06.12.2012 Aufrufe

110 jahre genossenschaft: wie wir wurden, was wir sind!

110 jahre genossenschaft: wie wir wurden, was wir sind!

110 jahre genossenschaft: wie wir wurden, was wir sind!

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Platz machen, die hoffentlich auch hundert<br />

Jahre überdauern werden.<br />

Die damalige „Erstausstattung“ der Wohnungen<br />

würde heute vermutlich bei jedem<br />

Nutzer nur entsetztes Kopfschütteln hervorrufen.<br />

Für damalige Verhältnisse galt sie<br />

allerdings als „hochmodern“. Es gab – vor<br />

allem in den Neubauten der Folge<strong>jahre</strong> –<br />

teilweise eigene Waschküchen, Baderäume,<br />

Stahlbetondecken und sogar elektrisch beleuchtete<br />

Treppenhäuser. Ein absolutes<br />

Novum für die damalige Zeit waren auch<br />

die 5-Zimmer-Wohnungen für kinderreiche<br />

Familien. Man kann sich vorstellen, dass<br />

solch Luxus schnell viele Begehrlichkeiten<br />

weckte. Und auch wenn die Genossenschaftswohnungen<br />

zunächst auf Bedienstete<br />

der Eisenbahn beschränkt waren, so<br />

gab es doch sehr viel mehr hoffnungsvolle<br />

Wohnungsbewerber als tatsächliche<br />

Wohnungen. Oft entschied<br />

das Los, wer in die behagliche<br />

Sicherheit der neuen vier Wände<br />

einziehen durfte.<br />

In den folgenden Jahren ging es<br />

aufwärts. Die Genossenschaft<br />

wuchs, baute, und immer mehr<br />

Mitglieder kamen in den Genuss<br />

neuer Wohnungen. Die Elektrizität<br />

begann ihren Siegeszug durch die<br />

Industriehallen und Wohnungen,<br />

Fortschrittsglauben und Technikbegeisterung<br />

erfüllte eine ganze<br />

Generation. Mit dem Fortschritt<br />

wuchs allerdings in allen europäischen<br />

Ländern auch der Nationalstolz, der<br />

schließlich 1914 im verheerenden ersten<br />

Weltkrieg gipfelte.<br />

Doch zum Glück bleiben von den schlimmsten<br />

Ereignissen oft nur die schöneren<br />

Erinnerungen übrig. Da ist zum Beispiel die<br />

Geschichte eines unserer Mitglieder aus<br />

der Florastraße, die davon handelt, <strong>wie</strong> sie<br />

TITELTHEMA<br />

nach dem Krieg heimlich ein Schwein dick<br />

gefüttert hatte. Während der französischen<br />

Besatzung war das streng verboten, und<br />

dass man das Quieken damals nicht gehört<br />

habe, könne man sich heute eigentlich<br />

nur mit dem allgegenwärtigen Kinderlärm<br />

erklären. Es wurde also <strong>wie</strong>der gespielt<br />

auf den Straßen Wanne-Eickels. Gebaut<br />

hingegen wurde nicht, denn die sch<strong>wie</strong>rigen<br />

Nachkriegs<strong>jahre</strong> und die grassierende<br />

Inflation machten eine solide Bauplanung<br />

für insgesamt zehn Jahre unmöglich. Es gab<br />

dennoch viel zu tun, man half sich gegenseitig,<br />

und gerade diese schwere Zeit hat<br />

das Zusammengehörigkeitsgefühl unserer<br />

Genossenschaft geprägt und gestärkt.<br />

Die Ertragsrechnung der Genossenschaft<br />

für das Jahr 1923 belief sich auf stolze<br />

2.500.000.000.000 Mark, <strong>was</strong> selbst für<br />

heutige Verhältnisse eine unmögliche<br />

Summe darstellt. Die scheinbar eindrucksvolle<br />

Summe war natürlich der Inflation<br />

geschuldet und wurde mit der Währungsreform<br />

zum 01.01.1924 auf rund 780.000<br />

Gold-Mark festgelegt. Somit gab es <strong>wie</strong>der<br />

einen verlässlichen Geldwert, einen funktionierenden<br />

Markt und eine gewaltige Wohnungsnot<br />

– ideale Startbedingungen für<br />

weitere Bauprojekte. Die Genossenschaft<br />

errichtete bis Anfang der dreißiger Jahre<br />

zahlreiche Gebäude in der Schubertstraße,<br />

Auf dem Hörstchen und zwischen der<br />

Schlachthofstraße und dem Grünen Ring.<br />

Und sie stand mit ihrem Wiederaufbauprogramm<br />

nicht allein: Von 1920 bis 1927 entstanden<br />

allein in Duisburg ganze zwanzig<br />

neue Bau<strong>genossenschaft</strong>en.<br />

Die Zwanziger Jahre waren schön. Direkt an<br />

der Florastraße öffnete die „Flora Marzina“,<br />

einer der ersten „Lustgärten“ des Reviers<br />

mit romantischer Burgruine, Tiergarten,<br />

Konzertmuschel, See und Wasserfall. Vor<br />

unter uns AUSGABE 02 | 2011 05

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!