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Merz Consumer Care - GIM

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schritte erzielt, die für das Marketing<br />

von Nutzen sind.<br />

Die entscheidenden Ansätze dafür hat<br />

der Neurologe und Psychiater Antonio<br />

R. Damasio mit seinen Forschungsergebnissen<br />

Ende der 90iger Jahre des vergangen<br />

Jahrhunderts geliefert. Danach<br />

ist eine der wesentlichen Aufgaben von<br />

Emotionen die effiziente Entscheidungsfindung<br />

in besonders komplexen Situationen.<br />

Situationen, die entweder einer<br />

umgehenden Entscheidung bedürfen<br />

oder die scheinbar nicht voneinander<br />

unterscheidbare Lösungen anbieten. Das<br />

Gehirn bearbeitet diese Entscheidungssituationen<br />

mit einem überraschend einfachen<br />

Lösungsprozess: die Entscheidung<br />

wird von der unlösbaren rationalen, vergleichenden,<br />

bewertenden Ebene auf die<br />

emotionale, gefühls- und belohnungsorientierte<br />

Ebene verlagert.<br />

Die Emotionen, auf die das Gehirn in<br />

scheinbar ausweglosen Entscheidungssituationen<br />

zurückgreift, sind assoziierte,<br />

also mit der Entscheidung verbundene,<br />

Emotionen. Die wesentliche Verbindung<br />

entsteht über das Modell der Belohnung.<br />

Das Gehirn sucht nach Emotionen, die<br />

eine relevante, von der Entscheidung<br />

ausgehende Belohnung darstellen. So<br />

sind zwei herumtollende kleine Eisbären<br />

zwar niedlich, allerdings haben die beiden<br />

oft wenig mit den damit beworbenen<br />

Produkten und deren Vorzügen gemein.<br />

So steht in der Produkterinnerung keine<br />

relevante Emotion für eine Entscheidung<br />

zur Verfügung.<br />

Deshalb gilt es, die richtigen Emotionen<br />

zu identifizieren. Richtig sind<br />

produktrelevante Emotionen, die zur<br />

Unterstützung der Produktdarstellung<br />

genutzt werden können und den Weg zu<br />

einer klaren Entscheidung weisen. Die<br />

Identifizierung der richtigen Emotionen<br />

muss dazu zweigleisig vorgenommen<br />

werden. Sie muss Produkt und Zielgruppe<br />

gleichermaßen berücksichtigen, um<br />

einen wirklichen emotionalen Anker<br />

zwischen beiden herzustellen. Produkte<br />

und ihre Anwendung enthalten viele Ansatzpunkt<br />

für einen emotionalen Wert:<br />

Schutz, Sorge, Zufriedenheit sind häufige<br />

emotionale Aspekte. Auch Zielgruppen<br />

sind für viele Emotionen empfänglich,<br />

nur eben nicht in jedem beliebigen<br />

Zusammenhang. Die Emotion ‚Spaß‘ ist<br />

sicher für fast alle Zielgruppen relevant.<br />

Aber Pharmaprodukte lassen sich nur<br />

schwer glaubwürdig mit diesem Wert<br />

Kommunikation + Agenturen<br />

Key Visuals als Träger und Auslöser von Emotionen<br />

Entscheidungen von der rationalen auf die emotionale Ebene verlagern<br />

ausstatten. Die Relevanz muss also nicht<br />

nur für die Beziehung Produkt-Emotion,<br />

sondern auch für die Beziehung Zielgruppe-Emotion<br />

ermittelt werden.<br />

Die Identifizierung des emotionalen<br />

Ankers ist allerdings nur der Ausgangspunkt<br />

für die weitere marketing-kommunikative<br />

Arbeit. Denn auf Basis des<br />

Ankers muss die weitere Kommunikation<br />

ausgerichtet werden. Einen wesentlichen<br />

Bereich nimmt dabei die Entwicklung<br />

des emotionalen Key Visuals für<br />

das Produkt ein. Das Visual steht dabei<br />

für den emotionalen Kern des Produktes<br />

und liefert der Zielgruppe den nachvollziehbaren<br />

(glaubhaften) emotionalen<br />

Anker. Die Glaubwürdigkeit der Kampagne<br />

wird dabei wesentlich von einer<br />

optimalen Übersetzung des emotionalen<br />

Ankers in das Key Visual bestimmt.<br />

Auslöser wie kleine Kinder, niedliche Tiere<br />

und schöne Frauen führen hier in die<br />

falsche Richtung. Die damit assoziierten<br />

Emotionen können zwar eine gewisse<br />

Relevanz haben (Schutz, Liebe), fokus-<br />

sieren aber zu sehr familiäre, zwischenmenschliche<br />

Aspekte. Optimale Umsetzungen<br />

verarbeiten den Produkteinsatz<br />

ebenso wie Verwendungssituation der<br />

Zielgruppe. Die Visualisierungen sollten<br />

dabei auf einer umfangreichen Datenbank<br />

basieren, die Verknüpfungen<br />

zwischen Emotionen oder emotionalen<br />

Begriffen und stereotypischen Visualisierungen<br />

herstellt. In einem letzten Konkretisierungsschritt<br />

sollten diese Umsetzungen<br />

getestet werden. Zum Schluss<br />

müssen die Aussagen und die Texte nach<br />

dem emotionalen Anker und der Visualisierung<br />

ausgerichtet werden.<br />

Emotionen können der Pharmawerbung<br />

erfolgversprechende Differenzierungen<br />

im Wettbewerb liefern. Allerdings sollten<br />

diese Differenzierungen Ergebnisse<br />

eines strukturierten Entwicklungsprozesses<br />

sein. Dieser Prozess sollte die relevanten<br />

emotionalen Anker für Produkt<br />

und Zielgruppe identifizieren. Erst dann<br />

sind es diese Emotionen wert, erfolgreiche<br />

Werbung zu werden.<br />

Rafael Reyeros-Bienert<br />

ist Mitinhaber und kreativ-strategischer Geschäftsführer der Agentur<br />

R&R/COM in München. Vorher arbeitete er unter anderem als<br />

freier Autor für Print und Fernsehen, zum Beispiel für Gruner + Jahr<br />

sowie für Interpublic-Werbeagenturen. „Emotionale Werbung“ im<br />

Healthcare-Bereich entwickelte er für die Kunden GlaxoSmithKline,<br />

Weber & Weber und Gambro Deutschland.<br />

F Kontakt: rafael.reyeros@r-u-r.com<br />

Healthcare Marketing 6/2012<br />

Quelle: R&R/COM<br />

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