Es war einmal ein Theater... - edgar lange
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Das Fest<br />
zwischen Vergangenheit und Zukunft,<br />
diesen Augenblick nennt<br />
man das Leben.“<br />
„<strong>Es</strong> gibt nur <strong>ein</strong>en Augenblick<br />
Über <strong>ein</strong>en roten Teppich schreiten festlich gekleidete<br />
Gäste. Ein dunkles Auto kommt angerollt. Im Hintergrund spielt <strong>ein</strong> kl<strong>ein</strong>es Orchester. Die<br />
Autotür wird von <strong>ein</strong>er Hand im weißen Handschuh aufgerissen. Aus dem Auto steigt <strong>ein</strong><br />
strahlender Mann mit <strong>ein</strong>er Begleiterin im Abendkleid. Das Paar wird stürmisch von den<br />
Zaungästen begrüßt, Fotoblitze prasseln auf die beiden nieder, Kamerateams begleiten sie,<br />
bis sie in <strong>ein</strong>em Gebäude verschwinden. Am Saum des roten Teppichs hält das nächste Auto.<br />
<strong>Es</strong> folgt die gleiche Zeremonie. Auch sie erinnert an <strong>ein</strong> bekanntes Ritual, das sich alljährlich<br />
in Hollywood abspielt. Nur entstammen die Roben der Geladenen offensichtlich nicht der<br />
Haute Couture, und sie selber sind k<strong>ein</strong>e Weltstars.<br />
In der festlich geschmückten Halle werden die Gäste von <strong>ein</strong>em Moderatorenpaar<br />
begrüßt. Sie – <strong>ein</strong>e Frau mit strahlendem Lächeln - spricht deutsch, er – <strong>ein</strong> Hüne im<br />
eleganten Anzug - russisch. Mitten in der Begrüßung wechseln sie zu <strong>ein</strong>er guttural<br />
klingenden Mundart, die <strong>ein</strong> Sprachkundiger als kasachisch identifizieren würde. Das<br />
darauffolgende ‚japanische‘ Kauderwelsch und das lachende Publikum, machen endgültig<br />
deutlich, daß die ganze „Oscar-Verleihung“ <strong>ein</strong> Riesengag ist.<br />
Ein Blick nach Außen öffnet die Kaiserwiese vor dem Hotel „Schützenhof“ im<br />
bayerischen Nördlingen.<br />
Im Festraum beginnt derzeit <strong>ein</strong> Marathonprogramm. Feurige Zigeunerrhythmen lösen<br />
Anekdoten auf Wolgadeutsch ab, georgische Tänze – russische Gitarrenlyrik mit wehmütigem<br />
Refrain: „<strong>Es</strong> gibt nur <strong>ein</strong>en Augenblick zwischen Vergangenheit und Zukunft, diesen Augenblick<br />
nennt man das Leben.“ Reden werden geschwungen auf die ‚Familie‘, die sie <strong><strong>ein</strong>mal</strong><br />
<strong>war</strong>en, Freudentränen fließen. Denn die hier Anwesenden haben alle <strong>ein</strong>e Geschichte, <strong>ein</strong>e<br />
Vergangenheit, <strong>ein</strong>en Beruf.<br />
In der kasachischen Hauptstadt Alma-Ata <strong>war</strong>en sie Schauspieler am <strong>ein</strong>zigen professionellen<br />
Deutschen <strong>Theater</strong> der früheren Sowjetunion.<br />
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