Die Arabische Welt im Rautenstrauch-Joest-Musem
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IFFF Dortmund | Köln 2012 4<br />
Girls‘ Focus<br />
Heute beginnt der Workshop für Nachwuchs-Regisseurinnen<br />
Drehen Filme seit sie elf Jahre alt waren: die Schwestern Martina und Monika Plura.<br />
Ihr aktueller Film „A que no te atreves“ spielt auf Kuba (nicht <strong>im</strong> Bild).<br />
Wie viele bekannte Regisseurinnen kommen aus Deutschland? Da<br />
gibt es Doris Dörrie, Caroline Link… Und dann hört gemeinhin die<br />
Liste der erfolgreichen Filmemacherinnen auch schon auf.<br />
Martina und Monika Plura wollen<br />
das ändern. In einem dreitägigen<br />
Workshop bieten die<br />
beiden Regisseurinnen jungen<br />
Frauen die Möglichkeit, praktisches<br />
Handwerkszeug für den<br />
kreativen Part hinter der Kamera<br />
zu lernen. Mit elf Jahren haben<br />
Monika und Martina Plura ihren<br />
ersten Film gedreht. Damals<br />
nahmen die Zwillingsschwestern<br />
selbst an einem Film-Workshop<br />
teil. Anfangs interessierten<br />
sie sich eher für den Beruf der<br />
Schauspielerin. „Wir haben dann<br />
aber schnell gemerkt, dass es viel<br />
mehr Spaß macht, die Fäden<br />
hinter der Kamera zusammenzuhalten“,<br />
erzählt Martina. Von<br />
da an produzierten sie Filme am<br />
laufenden Band. Bis zum Ende<br />
ihrer Schulzeit entstanden mehr<br />
als 60 Filmprojekte. Mittlerweile<br />
studieren beide Schwestern an<br />
Filmhochschulen und arbeiten<br />
nebenbei an nationalen und internationalen<br />
Filmprojekten.<br />
„Wir wurden oft von anderen<br />
Regisseuren unterstützt und in<br />
unserer Arbeit bestärkt. Es ist<br />
wichtig auch mal ein professionelles<br />
Feedback zu bekommen<br />
und nicht <strong>im</strong>mer nur von Mama<br />
und Papa zu hören, dass deine<br />
Filme toll sind.“<br />
<strong>Die</strong>se Erfahrung wollen Moni-<br />
ka und Martina Plura an junge<br />
Filmemacherinnen weitergeben.<br />
In dem Workshop „Frauen führen<br />
Regie“ können Mädchen ab<br />
16 Jahren ihre eigenen Filme in<br />
kleiner Runde vorstellen und besprechen.<br />
Außerdem lernen sie,<br />
wie sich die Hauptaufgabe eines<br />
Regisseurs am besten umsetzen<br />
lässt: Das Inszenieren der Schauspieler.<br />
“Als Regisseur hat man<br />
kein Werkzeug, man arbeitet mit<br />
Menschen. Und das lässt sich sowohl<br />
theoretisch als auch praktisch<br />
lernen”, sagt Martina Plura.<br />
Obwohl es viele junge Frauen<br />
gibt, die sich für den Beruf der<br />
Regisseurin interessieren, ist die<br />
Branche nach wie vor von Männern<br />
dominiert. Weniger als 20<br />
Prozent aller Regisseure sind<br />
weiblich. „Wir wollen das Interesse<br />
der Mädchen für den Beruf<br />
fördern, um mehr Frauen in die<br />
Branche zu holen, die sich während<br />
des Festivals in Köln trifft”,<br />
sagt Eva-Maria Marx vom Festivalteam.<br />
Der Workshop dient<br />
den Teilnehmerinnen also zur<br />
Berufsorientierung, aber auch<br />
als Kontaktbörse. Und vielleicht<br />
ist er ja für die eine oder andere<br />
junge Filmemacherin genauso ein<br />
Sprungbrett, wie damals für Monika<br />
und Martina Plura.<br />
Merle Sievers<br />
Voll psycho?<br />
Suicide Room sorgte für Diskussionen <strong>im</strong> Schulfilmprogramm<br />
Der polnische Spielfilm „Suicide<br />
Room“ <strong>im</strong> Schulfilmprogramm<br />
zeigt das Abdriften<br />
eines 18-Jährigen in die virtuelle<br />
<strong>Welt</strong> eines Chatrooms für<br />
Selbstmörder. In eindringlichen<br />
Bildern wird gezeigt, wie Dominik<br />
<strong>im</strong>mer tiefer in den Sog der<br />
Cyberwelt gerät. <strong>Die</strong> Schülerinnen<br />
und Schüler <strong>im</strong> Filmforum<br />
finden den Film „zu psycho<br />
und unrealistisch“. Doch genau<br />
da liegt das Problem, auf das<br />
der Film aufmerksam machen<br />
will.<br />
Das Internet ist Segen und Fluch<br />
zugleich. <strong>Die</strong>se Erfahrung macht<br />
Abiturient Dominik, ein typischer<br />
Jugendlicher auf der Suche<br />
nach dem eigenen Weg <strong>im</strong><br />
Leben. Als er wegen eines peinlichen<br />
Vorfalls von seinen Mitschülern<br />
<strong>im</strong> Internet gemobbt<br />
wird, gerät sein Leben aus den<br />
Fugen.<br />
Zuflucht findet er in einem<br />
Chatroom für Selbstmörder, in<br />
dessen unkontrollierbare <strong>Welt</strong> er<br />
<strong>im</strong>mer tiefer abgleitet: Über Tage<br />
und Wochen schließt er sich in<br />
seinem Z<strong>im</strong>mer ein und kommuniziert<br />
nur noch mit den Mitgliedern<br />
des Chatrooms. Seine Eltern<br />
versuchen vergeblich, die Situation<br />
mit hoch bezahlten Psychiatern<br />
zu lösen. Hautnah erlebt<br />
man, wie Dominik Psychosen<br />
entwickelt und sich schrittweise<br />
selbst zerstört.<br />
<strong>Die</strong> Schülerinnen und Schüler<br />
der 11. Klasse eines Deutzer<br />
Gymnasiums sind beeindruckt.<br />
Sie bezeichnen den Film als „psycho“,<br />
„krank“ und „krass“. <strong>Die</strong><br />
16-jährige Yasemin glaubt allerdings<br />
nicht, dass so etwas wirklich<br />
passieren kann: „Ich finde<br />
den Film überzogen. <strong>Die</strong> Psychotrips<br />
waren ein bisschen unrealistisch.“<br />
Aber was ist realistisch? Auf die<br />
Frage, wie viele von ihnen bei Facebook<br />
sind, heben fast alle Schüler<br />
die Hand. „Wir sind zwar alle<br />
<strong>im</strong> Internet, aber direktes Mobbing<br />
<strong>im</strong> Netz kennen wir eigentlich<br />
nicht“, sagt die 17-jährige<br />
Adriana.<br />
Denn Mobbing fängt oft in der<br />
Schule an und verlagert sich<br />
dann ins Internet – wie bei Dominik.<br />
Doch in dem Moment, in<br />
dem es für das Opfer gefährlich<br />
wird, kriegen die Mitschüler gar<br />
nichts mehr mit. Der Gemobbte<br />
kommt nicht mehr zur Schule<br />
und bricht soziale Kontakte ab.<br />
„Es ist wichtig, bei den Schülern<br />
ein Bewusstsein für die Folgen<br />
von Mobbing zu schaffen“, sagt<br />
die Deutschlehrerin Jacqueline<br />
Anthes. Das Internet ist Segen,<br />
aber eben auch Fluch – und damit<br />
müssen besonders Jugendliche<br />
lernen umzugehen. Filme<br />
wie „Suicide Room“ bieten dazu<br />
einen Zugang. Merle Sievers<br />
Krass, psycho, überzogen? Der Film über Cybermobbing sorgte für viele Diskussionen<br />
<strong>im</strong> Schulfilmprogramm. Aycha Riffi leitete das Filmgespräch <strong>im</strong> Filmforum.<br />
Foto: Charlotte Krauß