftlicher<br />

Behandlungsplan. Keine schriftliche Unterrichtung des Augenarztes<br />

über die Antikoagulationsbehandlung.<br />

Augenarzt:<br />

Fehlerhafte Behandlung Gerinnungsfaktoren. Eine<br />

Monoembolexbehandlung war nicht ausreichend. Fehlende<br />

postoperative Behandlung.<br />

25


Fall 3: Patient, 68 Jahre, männlich<br />

Vor einigen Jahren 3-fach ACVB- und Herzklappen-Operation. Seitdem<br />

Marcumarbehandlung.<br />

Anamnestisch 1988 Apoplexie.<br />

14.03.2000<br />

Untersuchung <strong>bei</strong>m Urologen. Prostata-Operation befürwortet. Bericht<br />

an den Hausarzt mit dem Hinweis „Marcumar absetzen“.<br />

Quick-Wert-Bestimmungen:<br />

08.03.2000 35%<br />

22.03.2000 30% Marcumar abgesetzt<br />

23.03.2000 ø<br />

24.03.2000 ø<br />

25.03.2000 ø<br />

26.03.2000 ø<br />

27.03.2000 61%.<br />

26


Fall 3: Patient, 68 Jahre, männlich<br />

Marcumar wurde abgesetzt am 22.03.2000. Eine Behandlung mit<br />

Heparin erfolgte nicht.<br />

29.03.2000<br />

Stationäre Aufnahme zur Operation.<br />

Quick-Wert 81%.<br />

30.03.2000<br />

Erfolgreiche Operation mit Spinalanästhesie.<br />

30.03.2000<br />

Täglich 3 x 7.500 E unfraktioniertes Heparin bis zum 05.04.2000.<br />

Keine PTT-Kontrolle!<br />

27


Fall 3: Patient, 68 Jahre, männlich<br />

06.04.2000<br />

Entlassung. An diesem Tag keine Heparinbehandlung.<br />

Ab 07.04.2000 Verordnung von Monoembolex eine Ampulle täglich.<br />

Am 07.04.2000 plötzlich auftretende Aphasie mit Hemiparese rechts.<br />

15.04.2000<br />

Ein zweiter Schub mit hochgradigen Auswirkungen <strong>der</strong><br />

Lähmungserscheinungen. Es wird ein posteriorer Infarkt festgestellt.<br />

In <strong>der</strong> Echokardiographie ergab sich <strong>der</strong> dringende Verdacht auf eine<br />

Klappenprothese-Thrombose. Drei Wochen später musste eine<br />

Klappen-Operation durchgeführt werden.<br />

28


Fall 3: Patient, 68 Jahre, männlich<br />

Fazit:<br />

Keine Quickwertbestimmung ab 22.03.2000<br />

Keine präoperative Heparinbehandlung<br />

Keine postoperative PTT-Kontrolle<br />

Heparindosis?<br />

1 x täglich Mono-Embolex unterdosiert<br />

29


Fall 4: Patientin, 81 Jahre<br />

1996 <strong>bei</strong> vorliegen<strong>der</strong> absoluter Arrhythmie <strong>bei</strong> Vorhofflimmern TIA<br />

erlitten. Seit dieser Zeit Marcumar-Dauertherapie.<br />

02.12.2005<br />

Augenoperation als Termin festgelegt.<br />

22.11.2005<br />

Medikamentenverordnungsplan <strong>der</strong> Hausärztin:<br />

27.11.2005 Marcumar abgesetzt<br />

ab 28.11.2005 Clexane 80, insgesamt werden 7 Ampullen überreicht.<br />

Da die Patientin in <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> Praxis <strong>der</strong> Hausärztin wohnt, werden<br />

die Blutuntersuchungen für die Bestimmung <strong>der</strong> Gerinnungsfaktoren<br />

<strong>bei</strong> ihr zu Hause vorgenommen.<br />

30


Fall 4: Patientin, 81 Jahre<br />

01.12.2005<br />

Letzte Blutentnahme. Quick-Wert 77%.<br />

02.12.2005<br />

Erfolgreiche Augen-Operation.<br />

03.12.2005<br />

Patientin hat die Operation gut überstanden und ist nach Hause<br />

zurückgekehrt. Am 04.12.2005 hatte sie die letzte Ampulle Clexane<br />

gebraucht. Es lag we<strong>der</strong> ein postoperativer Behandlungsplan vor, noch<br />

besuchte die Ärztin die Patientin in den folgenden Tagen.<br />

31


Fall 4: Patientin, 81 Jahre<br />

08.12.2005<br />

Die Patientin wurde von <strong>der</strong> Nachbarin am Boden liegend aufgefunden<br />

mit globaler Aphasie und Hemiparese rechts. Seit dem ist sie ein<br />

Pflegefall. In <strong>der</strong> Neurologie betrug <strong>der</strong> Quickwert <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Aufnahme<br />

96%.<br />

Fazit:<br />

1. Die präoperative Clexane-Behandlung war nicht richtig dosiert, da<br />

dieses Präparat gewichtsadaptiert zweimal pro Tag eingesetzt werden<br />

muss.<br />

32


Fall 4: Patientin, 81 Jahre<br />

2. Für die postoperative Behandlung lag kein Behandlungsplan vor.<br />

Ein Besuch <strong>der</strong> Hausärztin zur weiteren Kontrolle <strong>der</strong><br />

Gerinnungswerte fand nicht statt. Da die Hausärztin als<br />

behandelnde Ärztin die Marcumar-Behandlung abgesetzt hatte,<br />

hatte sie auch dafür zu sorgen, die postoperative Behandlung<br />

fortzusetzen. Die Unterlassung war fehlerhaft.<br />

33


Fall 5: Patientin, H. R. 57 Jahre<br />

Seit 1997 Marcumarbehandlung wegen Aortenklappenersatz<br />

1. Mai 2005 Überweisung vom Hausarzt zum Internisten wegen<br />

Erbrechen und Oberbauchkoliken<br />

Diagnose: Gallensteinleiden – Operations-Indikation, sofort<br />

Absetzen von Marcumar und Verordnung von 1 x Clexane 40<br />

s.c. (Internist)<br />

Bis 01.06.2005 Behandlung durch den Hausarzt in empfohlener<br />

Dosierung<br />

34


Fall 5: Patientin, H. R. 57 Jahre<br />

01.06.2005 Aufnahme in chirurgischer Klinik (am Morgen Clexane 40 s.c.<br />

02.06.2005 operativer Eingriff (keine Clexanebehandlung)<br />

keine Komplikationen<br />

03.06.2005 Clexane 40 s.c.<br />

Marcumar 3 Tbl.<br />

04.06.2005 Marcumar 2 Tbl.<br />

(Clexane s.c.)<br />

05.06.2005 Marcumar 1 Tbl.<br />

(Clexane s.c.)<br />

06.06.2005 Entlassung (INR-Wert 1,0)<br />

35


Fall 5: Patientin, H. R. 57 Jahre<br />

07.06.2005 Kollapsneigung, Abgeschlagenheit<br />

Fazit:<br />

Echokardiographie: Aortenklappenthrombose<br />

Krankenhausbehandlung (Nach einigen Tagen (Lysetherapie)<br />

Besserung<br />

1. Absetzen von Marcumar ohne Operationstermin<br />

2. Keine überlappende Behandlung (ohne Quickwertkontrolle)<br />

3. Zu niedrige Clexanebehandlung<br />

36


Zusammenfassung<br />

1. Vor einer notwendigen Bridging-Therapie sollten die Patienten<br />

genau über das Proce<strong>der</strong>e aufgeklärt werden.<br />

2. Ein schriftlicher Behandlungsplan sollte erstellt und Patienten und<br />

dem chirurgisch tätigen Kollegen übergeben werden. Dieser<br />

Behandlungsplan erfasst sowohl die präoperative als auch die<br />

postoperative Phase.<br />

3. Es sollte mit dem chirurgischen Kollegen besprochen werden, ob er<br />

nur eine Erhöhung <strong>der</strong> Quickwerte auf 40 bis 50% wünscht (z. B.<br />

Herzkatheteruntersuchung) o<strong>der</strong> ob er die volle therapeutische<br />

Heparinbehandlung vorzieht. Da<strong>bei</strong> müssen immer individuelle<br />

Beson<strong>der</strong>heiten berücksichtigt werden!<br />

37


Zusammenfassung<br />

4. Tägliche Kontrolle <strong>der</strong> Gerinnungswerte sowohl prä- als auch<br />

postoperativ sind erfor<strong>der</strong>lich.<br />

5. Für die Bridgingbehandlung kann unfraktioniertes Heparin als<br />

Infusion gegeben werden mit Kontrollen <strong>der</strong> PTT.<br />

Nie<strong>der</strong>molekulares Heparin erfolgt gewichtsadaptiert in <strong>der</strong><br />

vorgeschriebenen Dosis. Über die Vor- und Nachteile <strong>der</strong> Therapie<br />

wurde bereits gesprochen.<br />

38


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