Autismus-Diagnostik Vortrag Januar 2011 ohne Fallbeispielx
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<strong>Diagnostik</strong> bei<br />
<strong>Autismus</strong>-Spektrum-Störungen<br />
(ASS):<br />
Vorstellung der klinischen<br />
Diagnosekriterien und -verfahren<br />
Dr. med. A. Naumann<br />
Chefarzt der Klinik für KJPP der PK Lüneburg<br />
P. Mroczek<br />
Dipl.-Päd./Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut<br />
(Verhaltenstherapeut)<br />
Interdisziplinäre Fachtagung für den Landkreis Harburg<br />
22.01.<strong>2011</strong><br />
Klinik für Kinder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapie
Gliederung ASS<br />
1. Leo Kanner (1896-1981)<br />
2. Hans Asperger (1906-1980)<br />
3. Das autistische Trias<br />
4. Leitlinien: <strong>Diagnostik</strong> <strong>Autismus</strong> (DGKJPP)<br />
5. Multiaxiales Klassifikationsschema (MAS)<br />
6. Tiefgreifende Entwicklungsstörungen (F84)<br />
7. <strong>Autismus</strong>-Spektrum-Störungen (ASS)<br />
8. Prävalenz/Häufigkeit ASS<br />
9. Differentialdiagnostik (DD)<br />
10. Komorbidität/Begleitstörungen<br />
11. Syndromaler und idiopathischer <strong>Autismus</strong><br />
12. Frühkindlicher <strong>Autismus</strong> (Kanner-Syndrom) (F84.0)<br />
13. Asperger-Syndrom (F84.5)<br />
14. Atypischer-<strong>Autismus</strong> (F84.1x)<br />
15. High-Functioning-Autism (HFA)/Low-Functioning-Autism (LFA)<br />
16. <strong>Diagnostik</strong> autistischer Störungen (Anamnese, psychischer Befund,<br />
Vorberichte/Vorbefunde, autismusspezifische Verfahren � FSK, SRS, MBAS,<br />
ADOS, ADI-R)<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
2
Leo Kanner Hans Asperger<br />
(Frühkindlicher <strong>Autismus</strong>/ (Asperger-Syndrom)<br />
Kanner-Syndrom)<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
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Leo Kanner (1896-1981)<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
- Kinderarzt aus dem alten Österreich, später in Baltimore (USA)<br />
arbeitend<br />
- Verfasste erste Beschreibungen von (Vorschul-) Kindern mit<br />
<strong>Autismus</strong><br />
- beeinflusst vom amerikanischen Pädiater und Psychologen Arnold<br />
Lucius Gesell (1880-1961), der in seinen Arbeiten zeigte, dass<br />
Säuglinge und Kleinkinder ein natürliches Bedürfnis nach sozialer<br />
Interaktion haben<br />
- „Autistische Störungen des affektiven Kontakts“ (1943) – Artikel in<br />
der Zeitschrift „Nervous Child“ (Beschreibung von 11 untersuchten<br />
Patienten)<br />
4
Leo Kanner II<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
Beobachtungen Kanners:<br />
Mangel an Bedürfnis nach Sozialkontakten,<br />
kommunikative Schwierigkeiten (3 Kinder waren stumm, sprechenden<br />
Kinder zeigten sprachliche Auffälligkeiten wie z. B. Echolalie oder die<br />
Umkehr der Personalpronomina),<br />
Probleme im abstrakten Denken,<br />
intensives Interesse an der unbelebten Welt,<br />
starke Reaktionen auf Geräusche,<br />
kaum/kein Spiel mit kindgerechten Objekten,<br />
kaum Reaktionen auf Menschen,<br />
empfindsam ggü. Veränderungen des Tagesablaufs und der Umgebung,<br />
besondere Inselbegabungen (z. B. bes. Gedächtnisleistungen,<br />
besonders großes Vokabular, etc.)<br />
5
Leo Kanner III<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
Kanners Begriff „<strong>Autismus</strong>“ � Schweizer Psychiater Eugen Bleuler (1857-<br />
1939)<br />
Der Begriff <strong>Autismus</strong> wurde von Eugen Bleuler (1911) eingeführt<br />
– Bleuler beschrieb damit ein Grundsymptom der Schizophrenie<br />
– <strong>Autismus</strong> charakterisierte für Bleuler den Rückzug in eine gedankliche<br />
Binnenwelt und die Vermeidung zwischenmenschlicher Kontakte<br />
Den Begriff aufnehmend beschrieben Leo Kanner (1943) und<br />
Hans Asperger das autistische Störungsbild bei Kindern<br />
– autistische Kinder ziehen sich nicht aktiv in eine Phantasiewelt zurück,<br />
sondern sind primär unfähig soziale Kontakte zu entwickeln<br />
•demnach trifft die ursprüngliche Bezeichnung von Bleuler nicht zu<br />
•dennoch wurde der Begriff beibehalten, weil er weltweit gebräuchlich ist<br />
6
Leo Kanner IV<br />
Falsche Annahmen Kanners<br />
-Keine Intelligenzminderung<br />
-<strong>Autismus</strong> nicht mit anderen organischen Erkrankungen<br />
vergesellschaftet<br />
-<strong>Autismus</strong> als Erziehungsdefizit (vorrübergehende Annahme)<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
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Hans Asperger (1906-1980)<br />
Ungefähr zur gleichen Zeit wie Leo Kanner, aber unabhängig von ihm<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
beschäftigte sich der Wiener Arzt Hans Asperger mit 4 Patienten zwischen 6 und<br />
11 Jahren. („Autistische Psychopathien im Kindesalter“ � „Archiv für Psychiatrie<br />
und Nervenheilkunde“)<br />
Wegen des 2. Weltkrieges hatten Kanner und Asperger keine Kenntnis von ihren<br />
(ähnlichen) Arbeiten.<br />
Beobachtungen Aspergers (1944)<br />
-Verarmung der Mimik und Gestik<br />
-Merkwürdiger Blickkontakt<br />
-Monotone, unmodulierte, kaum intonierte Sprechweise<br />
-Sprachauffälligkeiten (Neologismen/Wortneuschöpfungen, eigentümliche<br />
Monologe, fehlende Fähigkeit zur Konversation)<br />
-Eigentümliche Interessen und Aktivitäten<br />
-Affekt des Patienten schwach empathisch und allgemein intellektualisierend<br />
(„kleine Professoren“)<br />
-Folgen ausschließlich eigenen Impulsen, unabhängig von den Bedürfnissen<br />
anderer<br />
-Neigung zur Aggressivität, Verhalten schwer steuerbar, negativistisch und<br />
insgesamt sozial schlecht angepasst<br />
-Auffällige Motorik (bizarre, behäbige, schwerfällige Gangart,<br />
Koordinationsprobleme, mangelndes Körpergefühl)<br />
8
Hans Asperger II<br />
Differente Ansichten zwischen Kanner & Asperger<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
Im Unterschied zu Kanners Fällen beschrieb Asperger nur Jungen, die<br />
keine Verzögerung der Sprachentwicklung oder qualitative intellektuelle<br />
Auffälligkeiten zeigten.<br />
Extreme Variante eines normalen Persönlichkeitszuges.<br />
<strong>Autismus</strong> nach Asperger nicht vor dem 3. LJ diagnostisch zu erkennen.<br />
9
Trias (autistischer Störungen)<br />
Restriktives,<br />
stereotypes &<br />
repetitives Verhalten<br />
Soziale Störungen<br />
(soziale Interaktion)<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
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Jugendpsychiatrie und<br />
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Soziale<br />
Kommunikation<br />
10
Soziale Störungen (Trias I)<br />
- Gestik<br />
- Blickkontakt<br />
- Grußverhalten<br />
- Soziale Reziprozität<br />
- Emotionale und kognitive Empathie<br />
- Teilen von Freude und Aufmerksamkeit<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
- Verständnis der Gedanken, Affekten und Überzeugungen anderer<br />
(„Theory of Mind“)<br />
11
Soziale Kommunikation (Trias II)<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
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Psychotherapi e<br />
- Wortrituale<br />
- Neologismen<br />
- Pronominalumkehr<br />
- Pedantischer, idiosynkratischer Sprachgebrauch<br />
- „Mechanisches“ Sprechen<br />
- Kaum Intonation, leises, lautes oder stockendes Sprechen<br />
- Unfähigkeit, ein gleichberechtigtes, wechselseitiges Gespräch im<br />
Sinne einer Konversation zu führen (soziales Gespräch)<br />
- Kein Sinn für Ironie, Zynismus oder Sprichwörter oder andere<br />
Abstraktionen<br />
- Kein fantasievolles Spielen<br />
- Kaum Einsatz von Gestik und Mimik, wenig abgestimmt und flexibel<br />
12
Restriktives, stereotypes und repetitives Verhalten<br />
(Trias III)<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
- Wiederkehrende ungewöhnliche Bewegungen, z. B. Jaktieren<br />
(Oberkörperschaukeln)<br />
- Hand- und Fingermanierismen<br />
- Flattern, Erstarrungen und Verdrehungen<br />
- Sensorische Interessen (auffälliges Interesse am Geschmack, an<br />
Geräuschen, an Gerüchen oder an der Beschaffenheit von Oberflächen)<br />
- Autoaggressives Verhalten, selbstverletzendes Verhalten<br />
- Widerstand gegen Veränderungen von Routinen und Umgebung<br />
- Sehr intensive normale Interessen (z. B. PC, Dinosaurier, Briefmarken)<br />
-Ungewöhnliche Interessen (z. B. Fahrpläne, Kanalisationen, Schrauben)<br />
13
Kerndimensionen von <strong>Autismus</strong>-Spektrum-<br />
Störungen<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
14
ICD-10 DSM-IV-TR<br />
TE (Tiefgreifende<br />
Entwicklungsstörung)<br />
ASS (<strong>Autismus</strong>-Spektrum-Störungen)<br />
Frühkindlicher <strong>Autismus</strong> (Kanner-<br />
Syndrom) (F84.0)<br />
Asperger-Syndrom (F84.5)<br />
Atypischer <strong>Autismus</strong> (F84.1)<br />
n. n. b. TE (F84.9)<br />
sonstige TE (F84.8)<br />
Andere TE<br />
Rett-Syndrom (F84.2)<br />
Andere desintegrative Störung des<br />
Kindesalters (F84.3)<br />
Überaktive Störung mit<br />
Intelligenzminderung und<br />
Bewegungsstereotypien (F84.4)<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
TE<br />
ASS<br />
Autistische Störung (299.00)<br />
Asperger-Störung (299.80)<br />
n. n. b. TE (299.80)<br />
n. n. b. TE<br />
n. n. b. TE<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
Andere TE<br />
Rett-Störung (299.80)<br />
Desintegrative Störung im<br />
Kindesalter (299.10)<br />
Keine Entsprechung im DSM-IV<br />
15
AWMF – Leitlinie der DGKJPP (11/2006):<br />
„Tief greifende Entwicklungsstörungen (F84)“<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
Eine zuverlässige <strong>Diagnostik</strong> der autistischen Störung erfordert die<br />
gezielte, entwicklungs- und symptomorientierte Befragung der Eltern<br />
und eine strukturierte Beobachtung des Verhaltens des betroffenen<br />
Kindes oder Jugendlichen.<br />
Dazu bedarf es der Anwendung standardisierter Interview- und<br />
Beobachtungsverfahren, um die Diagnose zu sichern.<br />
Als differenzierte Untersuchungsinstrumente werden derzeit die<br />
<strong>Autismus</strong>-Diagnostische Interview-Revision (ADI-R)(I) und das<br />
<strong>Autismus</strong>-Diagnostische Beobachtungs-Instrument (ADOS)(II)<br />
eingesetzt; beide Instrumente verlangen eine intensive Schulung.<br />
Zum Screening empfehlen sich Fragebögen wie der Fragebogen über<br />
Verhalten und Soziale Kommunikation (VSK, neu: FSK) (II).<br />
16
AWMF – Leitlinie der DGKJPP (11/2006):<br />
„Tief greifende Entwicklungsstörungen (F84)“<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
���� Apparative, Labor- und Testdiagnostik (1/2)<br />
Intelligenzdiagnostik und neuropsychologische Testdiagnostik; bei<br />
fehlendem Instruktionsverständnis und fehlender<br />
Kooperationsfähigkeit kann eine Grobeinschätzung des<br />
Funktionsniveaus mit adaptiven Verhaltensskalen erfolgen (z.B.<br />
Vineland Adaptative Behavior Scales)<br />
Hörprüfung (wegen der mangelnden Reaktion auf akustische Reize oft<br />
schwer differenzierbar)<br />
Sehprüfung (wegen der Gesamtstörung Visus oft nicht sicher<br />
einschätzbar)<br />
17
AWMF – Leitlinie der DGKJPP (11/2006):<br />
„Tief greifende Entwicklungsstörungen (F84)“<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
���� Apparative, Labor- und Testdiagnostik (2/2)<br />
Neurologische Untersuchung (zur Beurteilung der motorischen<br />
Behinderung, zur Differenzialdiagnose)<br />
EEG (wegen der erhöhten zerebralen Erregungsbereitschaft)<br />
Mindestens einmal eine Untersuchung mithilfe eines bildgebenden<br />
Verfahrens (CT, MRT) zum Ausschluss einer bekannten organischen<br />
Erkrankung, z.B. einer tuberösen Hirnsklerose<br />
Chromosomale Untersuchung zur Auffindung chromosomaler<br />
Aberrationen und molekulargenetische Untersuchung zur<br />
Differenzierung von möglichen Begleiterkrankungen wie dem Fragilen-<br />
X-Syndrom.<br />
18
Multiaxiales Klassifikationsschema für psychische Störungen<br />
des Kindes- und Jugendalters (MAS)<br />
Achse 1: Klinisch-psychiatrisches Syndrom<br />
Achse 2: Umschriebene Entwicklungsstörungen<br />
Achse 3: Intelligenzniveau<br />
Achse 4: Körperliche Symptomatik<br />
Achse 5: Assoziierte aktuelle abnorme psychosoziale<br />
Umstände<br />
Achse 6: Globalbeurteilung des psychosozialen<br />
Funktionsniveaus<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
19
Achse 2<br />
Umschrieb.<br />
Entwicklungsstörungen<br />
Achse 1<br />
klinischpsychiatrisches<br />
Syndrom<br />
Achse 3<br />
Intelligenzniveau<br />
MAS<br />
Multiaxiale<br />
Klassifikation<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Achse 6<br />
psychosoziale<br />
Anpassung<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
Achse 5<br />
aktuelle<br />
abnorme<br />
psychosoziale<br />
Umstände<br />
Achse 4<br />
Körperliche<br />
Symptomatik<br />
20
Multiaxiales Klassifikationsschema für psychische<br />
Störungen des Kindes- und Jugendalters<br />
Achse I: Klinisch-psychiatrisches Syndrom<br />
�F84.X entsprechend den diagnostischen Kriterien<br />
�komorbide Störungen:<br />
• Konzentrations- und Aufmerksamkeitsdefizite (hyperkinetische<br />
Störung bei fast der Hälfte der Kinder mit <strong>Autismus</strong> im Verlauf der<br />
Erkrankung)<br />
• Ticstörungen<br />
• Auto- und Fremdaggressionen<br />
• Selbstverletzungen<br />
• Probleme der Sauberkeitsentwicklung<br />
• Ess- und Schlafprobleme<br />
Achse II: Umschriebene Entwicklungsstörungen<br />
�erhebliche Sprachdefizite unterschiedlichen Ausmaßes<br />
�Probleme der Lesefähigkeit<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
21
Multiaxiales Klassifikationsschema für psychische<br />
Störungen des Kindes- und Jugendalters<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
Achse III: Intelligenzniveau<br />
�Intellektuelle Behinderungen/Intelligenzminderungen und/oder<br />
�spezielle Probleme der sozialen Wahrnehmung bei besserer<br />
Gestaltwahrnehmung bzw. neuropsychologisch verifizierbare Defizite<br />
der Exekutivfunktionen (Probleme der Handlungsplanung,<br />
Handlungskontrolle), der zentralen Kohärenz (partialisierte<br />
Reizwahrnehmung, die den Gesamtzusammenhang zugunsten des<br />
Einzelreizes vernachlässigt) und der "Theory of Mind" (eigene und<br />
fremde Gedanken erkennen z.B. am jeweiligen Ausdrucksverhalten).<br />
Achse IV: Körperliche Symptomatik<br />
�Epileptische Anfälle/Anfallsbereitschaft<br />
�Verzögerung der motorischen Entwicklung, häufig hypotoner<br />
Muskeltonus, motorische Unbeholfenheit, "Clumsiness.<br />
22
Multiaxiales Klassifikationsschema für psychische<br />
Störungen des Kindes- und Jugendalters<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
Achse V: Assoziierte aktuelle abnorme Umstände<br />
�2.0 = psychische Störung/ abweichendes Verhalten eines Elternteils<br />
�4.0 = Elterliche Überfürsorge<br />
�4.1 = Unzureichende elterliche Steuerung/Aufsicht<br />
�5.0 = Erziehung in einer Institution<br />
�5.1 = Abweichende Elternsituation<br />
�5.2 = isolierte Familie<br />
�8.0 = Streitbeziehungen mit Mitschülern<br />
Achse VI: Globale Beurteilung des psychosozialen<br />
Funktionsniveaus<br />
�6 = Funktionsfähig in den meisten Bereichen, benötigt ständige Aufsicht<br />
und Betreuung<br />
�7 = schwere und durchgängige soziale Beeinträchtigung, braucht<br />
beträchtliche Betreuung<br />
23
ICD-10: F84<br />
Tiefgreifende Entwicklungsstörungen<br />
qualitative Abweichungen in den wechselseitigen sozialen<br />
Interaktionen und Kommunikationsmustern<br />
eingeschränktes, stereotypes, sich wiederholendes Repertoire<br />
von Interessen und Aktivitäten.<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
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ICD-10: F84<br />
Tiefgreifende Entwicklungsstörungen<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
qualitative Auffälligkeiten in allen Situationen ein grundlegendes<br />
Funktionsmerkmal des betroffenen Kindes/Jugendlichen.<br />
Auffälligkeiten bestehen seit frühester Kindheit: kognitive<br />
Beeinträchtigungen, Verhalten entspricht nicht dem Intelligenzalter des<br />
Kindes, kann mit somatischen Krankheitsbildern einhergehen<br />
Cave: Unterschiede im Umgang mit Gleichaltrigen und Jüngeren oder<br />
Älteren<br />
Cave: Kompensation durch kognitive Fähigkeiten und/oder Üben<br />
möglich<br />
25
Tiefgreifende Entwicklungsstörungen<br />
F84.0 Frühkindlicher <strong>Autismus</strong> (Kanner-Syndrom)<br />
F84.1 Atypischer <strong>Autismus</strong><br />
F84.2 Rett-Syndrom<br />
F84.3 Andere desintegrative Störung des Kindesalters<br />
F84.4 Überaktive Störung mit Intelligenzminderung und<br />
Bewegungsstereotypien<br />
F84.5 Asperger Syndrom<br />
F84.8 Sonstige tiefgreifende Entwicklungsstörungen<br />
F84.9 Tiefgreifende Entwicklungsstörung, nicht näher bezeichnet<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
26
Autistisches Spektrum<br />
- autism spectrum disorder -<br />
F84.0 Frühkindlicher <strong>Autismus</strong> (Kanner-Syndrom)<br />
F84.1 Atypischer <strong>Autismus</strong><br />
F84.5 Asperger Syndrom<br />
High functioning autism (IQ>70, gute bis sehr gute verbale<br />
Fähigkeiten)<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
27
Häufigkeit/Geschlechterverteilung<br />
Asperger-Syndrom:<br />
Jungen sind viel häufiger betroffen als Mädchen<br />
ca. 0,7% der Allgemeinbevölkerung<br />
Frühkindlicher <strong>Autismus</strong>:<br />
5-38 pro 10.000 Einw<strong>ohne</strong>r<br />
Disorders of the autism spectrum insgesamt:<br />
Ca. 0,6-1% der Allgemeinbevölkerung<br />
Kanner-Syndrom: männlich : weiblich = 3-4 : 1<br />
Asperger-Syndrom: männlich : weiblich = 10 : 1<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
28
Differentialdiagnosen<br />
Autistische Störungen müssen diagnostisch abgegrenzt werden<br />
von/zwischen:<br />
−Andere tiefgreifende Entwicklungsstörungen (z. B. kann die klinische<br />
Phänomenologie des Asperger-Syndroms und leichterer Fälle von<br />
<strong>Autismus</strong> bei Jugendlichen und Erwachsenen ähnlich sein)<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
−Intelligenzminderung (<strong>ohne</strong> <strong>Autismus</strong>): DD bei Personen mit schwerer<br />
und schwerster Intelligenzminderung (IQ
Differentialdiagnosen<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
− Kinder mit Bindungsstörungen (F94.1, F94.2) oder deprivierte Kinder<br />
(Z62.4, Z62.5): DD � im adäquatem, förderlichen Umfeld deutliche<br />
Verbesserungen und Veränderungen im Verhalten.<br />
− Schizophrenie (F20): DD � Positivsymptome wie z. B. Wahn oder<br />
Halluzinationen, Wirksamkeit antipsychotischer Medikation.<br />
− Schizoide Persönlichkeitsstörung (F60.1): DD � vor allem beim<br />
Asperger-Syndrom problematisch, allerdings anamnestisch deutliche<br />
Unterschiede, Asperger-Betroffene begrenztere alltagspraktische<br />
Fertigkeiten, höheren Leidensdruck<br />
− Mutismus (F94.0) und Angststörungen (F41, F93): DD � deutlich<br />
bessere soziale Reaktivität, angepasstere Mimik und Gestik sowie<br />
besserer Blickkontakt, auffällige Situationen selektiv<br />
− Aufmerksamkeitsstörung mit oder <strong>ohne</strong> Bewegungsunruhe<br />
(ADS/ADHS)<br />
− Depression<br />
− Ticstörungen<br />
− Hochbegabung vs. Lernbehinderung/Intelligenzminderung<br />
− Intrafamiliäre Problematiken (z. B. Krankheit, Armut)<br />
− Bullying/Mobbing<br />
30
Komorbidität<br />
(Begleitstörungen)<br />
Intelligenzminderung (25 bis 50%)<br />
Epilepsie (20%)<br />
Organische Syndrome wie z. B. Fragiles-X-Syndrom, tuberöse<br />
Hirnsklerose, Phenylketonurie, Williams-Syndrom, u. a. (10%) (siehe<br />
syndromaler <strong>Autismus</strong>)<br />
Hyperaktivität/ADHS/ADS<br />
Zwangs- und Angststörungen, Mutismus<br />
Selbstverletzendes Verhalten<br />
Ab Pubertät: Depressionen, schizophrene Psychosen<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
2/3 der Kinder mit ASS haben mind. eine weitere psychiatrische Diagnose,<br />
so z. B. ADHS, spezifische Phobien, Zwangsstörungen, oppositionelle und<br />
affektive Störungen wie z. B. depressive Störungen.<br />
31
Syndromaler und idiopathischer <strong>Autismus</strong><br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
Syndromaler <strong>Autismus</strong> bedeutet, dass autistisches Verhalten wie in der<br />
ICD-10 beschrieben durch organische Syndrome begleitet (nicht durch<br />
diese verursacht) werden.<br />
Dazu gehören z. B.:<br />
-Tuberöse Hirnsklerose<br />
-Fragiles-X-Syndrom<br />
-Phenylketonurie<br />
-Neurofibromatose<br />
-Wiliams-Beuren-Syndrom<br />
-Angelmann-Syndrom<br />
-Prader-Willi-Syndrom<br />
-Down-Syndrom<br />
-Joubert-Syndrom<br />
-Ljuan-Fryns-Syndrom<br />
-Moebius-Syndrom<br />
-Sotos-Syndrom<br />
32
Syndromaler und idiopathischer <strong>Autismus</strong> II<br />
(Ätiologie)<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
Unter idiopathischem <strong>Autismus</strong> versteht man Fälle von <strong>Autismus</strong> <strong>ohne</strong><br />
bekannte Ursache und bzw. oder konkurrierende Erklärung für die<br />
Symptomatik.<br />
Heute wird von einer biologischen Pathogenese des frühkindlichen<br />
<strong>Autismus</strong> ausgegangen. Durch eine mittlerweile große Zahl von Zwillings-,<br />
Geschwister- und Familienuntersuchungen werden besonders genetische<br />
Ursachen des idiopathischen <strong>Autismus</strong> angenommen. Auf<br />
molekulargenetischer Ebene konnte jedoch (noch) kein eindeutiger<br />
biologischer Marker identifiziert werden.<br />
Hinweise auf eine biologische Störung: hohe Verhaltenskonkordanz bei<br />
eineiigen und zweieiigen Zwillingen, Erkrankungsrisiko für Geschwister<br />
etwa 50fach erhöht, früher Beginn der Störung, hohe Komorbidität mit<br />
Intelligenzminderung, hohe Rate neurologischer Auffälligkeiten (z. B. mit<br />
Epilepsie), Assoziation mit genetischen Erkrankungen, u. a. .<br />
33
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
34
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
35
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
36
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
37
Frühkindlicher <strong>Autismus</strong>/<br />
Kanner-Syndrom<br />
(F84.0)<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
38
Frühkindlicher <strong>Autismus</strong> (Kanner-Syndrom, F84.0)<br />
Kriterium A:<br />
Vor 3 LJ Manifestation einer abnormen Entwicklung in mind. 1 Bereich:<br />
a)Rezeptive oder expressive Sprache<br />
b)Entwicklung selektiver sozialer Zuwendung & sozialer Reziprozität<br />
c)Funktionales oder symbolisches Spiel<br />
Kriterium B:<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
Insgesamt mind. 6 Symptome von 1., 2. und 3., davon mind. zwei Symptome von<br />
1. und mind. je 1 Symptom von 2. und 3.<br />
1. Auffälligkeiten der gegenseitigen sozialen Interaktion, mind. 2 Symptome<br />
a. Unfähigkeit, Blickkontakt, Mimik, Körperhaltung und Gestik zur<br />
Regulation sozialer Interaktionen zu verwenden<br />
b. Unfähigkeit, Beziehungen zu Gleichaltrigen aufzunehmen<br />
c. Mangel an sozio-emotionaler Gegenseitigkeit oder deviante<br />
Reaktionen auf die Emotionen anderer oder Mangel an Verhaltensmodulation oder<br />
labile Integration sozialen, emotionalen und kommunikativen Verhaltens<br />
d. Mangel, spontan Freude, Interessen oder Tätigkeiten mit<br />
anderen zu teilen (z. B. Mangel, anderen Menschen Dinge, die für die Betroffenen<br />
von Bedeutung sind, zu zeigen, zu bringen oder zu erklären)<br />
39
Frühkindlicher <strong>Autismus</strong> (Kanner-Syndrom, F84.0)<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
2. Auffälligkeiten in der sozialen Kommunikation<br />
a. Verspätung oder vollständige Störung der Entwicklung der<br />
gesprochenen Sprache, <strong>ohne</strong> Kompensationsversuch durch Gestik oder<br />
Mimik<br />
b. relative Unfähigkeit, einen kommunikativen, sprachlichen<br />
Kontaktaustausch mit anderen zu beginnen oder aufrechtzuerhalten (auf<br />
dem jeweiligen Sprachniveau)<br />
c. stereotype und repetitive Verwendung der Sprache oder<br />
idiosynkratischer Gebrauch von Wörtern oder Phrasen<br />
d. Mangel an verschiedenen spontanen „Als-ob-Spielen“ oder (bei<br />
jungen Betroffenen) sozialen Imitationsspielen<br />
40
Frühkindlicher <strong>Autismus</strong> (Kanner-Syndrom, F84.0)<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
3. Begrenzte, repetitive und stereotype Verhaltensmuster, Interessen<br />
und Aktivitäten in mind. 1 Bereich<br />
a. Umfassende Beschäftigung mit gewöhnlich mehreren<br />
stereotypen und begrenzten in Inhalt und Schwerpunkt abnormen<br />
Interessen; auch: ein oder mehrere Interessen ungewöhnlicher Intensität<br />
und Begrenztheit<br />
b. zwanghafte Anhänglichkeit an spezifische, nicht funktionale<br />
Handlungen oder Rituale<br />
c. stereotype und repetitive motorische Manierismen mit Hand- und<br />
Fingerschlagen oder Verbiegen, oder komplexe Bewegungen des ganzen<br />
Körpers<br />
d. vorherrschende Beschäftigung mit Teilobjekten oder nicht<br />
funktionalen Elementen des Spielmaterials (z. B. ihr Geruch, die<br />
Oberflächenbeschaffenheit oder das von ihnen hervorgebrachte Geräusch<br />
oder ihre Vibration)<br />
41
Frühkindlicher <strong>Autismus</strong> (Kanner-Syndrom, F84.0)<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
C. Klinisches Bild kann nicht einer anderen tiefgreifenden<br />
Entwicklungsstörung oder psychischen Störung zugeordnet werden:<br />
-einer spezifischen Entwicklungsstörung der rezeptiven Sprache<br />
(F80.2) mit sekundär sozio-emotionalen Problemen;<br />
-einer reaktiven Bindungsstörung (F94.1) oder Bindungsstörung<br />
mit Enthemmung (F94.2);<br />
-einer Intelligenzminderung (F70-F79) mit einer emotionalen oder<br />
Verhaltensstörung;<br />
-einer Schizophrenie (F20) mit ungewöhnlich frühem Beginn oder<br />
-einem Rett-Syndrom (F84.2).<br />
42
Frühkindlicher <strong>Autismus</strong> 0. - 7. Monat<br />
Wahrnehmung/Sozialverhalten<br />
�schreit länger, <strong>ohne</strong> dass die Eltern dies als eindeutiges Signal für<br />
einen Zustand (z.B. Hunger, Schmerz) werten können (vgl. ADHS!)<br />
�verhält sich extrem ruhig, meldet sich wenig (vgl. ADS!)<br />
�lächelt nicht, wirkt wie ein «ernstes» Kind<br />
�reagiert nicht auf die Mutter, streckt ihr nicht die Arme entgegen<br />
�wirkt zufrieden, nimmt von sich wenig oder keinen Kontakt auf<br />
Motorik<br />
�dreht sich weg, wenn eine Person das Kind hält<br />
Sprache<br />
�lallt nicht (vgl. ADS/ADHS + SEV!)<br />
�bildet keine Silben (z.B. ga ga ga)<br />
�macht vorgesprochene Laute oder Silben nicht nach (keine verbale<br />
Imitation)<br />
Ess-/Trinkverhalten<br />
�saugt oder trinkt nicht richtig<br />
�hat spezielle Ess-/Trinkvorlieben bzw. -gewohnheiten<br />
�verweigert Speisen<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
43
Frühkindlicher <strong>Autismus</strong> 10. - 12. Monat<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
Wahrnehmung<br />
�kratzt oder schabt auf Oberflächen (vgl. ADHS!)<br />
�beleckt Gegenstände (vgl. ADHS!)<br />
�verhält sich extrem ruhig, meldet sich wenig (vgl. ADS!)<br />
�reagiert nicht auf laute Geräusche, wirkt wie taub<br />
�reagiert überempfindlich oder ängstlich auf Geräusche (z.B. Staubsauger)<br />
Sozialverhalten<br />
�spielt nicht kreativ mit Spielzeug<br />
�untersucht Spielzeug nicht<br />
�schaut Personen nicht an<br />
�lehnt sich nicht mit dem Kopf an<br />
�vermeidet Blickkontakt<br />
�lächelt oder lacht nicht, wirkt wie ein «ernstes» Kind<br />
�nimmt von sich aus keinen oder wenig Kontakt zu Bezugspersonen auf<br />
�macht Verhalten von Personen nicht nach (keine motorische Imitation)<br />
44
Frühkindlicher <strong>Autismus</strong> 10. - 12. Monat<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
Motorik<br />
�schaukelt oder wiegt sich hin und her (vgl. ADHS!)<br />
�dreht sich weg, wenn eine Person das Kind hält<br />
�sitzt oder krabbelt nicht oder verspätet (vgl. ADS/ADHS + MEV!)<br />
�bildet keine Silben (z.B. ga ga ga)<br />
�macht vorgesprochene Laute oder Silben nicht nach (keine verbale<br />
Imitation)<br />
�wiederholt Wörter oder Wortreste <strong>ohne</strong> erkennbaren Sinn<br />
�spricht immer wieder gleiche Laute<br />
�benutzt Worte nicht um Personen etwas mitzuteilen<br />
�benutzt keine oder wenig sprachbegleitende oder ersetzende Mimik oder<br />
Gestik<br />
45
Frühkindlicher <strong>Autismus</strong> 21. - 24. Monat<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
Motorik<br />
�sitzt oder krabbelt nicht oder verspätet, beginnt verspätet mit dem Laufen<br />
�bewegt stereotyp bestimmte Körperteile und Gegenstände, manchmal<br />
sehr geschickt (vgl. ADHS!)<br />
�hat einen auffälligen Gang<br />
�verdreht Augen, Finger, Hände, Hals<br />
�wedelt mit den Armen, Händen, Tüchern, Bändern o.ä. (vgl. ADHS!)<br />
Sprache<br />
�spricht (immer noch) nicht (vgl. ADS/ADHS + SEV!)<br />
�hört nach Sprechbeginn allmählich wieder auf<br />
�wiederholt Wörter oder Wortreste <strong>ohne</strong> erkennbaren Sinn<br />
�produziert stereotyp immer gleiche Laute oder Töne (vgl. ADHS!)<br />
�benutzt Worte nicht um Personen etwas mitzuteilen<br />
�benutzt keine oder wenig sprachbegleitende oder ersetzende Mimik oder<br />
Gestik<br />
Ess-/Trinkverhalten<br />
�isst auffällig, stopft, schlingt, schluckt nicht, kaut nicht<br />
�nimmt nur Brei oder Flüssiges oder spezielle Speisen zu sich<br />
�schläft schlecht ein oder wacht zu früh auf, liegt stundenlang nachts wach<br />
(vgl. ADHS!)<br />
46
<strong>Autismus</strong> 4. Lebensjahr<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
Sozialverhalten<br />
�hat starre Gewohnheiten und schreit, wenn diese durchbrochen werden<br />
�reagiert ängstlich oder aggressiv, wenn gewohnte Wege, Zeitpunkte oder<br />
Reihenfolgen nicht eingehalten werden<br />
�sieht Personen nicht an, schaut an ihnen vorbei<br />
�auffälliger Blickkontakt: wenig oder sehr kurz, oder lange und starr, selten<br />
direkt, meist peripher (vgl. Ablenkbarkeit bei ADS/ADHS!)<br />
�spielt nicht mit Gleichaltrigen, Geschwistern oder Eltern<br />
�hat eher zu Erwachsenen als zu Kindern Kontakt<br />
�zeigt wenig Distanz gegenüber Fremden (vgl. ADHS!)<br />
�kann Körperkontakt nur zulassen, wenn es Dauer und Art kontrollieren<br />
kann<br />
�riecht oder tastet an fremden Personen<br />
�lächelt oder lacht wenig, wirkt wie ein «ernstes» Kind<br />
�nimmt nur zu Teilreizen einer Person Kontakt auf (berührt Haare, spielt<br />
mit Halskette usw.)<br />
�hat Schwierigkeiten oder ist unfähig, Handlungen von Personen zu<br />
imitieren<br />
�führt, wenn es etwas will, Person zum gewünschten Gegenstand<br />
47
<strong>Autismus</strong> 4. Lebensjahr<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
Motorik<br />
�bewegt stereotyp bestimmte Körperteile und Gegenstände<br />
�geht, läuft auffällig (z.B. Zehenspitzengang, hüpfend)<br />
�verdreht Augen, Finger, Hände, Hals<br />
�wedelt mit den Armen, Händen, Gegenständen<br />
�schaukelt oder wiegt sich hin und her<br />
�Armflattern und Händeklatschen als Ausdruck emotionaler Erregung<br />
�wirkt meist extrem unruhig (erhöhtes Aktivitätsniveau) (vgl. ADHS!)<br />
�wirkt meist extrem antriebsarm (verringertes Aktivitätsniveau) (vgl. ADS!)<br />
Sprache<br />
�Sprachentwicklungsverzögerung oder ungewöhnlich schnelle Sprachentwicklung<br />
�hört nach Sprechbeginn allmählich wieder auf<br />
�produziert stereotyp immer gleiche Laute oder Töne<br />
�spricht verwaschen, zu hoch, zu schnell<br />
�spricht mit spezieller Melodie, polternd<br />
�wiederholt Worte oder Sätze immer wieder (echolaliert)<br />
�lacht oft <strong>ohne</strong> erkennbaren Grund<br />
Ess-/Trinkverhalten<br />
�bevorzugt bestimmte Speisen, Getränke, lehnt andere völlig ab<br />
�isst auffällig, stopft, schlingt, schluckt nicht, kaut nicht<br />
�schläft schlecht ein oder wacht zu früh auf, liegt stundenlang nachts wach<br />
(«braucht» wenig Schlaf)<br />
48
<strong>Autismus</strong> Schulkinder<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
Sozialverhalten<br />
�hat wenig oder keinen Kontakt zu anderen Kindern in der Schule oder<br />
Nachbarschaft<br />
�nimmt unangemessen Kontakt zu anderen Kindern auf (ist aggressiv gegen<br />
Kinder oder Gegenstände, stört andere Kinder, macht deren Sachen kaputt) (vgl.<br />
ADHS!)<br />
�es fällt ihm schwer, die Gefühle anderer zu verstehen (reagiert z.B. nicht oder<br />
unsensibel auf den Kummer anderer) (vgl. ADHS!)<br />
�kann sich nicht gegen Kinder wehren (vgl. ADS!)<br />
�hat kein oder ein ungewöhnliches Verlangen nach Trost in Situationen seelischer<br />
Not<br />
�hat kein Verständnis für soziale Regeln<br />
�lacht in sozialen Situationen oft unangemessen<br />
�ist wenig sensibel für die Grenzen anderer Personen (vgl. ADHS!)<br />
�stellt häufig im Sozialkontakt stereotype Fragen<br />
�hat Schwierigkeiten oder ist unfähig, Handlungen von Personen zu imitieren, ahmt<br />
allenfalls mechanisch nach<br />
�lehnt Körperkontakt ab, wenn es ihn nicht kontrollieren kann<br />
�reagiert ängstlich oder aggressiv, wenn gewohnte Wege, Zeitpunkte oder<br />
Reihenfolgen nicht eingehalten werden<br />
�scheint wie unter Zwang auf Ordnung bedacht zu sein<br />
�kann nur schwer freie, unstrukturierte Zeit gestalten (vgl. ADHS!)<br />
�benötigt häufig die Möglichkeit, sich zurückziehen zu können<br />
�kann nicht lügen<br />
49
<strong>Autismus</strong> Schulkinder<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
Spielverhalten<br />
�nimmt nicht aktiv an Gruppenspielen teil; spielt lieber allein; benutzt<br />
andere Kinder beim Spielen als mechanische Hilfe<br />
�hat ein großes Interesse an nichtbelebten Objekten<br />
�zeigt wenig kreative und fantasievolle Aktivitäten; ist beeinträchtigt im<br />
sozial-imitierenden und «So-tun-als-ob»-Spiel; hat ein geringes Interesse<br />
an Fantasiegeschichten<br />
�spielt ungewöhnlich lange mit dem gleichen Spielzeug<br />
�ordnet immer wieder Spielgegenstände (z.B. Figuren) gleichförmig an<br />
�spiel gleichförmig z.B. mit Bindfäden oder Papierschnipseln<br />
�beschäftigt sich intensiv mit einem Spezialthema, z.B. Dinosaurier,<br />
Geschichtsdaten<br />
�sammelt seltsame Objekte (z.B. tote Insekten)<br />
�zeigt wenig Neugier auf neue Dinge<br />
�will immer wieder die gleichen Lieder und Melodien auf der Kassette<br />
hören<br />
�lässt sich nur schwer aus seiner Gedankenwelt herausreißen (vgl.<br />
ADS/ADHS!)<br />
50
<strong>Autismus</strong> Schulkinder<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
Motorik<br />
�verdreht Augen, Finger, Hände, Hals<br />
�wedelt mit den Armen, Händen oder Gegenständen (vgl. ADHS!)<br />
�Armflattern und Händeklatschen als Ausdruck emotionaler Erregung<br />
�reibt seine Hände wie beim Waschen<br />
�schaukelt oder wiegt sich hin und her (vgl. ADHS!)<br />
�wirkt meist extrem unruhig; nestelt oder manipuliert häufig an<br />
Gegenständen herum (vgl. ADHS!)<br />
�wirkt meist extrem antriebsarm, ist körperlich schnell erschöpft (vgl. ADS!)<br />
�läuft unsicher, hat ein steifes oder staksiges Gangbild<br />
�kann schlecht balancieren, hat ein unsicheres Gleichgewichtsempfinden<br />
�verhält sich bei vielen Handlungen sehr unbeholfen (braucht z.B. Hilfe<br />
beim An- und Ausziehen)<br />
51
<strong>Autismus</strong> Schulkinder<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
Sprache<br />
�Sprachentwicklungsstörung oder Gebrauch von Worten, die sonst Ältere<br />
benutzen<br />
�Ziehen, Reißen des Kommunikationspartners bei Willensäußerungen<br />
�benutzt wenig nonverbale Signale (wenig Gestik und Mimik)<br />
�kann gestische und mimische Signale anderer nur schwer verstehen<br />
�hat eine auffällige Sprachmelodie (z.B. hoch, leise, schnell, verwaschen,<br />
singend)<br />
�führt Selbstgespräche (flüsternd oder laut, auch in verschiedenen Rollen<br />
und Stimmen)<br />
�hat Schwierigkeiten, Mehrfachbedeutungen von Worten zu verstehen und<br />
Aufforderungen nachzukommen, reagiert mit mechanischen Wort- und<br />
Satzwiederholungen<br />
�hat Schwierigkeiten, Fragen zu stellen oder zu beantworten<br />
�benutzt vorwiegend Haupt- und Tätigkeitsworte (hat Schwierigkeiten bei<br />
der Benutzung von Für-, Verhältnis- und Bindeworten)<br />
�hat Schwierigkeiten, Witz, Ironie, Sarkasmus u. ä. zu verstehen<br />
52
<strong>Autismus</strong> Schulkinder<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
Ess-/Trinkverhalten<br />
�bevorzugt bestimmte Speisen, Getränke, lehnt andere völlig ab<br />
�isst auffällig, stopft, schlingt, schluckt nicht, kaut nicht<br />
�schläft schlecht ein oder wacht zu früh auf (vgl. ADHS!)<br />
�liegt stundenlang nachts wach («braucht» wenig Schlaf) (vgl. ADHS!)<br />
Spezielle Fähigkeiten (kontrastierend zu den Verhaltensdefiziten auf<br />
anderen Gebieten)<br />
�hat besondere künstlerische Fähigkeiten (Malen, Musik o.ä.) oder<br />
reproduktive<br />
�hat besondere mathematische Fähigkeiten oder sprachliche<br />
�ist besonders geschickt beim Basteln an elektrischen Geräten o.a.<br />
Objekten<br />
�hat besondere Merkfähigkeiten (behält Teile von Unterhaltungen,<br />
speichert komplette Gedichte, Tabellen, Musikpassagen, visuelle Muster,<br />
Wegbeschreibungen usw. ab)<br />
�hat ein gutes oder mangelndes räumliches Vorstellungsvermögen<br />
�zeigt große Ausdauer und geht geplant vor, um sich seine Vorlieben und<br />
Interessen zu erfüllen<br />
53
Frühkindlicher <strong>Autismus</strong>/Kanner-<strong>Autismus</strong><br />
Intelligenz<br />
� gekennzeichnet durch außerordentlich starke Variation des<br />
Intelligenzniveaus<br />
� ca. 60% sind geistig behindert<br />
� ca. 20% sind lernbehindert<br />
� bei ca. 17% liegt ein IQ im Grenzbereich vor<br />
� ca. 3% liegt ein IQ im durchschnittlichen Bereich oder<br />
überdurchschnittlichen Bereich vor („High-functioning“<br />
<strong>Autismus</strong> - diese Form führt zu Abgrenzungsschwierigkeiten<br />
mit dem Asperger- Syndrom)<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
54
Frühkindlicher <strong>Autismus</strong>/Kanner-<strong>Autismus</strong><br />
je nach erreichtem Entwicklungsniveau sowie zur optimalen<br />
Förderung wird zwischen 3 Stufen differenziert:<br />
� autistische Menschen mit hohem Entwicklungsniveau<br />
(leben zurückgezogen aber eigenständig, können sich etwas von<br />
Kontaktstörung befreien, bleiben dennoch auffällig im sozialen Bereich)<br />
� autistische Menschen mit mittlerem Entwicklungsniveau<br />
(leben häufig in therapeutischen Wohngruppen, haben häufig Schule für<br />
geistig Behinderte besucht, deutliche emotionale Auffälligkeiten,<br />
ausgeprägte Stereotypien sowie zwanghaftes Verhalten)<br />
� autistischen Menschen mit niedrigem Entwicklungsniveau<br />
(deutlichere Defizite im intellektuellen Bereich als 2. Stufe, zusätzlich zu<br />
Verhaltensweisen der 2. Stufe kommen: unmotiviertes Schreien sowie<br />
selbstverletzendes Verhalten und nicht vorhersehbare<br />
Aggressionszustände)<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
55
Asperger-Syndrom<br />
(F84.5)<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
56
Symptome - Asperger-Syndrom (I)<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
Beziehungsstörung zur personalen, aber auch dinglichen Umwelt sowie<br />
sich selbst<br />
Asperger Autisten sind:<br />
– nur begrenzt zu sozialen Kontakten fähig,<br />
– schwierig auf Personen oder soziale Situationen<br />
einzustellen,<br />
– unfähig, ein Gefühl für persönliche Distanz zu entwickeln,<br />
– beim Durchsetzen ihre Wünsche und Absichten rücksichtslos und<br />
zwanghaft<br />
57
Symptome - Asperger-Syndrom (II)<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
- sensorische Besonderheiten (Abneigung gegen bestimmte Geschmacks-,<br />
Geruchs- und Berührungsempfindungen)<br />
- Entwicklung von Sonderinteressen (häufig nicht praktisch<br />
brauchbar), die hypertrophisch entwickelt sind<br />
- motorische Ungeschicklichkeit<br />
- Kritik, Einschränkungen und Anforderungen können zu massiven<br />
Wutanfällen führen<br />
- haben Freude am Ärger der anderen, schüren diese gelegentlich durch<br />
eigene Aktivitäten<br />
58
Symptome - Asperger-Syndrom (III)<br />
- sehnen sich häufig nach sozialen Kontakten,<br />
wissen aber nicht, wie Freundschaften begonnen, sowie stabil<br />
erhalten werden sollen<br />
- kommen besser mit Erwachsenen als mit Gleichaltrigen aus<br />
- Wahrnehmung oft nur selektiv, haben aber an einzelne Dinge<br />
absonderliche z.T. fetischhafte<br />
Bindungen<br />
- Blickkontakt selten oder nur flüchtig<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
59
Symptome - Asperger-Syndrom (IV)<br />
Sprache:<br />
– Sprache entwickelt sich häufig frühzeitig<br />
– frühzeitiges Erlernen von Grammatik und Vokabular<br />
– gute Sprache mit häufig originellen Wortneuschöpfungen<br />
– Sprache ist allerdings in kommunikativer Funktion<br />
gestört<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
– reden wann es ihnen gefällt und über Themen, die sie interessieren,<br />
<strong>ohne</strong> Anpassung an die Zuhörer oder an das jeweilige Thema<br />
60
Symptome - Asperger-Syndrom (V)<br />
Intelligenz:<br />
– gute bis überdurchschnittliche Intelligenz<br />
– trotz guter Intelligenz Störungen im schulischen Lernen<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
– Kinder sind sehr auf Sonderinteressen fixiert und nur begrenzt zu<br />
motivieren<br />
– Störungen der Aufmerksamkeit (d.h. internal ablenkbar, reagieren<br />
auf innere Impulse und Einfälle)<br />
61
Asperger-<strong>Autismus</strong><br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
- Störung wird in der Regel später als der frühkindliche <strong>Autismus</strong><br />
diagnostiziert, was auf die fehlende Sprachentwicklungsstörung<br />
und die geringe kognitive Beeinträchtigung zurückzuführen sein<br />
könnte<br />
- Störung wird durchschnittlich zwischen dem 7. und 11.<br />
Lebensjahr diagnostiziert, nicht selten auch später (in der<br />
Pubertät)<br />
62
ICD-10-Definition<br />
Asperger-Syndrom<br />
Abweichungen der wechselseitigen sozialen Interaktionen,<br />
zusammen mit einem eingeschränkten, sich wiederholenden<br />
Repertoire von Interessen und Aktivitäten.<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
Die Störung unterscheidet sich vom frühkindlichen <strong>Autismus</strong> durch<br />
fehlende allgemeine Entwicklungsverzögerung bzw. den fehlenden<br />
Entwicklungsrückstand der Sprache und der kognitiven<br />
Entwicklung.<br />
Die Störung geht häufig mit Ungeschicklichkeit einher.<br />
Die Abweichungen tendieren stark dazu, bis in das<br />
Erwachsenenalter zu bestehen.<br />
63
Asperger-Syndrom (F84.5)<br />
(überwiegend bei Jungen auftretende Störung)<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
A. Fehlen einer Sprachentwicklungsverzögerung (gesprochene oder<br />
rezeptive Sprache) oder einer Verzögerung der kognitiven Entwicklung<br />
(mentale/intellektuelle Retardierung).<br />
�Einzelne Wörter im 2. LJ oder früher und kommunikative Phrasen im 3.<br />
LJ oder früher<br />
�Selbsthilfefertigkeiten, adaptives Verhalten und Neugier an der<br />
Umgebung während sollten während der ersten 3 LJ einer normalen<br />
intellektuellen Entwicklung entsprechen<br />
�Meilensteine der motorischen Entwicklung dürfen etwas verspätet<br />
auftreten, oft motorische Ungeschicklichkeit, oft isolierte Spezialfertigkeiten<br />
64
Asperger-Syndrom (F84.5)<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
B. Qualitative Beeinträchtigung der gegenseitigen sozialen Interaktion<br />
(entsprechend dem Kriterium für <strong>Autismus</strong>)<br />
C. Ungewöhnlich intensives umschriebenes Interesse oder begrenzte<br />
repetitive und stereotype Verhaltensmuster, Interessen und Aktivitäten<br />
(entsprechend dem Kriterium für <strong>Autismus</strong>)<br />
D. Die Störung kann nicht einer anderen tiefgreifenden<br />
Entwicklungsstörung, einer schizotypen Störung (F21), einer<br />
Schizophrenia simplex (F20.6), einer Bindungsstörung (F94.1/F94.2),<br />
einer zwanghaften Persönlichkeitsstörung (anankastische<br />
Persönlichkeitsstörung, F60.5) oder einer Zwangsstörung (F42)<br />
zugeordnet werden.<br />
65
Diagnose und Differentialdiagnose<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
66
Frühsymptome des Asperger-Syndroms II<br />
(aus: Kamp-Becker et al. (2010): <strong>Diagnostik</strong>. Frühsymptome des Asperger-Syndroms im<br />
Kindesalter. Eine retrospektive Untersuchung. Kindheit und Entwicklung, 19 (3), 168-176.)<br />
Abgefragter Zeitraum: Kigaalter: 4.-5. LJ<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
� Reaktion auf Annäherung anderer Kinder (reagiert selten positiv auf<br />
Annäherungsversuche anderer Kinder; Reaktionen sind begrenzt und<br />
unvorhersehbar oder reagiert nur positiv auf ein sehr vertrautes Kind)<br />
� Fantasiespiel mit Gleichaltrigen (beteiligt sich nicht an Fantasiespielen<br />
mit anderen Kindern; wenn doch, dann nicht in einer auf Gegenseitigkeit<br />
beruhenden Weise und/oder Fantasiehandlungen sind in ihrer<br />
Variationsbreite stark eingeschränkt)<br />
� Angebot zu teilen (bietet selten oder nie anderen etwas zu teilen, z. B.<br />
Nahrung, Spielzeug oder Lieblingsgegenstände)<br />
� Geteilte Aufmerksamkeit: Auf etwas zeigen, um Interesse auszudrücken<br />
(benutzt keine oder selten spontane, zeigende Gesten als<br />
Kommunikationsmittel mit begleitendem Blickkontakt)<br />
67
Frühsymptome des Asperger-Syndroms II<br />
(aus: Kamp-Becker et al. (2010): <strong>Diagnostik</strong>. Frühsymptome des Asperger-Syndroms im<br />
Kindesalter. Eine retrospektive Untersuchung. Kindheit und Entwicklung, 19 (3), 168-176.)<br />
Abgefragter Zeitraum: Gesamte Entwicklung<br />
Soziales Geplauder (spricht nicht oder kaum mit anderen allein, um<br />
freundlich oder gesellig zu sein, sondern lediglich um Bedürfnisse<br />
mitzuteilen oder Informationen zu geben)<br />
Stereotyper Sprachgebrauch (repetitive Sprachmuster, die sicher<br />
ungewöhnlich sind: stereotyper Inhalt, nicht-soziale Verwendung,<br />
häufige Selbstgespräche)<br />
Zwänge/Rituale: mind. über einen Zeitraum von 3 Monaten (fixierte,<br />
starre Handlungsabfolgen mit deutlichen emotionalen Reaktionen,<br />
wenn diese unterbrochen oder nicht eingehalten werden (nicht: Zu-<br />
Bettgeh-Rituale)<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
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Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
68
Atypischer <strong>Autismus</strong><br />
(F84.1x)<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
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Atypischer <strong>Autismus</strong> (F84.1)<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
A. Vorliegen einer auffälligen und beeinträchtigten Entwicklung mit<br />
Beginn im oder nach dem dritten Lebensjahr (Kriterien<br />
entsprechen denen dem <strong>Autismus</strong>, abgesehen vom<br />
Manifestationsalter)<br />
B. Qualitative Auffälligkeiten der gegenseitigen sozialen Interaktion<br />
oder der Kommunikation oder begrenzte, repetitive und<br />
stereotype Verhaltensmuster, Interessen und Aktivitäten (Kriterien<br />
entsprechen denen dem <strong>Autismus</strong>, abgesehen von der Zahl der<br />
gestörten Bereiche)<br />
C. Diagnostischen Kriterien für <strong>Autismus</strong> (F84.0) werden nicht erfüllt.<br />
70
Atypischer <strong>Autismus</strong> (F84.1)<br />
F84.10<br />
Atypischer <strong>Autismus</strong> mit atypischem Erkrankungsalter<br />
(Manifestationsalter im oder nach dem 3. LJ)<br />
F84.11<br />
Atypischer <strong>Autismus</strong> mit atypischer Symptomatologie<br />
(Manifestationsalter vor 3. LJ, Kriterien für <strong>Autismus</strong> zwar erfüllt,<br />
abgesehen von der zahl der gestörten Bereiche)<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
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Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
F84.12<br />
Atypischer <strong>Autismus</strong> mit atypischem Erkrankungsalter und<br />
atypischer Symptomatologie<br />
(Manifestationsalter im oder nach dem 3. LJ & Kriterien für <strong>Autismus</strong> zwar<br />
erfüllt, abgesehen von der zahl der gestörten Bereiche)<br />
71
High-Functioning-Autism (HFA)/<br />
Low-Functioning-Autism (LFA)<br />
High-Functioning-Autism (HFA)<br />
Frühkindlicher <strong>Autismus</strong> (Kanner-<strong>Autismus</strong>)<br />
� <strong>ohne</strong> Intelligenzminderung (IQ ≥ 70) oder<br />
� durchschnittliche Intelligenz (IQ ≥ 85)<br />
� gute verbale Fähigkeiten trotz anamnestisch vorhandener<br />
Sprachentwicklungsverzögerung<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
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Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
Menschen mit <strong>Autismus</strong>, die in jungen Jahren (d. h. in der frühkindlichen<br />
Anamnese) phänomenologisch ein „Kanner-Syndrom“ zeigten, im Verlauf<br />
sich aber immer mehr in Richtung eines „Asperger-Syndroms“<br />
entwickelten.<br />
Low-Functioning-Autism (LFA)<br />
Frühkindlicher <strong>Autismus</strong> mit schlechten sprachlichen Fähigkeiten und einer<br />
Intelligenzminderung.<br />
72
High-Functioning-<strong>Autismus</strong> (HFA)<br />
� Unterform von F84.0 neben dem LFA<br />
� diagnostische Kriterien des frühkindlichen <strong>Autismus</strong><br />
� keine Intelligenzminderung (IQ > 70)<br />
� Oftmals wird zunächst der niedrigfunktionale frühkindliche <strong>Autismus</strong><br />
(LFA) diagnostiziert.<br />
� Diagnostisch wichtig: verzögerte Sprachentwicklung<br />
� Es kann aber später eine normale Sprachentwicklung erfolgen, bei<br />
der durchaus ein mit dem Asperger-Syndrom vergleichbares<br />
Funktionsniveau erreicht wird.<br />
� Viele HFA-Autisten sind deshalb als Erwachsene nicht von<br />
Asperger-Autisten zu unterscheiden.<br />
� Die Sprache muss sich nicht zwangsläufig entwickeln, viele nicht<br />
sprechende HFA-Autisten können trotzdem eigenständig leben und<br />
lernen, sich schriftlich zu äußern.<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
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Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
73
Vergleich Frühkindlicher <strong>Autismus</strong>, Atypischer<br />
<strong>Autismus</strong>, Asperger-<strong>Autismus</strong><br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
74
<strong>Diagnostik</strong> autistischer Störungen<br />
o Ausführliche Exploration der Symptomatik (v. a. Eltern, sonstige<br />
wichtige Bezugspersonen wie z. B. Familienangehörige,<br />
Lehrer/Erzieher, Kinder- und/oder Hausarzt, Jugendamt, etc.)<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
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Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
o Biographische Anamnese (insbesondere frühkindliche Anamnese, prä-<br />
, peri- und postnatale Entwicklung, Meilensteine, Sprachentwicklung,<br />
Intelligenz, U1-U9, etc.)<br />
o Kindergarten- und Schulanamnese (Fremdanamnese)<br />
o Verhaltensbeobachtung im Therapiesetting und in einer „natürlichen“<br />
Umgebung (ggf. Videoaufzeichnung, z. B. im Kindergarten oder in der<br />
Schule, Verein)<br />
o Psychischer Befund (Einschätzung der Psychopathologie des Kindes)<br />
o Auswertung von Vorberichten/Vorbefunden<br />
75
Anamneseerhebung<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
Klinik für Ki nder- und<br />
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� Wann lernte das Kind sprechen?<br />
� Typisch für F84.5: Sprechen etwa zeitgleich mit Laufen<br />
oder früher.<br />
� Eine deutliche Sprachentwicklungsverzögerung spricht<br />
gegen F84.5 und ggf. eher für F84.0 oder F84.1.<br />
� Eine reine Artikulationsstörung, Stottern oder elektiver<br />
Mutismus sprechen nicht gegen ein Asperger-Syndrom.<br />
76
Anamneseerhebung<br />
� Wann lernte das Kind laufen?<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
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Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
� Wann lernte das Kind Fahrrad fahren und wann Schleife<br />
binden?<br />
� Typisch für F84.5: motorische Ungeschicklichkeit<br />
77
Anamneseerhebung<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
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Psychotherapi e<br />
� Typischerweise kommt es bereits in der Krabbelgruppe kaum zu<br />
Kontakten mit Gleichaltrigen, im Kindergarten dasselbe<br />
Verhaltensmuster. Kinder mit autistischen Problemen spielen lieber<br />
für sich allein oder schauen zu. Tätigkeiten im Gruppenkreis liegen<br />
ihnen in der Regel nicht.<br />
� Auch in der Schule finden sie keine Freunde, sie treffen sich auch<br />
nicht nachmittags mit Gleichaltrigen.<br />
� Zu Geburtstagsfeiern kommt keiner bzw. nur sehr wenige, wenn die<br />
Eltern nicht gezielt andere Kinder einladen.<br />
78
Anamneseerhebung<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
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Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
� Typischerweise spielen die Patienten nach wenigen<br />
Minuten für sich, statt mit einem Gleichaltrigen oder sie<br />
wollen stets vorgeben, was und nach welchen Regeln<br />
gespielt wird (dominieren also das Spielgeschehen bzw.<br />
versuchen).<br />
� An Gruppensport besteht oftmals kein Interesse oder<br />
das Verständnis für das Spielen im Team fehlt.<br />
79
Anamneseerhebung<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
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Psychotherapi e<br />
� Kann sich das Kind einfühlen in andere (Frage nach<br />
Theory of Mind)?<br />
� Versteht das Kind Doppeldeutigkeiten und Aspekte<br />
‚zwischen den Zeilen’ (Frage nach Humor, Zynismus)?<br />
80
Psychischer Befund<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
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Psychotherapi e<br />
� In der Begrüßungssituation und beim Verabschieden die<br />
Hand reichen und dabei auf spontanen Blickkontakt des<br />
Patienten achten: Typisch ist ein Vorbeischauen zur<br />
Seite (manchmal nur bei der Verabschiedung).<br />
81
Psychischer Befund<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
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Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
� Während des gesamten Untersuchungsverlaufs auf die<br />
Mimik achten: Ausreichend moduliert? Angemessen<br />
abgestimmt? Oder eher maskenhaft? Indifferent? Oder<br />
nur Extreme? Nur Lächeln?<br />
82
Psychischer Befund<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
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Psychotherapi e<br />
� Oft haben die Patienten Schwierigkeiten, auf offen<br />
formulierte Fragen eine Antwort zu geben, während sehr<br />
gezielte Fragen durchaus beantwortet werden.<br />
� Eine Antriebssteigerung spricht für ein zusätzliche<br />
vorliegendes ADHS.<br />
83
Vorberichte/Vorbefunde<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
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Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
� häufig wird in der Vorgeschichte eine motorische<br />
Ungeschicklichkeit bzw. Entwicklungsverzögerung<br />
beschrieben und entsprechend Psychomotorik oder<br />
Ergotherapie eingeleitet<br />
� häufig wird hypotoner Muskeltonus beschrieben<br />
� häufig wurde in der Vorgeschichte der Verdacht auf ein<br />
ADS oder ADHS geäußert<br />
84
Vorberichte/Vorbefunde<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
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Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
� Die Vorberichte screenen nach Angaben Blickkontakt,<br />
Kontaktgestaltung zu Gleichaltrigen (zu Erwachsenen oft<br />
relativ unauffällig!), motorischen Geschicklichkeit bzw.<br />
Ungeschicklichkeit, Skurrilität, Abschweifen und<br />
Fantasiewelt als auffällig.<br />
� eine schwierige Kindheit (z. B. suchtkranke Mutter oder<br />
Aufwachsen in einem Heim) spricht nicht gegen eine<br />
autistische Störung<br />
85
Vorberichte/Vorbefunde<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
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� bei testpsychologischen Untersuchungen nicht nur<br />
Gesamt-IQ, sondern auch Verfahren und Intelligenzprofil<br />
beachten (eindimensionale IQ-Tests sind unzureichend).<br />
� eine LRS ist für ein Asperger-Syndrom eher untypisch.<br />
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Diagnostische Verfahren<br />
(allgemeine psychologische <strong>Diagnostik</strong>)<br />
22.1.<strong>2011</strong> <strong>Autismus</strong> Diagnosti k<br />
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Jugendpsychiatrie und<br />
Psychotherapi e<br />
• Achenbach-Skalen (CBCL, YSR, TRF)� diagnostisches Screening<br />
• <strong>Diagnostik</strong>-System für psychische Störungen im Kindes- und<br />
Jugendalter (DISYPS-KJ-II, z. B. Fremdbeurteilungsbögen für<br />
tiefgreifende Entwicklungsstörungen/FBB-TES, ggf. bei komorbider<br />
Symptomatik andere Fragebögen zur <strong>Diagnostik</strong> oder zum Ausschluss<br />
begleitender psychischer Störungen wie z. B. ADHS, Störungen des<br />
Sozialverhaltens, depressive Störungen, Angst- und<br />
Zwangsstörungen)<br />
• Intelligenz- und Entwicklungsdiagnostik (mehrdimensionale Intelligenzund<br />
Entwicklungstests, z. B. HAWIK-IV, K-ABC, IDS, SON-R)<br />
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