Seite 50 | LAND & LEUTE Alltagswa(h)re Neulich war mein Neffe zu Besuch. Er ist Stadtkind durch und durch. Geboren in Hamburg, in der KiTa bis halb zwei und dann auf in den vierten Stock eines Mehrfamilienhauses. Er liebt Tiere, kennt sie allerdings nur aus Hagenbecks Tierpark. Er ist ein durch und durch fröhliches Kind. Er ist zwei Jahre alt und ich kann sicher sagen, dass er in seinem Leben noch absolut keine Erfahrungen mit Case, Claas und Co. gemacht hat. Und trotzdem will er im Moment nur eins: Treckerfahren! Von meinem Freund kenne ich das – für einen romantischen Abend habe ich einmal die Terrasse eines idyllischen Landgasthofs während der Erntezeit gewählt und gelernt: Gegen einen Mähdrescher am Horizont ist selbst das üppigste Dekolleté machtlos –, von meinem besten Freund auch, und eigentlich so ziemlich von allen Männern in meinem weiteren Bekanntenkreis. Einmal habe ich einen verkaterten Sonntag in eines Freundes Wohnzimmer damit zugebracht, insgesamt fünf (!) verschiedene (?) Trecker-VHS zu schauen – die 240er Länge! Aufgenommen wurden sie in der Erntezeit in Schleswig-Holstein, und zu sehen ist … lange Zeit nichts. Dann ein Mähdrescher, der von links nach rechts durchs Bild fährt. Dann wieder … nichts. Dann wieder ein Mähdrescher, der von rechts nach links durchs Bild fährt. Und so weiter. Das Erstaunliche daran ist nicht nur, dass diese Videos jemand aufgenommen haben muss; sondern auch, dass die Kassetten bereits mehrere Umzüge von Studentenbude zu Studentenbude unbeschadet überstanden haben und nach wie vor mit Begeisterung angeschaut werden. Es ist ja so einfach, Männern eine Freude zu machen! Beim Weihnachts-Wichteln würfeln sich die Jungs jedes Jahr einen Wolf, um den kleinen Spielzeugtraktor mit nach Hause nehmen zu dürfen. Mit SIKU habe ich schon Tränen getrocknet und LEGO Technik verhalf mir gar zu einer Liebeserklärung. Ich wurde auch schon mit der Aufzählung eines Fuhrparks ange„baggert“: Zwei Trecker von Claas, ein Weidemann-Radlader für den Alltag und der Mähdrescher von John Deere … Von wegen „Liebe vergeht, Hektar besteht“! Die einzig wahre intime Beziehung führen Männer nicht mit der heißen Blonden, sondern dem starken Grünen. Oder Roten, je nach Vorliebe. Da ist man(n) eigen. Natürlich durfte ich auch schon selbst Treckerfahren. Und habe viel gelernt. Als Beifahrer gibt es zwei verschiedene Typen: Die einen, die krampfhafter versuchen, ihre Nervosität zu verbergen, als wenn man mit dem nagelneuen Mercedes SL vom Hof düsen würde. Und die anderen, die ein selbstgefälliges Grinsen auflegen und genau wissen: In diesem einen Moment kann ihnen keiner das Wasser reichen. Nicht Brad Pitt, und nicht George Clooney. Es sei denn, sie kämen in einem größeren Trecker um die Ecke. Aber das ist unwahrscheinlich. HERAUSGEBER: Gesellschaft für innovatives Marketing (GIM) UG (haftungsbeschränkt) Grünegräser Weg 22, 49565 Bramsche Tel. 0 54 61 - 908 67 15 HRB 209396 Amtsgericht Osnabrück GESCHÄFTSFÜHRERIN: Barbara Rottwinkel-Kröber Tel. 0 54 61 - 908 67 15 Fax 0 54 61 - 908 47 60 Wie gesagt, das Trecker-Phänomen beginnt schon im Kindesalter. Niemals würde hier Kriechgang mit Krabbeln verwechselt! Wenn meins oder das Patenkind meines Freundes zu Besuch kommen (sind beides Jungs, also genetisch egal), müssen wir immer zuerst Trecker gucken. Dann Treckerfahren. Und dann mit Treckern spielen. Und ich durchschaue nie, wer dabei eigentlich mehr Spaß hat: die Söhne oder die Väter. Mein Neffe hat am Wochenende auf allen Treckern gesessen, die in der näheren Umgebung aufzutreiben waren. Er strahlte dabei übers ganze Gesicht. Und kann das Wort Fronthubwerk schon jetzt besser aussprechen als seine Tante nach zwei Gläsern Berentzen. info@schlossallee.com www.schlossallee.com Verantwortlich für den redaktionellen Inhalt: Barbara Rottwinkel-Kröber REDAKTION: Melanie Thiel de Gafenco, Barbara Rottwinkel-Kröber, Svenja Dierker ANZEIGENVERKAUF: Stefanie Wollbrink, Anja Behnke Für mich steht spätestens jetzt fest: Die Leidenschaft für landwirtschaftliche Nutzgeräte ist genauso in den Genen verankert wie die perfekte Handhabung der Grillzange oder die diebische Freude daran, heimlich im Stehen zu pinkeln. Ich akzeptiere das. Es hat ja schließlich auch für mich etwas Gutes: Beim nächsten Dinner auf dem Land kann ich getrost einen Rollkragenpulli anziehen! SVENJA DIERKER hat nichts gegen den Alltag. Im Gegenteil: Oft liefert er doch die schönsten Geschichten. Und sie schreibt sie auf. Regelmäßig auf textprojekt.com und in jeder Ausgabe der Schlossallee! Impressum GRAFISCHE GESTALTUNG: Katrin Gloggengießer, Michael Albers FOTOS: Titelbild Holger Bulk WEITERE FOTOS: Wilfried Borchert fotolia ERSCHEINUNGSWEISE: 8 x jährlich
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