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Bakterielle Vaginose in Gynäkologie und Geburtshilfe AWMF online

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Infektionen.<br />

Mit der seit 1978 empfohlenen Standardtherapie mit Metronidazol wird er nicht beseitigt, obwohl kl<strong>in</strong>ischer<br />

E<strong>in</strong>druck, pH-Wert <strong>und</strong> Nativpräparat e<strong>in</strong>e Heilung suggerieren (siehe 7 Empfehlungen zum therapeutischen<br />

Vorgehen) (42).<br />

4. <strong>Bakterielle</strong> <strong>Vag<strong>in</strong>ose</strong> <strong>und</strong> <strong>Gynäkologie</strong><br />

Die Zunahme von potentiell pathogenen Mikroorganismen <strong>in</strong> der Scheide erhöht das Risiko von aszendierenden<br />

Infektionen <strong>und</strong> daraus resultierenden Komplikationen.<br />

Die BV bed<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong> erhöhtes Risiko für e<strong>in</strong>e aszendierende Infektion über die Zervix h<strong>in</strong> zum Endometrium<br />

(Endometritis) bis zu den Adnexen (Salp<strong>in</strong>gitis, Tuboovarialabszess) (12, 22). Dieses Risiko sche<strong>in</strong>t nochmals<br />

zuzunehmen, wenn sich gleichzeitig e<strong>in</strong>e Intrauter<strong>in</strong>spirale <strong>in</strong> situ bef<strong>in</strong>det (7, 8). Als Folge der durch die BV<br />

verursachte Endometritis kann es zu Blutungsanomalien kommen (26). Auch für Harnweg<strong>in</strong>fektionen besteht<br />

e<strong>in</strong>e Disposition (20, 23). Die <strong>in</strong>fektiöse Morbidität nach Hysterektomie ist ebenfalls erhöht (9, 16, 45). Es gibt<br />

H<strong>in</strong>weise, dass die BV e<strong>in</strong>en Risikofaktor für e<strong>in</strong>e aszendierende Infektion nach Schwangerschaftsabbruch <strong>und</strong><br />

e<strong>in</strong>en Risikofaktor für spontane Aborte darstellt (17, 22).<br />

5. <strong>Bakterielle</strong> <strong>Vag<strong>in</strong>ose</strong> <strong>und</strong> <strong>Geburtshilfe</strong><br />

Die BV <strong>in</strong> der Schwangerschaft erhöht über e<strong>in</strong>e aszendierende Infektion das Risiko für e<strong>in</strong>en vorzeitigen<br />

Blasensprung, e<strong>in</strong>e vorzeitige Wehentätigkeit <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Frühgeburt. Außerdem tritt häufiger e<strong>in</strong> Fieber unter <strong>und</strong><br />

nach der Entb<strong>in</strong>dung (Endometritis post partum <strong>und</strong> W<strong>und</strong><strong>in</strong>fektionen) auf. Dies korreliert mit dem<br />

histologischen Nachweis e<strong>in</strong>er Chorioamnionitis sowie positiven mikrobiologi-schen Eihaut- <strong>und</strong><br />

Plazentakulturen. Besonders gefährdet s<strong>in</strong>d Frauen nach Sectio caesarea (9, 14, 15, 27, 31, 33, 37, 38, 44, 45).<br />

Inzwischen liegen zahlreiche Behandlungsstudien der BV während der Schwangerschaft vor (21, 28, 35). Zur<br />

Anwendung kamen entweder Metronidazol systemisch oder Cl<strong>in</strong>damyc<strong>in</strong>-Vag<strong>in</strong>alcreme. E<strong>in</strong>ige Studien<br />

sprechen dafür, dass <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> so genannten Hochrisikogruppen (Z. n. Frühgeburt) die systemische<br />

antibiotische Behandlung der BV <strong>in</strong> der Schwangerschaft zu e<strong>in</strong>er Reduzierung der Frühgeburtenrate beiträgt.<br />

Die lokale <strong>in</strong>travag<strong>in</strong>ale Behandlung sche<strong>in</strong>t für die Reduzierung der Frühgeburtlichkeit <strong>in</strong> Hochrisikogruppen<br />

nicht geeignet. Das Screen<strong>in</strong>g auf BV <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e nachfolgende Behandlung (oral oder <strong>in</strong>travag<strong>in</strong>al) bei<br />

Schwangeren auch ohne Frühgeburtenanamnese ersche<strong>in</strong>t nach eigenen Untersuchungen <strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen (3)<br />

effizient <strong>und</strong> wird durch die Metaanalyse von Varma et al. (43) getragen.<br />

Die <strong>in</strong> der Erfurter <strong>und</strong> Thür<strong>in</strong>ger Frühgeburtenvermeidungsaktion erprobte Strategie der vag<strong>in</strong>alen pH-<br />

Selbstmessung ermöglicht <strong>in</strong> Folge der aktiven Beteiligung der Schwangeren die frühestmögliche Erkennung<br />

von pH-Wert-Abweichungen, so dass e<strong>in</strong> beträchtlicher Teil der für Spätabort <strong>und</strong> Frühgeburt relevanten<br />

Risikofaktoren b<strong>in</strong>nen kurzer Frist mit e<strong>in</strong>er adäquaten Therapie beantwortet werden kann. Die statistisch<br />

gesicherten Daten bestätigen die positive Auswirkung, die e<strong>in</strong>en gewissen Durchbruch <strong>in</strong> Bezug auf die<br />

Verfügbarkeit e<strong>in</strong>er universell praktikablen <strong>und</strong> konkret breit anwendbaren Frühgeburtenvermeidung darstellt.<br />

Die Prävention von Frühgeburten über Screen<strong>in</strong>g, Erkennung <strong>und</strong> Behandlung von genitalen Infektionen,<br />

<strong>in</strong>sbesondere der BV, ist zweifelsfrei e<strong>in</strong>e Maßnahme der Optimierung <strong>und</strong> Rationalisierung im<br />

Ges<strong>und</strong>heitswesen. Die von unterschiedlicher Sei-te angestellten Kosten-Nutzen-Analysen haben e<strong>in</strong> klares<br />

E<strong>in</strong>sparungspotential ergeben. E<strong>in</strong> Durchbruch ist auch <strong>in</strong> der hohen Praktikabilität sowie der guten Akzeptanz<br />

der pH-Selbstmessung durch die Schwangeren zu sehen (18, 19).<br />

6. Empfehlungen zum diagnostischen Vorgehen<br />

<strong>AWMF</strong> onl<strong>in</strong>e - Leitl<strong>in</strong>ien <strong>Gynäkologie</strong> <strong>und</strong> <strong>Geburtshilfe</strong> 2/<br />

Empf<br />

Bei allen Frauen sollte vor E<strong>in</strong>lage e<strong>in</strong>er Intrauter<strong>in</strong>spirale <strong>und</strong> vor <strong>in</strong>trauter<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>griffen e<strong>in</strong>e BV anhand der<br />

oben genannten Kriterien ausgeschlossen werden. Gegebenenfalls ist entweder vor dem E<strong>in</strong>griff e<strong>in</strong>e<br />

antibiotische Behandlung zu veranlassen oder von e<strong>in</strong>er perioperativen Antibiotikaprophylaxe großzügig<br />

Gebrauch zu machen. Bei Patient<strong>in</strong>nen mit Blutungsanomalien <strong>und</strong> rezidivierenden Harnweg<strong>in</strong>fektionen ist an<br />

e<strong>in</strong>e BV als mögliche Disposition zu denken.<br />

Vor e<strong>in</strong>er geplanten Gravidität oder möglichst früh während der Schwangerschaft ersche<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>e pH-Messung<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong> Nativpräparat des Fluor vag<strong>in</strong>alis im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es Screen<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>nvoll. Mit Hilfe dieser diagnostischen<br />

Maßnahmen gel<strong>in</strong>gt es ohne großen zeitlichen Aufwand, mit hoher Sicherheit genitale Infektionen<br />

auszuschließen. Dies gilt <strong>in</strong>sbesondere für Frauen, die e<strong>in</strong>e Frühgeburt <strong>in</strong> ihrer Anamnese haben. Wird die<br />

Diagnose BV gestellt, ist die antibiotische Behandlung <strong>in</strong>diziert. Schwangere mit e<strong>in</strong>er Frühgeburtenanamnese<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er BV sollten e<strong>in</strong>e sys-temische antibiotische Behandlung erhalten. Auch vor e<strong>in</strong>er Abruptio sollte das<br />

Nativpräparat beurteilt werden, um gegebenenfalls e<strong>in</strong>e perioperative Antibiotikaprophylaxe durchzuführen.<br />

PDF erzeugt: 10.01.2011

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