1 Geothermische Energie 50/2006 - Geothermie
1 Geothermische Energie 50/2006 - Geothermie
1 Geothermische Energie 50/2006 - Geothermie
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1 <strong>Geothermische</strong> <strong>Energie</strong> <strong>50</strong>/<strong>2006</strong>
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<strong>Geothermische</strong> <strong>Energie</strong> <strong>50</strong>/<strong>2006</strong> 2
<strong>Geothermische</strong> <strong>Energie</strong> Nr. <strong>50</strong>, Jan.- März <strong>2006</strong> 1<br />
Querschnitt<br />
<strong>50</strong> Ausgaben „<strong>Geothermische</strong> <strong>Energie</strong>“...<br />
... und eine „neue“ GtV 04<br />
<strong>Geothermische</strong> Jahrestagung 2005: Synergie<br />
und Effizienz (Teil 2) 06<br />
Gabriel: Erneuerbare <strong>Energie</strong>n können 2020<br />
bereits zu 25 % der Stromversorgung beitragen 09<br />
USA: Bush, die Erneuerbaren und ein falsches<br />
Spiel um die <strong>Geothermie</strong> 09<br />
Europa: Echternacher Springprozession<br />
auf Brüsseler Art 10<br />
Brüssel: Einweihung des Hauses der Erneuerbaren<br />
<strong>Energie</strong>n („Renewable Energy House“)<br />
Burkhard Sanner 13<br />
Aufbau eines geothermischen<br />
Informationssystems für Deutschland 15<br />
„Erdwärme aus Rheinland Pfalz“: und<br />
„Referenzregion <strong>Geothermie</strong>“ 16<br />
Berlin: Abgeordnetenhaus beschließt<br />
Pflicht zum Bauen mit erneuerbaren <strong>Energie</strong>n 17<br />
Ein Jahr CREGE 18<br />
quergeschnitten: Kurzgeschichten 18<br />
Tiefe <strong>Geothermie</strong> Strom<br />
<strong>Geothermische</strong>r Strom: Produktion steigt<br />
bis 2010 weltweit um <strong>50</strong>% 19<br />
ENRO plant Kraftwerke in Brandenburg 19<br />
Landau: Zweite Tiefbohrung erreicht Endteufe 20<br />
Kalifornien: Indianerproteste gegen Calpine 22<br />
Politischer Einsatz für Bad Urach 22<br />
strom: Kurzgeschichten 23<br />
Tiefe <strong>Geothermie</strong> Strom und Wärme<br />
Perspektiven der geothermischen Strom- und<br />
Wärmeerzeugung in Sachsen (Deutschland)<br />
Friedemann, Grafe 28<br />
Impressum<br />
<strong>Geothermische</strong> <strong>Energie</strong> - Mitteilungsblatt der <strong>Geothermische</strong>n Vereinigung/<br />
GtV-BV, Sitz und Geschäftsstelle: Gartenstr. 36, 49744 Geeste, Tel.: 05907-<br />
545, Fax: 05907-7379, e-mail: <strong>Geothermische</strong>-Vereinigung@t-online.de,<br />
ISSN 0948-6615<br />
REDAKTION: Werner Bußmann, Gartenstr. 36, 49744 Geeste, Tel.: 05907-<br />
545, Fax: 05907-7379, e-mail: wb@geothermie.de<br />
ANZEIGEN: Oliver Joswig, GtV-Service GmbH, Gartenstr. 36, 49744 Geeste,<br />
Tel.: 05907-545, Fax: 05907-7379, e-mail: olli@geothermie.de<br />
SATZ: Oliver Joswig, Medienbüro Werner Bußmann, Gartenstr. 36,<br />
49744 Geeste, Tel.: 05907-545, Fax: 05907-7379, e-mail: olli@geothermie.de<br />
DRUCK: Offset Feege, An der Schaftrift 22, 49716 Meppen, Tel.: 05931-<br />
18300, Fax: 05931-8276<br />
3 <strong>Geothermische</strong> <strong>Energie</strong> <strong>50</strong>/<strong>2006</strong><br />
Baden-Württemberg: Startschuss zur Förderung<br />
der Tiefen <strong>Geothermie</strong> 32<br />
Basel: In den Startlöchern. Stahlpreise und<br />
Erdölsuche treiben Kosten für Deep Heat<br />
Mining Projekt 33<br />
Türkei: Der ägäische Raum wird zum<br />
<strong>Geothermie</strong>-Zentrum 33<br />
strom und wärme: Kurzgeschichten 33<br />
Thermalwasser und anderes<br />
Mehr <strong>Geothermie</strong> für Erding 34<br />
thermalwasser und anderes:Kurzgeschichten 36<br />
Oberflächennahe <strong>Geothermie</strong><br />
Schnee- und Eisfreihaltung von Bahnsteigen durch<br />
saisonale <strong>Energie</strong>gewinnung und Speicherung mit<br />
dem WinnerWay®-System<br />
Helmut Dörr, Kevin Wilhelm 38<br />
QuaWiDiS 40<br />
Der Wärmepumpenmarkt stärker den je! 41<br />
Erstes "Gütesiegel Erdwärmesonden" verliehen 41<br />
Ontario, Kanada: Mit Beten, Handeln<br />
und Lifetime Energy gegen hohe Heizkosten 41<br />
<strong>Geothermie</strong>, Windkraft und Photovoltaik:<br />
Universität Mugla kooperiert mit EWS 42<br />
Weilheim an der Teck: Erdwärme für größeres<br />
Rathaus 43<br />
oberflächennahes: Kurzgeschichten 43<br />
Allgemeines<br />
Personen 45<br />
Aktuelle Termine 45<br />
Literatur 47<br />
Leserbriefe 49<br />
GtV-BV INTERN <strong>50</strong><br />
Auflage dieser Aufgabe: 2.800 Exemplare<br />
Bezugsbedingungen:<br />
Der Bezug der "<strong>Geothermische</strong>n <strong>Energie</strong>" ist kostenlos für<br />
- Mitglieder der <strong>Geothermische</strong>n Vereinigung,<br />
- Fachbehörden, Bibliotheken, Fachhochschul- und Hochschulinstitute<br />
(Nachweis erbeten)<br />
Abo-Preis für vier Ausgaben: EUR 32.<strong>50</strong>. Das Abonnement kann jederzeit<br />
schriftlich gekündigt werden und läuft nach erfolgter Kündigung mit Auslieferung<br />
des 4. Heftes aus. Ansonsten verlängert sich das Abo automatisch um<br />
weitere 4 Ausgaben.
<strong>50</strong> Ausgaben „<strong>Geothermische</strong> <strong>Energie</strong>“...<br />
Im März 1992 erschien ein schmaler 16-Seiter mit einer für<br />
die damaligen „geothermischen“ Zeiten wagemutigen Auflage<br />
von 600 Exemplaren. Bis zum ersten Heft dieses Jahres<br />
sollten 49 weitere Ausgaben der <strong>Geothermische</strong>n <strong>Energie</strong><br />
folgen. Das einzige Foto zeigte die Teilnehmer der Gründungsversammlung<br />
der <strong>Geothermische</strong>n Vereinigung. Eine erste<br />
Inserentin war präsent: Die <strong>Geothermie</strong> Neubrandenburg<br />
GmbH / GTN war in Deutschland bereits in jener Zeit ein<br />
Schwergewicht der Entwicklung und ist es bis heute geblieben.<br />
Ihre Aktivitäten haben die folgenden Ausgaben begleitet.<br />
Die Annonce ist ein kleines Dokument auch der historischen<br />
Entwicklung.<br />
Zwar lautet der Untertitel „Mitteilungsblatt der <strong>Geothermische</strong>n<br />
Vereinigung“. Die Auflagenhöhe signalisierte aber schon damals,<br />
dass man sich nicht auf den Mitgliederkreis beschrän-<br />
Querschnitt<br />
ken wollte. Zum Zeitpunkt des Erscheinens hätte das Heft<br />
dann keine <strong>50</strong> Leute erreicht. Bis heute hat sich die Druckauflage<br />
kontinuierlich auf derzeit 2800 Exemplare erhöht. Auf<br />
dem Weg dahin mussten so manche Schlaglöcher umfahren<br />
werden. Vor allem die Finanzierung der Hefte sollte sich immer<br />
wieder als Problemzone erweisen und bescherte dem<br />
Erscheinungsrythmus immer mal wieder längere Pausen.<br />
Vieles von dem, was der Gründungsvorsitzende der <strong>Geothermische</strong>n<br />
Vereinigung, Dr. Rüdiger Schulz in seinem damaligen<br />
Editorial schrieb, könnte auch <strong>2006</strong> formuliert worden<br />
sein:<br />
Selten war das Interesse der Öffentlichkeit und der politischen<br />
Entscheidungsträger an der Nutzung geothermischer <strong>Energie</strong><br />
so groß wie in den letzten beiden Jahren. Dies hat verschiedene<br />
Gründe; die beiden wichtigsten sind sicherlich die<br />
Erkenntnis über die Endlichkeit der konventionellen <strong>Energie</strong>träger<br />
und das stärker gewordene Umweltbewußtsein.<br />
Die heutige weltweite <strong>Energie</strong>versorgung stützt sich zu über<br />
80% auf nicht erneuerbare <strong>Energie</strong>träger wie Öl, Kohle, Gas,<br />
Uran. Theoretisch müßte sich die Erschöpfbarkeit im Preis<br />
niederschlagen, was aber bis heute nicht geschieht. Doch<br />
selbst wenn sinkende Reserven durch steigende Preise abgedeckt<br />
werden, so würde die in einem solchen Fall übliche<br />
Ansammlung von Kapital nichts nützen, weil am Ende die<br />
Vorräte unwiederbringlich verbraucht wären. Darüber hinaus<br />
führt die Nutzung der heutigen <strong>Energie</strong>träger zu nachhaltigen<br />
Umweltbelastungen. Gemeint sind hier vor allem der Treibhauseffekt<br />
als Folge der Verbrennung fossiler <strong>Energie</strong>träger<br />
sowie die Probleme der Entsorgung von und die Risiken von<br />
Stör- und Unfällen bei Kernrekatoren.<br />
Deshalb wendet man sich verstärkt den alternativen oder erneuerbaren<br />
<strong>Energie</strong>trägern zu. In der öffentlichen und in der<br />
wissenschaftlichen Diskussion spielt die geothermishe <strong>Energie</strong><br />
nur eine marginale Rolle. Tatsächlich werden aber schon<br />
heute 2%. des weltweiten Primärenergiebedarfs durch die<br />
Nutzung geotherrnischer <strong>Energie</strong> abgedeckt. Nach den klassischen<br />
emeuerbaren <strong>Energie</strong>trägern Holz/Biomasse und<br />
Wasserkraft ist das der drittgrößte Anteil in diesem Bereich.<br />
In einigen Ländern des pazifischen Raums trägt die geothermische<br />
<strong>Energie</strong> entscheidend zur Elektrizitätsversorgung bei;<br />
in Europa werden mit dem geothermisch erzeugten Strom aus<br />
der Toskana immerhin noch 1,6% der italienischen Stromerzeugung<br />
abgedeckt. Aufgrund des riesengroßen Potentials<br />
und der nachgewiesenen Reserven könnte der Anteil der geothermischen<br />
<strong>Energie</strong>nutzung wesentlich höher werden.<br />
In Deutschland erfuhr das Interesse an der geothermischen<br />
<strong>Energie</strong> einen zusätzlichen Impuls durch die Vereinigung.<br />
Ziemlich unbemerkt von den westlichen Geo- und <strong>Energie</strong>wissenschaftlern<br />
war es in der DDR gelungen, trotz aller technischen<br />
Schwierigkeiten ab 1984 drei <strong>Geothermische</strong><br />
Heizzentralen mit insgesamt 22 MW installierter Wärmeleistung<br />
zu errichten. Damit war der Nachweis gelungen, daß<br />
das hoch mineralisierte Wasser des Norddeutschen Beckens<br />
zur lokalen Wärmeversorgung herangezogen werden konnte.<br />
Die <strong>Geothermische</strong> <strong>Energie</strong> ist mit der zunehmenden Bedeutung<br />
der Themen, die sie vertritt, gewachsen. Dabei hat sie<br />
auch, so wie die Branche, ihr Erscheinungsbild, ihren Umfang<br />
und ihre Inhalte stetig den sich verändernden Verhältnissen<br />
und Anforderungen angepasst. Von der ersten Ausgabe<br />
an war die Redaktion bemüht, die weite geothermische<br />
Welt auf die Seiten der GtE zu holen. Auch weiterhin werden<br />
wir versuchen, die Entwicklung in Forschung, Wirtschaft und<br />
Anwendung aufzuzeigen und nachzuvollziehen, für die Fach-<br />
<strong>Geothermische</strong> <strong>Energie</strong> <strong>50</strong>/<strong>2006</strong> 4
Querschnitt<br />
welt und für ein stetig wachsendes interessiertes Publikum.<br />
Allen, die diesen Weg begleitet, die dazu beigetragen haben,<br />
die Zeitschrift zu dem zu machen, was sie heute ist, sagen<br />
wir an dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank und hoffen<br />
weiterhin auf kräftigen Input auch über die Nr. 100 hinaus.<br />
Ganz besonders möchten wir uns an dieser Stelle bei unserer<br />
Druckerei für die Unterstützung, Nervenstärke und Geduld<br />
bedanken, ohne die wir es bis hierhin wohl nicht geschafft<br />
hätten.<br />
Für die Redaktion<br />
Werner Bußmann<br />
... und eine „neue“ GtV<br />
Herzlichen Glückwunsch!<br />
Das Jubiläumsheft, die <strong>50</strong>. <strong>Geothermische</strong> <strong>Energie</strong>, kurz GtE<br />
genannt, kommt gerade zur rechten Zeit. Die GtE Ausgaben<br />
haben die Aufbau- und Entwicklungsphase der <strong>Geothermische</strong>n<br />
Vereinigung begleitet, von einer kleinen Gruppe Interessierter<br />
zu einem nun schlagkräftigen Bundesverband.<br />
Die <strong>50</strong>. Ausgabe fällt zusammen mit einer Erneuerung der<br />
<strong>Geothermische</strong>n Vereinigung. Der ‚neue’ GtV-BV ist beschlossene<br />
Sache und nimmt nun zügig Form an. Die <strong>Geothermie</strong><br />
wird auch in Zukunft mit einer – gewichtigen – Stimme sprechen.<br />
Sie wird mithelfen beim Umbau unserer <strong>Energie</strong>versorgung,<br />
sie wird Gewicht haben gegen die Verfechter alter<br />
auslaufender Systeme, sie wird Gewicht haben, die Position<br />
der <strong>Geothermie</strong> im Kontext der ‚Erneuerbaren’ zu festigen.<br />
Es hat etwas gedauert und es war auch nicht einfach, alle<br />
Interessen der GtV-BV unter einen Hut zu bringen und in einer<br />
Struktur in der sich alle wieder finden: wenige große Firmen<br />
als Betreiber von <strong>Geothermie</strong>anlagen, Bohrgesellschaften,<br />
Hersteller von Bohrgeräten, Hersteller ganzer Kraftwerke,<br />
viele kleine Unternehmen mit oft weniger als 10 Mitarbeitern,<br />
Handwerksbetriebe, aber auch Forscher und Entwickler,<br />
und dann, sehr wichtig, die große Gruppe der einfach an<br />
<strong>Geothermie</strong> interessierten Einzelpersonen. Mit seinen nunmehr<br />
über 600 Mitgliedern, darunter fast 1<strong>50</strong> Firmen, ist der<br />
GtV-BV in seiner Entwicklung begleitet durch die GtE, zum<br />
weltweit zweitgrößten geothermischen Verband herangewachsen.<br />
Der ‚neue’ GtV-BV präsentiert sich in drei Sektionen: Tiefe<br />
<strong>Geothermie</strong> (STG), Oberflächennahe <strong>Geothermie</strong> (SONG)<br />
und <strong>Geothermische</strong> Vereinigung (GtV). Die Sektionen werden<br />
nun schnell die Arbeit aufnehmen, denn bei Ihnen wird in<br />
Zukunft die Hauptarbeit liegen. Zusammengefasst wird alles<br />
durch ein Präsidium mit einer repräsentativen Spitze.<br />
Aber nicht nur die Vereinigung ist gewachsen. <strong>Geothermie</strong><br />
macht den Boom der Erneuerbaren mit. 2005 wurden 13.2<strong>50</strong><br />
(2004: 9.249) Erdgekoppelte Wärmepumpen neu installiert.<br />
Ein Zuwachs von 43%! Ähnlich sieht es bei der Tiefen<br />
<strong>Geothermie</strong> aus. Viele Projekte sind auf den Weg gebracht.<br />
5 <strong>Geothermische</strong> <strong>Energie</strong> <strong>50</strong>/<strong>2006</strong><br />
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Dass davon noch keines am Netz ist, sollte nicht täuschen.<br />
Die Errichtung <strong>Geothermische</strong>r Kraftwerke dauert seine Zeit.<br />
Alles dies sieht imponierend aus, ist aber nichts gegenüber<br />
dem was die Zukunft bringen soll (und muss) und wozu wir<br />
uns als Branche verpflichtet haben. Eckpunkte sind grob: 10%<br />
des Stroms und 30% der Wärme in 20<strong>50</strong>. Allein für den Strom<br />
bedeutet dies, dass wir beispielsweise in der Dekade 2040-<br />
20<strong>50</strong> etwa 80 TWh Kapazität zubauen müssen. Hierzu brauchen<br />
wir alleine 67 zusätzliche leistungsfähige Tiefbohrgeräte.<br />
Gewaltige Aufgaben und gewaltige Chancen, die wir gewillt<br />
sind, anzugehen und zu nutzen.<br />
Die Branche der Erneuerbaren will bis 20<strong>50</strong> zusammen etwa<br />
200 Milliarden Euro investieren, also etwa 10-mal so viel wie<br />
die konventionelle Kraftwerkswirtschaft. Sie wird dabei etwa<br />
<strong>50</strong>0 000 neue Arbeitsplätze schaffen. Dies alles klingt nach<br />
gewaltigen zusätzlichen Kosten. Die Welt sieht aber anders<br />
aus: Er werden nur jene Geldströme, die zur Rohstoffbeschaffung<br />
in alle Welt fließen, in heimische Investitionen<br />
und in Arbeitsplätze umgelenkt.<br />
Der so genannte <strong>Energie</strong>gipfel der Bundesregierung setzte<br />
im April eine lange Diskussion fort, in deren Verlauf sich<br />
Deutschland energiepolitisch und im europäischen Kontext<br />
neu aufstellen muss. Der GtV-BV ist gut gerüstet, diese Entwicklung<br />
mitzugestalten.<br />
Ich bin daher sicher, dass die nächsten <strong>50</strong> Ausgaben der<br />
<strong>Geothermische</strong>n <strong>Energie</strong> noch weitaus interessanter werden<br />
können, als die zurückliegenden. Am Tag der 100. Ausgabe<br />
wird die Welt energiepolitisch völlig anders aussehen als heute.<br />
Horst Rüter<br />
1. Vorsitzender
<strong>Geothermische</strong> Jahrestagung 2005: Synergie und Effizienz (Teil 2)<br />
Effiziente Niedertemperaturturbinen<br />
Effiziente Niedertemperaturturbinentechnologien<br />
sind nicht nur für die Erschließung<br />
der geothermischen Ressourcen<br />
unter den mitteleuropäischen<br />
geologischen Rahmenbedingungen von<br />
wesentlicher Bedeutung. Hohe Verfügbarkeit,<br />
hohe Wirkungsgrade und eine<br />
optimale Fahrweise des Kraftwerks sind<br />
entscheidend für die maximale Stromerzeugung<br />
und damit für die Wirtschaftlichkeit<br />
des Gesamtsystems. Hier können<br />
bereits Effizienzsteigerungen in<br />
Bereichen von einem oder wenigen Prozentpunkten<br />
erhebliche Mehrerlöse auf<br />
das Gesamtinvestment liefern. Der<br />
größte Teil der zur Verfügung stehenden<br />
Finanzmittel fließt in die Erschließung<br />
und Entwicklung der unterirdischen<br />
Reservoirs, vor allem in die notwendigen<br />
Bohrungen. Die obertägigen<br />
Anlagen binden daher nur einen verhältnismäßig<br />
geringen Anteil der Investitionssumme.<br />
Seit langem werden<br />
in geothermischen<br />
Kraftwerken ORC-<br />
Anlagen eingesetzt,<br />
die mit speziellen,<br />
bei niedrigen Temperaturenverdampfenden<br />
organischen<br />
Arbeitsmitteln betrieben<br />
werden. Für<br />
Kraftwerksbetreiber<br />
sind neben Wirkungsgrad<br />
und Verfügbarkeit<br />
auch eine<br />
hohe Anpassungsfähigkeit<br />
der Anlage<br />
an die jeweiligen<br />
Bedingungen der<br />
untertägigen Ressource<br />
sowie eine<br />
lange Lebensdauer,<br />
verbunden mit einem<br />
geringen Wartungsaufwand, wichtige<br />
Kriterien.<br />
Abbildung 1*: Bohrdublette<br />
Abbildung 2*: ORC-Anlage<br />
Aldo Piacentini-Timm vom Anlagenbauer<br />
GMK aus dem mecklenburgischen<br />
Bargeshagen stellte aktuelle, modular<br />
aufgebaute Maschinenkonzepte<br />
Abbildung 3*: Der neue Kalina-Cycle SG = System Geothermal<br />
vor, die diesen Ansprüchen gerecht werden<br />
sollen. Besondere Aufmerksamkeit<br />
richtete das Unternehmen auch auf<br />
hocheffiziente, dem jeweiligen Einsatz<br />
optimal angepasste Arbeitsmedien. Mit<br />
der Entwicklung von GL 160 konnte ein<br />
eigenes synthetisches Mittel zum Patent<br />
angemeldet werden.<br />
Eine weitere Technologie, die seit einigen<br />
Jahren zur Verfügung steht, ist das<br />
Kalina-Verfahren, das ein variables<br />
Zweistoffgemisch aus Wasser und Ammoniak<br />
als Arbeitsmedium einsetzt. Der<br />
Kalina-Kreislauf wurde in der Zwischenzeit<br />
in mehreren Stufen weiter optimiert.<br />
Herbert Schambeck vom Projektentwickler<br />
e.terras AG aus München<br />
präsentierte den jüngsten Stand der<br />
Entwicklung. Höhere Wirkungsgrade<br />
beim sogenannten „neuen“ Kalina-Cycle<br />
SG mit prognostizierten Effizienzverbesserungen<br />
von bis zu 15% gegenüber<br />
älteren Verfahrensstufen werden<br />
vor allem durch zusätzliche Kreisläufe<br />
mit einer Anpassung der Ammoniak-<br />
Konzentration erreicht<br />
Allerdings wird die höhere Effizienz<br />
durch einen höheren apparativen Aufwand<br />
und eine entsprechend kompliziertere<br />
Anlagensteuerung erkauft, was<br />
aber durch die verbesserte Wirtschaftlichkeit<br />
mehr als kompensiert werde, so<br />
Schambeck.<br />
Matthias Schuhknecht vom Münchner<br />
Büro energeticals verwies auf weitere<br />
Wege, die beschritten werden könnten,<br />
um die Effizienz von niedrigthermalen<br />
geothermischen Systemen zur Stromerzeugung<br />
zu steigern. Zum einen<br />
schlug er einen modifizierten Ammoniak-Prozess<br />
vor, der im Gegensatz zum<br />
Kalina-Verfahren ohne ein Zweistoffgemisch,<br />
also mit reinem Ammoniak<br />
auskommt. Zum anderen kam er auf ein,<br />
ursprünglich am Los Alamos National<br />
Laboratory (LANL) von dem Physiker<br />
Querschnitt<br />
Donald W. Brown entwickeltes Verfahren<br />
zurück, überkritisches CO statt 2<br />
Wasser als Wärmeträger in HDR-Systemen<br />
zu verpressen. Erste Ergebnisse<br />
aus einer vom Bundesumweltministerium<br />
im Rahmen des F&E-Programms<br />
<strong>Geothermie</strong> geförderten „Machbarkeitsuntersuchung<br />
über den Einsatz von Hot<br />
Dry Rock <strong>Geothermie</strong> zur Elektrizitätserzeugung<br />
mit Hilfe von superkritischem<br />
CO “ erwartete Schuhknecht für Febru-<br />
2<br />
ar <strong>2006</strong>. Superkritisches CO ließe sich<br />
2<br />
auch, so der Autor, als Arbeitsmedium<br />
in einem obertägigen Prozess einsetzen.<br />
Finanztechnische Hürden zur Absicherung<br />
geologischer Risiken noch nicht<br />
entscheidend abgesenkt<br />
Auf die ebenso entscheidende Frage,<br />
die Hürde der geologischen Risiken bei<br />
tiefen geothermischen Projekten zu nehmen,<br />
konnte die Tagung zwar einige<br />
neue Aspekte hinzufügen, aber es gab<br />
niemanden, der den großen Wurf hätte<br />
präsentieren können. Eines wurde jedoch<br />
deutlich, und das ist auch schon<br />
ein Fortschritt, mit der erfolgreich, weil<br />
fündig verlaufenden ersten Bohrung am<br />
Heizkraftwerks-Projekt in Unterhaching,<br />
stufe die Versicherungswirtschaft das<br />
Fündigkeitsrisiko inzwischen als „im Einzelfall<br />
nach einer erfolgten Risikoprüfung<br />
versicherbar“ ein, wie Michael<br />
Schneider (Konsens KG, Göttingen) in<br />
seinem Beitrag bemerkte. Ein Eigeninteresse<br />
der Versicherungswirtschaft an<br />
mehr Fündigkeitsversicherungen könnte<br />
sich nun auch deswegen ergeben, so<br />
Schneider, weil eine höhere Anzahl von<br />
versicherten <strong>Geothermie</strong>-Projekten die<br />
Grundlage für ein normal basiertes<br />
Versicherungsmodell liefere.<br />
Schlüsselfertige Kraftwerke gefragt<br />
Dass die <strong>Geothermie</strong> „boome“, war aus<br />
vielen Vorträgen zu hören. Viele der Investoren,<br />
die ihr Geld in Kraftwerken am<br />
<strong>Geothermische</strong> <strong>Energie</strong> <strong>50</strong>/<strong>2006</strong> 6
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Querschnitt<br />
Oberrhein oder in Südbayern anlegen<br />
möchten, sind daran interessiert, schlüsselfertige<br />
Anlagen zu erhalten. Ob ihnen<br />
die damit verbundenen Risiken<br />
bewusst sind oder nicht, eingehen<br />
möchten sie möglichst keine. Horst<br />
Kreuter vom Karlsruher Projektentwickler<br />
GeoThermal Engineering unterschied<br />
in der gegenwärtigen Entwicklungsphase<br />
zwei Kategorien von<br />
Projektträgern. Die Gruppe der Akteure<br />
ohne fachlichen Hintergrund, z. B. Finanzinvestoren<br />
mit hohen Renditeerwartungen,<br />
verkennen oft die gegenüber<br />
konventionellen Kraftwerksvorhaben<br />
höheren Risiken. Zu dieser Gruppe gehören<br />
auch Händler, die ohne eigenes<br />
Projektinteresse bergrechtliche Erlaubnisse<br />
erworben haben und diese nun an<br />
Investoren vermakeln oder in Fonds<br />
vermarkten wollen. Kreuter beklagte die<br />
mangelnde Qualität einzelner virulenter<br />
Angebote, die ein schlechtes Licht auf<br />
die gesamte Branche werfen würden.<br />
Gründliche Prüfung sei Anlegern jedenfalls<br />
anempfohlen. Eine zweite Gruppe<br />
setzt sich aus Profis mit fachlichem Hintergrund<br />
zusammen. Zumeist handelt es<br />
sich um <strong>Energie</strong>erzeugungsunternehmen,<br />
Stadtwerke usw. Diese sind in<br />
der Lage, die meisten Leistungen im<br />
eigenen Haus erbringen zu lassen. Spezielles<br />
geothermisches Know-how wird<br />
zugekauft. Nachfrage nach schlüsselfertigen<br />
Anlagen entsteht also vor allem in<br />
7 <strong>Geothermische</strong> <strong>Energie</strong> <strong>50</strong>/<strong>2006</strong><br />
der Kategorie Eins. Dafür wird als Partner<br />
ein kompetenter Anbieter benötigt,<br />
der als geothermischer „Profi“ agiert.<br />
Beide, Investor und „Profi“ sind dann<br />
wiederum entscheidend auf Versicherungslösungen<br />
angewiesen, die die geologischen,<br />
technischen und wirtschaftlichen<br />
Risiken minimieren helfen. Derzeit<br />
können schlüsselfertige Anlagen nur in<br />
hydrothermalen Projekten realisiert werden.<br />
In der <strong>Geothermie</strong> ist das Konzept<br />
noch neu. Entsprechend wenig Anbieter<br />
mit z. T. begrenzten Erfahrungen<br />
stünden zur Verfügung, so Kreuter.<br />
Die Versicherbarkeit von Projekten in<br />
den beiden derzeitigen Hauptaktionsgebieten<br />
Oberrheingraben und süddeut-<br />
Abbildung 4*: Qualitative Abschätzung von<br />
Risiko und Rendite eines <strong>Geothermie</strong>projekts<br />
über die verschiedenen Projektphasen<br />
sche Molasse bewertete er als unterschiedlich.<br />
In der Molasse sieht er die<br />
Chancen durch die Anzahl der vorhan-<br />
denen Daten als günstig an. Am Oberrhein<br />
stehen diese noch nicht in ausreichender<br />
Anzahl für eine bei den Versicherern<br />
übliche Risikobetrachtung zur<br />
Verfügung.<br />
Abbildung 5*: Versicherbarkeit von geothermischen<br />
Projekten in der Molasse und dem<br />
Oberrheingraben<br />
Quellennachweis:<br />
Abb 1-2: Piacentini-Timm, ORC – mit synthetischen<br />
Arbeitsmedien auf der Überholspur<br />
– Neue Entwicklungen in der ORC-Technologie,<br />
Tagungsband S. 68-72<br />
Abb. 3: Schambeck. H., Renz, M. &<br />
Engelhard M.: ... Der neue Kalina-Cycle...<br />
Cycle Comparison, Power-Point-Präsentation,<br />
<strong>Geothermische</strong> Jahrestagung <strong>2006</strong><br />
Abb. 4-5: Kreuter, H., Kapp, B.: Schlüsselfertiges<br />
<strong>Geothermie</strong>kraftwerk – Möglichkeiten<br />
und Hindernisse, Tagungsband S. 106-<br />
109<br />
Werner Bußmann<br />
(Fortsetzung GtE Nr. 51)
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Querschnitt<br />
<strong>Geothermische</strong> <strong>Energie</strong> <strong>50</strong>/<strong>2006</strong> 8<br />
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Querschnitt<br />
Gabriel: Erneuerbare <strong>Energie</strong>n können 2020 bereits zu 25 % der<br />
Stromversorgung beitragen<br />
Strom aus erneuerbaren <strong>Energie</strong>n kann<br />
im Jahr 2020 bereits zu einem Viertel<br />
zur deutschen Stromversorgung beitragen<br />
und 110 Mio. Tonnen an klimaschädlichem<br />
Kohlendioxid einsparen -<br />
doppelt so viel wie heute. Die Kosten<br />
bleiben vertretbar. Dies ist das Ergebnis<br />
einer Studie des Deutschen Zentrums<br />
für Luft- und Raumfahrt (DLR),<br />
des Wuppertal-Instituts für Klima, Umwelt<br />
und <strong>Energie</strong> und des Zentrums für<br />
Sonnenenergie und Wasserstoff-Forschung<br />
Baden-Württemberg (ZSW), die<br />
Bundesumweltminister Sigmar Gabriel<br />
der Öffentlichkeit vorgestellt hat. "Erneuerbare<br />
<strong>Energie</strong>n sind ein stark wach-<br />
9 <strong>Geothermische</strong> <strong>Energie</strong> <strong>50</strong>/<strong>2006</strong><br />
sender Bestandteil der deutschen<br />
Stromversorgung. Sie werden ihre Position<br />
weiter ausbauen - mit positiven<br />
Auswirkungen für die Unabhängigkeit<br />
der deutschen <strong>Energie</strong>versorgung, für<br />
Umwelt- und Klimaschutz und nicht zuletzt<br />
als Innovationsträger der deutschen<br />
Wirtschaft", so Gabriel.<br />
Die erneuerbaren <strong>Energie</strong>n werden<br />
nach BMU-Angaben unter den Rahmenbedingungen<br />
des EEG zu einer tragenden<br />
Säule im deutschen Strommarkt<br />
werden und damit den sinkenden Anteil<br />
der Atomenergie auffangen. Gleichzeitig<br />
werde sich das mit dem Ausbau<br />
der Stromerzeugung aus Biomasse,<br />
<strong>Geothermie</strong>, Photovoltaik, Wasser und<br />
Wind verbundene Investitionsvolumen<br />
in den nächsten fünfzehn Jahren auf<br />
etwa 75 Mrd. Euro summieren. Hieraus<br />
resultieren kräftige wirtschafts- und<br />
beschäftigungspolitische Impulse für die<br />
deutsche Volkswirtschaft, so das BMU<br />
weiter. Der Ausbau der Stromerzeugung<br />
aus erneuerbaren <strong>Energie</strong>n wird dabei<br />
zu vertretbaren Kosten realisierbar sein.<br />
Keineswegs kommt es, wie oft fälschlicherweise<br />
suggeriert, zu einem<br />
ungebremsten Kostenanstieg, so Gabriel.<br />
(Quelle: BMU)<br />
USA: Bush, die Erneuerbaren und ein falsches Spiel um die <strong>Geothermie</strong><br />
Die Rede von Präsident Bush Ende Januar<br />
zur Lage der Nation, ließ in den<br />
USA die Hoffnung aufkommen, dass<br />
sich angesichts der dramatisch gestiegenen<br />
Ölpreise, die Situation für die Erneuerbaren<br />
<strong>Energie</strong>n entscheidend verbessern<br />
könnte. Mehr Forschungsmittel<br />
für Wind und Sonne, verstärkter Einsatz<br />
alternativer Kraftstoffe im Verkehr waren<br />
Botschaften, die bei einigen Vertretern<br />
aus Unternehmen und Verbänden<br />
regelrechte Begeisterung hervorriefen<br />
und auf eine Umkehrung des bisherigen<br />
Trends hoffen ließen. Für die <strong>Geothermie</strong><br />
gab es statt Wein nur Essig.<br />
Was Bush nämlich unterschlug: Bereits<br />
in der ersten Januarwoche wurde das<br />
Nationale <strong>Geothermie</strong> Programm, einschließlich<br />
des hocheffektiven „Geo<br />
Powering the West Programm“, auf Null<br />
zurückgefahren. Tunlichst erwähnte der<br />
US-Präsident in seiner Rede nicht, dass<br />
die gestrichenen Mittel benötigt wurden,<br />
die Fördertöpfe für Wasserstofftechnologie<br />
und Biomasse aufzufüllen.<br />
In <strong>2006</strong> hatten für die <strong>Geothermie</strong> 23<br />
Millionen US$ zur Verfügung stehen<br />
sollen, mit einer Aufstockung in 2007 auf<br />
noch einmal auf 32.5 Mio. $. Die Bush-<br />
Administration begründete ihre Entscheidung<br />
ganz simpel: <strong>Geothermie</strong><br />
wäre ein regional bedeutender Faktor<br />
für die Deckung des nationalen <strong>Energie</strong>bedarfs.<br />
Man möchte aber Technologien<br />
fördern, die landesweit angewendet<br />
werden könnten.<br />
Für die Gouverneure der 11 westlichen<br />
Bundesstaaten der USA (Alaska, Arizona,<br />
Colorado, Kalifornien, Hawaii, Idaho,<br />
Nevada, New Mexico, Oregon, Utah und<br />
Washington) stellt sich diese Situation<br />
natürlich anders da. Ihre Arbeitsgruppe<br />
für Erneuerbare <strong>Energie</strong>n und <strong>Energie</strong>diversifizierung<br />
(CDEAC) stellte wenige<br />
Tage nach der Entscheidung des Präsidenten<br />
fest, dass in absehbarer Zeit<br />
bis zu 13.000 MW geothermischer<br />
Kraftwerksleistungen erschlossen, davon<br />
5 600 MW innerhalb der nächsten<br />
zehn Jahre zu wirtschaftlichen Konditionen<br />
von Privatunternehmen entwikkelt<br />
werden könnten. Das Ziel der Gouverneure<br />
ist, die Voraussetzungen dafür<br />
zu schaffen, dass bis 2015 in ihren<br />
Bundesstaaten rund 30.000 MW in erneuerbaren<br />
<strong>Energie</strong>n installiert werden<br />
können.<br />
Die Geothermal Energy Association<br />
(GEA) betonte im März, man habe in<br />
den USA insgesamt 2828 MW geothermischer<br />
Kraftwerksleistung am Netz.<br />
„Die <strong>Geothermie</strong> könnte zum einer<br />
Hauptenergiequelle in den USA werden,“<br />
betonte Karl Gawell, leitender<br />
Direktor der GEA. Nun musste sich die<br />
geothermische Industrie mit einigem<br />
Gegenwind aus dem Kongress auseinandersetzen.<br />
Der Minderheitenführer<br />
im Senat, der demokratische Senator<br />
Harry Reid aus Nevada, gelobte, das<br />
<strong>Geothermie</strong>-Förderprogramm in den<br />
folgenden Haushaltsberatungen erneut<br />
durchzusetzen. „Es gibt keine Entschuldigung,<br />
die Forschung für die Nutzung<br />
geothermischen Stroms und die Projektentwicklung<br />
zu eliminieren“. Bushs<br />
Entscheidung nannte er „kurzsichtig.“<br />
Mit Tausenden von Megawatt trage die<br />
<strong>Geothermie</strong> zur Stromversorgung bei<br />
und der Präsident möchte einfach alles<br />
auf Null bringen, drückte Reid sein<br />
Unverständnis aus.<br />
Auch eine weitere Frage hatte Bush in<br />
seiner Rede an die Nation nicht angesprochen,<br />
die für die weitere Entwicklung<br />
der Regenerativen in den USA<br />
aber von entscheidender Bedeutung<br />
ist, die Steuerermäßigungen für die <strong>Energie</strong>erzeugung<br />
aus Erneuerbaren Ressourcen.<br />
Zwar hatte der Kongress diese<br />
Production Tax Credits im vergangenen<br />
Jahr bis zum 01.01.2008 verlängert.<br />
In Bushs Stellungnahme fehlte<br />
aber jeder Hinweis auf eine Weiterführung<br />
dieser Maßnahme. Solange aber<br />
Investoren keine langfristigen sicheren<br />
Rahmenbedingungen erkennen können,<br />
bleiben viele Projekte im Planungsstadium<br />
stecken.<br />
Ein gutes Beispiel dafür ist Nevada. Dort<br />
hängen derzeit ein rundes Dutzend Vorhaben<br />
im Windenergiebereich und bei<br />
der <strong>Geothermie</strong> in der Warteschleife.<br />
Der Bundesstaat sieht sich auf Grund<br />
seiner natürlichen Voraussetzungen als<br />
eine der wichtigsten Regionen der USA<br />
für die Nutzung erneuerbarer <strong>Energie</strong>n.<br />
Nach Informationen der Commission on<br />
Mineral Ressources arbeiten in Nevada<br />
derzeit 16 geothermische Kraftwerke<br />
mit einer installierten Leistung von<br />
knapp 275 MW. Insgesamt 63 mögliche<br />
Standorte für die Erschließung geothermischer<br />
Ressourcen sind bekannt, für<br />
11 werden inzwischen Vorhaben vorangetrieben.<br />
Im Pumpernickel Valley, im<br />
Zentrum des Bundesstaates, wurden im<br />
Februar <strong>2006</strong> die geophysikalischen Erkundungen<br />
für ein neues Kraftwerk erfolgreich<br />
abgeschlossen. Noch in diesem<br />
Jahr sollen die ersten Bohrungen<br />
niedergebracht werden. ORMAT sicherte<br />
sich den Auftrag für den Bau eines<br />
Kraftwerks in Fallon im Churchill County<br />
(s. Meldung S. 27).<br />
Allein diese Region verfügt über Ressourcen,<br />
um 1 Million Wohneinheiten<br />
mit Strom zu versorgen. Geplant sind<br />
außerdem ein neues Fernwärmesystem<br />
für ein Industriegebiet in Elko oder di-
verse größere oberflächennahe Anlagen<br />
z. B. für das Mt. Grant Hospital in<br />
Hawthorne. Senator Harry Reid nannte<br />
den Staat bereits „das Saudi-Arabien<br />
der <strong>Geothermie</strong>.“ Doch insgesamt sieht<br />
es derzeit nicht danach aus, als könne<br />
Nevada sein selbst gestecktes Ziel, bis<br />
2015 20% des Bedarfs aus erneuerbaren<br />
<strong>Energie</strong>n zu decken, erreichen.<br />
Zu viele Vorhaben kommen wegen finanzieller<br />
Probleme nicht voran. Die<br />
Fortschreibung der Steuerermäßigungen<br />
über 2008 hinaus wäre daher von<br />
entscheidender Bedeutung. Reids republikanischer<br />
Kollege John Einsign zeigte<br />
sich offen für diese Option. „Nun muss<br />
alles auf den Tisch.“<br />
Zurückhaltend auf die Offerte des Präsidenten<br />
reagierten auch die Unternehmensvertreter<br />
von Nevadas wachsender<br />
Industrie für Erneuerbare <strong>Energie</strong>.<br />
Zwar begrüßten sie die zusätzlichen<br />
Mittel, die nun für Wind und Sonne bereitgestellt<br />
würden. Als „sehr kurzsichtig“<br />
bezeichnete auch Dan Sochet, Vi-<br />
Dan Sochet, Ormat Nevada „Streichung<br />
sehr kurzfristig“<br />
Ormat Burdette Geothermal Power<br />
Plant, Nevada<br />
Europa: Echternacher Springprozession auf Brüsseler Art<br />
Mechthild Rothe:<br />
Bedauern über<br />
Grünbuch<br />
Die gute Nachricht<br />
vorweg: Mit großer<br />
Mehrheit nahm<br />
das Europaparlament<br />
Mitte Februar einen Initiativbericht<br />
der Abgeordneten Mechthild Rothe (Sozialistische<br />
Fraktion) an. Darin wird die<br />
Europäische Kommission aufgefordert,<br />
einen Richtlinienvorschlag zur Steigerung<br />
des Anteils erneuerbarer <strong>Energie</strong>n<br />
beim Heizen und Kühlen vorzulegen.<br />
Zu den Forderungen des Parlaments<br />
gehört, europaweit bis 2020 den Anteil<br />
erneuerbarer <strong>Energie</strong>n aus Biomasse,<br />
Solarenergie oder Erdwärme beim Heizen<br />
und Kühlen mindestens zu verdoppeln.<br />
Derzeit sind es lediglich 10%. Bei<br />
den heutigen Ölpreisen wäre es nach<br />
Ansicht Rothes unverantwortlich, das<br />
große Potenzial an erneuerbaren <strong>Energie</strong>n<br />
nicht zu nutzen. Der Bericht fordert<br />
verbindliche nationale Ziele, verlässliche<br />
nationale Förderrahmenbedingungen<br />
auf dem Wege zur Wirtschaftlichkeit,<br />
den Abbau administrativer Hemmnisse,<br />
Förderung von Forschung und flächendeckende<br />
Informationen. EU-<strong>Energie</strong>kommissar<br />
Andris Piebalgs sagte dem<br />
Parlament zu, noch in diesem Jahr einen<br />
entsprechenden Vorschlag zu unterbreiten.<br />
Im März veröffentlichte die EU-Kommission<br />
ihre Vorlage für das Grünbuch zur<br />
Sicherheit, Wettbewerbsfähigkeit und<br />
Nachhaltigkeit der <strong>Energie</strong>versorgung<br />
Europas. Aus den Reihen der Erneuerbaren<br />
<strong>Energie</strong>n hagelte es prompt Proteste,<br />
denn was diesen Bereich betrifft,<br />
fällt das Green Paper weit hinter frühere<br />
Entscheidungen und Papiere zurück.<br />
Heftige Kritik kam aus den Reihen des<br />
Bundesverbandes Erneuerbare <strong>Energie</strong>n<br />
(BEE), vom energiepolitischen Sprecher<br />
der Grünen im Europaparlament,<br />
dem Luxemburger Claude Turmes oder<br />
den österreichischen Grünen. Letztere<br />
kritisierten vor allem die rückwärtsgerichtete<br />
Ausrichtung des Programms<br />
auf Kernenergie und Kohle. Sogenannte<br />
„saubere Kohle“ erhielt das Prädikat<br />
„near zero emission“, während den Erneuerbaren<br />
mit Label „low carbon“<br />
schlechtere Klimaschutzeigenschaften<br />
und höhere CO 2 -Emissionen bescheinigt<br />
wurden. Das European Forum for<br />
Renewable Energy Sources /<br />
EUFORES, ein von EU-Parlamentariern<br />
initiiertes Netzwerk zum Informationsaustausch<br />
zwischen Politik, Wirtschaft<br />
und Gesellschaft, bedauerte, dass die<br />
Kommission nicht voll in die richtige<br />
Richtung gehen wolle. EUFORES-Mitglied<br />
Mechthild Rothe betonte, dass die<br />
Sicherheit, Wettbewerbsfähigkeit und<br />
Nachhaltigkeit der <strong>Energie</strong>versorgung<br />
Europas nur durch eine gemeinsame<br />
Strategie von mehr <strong>Energie</strong>effizienz und<br />
dem Einsatz Erneuerbarer <strong>Energie</strong>n erreicht<br />
werden könne. Der BEE sprach<br />
von einem blutleeren und phantasielosen<br />
<strong>Energie</strong>konzept. Das European<br />
Renewable Energy Council EREC nannte<br />
das Papier eine verpasste Chance,<br />
eine Ansicht, der sich auch das<br />
European Geothermal Energy Council /<br />
Querschnitt<br />
zepräsident von Ormat in Nevada, die<br />
Streichung der Technologie-Programm-<br />
Mittel für die <strong>Geothermie</strong>. Aus dem Büro<br />
des Gouverneurs Kenny Guinn kam<br />
harsche Kritik. „Ich bin sehr enttäuscht<br />
feststellen zu müssen, dass die geothermische<br />
Forschung komplett eliminiert<br />
wurde,“ äußerte eine Sprecherin.<br />
Die aktuelle Entwicklung der <strong>Energie</strong>preise<br />
und die Diskussion um die Sicherheit<br />
ihrer <strong>Energie</strong>versorgung hinterließ<br />
deutliche Spuren bei der amerikanischen<br />
Bevölkerung. Nach einer Umfrage<br />
der Energy Future Coalition befürworten<br />
88% die steuerliche Bevorteilung<br />
erneuerbarer <strong>Energie</strong>n, 90% wünschen<br />
sich einen Anstieg der <strong>Energie</strong>versorgung<br />
aus Sonne, Wind, Wasser,<br />
Biomasse und <strong>Geothermie</strong> auf 25% des<br />
nationalen <strong>Energie</strong>bedarfs, 80% denken,<br />
dass ein neuer, auf solchen Alternativen<br />
abgestützter <strong>Energie</strong>mix wichtig<br />
für die nationale Sicherheit wäre.<br />
(WB)<br />
EGEC und das European Branch Forum<br />
of the International Geothermal<br />
Association / IGA-EBF anschlossen.<br />
EREC/EGEC/IGA-EBF monierten auch,<br />
dass die Erneuerbaren lediglich ihrer<br />
Rolle als „Klimaschützer“ gewürdigt würden,<br />
ihr Beitrag zur <strong>Energie</strong>sicherheit<br />
des Kontinents aber als Marginalie abgetan<br />
werde.<br />
EGEC und IGA-EBF bedauerten zudem<br />
in einer von Burkhard Sanner (EGEC)<br />
und Kiril Popovski (IGA-EBF) unterzeichneten<br />
Erklärung, dass das<br />
Kommissionspapier die <strong>Geothermie</strong>,<br />
trotz seiner wichtigen europäischen<br />
Rolle im Bereich der Erneuerbaren, egal<br />
ob im Strom- oder Wärmemarkt, nicht<br />
explizit erwähne. Die EGS-Technologie,<br />
so EGEC/ IGA-EBF, böte vergleichbare<br />
Möglichkeiten wie Offshore-Windoder<br />
große Solarkraftwerke. Von der<br />
Kommission forderten beide Verbände<br />
eine faire Behandlung der Erneuerbaren<br />
<strong>Energie</strong>n und ihre Rolle als Schlüsselwerkzeug<br />
für eine sichere <strong>Energie</strong>versorgung<br />
Europas zu akzeptieren. Speziell<br />
für die <strong>Geothermie</strong> verlangten sie<br />
die Einrichtung einer Geothermal<br />
Energy Technology Platform unter Einbeziehung<br />
der wichtigen Akteure. Dazu<br />
zählen sie neben den internationalen<br />
und nationalen Verbänden auch das<br />
ENGINE-Forschungsnetzwerk, die<br />
European Heat Pump Association<br />
EHPA, laufende, durch die EU finanzier-<br />
<strong>Geothermische</strong> <strong>Energie</strong> <strong>50</strong>/<strong>2006</strong> 10
Querschnitt<br />
te Forschungsvorhaben und wichtige Industrieunternehmen.<br />
Der BEE verwies auch darauf, dass die<br />
Strategie von <strong>Energie</strong>kommissar<br />
Barroso in ihrer Konzentration auf den<br />
Ausbau der Kernenergie und der „viel<br />
zu teuren und unsicheren Einlagerung<br />
von CO 2 aus Kohlekraftwerken“ und den<br />
„zaghaften Vorschlägen für <strong>Energie</strong>effizienzmaßnahmen“<br />
viel zu kurz greifen<br />
würden. In früheren, nicht veröffentlichten<br />
Versionen des Grünbuchs, waren<br />
die einzelnen Erneuerbaren <strong>Energie</strong>träger,<br />
einschließlich der Meeresenergie<br />
und abgesehen von der <strong>Geothermie</strong>,<br />
noch aufgeführt worden. Das<br />
Fehlen der <strong>Geothermie</strong> wurde von verschiedenen<br />
Personen aus den sogenannten<br />
„gut unterrichteten Kreisen“ einhellig<br />
dahingehend interpretiert, dass innerhalb<br />
der Kommission bereits jetzt<br />
Nutzungskonflikte mit der unterirdischen<br />
CO 2 -Einlagerung aus Kohlekraftwerken<br />
gesehen werden, würde es zu einem<br />
verstärkten Ausbau tiefer geothermischer<br />
Anlagen kommen.<br />
EU-Industriekommissar Günter Verheugen<br />
kündigte für seine Behörde im März<br />
die Bildung einer Kommission „<strong>Energie</strong><br />
und Umwelt im Europa der Zukunft“ an.<br />
Aufgabe der mit 30 ranghohen Experten<br />
besetzten Gruppe wird es sein, im<br />
Laufe von zwei Jahren politische Initiativen<br />
und neue Gesetze auf den Weg<br />
zu bringen. Leider habe nur eine begrenzte<br />
Anzahl an Plätzen zur Verfügung<br />
gestanden, bedauerte ein Sprecher<br />
Verheugens, so dass es nicht möglich<br />
gewesen wäre, alle Gruppen zu berücksichtigen.<br />
Womit er begründete,<br />
warum keine Vertreter aus den Bereich<br />
der Erneuerbaren <strong>Energie</strong>n in dem Gremium<br />
vertreten sind. Deren Part nimmt<br />
der Geschäftsführer des Ölkonzerns BP,<br />
Iain Conn, wahr.<br />
Dass die Europäsche Bevölkerung die<br />
Dinge mal wieder anders sieht, als durch<br />
die Brüsseler Brille betrachtet, zeigt eine<br />
von der Kommission im Januar veröffentlichte<br />
Umfrage unter rund 25.000<br />
Bürgern aus den Mitgliedsstaaten. Wofür<br />
die Steuergelder für die <strong>Energie</strong>forschung<br />
ausgegeben werden sollen,<br />
DENEX <strong>2006</strong><br />
06.05.<strong>2006</strong><br />
in Kassel<br />
11 <strong>Geothermische</strong> <strong>Energie</strong> <strong>50</strong>/<strong>2006</strong><br />
EGEC represents<br />
the European Geothermal<br />
Industry.<br />
and EGEC needs<br />
support from the<br />
side of this industry!<br />
The day-to-day work of EGEC in Brussels,<br />
and anyplace where relevant decision<br />
makers of the EU (and other European<br />
countries) meet, requires a secure<br />
financial basis. In the past this<br />
could be sustained in a rather modest<br />
way through membership fees and<br />
other contributions. Meanwhile EGEC,<br />
and with it the European geothermal industry,<br />
plays in the league of the professional<br />
“pressure groups” on the European<br />
level in Brussels. This is the only<br />
way how also in future success can be<br />
achieved, and a positive environment<br />
in the political and economical landscape<br />
can be created for Renewable<br />
<strong>Energie</strong>s, and for geothermal energy in<br />
particular. See for some of our activities<br />
in the news section of http://<br />
www.egec.org .<br />
EGEC needs, beside the participating<br />
geothermal associations from different<br />
countries, and beside member companies,<br />
of which some are very actively<br />
involved in EGEC since its foundation<br />
in 1998, many, many new member<br />
companies from all over Europe! Your<br />
national association may be EGEC<br />
member since a long time, however,<br />
direct influence on EGEC and direct<br />
support is only possible if companies<br />
become directly an EGEC member. I<br />
like to motivate all companies active on<br />
the geothermal sector in Europe to earnestly<br />
consider becoming an EGEC<br />
member (e.g. online through http://<br />
www.egec.org ). Europe becomes important<br />
more and more in the economic<br />
and legal framework, let this development<br />
not shape the future without you!<br />
Dr. Burkhard Sanner<br />
President / Präsident EGEC<br />
ist den Leuten ziemlich klar: die Mehrheit<br />
plädierte für die Erneuerbaren, nur<br />
Intensivseminar<br />
„Oberflächennahe <strong>Geothermie</strong> -<br />
Planung und Bau von<br />
erdgekoppelten Wärmepumpenanlagen,<br />
Erdwärmesonden,<br />
Grundwasser“<br />
EGEC braucht<br />
Rückhalt und Unterstützung<br />
durch<br />
die europäische<br />
<strong>Geothermie</strong>-Wirtschaft!<br />
Für die tägliche Arbeit in Brüssel und<br />
überall dort, wo Entscheidungsträger<br />
der EU (und auch anderer europäischer<br />
Länder) zusammenkommen, benötigt<br />
EGEC eine solide finanzielle Grundlage.<br />
Durch die Beiträge der Mitglieder<br />
konnte das in der bisherigen, eher bescheidenen<br />
Weise aufrecht erhalten<br />
werden. EGEC und damit die europäische<br />
<strong>Geothermie</strong>-Industrie spielt nun<br />
aber in der Liga der professionellen<br />
„Pressure Groups“ auf europäischer<br />
Ebene in Brüssel mit. Nur so lassen<br />
sich auch in Zukunft Erfolge erzielen<br />
und das politisch-wirtschaftliche Umfeld<br />
für Erneuerbare <strong>Energie</strong>n und besonders<br />
für die <strong>Geothermie</strong> positiv gestalten.<br />
Mehr zu unseren Aktivitäten finden<br />
Sie unter „News“ auf der Website http:/<br />
/www.egec.org .<br />
EGEC braucht, neben den beteiligten<br />
<strong>Geothermische</strong>n Vereinen aus verschiedenen<br />
Ländern, und neben den<br />
Unternehmen, die z.T. schon seit der<br />
Gründung 1998 sehr aktiv bei EGEC<br />
mitarbeiten, viele weitere Firmenmitglieder<br />
aus ganz Europa! Zwar mag<br />
Ihr nationaler Verband schon lange<br />
Mitglied von EGEC sein, doch direkten<br />
Einfluss bei EGEC und direkte Unterstützung<br />
können Mitgliedsfirmen der<br />
angeschlossenen Verbände nur wahrnehmen,<br />
wenn sie auch bei EGEC direkt<br />
Mitglied werden. Ich rufe alle auf<br />
dem <strong>Geothermie</strong>sektor aktiven Unternehmen<br />
auf, diese Möglichkeit für sich<br />
zu prüfen, und Mitglied von EGEC zu<br />
werden (z.B. online über http://<br />
www.egec.org ). Europa wird bei den<br />
wirtschaftlichen und rechtlichen Rahmenbedingungen<br />
immer wichtiger; verschlafen<br />
Sie diese Entwicklung nicht!<br />
12% wünschte ihre Euros in die Nuklearforschung<br />
angelegt. (WB)<br />
Kontakt/Anmeldung:<br />
Daniel Hermeling<br />
<strong>Geothermische</strong> Vereinigung<br />
Bundesverband <strong>Geothermie</strong>,<br />
Gartenstr. 36, 49744 Geeste<br />
Tel.: +49(0)5907-545<br />
Fax: +49(0)5907-7379<br />
e-mail: info@geothermie.de<br />
Internet: www.geothermie.de
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ANZEIGE<br />
Querschnitt<br />
<strong>Geothermische</strong> <strong>Energie</strong> <strong>50</strong>/<strong>2006</strong> 12
Querschnitt<br />
Brüssel: Einweihung des Hauses der Erneuerbaren <strong>Energie</strong>n<br />
(„Renewable Energy House“)<br />
Burkhard Sanner<br />
Seitdem die im European Renewable<br />
Energy Council (EREC) zusammengefassten<br />
Verbände der Erneuerbaren<br />
<strong>Energie</strong> ihr neues Domizil bezogen haben,<br />
gibt es mitten im Brüsseler Europaviertel,<br />
in der Rue d´Arlon 63-65, eine<br />
zentrale Anlaufstelle zu allen Fragen der<br />
Nutzung Erneuerbarer <strong>Energie</strong>n. Zum<br />
energetische Konzept des Renewable<br />
Energy House gehört auch eine Erdwärmeanlage<br />
(Wärmepumpe mit 4 Erdwärmesonden<br />
je 115 m tief) (s. GtE 49).<br />
Zeit also, das Gebäude auch offiziell<br />
einzuweihen, und mit dem <strong>Energie</strong>konzept<br />
das Ergebnis vieler Mühen,<br />
schlafloser Nächte, generöser Sponsoren<br />
und großer Ausdauer endlich der Öffentlichkeit<br />
vorzustellen. Am<br />
22.03.<strong>2006</strong>, genau einen Tag vor dem<br />
EU-Frühlingsgipfel zur Sicherheit der<br />
<strong>Energie</strong>versorgung, luden der Förderer<br />
des Projektes und Eigentümervertreter,<br />
Prinz Laurent von Belgien sowie EREC<br />
zur Eröffnung. Der European<br />
Geothermal Energy Council EGEC, der<br />
nunmehr sein Büro auch im Renewable<br />
Energy House hat und federführend für<br />
die geothermische Anlage war, wurde<br />
durch den Berichterstatter gemeinsam<br />
mit der Brüsseler Crew (Philippe Dumas<br />
und Jean-Louis Debeaumont) sowie<br />
dem Kassenwart und vorherigen Präsidenten,<br />
Christian Boissavy, vertreten.<br />
Weiterhin waren alle Sponsoren eingeladen,<br />
die mit Material, Arbeit und Geld<br />
zur Verwirklichung des Projektes beigetragen<br />
haben.<br />
Am Vormittag wurde in einem Workshop<br />
das <strong>Energie</strong>konzept des Hauses vorgestellt.<br />
Interessierte Fachleute, auch aus<br />
den verschiedenen Abteilungen der EU-<br />
Kommission, ließen sich die einzelnen<br />
Komponenten und deren Zusammenwirken<br />
in einem denkmalgeschützten<br />
Gebäude erläutern (Abb. 1). In mehreren<br />
Führungen konnten die Details in<br />
Augenschein genommen werden, wobei<br />
auch hier wieder ein Nachteil der<br />
<strong>Geothermie</strong> deutlich wurde: Von den<br />
unterirdischen Anlagenteilen sieht man<br />
nichts mehr…<br />
In der anschließenden Pressekonferenz<br />
stellten sich Prinz Laurent von Belgien,<br />
EREC-Generalsekretärin Christine Lins,<br />
und EREC-Präsident Prof. Arthuros<br />
Zervos den Fragen der Presse (Abb. 2).<br />
Dabei ging Prinz Laurent auch ausdrücklich<br />
und mit sehr viel Sympathie<br />
auf die geothermische Anlage im Haus<br />
ein.<br />
13 <strong>Geothermische</strong> <strong>Energie</strong> <strong>50</strong>/<strong>2006</strong><br />
Abb. 1: Vorstellung des geothermischen<br />
Konzepts während des Workshops<br />
(Photo EPIA/Bataille)<br />
Abb. 2: Christine Lins, EREC-Generalsekretärin,<br />
und Prinz Laurent von Belgien<br />
bei der Pressekonferenz am<br />
22.3.06 (Photo EPIA/Bataille)<br />
Abb. 3: Prinz Laurent von Belgien (links)<br />
begrüßt den Präsidenten der EU-Kommission,<br />
José Manual Barroso, am Eingang<br />
zum Renewable Energy House<br />
(Photo EPIA/Bataille)<br />
Der Präsident der EU-Kommission, José<br />
Manuel Barroso, ließ es sich nicht nehmen,<br />
zum Festakt persönlich zu erscheinen<br />
(Abb. 3) und eine Ansprache zu halten<br />
(Abb. 4). Mit ihm kamen die Kommissare<br />
für Umwelt, Stavros Dimas, und<br />
für Kommunikation, Margot Wallström<br />
(die frühere Umweltkommissarin). Der<br />
<strong>Energie</strong>kommissar Andris Piebalgs war<br />
leider in einer Sitzung im Europäischen<br />
Parlament festgehalten worden, ebenso<br />
wie einige EU-Parlamentarier, die<br />
aber schließlich noch zur Veranstaltung<br />
hinzustießen. Für das Gastland Belgien<br />
waren der Ministerpräsident Guy<br />
Verhofstadt sowie weitere Vertreter von<br />
Regierung und Regionen gekommen.<br />
Abb. 4: Ansprachen durch EU-Kommissionspräsident<br />
José Manuel Barroso<br />
(oben, mit v.l. EU-Umweltkommissar<br />
Stavros Dimas, EREC-Präsident<br />
Arthuros Zervos, EU-Kommunikationskommissarin<br />
Margot Wallström) und<br />
den belgischen Ministerpräsidenten Guy<br />
Verhofstadt (unten, im Vordergrund<br />
Prinz Laurent von Belgien) Photo: EPIA/<br />
Bataille<br />
Vertreter der Stadt Brüssel, Botschafter<br />
verschiedener Länder (darunter der chinesische<br />
Botschafter an der EU, Guan<br />
Chengyuan), und Beamte der EU-Kommission<br />
(mit allen für Erneuerbare <strong>Energie</strong>n<br />
relevanten Abteilungsleitern) rundeten<br />
das Bild ab. Aus Deutschland<br />
waren für den BEE angereist dessen<br />
Präsident, Johannes Lackmann, und<br />
der neue Berater für europäische und<br />
internationale Angelegenheiten, Rainer<br />
Hinrichs-Rahlwes. Die Ansprachen von<br />
Prinz Laurent, José Manuel Barroso und<br />
Guy Verhofstadt sowie die Antwort von<br />
Arthuros Zervos und der nachfolgende<br />
Empfang fanden in einem Zelt auf dem<br />
Hof statt, und damit genau über den 4<br />
Erdwärmesonden!<br />
Trotz der noch laufenden Parlamentssitzung<br />
mischten sich später u.a. die<br />
Europaabgeordneten Mechthild Rothe<br />
(SPD, Deutschland), Dr. Peter Liese<br />
(CDU, Deutschland) und Claude Turmes<br />
(Grüne, Luxemburg) unter die Teilnehmer.<br />
Insgesamt ergaben sich vielfältige<br />
Gelegenheiten zu Gesprächen,<br />
die auch die angereisten <strong>Geothermie</strong>-<br />
Sponsoren nutzten (Abb. 5 und 6).<br />
Das erreichte Ergebnis ist nur durch das<br />
aktive Zusammenwirken aller Beteiligten,<br />
den Enthusiasmus der Vertreter der
ANZEIGE<br />
Abb. 5: Prinz Laurent von Belgien mit<br />
Dipl.-Ing. Karl Ochsner, dessen Unternehmen<br />
die Wärmepumpe für die<br />
Erdwärmeanlage zur Verfügung gestellt<br />
hat (rechts, Photo EGEC)<br />
Abb. 6: Drei der Sponsoren vor der Tafel<br />
zum <strong>Geothermie</strong>system im REH<br />
(v.l.n.r.): Ralf Stükerjürgen, STÜWA<br />
GmbH; Christoph Rosinski, GEFGA<br />
mbH; Dr. Erich Mands, UBeG GbR<br />
(Photo EGEC)<br />
Erneuerbaren <strong>Energie</strong>n und letztendlich<br />
die Vision von einem Schaufenster für<br />
Erneuerbare <strong>Energie</strong>n am Ort der europäischen<br />
Entscheidungen möglich geworden.<br />
Besonders zu erwähnen in diesem<br />
Zusammenhang ist Christine Lins,<br />
die Generalsekretärin von EREC, die mit<br />
unermüdlichem Anspornen und mit Ihrer<br />
Fähigkeit zum Finden gangbarer<br />
Wege das Vorhaben zu einem guten<br />
Ende geführt hat. Durch die Einbeziehung<br />
der <strong>Geothermie</strong> in dieses Schaufenster<br />
wurde ihr Platz im Kreis der Erneuerbaren<br />
<strong>Energie</strong>n zementiert und<br />
das Gesamtgebiet geothermischer<br />
<strong>Energie</strong>nutzung für die europäischen<br />
Entscheidungsträger von einer exotischen<br />
Rarität in eine selbstverständliche,<br />
auch unter ihren Füßen im Zentrum<br />
Brüssels vorhandene und nutzbare Alternative<br />
verwandelt.<br />
Prinz Laurent betonte mehrfach, dass<br />
nach Absprache das Haus jedem Bürger<br />
Europas offen stehe, um sich ein<br />
Bild von den Möglichkeiten der Erneuerbaren<br />
<strong>Energie</strong>n in einem denkmalgeschützten<br />
Gebäude zu machen. Für<br />
GtE-Leser, die nach Brüssel kommen,<br />
hier die Telefonnummer zur Terminabsprache:<br />
EREC, Tel. +32 2 546 1933<br />
oder email erec@erec-renewables.org<br />
Die Broschüre zur Einweihung (Abb. 7),<br />
mit einer Beschreibung des Gesamtsystems,<br />
kann als pdf-File unter http://<br />
www.erec-renewables.org aus dem<br />
Internet geladen werden.<br />
Die Sponsoren für die erdgekoppelte<br />
Wärmepumpenanlage im REH seien<br />
hier noch einmal aufgeführt. Mit<br />
Sachspenden und Dienstleistungen haben<br />
geholfen:<br />
• EWS Erdwärme-Systemtechnik<br />
GmbH & Co KG, Lichentau (D),<br />
www.ews-erdwärme.de<br />
• HAKA.GERODUR AG, Benken<br />
(CH), www.hakagerodur.ch<br />
• Maroton GmbH, Reiskirchen (D),<br />
www.maroton.de<br />
• OCHSNER Wärmepumpen GmbH,<br />
Linz (A), www.ochsner.at<br />
• STÜWA Konrad Stükerjürgen<br />
Querschnitt<br />
Abb. 7: Titelblatt der Broschüre zum<br />
<strong>Energie</strong>konzept im Renewable Energy<br />
House (download unter http://www.erecrenewables.org)<br />
GmbH, Rietberg (D), www.stuewa.de<br />
• UBeG Dr. E. Mands & Dipl.-Geol. M.<br />
Sauer GbR,Wetzlar (D), www.ubeg.de<br />
• verheyden bvba, Mechelen (B),<br />
www.pbv.be<br />
Finanzielle Unterstützung kam von<br />
• GEFGA mbH, Limburg (D),<br />
www.gefga.de<br />
• GTN <strong>Geothermie</strong> Neubrandenburg<br />
GmbH, Neubrandenburg (D),<br />
www.gtn-online.de<br />
Kontakt: Dr. Burkhard Sanner, Asternweg<br />
2, 35633 Lahnau, Germany, Tel. +49 (0)<br />
6441-963416, Fax: -962526, Email<br />
sanner@sanner-geo.de,<br />
http://www.sanner-geo.de<br />
<strong>Geothermische</strong> <strong>Energie</strong> <strong>50</strong>/<strong>2006</strong> 14
Querschnitt<br />
Aufbau eines geothermischen Informationssystems für Deutschland<br />
Für den Aufbau einer geothermischen<br />
Stromnutzung in Deutschland schlug<br />
das Büro für Technikfolgenabschätzung<br />
beim Deutschen Bundestag (TAB) im<br />
Jahr 2003 u. a. auch die Erstellung eines<br />
Atlasses der geothermischen Ressourcen<br />
vor. Als „Handwerkszeug“ benötigt<br />
wird eine umfassende, weitgehend<br />
maßstabsunabhängige Form, die<br />
stets aktualisiert werden kann. Ansprüche<br />
an einen solchen geothermischen<br />
„Atlas“ kann nur ein digitales, dynamisches<br />
geothermisches Informationssystem<br />
erfüllen. Die Informationen von<br />
klassischen Kartenwerken müssen in<br />
dem System enthalten sein. Es muss<br />
neben solchen, meist unveränderlichen,<br />
geowissenschaftlichen Basisdaten auch<br />
aktuelle Erkenntnisse und Ergebnisse<br />
enthalten und ständig ergänzt werden.<br />
Über das Internet verfügbar, sollte es<br />
die notwendigen Datenbanken und<br />
Fachinformationssysteme vernetzen.<br />
Realisiert wird dieses Projekt seit September<br />
2005 im Rahmen eines vom<br />
Bundesministerium für Umwelt, Natur-<br />
Temperatur-Isolinienkarte für eine vorgegebene<br />
Tiefe unter Gelände.<br />
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15 <strong>Geothermische</strong> <strong>Energie</strong> <strong>50</strong>/<strong>2006</strong><br />
Geographische Recherche im Raum München nach Bohrungen mit Bohrlochmessungen.<br />
schutz und Reaktorsicherheit finanzierten<br />
Forschungsvorhabens. Beteiligt daran<br />
sind:<br />
Institut für Geowissenschaftliche Gemeinschaftsaufgaben<br />
(GGA), Hannover<br />
<strong>Geothermie</strong> Neubrandenburg GmbH<br />
(GTN), Neubrandenburg<br />
Landesamt für Bergbau, <strong>Energie</strong> und<br />
Geologie (LBEG), Hannover<br />
Landesamt für Geologie, Rohstoffe und<br />
Bergbau Baden-Württemberg (LGRB),<br />
Freiburg<br />
Landesamt für Umwelt, Naturschutz und<br />
Geologie Mecklenburg-Vorpommern<br />
(LUNG), Güstrow<br />
Ludwig-Maximillian-Universität (LMU),<br />
Arbeitsgruppe Hydrogeologie, München<br />
Das <strong>Geothermische</strong> Informationssystem<br />
steht nach Installation unter Berücksichtigung<br />
von Eigentumsrechten an den<br />
Daten jedem Benutzer zur Verfügung.<br />
Es soll zur Qualitätsverbesserung bei<br />
der Projektierung von geothermischen<br />
Anlagen dienen und das Fündigkeitsrisiko<br />
minimieren.<br />
Beispiele für Benutzeroberflächen und<br />
Ergebnisse im Fachinformationssystem<br />
Geophysik; dieses FIS wird in das geothermische<br />
Informationssystem integriert.<br />
Die Projektkosten betragen ca. 2.3 Mio.<br />
EUR und werden vollständig durch das<br />
BMU übernommen. Die Fertigstellung<br />
ist für August 2008 vorgesehen. (Quelle:<br />
BMU/PTJ)
„Erdwärme aus Rheinland Pfalz“: und „Referenzregion <strong>Geothermie</strong>“<br />
In Rheinland-Pfalz machte vor den Wahlen<br />
die Landespolitik gleich mehrfach in<br />
Sachen <strong>Geothermie</strong> von sich reden.<br />
Ende Januar startete der damalige Wirtschaftsminister<br />
Hans-Artur Bauckhage<br />
die Initiative „Erdwärme aus Rheinland-<br />
Pfalz“. „Angesichts der Nachfrage nach<br />
Beratungsdienstleistungen und mit Blick<br />
auf die Synergieeffekte ist es sinnvoll<br />
und notwendig, privatwirtschaftliche<br />
Expertise und Know-how von Geologischen<br />
Diensten und Forschungseinrichtungen<br />
in einer Service-Initiative<br />
zu bündeln“, so Bauckhage. Die Konsequenz:<br />
Beratungs-, Informations- und<br />
Genehmigungsaufgaben im Ressortbereich<br />
des Ministeriums für Wirtschaft<br />
werden zusammengelegt und zu einer<br />
<strong>Geothermie</strong>-Strategie für das Land<br />
Rheinland-Pfalz verdichtet.<br />
Zentraler Dienstleister auf dem Gebiet<br />
der <strong>Geothermie</strong> für Rheinland-Pfalz sei<br />
wegen seiner wissenschaftlichen und<br />
bergbehördlichen Kompetenzen das<br />
Landesamt für Geologie und Bergbau.<br />
Dem Landesamt obliege daher die Koordination<br />
einer zielgerichteten interdisziplinären<br />
Zusammenarbeit zwischen<br />
Staat, Wissenschaft, Kommunen und<br />
Wirtschaft. Die Behörde wurde als<br />
Projektträger beauftragt, Netzwerke<br />
aufzubauen und Informationsveranstaltungen<br />
durchzuführen. Dazu werde das<br />
Landesamt Initiativen bündeln, Projekte<br />
koordinieren und betreuen, Informationen<br />
sammeln und auswerten, Unternehmen<br />
und Privatpersonen beraten.<br />
Bauckhage: „Damit werden ein rascher<br />
Fortschritt in Forschung und Entwicklung,<br />
ein effizienter Mitteleinsatz und das<br />
Erschließen neuer Anwendungen für die<br />
geothermische <strong>Energie</strong>bereitstellung<br />
angestrebt.“<br />
Dies komme auch der aktuellen Entwicklung<br />
der Tiefengeothermie zugute.<br />
„Nachdem die Pilotbohrung in Landau<br />
erfolgreich verlaufen ist, werden derzeit<br />
zwei weitere Bohrungen in Landau und<br />
bei Bellheim niedergebracht“, teilte der<br />
Minister mit. Auf Grund dieser positiven<br />
Entwicklung sei das Interesse an der<br />
Tiefengeothermie erheblich gestiegen.<br />
Zuletzt seien in der Südpfalz praktisch<br />
flächendeckend Aufsuchungserlaubnisse<br />
an unterschiedliche Konsortien<br />
und Projektentwicklungsgesellschaften<br />
erteilt worden. Eine Vielzahl von Aktivitäten<br />
dieser Unternehmen sei in Vorbereitung.<br />
„Daneben besitzt Rheinland-Pfalz ein<br />
ausgezeichnetes Potenzial zur Nutzung<br />
der Erwärme im Bereich der Gebäudeheizung.<br />
Angesichts der Vielzahl von<br />
neuen Anlagen soll diese Initiative zu<br />
Investitionen in die oberflächennahe<br />
<strong>Geothermie</strong> anregen und letztlich zur<br />
<strong>Energie</strong>einsparung sowie zur Schaffung<br />
bzw. Erhalt von Arbeitsplätzen beitragen,“<br />
betonte Bauckhage. Die Zugriffsmöglichkeit<br />
auf Daten des Geologischen<br />
Landesdienstes werde dafür systematisch<br />
verbessert. „Mit Blick auf energiewirtschaftliche<br />
Alternativen zur konventionellen<br />
Gebäudeheizung wird eine<br />
Planungshilfe für Bauherren und Architekten<br />
in der zweiten Jahreshälfte <strong>2006</strong><br />
veröffentlicht werden“, teilte der Minister<br />
mit. Mit der jetzt erfolgten Bündelung der<br />
Aktivitäten auf dem Gebiet der<br />
Tiefengeothermie und der oberflächennahen<br />
<strong>Geothermie</strong> durch das Landesamt<br />
werde diesen Zukunftstechnologien<br />
noch einmal „ein kräftiger Schub“<br />
versetzt, so das Fazit des Ministers. Interessierte<br />
Hausbesitzer und Bauherren<br />
können sich bereits jetzt an das Landesamt<br />
für Geologie und Bergbau unter<br />
Telefon 06131/9254-0 oder im<br />
Internet unter www.lgb-rlp.de. wenden.<br />
Anfang Februar startete Bauckhages<br />
Kollegin Umweltministerin Margit<br />
Conrad die Referenzregion <strong>Geothermie</strong>.<br />
„Wir betreten bei der Nutzung der<br />
<strong>Geothermie</strong> vielfach Neuland,“ sagte sie<br />
am 7. Februar anlässlich eines Besuchs<br />
des Geowissenschaftlichen Instituts der<br />
Universität Mainz. Rheinland-Pfalz brauche<br />
also Forschungskompetenz. Die<br />
Universität und die Fachhochschule in<br />
Bingen werden sich im Rahmen des<br />
Referenzregionsprojektes zukünftig verstärkt<br />
in der <strong>Geothermie</strong>forschung engagieren.<br />
Bohrturm Landau, (c) geo X GmbH<br />
Bereits bei der Veranstaltung zum<br />
Bohrungsbeginn in Landau einige Tage<br />
zuvor hatte Conrad die bevorstehende<br />
Gründung eines „Instituts für <strong>Geothermische</strong>s<br />
Ressourcenmanagement“ in<br />
Kooperation der Universität Mainz und<br />
der Fachhochschule Bingen in diesem<br />
Frühjahr angekündigt. Das Umweltministerium<br />
werde unter anderem ein<br />
Projekt des neuen Instituts fördern, das<br />
dazu diene, mögliche Standorte für<br />
<strong>Geothermie</strong>kraftwerke in der Süd- und<br />
Vorderpfalz zu identifizieren. „Die Lan-<br />
Querschnitt<br />
desplanung, Städte und Gemeinden<br />
müssen künftig gezielt die Wärmenetze<br />
ausbauen.“ Hier stelle sich eine gewaltige<br />
Infrastrukturaufgabe. Verdichtetes<br />
Bauen sei ein wichtiger Beitrag, um die<br />
Wirtschaftlichkeit der Geowärme zu verbessern.<br />
Das Heizungshandwerk müsse<br />
sich frühzeitig auf die erforderlichen<br />
Niedertemperaturheizsysteme einstellen.<br />
Chancen für den Wärmeabsatz<br />
sieht Conrad auch für die Landwirtschaft,<br />
für den Gartenbaubereich mit<br />
seinen Gewächshäusern und für den<br />
Aufbau von Aquakulturen. Die günstigen<br />
Wärmekosten der <strong>Geothermie</strong> stellten<br />
einen Wettbewerbsvorteil dar. Interessant<br />
sei diese Form der Wärme auch<br />
für weitere Gewerbe- und Industriesektoren.<br />
Das Umweltministerium finanziert u. a.<br />
auch ein Vorhaben, das neue Heißwasservorkommen<br />
als mögliche Standorte<br />
für <strong>Geothermie</strong>kraftwerke durch<br />
neue Messmethoden leichter identifizieren<br />
soll. Ziel dieses Projektes sei es, das<br />
Bohr- und Fündigkeitsrisiko für Investoren<br />
zu senken. <strong>Geothermische</strong> Forschung,<br />
davon ist Conrad überzeugt,<br />
nutze dem ganzen Land. „Wo neue<br />
Technologien entwickelt werden, entsteht<br />
Wertschöpfung und es gibt<br />
zukunftsfähige Arbeitsplätze.“<br />
Für Rheinland-Pfalz kann die <strong>Geothermie</strong>,<br />
zu einem Eckpfeiler einer künftigen<br />
sicheren und umweltfreundlichen<br />
<strong>Energie</strong>versorgung werden. „Dazu müssen<br />
wir diese Art der <strong>Energie</strong>gewinnung<br />
in einen Mix mit Biomasse, Wind und<br />
Sonne einbinden. Verknüpft mit<br />
<strong>Energie</strong>einsparung und -effizienz, kommen<br />
wir dem Ziel, von endlichen<br />
<strong>Energie</strong>ressourcen unabhängiger zu<br />
werden, ein gutes Stück näher,“ sagte<br />
sie in Landau.<br />
„Die geothermische Wärme- und Stromerzeugung<br />
stellt eine große Chance für<br />
unser Bundesland“ betonten übereinstimmend<br />
auch die Professoren Dr.<br />
Klaus Regenauer-Lieb (Mainz) und Dr.<br />
Ralf Simon (Bingen) beim Besuch der<br />
Umweltministerin in der Johann-Gutenberg-Universität.<br />
„Das am Institut für<br />
Innovation, Transfer und Beratung (ITB)<br />
in Bingen in Gründung befindliche Institut<br />
für <strong>Geothermische</strong>s Ressourcenmanagement<br />
sieht seine Rolle daher als<br />
Schlüssel zur Entwicklung der Zukunftsenergie.“<br />
Außerdem biete die<br />
<strong>Geothermie</strong> eine große Chance, die<br />
Wärmeversorgung über ein Nahwärmenetz<br />
wesentlich zu verändern.<br />
Regnauer-Lieb und Simon sahen Festpreise<br />
ähnlich einer Internet-Flatrate,<br />
<strong>Geothermische</strong> <strong>Energie</strong> <strong>50</strong>/<strong>2006</strong> 16
Querschnitt<br />
unabhängig von den Preissteigerungen<br />
bei Öl und Gas. Diese Möglichkeiten<br />
untersuche man derzeit am Beispiel der<br />
3000-Einwohner-Gemeinde Rülzheim.<br />
Dass auch CDU und FDP für die<br />
Erdwärme in Rheinland-Pfalz werben,<br />
macht andere misstrauisch, wenn man<br />
sie, wie die FDP, als Alternative zur<br />
Windenergie positioniert. In einem Beitrag<br />
in der Märzausgabe des Magazins<br />
„neue energie“ (Oliver Lönker: Lange<br />
Leitung, S. 20-22), argwöhnte der damalige<br />
stellvertretende Vorsitzende der<br />
In seiner Sitzung vom 12.01.<strong>2006</strong><br />
beschloss das Berliner Abgeordnetenhaus<br />
im Rahmen eines Programms<br />
„Weg von fossilen <strong>Energie</strong>trägern –<br />
Umweltschutz schafft Arbeitsplätze“<br />
unter der Überschrift „Bauen mit erneuerbaren<br />
<strong>Energie</strong>n zum Standard<br />
machen“ auch die Einführung einer Baupflicht<br />
zum Einsatz erneuerbarer<br />
<strong>Energie</strong>systeme in Gebäuden. Der Antrag<br />
der SPD Fraktion wurde von den<br />
Vertretern der Regierungskoalition aus<br />
SPD und Linkspartei.PDS gegen die<br />
Stimmen von CDU und FDP und bei Ent-<br />
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17 <strong>Geothermische</strong> <strong>Energie</strong> <strong>50</strong>/<strong>2006</strong><br />
grünen Landtagsfraktion Bernhard<br />
Braun, die beiden Parteien würden die<br />
<strong>Geothermie</strong> als „Deus ex machina“ stilisieren,<br />
mit dem Ziel, Wind- und Sonnenenergie<br />
überflüssig zu machen.<br />
Auch der Autor Oliver Lönker sieht die<br />
Entwicklung kritisch. Er blamiert das<br />
Werben der beiden Parteien um die<br />
<strong>Geothermie</strong> als „Setzen auf Großprojekte“,<br />
statt auf die Wertschöpfung vor Ort<br />
in dezentralen Einheiten zu setzen.<br />
Weiter unten klingt dann aber durch,<br />
dass auf Grund der geringen installierten<br />
Leistung der ersten geothermischen<br />
Berlin: Abgeordnetenhaus beschließt<br />
Pflicht zum Bauen mit erneuerbaren <strong>Energie</strong>n<br />
haltung der Grünen angenommen. Darin<br />
wird der Senat aufgefordert, einen entsprechenden<br />
Entwurf für ein novelliertes<br />
Landesenergieeinspargesetz in das<br />
Abgeordnetenhaus einzubringen. Zudem<br />
soll der Senat auf Beschluss der<br />
Abgeordneten im Rahmen der nächsten<br />
Strukturförderungsperiode 2007 bis<br />
2013 einen Förderschwerpunkt Umweltschutz<br />
/ Ökologie / Nachhaltigkeit in das<br />
Operationelle Programm für Berlin aufnehmen,<br />
in dem der Themenkomplex<br />
„Förderung erneuerbarer <strong>Energie</strong>n /<br />
Maßnahmen zur Steigerung der<br />
Kraftwerke, die Erdwärme wohl noch<br />
Jahrzehnte brauchen werde, bis sie einen<br />
signifikanten Beitrag zur <strong>Energie</strong>versorgung<br />
leisten könne. Wo verstekken<br />
sich also die „Großprojekte?“ Dezentraler<br />
und zugleich versorgungssicherer<br />
als mit der <strong>Geothermie</strong> lässt<br />
sich die zukünftige <strong>Energie</strong>nachfrage<br />
wohl kaum decken. Auch mit der neuen<br />
Landesregierung unter dem alten Ministerpräsidenten<br />
Kurt Beck dürfte die<br />
Politik, die <strong>Geothermie</strong> im Land voranzutreiben,<br />
beibehalten werden. (WB)<br />
<strong>Energie</strong>effizienz“ einen besonderen<br />
Raum einnehmen und mit ausreichenden<br />
Mitteln ausgestattet werden soll.<br />
Der ursprüngliche Antrag der SPD-Fraktion<br />
vom Oktober 2005 hatte noch eine<br />
ausschließlich solare Baupflicht vorgesehen.<br />
Diese hatten die Mitglieder des<br />
Ausschusses für Stadtentwicklung und<br />
Umweltschutz in eine allgemeine Formulierung<br />
umgewandelt, die nun z. B.<br />
auch Holzpelletheizungen und geothermische<br />
Anlagen einbezieht.
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Im November 2005 wurde auf dem Gelände<br />
der Universität von Neuchâtel<br />
(Neuenburg) das Schweizer Forschungszentrum<br />
für <strong>Geothermie</strong><br />
(CREGE) etabliert. Ziel der Einrichtung<br />
unter der Führung der Schweizerischen<br />
Vereinigung für <strong>Geothermie</strong> (SVG) es<br />
die Forschung weiterzuentwickeln und<br />
Investitionen zu initiieren. Heute wird es<br />
von 38 Mitgliedern aus öffentlichen und<br />
privaten Institutionen getragen. Die<br />
Arbeitsschwerpunkte liegen in der angewandten<br />
Forschung, in Ausbildung<br />
und Öffentlichkeitsarbeit, in der Beratung<br />
und der Erstellung von Gutachten.<br />
„Erdwärme stellt einen wesentlichen<br />
Beitrag zur Verminderung der<br />
Treibhausgase dar und ist im Begriff,<br />
eine immer unentbehrlicher werdende<br />
<strong>Energie</strong>quelle in unserem zukünftigen<br />
Am 13. März tagte das SPD-Präsidium<br />
in Stuttgart zur <strong>Energie</strong>wende: Schlagworte<br />
Ausstieg aus der Atomkraft, Weg<br />
vom Öl, Aufbruch in das solare Zeitalter,<br />
eine effizient wirtschaftende Gesellschaft.<br />
In einem Interview mit dem SPD-<br />
Organ „Vorwärts“ nahm der stellvertretende<br />
Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion,<br />
Ulrich Kelber, zu den<br />
Ergebnissen Stellung. Die mittel- und<br />
langfristige Strategie der SPD sei ein<br />
<strong>Energie</strong>mix aus Sonne, Wind, Wasser,<br />
<strong>Geothermie</strong> und Biomasse. Zur<br />
<strong>Geothermie</strong> führte er explizit aus, dass<br />
derjenige, der sein Haus dämme und die<br />
Restwärme mit Erdwärme erzeuge, sich<br />
nie mehr über die Preispolitik der Öl- und<br />
Ein Jahr CREGE<br />
Direktor CREGE F.-D.Vuataz<br />
© F.-D. Vuataz<br />
<strong>Energie</strong>versorgungs-Mix zu werden.“<br />
unterstrich François-D. Vuataz, Direktor<br />
des CREGE, anlässlich einer Pressekonferenz<br />
im Februar. Laut Jacques<br />
Rognon, Präsident des CREGE, „wird<br />
das Zentrum mit seinem Kompetenznetzwerk<br />
zu gegebener Zeit eine wichtige<br />
Rolle bei der Promotion der<br />
quergeschnitten: Kurzgeschichten<br />
Gasmultis ärgern müsse.<br />
Gemeinsam mit Berliner Schülerinnen<br />
und Schülern startete der Staatssekretär<br />
im Bundesumweltministerium Michael<br />
Müller am 14. März im ehemaligen<br />
Abspannwerk Nord die Testphase<br />
des neuen Online-Spiels powerado.<br />
Der Plot ist, verschiedene Siedlungen<br />
vom Dorf bis zur Metropole möglichst<br />
effizient und umweltverträglich mit <strong>Energie</strong><br />
zu versorgen. Das Spiel ist eines<br />
von neun Modulen des Forschungsprojektes<br />
„Erlebniswelt Erneuerbare<br />
<strong>Energie</strong>n“. Medienpartner ist die Zeitschrift<br />
GEOlino. Zielgruppe sind die 8-<br />
12jährigen. Im Angebot sind alle <strong>Energie</strong>quellen,<br />
nuklear, fossil, erneuerbar.<br />
Querschnitt<br />
Erdwärme in der Schweiz erfüllen.“<br />
Das CREGE verdankt seiner Gründung<br />
der Tatsache, dass an der Neuenburger<br />
Universität bereits seit 15 Jahren Kompetenzen<br />
im Bereich <strong>Geothermie</strong> aufgebaut<br />
werden. Es werde dazu beitragen,<br />
dass die Schweiz sich im Kreis der<br />
Länder, welche weltweit im Sektor<br />
<strong>Geothermie</strong> an der Spitze sind, behaupten<br />
könne, hoffte Rognon.<br />
Die Gründung des CREGE entspricht<br />
dem Bedarf, der <strong>Geothermie</strong> die ihrem<br />
Potential entsprechenden Entwicklungsmöglichkeiten<br />
zu bieten. Im Kontext einer<br />
Schweizerischen <strong>Energie</strong>politik, die<br />
auf langfristige Maßnahmen und<br />
umweltschützerische Aspekte ausgerichtet<br />
sei, gewänne dies mehr und mehr<br />
an Wichtigkeit, so die Initiatoren.<br />
Unter Einsatz von schnellem Reaktionsvermögen<br />
und rascher Auffassungsgabe<br />
lassen die Spieler ihren persönlichen<br />
<strong>Energie</strong>mix entstehen. Mehr dazu:<br />
www.powerado.de<br />
In der Schweiz ist eine Dachorganisation<br />
für die Nutzung der <strong>Geothermie</strong> etabliert<br />
worden. Ziel ist es, die mit der Entwicklung<br />
Anwendung verbundenen<br />
übergeordneten Interessen vernetzen<br />
und intensiver behandeln zu können.<br />
Beteiligt sind die Schweizerische <strong>Geothermische</strong><br />
Vereinigung SVG, das Bundesamt<br />
für <strong>Energie</strong> BFE sowie das Forschungszentrum<br />
für <strong>Geothermie</strong><br />
(CREGE) in Neuchâtel.<br />
<strong>Geothermische</strong> <strong>Energie</strong> <strong>50</strong>/<strong>2006</strong> 18
Tiefe <strong>Geothermie</strong> Strom<br />
<strong>Geothermische</strong>r Strom: Produktion steigt bis 2010 weltweit um <strong>50</strong>%<br />
Derzeit sind weltweit knapp 9.000 MW<br />
elektrischer Leistung an den Netzen.<br />
Während des <strong>Geothermische</strong>n Weltkongresses<br />
2005 in Antalya, Türkei, prognostizierte<br />
die International Geothermal<br />
Association/IGA einen Anstieg um<br />
1.900 MW bis 2010. Die us-amerikanische<br />
Geothermal Energy Association<br />
hält diesen Wert inzwischen für überholt.<br />
Bei der GEA verweist man auf die<br />
derzeit auf den Weg gebrachten Vorhaben<br />
mit einer Größenordnung von<br />
13.<strong>50</strong>0 MW. Diese würden eine Steigerung<br />
von rund <strong>50</strong>% gegenüber der<br />
2005er Ausgangslage bedeuten.<br />
Rapide voran geht es vor allem in den<br />
Vereinigten Staaten selbst. Allein 2005<br />
Die Essener ENRO AG plant den Bau<br />
eines geothermischen Kraftwerks in<br />
Barnim in Brandenburg. Mit einer veranschlagten<br />
installierten Leistung von<br />
25 MW wäre es die größte Anlage dieser<br />
Art in Deutschland. Mit einer Investition<br />
von rund 2<strong>50</strong> Mio. Euro sollen in<br />
<strong>50</strong>00 m Tiefe Vulkanitgesteine erschlossen<br />
werden. Die Tochter Enro<br />
<strong>Geothermie</strong>-Entwicklungs GmbH in<br />
Ludwigsfelde (Landkreis Teltow-<br />
Fläming) hatte bereits 2005 die<br />
Aufsuchungserlaubnis für ein geothermisches<br />
Feld in Finowfurt (Landkreis<br />
Barnim) erhalten. Die Arbeiten, die bereits<br />
im Sommer <strong>2006</strong> aufgenommen<br />
werden sollen, sollen erst den Auftakt<br />
für eine Serie von insgesamt 10 Kraftwerken<br />
gleichen Typs in Brandenburg<br />
darstellen. ENRO nennt seine Vorgehensweise<br />
„Konvoi-Prinzip“. Übertragen<br />
vom Vorbild industrieller Massenfertigung<br />
identifizierte das Unternehmen<br />
vier Voraussetzungen für seinen geothermischen<br />
Kraftwerks-Konvoi:<br />
1. gesteinsphysikalische Eigenschaften<br />
welche die Zirkulation großer Volumenströme<br />
von heißem Wasser ermöglichen;<br />
2. hohe Gesteinstemperaturen von über<br />
1<strong>50</strong> °C;,<br />
3. geologische Formationen mit großräumiger<br />
und gleichmäßiger Verbreitung,<br />
die<br />
4. deshalb eine hohe<br />
Reproduzierbarkeit der über- und untertägigen<br />
Kraftwerkstechnik ermöglichen.<br />
Formationen, die diese Bedingungen<br />
erfüllen können, sieht ENRO in den ca.<br />
300 Mio. Jahre alten Vulkan-Gesteine<br />
des Perm-Zeitalters. Diese sogenannten<br />
Vulkanite besitzen eine große Ver-<br />
19 <strong>Geothermische</strong> <strong>Energie</strong> <strong>50</strong>/<strong>2006</strong><br />
konnten für <strong>50</strong>0 neugeplante MW<br />
Stromlieferverträge abgeschlossen werden.<br />
Weitere stehen für <strong>2006</strong> an. In elf<br />
westlichen Bundesstaaten wurden auf<br />
Initiative der Gouverneursvereinigung<br />
neue Felder und Kraftwerksstandorte<br />
identifiziert. Auf den Philippinen werden<br />
in den nächsten vier Jahren <strong>50</strong>0 bis 700<br />
MW neu in Betrieb genommen werden.<br />
Die Zielvorgabe liegt bei 10.000 MW aus<br />
geothermischen Ressourcen, von denen<br />
bis 2010 rund 2000 MW Strom liefern<br />
werden. Ähnlich sieht die Situation<br />
in Indonesien aus. Derzeit sind dort 800<br />
MW am Netz. Bis 2009 sollen 1200 MW<br />
hinzukommen. In Island entstehen derzeit<br />
eine Reihe neuer Kraftwerke. Neue<br />
Anlagen wurden auch in Neuseeland<br />
ENRO plant Kraftwerke in Brandenburg<br />
breitung im Nordostdeutschen Becken<br />
in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern<br />
und wurden durch Erdöl- und<br />
Erdgasbohrungen erkundet. Diese Gesteine<br />
liegen in ca. <strong>50</strong>00 m Tiefe und<br />
haben eine relativ gleichmäßige Mächtigkeit<br />
von mehreren Hundert Metern bei<br />
erwarteten Gesteinstemperaturen von<br />
über 170 °C.<br />
In ihrem natürlichen Zustand sind diese<br />
Gesteine für Wasser wenig durchlässig.<br />
Deswegen können nur EGS-Technologien<br />
zum Einsatz kommen. Bei diesen<br />
Enhanced Geothermal Systems, zu denen<br />
man auch das HDR-Verfahren rechnet,<br />
wird das Gestein durch das Einpressen<br />
von unter hohem Druck stehendem<br />
Wasser hydraulisch aufgeweitet und<br />
wassergängig gemacht. Die auf diese<br />
Weise geschaffenen Kluftsysteme bilden<br />
ein großvolumiges Wärmeaustauschsystem<br />
im Untergrund, in dem<br />
von übertage zugeführtes Wasser auf<br />
Gebirgstemperatur erhitzt wird. Das in<br />
weiteren Bohrungen geförderte Heißwasser<br />
dient als Wärmequelle für oberirdische<br />
konventionelle Dampfturbinen<br />
zur Stromerzeugung.<br />
Das Konvoi-Konzept von ENRO sieht<br />
die Erschließung gleichartiger geologischer<br />
Reservoire mit Einzeleinheiten -<br />
bestehend aus 3 Tiefbohrungen zu je<br />
<strong>50</strong>00 m (Triplette) - vor. Eine solche Triplette<br />
besteht aus zwei Produktionsbohrungen<br />
zur Förderung des heißen<br />
Tiefenwassers und einer Injektionsbohrung<br />
zur Rückführung des nach der<br />
Stromerzeugung abgekühlten Wassers<br />
in den tiefen Untergrund. Drei solcher<br />
Tripletten sollen zu Standardeinheiten<br />
(sogenannte Cluster) mit einem zentralen<br />
Kraftwerk von ca. 7,5 MWe<br />
und Nicaragua auf den Weg gebracht.<br />
Als neue Spieler im geothermischen<br />
Stromorchester kommen in Kürze Kanada,<br />
Indien und Ungarn hinzu. Auf<br />
dem Subkontinent stehen geothermische<br />
Ressourcen mit mehr als 10.000<br />
MW zur Verfügung. Auch der Iran baut<br />
gegenwärtig sein erstes Erdwärmekraftwerk.<br />
Für Ostafrika hat die Weltbank<br />
ein neues Förderprogramm zur<br />
weiteren Erschließung der etwa 7.000<br />
MW Ressourcen aufgelegt. Vermerkt<br />
wurde in den USA aber auch, dass in<br />
Deutschland neue Kraftwerke außerhalb<br />
klassischer geothermischer Regionen<br />
entstehen. (WB)<br />
zusammengefasst werden. Die Entwicklung<br />
einer geothermischen Stromgewinnung<br />
muss dabei nach industriellen<br />
Methoden erfolgen: Zuerst wird die Erstanlage<br />
gebaut, danach erfolgt der<br />
Endausbau mit Standardeinheiten. Zunächst<br />
sind drei Cluster vorgesehen.<br />
Eine Ausweitung ist geplant.<br />
Um die Vulkanite in Nordostdeutschland<br />
zu erschließen, hat ENRO bereits die<br />
bergrechtliche Erlaubnis für ein Feld von<br />
230 km2 Größe bei Eberswalde erhalten.<br />
Die geowissenschaftliche und technologische<br />
Machbarkeit des Projektes<br />
soll nun von den Fachleuten des<br />
<strong>Geothermie</strong>Zentrums in Bochum (GZB)<br />
ermittelt werden. Fachliche Unterstützung<br />
kommt auch aus Brandenburger<br />
Landesamtes für Bergbau, Geologie<br />
und Rohstoffe Brandenburg. Mit dem<br />
Bau in Eberswalde soll noch im Jahr<br />
<strong>2006</strong> begonnen werden. (Quelle: ENRO<br />
AG)<br />
Achtung Termin!<br />
9. <strong>Geothermische</strong><br />
Fachtagung<br />
Mehr <strong>Energie</strong> von<br />
unten<br />
in<br />
Karlsruhe<br />
am<br />
15.-17. November <strong>2006</strong>
Der Start der zweiten Tiefbohrung für<br />
das Landauer Kraftwerksvorhaben am<br />
26.01.06 verlief unter prominenter Aufsicht.<br />
Die Umweltministerin von Rheinland-Pfalz,<br />
Margit Conrad, nahm die Gelegenheit<br />
wahr, dem Projekt einen Besuch<br />
abzustatten. „Mit Erdwärme wird<br />
Landau Klimaschutz-Gewinner –<br />
<strong>Geothermie</strong> bietet große Potentiale für<br />
Wertschöpfung und Arbeitsplätze,“ kommentierte<br />
sie.<br />
Auf dem Gelände der ehemaligen<br />
Panzerwerkstätten in Landau wurden<br />
Ende 2005 in rund 3000 Meter Tiefe ca.<br />
1<strong>50</strong> Grad heißes Wasser erschlossen.<br />
Damit sind die wichtigsten Voraussetzungen<br />
für ein <strong>Geothermie</strong>kraftwerk vorhanden.<br />
Es ist vorgesehen, die Rest-<br />
Landau: Zweite Tiefbohrung erreicht Endteufe<br />
wärme des Thermalwassers und die<br />
Abwärme aus dem Stromerzeugungsprozess<br />
(Kühlwasser) eine einer wirtschaftlichen<br />
Nutzung zuzuführen.<br />
Für das Landauer Erdwärmekraftwerk<br />
engagieren sich die Pfalzwerke und die<br />
<strong>Energie</strong> SüdWest sowie das Bundesministerium<br />
für Umwelt, das Land Rheinland-Pfalz,<br />
die Stadt Landau, die Landesbank<br />
Rheinland-Pfalz und die Spar-<br />
kasse Südliche Weinstraße.<br />
Das Land, so Conrad, verfolge seit 2001<br />
das Ziel, die Pfalz zur Referenzregion<br />
<strong>Geothermie</strong> zu entwickeln. „Mit dem<br />
Fund von 1<strong>50</strong> Grad heißem Wasser an<br />
der Landauer Bohrstelle bestätigt sich,<br />
dass das <strong>Energie</strong>-Importland Rheinland-<br />
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Tiefe <strong>Geothermie</strong> Strom<br />
Pfalz mit der <strong>Geothermie</strong> große<br />
<strong>Energie</strong>potentiale besitzt. Die geologischen<br />
Ausgangsbedingungen im<br />
Oberrheingraben sind hervorragend,“ so<br />
die Ministerin.<br />
Am 16.03.06 wurde dann die Endteufe<br />
in einer Tiefe von 3.340 Metern erreicht.<br />
Damit war man um zehn Tage schneller<br />
als bei er bei der ersten Bohrung,<br />
die im Herbst vergangenen Jahres er-<br />
folgreich abgeschlossen werden konnte.<br />
Für die zweite Bohrung – die<br />
Injektionsbohrung - wurde der Bohrturm<br />
um nur sechs Meter versetzt. Diese Bohrung<br />
soll später dazu dienen, das während<br />
der Strom- und Wärmegewinnung<br />
abgekühlte Wasser, zurück in die Gesteinsschichten<br />
zu verpressen. Das<br />
Bohrmanagement lag wieder unter der<br />
Leitung von Dr. Jörg Baumgärtner in den<br />
Händen der BESTEC GmbH, einem<br />
Beteiligungsunternehmen der Pfalzwerke.<br />
Die Bohrarbeiten selbst wurden<br />
polnischen Firma Jaslo, Oil & Gas Exploration<br />
Company durchgeführt. Die<br />
Auftraggeber waren mit der hohen Qualität<br />
der Arbeiten und Zuverlässigkeit des<br />
Unternehmens sehr zufrieden. Im Projekt<br />
geht es weiter mit Bohrlochmessungen,<br />
Umrüsten der Pumpen, Aktivierung<br />
der Bohrung (Frischwasserinjektion),<br />
Auslauftest, hydraulische Untersuchungen<br />
(Injektion), eventuell auch<br />
mit weiteren Stimulationsmaßnahmen<br />
und schließlich der Verifizierung der<br />
hydraulischen Daten. Läuft alles nach<br />
Plan, wird das Erdwärmekraftwerk bereits<br />
im Jahr 2007 rund 5.000 Haushalte<br />
mit Strom und 300 Haushalte mit<br />
Wärme beliefern. Das Kraftwerk soll<br />
eine elektrische Leistung von 2 bis 2,5<br />
MW erbringen. Jährlich können so rund<br />
<strong>50</strong>00 C0 2 vermieden werden. Die geo<br />
x, ein Beteiligungsunternehmen der<br />
Pfalzwerke und der <strong>Energie</strong>Südwest<br />
plant die Anlage, realisiert das Kraftwerk<br />
und wird es später betreiben.<br />
(Quelle: <strong>Energie</strong> Südwest)<br />
<strong>Geothermische</strong> <strong>Energie</strong> <strong>50</strong>/<strong>2006</strong> 20
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Tiefe <strong>Geothermie</strong> Strom<br />
21 <strong>Geothermische</strong> <strong>Energie</strong> <strong>50</strong>/<strong>2006</strong>
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Die Indianer-Stämme der Medicine Lake<br />
Highlands wehren sich gegen die Absichten<br />
des <strong>Energie</strong>konzerns Calpine<br />
(San Jose), im nordkalifornischen<br />
Siskiyou County geothermische Kraftwerke<br />
zu errichten. Die dafür vorgesehenen<br />
Flächen am Telephone Flat und<br />
Fourmile Hill rund 300 m nördlich von<br />
Sacramento werden von den Stämmen<br />
der Pit River Indianer, Klamath, Shasta,<br />
Karuk, Wintu, Modoc und anderen als<br />
heiliges Land beansprucht. Umweltschutzorganisationen<br />
befürchten außer-<br />
Im Frühjahr 2004 wurde auf dem HDR-<br />
Forschungsprojekt in Bad Urach die<br />
Tiefbohranlage abgebaut. Kurz vor<br />
Abschluss der Arbeiten standen nicht<br />
mehr ausreichend finanzielle Mittel für<br />
die Weiterführung des Vorhabens zur<br />
Verfügung. Die Akteure auf der Schwäbische<br />
Alb denken dennoch keineswegs<br />
ans Aufgeben. Inzwischen ist es gelungen,<br />
Unterstützung aus der Politik zu<br />
holen. Mitte Februar informierte sich<br />
Hermann Scheer, SPD-Bundestagsabgeordneter<br />
und Träger des Alternativen<br />
Nobelpreises vor Ort. Die Uracher verwiesen<br />
auf die hervorragenden und für<br />
den gesamten süddeutschen Raum beispielhaften<br />
Ergebnisse der vorangegan-<br />
Kalifornien: Indianerproteste gegen Calpine<br />
dem negative Einflüsse auf Tier- und<br />
Pflanzenwelt sowie auf die Wasserressourcen<br />
der Einwohner und die Einnahmen<br />
aus dem Tourismus. Sie bevorzugen<br />
grundsätzlich Wind- und Solarkraftwerke.<br />
Ende Januar kam es zu einer<br />
Demonstration vor dem Calpine-<br />
Hauptquartier. Das Unternehmen hält<br />
dagegen, dass die neuen Kraftwerke<br />
jährlich mehr als 2 Millionen Tonnen<br />
CO 2 einsparen könnten und so angelegt<br />
werden sollten, dass die kulturellen und<br />
religiösen Praktiken der Indianer nicht<br />
Politischer Einsatz für Bad Urach<br />
genen Arbeiten, und präsentierten aktuelle<br />
Modellrechnungen der Universität<br />
Tübingen, die einen aussichtsreichen,<br />
langjährigen Betrieb einer Anlage<br />
des Bad Uracher Typs aufzeigen.<br />
Scheer wunderte sich, warum das Vorhaben<br />
zugunsten anderer aufgegeben<br />
worden sei. „Ich weiß nicht, ob da gewürfelt<br />
worden ist, oder ob nicht ein<br />
Konzerninteresse im Hintergrund stand.<br />
Auf alle Fälle waren dort andere<br />
Einflusskräfte am Werk, welche immer<br />
das auch waren.“ Die Uracher verwahrten<br />
sich gegen den immer mal wieder<br />
zu hörenden Vorwurf mangelnden Projektmanagements<br />
während der Arbeit<br />
2003/2004. Kein noch so optimales Ma-<br />
Tiefe <strong>Geothermie</strong> Strom<br />
beeinträchtig werden würden. Die Region<br />
wurde bereits in den 70er Jahre des<br />
vergangenen Jahrhunderts als interessant<br />
für die geothermische <strong>Energie</strong>gewinnung<br />
eingestuft. Calpine geht davon<br />
aus, hier mehr als 100 MW elektrischer<br />
Leistung installieren zu können.<br />
Kompliziert wird die Situation auch dadurch,<br />
weil Calpine Ende 2005<br />
Gläubigerschutz beantragt hat. In Kalifornien<br />
bedient das Unternehmen rund<br />
10% des Strombedarfs. (WB)<br />
nagement hätte unter den damaligen<br />
Rahmenbedingungen den Abbruch der<br />
Arbeiten verhindern können, war zu<br />
hören. Scheer jedenfalls hielt es für<br />
Unsinn, zwanzig Millionen Euro und die<br />
Erfahrung vor Ort zu verlieren. Bei seinem<br />
Besuch wurde der Politiker vom<br />
SPD-Landtagsabgeordneten Klaus<br />
Käppeler begleitet, der den Urachern<br />
ebenfalls seine Unterstützung für eine<br />
Fortführung des Vorhabens zusagte.<br />
Ende des gleichen Monats meldete sich<br />
auch der SPD-Kreisverband Reutlingen<br />
mit einem, vom Kreisvorsitzenden und<br />
Landtagsabgeordneten Rudolf Hausmann<br />
unterzeichneten Offenen Brief an<br />
<strong>Geothermische</strong> <strong>Energie</strong> <strong>50</strong>/<strong>2006</strong> 22<br />
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Tiefe <strong>Geothermie</strong> Strom<br />
Bundesumweltminister Siegmar Gabriel<br />
und der Bitte zu Wort, „sich dieses<br />
herausragenden Projektes anzunehmen<br />
und der <strong>Geothermie</strong> in Bad Urach zum<br />
Durchbruch zu verhelfen.“ Dieses Vorhaben,<br />
so Hausmann, habe Bedeutung<br />
weit über die Region hinaus und biete<br />
die einmalige Chance, <strong>Geothermie</strong> für<br />
die Stromerzeugung zu nutzen. Dem<br />
Land warf die Abgeordneten Hausmann<br />
und Käppeler vor, sich aus der Verantwortung<br />
zu stehlen. Ähnliches war aus<br />
den Reihen der Grünen zu hören. CDU-<br />
MdL Karl-Wilhelm Röhm wies das ebenso<br />
zurück, wie auch Vertreter der FDP,<br />
die auf die Verantwortung des Bundes<br />
verwiesen.<br />
In der ersten Phase des Vorhabens war<br />
auch der <strong>Energie</strong>versorger EnBW mit<br />
von der Partie gewesen. Gefragt bei einem<br />
Gespräch im Tübinger Presseclub,<br />
HDR-Fieber in Australien? Das erste<br />
kommerziell finanzierte und weltweit<br />
größte HDR-Projekt geht im südaustralischen<br />
Cooper Basin seiner<br />
Vollendung entgegen. In 4<strong>50</strong>0 Metern<br />
Tiefe wurden Temperaturen von rund<br />
270 °C erschlossen. Schon diese lagen<br />
über den Prognosen. Die anschließenden<br />
Fracs erzeugten ein Wärmetauschreservoir,<br />
dass um ein Vielfaches größer<br />
ausfiel als erwartet. Das freut die<br />
6000 Aktionäre des Projektentwicklers<br />
Geodynamics Australia Ltd. Mit dem<br />
Bau des oberirdischen Pilotkraftwerks<br />
wird noch in diesem Jahr begonnen. Mit<br />
dem Reservoirmanagement ist mit Q-<br />
Con, Bad Bergzabern, ein deutscher<br />
Spezialist aus der hiesigen HDR-Entwicklung<br />
an dem Vorhaben beteiligt.<br />
Solche Erfolge lassen auf den Geschmack<br />
kommen. Noch ist Geodynamics<br />
mit seinem Vorhaben am weitesten<br />
voran. In Flinders Ranges führten<br />
die Voruntersuchungen der Petratherm<br />
zu vielversprechenden Ergebnissen,<br />
so dass auch dort in Kürze mit der<br />
Aufnahme der Bohrarbeiten zu rechnen<br />
ist. Von zwei weiteren Unternehmen,<br />
Pacific Hydro und Snowy Hydro wurden<br />
ebenfalls Ambitionen bekannt, sich<br />
in der <strong>Geothermie</strong> zu engagieren. Im<br />
nördlichen Südaustralien arbeitet Green<br />
Rock Energy an einem weiteren Vorhaben.<br />
Ende März ging ein weiterer<br />
Projektentwickler, Geothermal Resources<br />
Ltd an die australische Börse. Für<br />
Mai gab Eden Energy seinen Börsengang<br />
bekannt. Das Unternehmen ist auf<br />
dem Gebiet der Wasserstofftechnologie<br />
und Kohlevergasung auch in Großbritannien<br />
tätig und besitzt in Südaustrali-<br />
23 <strong>Geothermische</strong> <strong>Energie</strong> <strong>50</strong>/<strong>2006</strong><br />
Klaus Käppeler, MdL<br />
ließ es EnBW Chef Claassen Mitte März<br />
offen, ob sein Unternehmen sich auch<br />
weiterhin beteiligen werde. (WB)<br />
strom: Kurzgeschichten<br />
en acht Aufsuchungserlaubnisse zur Erschließung<br />
geothermischer Ressourcen.<br />
Die Regierung des Bundesstaates<br />
Victoria bereitet sich derzeit darauf vor,<br />
überall in ihrem Gebiet entsprechende<br />
Erschließungsflächen zu vergeben zu<br />
können, nachdem bereits eine Reihe<br />
von Unternehmen ihr Interesse angemeldet<br />
haben. Victorias <strong>Energie</strong>minister<br />
Theo Theophanus findet die sich abzeichnende<br />
Entwicklung jedenfalls „aufregend.“<br />
Neue Impulse sieht Prof.-Dr. Hans-Joachim<br />
Krümpel, Direktor des GGA-Instituts,<br />
Hannover durch die steigenden<br />
<strong>Energie</strong>preise. Während der Jahrestagung<br />
der Deutschen Geophysikalischen<br />
Gesellschaft in Bremen verwies<br />
er u. a. auf die Möglichkeit, ausgebeutete<br />
Erdgasfelder geothermisch zu nutzen,<br />
in dem man in die bereits ja durch<br />
Bohrungen erschlossenen Schichten<br />
von der Oberfläche her kaltes Wasser<br />
einpresse, dass sich im Untergrund erhitzen<br />
könne. Krümpel schlug vor, den<br />
für die Verpressung notwendigen Strom<br />
aus Windkraftanlagen zu erzeugen.<br />
Der Anlagenbauer Lentjes GmbH und<br />
die Green Energy Servicegesellschaft,<br />
einem Projektdienstleister des<br />
Emissionshauses Green Energy mit Sitz<br />
in Hannover kooperieren bei der Entwicklung<br />
und dem Bau von geothermischen<br />
Kraftwerken. Die Ende Dezember<br />
2005 bekannt gegebene Zusammenarbeit<br />
der beiden Unternehmen soll<br />
zu einem breiten Markteintritt von<br />
Fonds-finanzierten Erdwärmekraft-wer-<br />
Hermann Scheer, MdB<br />
Rudolf Hausmann, MdL<br />
ken beitragen. Green Energy Geschäftsführer<br />
Dr. Matthias Michael betonte,<br />
das Know-how von Lentjes als einem<br />
weltweit führenden Produzenten von<br />
<strong>Energie</strong>- und Umweltanlagen passe<br />
perfekt zu den Aktivitäten seines Unternehmens<br />
als derzeit einziger Emittent<br />
von <strong>Geothermie</strong>-Fonds. Theo Risse,<br />
Geschäftsführer von Lentjes sah den<br />
Wert der neuen Geschäftsbeziehung<br />
ähnlich und ging davon aus, dass sie<br />
dazu beitragen werde, „dass <strong>Geothermie</strong><br />
als <strong>Energie</strong>träger jetzt auch in<br />
Deutschland noch intensiver zur Stromgewinnung<br />
eingesetzt wird“.<br />
Die Gemeinde Petting im Landkreis<br />
Traunstein stellte im Februar <strong>2006</strong> den<br />
Antrag auf ein Aufsuchungsfeld zur Errichtung<br />
eines geothermischen Kraftwerks.<br />
Beim HDR-Pilotprojekt in Soultz-sous-<br />
Forêts konzentrieren sich die Aktivitäten<br />
seit Beginn des Jahres vor allem auf<br />
die Analyse und Interpretation des<br />
Zirkulationstest, die Verwertung technischer<br />
Erfahrungen aus dem Betrieb des<br />
geschlossenen Kreislaufs und die Anpassung<br />
der Messtechnik. Dem schließen<br />
sich hochauflösende Temperaturmessungen<br />
in den Bohrungen GPK3<br />
und GPK4 an, um die Verteilung des<br />
Kluftnetzwerks zu erfassen. Im April wird<br />
abschließend eine hydrochemische Stimulation<br />
des Bohrlochs GPK4 durchgeführt.<br />
Ziel der Tätigkeiten ist es, das weitere<br />
Stimulationsprogramm für das zweite<br />
Quartal <strong>2006</strong> festzulegen (<strong>Geothermie</strong><br />
Soultz 1/<strong>2006</strong>)
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ORMAT-Tochter ORPOWER 3 übernahm<br />
die Mehrheit beim Kraftwerk<br />
Orzunil I, Guatemala. Der bisherige Anteil<br />
wurde von 21% auf 71.8% aufgestockt.<br />
Die Anlage liegt seit dem 14. Oktober<br />
2005 wegen eines Hurrikanschadens<br />
still.<br />
Indien: Der Ministerpräsident des indischen<br />
Bundesstaates Jammu und<br />
Kaschmir, Ghulam Nabi Azad setzt auf<br />
geothermischen Strom. Das erste Kraftwerk<br />
des Subkontinents soll im Puga<br />
Tal in der Region Ladakh entstehen. Ein<br />
Team unter der Führung von Dr.<br />
Chandrasekharam, Leiter der Geowissenschaft<br />
beim Indian Institute for<br />
Technology hatte in den vergangenen<br />
Jahren die Ressourcen untersucht und<br />
in 300 m Tiefe Temperaturen von 200<br />
°C lokalisiert. Das Tal ist bei der lokalen<br />
Bevölkerung bereits wegen seiner<br />
heilkräftigen heißen Schwefelquellen<br />
beliebt. Für eine kommerzielle Nutzung<br />
soll ein Reservoir in 1000 m erschlossen<br />
werden. Azad geht davon aus, dass<br />
dieses erste Politprojekt den Startschuss<br />
geben wird, die großen geothermischen<br />
Potenziale Indiens zur Dekkung<br />
der <strong>Energie</strong>nachfrage des Landes<br />
einzusetzen. Nach Untersuchungen von<br />
Chandrasekharam verfügt das Land<br />
über insgesamt 11.600 MW für die<br />
Stromproduktion aus klassischen geothermischen<br />
Ressourcen.<br />
Pertamina, Indonesiens staatliche Ölund<br />
Gasgesellschaft unterzeichnete<br />
Ende Februar <strong>2006</strong> einen Vertrag mit<br />
der Para Gruppe über den Bau dreier<br />
geothermischer Kraftwerke im Süden<br />
von Sumatra, West-Java und auf<br />
Lampung. Für den Aufbau der rund 1060<br />
MW Leistung sind Investitionen von rund<br />
1.25 Milliarden Euro veranschlagt. Para<br />
gehört der Familie des indonesischen<br />
Geschäftsmanns Chairul Tanjung, und<br />
umfasst z. B. Banken, ausgedehnten<br />
Grundstücksbesitz und Fernsehgesellschaften.<br />
Das neue geothermische Kraftwerk von<br />
Kamojang auf Java wird von der usamerikanischen<br />
Shaw Group Inc. errichtet.<br />
Indonesischer Partner wird das<br />
Bauunternehmen PT Rekyasa, Jakarta.<br />
Nach Fertigstellung wird die 60 MW<br />
Tiefe <strong>Geothermie</strong> Strom<br />
Anlage wird von der PT Pertamina betrieben.<br />
Bei der Shaw Group handelt es<br />
sich um ein weltweit operierendes Ingenieur-<br />
und Planungsunternehmen mit<br />
etwa 20.000 Beschäftigten und Sitz in<br />
Baton Rouge<br />
Irans <strong>Energie</strong>minister Hamid Chitchian<br />
lud Ende Februar russische Unternehmen<br />
ein, sich an der Entwicklung der<br />
<strong>Energie</strong>versorgung in seinem Land zu<br />
beteiligen. Dabei führte er unter anderem<br />
die Erfahrungen an, die man in<br />
Russland mit dem Bau geothermischer<br />
Kraftwerke gewonnen habe. Der Iran<br />
selbst befasst sich gerade mit der Realisierung<br />
seines ersten Erdwärmekraftwerks.<br />
Dem us-amerikanischen Aluminiumproduzenten<br />
Alcoa sind die <strong>Energie</strong>preise<br />
im eigenen Land zu hoch. Derzeit lässt<br />
das Unternehmen die Voraussetzungen<br />
für die Errichtung einer Aluschmelze mit<br />
einem Jahresdurchsatz von 2<strong>50</strong> 000 t<br />
in Island überprüfen, die mit geothermischem<br />
Strom versorgt werden soll.<br />
Als Standort für die frühestens 2010<br />
vorgesehenen Bohrarbeiten wurde die<br />
an der Nordküste gelegene Kleinstadt<br />
Husavík, Islands älteste Kommune, gewählt.<br />
<strong>Geothermische</strong> <strong>Energie</strong> <strong>50</strong>/<strong>2006</strong> 24
Tiefe <strong>Geothermie</strong> Strom<br />
Italien: Ormat Technologies Inc. wurde<br />
am 10. Dezember 2005 im Rahmen<br />
der Abschlussveranstaltung des Programms<br />
zum 100 Jahre geothermischer<br />
Strom der „Centenary Recognition<br />
Award“ der Union Geotermica Italiana<br />
(UGI) verliehen. Die Zeremonie fand im<br />
Palazzo Vecchio in Florenz im Beisein<br />
von Repräsentanten aus Politik, Kultur,<br />
Industrie und Forschung statt. Ormat,<br />
mit Sitzen in Israel und den USA, entwickelt,<br />
baut und betreibt geothermische<br />
Kraftwerke weltweit.<br />
In den Inselstaaten der Ostkaribik nehmen<br />
die Pläne für das Eastern Carribean<br />
Geothermal Development Project (Geo-<br />
Caraibes) immer konkretere Formen an.<br />
Mitte März trafen sich die Vertreter von St.<br />
Kitts/Nevis, St. Lucia und Dominica mit<br />
der Organisation Amerikanischer Staaten<br />
(OAS), die das Vorhaben managen soll,<br />
zu abschließenden Gesprächen der<br />
Interessenvertreter. Ziel ist es, in allen drei<br />
beteiligten Republiken ein wirtschaftlich<br />
arbeitenden geothermisches Kraftwerk<br />
aufzubauen. Am weitesten fortgeschritten<br />
ist man in St. Kitts/Nevis, wo die Untersuchungen<br />
für die Lokalisierung des besten<br />
Standortes bereits abgeschlossen werden<br />
konnten. Geo-Caraibes wurde 2003 unter<br />
der Partnerschaft des Umweltprogramms<br />
25 <strong>Geothermische</strong> <strong>Energie</strong> <strong>50</strong>/<strong>2006</strong><br />
der UN (UNEP), mit Beteiligung der<br />
Agence Francaise de Development<br />
(AFD) und der OAS ins Leben gerufen.<br />
Kenias staatlicher <strong>Energie</strong>versorger<br />
KENGEN setzt auf den Ausbau der<br />
<strong>Geothermie</strong> zur Stromversorgung des<br />
Landes. Im März ging man zum Aufbau<br />
eines Unternehmens zum Baum und<br />
Betrieb von Erdwärmekraftwerken an<br />
die Börse in Nairobi. Aus dem Verkauf<br />
der Anteile erhofft man sich einen Erlös<br />
von rund 10 Mia. Kenianischen Schilling<br />
(rund 115 Mio. Euro). Die Aktien<br />
sollen vornehmlich an Anleger im Lande<br />
selbst veräußert werden. Das erste<br />
Vorhaben, das mit diesem Geld finanziert<br />
werden soll, ist das kleine 2.5 MW<br />
Kraftwerk in Eburru, mit dessen Fertigstellung<br />
in 2008 gerechnet wird.<br />
Kenias Kraftwerkspark reicht für den um<br />
jährlich 8% wachsenden <strong>Energie</strong>hunger<br />
des Landes nicht aus. Gleichzeitig bremsen<br />
die steigenden Preise für Erdöl und<br />
Erdgas die Entwicklung. Durch die zunehmenden<br />
Trockenperioden wackelt<br />
auch das bisherige zweite Standbein,<br />
die Wasserkraft. Nun sollen es die anderen<br />
Erneuerbaren richten. Vor allem<br />
Windenergie ist gefragt und nicht zuletzt<br />
die <strong>Geothermie</strong>. <strong>Energie</strong>versorger<br />
KENGEN erhielt umgerechnet 16 Mio.<br />
Euro staatlicher Finanzierungshilfen für<br />
weitere Explorationsmaßnahmen. Derzeit<br />
deckt die <strong>Geothermie</strong> rund 10% der<br />
Nachfrage im Land. Bis 2019 sollen<br />
daraus 39% werden.<br />
Erstes grünes Licht für das geplante<br />
neue Kraftwerk in Kawerau, Neuseeland.<br />
Landeigentümer Norske Skog<br />
Tasman und der staatseigene Betreiber<br />
Mighty River Power erhielten Mitte<br />
März von den lokalen Behörden die<br />
Erlaubnis, am vorgesehenen Standort<br />
die Ressource erschließen zu dürfen.<br />
Das fast 135 Mio. Euro teure Projekt soll<br />
mit 70 – 80 MW Neuseelands Stromknappheit<br />
abhelfen. Die Probleme liegen<br />
zwar auf einem anderen Niveau,<br />
gleichen aber grundsätzlich denen Kenias:<br />
Teures Gas und eine erheblich<br />
geringere Ausbeute aus der Wasserkraft<br />
wegen fehlender Niederschläge stehen<br />
einer wachsenden Nachfrage nach<br />
Strom gegenüber.<br />
Die Erweiterung des Kraftwerks in<br />
Mokai, Neuseeland wurde Ende Februar<br />
<strong>2006</strong> offiziell seiner Bestimmung ergeben.<br />
Der Ausbau um 39 MW erhöht<br />
die Kapazität der Gesamtanlage auf 94<br />
MW und deckt nun 2% des <strong>Energie</strong>bedarf<br />
des Landes. Die Anlage befindet<br />
sich im Eigentum der Tuaropaki Power<br />
Company (TPC), Neuseeland sechstgrößten<br />
<strong>Energie</strong>lieferanten. TPC gehört<br />
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den Maoris, Ureinwohnern des Inselstaates.<br />
Betrieben wird das Kraftwerk<br />
vom staatlichen <strong>Energie</strong>versorger<br />
Mighty River Power.<br />
Auch in Taupo werden die Kraftwerksanlagen<br />
ausgebaut. Im März wurden im<br />
Wairakei Tauhara <strong>Geothermie</strong>feld mit<br />
den Arbeiten an der ersten von insgesamt<br />
14 rund 2000 m tiefen Produktionsbohrungen<br />
begonnen. Zum Programm<br />
gehören außerdem vier 3000 bis 4000<br />
m tiefe Verpressbohrungen. Der Betreiber,<br />
die in Privatbesitz befindliche<br />
Geotherm Group, rechnet mit der ersten<br />
Stromlieferung im November 2008.<br />
Für die 60 MW zu installierender Leistung<br />
müssen über 160 Mio. Euro investiert<br />
werden.<br />
Derzeit trägt die <strong>Geothermie</strong> mit 6-7%<br />
zur Stromversorgung Neuseelands bei.<br />
Rund 4<strong>50</strong> MW sind installiert. Laut Brian<br />
White, Direktor der New Zealand<br />
Geothermal Association könnten weitere<br />
600 MW zugebaut werden. Einige<br />
Projektentwickler, so White, spräche<br />
davon, in den kommenden zehn Jahren<br />
400 neue MW geothermischer<br />
Kraftwerksleistung aufzubauen.<br />
Der italienische <strong>Energie</strong>versorger ENEL<br />
hat eine internationale Versteigerung zur<br />
Entwicklung geothermischer Felder in<br />
Nicaragua gewonnen. Insgesamt handelt<br />
es sich um zwei Gebiete von je 100<br />
km² Größe. Die Konzessionen sind verknüpft<br />
mit dem Bau von Kraftwerken mit<br />
einer installierten Leistung von 200 MW.<br />
Dieser Vertrag ermöglicht dem Unternehmen,<br />
einem Teil seinen Verpflichtungen<br />
aus dem Kyoto-Protokoll nachzukommen.<br />
Der Landtagsclub der Freien Partei Tirol<br />
forderte die Landesregierung auf,<br />
„Forschungsprojekte in Auftrag zugeben,<br />
um die Sinnhaftigkeit einer verstärkten<br />
Nutzung der <strong>Geothermie</strong> in<br />
Kraftwerken in Tirol zu prüfen.“<br />
Philippinen: Schon jetzt wartet die<br />
philippinische Regierung auf die Fertigstellung<br />
des neuen 40 MW starken geothermischen<br />
Kraftwerks in Bago City in<br />
der Provinz Negros Oriental in 2007.<br />
Mit der Inbetriebnahmen blieben dem<br />
Land jährlich mehr als 12 Mio. Euro an<br />
Ölimporten erspart. 800.000 Haushalte<br />
können mit Strom versorgt werden, darunter<br />
<strong>50</strong> Barangays (unterste<br />
philippinische Verwaltungsebene), die<br />
durch das ländliche Elektrifizierungsprogramm<br />
sonst nie erfasst worden<br />
wären. Die Einwohner der Kommunen,<br />
auf deren Territorien das Kraftwerk entsteht,<br />
profitieren außerdem durch verbilligte<br />
Strompreise und Sozial- und<br />
Gesundheitsprogramme des Betreibers.<br />
33% des philippinischen Primärenergiemixes<br />
stammen inzwischen aus<br />
erneuerbaren <strong>Energie</strong>trägern, verteilt<br />
auf die <strong>Geothermie</strong> mit 18% und die<br />
Wasserkraft mit 15%.<br />
Brandrodungen bedrohen Ortschaften<br />
und das geothermische Kraftwerk am<br />
Vulkan Mt. Apo auf der Insel Mindanao.<br />
Anhaltende Regenfälle haben einige<br />
Hänge des Berges instabil werden lassen.<br />
Der wenige verbliebene Baumbewuchs<br />
ist nach Ansicht von Experten<br />
kaum noch in der Lage den Boden zu<br />
halten. Wenn sich die Niederschläge<br />
weiter fortsetzen, drohen oberhalb einiger<br />
Siedlungen und des Kraftwerks<br />
Hanglagen mit Gesteinsbrocken von<br />
einem Durchmesser von bis zu sechs<br />
Metern abzugehen.<br />
30 Jahre alt wurde Ende Februar die<br />
staatliche philippinische Öl- und Gasgesellschaft<br />
PNOC. Ihre hochprofitable<br />
Tochter PNOC-EDC befasst sich mit der<br />
Logo PNOC-EDC<br />
Entwicklung der geothermischen Ressourcen<br />
des Landes. 2005 fuhr man einen<br />
Gewinn von umgerechnet knapp<br />
145 Mio. Euro ein. Das Unternehmen<br />
ist der Hauptmotor des Inselstaates für<br />
den Ausbau seiner <strong>Energie</strong>versorgung<br />
aus eigenen Ressourcen. 1976 bei Null<br />
angefangen, stehen heute auf den Philippinen<br />
1904 MW geothermischer<br />
Kraftwerkskapazität. 1148 MW wurden<br />
durch die PNOC-EDC installiert – und<br />
diese wurde damit zum weltweit größten<br />
Betreiber in ihrer Sparte. Der kommerzielle<br />
Kraftwerksbetrieb wurde 1983<br />
aufgenommen. Seitdem lieferte man<br />
75.000 GWh Stunden Strom und Heißdampf,<br />
was dem Verbrauch von etwa<br />
123.5 Millionen Barrel Öl entspricht und<br />
dem Land Einkäufe im Wert von fast 2.6<br />
Milliarden Euro ersparte. In den Anfangsjahren<br />
profitierte man vor allem<br />
von Erfahrungen aus Island und Neuseeland.<br />
Inzwischen verfügt das Unternehmen<br />
z. B. über Abteilungen für<br />
geowissenschaftliche Erkundung, Tiefbohrungen,<br />
Hoch- und Tiefbau oder Umweltmanagement.<br />
Im Unternehmen<br />
wurde die Mitarbeiterschulung und<br />
Technologieentwicklung konsequent<br />
vorangetrieben, so dass man längst den<br />
Schritt nach draußen wagen konnte.<br />
Aktiv beteiligt ist man derzeit in Vorhaben<br />
in Papua-Neu Guinea, Iran. Australien<br />
und Argentinien.<br />
Tiefe <strong>Geothermie</strong> Strom<br />
Nach mehreren Anläufen wird nun auch<br />
Ungarn in die geothermische Stromliga<br />
aufsteigen. Anfang März gab die Öl- und<br />
Gasgesellschaft Mol Rt bekannt, ein<br />
Kraftwerk gemeinsam mit der australischen<br />
Vulcan Kft und Enex hf, einem<br />
isländischen Unternehmen errichten zu<br />
wollen. An der Projektentwicklungsgesellschaft<br />
hält Mol 36% der Anteile,<br />
die beiden anderen Unternehmen sind<br />
mit je 32% dabei. Die Anlage mit einer<br />
geplanten Leistung von 3-5 MW soll in<br />
Iklódbördöce im Südwesten des Landes<br />
entstehen und Thermalwasser nutzen.<br />
Mit den Bauarbeiten soll bereits im<br />
April begonnen werden. Die Inbetriebnahme<br />
ist für 2007 vorgesehen. Inklusive<br />
der Aufwendungen für die Exploration<br />
werden die Investitionskosten mit<br />
umgerechnet knapp 14 bis gut 19.5 Mio.<br />
Euro veranschlagt.<br />
Das Chena Hot Springs Resort in der<br />
Nähe von Fairbanks, Alaska bezieht<br />
demnächst seinen Strom aus geothermischer<br />
Quelle. Installiert werden zwei<br />
ORC-Maschinen mit einer Leistung von<br />
je 200 kW.<br />
Für die 4.400 Einwohner der Stadt<br />
Unalaska, in, natürlich, Alaska, zeichnet<br />
sich ein Ende der hohen Strompreise<br />
ab. Knapp 1.300 km südlich von<br />
Anchorage erzeugt man für sich und die<br />
energieintensive Fischverarbeitungsindustrie<br />
den Strom gegenwärtig mit<br />
Dieselgeneratoren. Nun hat man den 19<br />
km entfernten Vulkan Makushin ins Visier<br />
genommen und lässt die Möglichkeiten<br />
für die Errichtung eines geothermischen<br />
Kraftwerks mit einer Leistung<br />
von 16 MW untersuchen.<br />
Das kalifornische Indian Wells Valley<br />
ist in den Fokus der US-Marine geraten.<br />
Frank Monastero, Manager des<br />
U.S. Navy Geothermal Program teilte<br />
mit, dass man die Geologie des Tal<br />
kürzlich auf seine Nutzbarkeit hin für die<br />
Errichtung geothermischer Kraftwerke<br />
untersucht habe.<br />
Calpine, kalifornischer <strong>Energie</strong>versorger,<br />
hat im Februar sein <strong>Geothermie</strong>-<br />
Besucherzentrum in Middletown geschlossen.<br />
Das Unternehmen war 2005<br />
finanzielle Schwierigkeiten geraten und<br />
hatte Gläubigerschutz beantragen müssen.<br />
Kaliforniens größter See der Salton<br />
Sea kämpft mit Umweltproblemen. Er<br />
liegt mehr als 60 m unter dem Meeresspiegel,<br />
ist abflusslos und wird durch<br />
eine Reihe kleinerer Flüsse gespeist.<br />
Das Wasser ist stark salzhaltig und leidet<br />
an Überdüngung. Gleichzeitig tre-<br />
<strong>Geothermische</strong> <strong>Energie</strong> <strong>50</strong>/<strong>2006</strong> 26
Tiefe <strong>Geothermie</strong> Strom<br />
ten, fast unbemerkt, am Grund des Sees<br />
heiße Quellen aus. Los Angeles Bürgermeister<br />
Antonio Villaraigosa hat es<br />
gemerkt und möchte diese Ressource<br />
künftig dafür nutzen, sauberen Strom für<br />
seine Stadt zu produzieren. 2010 könnte<br />
es soweit sein.<br />
Nevada Geothermal Power Inc., ein<br />
Unternehmen für den Bau geothermischer<br />
Kraftwerke, gab Mitte März <strong>2006</strong><br />
knapp 17 Mio. Aktien im Nennwert von<br />
0.90 US$ pro Anteil aus. Generiert werden<br />
sollen dafür vor allem Mittel zur Entwicklung<br />
der Standorte Blue Mountain,<br />
Black Warrior, Pumpernickel und<br />
Crump Geyser.<br />
Ormat Technologies und die U. S.<br />
Navy unterzeichneten am 23.01.<strong>2006</strong><br />
einen Vertrag zur Errichtung eines geothermischen<br />
Kraftwerks auf der<br />
Marinefliegerbasis (NAS) Fallon im<br />
Churchill County, Nevada. Die Laufzeit<br />
beträgt fünfzig Jahre. Im Untergrund<br />
werden Temperaturen von mehr als 175<br />
°C erwartet. Sieben Jahre Zeit bleiben<br />
dem Unternehmen für die Erschließung<br />
der Ressource und den Bau der Anlage.<br />
Bei Ormat geht man davon aus, innerhalb<br />
von drei bis fünf Jahren den Job<br />
erledigt zu haben. Der erzeugte Strom<br />
wird über einen langfristigen Liefervertrag<br />
von der Sierra Pacific Power Company<br />
abgenommen. Auch die U.S. Navy<br />
profitiert von dem Vertrag. Während der<br />
ersten zwanzig Jahre Laufzeit erhält sie<br />
5% der Bruttoeinnahmen, danach steigt<br />
der Anteil auf 15%. Umgerechnet rund<br />
66 Mio. Euro wird Ormat in dieses Projekt<br />
investieren. Diese hofft man binnen<br />
zehn Jahren Betrieb wieder hereinzuholen.<br />
Für Wartung und Betrieb der 30<br />
MW-Anlage werden 10 – 12 neue Arbeitsplätze<br />
geschaffen. In Nevada produziert<br />
Ormat bereits geothermischen<br />
Strom mit einer installierten Leistung von<br />
rund 75 MW.<br />
<strong>Geothermische</strong>r Strom aus dem<br />
Indianerreservat: Die Pyramid Lake<br />
Pajutes in Nevada lassen ihr Gebiet seit<br />
einigen Monaten auf geothermische<br />
Ressourcen hin erfassen. Bereits im November<br />
2005 wurde mit Bohrungen zur<br />
Ermittlung der Temperaturgradienten<br />
begonnen.<br />
Pacific Gas & Electric Co. (PG&E),<br />
<strong>Energie</strong>versorger mit Schwerpunkt in<br />
Kalifornien möchte geothermischen<br />
Strom aus Oregon beziehen. Über den<br />
Anfang März geschlossenen Vertrag mit<br />
dem Military Pass/Newberry Volcano<br />
Project LLC können im Endausbau<br />
rund 100 000 Kunden umweltfreundlich<br />
beliefert werden. Bei dem Kraftwerkskomplex<br />
in der Nähe von Bend Ore, Bestandteil<br />
des Oregon Renewable Energy<br />
Action Plans, sollen bis zu 120 MW elektrischer<br />
Leistung installiert werden.<br />
27 <strong>Geothermische</strong> <strong>Energie</strong> <strong>50</strong>/<strong>2006</strong><br />
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Tiefe <strong>Geothermie</strong> Strom und Wärme<br />
Perspektiven der geothermischen Strom- und Wärmeerzeugung<br />
in Sachsen (Deutschland)<br />
Friedemann, Grafe<br />
Im Rahmen eines Forschungs- und Entwicklungsvorhaben<br />
des Freistaates<br />
Sachsen untersuchten wir zusammen<br />
mit unserem Projektpartner C&E GmbH<br />
das geothermische Potential Sachsens.<br />
Die Schwerpunkte des Vorhabens waren:<br />
- die Erfassung unterschiedlicher<br />
geothermischer und petrophysikalischer<br />
Daten aus fünf Bundesländern<br />
und der Tschechischen<br />
Republik in einer Geodatenbank,<br />
- die Erzeugung eines vereinfachten<br />
geologischen Modells,<br />
- die Berechnung des krustalen<br />
Temperaturfeldes bis in Tiefen<br />
von <strong>50</strong>00 m und<br />
- die modellgestützte Prognose<br />
des technischen Potentials für<br />
ein mögliches Verfahren des<br />
untertägigen Wärmeaustausches<br />
(Tiefe Erdwärmesonden).<br />
Auf der Grundlage unserer Arbeiten<br />
kamen wir zu dem Ergebnis, dass Sachsen<br />
momentan kein gutes ökonomisches<br />
Potential zur geothermischen<br />
Stromerzeugung besitzt. Analog zu anderen<br />
Regionen hängt dies von der Effizienz<br />
und der Wirtschaftlichkeit des<br />
eingesetzten Verfahrens des Wärmeaustausches<br />
in Bezug auf die geologi-<br />
schen und geothermischen Randbedingungen<br />
ab.<br />
Der krustale Untergrund Sachsens, abgesehen<br />
von einigen lokalen Sedimentbecken,<br />
ist weitgehend aus magmatischen<br />
oder metamorphen Gesteinen<br />
unterschiedlicher Zusammensetzung<br />
aufgebaut. Dieser kristalline Sockel<br />
wurde im Laufe seiner<br />
erdgeschichtlichen Entwicklung intensiv<br />
tektonisch beansprucht. Grundwasser<br />
und hydro-thermale Lösungen zirkulieren<br />
nur sporadisch entlang von Störungen.<br />
Die maximalen geothermischen<br />
Temperaturen in <strong>50</strong>00 m Tiefe bewegen<br />
sich im Bereich von 120 bis 140 °C.<br />
Der Vergleich der drei grundsätzlichen<br />
Technologien des Wärmeaustausches<br />
(offene hydrothermale Systeme, offene<br />
petrothermale Systeme und Tiefe<br />
Erdwärmesonden als geschlossene<br />
Systeme) macht deutlich, dass nur offene<br />
petrothermale Systeme, wie z.B.<br />
HDR oder HWR, die Möglichkeit für eine<br />
ökonomische Stromgewinnung für<br />
Sachsen liefern können.<br />
Geschlossene Systeme, wie sie Tiefe<br />
Erdwärmesonden darstellen, haben sowohl<br />
ein sehr geringes technisches Potential<br />
der Stromerzeugung in der Grö-<br />
ßenordnung von 10 kW (Direktverdampfer-Verfahren<br />
mit NH , <strong>50</strong>00 m<br />
3<br />
Gesamtlänge, 20 a Simulationszeit) als<br />
auch ein geringes technisches Potential<br />
der Wärmeerzeugung von wenigen<br />
100 kW in Abhängigkeit von dem verwendeten<br />
Wärmetransportmedium (Abbildung<br />
1).<br />
Die geringen Potentiale der Tiefen<br />
Erdwärmesonden leiten sich hauptsächlich<br />
aus der geringen Wärmeaustauschfläche<br />
und den hohen Wärmeverlusten<br />
im oberen Teil des Bohrloches auf dem<br />
Weg nach Übertage ab.<br />
Offene hydrothermale Systeme fordern<br />
hingegen sehr gut durchlässige, sedimentäre<br />
Gesteinsschichten oder Anisotropiezonen<br />
im kristallinen Festgestein<br />
(z.B. Störungszonen) in großer<br />
Tiefe. Deren Erkundung dürfte jedoch<br />
wahrscheinlich in demselben finanziellen<br />
Rahmen liegen, wie für die Exploration<br />
von Erdgas/Erdöl-Lagerstätten.<br />
Solch hohe Investitionskosten würden<br />
sich nicht durch die potentiell mögliche<br />
Stromgewinnung in ökonomischen Zeiträumen<br />
amortisieren lassen. Dies gilt<br />
auch unter den derzeitigen Rahmenbedingungen<br />
hoher Preise auf den<br />
<strong>Energie</strong>märkten und umweltpolitischer<br />
Subventionen durch das deutsche Er-<br />
Abbildung 1: Technische Potentiale der Wärmeproduktion von Wasser betriebenen, tiefen Erdwärmesonden und der Stromerzeugung<br />
von Ammoniak betriebenen, tiefen Erdwärmesonden (Direktverdampfer), modifizierte Darstellung (Boeck et al.,<br />
<strong>2006</strong>), Bemerkung: Transparenz von Flächen weißt auf geringe Eingangsdatendichte hin<br />
<strong>Geothermische</strong> <strong>Energie</strong> <strong>50</strong>/<strong>2006</strong> 28
Tiefe <strong>Geothermie</strong> Strom und Wärme<br />
neuerbare-<strong>Energie</strong>n-Gesetz (EEG).<br />
Offene petrothermale Systeme sind aufgrund<br />
der technischen Herstellung bzw.<br />
Stimulierung von gut durchlässigen Zonen<br />
innerhalb „heißer“ Festgesteinskomplexe<br />
nicht so eng an die spezifischen<br />
hydrogeologischen Standortbedingungen<br />
gebunden. Die technische<br />
Herstellung/ Stimulation gut durchlässiger<br />
Zonen stellt jedoch eine hohe Herausforderung<br />
dar. Die kontrollierte Erzeugung<br />
eines offenen Wärmetauschers<br />
zwischen einer bestimmten Anzahl<br />
von Bohrungen (z.B. Dublettenoder<br />
Triplettenverfahren) im Kristallin in<br />
großen Tiefen (<strong>50</strong>00 m), welche eine<br />
ausreichend große und dauerhaft verfügbare,<br />
hydraulische Permeabilität garantiert,<br />
ist dabei das wesentliche Problem,<br />
das es zu lösen gilt. Aus diesem<br />
Grund hat die Rheologie (z.B. Spannungszustand,<br />
hydraulisch initiiertes<br />
Bruchverhalten) kristalliner Gesteine in<br />
Tiefen von <strong>50</strong>00 m einen entscheidenden<br />
Einfluss auf die Anwendbarkeit und<br />
das Gelingen des Verfahrens. Wie die<br />
Erfahrungen (z.B. Soultz-sous-Forêts,<br />
Bad Urach) der letzten beiden Jahrzehnte<br />
gezeigt hat, befindet sich die HDR/<br />
HWR-Technologie noch im Forschungsstadium,<br />
in welchem weitere Untersuchungen<br />
und Entwicklungsarbeit erforderlich<br />
sind. Das bedeutet jedoch, dass<br />
unter ökonomischen Gesichtspunkten<br />
derzeit kein Verfahren zur geothermischen<br />
Stromerzeugung einsatzfähig ist.<br />
Sollte die HDR/HWR-Technologie in<br />
29 <strong>Geothermische</strong> <strong>Energie</strong> <strong>50</strong>/<strong>2006</strong><br />
Zukunft sich zu einem ökonomisch einsatzfähigen<br />
Verfahren entwickeln, würden<br />
sich neue und weitreichende Perspektiven<br />
für die geothermale Stromerzeugung<br />
nicht nur in Sachsen, sondern<br />
in der gesamten Welt eröffnen.<br />
Das theoretische Potential bei Temperaturen<br />
von 120-140 °C in Tiefen von<br />
<strong>50</strong>00 m ist nahezu unerschöpflich in<br />
Sachsen. Doch um diese<br />
Niedrigenthalpie-Lagerstätten weitgehend<br />
standortunabhängig zur geothermischen<br />
Stromgewinnung bei Temperaturen<br />
> 80 °C zu nutzen, fehlt es auf<br />
den <strong>Energie</strong>märkten an einer ökonomischen,<br />
technologisch einfach anwendbaren<br />
und in der Praxis bewehrten Technologie.<br />
Der Freistaat Sachsen besitzt allerdings<br />
schon jetzt ein sehr gutes ökonomisches<br />
Potential der geothermischen Wärmeerzeugung.<br />
So stellen oberflächennah<br />
(< 400 m), zur dezentralen Wärmeversorgung<br />
eingesetzte<br />
Erdwärmesonden, insbesondere Systeme<br />
mit Direktverdampfer, eine ökonomische,<br />
technologisch relativ einfach<br />
anwendbare und in der Praxis bewehrte<br />
Technologie dar.<br />
Als Schlussfolgerungen lassen sich zwei<br />
Forderungen für die Zukunft ableiten:<br />
1) weiteres und größeres Engagement<br />
bei der HDR/HWR-Forschung (Erforschung<br />
von Spannungszuständen<br />
und hydraulisch initiierten Bruchverhalten<br />
von Gesteinen unter den<br />
Bedingungen in <strong>50</strong>00 m Tiefe)<br />
2) ein umweltpolitisches Umdenken<br />
hin zur Unterstützung und Förderung<br />
von Projekten der geothermischen<br />
Wärmeversorgung (Reduzierung des<br />
Primärenergieverbrauches, Verringerung<br />
des CO -Ausstoßes)<br />
2<br />
<strong>Geothermische</strong> Wärmeproduktion ist<br />
schon heute von hohem energiewirtschaftlichen<br />
Interesse wie die statistischen<br />
Zahlen anderer europäischen<br />
Länder zeigen (Lund, 2005: Marktanteile<br />
von 95 % in Schweden und von 36 % in<br />
der Schweiz für das Jahr 2000).<br />
Referenzen:<br />
Boeck, H-J., Grafe, F., Lange, Th.,<br />
Schneider, P., Tunger, B., Wilsnack, Th.<br />
(<strong>2006</strong>): Bestandsaufnahme und<br />
nutzungsorientierte Analyse des tiefengeothermischen<br />
Potentials des Freistaates<br />
Sachsen und seiner unmittelbaren<br />
Randgebiete. unpubl. Endbericht, C&E<br />
GmbH Chemnitz, 131 S.<br />
Lund, J. (2005): Ground Heat –<br />
worldwide utilization of geothermal<br />
energy. Renewable Energy World 2005<br />
Kontakt:<br />
Dr. rer. nat. Friedemann Grafe (Dipl.<br />
Geol., DipSci), Projektgeologe/<br />
Geochemiker, IBeWa - Ingenieurpartnerschaft<br />
für Bergbau, Wasser- und<br />
Deponietechnik, Wilsnack & Partner,<br />
Lessingstraße 46, D-09599 Freiberg,<br />
Tel.: 03731/3005819, Fax: 03731/<br />
213974, E-mail: f.grafe@ibewa.de,<br />
Internet: www.ibewa.de<br />
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Tiefe <strong>Geothermie</strong> Strom und Wärme<br />
Perspectives of geothermal electric power and heat production<br />
in Saxony (Germany)<br />
Friedemann, Grafe<br />
In co-operation with our project partner<br />
C&E GmbH we investigated the<br />
geothermal potential in Saxony within<br />
the scope of a research and development<br />
grant given by the regional government<br />
of the Free State of Saxony.<br />
The goals of this project are:<br />
- the coverage of different geothermal<br />
and petrophysical data<br />
from five German states and the<br />
Czech Republic in a geographic<br />
database,<br />
- the generation of a simplified<br />
geologic model,<br />
- the evaluation of the crustal temperature<br />
field down to <strong>50</strong>00 m<br />
depth and<br />
- the model based prognosis of the<br />
technical potential for one possible<br />
technique of heat exchange<br />
(deep borehole heat exchangers).<br />
Based on our results, Saxony has not a<br />
good economic potential of geothermal<br />
electric power production at the moment.<br />
Similar to other geologic regions<br />
it strictly depends on the efficiency and<br />
profitability of the applied technique of<br />
heat exchange in respect to the geological<br />
and geothermal boundary conditions.<br />
Apart some local sedimentary basins,<br />
most of the crustal underground of<br />
Saxony consists of magmatic or metamorphosed<br />
rocks of different composition.<br />
This crystalline basement was<br />
complex tectonically deformed during<br />
time. Groundwater and hydrothermal<br />
fluid only circulate very local on fault<br />
structures. Maximum geothermal temperatures<br />
in <strong>50</strong>00 m depth are within<br />
a range of 120 to 140 °C.<br />
The comparison of the three principle<br />
technologies of heat exchange (open<br />
hydrothermal systems, open<br />
petrothermal systems and deep<br />
borehole heat exchangers) reveals<br />
that only open petrothermal systems,<br />
e.g. HDR or HWR, supply the possibility<br />
of economic acceptable electric<br />
power production in Saxony.<br />
Closed systems as deep borehole heat<br />
exchangers (BHE) generally have a<br />
very low technical potential of electric<br />
power production of a magnitude of<br />
10 kW (NH 3 direct expansion system,<br />
<strong>50</strong>00 m total depth, 20 a simulation period)<br />
and a low technical potential of heat<br />
production of a magnitude of some<br />
100 kW depending on the applied heat<br />
exchanger fluid shown in Figure 1.<br />
Low potentials mainly depend on the low<br />
heat exchange area and the high heat<br />
losses in the upper part of the borehole.<br />
Open hydrothermal systems on the<br />
other side require high permeable sedimentary<br />
layers or anisotropy zones in<br />
basement rocks (e.g. fault zones) in high<br />
depth. However, the exploration of these<br />
would probably be of the same expense<br />
as exploration of the hydrocarbon deposits.<br />
Such high investment would not<br />
amortized by the potential possible energy<br />
production, even not under the recently<br />
high energy costs and political<br />
subsidy by the EEG (German Renewable<br />
Energy Law).<br />
Open petrothermal systems are not so<br />
strictly limited by the specific<br />
hydrogeological site conditions because<br />
of the technological production of high<br />
permeable zones within the hot basement<br />
rock and/or the enhancement of<br />
Figure 1: Technical potential of heat production by H 2 O run, deep BHE and of electric power production by NH 3 run, deep BHE<br />
(direct expansion system), modified picture (Boeck et al., <strong>2006</strong>), note: transparency indicates low density of input data<br />
<strong>Geothermische</strong> <strong>Energie</strong> <strong>50</strong>/<strong>2006</strong> 30
Tiefe <strong>Geothermie</strong> Strom und Wärme<br />
geological anisotro-pies. However, this<br />
exhibits a high technological challenge.<br />
One of the main problems is the controlled<br />
generation of an open heat exchanger<br />
between a certain amount of<br />
boreholes (e.g. doublet, triplet) in crystalline<br />
rocks at high depth (about<br />
<strong>50</strong>00 m) guaranteeing an adequate and<br />
sustainable hydraulic permeability. For<br />
this reason the rheology (e.g. stress<br />
condition, frac behaviour) of crystalline<br />
rocks at a depth of <strong>50</strong>00 m exhibits the<br />
essential influence. Experiences over<br />
the last 10 to 20 years have shown that<br />
the HDR/HWR technology in Germany<br />
(e.g. Soultz-sous-Forêts, Bad Urach) is<br />
still in a state of research requiring more<br />
testing and development work. Thus, at<br />
the moment there is no standard technique<br />
under economic aspects available.<br />
In the case that the HDR/HWR<br />
technology would become to such a<br />
technique, new and great perspectives<br />
would open for the geothermal power<br />
production not only in Saxony but all<br />
over the world.<br />
The theoretical potential at temperatures<br />
of 120 to 140 °C in a depth of <strong>50</strong>00 m<br />
for Saxony is almost inexhaustible. However,<br />
an economic, technologically sim-<br />
ANZEIGE<br />
31 <strong>Geothermische</strong> <strong>Energie</strong> <strong>50</strong>/<strong>2006</strong><br />
ple applicable and well tested technology<br />
of geothermal heat production which<br />
makes it possible to use low enthalpy<br />
deposits at temperatures > 80 °C for the<br />
production of electric power almost independent<br />
from specific geological site<br />
conditions is still missing at the power<br />
market.<br />
On the other side, Saxony has a very<br />
good economic potential for geothermal<br />
heat production. For this purpose, a<br />
decentral heat supply by closed systems<br />
as borehole heat exchangers, especially<br />
direct expansion systems, down to<br />
400 m maximum exhibit an economic,<br />
tech-nologically relative simple applicable<br />
and well tested technology.<br />
Considering these perspectives, two<br />
major needs have to be accentuated:<br />
1) more investment in HDR/HWR research<br />
(research on the stress condition<br />
and the frac behaviour of rocks under<br />
conditions in <strong>50</strong>00 m depth)<br />
2) a political reorientation towards<br />
more promotion and subsidy of<br />
geothermal heat production (reduce of<br />
the consumption of conventional primary<br />
energy sources, reduce of CO 2 emission)<br />
Today geothermal heat production is already<br />
of highly economic interest shown<br />
by the statistics from other European<br />
countries (Lund, 2005: market shares of<br />
95 % in Sweden and of 36 % in Switzerland<br />
in the year 2000).<br />
References:<br />
Boeck, H-J., Grafe, F., Lange, Th.,<br />
Schneider, P., Tunger, B., Wilsnack, Th.<br />
(<strong>2006</strong>): Bestandsaufnahme und<br />
nutzungsorientierte Analyse des tiefengeothermischen<br />
Potentials des Freistaates<br />
Sachsen und seiner unmittelbaren<br />
Randgebiete. unpubl. final report, C&E<br />
GmbH Chemnitz, 131 p.<br />
Lund, J. (2005): Ground Heat – worldwide<br />
utilization of geothermal energy.<br />
Renewable Energy World 2005<br />
Contact:<br />
Dr. rer. nat. Friedemann Grafe (Dipl.<br />
Geol., DipSci), Projektgeologe/<br />
Geochemiker, IBeWa - Ingenieurpartnerschaft<br />
für Bergbau, Wasser- und<br />
Deponietechnik, Wilsnack & Partner,<br />
Lessingstraße 46, D-09599 Freiberg,<br />
Tel.: 03731/3005819, Fax: 03731/<br />
213974, E-mail: f.grafe@ibewa.de,<br />
Internet: www.ibewa.de
Tiefe <strong>Geothermie</strong> Strom und Wärme<br />
Baden-Württemberg: Startschuss zur Förderung der Tiefen <strong>Geothermie</strong><br />
Ende Januar startete Baden-Württembergs<br />
Wirtschaftsminister Ernst Pfister<br />
mit einem Aufruf zum Bieterwettbewerb<br />
das neue Förderprogramm des Landes<br />
für die Tiefe <strong>Geothermie</strong>. Dieses zielt<br />
darauf ab, das geologische Risiko beispielhafter<br />
Einzelvorhaben mitzutragen.<br />
Anträge können ab sofort beim Wirtschaftsministerium<br />
gestellt werden.<br />
Erstmals zur Jahresmitte wird eine<br />
Fachkommission Projekte auswählen,<br />
die zur Umsetzung geeignet erscheinen.<br />
Akzeptierte Vorhaben erhalten einen<br />
Zuwendungsbescheid. Die Zuwendung<br />
beträgt 25 Prozent der Kosten für die<br />
erste Bohrung, maximal 1 Million Euro.<br />
Eingereicht werden können alle Projekte<br />
zur Tiefen <strong>Geothermie</strong> mit dem Ziel<br />
der Strom- und Wärmegewinnung, unabhängig<br />
davon, ob es sich um hydrothermale<br />
Anlagen handelt oder das Ziel<br />
die Nutzung der „Hot Dry Rock-Technik“<br />
darstellt. Die Zuwendung wird nicht<br />
fällig, wenn die erste Bohrung zuvor<br />
vereinbarte Zielwerte hinsichtlich Temperatur<br />
und Schüttung am Bohrkopf erreicht.<br />
Sind jedoch trotz vollumfänglicher<br />
Stimulationsmaßnahmen keine Förderraten<br />
erreichbar, die eine Kraft-Wärme-<br />
Kopplungs-Nutzung ermöglichen, wird<br />
die Auszahlung des Zuschusses fällig.<br />
Die Zielparameter für Temperatur und<br />
Schüttung werden zwischen Antragsteller<br />
und Projektkommission im Vorfeld<br />
des Zuwendungsbescheids aufgrund<br />
der Projektrahmendaten und der geologischen<br />
Prospektion vereinbart und<br />
sind Teil des Zuwendungsbescheids.<br />
Die Projekte müssen so angelegt sein,<br />
Wirtschaftsminister Ernst Pfister<br />
dass sie sich bei erfolgreicher Realisierung<br />
über die gesamte Lebensdauer der<br />
Anlagen ohne eine Landesförderung<br />
selbst tragen können. Die Vorhaben<br />
sollen eine möglichst vollständige und<br />
ganzjährige Nutzung geothermischer<br />
Wärme umfassen sowie auf der Grundlage<br />
dieser Wärmeenergie Strom erzeugen.<br />
Notwendig für eine Teilnahme am Wettbewerb<br />
um die Teilrisikoabdeckung<br />
sind:<br />
Projektbeschreibung: Die Projektbeschreibung<br />
soll das Vorhaben vollumfänglich<br />
darstellen und belegen.<br />
Dazu gehört auch das komplette Anlagen-Engineering<br />
einschließlich aussagekräftiger<br />
Planunterlagen.<br />
Finanzierungskonzept: Das Finanzierungskonzept<br />
soll in belastbarer Weise<br />
die Gesamtfinanzierung des gesamten<br />
Vorhabens darstellen. Dazu sind auch<br />
diesbezügliche Vertragsunterlagen mit<br />
allen Kredit gewährenden Einrichtungen<br />
oder Finanzierungsfonds vorzulegen.<br />
<strong>Energie</strong>konzept: Das <strong>Energie</strong>konzept<br />
soll in technisch ausgearbeiteter Weise<br />
den Gesamtenergieeinsatz und die Verwendung<br />
der gewonnenen <strong>Energie</strong><br />
(Strom und Wärme) über die Anlagenlebensdauer<br />
darstellen und bilanzieren.<br />
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung: Es ist<br />
eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung über<br />
die gesamte Projektlaufzeit für das<br />
Gesamtprojekt vorzulegen. Grundlage<br />
dafür ist VDI 2067.<br />
Verbindlicher Zeitplan: Es soll ein konkreter<br />
und verbindlicher Zeitablaufplan<br />
(mit Angabe des Projektbeginns) für die<br />
Einrichtung und den Bau der gesamten<br />
Anlage bis einschließlich des baulichen<br />
Endzustandes erstellt werden.<br />
Umweltverträglichkeitsbericht: Es sollen<br />
die Auswirkungen des Vorhabens auf<br />
die Umwelt dargestellt und bilanziert<br />
werden. Dabei sind insbesondere die<br />
Auswirkungen auf die Schutzgüter Wasser,<br />
Boden und Luft von Belang.<br />
Geologische Erkundung: Zusammenstellung<br />
aller aus dem Umfeld des<br />
Untersuchungsgebietes bereits vorhandenen<br />
geologischen, hydrogeologischen,<br />
geothermischen und gegebenenfalls<br />
seismologischen Unterlagen - Durchfüh-<br />
rung und Auswertung neuer noch anstehender<br />
Untersuchungen (z.B. Seismik).<br />
Vorlage einer Machbarkeitsstudie aus<br />
geologischer, hydrogeologischer und<br />
geothermischer Sicht auf der Basis vorhandener<br />
Unterlagen mit Empfehlungen<br />
zum weiteren Vorgehen inklusive detaillierter<br />
Projektbeschreibung.<br />
Die Vorhaben dürfen erst nach dem Erhalt<br />
des Zuwendungsbescheids für ein<br />
positiv eingestuftes Vorhaben begonnen<br />
werden. Als Vorhabensbeginn gilt bereits<br />
eine Auftragsvergabe. Vorbereitende<br />
Planungsleistungen und geologische<br />
Erkundung bleiben davon unberührt.<br />
Ein Antragsformular und die allgemeine<br />
Information sind beim Wirtschaftsministerium<br />
zu erhalten (Tel.: 0711/ 123-<br />
2489). Auch im Internet sind die Informationen<br />
unter www.wm.baden.wuert<br />
temberg.de/sixcms/detail.php/62333<br />
abrufbar.<br />
„Die Nutzung der <strong>Geothermie</strong> als umweltfreundliche<br />
Quelle für Strom und<br />
Wärme bedingt unter den hiesigen geologischen<br />
Bedingungen sehr viel mehr<br />
Aufwand,“ begründete Pfister das Vorhaben.<br />
Daher bedürfe es der Demonstration<br />
beispielhafter Einzelfälle um die<br />
Basis für eine breitere Nutzung zu schaffen.<br />
Dies gelte insbesondere auch deshalb,<br />
weil die Stromerzeugung mit dem<br />
in Baden-Württemberg im tiefen Untergrund<br />
anzutreffenden Temperaturniveau<br />
technologisches Neuland darstelle.<br />
Die Nutzung der erneuerbaren<br />
<strong>Energie</strong>n sei ein wichtiges Ziel des Landes,<br />
betonte der Wirtschaftsminister. Bis<br />
zum Jahr 2010 solle der Anteil der erneuerbaren<br />
<strong>Energie</strong>n an der Stromerzeugung<br />
auf 11,5 Prozent (2004: 8,1<br />
Prozent), am Primärenergieverbrauch<br />
von 3,3 Prozent auf 4,8 Prozent erhöht<br />
werden.<br />
Angesichts der erheblichen Anforderungen<br />
für Bieter an das Programm und der<br />
darin zur Verfügung gestellten<br />
Fördermittel von 2 Mio. Euro wurde bereits<br />
Kritik laut, die diesem Verfahren<br />
außer der vordergründig politischen<br />
wenig Wirkung nachsagen.<br />
Man wird sehen. (Quelle: Wirtschaftsministerium<br />
Baden-Württemberg u.a.)<br />
<strong>Geothermische</strong> <strong>Energie</strong> <strong>50</strong>/<strong>2006</strong> 32
Tiefe <strong>Geothermie</strong> Strom und Wärme<br />
Basel: In den Startlöchern. Stahlpreise und Erdölsuche treiben Kosten<br />
für Deep Heat Mining Projekt<br />
Beim Basler Deep Heat Mining (HDR)<br />
Projekt sitzt man in den Startlöchern.<br />
Allerdings mit zusätzlichen Gewichten<br />
an den Füßen. Die Kosten für das Vorhaben<br />
steigen von geplanten 47 Mio.<br />
Schweizer Franken (ca. 30 Mio. Euro)<br />
auf nunmehr 62 Mio. (knapp 40 Mio.<br />
Euro). Als einen Grund gibt die Projektgesellschaft<br />
Geopower AG die „massiv“<br />
gestiegenen Stahlpreise an. Auch die<br />
weltweite Suche nach den letzten Erdölreserven<br />
treibt die Kosten des Projekts<br />
in die Höhe. Know-how und Geräte, die<br />
man für die kommenden Arbeiten benötigt,<br />
sind derzeit auf den Erdölfeldern<br />
gefragt und nur zu weitaus höheren Preise<br />
zu erhalten als noch vor einigen Jahren.<br />
Die Industriellen Werke Basel<br />
(IWB), einer der Hauptprojektpartner,<br />
gab an, dass die Finanzierung der Ar-<br />
33 <strong>Geothermische</strong> <strong>Energie</strong> <strong>50</strong>/<strong>2006</strong><br />
beiten bis <strong>2006</strong> gesichert wäre.<br />
Inzwischen gab die <strong>Energie</strong>dienst Holding<br />
AG (EDH) mit Sitz im badischen<br />
Laufenburg bekannt, sich mit 3,2 Mio.<br />
Schweizer Franken (ca. 2.1 Mio. Euro)<br />
an dem Vorhaben beteiligen zu wollen.<br />
Damit hält das Unternehmen rund 6%<br />
der Aktien an der aus nunmehr 10 Partner<br />
bestehenden Geopower Basel AG,<br />
die das Vorhaben realisiert. Die EDH<br />
gehört nach eigenen Angaben zu den<br />
führenden Anbietern von Strom aus<br />
Wasserkraft. Über ihre 75,97%-Tochter<br />
<strong>Energie</strong>dienst Holding AG, Laufenburg,<br />
ist auch der in Baden-Württemberg beheimatete<br />
<strong>Energie</strong>versorger EnBW mit<br />
gut 2 Mio. Euro an dem Vorhaben beteiligt.<br />
strom und wärme: Kurzgeschichten<br />
Das Baseler Heizkraftwerk soll 2009<br />
seinen ersten Strom ins Netz liefern. Insgesamt<br />
werden 6 MW elektrischer und<br />
17 thermischer Leistung installiert. Gegen<br />
die drei geplanten Bohrungen am<br />
Standort in Kleinhüningen hatte es eine<br />
Reihe von Einwendungen von Anwohnern<br />
gegeben, die während der<br />
zweieinhalbjährigen Arbeitsphase vor<br />
allem eine hohe Lärmbelästigung fürchten.<br />
Im Mai soll mit der ersten, rund <strong>50</strong>00<br />
m tiefen Bohrung begonnen werden.<br />
Man hofft damit in Temperaturbereiche<br />
von rund 200 °C vorzudringen.<br />
Bis Mitte Mai läuft im Naturhistorischen<br />
Museum von Basel noch eine Sonderausstellung<br />
zum Thema „<strong>Energie</strong> aus<br />
der Tiefe,“ deren Anlass und Ausgangspunkt<br />
das DHM-Projekt bildet. (WB)<br />
Türkei: Der ägäische Raum wird zum <strong>Geothermie</strong>-Zentrum<br />
In <strong>2006</strong> werden 14 geothermischen<br />
Regionen der Türkei für die Erschließung<br />
durch private Investoren freigegeben.<br />
Die 11 wichtigsten und diejenigen<br />
mit dem größten Potenzial zur Stromerzeugung<br />
liegen entlang der ägäischen<br />
Küste. Dort freut man sich bereits auf<br />
zusätzliche Einnahmen. Der größte Teil<br />
der Erlöse wird in der Region selbst verbleiben.<br />
Das türkische Mining Exploration<br />
Institute (MTA) geht davon aus,<br />
dass Investitionen von rund 7<strong>50</strong> Mio.<br />
Die Marktgemeinde Holzkirchen im<br />
Landkreis Miesbach setzt auf<br />
<strong>Geothermie</strong>. Im Ort ist ein Fernwärmenetz<br />
vorhanden und Bürgermeister Josef<br />
Höß ist fasziniert von den Möglichkeiten,<br />
die sich bieten. Natürlich denkt<br />
man auch an den Bau und Betrieb eines<br />
Kraftwerks. Die Nachbarn in<br />
Weyarn hatten sich bereits zuvor den<br />
vermeintlich letzten freien Claim in der<br />
Umgebung gesichert. Die Holzkirchener<br />
entdeckten aber noch eine weitere unbesetzte<br />
Konzessionsfläche und lassen<br />
sich diese sichern. Einen solchen Claim<br />
vor der Haustür dürfe man sich nicht von<br />
Euro initiiert und etwa <strong>50</strong>00 neue Arbeitsplätze<br />
geschaffen werden können.<br />
Künftig könnten als Ergebnis der Privatisierung<br />
51 Städte in 8 Provinzen der<br />
Region mit geothermischer Wärme versorgt<br />
werden. Das gesamte geothermische<br />
Potenzial des Landes wird auf rund<br />
31.<strong>50</strong>0 MWth veranschlagt. Davon befinden<br />
sich nach Angaben von Orhan<br />
Mertoglu, dem Präsidenten der Türkischen<br />
<strong>Geothermische</strong>n Vereinigung<br />
TGA rund 60-70% in der Ägäis. Ziel der<br />
einem Privatunternehmer wegschnappen<br />
lassen, so Höß.<br />
Der Auftrag für die zweite Tiefbohrung<br />
am Unterhachinger Heizkraftwerksprojekt<br />
ging an Anger’s Söhne in Hessisch<br />
Lichtenau. Die Bohrarbeiten beginnen<br />
Ende April. Fertiggestellt wurde<br />
bereits die Thermaltrasse zwischen<br />
Bohrung I und II. Im Herbst soll die Fernwärmeversorgung<br />
mit sauberer <strong>Energie</strong><br />
aus 3400 m Tiefe aufgenommen werden.<br />
Mit einem Infoprospekt und geringeren<br />
Heizkosten als bei Öl und Gas<br />
warb die kommunale Betreibergesell-<br />
Regierung ist es bis 2010 die installierte<br />
Leistung von jetzt rund 3.200 MWth<br />
auf 7.<strong>50</strong>0 MWth zu steigern. Den Gesamtwert<br />
der Ressourcen schätzt<br />
Mertoglu auf rund 17 Mia. Euro und verwies<br />
in seiner Stellungnahmen zu den<br />
Regierungsplänen auf die enormen<br />
Möglichkeiten, den Erdgasverbrauch<br />
des Landes durch Nutzung der<br />
<strong>Geothermie</strong> zu reduzieren. (WB)<br />
schaft <strong>Geothermie</strong> Unterhaching<br />
GmbH (GTU) ab Januar bei den Bürgern<br />
der Gemeinde um Kunden für den<br />
Anschluss an ihr <strong>Geothermie</strong>-Netz. Für<br />
Schnellentschlossene gab es bis zum<br />
31.03.06 einen Frühbucher-Bonus. Der<br />
Netzausbau geht voran. Bis Oktober<br />
<strong>2006</strong> werden die zentralen Bereiche<br />
westlich der S-Bahn angeschlossen<br />
werden können. Ein Jahr später soll<br />
auch das Netz östlich der Bahntrasse<br />
fertiggestellt sein. Die Inbetriebnahme<br />
des Kalina-Kraftwerks ist für 2007 geplant.
Die Geschäfte laufen erfolgreich. Die Nachfrage<br />
steigt. Bei <strong>Geothermische</strong>n Heizwerk in Erding<br />
müssen die Kapazitäten ausgebaut werden. Eine<br />
zweite Bohrung muss her.<br />
Das <strong>Geothermie</strong>-Heizwerk in Erding gehört zu den<br />
Pionieranlagen für die Nutzung der Erdwärme in<br />
Oberbayern. Doch aus den Pioniertagen ist man<br />
längst heraus. Seit der offiziellen Inbetriebnahme<br />
in 1998 wurde das Versorgungsnetz kontinuierlich<br />
erweitert. Die Nachfrage nach zuverlässiger<br />
und bezahlbarer Versorgung mit Wärmeenergie<br />
nahm auf Grund der Entwicklungen auf dem Ölund<br />
Gasmarkt stark zu. Die Kapazitäten der derzeit<br />
vorhandenen Tiefbohrung reichten nicht mehr<br />
aus, den zukünftigen Bedarf zu decken. Das System<br />
muss ausgebaut werden. Zu diesem Zweck<br />
unterzeichneten am 09.02.06 der Vorsitzende des<br />
Zweckverbandes für Geowärme Erding, Landrat<br />
Martin Bayersdorfer und Reinhard Störmer, Vorstandsmitglied<br />
der STEAG Saar <strong>Energie</strong> sowie<br />
Vertriebsleiter Hans Joachim Weiersbach einen<br />
Vertrag zur Ausweitung der Erdinger Fernwärmeversorgung.<br />
Der Zweckverband liefert die aus 23<strong>50</strong> Metern Tiefe<br />
geholte Wärme an das von der STEAG betriebene<br />
Fernwärmenetz. Derzeit verfügt dieses über<br />
einen Anschlusswert von 30 MW und eine Netzlänge<br />
von rund 15 km. Mit der Vertragsunterzeichnung<br />
wurde der <strong>Energie</strong>dienstleister mit der Planung,<br />
dem Bau und Betrieb der Anlagenerweiterung<br />
in Erding beauftragt. Die STEAG Saar<br />
<strong>Energie</strong> errichtet nun im Westen der Stadt ein<br />
zweites Geoheizwerk. Dieses wird über eine Lei-<br />
Prinzipschaltbild bei Erweiterung<br />
Mehr <strong>Geothermie</strong> für Erding<br />
Versorgungsschema bei Erweiterung<br />
Thermalwasser und anderes<br />
Landrat Martin Bayerstorfer (Mitte)<br />
und Reinhard Störmer (rechts), Vorstandsmitglied<br />
der Steag Saar <strong>Energie</strong>,<br />
unterzeichneten den Vertrag.<br />
Mit dabei: Erdings Bürgermeister<br />
Karl-Heinz Bauernfeind (links) und<br />
Alois Gabauer, Geschäftsführer des<br />
Zweckverbands (hinten, Zweiter<br />
von links), sowie weitere Steag-Vertreter.<br />
© pba<br />
<strong>Geothermische</strong> <strong>Energie</strong> <strong>50</strong>/<strong>2006</strong> 34
Thermalwasser und anderes<br />
Zahlen, Fakten<br />
Geowärme Erding<br />
Die bestehende Versorgung<br />
Anschlusswert: 30 MW<br />
Wärmeerzeugung: 49.000 MWh/a<br />
Investitionen (Geoheizwerk, Netz): 16,3 Mio. Euro<br />
Netzlänge:<br />
Erzeugungseinheiten<br />
15 km<br />
3 Direktwärmetauscher, Heizleistung: je 1,1 MW<br />
1 Absorptionswärmepumpe: 7 MW<br />
2 Reserve- und Spitzenkessel: je 5 MW<br />
1 Abgaswärmetauscher:<br />
Förderbohrung<br />
0,3 MW<br />
Vertikal, Endteufe: 2.3<strong>50</strong> m<br />
Quelle: derzeit 62 °C, 24 l/s<br />
Möglich: 55 l/s<br />
Keine Verpressbohrung, stoffliche<br />
Nutzung des Thermalwassers<br />
Geowärme Erding<br />
Die geplante Ausweitung im Endausbau<br />
Anschlusswert: 33 MW<br />
Wärmeerzeugung: 59.000 MWh/a<br />
Netzlänge: 23 km<br />
Investitionen (Geoheizwerk, Netz):<br />
Erzeugungseinheiten<br />
18,7 Mio. Euro<br />
1 Direktwärmetauscher, Heizleistung: 1,6 MW<br />
1 Absorptionswärmepumpe: 7 MW<br />
2 Reserve- und Spitzenkessel: je 7,5 MW<br />
1 Abgaswärmetauscher: 0,3 MW<br />
2 Wärmespeicher, Kapazität:<br />
Reinjektionsbohrung<br />
je 100 m3<br />
Bohrtiefe: 2.100 m<br />
tung mit der Förderbohrung verbunden. zum neuen<br />
Geoheizwerk, durch die heißes Thermalwasser geführt wird.<br />
Der Ausbau der Kapazitäten erfordert zudem eine weitere,<br />
2100 m tiefe Bohrung, in der das abgekühlte Wasser wieder<br />
in den Untergrund verpresst wird. Auch das bereits bestehende<br />
Heizwerk wird mit dieser Bohrung verbunden.<br />
Es entstehen zwei Fernwärmekreisläufe mit eigenen<br />
<strong>Energie</strong>erzeugungsanlagen, die eine Thermalwasserquelle<br />
gemeinsam nutzen. Die Investitionen für die Ausweitung der<br />
Fernwärmeversorgung (Geoheizwerk und Netz) belaufen sich<br />
auf 18,7 Millionen Euro. Das neue Geoheizwerk soll ab 2007<br />
(Kesselanlagen) bzw. ab 2009 (Kesselanlagen und<br />
Geowärme) betriebsbereit sein. Geplant ist eine Wärmeerzeugung<br />
von 59.000 Megawattstunden pro Jahr im<br />
Endausbau. Dies entspräche der Versorgung von 3.278 Einfamilienhaushalten.<br />
Mit der neuen Anlage werden unter anderem<br />
zwei bestehende und ein geplantes Gewerbegebiet<br />
sowie zwei geplante neue Wohngebiete versorgt.<br />
Kontakte:<br />
Zweckverband Geowärme Erding: Alois Gabauer<br />
Tel.: 0 81 22 – 40 81 05 Fax: 0 81 22 – 40 81 07<br />
E-Mail: info@geowaerme-erding.de<br />
Internet: www.geowaerme-erding.de<br />
STEAG Saar <strong>Energie</strong>: Peter Ney<br />
Service Center Kommunikation<br />
Tel.: 06 81 – 4 05 – 92 23 Fax: 06 81 – 4 05 – 10 76<br />
E-Mail: peter.ney@steag-saarenergie.de<br />
Internet: www.steag-saarenergie.de<br />
35 <strong>Geothermische</strong> <strong>Energie</strong> <strong>50</strong>/<strong>2006</strong><br />
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Überraschung in Arnsberg: Mitte Januar<br />
stieß man bei den Bohrarbeiten für<br />
die Tiefe Erdwärmesonde am Freizeitbad<br />
NASS in fast 600 Metern auf rund<br />
25 °C heißes Thermalwasser. Ein solches<br />
Vorkommen war hier seitens der<br />
Geologen nahezu ausgeschlossen worden.<br />
Nach ersten Untersuchungen handelt<br />
sich um hochwertiges solehaltiges<br />
Heilwasser. Seitens der Stadt muss nun<br />
die Entscheidung getroffen werden, ob<br />
und wie dieses Wasser verwendet werden<br />
kann. Infrastruktur ist vor Ort nicht<br />
vorhanden. Unklar ist derzeit auch, wie<br />
es mit der Tiefen Erdwärmesonde weitergehen<br />
kann. Wegen der anstehenden<br />
Entscheidungen ruht der Bohrbetrieb.<br />
Im bayerischen Freising möchte die<br />
ÖDP für das neue „Isarauenbad“ und<br />
gegebenenfalls auch für weitere Gebäude<br />
die <strong>Geothermie</strong> genutzt sehen und<br />
hat die Stadt aufgefordert, sich ein entsprechendes<br />
Erlaubnisfeld zu sichern.<br />
Widerspruch kam von den Stadtwerken.<br />
Man befürchtet offensichtlich eine Beeinträchtigung<br />
der bestehenden Fernwärmeversorgung,<br />
die aus der Abwärme<br />
des Kohlekraftwerks in Anglberg<br />
(Leiningerwerk der E.ON) in der Nachbargemeinde<br />
Zolling gespeist wird und<br />
u. a. die Dependance der Technische<br />
Universität München im Freisinger<br />
Stadtteil Weihenstephan einschließt.<br />
Auch für das Erdgasnetz der Stadtwerke<br />
werden wohl nachteilige Folgen gesehen.<br />
Eigentlich hätte in Garching bei München<br />
die <strong>Geothermie</strong> einen Teil der<br />
Wärmeversorgung übernehmen sollen.<br />
Den Verantwortlichen in der Kommune<br />
waren die finanziellen Risiken dieses<br />
Vorhabens jedoch zu hoch. Anfang<br />
<strong>2006</strong> entschied man sich, es nicht mit<br />
der <strong>Energie</strong> aus der Tiefe zu versuchen.<br />
In Grünwald bei München denkt über<br />
den Aufbau einer geothermischen Fernwärmeversorgung<br />
nach. Mitte Dezember<br />
2005 beauftragte die Gemeinde ein<br />
Ingenieurbüro mit der Ermittlung der<br />
wirtschaftlichen Tragfähigkeit eines solchen<br />
Vorhabens. Bürgermeister Johann<br />
Neusiedl (CSU) verwies in der<br />
beschlussfassenden Ratssitzung darauf,<br />
dass die explodierenden Erdöl- und<br />
Gaspreise die Nutzung erneuerbarer<br />
<strong>Energie</strong>n geradezu erzwängen. Die<br />
Grünwalder Erlaubnisfelder befinden<br />
sich allerdings in Händen der Nachbarn<br />
in Pullach und eines privaten Investors.<br />
Letzterer hat bereits Interesse geäußert,<br />
ein entsprechendes Netz aufzubauen.<br />
Überlegungen für eine ähnliches Vorhaben<br />
gibt es auch in der Münchner Nachbargemeinde<br />
Poing. Nach einer Erklärung<br />
des Gemeinderats Mitte März<br />
möchte man für Neubaugebiete mit insgesamt<br />
7000 Einwohnern eine geothermische<br />
Versorgung installieren. Das trifft<br />
sich mit Plänen der E.ON, die auf dem<br />
Gemeindegebiet bereits ein<br />
Aufsuchungsfeld beantragt hat und inzwischen<br />
konkrete Pläne verfolgt. Ein<br />
Teil des Rates reagierte darauf allerdings<br />
skeptisch, fürchtete eine Fortschreibung<br />
der Monopolstrukturen und<br />
schlug unter anderem ein gemeinsames<br />
Vorgehen mit den Nachbarn, etwa in<br />
Pliening oder Markt Schwaben vor.<br />
Auch die Bauträger und die Kommune<br />
selbst zeigen nach Angaben von Poings<br />
Bürgermeister Albert Hingerl (SPD)<br />
Interesse.<br />
GTN auf Abwegen? Von wegen! Heimische<br />
Thermal-Sole aus Mecklenburg-<br />
Vorpommern oder Brandenburg soll der<br />
Thermalwasser und anderes<br />
thermalwasser und anderes:Kurzgeschichten<br />
Valendis Pflegeserie © GTN<br />
<strong>Geothermie</strong> Neubrandenburg ein weiteres<br />
Standbein verschaffen. Unter dem<br />
Markennamen Valendis bereitet man<br />
die Entwicklung einer hautverträglichen<br />
Pflegeserie vor. Nach erfolgreichen<br />
Labortests werden derzeit die Produktionsanlagen<br />
installiert. Dass sich die<br />
salzhaltige Flüssigkeit aus geothermische<br />
Bohrungen nicht nur für die<br />
Wärmeversorgung oder in Schwimmbädern<br />
vermarkten lässt, zeigen seit einiger<br />
Zeit bereits die Stadtwerke in Waren<br />
(Müritz): Sie bieten Badesalze an.<br />
Das Ministerium für Landwirtschaft<br />
und Umwelt des Landes Sachsen-<br />
Anhalt lässt derzeit eine Studie über die<br />
Möglichkeiten der Tiefengeothermie im<br />
Land erstellen. Das Gebiet Sachsen-<br />
Anhalts wurde erstmalig 1992 in dieser<br />
Hinsicht bewertet. Mit den jetzigen Arbeiten<br />
soll der Kenntnisstand aktualisiert<br />
und ggfls. neu bewertet werden. Insbe-<br />
sondere werden einige der bereits in den<br />
Neunzigern erfassten Standorte mit tiefen<br />
Thermalwässern hinsichtlich Realisierbarkeit<br />
und wirtschaftlicher Rahmenbedingungen<br />
auf die heutigen Verhältnisse<br />
hin evaluiert. Mit der Untersuchung<br />
beauftragt ist die Fritz Planung,<br />
Bad Urach.<br />
80% der mit geothermischer Fernwärme<br />
versorgten Haushalte Frankreichs befinden<br />
sich der Ile-de-France, in und um<br />
<strong>Geothermische</strong>s Heizwerk Fresnes,<br />
Frankreich © Oliver Joswig<br />
Paris. Diese rund 1<strong>50</strong> 000 Wohneinheiten,<br />
bemerkte das französische Magazin<br />
<strong>Energie</strong> Plus in seiner Februarausgabe,<br />
ersparten der Umwelt den<br />
Schadstoffausstoß von vergleichsweise<br />
125 000 Autos.<br />
Bis zu 6000 neue Wohneinheiten könnten<br />
nach Ansicht des Ratsverantwortlichen<br />
für Raumordnung,<br />
Stadtentwicklung und Wohnen, Marnix<br />
Norder im Südwesten von Den Haag<br />
durch eine bis in 2200 m Tiefe herabreichende<br />
geothermische Dublette mit<br />
Wärme versorgt werden.<br />
In Heerlen, Niederlande starteten am<br />
02. März <strong>2006</strong> die Bohrarbeiten zur Erschließung<br />
von Wärme aus dem ehemaligen<br />
Kohlebergwerk Oranje Nassau<br />
III. Mit der gewonnen <strong>Energie</strong> sollen<br />
Wohnviertel und öffentliche Gebäude<br />
beheizt und gekühlt werden. Die Wärme<br />
wird dabei dem Grubenwasser entzogen.<br />
Präzises Arbeiten ist erforderlich:<br />
In ca. 700 m Tiefe muss ein überfluteter<br />
Gang von einem Durchmesser von<br />
2,5 Metern getroffen werden.<br />
Wegen stark erhöhter Salzwerte in der<br />
Feistritz streiten sich die Landesregierungen<br />
von Burgenland und der Steiermark.<br />
Die Burgenländer hatten als<br />
Schuldigen Einleitungen des<br />
<strong>Geothermie</strong>-Heizwerks in Fürstenfeld<br />
ausgemacht, die entsprechenden Genehmigungen<br />
der steirischen Nachbarn<br />
<strong>Geothermische</strong> <strong>Energie</strong> <strong>50</strong>/<strong>2006</strong> 36
Thermalwasser und anderes<br />
kritisiert und verlangt, die Einhaltung der ihrer Meinung<br />
nach sowieso schon viel zu hohen Werte konsequent<br />
zu kontrollieren. Aus der Steiermark wies man die Vorwürfe<br />
zurück. Eigene Messungen an der Einlaufstelle<br />
hätten die Annahmen der Burgenländer nicht bestätigen<br />
können.<br />
Unerwartete Nebenwirkungen: Auf der Suche nach Trinkwasser<br />
stieß man in der Stadt Chandler, Arizona auf<br />
über 100 °C heißes Wasser. Die Analysen ergaben eine<br />
hohe Qualität. Warum nicht auch gleich die <strong>Energie</strong> nutzen?<br />
Die Stadtwerke führten ihr neues Produkt direkt in<br />
die Häuser der Umgebung, mit vielfältigen Folgen, von<br />
korrodierenden Leitungen bis einlaufender Wäsche. Man<br />
hatte die Nebenwirkungen des Mineralienanteils im Wasser<br />
nicht bedacht. Es soll Leute außerdem gegeben haben,<br />
die das für ihre Waschmaschine zu heiße Wasser<br />
mit Eiswürfeln kühlen wollten. Von der Northern Arizona<br />
University, die gerade die geothermischen Ressourcen<br />
des Staates erfasst, kam der Vorschlag, es doch<br />
mal mit einer anderen Art energetischer Nutzung zu versuchen,<br />
nämlich zum Heizen öffentlicher Gebäude oder<br />
für Fischfarmen.<br />
Bereits über dreißig Jahre alt ist das geothermische Fernwärmesystem<br />
in Midland, South Dakota. Es wird aus<br />
einer gut 1000 m tiefen Bohrung gespeist, die das zum<br />
Yellowstone gehörende Aquifer-System anzapft. Mit dem<br />
rund 66 °C heißen Wasser werden öffentliche Gebäude<br />
wie das Feuerwehrhaus, die Stadtbibliothek und Schulen<br />
versorgt. South Dakotas Schulen müssen auf Grund<br />
schrumpfender Budgets, dramatisch steigender <strong>Energie</strong>preise<br />
und eines harten Winters jeden Cent dreimal umdrehen,<br />
bevor sie die Klassenräume warm bekommen.<br />
37 <strong>Geothermische</strong> <strong>Energie</strong> <strong>50</strong>/<strong>2006</strong>
Oberflächennahe <strong>Geothermie</strong><br />
Schnee- und Eisfreihaltung von Bahnsteigen durch saisonale<br />
<strong>Energie</strong>gewinnung und Speicherung mit dem WinnerWay ® -System<br />
Helmut Dörr, Kevin Wilhelm<br />
1 Einleitung<br />
Das Potential, welches die Nutzung von<br />
Erdwärme und die saisonale Wärmespeicherung<br />
im Untergrund für die<br />
Schnee- und Eisfreihaltung bzw. für die<br />
Gebäudeheizung/-kühlung von Freiflächen<br />
bietet, wurde in Deutschland bisher<br />
weitgehend vernachlässigt. Während<br />
weltweit vor allem in den Niederlanden,<br />
den USA, Japan und der<br />
Schweiz schon zahlreiche Pilotprojekte<br />
zur Nutzung von Untergrundspeicher<br />
zur Schnee- und Eisfreihaltung bzw. zur<br />
Gebäudeheizung/-kühlung realisiert<br />
wurden, ist dies in Deutschland erst seit<br />
wenigen Jahren ein Thema.<br />
Im Jahr 2005 ist es, dank der Förderung<br />
durch die Landesnahverkehrsgesellschaft<br />
Niedersachsen (LNVG), nun erstmals<br />
gelungen eine Anlage zur Beheizung<br />
der gesamten Freiflächen eines<br />
Haltepunktes der Deutschen Bahn AG<br />
zu bauen. Das Projekt wurde von einem<br />
Konsortium aus der internationalen<br />
Consulting- und Ingenieurgesell-schaft<br />
ARCADIS, dem Bahnbau-Unternehmen<br />
Frenzel-Bau, dem Projektsteuerer Ingenieurbüro<br />
Vössing und dem Systemhersteller<br />
Rehau geplant und realisiert. Im<br />
Rahmen des zweijährigen Pilotprojekts<br />
wird das WinnerWay ® -System zur geothermischen<br />
Beheizung des Haltepunktes<br />
„Bad Lauterberg im Harz – Barbis“<br />
eingesetzt und unter Betriebsbedingungen<br />
getestet (s. Abb. 1).<br />
2 Das WinnerWay ® -System<br />
WinnerWay ® ist ein innovatives Konzept<br />
zur Senkung von <strong>Energie</strong>kosten. Das<br />
System nutzt notwendige Infrastruktur,<br />
in diesem Fall die Bahnsteige des Haltepunktes,<br />
als Sonnenkollektor. Sie<br />
sammeln die Strahlungsenergie der<br />
Sonne ein, um sie im Untergrund „zwischen<br />
zu lagern“. Im Winter wird die gespeicherte<br />
<strong>Energie</strong> wieder abgerufen,<br />
um Verkehrsflächen schnee- und eisfrei<br />
zu halten und Gebäude zu beheizen.<br />
Nutzbare Infrastrukturflächen sind nahezu<br />
überall vorhanden und die Beheizung<br />
von Bahnsteigen ist nur eines von<br />
Abb. 1: Haltepunkt Bad Lauterberg im Harz - Barbis in Betrieb<br />
vielen potentiellen Einsatzfeldern der<br />
Technologie wie z.B. Betriebsflächen<br />
von Flughäfen, Autobahnen und Straßen,<br />
Parkplätze, unfallkritische Kreuzungen<br />
und Kreisverkehre, Brücken, Lagerflächen<br />
und Sportstätten.<br />
Besonders dort, wo konventionelle Verfahren<br />
für die Eisfreihaltung von Freiflächen<br />
eingesetzt werden, stellt die<br />
Eisfreihaltung mittels regener-ativer <strong>Energie</strong><br />
eine kostengünstige Alternative<br />
dar. Die Kosten für den manuellen<br />
Winterdienst bzw. für die Beheizung mit<br />
fossilen Brennstoffen oder Strom entfallen<br />
fast vollständig. Lediglich die elektrische<br />
<strong>Energie</strong> für die Umwälzpumpe<br />
und gegebenenfalls einer Wärmepumpe<br />
ist noch zu berücksichtigen. Ein wesentlicher<br />
Vorteil ist daher die erhöhte<br />
Kostensicherheit für Nutzer und Betreiber,<br />
aufgrund der Unabhängigkeit von<br />
schwankenden Preisen auf dem Öl- und<br />
Gasmarkt. So ergibt sich ein auf lange<br />
Sicht angelegter wirtschaftlicher Nutzen.<br />
Die wesentlichen Vorteile des Systems<br />
lassen sich wie folgt zusammenfassen:<br />
• Kosteneinsparungen und Kostensicherheit<br />
für den Betreiber.<br />
• Erhöhte Verkehrssicherheit von<br />
Fahr- und Fluggästen, Verkehrsteilnehmern<br />
und sonstigen Nutzern.<br />
• Imagegewinn durch umweltschonendes<strong>Energie</strong>management<br />
• Einsparung von umweltschädlichem<br />
Streusalz bzw. sonstigen<br />
Enteisungsmitteln, welche in der<br />
Regel beim konventionellen<br />
Winterdienst eingesetzt werden.<br />
• Deutliche <strong>Energie</strong>einsparung im<br />
Vergleich zu einer konventionellen<br />
Freiflächenheizung die mit<br />
Strom, Gas oder Öl betrieben<br />
wird.<br />
• Einspeisung produzierter Wärmeüberschüsse<br />
ins öffentliche<br />
Versorgungsnetz bzw. Heizung<br />
und Kühlung benachbarter Gebäude.<br />
• Reduktion des Treibhausgases<br />
CO 2 auf ein absolutes Minimum<br />
und damit ein Beitrag zum weltweiten<br />
Klimaschutz.<br />
• Verringerung der Autostaus bedingt<br />
durch glatte Straßen und<br />
damit Kraftstoffeinsparungen im<br />
Straßenverkehr und Verminderung<br />
des CO 2 -Ausstoßes.<br />
• Verlängerung der Lebensdauer<br />
sowie der Wartungs- und<br />
Abb. 2: Geographische Lage des Haltepunkts<br />
Bad Lauterberg im Harz - Barbis<br />
<strong>Geothermische</strong> <strong>Energie</strong> <strong>50</strong>/<strong>2006</strong> 38
Oberflächennahe <strong>Geothermie</strong><br />
Instandsetzungsintervalle und<br />
Steigerung der Qualität der Bauwerke<br />
durch Wegfall von Hitzeschäden,<br />
Salzkorrosion sowie<br />
Schäden durch Frost- und Salzsprengung.<br />
3 Pilotprojekt Haltepunkt Bad<br />
Lauterberg im Harz – Barbis<br />
Bad Lauterberg im Harz – Barbis wurde<br />
für das Pilotprojekt ausgewählt, weil dort<br />
für 1,2 Mio. Euro ein völlig neuer Haltepunkt<br />
entstand. Er liegt an der Strecke<br />
zwischen Göttingen und Nordhausen in<br />
einem Gebiet, in dem im Winter mit regelmäßigen<br />
Schneefällen zu rechnen ist<br />
(s. Abb. 2). Der gesamte Haltepunkt mit<br />
zwei je 100 m langen Bahnsteigen inkl.<br />
Abb. 3: Erdwärmesondenspeicher – Sommerfall und Winterfall<br />
39 <strong>Geothermische</strong> <strong>Energie</strong> <strong>50</strong>/<strong>2006</strong><br />
Heizungssystem wurde in mehreren<br />
Teilschritten innerhalb von 3 Monaten<br />
installiert und im Dezember 2005 in<br />
Betrieb genommen.<br />
Im Projekt Bad Lauterberg wird die<br />
Wärmespeicherung im Untergrund mittels<br />
Erdwärmesonden realisiert. Dabei<br />
wird die im Sommerhalbjahr auf den<br />
Freiflächen entstehende Wärme, durch<br />
ein in die Freiflächen integriertes System<br />
von Rohren und Wärmetauschern in den<br />
Untergrund abgeführt. Neun linear angeordnete<br />
und 200 m tiefe<br />
Erdwärmesonden leiten die Wärme in<br />
tiefere Gesteinsschichten ab, die sich<br />
dadurch um mehrere Grad erwärmen.<br />
Die Wär-mespeicherung erfolgt dabei<br />
i.d.R. im Festgestein. Je nach Sondenanordnung<br />
ist es möglich ein kompak-<br />
Abb. 4: Betonfertigteil des Bahnsteigs bei der Herstellung und beim Einbau<br />
Abb. 5: Anlagenbetrieb bei starkem Schneefall<br />
tes vorher definiertes Gesteinsvolumen<br />
zu erwärmen und als Speicher zu nutzen.<br />
Im Winter kehrt sich der Prozess<br />
um. Die Sonden entziehen dem Untergrund<br />
die gespeicherte Wärme und geben<br />
sie über ein Rohrsystem an die zu<br />
beheizenden Flächen ab (s. Abb. 3).<br />
Die Vor- bzw. Rücklaufleitungen der einzelnen<br />
Sonden werden am Verteiler<br />
gebündelt und mittels Differenzdruckregler<br />
auf die beiden Bahnsteige<br />
und sonstige Sonderflächen des<br />
Haltepunktes verteilt. Innerhalb der<br />
Bahnsteige erfolgt die<br />
Durchflussregulierung über das<br />
Tichelmann-System. Die Bahnsteige<br />
selbst bestehen aus Betonfertig-teilen,<br />
in die bereits im Fertigteilewerk die<br />
Rohrregister für das WinnerWay ® -System<br />
einbetoniert wurden (s. Abb. 4).<br />
Eine Umwälzpumpe im Rücklauf treibt<br />
die Wär-meträger-Zirkulation an.<br />
Für die Systemauslegung wurden folgende<br />
Randbedingungen verwendet:<br />
· spezifische Sondenentzugsleistung:<br />
<strong>50</strong> W/m<br />
· Maximale Heizleistung (Wärmestromdichte<br />
q): 130 W/m²<br />
· Bahnsteigfläche: ca. 600 m²<br />
· Betriebbeginn: = 3° C<br />
· Jahresheizleistung: ca. 155.000<br />
kWh/Jahr<br />
· Minimale Einspeicherung Sommer:<br />
ca. 110-130.000 kWh/Jahr<br />
In das System ist eine komplett automatisierte<br />
Fremdüberwachung inklusive<br />
Webcam mit Livebildern integriert.<br />
Wie auf Abbildung 5 zu erkennen ist,<br />
kann bei extremen Witterungsbedingungen<br />
mit sehr starken<br />
Schneefällen kurzfristig Schnee auf den<br />
Bahnsteigen liegen bleiben. Mit dem<br />
Ende des Schneefallereig-nisses werden<br />
die Schneemassen wieder vom System<br />
geschmolzen.<br />
Fällt die detaillierte Auswertung der<br />
Messergebnisse am Ende des zweijährigen<br />
Forschungszeitraumes im Hinblick<br />
auf Wirtschaftlichkeit und Zuverlässigkeit<br />
des WinnerWay ® -Systems wie erwartet<br />
positiv aus, werden bald weitere<br />
Haltepunkte und Bahnhöfe dem kleinen<br />
Haltepunkt Bad Lauterberg im Harz –<br />
Barbis folgen.<br />
Kontakt:<br />
Dr. Helmut Dörr, Dipl. Geoökologe<br />
Kevin Wilhelm, Arcadis Consult<br />
GmbH, Europaplatz 3, 64293 Darmstadt,<br />
Tel.: 06151-388537, Fax: 06151-<br />
388993, email: k.wilhelm@arcadis.de,<br />
Internet: http://www.arcadis.de
Ein weiteres System, Flächen geothermisch<br />
zu beheizen, um sie schnee- und<br />
eisfrei zuhalten, stellte Anfang des Jahres<br />
das Burbacher Unternehmen Hering<br />
Bau vor. Das unter dem Namen<br />
QuaWiDiS vertriebene Produkt wurde in<br />
Zusammenarbeit mit dem Institut und<br />
der Versuchsanstalt für Geotechnik der<br />
Technischen Universität Darmstadt sowie<br />
dem Mainzer Ingenieurbüro Meierhans<br />
& Partner und mit Unterstützung<br />
aus Mitteln des Bundesumweltministeriums<br />
entwickelt. QuaWiDiS<br />
steht als Abkürzung für „Qualifiziertes<br />
Winterdienstsystem für Personenverkehrsflächen.“<br />
Nach Angaben des Unternehmens können<br />
mit einer Anlage Personenverkehrsflächen,<br />
wie Haltestellen, Treppen, Unterführungen,<br />
Bahnsteige, Bürgersteige<br />
und Parkplätze zu jeder Tages- und<br />
Nachtzeit schnee- und eisfrei gehalten<br />
werden. Manueller Winterdienst könne<br />
so entfallen, ebenso wie der Einsatz von<br />
Streusalz oder gar elektrisch betriebener<br />
Flächenheizungen.<br />
Vergleichbar mit ähnlichen Systemen<br />
wie WinnerWay® (s. o.) oder der<br />
Schweizer SERSO setzt QuaWiDiS auf<br />
zwei regenerative <strong>Energie</strong>quellen, auf<br />
die Sonne und die Erde. Auf die Oberflächen<br />
auftreffende Solarenergie wird<br />
über <strong>50</strong> bis 200 m tiefe Erdwärmesonden<br />
in den Untergrund geleitet. Zusammen<br />
mit der in der Umgebung der<br />
Bohrungen befindlichen Vorrat an<br />
Erdwärme wird im Bedarfsfall der Boden<br />
auf Temperaturen erwärmt, mit denen<br />
Schnee getaut und Eisbildung verhindert<br />
werden kann.<br />
Das System vorn QuaWiDiS besteht aus<br />
der zu temperierenden Personenver-<br />
Systemskizze für das neue qualifizierte<br />
Winterdienstsystem QuaWiDis<br />
© Hering Bau GmbH & Co. KG<br />
QuaWiDiS<br />
kehrs-fläche, den Erdwärmesonden als<br />
saisonale Wärmespeichereinheiten und<br />
dem Mess-, Steuer- und Regelsystem.<br />
Die Funktionstüchtigkeit des Systems<br />
konnte nach Angaben der Hersteller<br />
durch praktische und theoretische Versuchsreihen<br />
auf einer Pilotanlage von<br />
Hering Bau nachgewiesen werden. Die<br />
wissenschaftliche Unterstützung sowie<br />
die Auswertung erfolgte durch die TU<br />
Darmstadt.<br />
Oberflächennahe <strong>Geothermie</strong><br />
Model Winterdienstsystem QuaWiDis © Hering Bau GmbH & Co. KG<br />
Bei der Burbacher Hering Bau GmbH &<br />
Co. KG mit Sitz in Burbach handelt es<br />
sich um ein mittelständisches Unternehmen<br />
mit rund 2<strong>50</strong> Mitarbeitern. Tätig ist<br />
man vor allem in der Entwicklung, Montage<br />
und Betrieb von Produkten für den<br />
öffentlichen Raum. Dazu gehören auch<br />
Bauleistungen für diverse Bahnbetreiber,<br />
Gleisbauten oder modulare<br />
Bahnsteige.<br />
Das Ingenieurbüro MEIERHANS &<br />
PARTNER GmbH befasst sich vorwiegend<br />
mit der Planung von Anlagen der<br />
Technischen Gebäudeausrüstung bei<br />
Büro- und Verwaltungsgebäuden sowie<br />
im Krankenhausbereich.<br />
Institut und Versuchsanstalt für<br />
Geotechnik der Technischen Universität<br />
Darmstadt stehen seit ihrer Gründung<br />
in 1993 unter der Leitung von Prof.<br />
Dr.-Ing. Rolf Katzenbach. Seit 1995 be-<br />
schäftigt man sich mit saisonalen Wärmespeichern.<br />
Das derzeit größte Pilotvorhaben<br />
im Frankfurter Main Tower<br />
wird von ihm und seinen Mitarbeitern<br />
messtechnisch überwacht. (WB)<br />
<strong>Geothermische</strong> <strong>Energie</strong> <strong>50</strong>/<strong>2006</strong> 40
Oberflächennahe <strong>Geothermie</strong><br />
Der Wärmepumpenmarkt<br />
stärker den je!<br />
Wärmepumpenabsatz im Jahr<br />
2005: plus 44 Prozent<br />
Auch 2005 setzt sich der Aufwärtstrend<br />
der Wärmepumpe mit 18217 verkauften<br />
Aggregaten zur Raumheizung unverändert<br />
fort. Dies entspricht einem Zuwachs<br />
von 44,17 Prozent – und dies trotz stagnierender<br />
Baukonjunktur. Die Zahlen<br />
beinhalten Kombigeräte zum Heizen<br />
und Lüften, Reversible Wärmepumpen<br />
zum Heizen und Kühlen, sonstige<br />
Sonderanwendungen sowie Industrielle<br />
Wärmepumpen. Bezieht man die<br />
Wärmepumpen zur Brauchwarmwasserbereitung<br />
mit ein, so erhöht sich<br />
die Zahl abgesetzter Wärmepumpen in<br />
2005 auf 23.075 Anlagen.<br />
(Quelle: BWP)<br />
Seit mehreren Jahren sind der Bundesverband<br />
Wärmepumpen (BWP) und die<br />
<strong>Geothermische</strong> Vereinigung (GtV) im<br />
Gespräch, um ein besonderes Qualitätszeichen<br />
für Erdwärmesonden einzuführen.<br />
Dieses "Gütesiegel Erdwärmesonden"<br />
soll ausführenden Bohrfirmen verliehen<br />
werden können, die sich zur Einhaltung<br />
hoher Qualitätsstandards verpflichten.<br />
Die Entwicklung wurde zuletzt besonders<br />
vom BWP vorangetrieben, als weitere<br />
Träger sind der Zentralverband<br />
Deutsches Baugewerbe (ZDB), die<br />
Deutsche Vereinigung des Gas- und<br />
Wasserfaches (DVGW), die Bundesvereinigung<br />
der Firmen im Gas- und<br />
Wasserfach (FIGAWA), und nun auch<br />
die GtV mit im Boot.<br />
Auch den Kanadiern machen die hohen<br />
Heizkosten zu schaffen. Erdöl und Erdgas<br />
drohen für normale Haushalte unerschwinglich<br />
zu werden. In manchen<br />
Kirchen wurde für preiswerte <strong>Energie</strong><br />
gebetet. In der Meadowlands Fellowship<br />
Church in Ancaster, Ontario wurde gehandelt.<br />
Bei dem rund 1800m² große<br />
Gebäude der Christian Reformed<br />
Congregation dürfte es sich um das erste<br />
Gotteshaus ohne konventionelle<br />
Heizung in diesem Bundesstaat handeln.<br />
Die <strong>Energie</strong> kommt aus der Erde.<br />
Erstes "Gütesiegel Erdwärmesonden" verliehen<br />
41 <strong>Geothermische</strong> <strong>Energie</strong> <strong>50</strong>/<strong>2006</strong><br />
Bohrarbeiten Erdwärmesonde,<br />
© Terrasond GmbH & Co KG<br />
Ontario, Kanada: Mit Beten, Handeln<br />
und Lifetime Energy gegen hohe Heizkosten<br />
Insgesamt sieben Kilometer Kollektorrohre<br />
wurden auf dem Gelände der Kirche<br />
verlegt. Sie entziehen im Winter<br />
dem Boden die Heizenergie. Im Sommer<br />
dient die Anlage zur Klimatisierung<br />
des Gebäudes. Überschüssige Wärme<br />
wird in das System in den Untergrund<br />
abgeleitet. Trotz der gegenüber einer<br />
konventionellen Heizung höheren Investitionen<br />
von rund <strong>50</strong>.000 Euro dürfte<br />
sich die Anlage wegen der rund 60%<br />
niedrigeren Betriebskosten binnen fünf<br />
Jahren amortisiert haben. In der Stadt<br />
Mit dem Gütesiegel wird erwartet, dass<br />
sich qualitätsbewusste Unternehmen<br />
auf dem Markt entsprechend darstellen<br />
können, und dass die Verbraucher neben<br />
dem Preis noch ein weiteres Kriterium<br />
für ihre Entscheidung nutzen können.<br />
In einem stark wachsenden Markt<br />
bedarf es solcher Merkmale, um qualitativ<br />
hochwertige und sorgfältige Arbeit<br />
zu fördern.<br />
Anlässlich der Sitzung der Vorbereitungskommission<br />
der beteiligten<br />
Verbände zum Gütesiegel am 26.1.06<br />
in den Räumen der EnBW in Karlsruhe<br />
wurde nunmehr das erste Gütesiegel an<br />
das Bohrunternehmen Terrasond<br />
GmbH & Co KG aus Günzburg verliehen.<br />
(BS)<br />
und Umgebung gibt es bereits etliche<br />
Gebäude, die zum Teil seit Jahren<br />
Erdwärme nutzen, darunter ein 80 Jahre<br />
altes Farmhaus, eine Zahnarztpraxis<br />
und ein Kinderbetreuungszentrum. Dabei<br />
werden die Kollektoren zum Teil<br />
auch zur Schnee- und Eisfreihaltung der<br />
vor den Gebäuden liegenden Bürgersteige<br />
eingesetzt.<br />
Abhilfe bei hohen <strong>Energie</strong>kosten schafft<br />
für seine Kunden auch der in Ontario<br />
beheimatete Stromversorger Waterloo
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Die türkische Universität Mugla befasst<br />
sich derzeit mit der Realisierung zweier<br />
Bauvorhaben. Für die <strong>Energie</strong>versorgung<br />
sollen <strong>Geothermie</strong>, Photovoltaik<br />
und Windkraft zu dritt ins Ehebett. Die<br />
Hochschule im Südwesten des Landes<br />
mit ihren rund 20 000 Studierenden plant<br />
die Errichtung eines Fakultätsgebäudes<br />
der Akademie für Kunst und Wissenschaft<br />
und eines privatwirtschaftlich betriebenen<br />
Hotelkomplexes, beides zum<br />
Nullemissionsstandard. Kalte Tage gibt<br />
es auch in dieser Region. Die Wärme<br />
für die Heizung wird mit Erdwärmesonden<br />
aus dem oberflächennahen Untergrund<br />
geholt. Eine Wärmepumpe<br />
sorgt für die nötige Auftemperierung.<br />
Mindestens genauso wichtig fürs Studieren<br />
und Erholen ist die Klimaanlage.<br />
Hierfür werden die „kalten“ Temperaturen<br />
aus dem Boden im Sommer direkt<br />
in das Gebäude geführt. Der Strom für<br />
die Bauten und damit auch für den Antrieb<br />
der Wärmepumpen stammt aus<br />
Photovoltaikmodulen sowie eigens dafür<br />
errichteten Windkraftanlagen. Der<br />
hohe energetische Standard des 31<strong>50</strong><br />
m2 großen Fakultätskomplexes macht<br />
den Neubau zu einem Demonstrationsvorhaben<br />
für das gesamte Land.<br />
Oberflächennahe <strong>Geothermie</strong><br />
North Hydro. Mit dem Erdwärme-Anbieter NextEnergy gründete<br />
man mit Lifetime Energy ein gemeinsames Unternehmen<br />
um oberflächennahe geothermische Systeme für jeden<br />
Interessenten zu erschwinglichen Preisen anbieten zu können.<br />
Lifetime Energy baut die Anlagen und verkauft sie an<br />
die Waterloo North Hydro Kunden zu moderaten monatlichen<br />
Raten. Haushalte, die, wie in der Region üblich, bisher mit Öl<br />
oder Propan heizen oder klimatisieren, können ihre laufenden<br />
Rechnungen auf diese Weise sofort um bis zu 70% senken.<br />
Ein anderer regionaler Stromversorger im selben Bundesstaat,<br />
Guelph Hydro Electric Systems (GHESI) konnte die Gasrechnung<br />
für seine Hauptverwaltung, umgerechnet jährlich<br />
immerhin knapp 36.<strong>50</strong>0 Euro, komplett streichen, seitdem ein<br />
neues Erdwärmesystem für Heizung und Klimakälte sorgt.<br />
Das Unternehmen rechnet damit, dass sich die Investition<br />
binnen fünf Jahren amortisiert haben wird.<br />
In einigen Stadtteilen Torontos sind es Bürger und Geschäftsleute,<br />
die das Heft selbst in die Hand nehmen und durch gemeinsamen<br />
Einkauf von Solar- und Erdwärmeanlagen steigenden<br />
<strong>Energie</strong>preise und Versorgungsengpässen künftig<br />
aus dem Weg zu gehen.<br />
In den Vereinigten Staaten werden Erdwärmesondensysteme<br />
seit langem unter dem Namen „Geoexchange“ vermarktet.<br />
Auch die kanadische Industrie hat sich zur Canadian<br />
Geoexchange Coalition (CGC) zusammengeschlossen. Eine<br />
2002 veröffentlichte Marktstudie der Canadian Electricity<br />
Association identifizierte allein in Ontario ein jährliches Marktvolumen<br />
für Erdwärmeanlagen zum Heizen und Klimatisieren<br />
von umgerechnet mehr als 4<strong>50</strong> Mio. Euro. (WB)<br />
<strong>Geothermie</strong>, Windkraft und Photovoltaik:<br />
Universität Mugla kooperiert mit EWS<br />
Für solche anspruchsvollen Aufgaben<br />
halten die Mitgliedsunternehmen der<br />
<strong>Geothermische</strong>n Vereinigung genügend<br />
Know-how bereit. Zu Gesprächen über<br />
eine künftige Kooperation machte sich<br />
der Dekan der technischen Fakultät in<br />
Mugla, Prof. Muhammed Eltez mit einer<br />
Delegation auf den Weg ins Technologiezentrum<br />
für Zukunftsenergie in<br />
Lichtenau (TZL), seit einigen Monaten<br />
neuer Firmensitz der EWS Erdwärme-<br />
Systemtechnik GmbH & Co. KG. Mit von<br />
der Partie ist als Windkraftspezialist die<br />
im gleichen Haus beheimatete EWO<br />
<strong>Energie</strong>technologie GmbH. Beide Unternehmen<br />
sollen die Universität bei Planung<br />
und Projektierung der ambitionierten<br />
<strong>Energie</strong>versorgung unterstützen.<br />
Bei den Gesprächen im TZL wurde auch<br />
darüber nachgedacht, in Mugla ein<br />
Technologiezentrum für Zukunftsenergie<br />
nach dem Lichtenauer Vorbild<br />
und mit der Universität und der Kommune<br />
Mugla als Partner, zu planen und<br />
zu bauen. Hintergrund dieser Idee ist der<br />
Wunsch der Universität, dem Netzwerk<br />
dieser europaweit entstehenden Technologiezentren<br />
beizutreten. Auch beim<br />
westfälischen TZL sorgen Wind, Sonne<br />
und Erde gemeinsam für die nötige <strong>Energie</strong>.<br />
(WB)<br />
Von links:<br />
Herr Erol Güngör, Geschäftsführer<br />
IMECE GmbH<br />
Herr Ruhi Zengin, Geschäftsführer<br />
ETAP Elektrik Istanbul<br />
Frau Filiz Sagliker, Direktorin ELSA LTD<br />
Prof. Dr. Muhammed Eltez, Universität<br />
Mugla<br />
Mustafa Güngör, EWS GmbH & Co. KG<br />
Günter Benik, Geschäftsführer EWO<br />
<strong>Energie</strong>technik GmbH<br />
Oliver Kohlsch Geschäftsführer EWS<br />
GmbH & Co. KG<br />
<strong>Geothermische</strong> <strong>Energie</strong> <strong>50</strong>/<strong>2006</strong> 42
Oberflächennahe <strong>Geothermie</strong><br />
Weilheim an der Teck: Erdwärme für größeres Rathaus<br />
Für die Erweiterung ihres Rathauses<br />
suchte die Stadt Weilheim an der Teck<br />
nach einer innovativen, ökologischen<br />
Lösung der Wärmeversorgung. Der Bau<br />
in der Stadtmitte führt bisher verstreute<br />
Ämter in einem Haus zusammen. Sparsame,<br />
auf Wirtschaftlichkeit bedachte<br />
Ausgabenpolitik führte den Gemeinderat<br />
zur Erdwärme. Für die Sommermonate<br />
brauchte man gut gekühlte Räume,<br />
mochte sich aber mit den kostspie-<br />
Model Ansicht Süd Weilheim © Zent-Frenger<br />
Unerwartet hoch war die Nachfrage<br />
nach den Fördermitteln für oberflächennahe<br />
<strong>Geothermie</strong>. Das Land Baden-<br />
Württemberg stockte die Fördermittel<br />
von 2 auf 4 Mio. • auf. Bis Ende 2005,<br />
so teilte Umweltministerin Tanja Görner<br />
(CDU) mit, seien rund 1.700 Förderanträge<br />
gestellt worden und damit die<br />
zur Verfügung stehenden ausgeschöpft<br />
gewesen. Alle bis zum 31.12.05 eingereichten<br />
können damit bedient werden.<br />
Für <strong>2006</strong> wird es kein neues Förderprogramm<br />
für Privathaushalte geben.<br />
Diese Lücke füllt der <strong>Energie</strong>versorger<br />
EnBW, der nach Auskunft des Umweltministeriums<br />
1 Mio. • zur Verfügung<br />
stellt und entsprechend der Kriterien des<br />
Landes weiter fördert. Für 2007 werde<br />
geprüft, erneut Mittel in den Landeshaushalt<br />
einzustellen. Auch sonst werde<br />
sich das Land in der Förderung der<br />
<strong>Geothermie</strong> engagieren, so Görner. Sie<br />
kündigte an, dass ein Betrag von 1 Mio.<br />
• aus Mitteln der Zukunftsoffensive IV<br />
für Forschungsvorhaben bereitgestellt<br />
werde, um die Bedingungen für die Nutzung<br />
der oberflächennahen <strong>Geothermie</strong><br />
weiter zu verbessern. Der bisherige energiepolitische<br />
Sprecher der Grünen im<br />
43 <strong>Geothermische</strong> <strong>Energie</strong> <strong>50</strong>/<strong>2006</strong><br />
ligen Investitionen in eine konventionelle<br />
Klimaanlage nicht anfreunden. Die cleveren<br />
Stadtväter entschieden sich für<br />
ein System aus Erdwärmesonden und<br />
Betonkerntemperierung, mit dem Heizung<br />
und Kühlung bewältigt werden<br />
können.<br />
Die Planung der Gebäudetechnik und<br />
der geothermischen Wärme und Kälteversorgung<br />
lag in den Händen der<br />
oberflächennahes: Kurzgeschichten<br />
baden-württembergischen Landtag,<br />
Dieter Witzel, vertrat in der Märzausgabe<br />
des Magazins neue energie<br />
(Bernward Janzing: Provokationen und<br />
Blockade, S. 16-19) die Ansicht, dass<br />
es sich um „keine erneuerbare <strong>Energie</strong><br />
im eigentliche Sinn“ handele. Der Autor<br />
Bernward Janzing fand es „bemerkenswert“<br />
dass die EnBW mit dem Gedanken<br />
spiele, Wärmepumpen zu fördern.<br />
Außerdem machte er ein altes<br />
Fass wieder auf: Ob diese Art der Raumheizung<br />
mittels Netzstrom, der faktisch<br />
immer fast 30 Prozent Atomstrom enthalte,<br />
richtig sei, darüber gingen die<br />
Meinungen ohnehin auseinander. Hätte<br />
er beim GtV-BV nachgefragt, hätte<br />
er sicherlich eine andere Antwort bekommen.<br />
Mehr als 100 Gründungspfähle tragen<br />
zur <strong>Energie</strong>versorgung des neuen<br />
Filderstädter Freizeitbads Fildorado<br />
bei. Die Kommune im baden-württembergischen<br />
Landkreis Esslingen hat ihre<br />
neue Einrichtung nach zweijähriger Bauzeit<br />
Ende März in Betrieb nehmen können.<br />
Die <strong>Energie</strong>pfähle heizen im Winter<br />
das Badewasser und dienen im Sommer<br />
zu Klimatisierung der Räume.<br />
Ingenieurpartnerschaft Wendlingen.<br />
Erdwärmesonden, geothermische<br />
<strong>Energie</strong>zentrale als Schalt- und Steuereinheit<br />
zwischen <strong>Energie</strong>quelle und<br />
Nutzungsübergabe an die gebäudeinternen<br />
Heiz- und Kühlsysteme sowie<br />
das System der Betonkerntemperierung<br />
lieferten die Gebäutechnik-Spezialisten<br />
von Zent-Frenger aus Heppenheim.<br />
(Quelle: Zent-Frenger)<br />
40 Erdwärmesonden à 1<strong>50</strong> m werden<br />
den Wentziger Hof, ein neues Geschäftsgebäude<br />
am Hauptbahnhof von<br />
Freiburg im Winter heizen, im Sommer<br />
kühlen. Heiz- und Kühllast betragen je<br />
rund 310 kW.<br />
In Zusammenarbeit mit der Universität<br />
Karlsruhe erstellt der Regionalverband<br />
Nordschwarzwald eine<br />
„Potenzialkarte Erdwärme“. Sie soll<br />
vor allem Bauherren Hinweise auf die<br />
örtlichen geologischen Gegebenheiten,<br />
insbesondere auf die Wärmeleitfähigkeit<br />
des Gesteins liefern. In der Region besteht<br />
eine erhebliche Nachfrage nach<br />
Erdwärmesondenheizungen. Derzeit<br />
befindet sich die Karte in der Diskussion<br />
in den regionalen Gremien. Ab Juni<br />
soll das Werk für alle Bürger im Rahmen<br />
einer öffentlichen Anhörung zugänglich<br />
sein.<br />
Im Potsdamer Stadtteil Babelsberg<br />
erhält die Kirche auf dem Neuendorfer<br />
Anger eine Erdwärmeheizung der besonderen<br />
Art. Die Wärme aus dem Boden<br />
wird über ein Netz von Kapillarröhren<br />
in den Innenwänden verteilt.<br />
Strom für den Antrieb der Wärmepumpe<br />
liefert eine auf einem Nachbargrundstück<br />
installierte Photovoltaikanlage.
In Deutschland boomt die oberflächennahe<br />
<strong>Geothermie</strong> wie noch nie. Gegen<br />
knappe Bohrkapazitäten helfen Investitionen.<br />
Die TerraTherm Erdwärme<br />
GmbH, Fulda, reagierte mit der Anschaffung<br />
von drei Drehbohrgeräten für<br />
insgesamt 1.5 Mio. Euro und der Einrichtung<br />
von neun neuen Arbeitsplätzen.<br />
Die Einwohner des Amtes Stralendorf<br />
im Landkreis Ludwiglust (Mecklenburg-<br />
Vorpommern) können seit März diesen<br />
Jahres ihre Angelegenheiten im neuen<br />
Bürgerbüro in der Amtsscheune, der früheren<br />
Scheune des Ortspfarrers erledigen.<br />
Im Gebäude entstand außerdem<br />
ein Saal für kulturelle Veranstaltungen.<br />
Die Bauarbeiten liefen bereits, als man<br />
sich entschied, auf Erdwärmeheizung<br />
umzusteigen.<br />
Im Zentrum des Arnsberger Stadtteils<br />
Neheim entsteht ein viergeschossiges<br />
Mehrfamilienhaus, dessen fünf Eigentumswohnungen<br />
über Erdwärme versorgt<br />
werden.<br />
In Bad Berleburg (Nordrhein-Westfalen)<br />
entstehen auf dem ehemaligen<br />
Gelände eines Autohauses 26 seniorengerechte<br />
Wohnungen, die mit Erdwärme<br />
beheizt werden sollen.<br />
Mehr Erdwärme auch für Sachsen. „Der<br />
<strong>Geothermie</strong> gehört die Zukunft“ sagte<br />
Landesumweltminister Stanislaw<br />
Tillich (CDU). Am 2. März gab er den<br />
Startschuss für die Förderung von zwölf<br />
Modellvorhaben der oberflächennahen<br />
<strong>Geothermie</strong>. Insgesamt stehen dafür<br />
<strong>50</strong>0.000 Euro Landesmittel zu Verfügung.<br />
Ausgewählt worden waren sie aus<br />
mehr als 100 Einsendungen auf eine<br />
Ausschreibung des Landesamtes für<br />
Umwelt und Geologie (LfUG). Das Amt<br />
werde zudem einen Leitfaden zur Nutzung<br />
oberflächennaher <strong>Geothermie</strong> erarbeiten.<br />
Auf Tillichs Bemerkung, die<br />
<strong>Geothermie</strong> stecke noch in den Kinderschuhen,<br />
dürften die Akteure in Deutschland<br />
allerdings auf ganz andere<br />
Schuhgrößen verweisen können. In den<br />
vergangenen Jahren wurden bereits vier<br />
Demonstrationsprojekte gefördert, ein<br />
Verbundvorhaben zur geothermischen<br />
Grundwassernutzung in Bad Marienberg,<br />
die Erdwärmeversorgung am<br />
Sportzentrum in Coswig, die geothermische<br />
Weichen- und Bahnsteigheizung<br />
am Haltepunkt Kaditz-Mickten der Dresdener<br />
Straßenbahn und die Erdwärmeheizung/-kühlung<br />
bei einem Einfamilienhaus<br />
in Naundörfel bei Meißen.<br />
Wie die Freie Presse vom 11./12.03.06<br />
in ihrer Schwarzenberger Lokalausgabe<br />
berichtete, wird im sächsischen Bad<br />
Schlema ein gefluteter Grubenbau für<br />
warme Füße sorgen. In 100 m Tiefe<br />
wurde eine mit 21 °C warmem Wasser<br />
gefüllte Strecke angebohrt. Bauentwickler<br />
Ökopark Silbertal GmbH<br />
schafft sich damit ein Referenzobjekt für<br />
weitere Vorhaben. Durch Zirkulation mit<br />
tieferen Bereichen des alten Wismutbergwerks<br />
erwarten die Mitglieder der<br />
Schlemaer Arbeitsgruppe <strong>Geothermie</strong><br />
noch einen Anstieg der Temperaturen<br />
auf 25 °C. Auch die Stadt guckt interessiert<br />
zu. <strong>2006</strong> soll das Gelände einer<br />
ehemaligen Papierfabrik geräumt werden.<br />
Einem zukünftigen Investor böte<br />
sich für eine Nachnutzung die Grubenwärme<br />
als kostengünstige Wärmeversorgungsalternative<br />
an. Auch andere<br />
Areale hat man ins Visier genommen.<br />
Umgerechnet fast 88 Millionen Euro<br />
Fördermittel, verteilt auf zwei Jahre,<br />
stellte die britische Regierung zur Verfügung,<br />
um den Ausstoß von klimaschädlichen<br />
Emissionen in Nordirland<br />
zu verringern. Der für die Provinz zuständige<br />
Staatsminister Peter Hain erklärte,<br />
die Region solle mit dieser Aktion<br />
zu einem „Weltklasse-Exemplar“<br />
unter den Erneuerbaren <strong>Energie</strong>n heranwachsen.<br />
Die Regierung hofft mit den<br />
zur Verfügung gestellten Geldern mehr<br />
als 440 Mio. Euro privater Investitionen<br />
bei solarthermischen und photovoltaischen<br />
Anlagen, Wellen- und Gezeitenkraftwerke,<br />
oberflächennaher <strong>Geothermie</strong><br />
und Biomasse auslösen zu können.<br />
Sparsames Schottland: Das neue 170<br />
Betten große Novotel Edinburgh Park<br />
wird geothermisch beheizt und gekühlt.<br />
Planung und Technik stammen aus<br />
Skandinavien.<br />
Aus dem Fenster freier Blick auf den Pazifik,<br />
aus dem Boden die Erdwärme<br />
heißt es demnächst für die Besitzer von<br />
31 neuen Wohnhäusern in Wakefield<br />
Beach in British Columbia, Kanada.<br />
Die Gebäude am Howe Sund werden<br />
mit Erdwärmesonden ausgestattet. Die<br />
Refinanzierung erfolgt über ein<br />
Contracting-Modell.<br />
Aus wirtschaftlichen Gründen werden<br />
die neuen Pavillons für Quebecs größten<br />
Zoo in Granby künftig über die Erde<br />
beheizt und klimatisiert. Der bestehende<br />
Südamerika-Pavillon wird auf<br />
Erdwärme umgestellt.<br />
Damit Rechtsprechen nicht so teuer<br />
kommt: Mit dem neuen Justizpalast<br />
von Mont-Laurier wird nun das zweite<br />
Oberflächennahe <strong>Geothermie</strong><br />
Gerichtsgebäude im kanadischen Bundesstaat<br />
Quebec geothermisch beheizt<br />
und klimatisiert.<br />
NextEnergy, expandierender kanadischer<br />
Anbieter für oberflächennahe<br />
<strong>Geothermische</strong> Systeme, kooperiert seit<br />
Mitte März mit Deluxair, einem der führenden<br />
Großhändler für Klimageräte in<br />
der Provinz Quebec. Kanadische Experten<br />
sehen darin einen weiteren entscheidenden<br />
Schritt, angesichts der<br />
enorm gestiegenen <strong>Energie</strong>preise<br />
Erdwärmeanlagen auf dem Binnenmarkt<br />
durchzusetzen.<br />
Noch einmal Quebec: Der Stadtrat von<br />
Victoriaville verabschiedete Anfang<br />
März einen Strategieplan für nachhaltige<br />
Entwicklung. Die Kommune in Zentral-Quebec<br />
mit ihren 40 000 Einwohnern<br />
setzt dabei auch auf den Einsatz<br />
erneuerbarer <strong>Energie</strong>n, insbesondere<br />
auf Biotreibstoffe für den Fahrzeugpark<br />
und <strong>Geothermie</strong> für die Gebäude.<br />
Sicherlich nicht der angenehmste Aufenthaltsort,<br />
auch wenn die Erdwärme<br />
heizt und kühlt: Das neue Gefängnis<br />
des Faribault County in Blue Earth,<br />
Minnesota, wird geothermisch versorgt.<br />
Auch in New Jersey geht die <strong>Geothermie</strong><br />
wieder zur Schule: Das neue<br />
Grundschulgebäude in Fairfield wird<br />
eine Erdwärmeanlage zum Heizen und<br />
Kühlen erhalten. Zu ihren Vorgängerinnen<br />
gehören die Taunton Forge<br />
Elementary School in Medford (1996),<br />
sowie das Richard Stockton College<br />
in Pomona, das bei seiner Errichtung<br />
in 1991 das weltweit größte<br />
Erdwärmesondensystem darstellte.<br />
Arbeiten Richard Stockton College<br />
© Burkhard Sanner<br />
Die aktuellen Kosten zum Heizen und<br />
Kühlen der Gebäude auf ihrem Campus<br />
drohten der Rogers State University<br />
in Claremore, Oklahoma aus dem Ruder<br />
zu laufen. Die Hochschulleitung reagierte<br />
mit einem „aggressiven“ <strong>Energie</strong>sparplan,<br />
der kurzfristig umgesetzt werden<br />
wird. Kernstück: 200 rund 120 m<br />
tiefe Erdwärmesonden werden in den<br />
anstehenden Semesterferien abgeteuft.<br />
Der Universität beschert der rasche<br />
Rauswurf der konventionellen Versor-<br />
<strong>Geothermische</strong> <strong>Energie</strong> <strong>50</strong>/<strong>2006</strong> 44
Personen - Aktuelle Termine<br />
gung für die Zukunft weitgehende Preisstabilität.<br />
<strong>Geothermie</strong> ist auf dem Gelände<br />
kein Neuling mehr. Das im Dezember<br />
in Betrieb genommene Innovationszentrum<br />
wird bereits mit <strong>Energie</strong><br />
aus der Tiefe beheizt und gekühlt.<br />
Prof. Vladimir Kononov starb im Alter<br />
von 74 Jahren nach langer, schwerer<br />
Krankheit am 25.12.2005. Prof.<br />
Kononov war Vorsitzender des Wissenschaftlichen<br />
Rates für Fragen der<br />
<strong>Geothermie</strong> bei der Russischen Akademie<br />
der Wissenschaften (RAS) und wissenschaftlicher<br />
Leiter des Geologischen<br />
Instituts der RAS.<br />
Neuer Leiter des Forschungsprogramms<br />
<strong>Geothermie</strong> beim Schweizer<br />
Bundesamt für <strong>Energie</strong> Dr. Rudolf<br />
Minder. Er tritt die Nachfolge von Dr.<br />
Harald Gorhan an.<br />
Im Dezember 2005 stieß Patrick Nami<br />
zum Team der EWIV „Wärmebergbau“<br />
für das HDR-Pilotprojekt in Soultzsous-Forêts.<br />
Dort vertritt er die Sektion<br />
„<strong>Geothermie</strong> und Grundwasserhydraulik“<br />
des Instituts für<br />
Geowissenschaftliche Gemeinschaftsaufgaben<br />
(GGA), Hannover.<br />
Auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung<br />
der <strong>Geothermische</strong>n Verei-<br />
05.-06.04.<strong>2006</strong>, Oberflächennahe<br />
<strong>Geothermie</strong> - Erdgekoppelte Wärmepumpen<br />
und unterirdische thermische<br />
<strong>Energie</strong>speicher, Freising, Kontakt:<br />
Dipl.-Kfm. Eckardt Günther/ Anita<br />
Scheidacker, OTTI Erneuerbare <strong>Energie</strong>n,<br />
Wenerwerkstr. 4, 93049 Regensburg,<br />
Tel: 0941 29688-22/-55, Fax: 0941<br />
- 29688-54, Email: anita.scheidacker<br />
@otti.de<br />
03.05.<strong>2006</strong>, 2. Konferenz zur Realisierung<br />
und Finanzierung von <strong>Geothermie</strong>projekten<br />
am Oberrhein, Europa Park<br />
bei Freiburg, Kontakt: fesa e.V.<br />
Solar Info Center, 79072 Freiburg, Tel:<br />
0761 - 407361, Fax: 0761 - 404770,<br />
Email: mail@fesa.de, web: http://<br />
geothermie.energy-base.org<br />
06.05.<strong>2006</strong>, Intensivseminar "Oberflächennahe<br />
<strong>Geothermie</strong> - Planung ud<br />
Bau von erdgekoppelten Wärmepumpenanlagen,<br />
Erdwärmesonden, Grundwasser",<br />
Messe Kassel,<br />
Kontakt: GtV - Service GmbH, Herrn<br />
Daniel Hermeling, Gartenstr. 36, 49744<br />
45 <strong>Geothermische</strong> <strong>Energie</strong> <strong>50</strong>/<strong>2006</strong><br />
The Island on Lake Trevis heißt die<br />
exklusive Wohnsiedlung mit Panoramablick<br />
auf Austin, Texas. Die 1987 errichteten<br />
212 Luxusapartments werden<br />
derzeit saniert und die vorhandenen<br />
geothermischen Anlagen zum Heizen<br />
Personen<br />
Prof. Dr. Horst Rüter<br />
Oliver Kohlsch<br />
nigung erklärte der langjährige 1. Vorsitzende<br />
Dr. Burkhard Sanner seinen<br />
Rücktritt vom Amt. Zu seinem Nachfolger<br />
bis zur nächsten ordentlichen Mit-<br />
Aktuelle Termine<br />
Geeste, Tel: 05907 - 545, Fax: 05907 -<br />
7379, Email: geothermischevereinigung@t-online.de<br />
31.05.-02.06.<strong>2006</strong>, Storage Conference<br />
on Thermal Energy Storage, New Jersey,<br />
USA, Kontakt: Diane Hulse-Hiller,<br />
Richard Stockton College of New Jersey,<br />
E-mail diane.hulse-hiller@stockton.edu,<br />
Office: (609) 652-4677<br />
21.-23.06.<strong>2006</strong>, Freiberger Forschungsforum,<br />
Freiberg, Kontakt: TU Bergakademie<br />
Freiberg, Veranstaltungsorganisation,<br />
09596 Freiberg, Silke<br />
Liebscher, Nicole Walther-Uhlig, Tel:<br />
03731-39-20 83, Fax: 03731-39-24 18,<br />
Email: silke.Liebscher@zuv.tufreiberg.de<br />
13.-18.08.<strong>2006</strong>, International Heat<br />
Transfer Conference IHTC-13, Sydney,<br />
Australia, Kontakt: Graham de Vahl<br />
Davis., Tel: +61 2 9327 5706, Fax: +61<br />
2 9327 5710, e-mail: ihtc-<br />
13@unsw.edu.au, Website: http://ihtc-<br />
und Kühlen der Eigentumswohnungen<br />
nach 18 Jahren erfolgreichem Einsatz<br />
modernisiert.<br />
gliederversammlung wählte der Vorstand<br />
der GtV den bisherigen 1. Stellvertretenden<br />
Vorsitzenden Prof. Dr.<br />
Horst Rüter. Sein nunmehr vakanter<br />
Poster wurde von Oliver Kohlsch übernommen,<br />
der bis dahin dem Beirat der<br />
GtV angehörte.<br />
Mit Beginn des Jahres <strong>2006</strong> ging Dipl.-<br />
Geol. Dr. Wilhelm Schloz in den Ruhestand.<br />
Seit 2001 leitete er bis zu seiner<br />
Pensionierung die Abteilung<br />
Hydrogeologie des Landesamtes für<br />
Geologie, Rohstoffe und Bergbau<br />
(LGRB) Baden-Württemberg, mit Sitz in<br />
Freiburg. Schloz war einer der starken<br />
Verfechter der Nutzung der geothermischen<br />
Ressourcen in seinem Bundesland.<br />
„Ich hätte gern eine höhere Förderung<br />
zur Erschließung und Nutzung<br />
geothermischer <strong>Energie</strong> gehabt,“ erklärte<br />
er zu seinem Abschied und forderte<br />
das Land auf, den Rückstand bei der<br />
Nutzung gegenüber den Nachbarn in<br />
Bayern und der Schweiz endlich aufzuholen.<br />
13.mech.unsw.edu.au<br />
10.-13.09.<strong>2006</strong>, GRC <strong>2006</strong> Annual<br />
Meeting, San Diego, California, Kontakt:<br />
Geothermal Resources Council, 2001<br />
Second St., Ste. 5, P.O. Box 13<strong>50</strong>, Davis,<br />
CA 95616, Phone: (530) 758-2360,<br />
Fax: (530) 758-2839, E-Mail:<br />
grc@geothermal.org<br />
23.11.-01.12.<strong>2006</strong>, The 1st African<br />
Geothermal Conference, Ort: Addis<br />
Ababa, Ethiopia, Kontakt: Dept. of<br />
Hydrogeology, Engineering Geology<br />
and Geothermal Studies, Geological<br />
Survey of Ethiopia, Addis Ababa,<br />
P.O.Box 40069, Fax: 251-11-3712033,<br />
Telephone: 251-11-3202858, 251-11-<br />
3711297, E-mail: hydrogeology@<br />
ethionet.et
9. <strong>Geothermische</strong> Fachtagung<br />
Mehr <strong>Energie</strong> von unten<br />
mit<br />
6. Symposium Erdgekoppelte Wärmepumpen<br />
Fachausstellung GEOEnergia<strong>2006</strong><br />
Karlsruhe, 15.-17. November <strong>2006</strong><br />
Mehr <strong>Energie</strong> von unten<br />
Fossile <strong>Energie</strong>n sind endlich. Ihr Verbrauch<br />
beeinflusst nachhaltig und nachteilig unser Klima.<br />
Die Welt redet von den schrumpfenden <strong>Energie</strong>vorräten<br />
aus dem Innern des Planeten. Was einer<br />
eingeengten Sichtweise entspricht, denn neben<br />
Erdöl, Erdgas und Kohle hält die Erde einen<br />
<strong>Energie</strong>vorrat bereit, der nach menschlichen Maßstäben<br />
unerschöpflich ist – die <strong>Geothermische</strong><br />
<strong>Energie</strong>. Wir lernen, diese immer besser und immer<br />
wirtschaftlicher zu nutzen. Dabei ist eine vielfältige<br />
Forschungslandschaft und eine wachsende,<br />
differenzierte und erfolgreiche Branche mit z.<br />
T. rasanten Wachstumsraten entstanden.<br />
Die <strong>Geothermische</strong>n Fachtagungen sind Gelegenheiten,<br />
Bestandsaufnahmen zu machen, Entwicklungen<br />
vorzustellen und zu diskutieren, Ziele zu<br />
überprüfen und neue zu setzen und Foren für und<br />
zwischen Forschung und Wirtschaft zu bilden. Seit<br />
1992 werden die Fachtagungen von der <strong>Geothermische</strong>n<br />
Vereinigung ausgerichtet. Für die 9. Tagung<br />
in dieser erfolgreichen Reihe ist nun erstmals<br />
der Bundesverband <strong>Geothermie</strong> verantwortlich, der<br />
aus der <strong>Geothermische</strong>n Vereinigung hervorgegangen<br />
ist. Mit dem Standort Karlsruhe findet sie<br />
wieder in einer Region statt, die ein Hauptaktionsfeld<br />
der gegenwärtigen Entwicklung bildet.<br />
Für die Nutzung der <strong>Energie</strong> aus der Tiefe bietet<br />
der Oberrheingraben besonders günstige Voraussetzungen.<br />
6. Symposium Erdgekoppelte Wärmepumpen<br />
Im Jahr 1991 fand auf Schloß Rauischholzhausen<br />
das 1. Symposium Erdgekoppelte Wärmepumpen<br />
statt. In einer Zeit, in der die Verkaufszahlen von<br />
Wärmepumpen einem Tiefstand zustrebten, hatte<br />
dieses Symposium eine Plattform für den Austausch<br />
auf technischer, wirtschaftlicher und wissenschaftlicher<br />
Ebene geboten. Dieses und die beiden<br />
folgenden Symposien in den Jahren 1994 und<br />
1997 haben substantiell dazu beigetragen, daß der<br />
Aufschwung der erdgekoppelten Wärmepumpe in<br />
Deutschland in den 90er Jahren auf einer technisch<br />
ausgereiften Basis erfolgen konnte, und sie<br />
haben den Austausch unter den beteiligten Akteuren<br />
aus allen Ebenen in den deutschsprachigen<br />
Ländern gefördert.<br />
Nach einer Pause hat die GtV diese Tradition aufgegriffen<br />
und führt seit 2002 im Rahmen der zweijährlichen<br />
Fachtagungen die Symposien durch.<br />
Nach Waren/Müritz und Landau in den Jahren<br />
2002 und 2004 wird nun <strong>2006</strong> Karlsruhe der Ort<br />
für das 6. Symposium Erdgekoppelte Wärmepumpen<br />
sein.<br />
Das Programmkomitee, dem einige der Mitglieder<br />
bereits seit dem 1. Symposium angehören, ruft<br />
dazu auf, Vortragskurzfassungen zu allen Bereichen<br />
der erdgekoppelten Wärmepumpe, der unterirdischen<br />
thermischen <strong>Energie</strong>speicherung, und<br />
der oberflächennahen <strong>Geothermie</strong> allgemein einzureichen.<br />
In Karlsruhe soll der Stand der Technik,<br />
neue Entwicklungen und Zukunftschancen,<br />
aber auch die Marktentwicklung, Qualitätssiche-<br />
rung sowie . Umwelt- und Genehmigungsfragen diskutiert<br />
werden. Die Verbindung mit der 9. <strong>Geothermische</strong>n<br />
Fachtagung ermöglicht darüber hinaus<br />
auch den Blick auf das gesamte Gebiet der<br />
<strong>Geothermie</strong>.<br />
Call for Papers<br />
Wir rufen daher dazu auf, Beiträge zur 9. <strong>Geothermische</strong>n<br />
Fachtagung anzumelden. Bitte Senden Sie<br />
eine Kurzfassung (Abstract) ihres vorgesehenen<br />
Beitrages von maximal einer Schreibmaschinenseite<br />
DIN A4 per Email, CD oder Diskette an die<br />
Geschäftsstelle des GtV-BV<br />
Letzter Eingangstermin ist der 21.05.<strong>2006</strong><br />
Die Veranstalter behalten sich vor, eine Auswahl<br />
zu treffen bzw. alternativ eine Präsentation als Poster<br />
anzubieten.<br />
Die Konferenzsprache ist Deutsch. Vorträge können<br />
nach Absprache auch in Englisch gehalten<br />
werden, wenn der Geschäftsstelle rechtzeitig vor<br />
der Tagung eine Zusammenfassung des Beitrage<br />
in deutscher oder englischer Sprache (zur Übersetzung)<br />
vorgelegt wird.<br />
Es wird ein Tagungsband erstellt. Die Vorträge müssen<br />
deshalb bis zum 17.09.<strong>2006</strong> in digitalisierter<br />
Form als Email, CD oder Diskette vorliegen. Abbildungen<br />
können in den Text integriert, müssen aber<br />
zusätzlich als Bilddatei abgelegt werden.<br />
Themenbereiche<br />
Es können Vorträge zu allen geothermischen Themenbereichen<br />
eingereicht werden, insbesondere jedoch<br />
zu<br />
· Technologien, Projekte und wirtschaftliche<br />
Rahmenbedingungen geothermischer<br />
Stromversorgung und geothermischer<br />
Heizwerke sowie von Anlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung<br />
· Projekte und wirtschaftliche Rahmenbedingungen<br />
geothermischer Heizwerke<br />
· Neue Ansätze im Projektmanagement<br />
· Finanzierungen<br />
· Technologieentwicklung und Forschungsvorhaben<br />
insbesondere zur Erschließung<br />
(Erkundung, Bohrtechnik, Monitoring) von<br />
geothermischen Lagerstätten und Nutzung<br />
· Projektberichte, Betriebserfahrungen<br />
· Speichertechnologien<br />
· Wirtschaftliche und technologische Trends<br />
in der oberflächennahen <strong>Geothermie</strong><br />
· Saisonale Untergrundspeicherung von Wärme<br />
und Kälte<br />
· Entwicklungen in der Bohr- und Messtechnik<br />
· Neue Vorhaben<br />
· Neue technologische Entwicklungen<br />
· Innovative Projektideen, Konzepte und<br />
Projektskizzen<br />
Vorträge zu Themen im Bereich der Oberflächennahen<br />
<strong>Geothermie</strong> werden dem 6. Symposium<br />
Erdgekoppelte Wärmepumpen zugeordnet.<br />
Aktuelle Termine<br />
<strong>Geothermische</strong> Vereinigung -<br />
Bundesverband <strong>Geothermie</strong><br />
Programm- und Organisationskomitee<br />
Fachtagung:<br />
Prof. Dr. Johan Goldbrunner (A)<br />
Dr. Ernst Huenges (D)<br />
Oliver Kohlsch (D)<br />
Dr. Horst Kreuter (D)<br />
Prof. Dr. Horst Rüter (D)<br />
Dr. Burkhard Sanner (D)<br />
Dr. Rüdiger Schulz (D)<br />
Jörg Uhde (D)<br />
Michael Würtele (D)<br />
Programmkomitee für das Symposium<br />
Dr. Burkhard Sanner (D), Leitung<br />
Dr. Walter Eugster (CH)<br />
Prof. Dr. Hermann Halozan (A)<br />
Dr. Göran Hellström (S)<br />
Oliver Kohlsch (D)<br />
Dr. Axel Lehmann (D)<br />
Dr., Volkmar Lottner (D)<br />
Manfred Reuß (D)<br />
Geschäftsstelle der Tagung<br />
9. <strong>Geothermische</strong> Fachtagung<br />
c/o <strong>Geothermische</strong> Vereinigung<br />
–<br />
Bundesverband <strong>Geothermie</strong><br />
Gartenstr. 36<br />
49744 Geeste<br />
Tel.: +49 (0)5907 545<br />
Fax: +49 (0)5907 7379<br />
Email: info@geothermie.de<br />
Tagungsort<br />
Kongresszentrum, Festplatz 9,<br />
76137 Karlsruhe<br />
<strong>Geothermische</strong> <strong>Energie</strong> <strong>50</strong>/<strong>2006</strong> 46
Literatur<br />
Hennicke, P. & Müller, M: Weltmacht<br />
<strong>Energie</strong>. Herausforderung für Demokratie<br />
und Wohlstand. Mit einem Vorwort<br />
von Klaus Töpfer. S. Hirzel Verlag, Stuttgart<br />
2005, 279 S., ISBN 3-7776-1319-3<br />
Die beiden Autoren * schreiben kühlen<br />
Klartext: Der Klimawandel lässt sich<br />
nicht mehr wegleugnen, nirgendwo wird<br />
auch nur annähernd genügend gegengesteuert.<br />
Die Zeit billiger <strong>Energie</strong> ist<br />
dahin, um die letzten Ressourcen werden<br />
Kriege geführt. Die „<strong>Energie</strong>besitzer“<br />
stellen die Machtfrage, Demokratie<br />
und Freiheit werden ausgehebelt.<br />
Diesem „harten“ Kurs, der Gemeinwohl<br />
gern mit Shareholder-Value gleichsetzt,<br />
stellen sie den „sanften“ Pfad als<br />
Leitvision einer dezentralisierten, ebenso<br />
demokratischen wie nachhaltigen<br />
Entwicklung gegenüber. <strong>Energie</strong>effizienz<br />
und Effizienzrevolution, erneuerbare<br />
<strong>Energie</strong>n sowie Kraft-Wärme-<br />
Kopplung bilden seine drei „technischen“<br />
Säulen. Sie aufzubauen braucht<br />
es Engagement, Verantwortungsbewusstsein<br />
und Kreativität. Eine demokratische<br />
Zivilgesellschaft ist nicht möglich,<br />
wenn sie nicht in der Machtfrage<br />
„Wem gehört die <strong>Energie</strong>versorgung?“<br />
die Oberhand behält. Zitat: „Die Menschheit<br />
muss entscheiden, wie sie die Weltmacht<br />
<strong>Energie</strong> einsetzen will: für Frieden<br />
und Wohlstand oder für die Zerstörung<br />
der Welt.“<br />
Prof. Dr. Peter Hennicke ist Präsident<br />
des Wuppertal-Instituts<br />
Michael Müller, Bundestagsabgeordneter<br />
der SPD und Parlamentarischer<br />
Staatssekretär im Bundesumweltministerium<br />
47 <strong>Geothermische</strong> <strong>Energie</strong> <strong>50</strong>/<strong>2006</strong><br />
Literatur<br />
Fisch, N. u. a.: Wärmespeicher. BINE-<br />
Informationspaket. 4., erweiterte und<br />
völlig überarbeitete Auflage, herausgegeben<br />
vom Fachinformationszentrum<br />
Karlsruhe, TÜV-Verlag, Köln 2005, 127<br />
S., ISBN 3-8249-0853-0<br />
Die Veröffentlichung erläutert in bewährter<br />
BINE-Qualität die physikalischen<br />
Grundlagen der Wärmespeicherung und<br />
gibt einen Überblick über die verschiedenen<br />
Arten von Speichern. Auch geothermische<br />
Speicher wie Erdwärmesonden-<br />
oder Aquiferspeicher werden<br />
behandelt. Die 4. Auflage wurde wurde<br />
um ein Kapitel ergänzt, dass sich mit<br />
Klimatisierungskonzepten für Gebäude<br />
befasst, bei denen Wärme- und Kältespeicherung<br />
in Bauteilen und im<br />
Gründungsbereich genutzt wird.<br />
Seifert, T. & Werner, K.: Schwarzbuch<br />
Öl. Eine Geschichte von Gier, Krieg,<br />
Macht und Geld. Deuticke im Paul<br />
Zsolnay Verlag, Wien 2005, 319 S.,<br />
ISBN 3-552-06023-5<br />
Was die beiden Journalisten Thomas<br />
Seifert (News, Stern, brand eins, Welt<br />
am Sonntag, Facts) und Klaus Werner<br />
(Neues Schwarzbuch Markenfirmen,<br />
Welt am Sonntag, die tageszeitung,<br />
profil, Der Standard) am Informationen<br />
zusammengetragen und ausgewertet<br />
haben reiht sich als Buch ein in die neuen<br />
Publikationen, die sich mit der Rolle<br />
der Geschwister Erdöl und Erdgas in der<br />
Weltinnenpolitik auseinandersetzen.<br />
Der Untertitel gibt die Richtung vor. War<br />
bislang unser Lebensstandard schon<br />
teuer genug erkauft mit Konflikten und<br />
Kriegen und langer Blutspur um das,<br />
was die Autoren „das schmutzige<br />
Schmiermittel der Weltwirtschaft“ nennen,<br />
so drohen künftig noch härtere<br />
Auseinandersetzungen um die letzten<br />
Ressourcen. Die Spieler, die dabei die<br />
Fäden in der Hand halten, lassen nichts<br />
Gutes für Deutschland und Europa erahnen.<br />
Eine wachsende Bindung an die<br />
russischen Rohstoffe macht uns abhängiger<br />
denn je und bringt uns in Konkurrenz<br />
zu China, das auf die selben Lagerstätten<br />
blickt. Die westlichen<br />
Ölgesellschaften sehen die Autoren in<br />
dieser Auseinandersetzung zudem<br />
schlecht positioniert. Ihr Blick auf die gegenwärtigen<br />
Ölförderländer ist ziemlich<br />
illusionslos. Viel zu oft hat der Rohstoffreichtum<br />
als Demokratie-Antiserum gewirkt,<br />
die Bevölkerung in eine Art „Petro-<br />
Tyrannei“ geführt, mit Luxus für einige<br />
und Elend für die anderen. Gibt es Auswege<br />
aus der Falle? Ja, meinen Seifert<br />
und Werner. Sie verweisen auf sparsame<br />
Hybrid-Fahrzeuge, auf die Entwicklung<br />
neuer Biotreibstoffe, wie den<br />
„Sundiesel“ und nicht zuletzt auf den<br />
solarenergetisch produzierten Wasserstoff,<br />
dem sie eine Revolution im<br />
Treibstoffeinsatz zutrauen. Um allerdings<br />
einen Umstieg von der „Öl-Droge“<br />
ohne Brüche und Geldvernichtung<br />
zu erreichen, muss jetzt damit begonnen<br />
werden, den Anteil den Erdöls an<br />
unserem <strong>Energie</strong>bedarf schrittweise zu<br />
senken.<br />
Schiffer, H.-W.: <strong>Energie</strong>markt Deutschland.<br />
9., völlig neu barbeitete Auflage.<br />
Praxiswissen <strong>Energie</strong> und Umwelt,<br />
TÜV-Verlag, Köln 2005, 547 S., ISBN<br />
3-8249-0969-3<br />
Das Standardwerk präsentiert sich wieder<br />
als eine umfangreiche und detaillierte<br />
Fundgrube vor allem für den Markt<br />
mit fossilen <strong>Energie</strong>trägern in Deutschland.<br />
Eine Fülle von Daten und Informationen<br />
zum Aufbau der Teilbranchen
und Unternehmensstrukturen in den<br />
Teilmärkten, zu den rechtlichen Grundlagen,<br />
den einzelnen Marktsegmenten<br />
und –stufen und der Preisbildung bei<br />
Mineralöl, Braun- und Steinkohle, Erdgas<br />
und zur Stromwirtschaft wird sorgfältig<br />
aufbereitet bereitgestellt. Wer in<br />
diesem weiten Feld Einblick und Durchblick<br />
sucht, ist bei dieser Publikation des<br />
des Leiteres der <strong>Energie</strong>wirtschaft der<br />
RWE Power AG bestens aufgehoben.<br />
Wenn auch leise Zweifel am Ausmaß<br />
des anthropogenen Teibhauseffektes<br />
angemeldet werden, so bietet das Kapitel<br />
„Treibhausgasemissionen“ eine<br />
gute Übersicht über die internationalen<br />
Reaktionen sowie den rechtlichen<br />
Handlungsrahmen auf europäischer<br />
Ebene und die Umsetzung des<br />
Emissionshandelssystems in Deutschland.<br />
Erneuerbare <strong>Energie</strong>n werden<br />
kurz angerissen, vor allem fokussiert auf<br />
das EEG und betrachtet aus der Sichtweise<br />
eines Managers der klassischen<br />
<strong>Energie</strong>branche, die auch mit Blick auf<br />
die Preisentwicklung den Regenerativen<br />
eine „Mitschuld“ an den steigenden <strong>Energie</strong>preisen<br />
anlastet. Die Prognosen für<br />
Verbrauch und Preise orientieren sich<br />
an den Szenarien der „klassischen“<br />
<strong>Energie</strong>wirtschaft und weisen den neuen<br />
<strong>Energie</strong>trägern bis 2030 daher nur<br />
vergleichsweise geringe Zuwächse und<br />
relativ schmale Marktpositionen zu. Ein<br />
Rückgang des Benzinanteils am Treibstoff-<br />
und des Bruttostromverbrauchs<br />
wird vorausgesehen, der <strong>Geothermie</strong> im<br />
gleichen Zeitraum ein eher starkes<br />
Wachstum zugewiesen.<br />
Regionalverband Südlicher Oberrhein<br />
(Hrsg.): <strong>Energie</strong>atlas Region Südlicher<br />
Oberrhein. Regionales Entwicklungskonzept<br />
zur Nutzung regenerativer <strong>Energie</strong>n<br />
und zur Reduktion der CO 2 -Emissionen,<br />
Teil 1. Freiburg, November<br />
2005, 108 S. Bezug: RVSO, Reichs-<br />
grafenstraße 19, 79102 Freiburg, Fax:<br />
0761 70327-<strong>50</strong>, rvso@regionsuedlicher-oberrhein.de<br />
Der Regionalverband Südlicher Oberrhein<br />
beauftragte im Oktober 2004 zwei<br />
regionale <strong>Energie</strong>agenturen mit der Erarbeitung<br />
eines Entwicklungskonzeptes,<br />
das neben dem erforderlichen<br />
gesetztlichen Planungsauftrag für die<br />
Windenergie zusätzliche Daten für die<br />
Nutzung von <strong>Geothermie</strong>, Biomasse<br />
und Waserkraft liefern sowie Maßnahmen<br />
zur Senkung des <strong>Energie</strong>verbrauchs<br />
und den Einsatz effizienter<br />
<strong>Energie</strong>technik aufzeigen soll. Mit dem<br />
<strong>Energie</strong>atlas liegen nun die Ergebnisse<br />
des 1. Teilprojekts vor. Dargestellt sind<br />
die Strukturen des regionalen <strong>Energie</strong>bedarfs<br />
und der <strong>Energie</strong>nutzung. Bestehende<br />
und geplante Projekte wurden<br />
erfasst, Marktabschätzungen vorgenommen.<br />
Es wurde eine große Anzahl<br />
an Daten zu den in der Region vorhandenen<br />
Gebäudetypen, dem Alter des<br />
Bestands, zur Eigentumsstruktur,<br />
Heiwärme- und Warmwasserbedarf zusammengetragen,<br />
eine <strong>Energie</strong>bilanz<br />
erstellt. Vorgestellt werden die <strong>Energie</strong>anbieter<br />
und die Klimaschutz-Akteure<br />
sowie die Ergebnisse einer Kommunal-<br />
Umfrage. Hinzu kommt eine Auswertung<br />
der öffentlichen Förderprogramme und<br />
des <strong>Energie</strong>anbieters badenova. Den<br />
Abschluss bildet eine Abschätzung der<br />
regionalen Potenziale. Der <strong>Geothermie</strong><br />
wird ein vergleichsweise ausführliches<br />
Kapitel gewidmet. Bemerkbar macht<br />
sich bei der Darstellung vor allem die<br />
im oberflächennahen Bereich eher dünne<br />
Datenlage. Aber das ist, zumindest<br />
was die Verfügbarkeit regionaler Zahlen<br />
angeht, ein bundesweites Problem.<br />
Leitschuh-Fecht, Heike: Nachhaltig die<br />
Zukunft managen. Pioniere in globalen<br />
Unternehmen – Porträts und Hintergründe,<br />
Haupt, Bern 2005, 194 S., ISBN 3-<br />
258-06918-2<br />
Literatur<br />
Machen Sie es nicht wie Olympia. Der<br />
Wilhelmshavener Schreibmaschinenhersteller<br />
perfektionierte seine Geräte<br />
immer weiter und übersah den PC.<br />
Olympia ist Geschichte, der PC schreibt<br />
sie. Viele Unternehmen haben Lehrgeld<br />
bezahlt, weil sie gesellschaftliche<br />
Trends oder Ansprüche nicht genügend<br />
beachteten. Was nicht unbedingt zur<br />
Selbstaufgabe führen musste. Aus lehrreichen<br />
Krisen entstanden neue Unternehmensstrategien.<br />
Wir fühlen uns in<br />
einer schnelllebigen Zeit und viele<br />
Managementetagen bilden diese ab, die<br />
Augen auf den kurzfristigen Vorteil der<br />
Anteilseigner gerichtet. Die Momentaufnahmen<br />
der DAX-Notierungen verstellen<br />
den Blick auf die Folgen des Handelns.<br />
Zwischen Klimawandel, verschmutzten<br />
Lebensräumen, schrumpfenden<br />
Ressourcen und sich änderndem<br />
Verbraucherverhalten liegen auch<br />
für Global Player genügend Fallgruben<br />
auf dem Weg. Nachhaltiger Umgang<br />
mit den verfügbaren Mitteln braucht kluges<br />
Strategien und Management:<br />
Nachhaltigkeitsmanagement eben.<br />
Dass es sich dabei nicht um ein Phantom<br />
handelt, macht die Schweizer Autorin<br />
klar. Sie stellt sieben Schlüsselpersonen<br />
aus Großunternehmen unterschiedlicher<br />
Branchen vor: ABB, BASF,<br />
Daimler-Chrysler, Swiss Re, Telekom,<br />
Tetra Pak und Unilever. Ihre Aufgabe<br />
ist es, scheinbar Unvereinbares miteinander<br />
zu verbinden und Nachhaltigkeit<br />
zu einem Wirtschaftsfaktor für die Unternehmen<br />
zu entwickeln. Solche Pioniere<br />
sind der Kern einer neuen Berufsgruppe.<br />
Heike Leitschuh-Fecht stellt ihre<br />
Protagonisten in eindrucksvollen Porträts<br />
vor.<br />
Boetius, Henning: Die Wasserstoffwende.<br />
Eine neue Form der <strong>Energie</strong>versorgung,<br />
Deutscher Taschenbuch Verlag,<br />
München 2005, 139 S., ISBN 3-423-<br />
24449-6<br />
<strong>Geothermische</strong> <strong>Energie</strong> <strong>50</strong>/<strong>2006</strong> 48
Literatur<br />
Weder Heilsbringer noch Sackgasse:<br />
Die Wasserstofftechnologie ist eine der<br />
Alternativen zum fossilen Lagerfeuer.<br />
Der Autor stellt die physikalischen und<br />
chemischen Grundlagen vor, gibt einen<br />
Überblick über die verschiedenen Verfahren,<br />
Wasserstoff zu erzeugen, zu<br />
transportieren und zu speichern und<br />
verweist auf Gefahren im Umgang.<br />
Selbstverständlich erhält auch die<br />
Brennstoffzelle mit ihren diversen Varianten<br />
ihren Platz. Am Schluss steht die<br />
Vision einer globalen Wasserstoffwirtschaft.<br />
All das ist eingängig und allgemeinverständlich<br />
beschrieben, teilweise<br />
locker formuliert. Ein lesbares<br />
Buch also für jemanden, der in die Materie<br />
einsteigen möchte.<br />
Bauen, Wohnen & Renovieren, ÖKO-<br />
TEST Jahrbuch <strong>2006</strong>, ÖKO-TEST Verlag,<br />
Frankfurt am Main <strong>2006</strong>, 226 S.<br />
Produkttests in bewährter Manier zum<br />
gesunden Wohnen, für Haushalt & Gar-<br />
49 <strong>Geothermische</strong> <strong>Energie</strong> <strong>50</strong>/<strong>2006</strong><br />
ten, Matratzen, Heizsysteme, Farben<br />
und Lacke, Fußböden, für Materialien<br />
zum Renovieren und Bauen. Das Jahrbuch<br />
ist mit Informationen dicht gepackt<br />
und in vielen Fälle ein wertvoller Ratgeber.<br />
Bei den Heizsystemen wurden<br />
Pelletkessel, Gas- und Öl-<br />
Brennwertgeräte, Kaminöfen und Solarkollektoren<br />
unter die Lupe genommen.<br />
Die Wärmepumpe taucht nur in der<br />
Übersicht auf und landet dort, nach einer<br />
kritischen Bewertung, hinter dem<br />
Pelletkessel auf Rang 2.<br />
top agrar (Hrsg.): Jahrbuch Neue <strong>Energie</strong><br />
<strong>2006</strong>. Für Investoren und Betreiber,<br />
Landwirtschaftsverlag Münster-Hiltrup<br />
<strong>2006</strong>, 128 S., ISBN 3-7843-3378-8<br />
Natürlich dreht sich alles um die Landwirtschaft.<br />
Alle Variationen der<br />
Bionenergie stehen also im Vordergrund<br />
der aus Fachartikeln und Meldungen<br />
zusammengesetzten Publikation. Dem<br />
kundigen Autorenteam geht es um energetische<br />
Grundlagen, Brennstoffe und<br />
Kraftstoffe, um Technik und Baurecht,<br />
um Wirtschaftlichkeit und Handling, Ergänzt<br />
wird durch Berichte aus der Praxis.<br />
Ausführliche Kapitel sind Solar und<br />
Wind gewidmet. Schon Tradition ist die<br />
gute, nutzerorientierte Lesbarkeit. Die<br />
Erdwärme fehlt in diesem Jahr.<br />
Witthohn, A.: Förderregelungen für erneuerbare<br />
<strong>Energie</strong>n im Lichte des europäischen<br />
Wirtschaftsrechts, BWV<br />
Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin<br />
2005, 312 S., ISBN 3-8305-1111-6<br />
Der Autor untersucht die deutsche Einspeiseregelung<br />
für Strom aus Erneuerbaren<br />
<strong>Energie</strong>n nach dem EEG sowie<br />
die niederländischen und englisch-wa-<br />
Leserbriefe<br />
lisischen Quoten- und Ausschreiberegelungen<br />
auf der Basis der EU-Richtlinie<br />
77/2001/EG zur Förderung der<br />
Stromerzeugung aus erneuerbaren <strong>Energie</strong>n.<br />
Die EU-Reglung basiert auf der<br />
politischen Absicht, Umwelt und Klima<br />
zu schützen, einen Beitrag zur<br />
Versorgungssicherheit zu leisten, <strong>Energie</strong>träger<br />
zu diversifizieren und den<br />
Wettbewerb zu stärken. Die entscheidende<br />
Frage, um die sich dabei alles<br />
dreht, ist, ob die nationalen staatlichen<br />
Maßnahmen einen Eingriff in die<br />
Wettbewerbsfreiheit darstellen und als<br />
nicht zu rechtfertigende Beihilfen anzusehen<br />
sind. Der Europäische Gerichtshof<br />
(EuGH) hatte in seinem Urteil von<br />
2001 den Beihilfecharakter der deutschen<br />
Einspeisereglung klar verneint.<br />
Diesem widerspricht der Autor. Er<br />
kommt in seiner Untersuchung zu dem<br />
Ergebnis, dass es sich entgegen der<br />
aktuellen EuGH-Rechtsprechung um<br />
Beihilfen aus staatlichen Mitteln handele.<br />
Preismodelle,wie das deutsche,<br />
könnten aber dennoch unter bestimmten<br />
Bedingungen mit dem europäischen<br />
Wettbewerbs- und Behilferecht vereinbar<br />
sein. Auch dem britischen Modell<br />
hafte ein Beihilfecharakter an. Lediglich<br />
das niederländische Quotenmodell sei<br />
nicht als Beihilfe zu werten. Nennenswerte<br />
Erfolge hätten aber weder das<br />
niederländische noch das britische System<br />
gezeigt. Witthon verlangt eine EUweite<br />
Harmonisierung der Regelungen<br />
und die Umstellung auf eine in der gesamten<br />
Gemeinschaft geltenden Regelung.<br />
Im Moment müsste sich die Redaktion selbst die Briefe schreiben. Das kann aber nicht der Sinn der Sache sein. Uns wär<br />
lieber, die Leser machten das.
Wir begrüßen als neue Mitglieder<br />
Neumitglieder, denen ältere Ausgaben der <strong>Geothermische</strong>n<br />
<strong>Energie</strong> fehlen, können Exemplare kostenlos bei der Redaktion<br />
erhalten - solange der Vorrat reicht.<br />
Dieter Abramowski, 76726 Germersheim - ANNELIESE Baustoffe<br />
für Umwelt und Tiefbau, 59320 Ennigerloh - Walter Aubele, 89426<br />
Wittislingen - Cornelia Beck, 97082 Würzburg - Claus Bergmann,<br />
13591 Berlin - Bergschulverein „Bohrmeisterschule Celle“, 29221<br />
Celle - CMB Bohrtechnik für Erdwärme GmbH, 65510 Idstein -<br />
Dipl.-Geol. Thomas Bloch, 76133 Karlsruhe - Dipl.-Ing. Uwe<br />
Bokemüller, 38642 Goslar - Prof. Dr. Kurt Bucher, 79104 Freiburg<br />
- Adelheid Busche, 29348 Eschede - Gerhard Duetsch, 81679<br />
München - Dr. Stefan Eick, 36251 Bad Hersfeld - Dr. Schmitz<br />
Erdwärmebau, 51467 Bergisch Gladbach - Dirk Fennekoldt, 31582<br />
Nienburg - Franco Forcella, <strong>50</strong>825 Köln - Cesar Franjo, 80995<br />
München - Dipl.-Ing. Martin Füllsack, 56076 Koblenz - geotechnik<br />
ingenieure GmbH, 56073 Koblenz - Geotechnisches Umweltbüro<br />
Clemens Lehr, 61231 Bad Nauheim - GuD Geotechnik und Dynamik<br />
Consult GmbH, 10965 Berlin - Thomas Hartmann, 31832<br />
Springe - Harald Heinz, 65197 Wiesbaden - Rolf Hentschel, 80686<br />
München - Hettmannsperger Bohrgesellschaft mbH, 76185 Karlsruhe<br />
- Hermann Jehle, 88090 Immenstaad - Dipl.-Geol. Ralf Junker,<br />
30655 Hannover - Dipl.-Ing. Bernd Kapp, 76133 Karlsruhe -<br />
Karl-Heinz Klauer, 97440 Werneck - Dipl.-Geol. Marco Klicker,<br />
41352 Korschenbroich - Thomas Kolb, 65183 Wiesbaden - Prof.<br />
Dr.-Ing. Dr. h.c. Horst Kruse, 30167 Hannover - Dipl.-Ing. Fabian<br />
Kuhn, 61118 Bad Vilbel - Dipl.-Geol. Thomas May, 64823 Groß-<br />
Umstadt - Günter Meyer, 20537 Hamburg - Dipl.-Ing. Thomas<br />
Mutschler, 76128 Karlsruhe - Volker Natelberg, 26817<br />
Rhauderfehn - Werner Neumaier, 94330 Aiterhofen - Tassilo<br />
Pflanz, 80687 München - Wilhelm Pieper, 49716 Twist - Dipl.-<br />
Geol. Athanassios Pourikas, 67125 Dannstadt - Prof. Dipl.-Ing. H.<br />
Quick – Ingenieure und Geologen GmbH, 64295 Darmstadt - Peter<br />
Rodemeyer, 34128 Kassel - Friedrich Roitzsch, 21640 Neuenkirchen<br />
- Ignatz Rotar, 97833 Frannersbach - Magdalena Rychtyk,<br />
10823 Berlin - Michael Schwarz, 79211 Denzlingen - Dipl.-Ökonom.<br />
Iris Smidoda, 70178 Stuttgart - Hans Tabbert, 79725 Laufenburg<br />
- Bernhard Walkenbach, 67549 Worms - Dr.-Ing. Christian<br />
Wawrzyniak, 71665 Vaihingen - Dipl.-Geoökologe Kevin Wilhelm,<br />
64287 Darmstadt - Stefan Weidl, 68649 Groß-Rohrheim - Dipl.-<br />
Ing. Gernot Weiner, 56727 Mayen - Dipl.-Ing. Franz Josef Zapp,<br />
65589 Hadamar - Dipl.-Geol. Marlon Zaun, 44579 Castrop-Rauxel<br />
Aktueller Mitgliederstand: 01.04.<strong>2006</strong>, 636<br />
Vorstand<br />
1. Vorsitzender<br />
Prof. Dr. Horst Rüter, Schuerbankstr. 20a, 44287 Dortmund,<br />
Germany, Tel./Fax: +49 231 445766, Mobil +49 160 832 9442,<br />
e-mail : rueter@harbourdom.de<br />
1. Stellvertr. Vorsitzender<br />
Oliver Kohlsch, EWS, Erdwärme-Systemtechnik GmbH &<br />
Co. KG, Leihbühl 21, 33165 Lichtenau, Germany, Tel.:<br />
+49 52 95 / 99 64 30, Fax: +49 52 95 / 99 64 49, e-Mail:<br />
oliver.kohlsch@ews-erdwaerme.de , Homepage:<br />
www.ews-erdwaerme.de<br />
2. Stellvertr. Vorsitzender<br />
Univ.-Prof. Dr. Johann Goldbrunner, Geoteam Ges.m.b.H. ,<br />
Weizerstrasse 19, 8200 Gleisdorf, Austria, Tel.: +43 3112-<br />
6515, Fax: +43 3112-6830, Email: office@geoteam.at, Internet:<br />
http://www.geoteam.at<br />
Kassenwart<br />
Dipl.-Ing. Michael Würtele, Leiter <strong>Geothermie</strong>, DMT Safe<br />
Ground Division, Deutsche Montan Technologie GmbH, Am<br />
Technologiepark 1, 45307 Essen, Germany, Tel.: +49 201/172-<br />
1746, Fax: +49 201/172-1777,<br />
e-mail: michael.wuertele@dmt.de<br />
GtV-BV INTERN<br />
GtVeV Intern<br />
Schriftführer<br />
Werner Bußmann, Gartenstr. 36, 49744 Geeste, Germany<br />
Tel.: +49 5907 545, Fax: +49 5907 7379, e-mail:<br />
wb@geothermie.de<br />
Beirat:<br />
Dr. Jörg Baumgärtner, G.E.I.E., Route de Kutzenhausen,<br />
672<strong>50</strong> Soultz-sous-Forêts, France, Tel.: +33 3 88 805363,<br />
Fax: +33 3 88 8055351, e-mail: baumgaertner@soultz.net<br />
Claudia Holl-Hagemeier, De-Greiff-Str. 195(Geol.Land),<br />
47803 Krefeld, Germany,<br />
Tel.: +49 2151/897-475, e-mail: holl-hagemeier@gd.nrw.de<br />
Dr. Christian Hecht, HotRock Engineering GmbH, Kaiserstrasse<br />
167, 76133 Karlsruhe, Germany, Tel.: +49 0721/95<br />
789-0, Fax: +49 721/95 789-22, Email: hecht@hotrock.de,<br />
Internet: www.hotrock.de<br />
Dr. Ernst Huenges, GeoForschungsZentrum, Telegraphenberg<br />
A 52, 14473 Potsdam, Germany, Tel.: +49 331-288<br />
1440, Fax: +49 331-288 14<strong>50</strong>, e-mail: huenges@gfzpotsdam.de<br />
Dr. Reinhard Jung, GGA, Institut für geowissenschaftliche<br />
Gemeinschaftsaufgaben, Stilleweg 2, 30655 Hannover,<br />
Germany<br />
Tel.: +49 5116432820, Fax: +49 5116433665, Email:<br />
r.jung@gga-hannover.de<br />
Thomas Neu, Drilltherm GmbH, Fenner Str. 58-60, 66127<br />
Saarbrücken, Germany, Tel.: +49 6898-945 96 11, Fax: +49<br />
6898 - 945 96 29, Email: Thomas.Neu@drilltherm.de<br />
Thor Noevig, ITAG TIEFBOHR GmbH & Co. KG, Itagstraße,<br />
29221 Celle, Germany, Tel.: +49 5141-914-351, Fax: +49<br />
5141-914-388, Email: thor.noevig@itag-ce.de<br />
Christoph Rosinski, GEFGA Gesellschaft zur Entwicklung und<br />
Förderung von Geothermen Anlagen mbH, Löhrgasse 11,<br />
65549 Limburg, Germany, Tel.: +49 6431-217160, Fax: +49<br />
0431-217161, E-mail: ch.rosinski@gefga.de, Internet:<br />
www.gefga.de<br />
Dr. Peter Seibt , <strong>Geothermie</strong> Neubrandenburg GmbH, Postfach<br />
11 01 20, 17041 Neubrandenburg, Germany, Tel.: +49<br />
395 367 74 0, Fax: +49 395 367 7411, e-mail: gtn@gtnonline.de<br />
Träger der Patricius-Plakette<br />
1994: Dr. Oskar Kappelmeyer<br />
1995: Prof. Dr. Ralph Hänel<br />
1996: Prof. Dr. Ladislaus Rybach<br />
1997: Dr. Herbert Schneider<br />
1998: Prof. Dr. Vladimir Cermák<br />
1999: Dr. Roberto Carella<br />
2000: Dr. Ingvar B. Fridleifsson<br />
2001: Dr. Rüdiger Schulz<br />
2002: Ernst Rohner<br />
2003: Prof. Dr. Fritz Rummel<br />
2004: Prof. Dr. Kiril Popovski<br />
2005: Orhan Mertoglu<br />
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