Wandern - Alpin.de
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Willkommen in Garmisch-Partenkirchen<br />
Über <strong>de</strong>m Wolkenmeer die Wettersteinpara<strong>de</strong> – die Kuppe <strong>de</strong>s Wank lugt gera<strong>de</strong> noch drüber.<br />
Liebe Bergfreun<strong>de</strong>!<br />
Die erste Sportveranstaltung,<br />
die ich im Fernsehen sah, war<br />
das Endspiel <strong>de</strong>r Fußball-WM<br />
1958. Brasilien – Schwe<strong>de</strong>n 5:2. Die<br />
zweite war das Neujahrsspringen am<br />
1.1.59 in Garmisch-Partenkirchen.<br />
Vor <strong>de</strong>m Springen, in <strong>de</strong>r Pause und<br />
am Schluss war das Panorama Garmisch-Partenkirchens<br />
zu sehen: die<br />
Waxensteine, <strong>de</strong>r Wank, <strong>de</strong>r Kramer,<br />
<strong>de</strong>r Daniel, die Alpspitze und <strong>de</strong>r verschneite<br />
Jubiläumsgrat. Meine erste<br />
Bekanntschaft mit <strong>de</strong>m Wetterstein.<br />
Die hat sich nachhaltigst in mein<br />
kindliches Unterbewusstsein eingegraben.<br />
Mit meiner ersten Klettertour,<br />
<strong>de</strong>m Gimpel-Westgrat, begann<br />
die Zeit <strong>de</strong>r Ausflüge in die Tannheimer<br />
Berge. Neugierig gewor<strong>de</strong>n<br />
durch die Geschichten von Franz<br />
Fischer, <strong>de</strong>r 1966 als Hüttenwirt die<br />
Tannheimer Hütte übernahm, schaute<br />
ich oft gen Osten zum Zugspitzstock,<br />
zum Wetterstein. Ich spürte es.<br />
Der Wetterstein rief mich! Es sollte<br />
aber noch fünf Jahre dauern, bis ich im<br />
Mai 1971 ins Oberreintal aufsteigen<br />
wür<strong>de</strong>. Ein kleiner Paukenschlag war<br />
es damals schon, als Neuer <strong>de</strong>r Jungmannschaft<br />
Garmisch-Partenkirchen,<br />
die 8. Begehung <strong>de</strong>r Er<strong>de</strong>nkäufer/Sigl-<br />
Route am Dom und einige Wochen<br />
später die 9. Begehung <strong>de</strong>r Schwarzen<br />
Wand im Höllental zu machen – mit<br />
schweren Schuhen, wohlgemerkt.<br />
1973 verlegte ich Wohnsitz und<br />
Arbeit an <strong>de</strong>n Fuß <strong>de</strong>r Zugspitze.<br />
Begehungen <strong>de</strong>r Wetterkante an <strong>de</strong>r<br />
Zugspitze, <strong>de</strong>r Spitzenstätter im Schüsselkar,<br />
<strong>de</strong>r Gonda im Oberreintal und<br />
<strong>de</strong>r Schober am Riffeltorkopf folgten,<br />
ehe mich ein gütiges Schicksal Hüttenwirt<br />
im Oberreintal wer<strong>de</strong>n ließ.<br />
Fortan bewegte ich mich zwischen<br />
Herd und <strong>de</strong>n Gipfeln <strong>de</strong>s Oberreintals.<br />
Oft war ich in <strong>de</strong>n leichten<br />
Routen, aber auch in fast allen klassischen<br />
Wegen zu fin<strong>de</strong>n.<br />
Am En<strong>de</strong> dieser Zeit <strong>de</strong>s Aufbruchs<br />
zu neuen Zielen, <strong>de</strong>m Einzug <strong>de</strong>s<br />
Charly Wehrle<br />
Hüttenwirt<br />
Reintalangerhütte<br />
Durch Garmischer<br />
Kletterer lernte er in<br />
<strong>de</strong>n 70er Jahren das<br />
Oberreintal kennen.<br />
Eng mit <strong>de</strong>n Bergen verbun<strong>de</strong>n ist<br />
sein Leben und seine Arbeit als<br />
Hüttenwirt, Fotograf, Maler und<br />
Buchautor. 1976 bei <strong>de</strong>r Expedition<br />
zum Nanga Parbat mit Wanda<br />
Rutkiewicz dabei. Verwan<strong>de</strong>lt die<br />
Hütte oft in eine „Kulturfabrik.“<br />
Sportkletterzeitalters ins Oberreintal,<br />
<strong>de</strong>r unbeschwertesten Zeit meines<br />
Lebens, ließ ich eine Dankesmesse<br />
zelebrieren. Dabei hatte ich bei meinem<br />
Abschied noch keinen blassen<br />
Dunst, dass min<strong>de</strong>stens noch weitere<br />
20 Jahre Hüttenwirtszeit, Weltenbummlerdasein<br />
und Kulturschaffen<br />
nur ein Stockwerk tiefer im Reintal<br />
auf mich warteten.<br />
Heute, 26 Jahre nach Beginn meiner<br />
Oberreintalzeit, ist es ein schönes<br />
Gefühl, auch am Reintalanger immer<br />
noch Besuch von zahlreichen Kletterern<br />
<strong>de</strong>r damaligen Ära zu bekommen.<br />
Es tut gut zu wissen, dass wir im<br />
Wetterstein nicht nur vielen Kletterern,<br />
Bergsteigern, Wan<strong>de</strong>rern und<br />
Mountainbikern für viele Stun<strong>de</strong>n<br />
und Tage eine Heimat geben, son<strong>de</strong>rn<br />
dass wir in diesem Zeitabschnitt<br />
die Geschichte in <strong>de</strong>n hiesigen Bergen<br />
auch kulturell mitprägen.<br />
Wir sehen uns!<br />
Charly Wehrle<br />
9/2005<br />
EXTRA<br />
3<br />
FOTOS: EHN