110 jahre genossenschaft: wie wir wurden, was wir sind!
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BEGLEITEN SIE UNS AUF EINE ZEITREISE ZU<br />
DEN WURZELN UND DEN ZUKUNFTSVISIONEN EN<br />
IHRER GENOSSENSCHAFT!<br />
Vor ein paar Wochen haben <strong>wir</strong>, liebe Mitglieder, gemeinsam unser <strong>110</strong>. Jubiläum<br />
gefeiert. Die Stimmung und die freudestrahlenden Gesichter spiegelten auch<br />
die Begeisterung über jene Zahl <strong>wie</strong>der: <strong>110</strong> Jahre, weitaus länger als fast jedes<br />
Menschenleben! Heute möchten <strong>wir</strong> Sie einladen, mit uns gemeinsam in dieses<br />
„Leben“ unserer Genossenschaft hinab zu tauchen. Gehen Sie auf Entdeckungstour<br />
und finden Sie heraus, <strong>wie</strong> <strong>wir</strong> <strong>wurden</strong>, <strong>was</strong> <strong>wir</strong> <strong>sind</strong>.<br />
Um einen Eindruck zu bekommen, <strong>wie</strong> die<br />
Wohnsituation in Wanne-Eickel vor <strong>110</strong><br />
Jahren aussah, würden <strong>wir</strong> uns natürlich<br />
gern einen entsprechenden Fernsehbeitrag<br />
ansehen. Doch Film, Fernsehen, Kameras<br />
und all die Segnungen der „bewegten Bilder“<br />
waren damals noch Zukunftsmusik.<br />
Um 1900 gab es hierzulande kaum elektrisches<br />
Licht, von Kühlschränken, Waschmaschinen,<br />
Elektroherden, Telefonen usw.<br />
ganz zu schweigen.<br />
Die Bürgerinnen und Bürger Wanne-Eickels<br />
lebten größtenteils in Armut, arbeiteten<br />
hart im Kohleabbau, der damals ebenfalls<br />
weitestgehend ohne Elektrizität mit reiner<br />
Muskel- und Pferdekraft betrieben wurde.<br />
Winzige Gärten und kleine Ställe zur Nutztierhaltung<br />
gehörten in den Arbeitersiedlungen<br />
zum Broterwerb und sicherten oft<br />
das blanke Überleben. Auch heute noch<br />
können anhand der Grundrisse die ehemaligen<br />
Ställe in den Hinterhöfen mancher<br />
unserer Genossenschaftsgebäude erkannt<br />
werden.<br />
Das soziale Netz war bei weitem noch<br />
nicht so ausgebaut <strong>wie</strong> in unseren Tagen,<br />
und auch von Mieterschutz hatte noch nie<br />
jemand et<strong>was</strong> gehört. Entsprechend große<br />
Angst herrschte vor, von seinem Vermieter<br />
einfach und ohne Grund auf die Straße<br />
gesetzt zu werden. Horrender Mietwucher<br />
war durchaus keine Seltenheit und zwang<br />
vor allem kinderreiche Familien dazu, unter<br />
erbärmlichsten Bedingungen zu hausen.<br />
04 unter uns AUSGABE 02 | 2011<br />
Vor diesem Hintergrund rief der Bremser<br />
Herr Hentrup im Juni 1901 seine Arbeitskollegen<br />
bei der Eisenbahn dazu auf,<br />
eine „Zusammenkunft zwecks Gründung<br />
eines Spar- und Bauvereins“ einzuberufen.<br />
Schon damals gehörte der Güterbahnverkehr<br />
in Wanne-Eickel zu den bedeutendsten<br />
im ganzen Kaiserreich. Die insgesamt<br />
hundert Eisenbahner waren entsprechend<br />
gut organisiert und besaßen durchaus eine<br />
gewisse Macht. Unterstützung erhielten<br />
sie auch von ihrem Arbeitgeber, der Königlichen<br />
Eisenbahn-Direktion Essen, die ein<br />
nachvollziehbares Interesse daran hatte,<br />
dass ihre Mitarbeiter in einigermaßen gesicherten<br />
Verhältnissen wohnen konnten.<br />
Am 11. August 1901 war es dann<br />
soweit: In der Gaststätte Schulte-Berge<br />
kamen die Gründerväter zusammen<br />
und riefen den „Spar- und Bauverein<br />
Wanne“ ins Leben, aus dem viele Jahre<br />
später 1942 die Gemeinnützige Wohnstätten<strong>genossenschaft</strong><br />
Wanne-Eickel<br />
eGmbH werden sollte. Ihre Grundidee<br />
hieß damals <strong>wie</strong> heute: Wir wollen<br />
gesunden, bezahlbaren und verlässlichen<br />
Wohnraum für unsere Mitglieder<br />
schaffen. Vor allem angesichts der<br />
hemmungslosen Geldgier, mit der die<br />
Wohnungsnot der rasant wachsenden<br />
Bevölkerung im Ruhrgebiet ausgenutzt<br />
wurde, entstand somit unser bis heute<br />
gültiges Verständnis von einem Zuhause,<br />
das nicht der Rendite, sondern der Wohnzufriedenheit<br />
geschuldet ist.<br />
Ein gutes Jahr später, am 1. Oktober 1902,<br />
waren dann die ersten Gebäude in der<br />
Hammerschmidtstraße bezugsfertig. Da<br />
jedoch auch mit umfangreichen Sanierungen<br />
der heutige Wohnstandard in den<br />
Gebäuden nicht erreicht werden kann, werden<br />
sie nun teilweise modernen Neubauten