07.12.2012 Aufrufe

PDF herunterladen - DB Schenker Rail

PDF herunterladen - DB Schenker Rail

PDF herunterladen - DB Schenker Rail

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Das kunDenmagazin von <strong>DB</strong> sCHenkeR RaiL nR. 03 | 12<br />

Im Fokus: Der neue Jade-Weser-Port, der Eisenbahnhafen<br />

Hamburg und der Seehafen-Hinterland-Verkehr<br />

Seite 08<br />

BAYER MATERIALSCIENCE<br />

Lieferstrom<br />

nordwärts<br />

Seite 30<br />

TATA STEEL<br />

Scharnier<br />

und Puffer<br />

Seite 38<br />

RAIL SAfETY DAYS<br />

Manöver<br />

in Mainz<br />

Seite 39


Tradition und Innovation<br />

Holz ist ein uralter Werkstoff – und<br />

zugleich ein Material mit großer<br />

Zukunft. „Die Nachfrage nach<br />

Holz wächst stetig“, weiß Mario Carl,<br />

Geschäftsführer Marketing und Vertrieb<br />

bei der <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Nieten GmbH in<br />

Freilassing. „Als nachwachsender Rohstoff<br />

wird Holz nicht nur in der Säge-,<br />

Zellstoff- und Papierindustrie eingesetzt,<br />

sondern wird auch für die Bauindustrie<br />

und die thermische Verwertung immer<br />

wichtiger.“ <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Nieten hat<br />

seit beinahe 90 Jahren als Holzlogistiker<br />

einen Namen – seit 2004 als<br />

Unternehmen im <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>-Verbund.<br />

Von fünf deutschen Standorten und<br />

Repräsentanzen in Sankt Petersburg und<br />

Mailand aus organisieren die Spezialisten<br />

den europaweiten Transport<br />

von jährlich rund fünf Millionen Tonnen<br />

Rohholz, Schnittholz, Spanplatten und<br />

Hackschnitzel.<br />

dv<br />

02 <strong>Rail</strong>ways 03 | 12<br />

Titelfoto: Stephen Scheuer / Lifesize / Getty Images; Fotos: F1online; <strong>DB</strong> AG; Kai Hartmann / Deutsche Bahn AG<br />

Hoher Umschlag, schnelle Taktung<br />

Nirgends wird die Globalisierung greifbarer als in den Häfen dieser Welt.<br />

Diesen faszinierenden Drehscheiben des Welthandels haben wir den Fokus in<br />

dieser Sommerausgabe von railways gewidmet. Unsere Titelgeschichte spielt<br />

aus gutem Grund in Hamburg, denn Deutschlands größten Hafen bedienen<br />

wir täglich mit über 100 Güterzügen. Dorthin fahren wir also alle 15 Minuten –<br />

und damit in einem wesentlich dichteren Takt als der ICE.<br />

Außerdem stellen wir Ihnen den künftigen Jade-Weser-Port vor. Wir stehen<br />

bereit, auch Wilhelmshaven in unser engmaschiges Netz im Kombinierten<br />

Verkehr zu integrieren, sobald der erste beladene Frachter festmacht. Ferner<br />

richten wir das Augenmerk auf Rotterdam, London, Stettin und Duisburg.<br />

Häfen zählen zu den bedeutendsten Quell- und Zielpunkten unserer Verkehre.<br />

Darauf stellen wir uns ein, immer und überall.<br />

Ich lade Sie herzlich dazu ein, uns auf der großen Hafenrundfahrt von<br />

railways zu begleiten!<br />

Mit herzlichen Grüßen, Ihr<br />

Axel Marschall<br />

Member of the Management Board<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong><br />

EDITORIAL<br />

03


InHalt<br />

Hafenrundfahrt<br />

Hamburg ist Deutschlands Tor zur Welt. <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong><br />

fährt täglich über 100 Güterzüge rein und raus<br />

Fokus Häfen<br />

14 Krumme Dinger<br />

Bremerhaven ist auf den Umschlag von<br />

Bananen spezialisiert – Zellstoff wird<br />

überwiegend über Lübeck, Vlissingen<br />

oder Terneuzen importiert<br />

16 Nah am Wasser gebaut<br />

Die Hafenbeauftragten von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

<strong>Rail</strong>, Dr. Bernd Pahnke und Ummo Bruns,<br />

im railways-Interview<br />

19 Think big? Think bigger!<br />

Rotterdam, Europas größter Hafen,<br />

stößt mit der Maasvlakte 2 in neue<br />

Dimensionen vor<br />

20 Ein Schiff wird kommen<br />

Im August soll der Jade-Weser-Port,<br />

Deutschlands erster Tiefwasserhafen,<br />

eröffnet werden<br />

24 Drehscheibe Stettin<br />

Neues Containerterminal wird von<br />

<strong>DB</strong> Port Szeczin betrieben und kann<br />

jährlich 120.000 Boxen umschlagen<br />

25 London rüstet auf<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> UK betreibt Seehafen-<br />

Hinterland-Verkehr nach Southampton,<br />

Felixstowe und bald auch nach London<br />

Gateway<br />

26 Häfen in Zahlen<br />

Deutschlands und Europas größte Häfen<br />

und der Modal Split in den Containerhäfen<br />

28 Alles im Fluss<br />

Als trimodale Knotenpunkte haben<br />

Binnenhäfen eine Schlüsselposition<br />

im europäischen Güterverkehr<br />

Customers & Projects<br />

29 Schlaue Chemikalientransporte<br />

Sendungsverfolgungsinformationen<br />

machen Chemikalientransporte sicherer<br />

und zuverlässiger<br />

30 Lieferstrom nordwärts<br />

Bayer MaterialScience vertraut<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> umfangreiche<br />

Chemikalientransporte vom<br />

Niederrhein an die Nordsee an<br />

34 Nordischer Flirt<br />

50 Regionalzüge aus der Schweizrollen über<br />

Deutschland und Schweden nach Norwegen<br />

35 Erfolgsmodell umgekehrt<br />

Der Power<strong>Rail</strong>er verbindet West- mit<br />

Südosteuropa – und verkehrt jetzt auch<br />

in Süd-Nord-Richtung<br />

36 Schutz für sibirische Stollen<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Polska befördert<br />

20 Tonnen schwere Ausbauschilde<br />

für russische Minen<br />

37 Knüppelhart<br />

Der Variotrain von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

<strong>Rail</strong> befördert für ArcelorMittal täglich<br />

rund 3.600 Tonnen Stahlknüppel von<br />

Hamburg nach Duisburg<br />

38 Scharnier und Puffer<br />

Hersteller, Güterbahn und Logistiker bilden<br />

ein flexibles System, um bei Stahlverkehren<br />

Transport- und Lagerkosten zu minimieren<br />

Company & People<br />

39 Sicherheit geht vor<br />

Wie Gefahrgüter sicher transportiert<br />

werden, war Thema der turnusmäßigen<br />

<strong>Rail</strong> Safety Days<br />

42 Final Call / Save the Date / Impressum<br />

Foto: Heiner Müller-Elsner / <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>; Illustration: Paul Trakies / Kinky Illustrators Agency<br />

HaFenrundFaHrt<br />

neuland<br />

an der Jade<br />

04 <strong>Rail</strong>ways 03 | 12 05


news<br />

kelsTerBach / DeuTschlanD<br />

Jens nölDner neuer chef Bei<br />

<strong>DB</strong> schenker rail auTomoTive<br />

Jens Nöldner hat Anfang Juni die Leitung der Geschäftsführung der<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Automotive GmbH übernommen, in der die Aktivitäten<br />

des <strong>DB</strong>-Schienengüterverkehrs für die Automobilindustrie<br />

gebündelt sind. Der 48-Jährige tritt damit die Nachfolge von Axel<br />

Marschall an, der Anfang des Jahres als Vertriebschef in den Vorstand<br />

von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> aufgerückt ist. Jens Nöldner arbeitet bereits seit<br />

20 Jahren bei <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> – seit 3 Jahren ist der Absolvent der<br />

Verkehrshochschule Dresden bereits Mitglied der Geschäftsführung<br />

der <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Automotive GmbH. An der Entwicklung des<br />

leistungsfähigen <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Automotive <strong>Rail</strong>Net wirkte Nöldner<br />

maßgeblich mit. ok<br />

lonDon / grossBriTannien<br />

Doppelsieg<br />

frankfurT / DeuTschlanD<br />

Tfg TransfrachT, meTrans<br />

unD polzug reloaDeD<br />

Die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) und die Deutsche<br />

Bahn (<strong>DB</strong>) ordnen die Anteile an ihren Gesellschaften für den<br />

Containertransport auf der Schiene neu. Dabei übernimmt die<br />

HHLA die Anteile der <strong>DB</strong> an den Operateursgesellschaften Polzug<br />

(33,3 Prozent) und Metrans (35 Prozent). Im Gegenzug geht die<br />

bisherige 50 Prozent-Beteiligung der HHLA an der TFG Trans -<br />

fracht auf die <strong>DB</strong> über. Nach dem erfolgten Closing hält die HHLA<br />

86,5 Prozent an der Metrans und inklusive einer Kapitalerhöhung<br />

74,5 Prozent an der Polzug Intermodal, die <strong>DB</strong> Mobility Logistics<br />

AG 100 Prozent an der TFG Transfracht. Lesen Sie mehr darüber in<br />

der kommenden railways- Ausgabe 4/12! ok<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> UK erhielt in London in zwei Kategorien den begehrten<br />

britischen <strong>Rail</strong> Business Award. Derek Clark wurde für die Entwicklung<br />

innovativer Methoden zum Treibstoff sparenden Betrieb von Lokomotiven<br />

mit dem Titel „<strong>Rail</strong>freight Engineer of the Future“ ausgezeichnet.<br />

Der Ingenieur von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> wird vom Stifter des Preises, Electro<br />

Motive, mit einem Fachtraining in dessen Werk in Chicago belohnt. Für<br />

die Öffnung der „High Speed One“-Strecke für den Güterverkehr und die<br />

erfolgreiche Einführung der ersten direkten Schienengüterverbindung<br />

von Polen nach Großbritannien erhielt <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> UK außerdem<br />

den „<strong>Rail</strong>freight Excellence Award“. dv<br />

london<br />

fotos: Łukasz Koch, <strong>DB</strong> AG (5); JET-FOTO Kranert / <strong>DB</strong> AG<br />

Gottfried Eymer (oben)<br />

Stig Kyster-Hansen (unten)<br />

frankfurt<br />

Berlin<br />

kelsterbach<br />

Taastrup<br />

TaasTrup / Dänemark<br />

goTTfrieD eymer führT <strong>DB</strong> schenker rail scanDinavia<br />

Stabwechsel in Dänemark: Gottfried Eymer übernahm Anfang Juni die Geschäftsführung von<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Scandinavia. Der 47-Jährige löst Stig Kyster-Hansen ab, der nach 4 Jahren an<br />

der Spitze der dänischen Landesgesellschaft die Leitung von EUROM, der neuen europäischen<br />

Transportsteuerung von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> in Frankfurt/Main, übernahm. Gottfried Eymer wechselt<br />

von Belgien nach Dänemark. Er war bislang in Brüssel stellvertretender Geschäftsführer von<br />

COBRA, einem Joint Venture von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> für den Schienengüterverkehr in und durch<br />

Belgien. Auch bei <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Scandinavia steht der Transitverkehr im Vordergrund, mit<br />

stetig wachsendem Volumen zwischen Deutschland und Schweden. ok<br />

katowice<br />

enTwicklung: primärenergieverBrauch<br />

im güTerverkehr (schiff, lkw unD Bahn)<br />

100 %<br />

90 %<br />

80 %<br />

70 %<br />

2000 2005 2010<br />

Berlin / DeuTschlanD<br />

schiene BauT vorsprung<br />

Beim klimaschuTz aus<br />

„Die Schiene ist mit Abstand der umweltfreundlichste Verkehrsträger,<br />

das bestätigen alle wissenschaftliche Untersuchungen“,<br />

erklärte Jochen Flasbarth jüngst in Berlin. Der Chef des Umweltbundesamts<br />

(UBA) konnte sich dabei auf aktuelle Daten des<br />

Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (IFEU-<br />

Institut) stützen: Danach reduzierte der Schienengüterverkehr<br />

seinen spezifischen Energieverbrauch im Zehn-Jahres-Zeitraum<br />

2000–2010 wesentlich stärker als Lkw und Binnenschiff<br />

(siehe Grafik). ok<br />

kaTowice / polen<br />

polnischer DiamanT<br />

98.9<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Polska gehört zu den am schnellsten wachsenden Unternehmen<br />

Polens. Das bestätigt das Wirtschaftsmagazin Forbes, das<br />

jährlich die Unternehmen, die in den vergangenen drei Jahren am<br />

meisten an Wert gewonnen haben, mit den „Forbes Diamonds“ ehrt.<br />

In der Umsatzkategorie über 250 Millionen Zloty belegte <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

<strong>Rail</strong> Polska Platz zwei in der Region Schlesien und den achten Platz im<br />

gesamten Land. Hans-Georg Werner (rechts), CEO von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

<strong>Rail</strong> Polska, nahm die Auszeichnung in Katowice von Forbes-Chefredakteur<br />

Kazimierz Krupa und Marcin Krupa, dem stellvertretenden Bürger-<br />

meister der schlesischen Hauptstadt, entgegen. dv<br />

06 <strong>Rail</strong>ways 03 | 12 07<br />

86,5<br />

89,1<br />

94.8<br />

82,6<br />

72,9<br />

ifeu 2011, Datenbank Umwelt und Verkehr


TiTeLSToRy<br />

hafenrundfahrt<br />

Hamburg ist Deutschlands Tor zur Welt. 400 Mitarbeiter<br />

von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> bringen täglich tausende Container<br />

vom Schiff auf die Schiene – und umgekehrt.<br />

Ich bin stolz darauf, ein Rädchen in diesem gigantischen<br />

System zu sein“, sagt Kai Steinhoff und<br />

gibt seiner Gravita per Joystick die Sporen. Mit<br />

dieser funkelnagelneuen Rangierlok bricht der Blondschopf<br />

vom Bahnhof Alte Süderelbe zu einer seiner<br />

täglichen Hafenrundfahrten auf. Holt einen Zug voller<br />

Container aus China vom Terminal Burchardkai<br />

ab. Später beobachtet er von seinem Arbeitsplatz, wie<br />

ein Ganzzug leere Waggons zum Hansaport bringt,<br />

wo sie mit brasilianischem Eisenerz für Salzgitter beladen<br />

werden.<br />

Man kann viele aussichtsreiche Touren auf der<br />

Hamburger Hafenbahn unternehmen, schon erst<br />

recht an diesem makellosen Frühlingsabend und einer<br />

Sonne, die die Elbe in gleißendes Silber einfärbt. Vom<br />

Hafenbahnhof Alte Süderelbe beispielsweise über die<br />

Kattwykbrücke, Europas höchste Hubbrücke, die die<br />

Süderelbe quert und auf direktem Weg zu den beiden<br />

anderen großen Rangierbahnhöfen im Hamburger<br />

Hafen, Hamburg Süd und Hohe Schaar, führt. Von<br />

hier aus werden ältere Bereiche des Hafens per Schiene<br />

erschlossen, beispielsweise der Kalikai der K+S-<br />

Transport GmbH oder das Oiltanking Terminal oder<br />

auch das kleinste der vier Containerterminals mit dem<br />

verheißungsvollen Namen Tollerort.<br />

„Die Lok fahren wir immer zu zweit“, sagt Kai<br />

Steinhoff. „So geht das Rangieren schneller, weil es<br />

im Hafen viele Bahnübergänge gibt und Weichen, die<br />

per Hand bedient werden.“ In Thüringen, wo der<br />

21-Jährige aufgewachsen ist, gibt es die Wartburg und<br />

den Rennsteig, aber keine Häfen. Die Waterkant,<br />

Deutschlands bedeutendste Schnittstelle im Seehafen-Hinterland-Verkehr,<br />

hat der junge Lokrangierführer<br />

erst nach dem Ende seiner Ausbildung<br />

kennengelernt. „Wenn ich mit meiner Lok durch den<br />

Hamburger Hafen fahre, bekomme ich Fernweh.“<br />

Die dicken Pötte von China Shipping, MSC oder<br />

Hapag-Lloyd. Die Kräne, die Hamburgs Wahrzeichen,<br />

dem Michel, über den Kopf zu wachsen scheinen. Das<br />

Gebirge aus Containern, das ständig abgetragen und<br />

wieder neu aufgeschichtet wird, als würde Goliath mit<br />

Bauklötzen spielen. Ein Arbeitsplatz, der leuchtende<br />

Augen macht, findet auch Heiko Wulff-Rabenstein:<br />

„Unser Hafen hier ist nicht nur die wichtigste, sondern<br />

auch die schönste Güterverkehrsstelle von <strong>DB</strong><br />

<strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong>“, sagt der 44-Jährige, seit 2011 Leiter<br />

des Produktionsstandorts Hamburg, oder salopp,<br />

der Chef vom Hafen. „Auf mein eingespieltes<br />

400-köpfiges Team hier kann ich mich verlassen“, sagt<br />

Wulff-Rabenstein.<br />

Das ist wichtig, denn die Eisenbahner an der<br />

Waterkant bewegen buchstäblich ein großes Rad:<br />

110 Güterzüge mit 2.100 Wagen rollen täglich in den<br />

Hafen, wo sie in 3 großen Rangierbahnhöfen getrennt,<br />

neu komponiert, geprüft und schließlich zur<br />

Verladung auf Frachter zu einem der zahllosen Kais<br />

weiter befördert werden. „Hier herrscht Hochbetrieb,<br />

rund um die Uhr an 365 Tagen – fast jedenfalls“, sagt<br />

Wulff-Rabenstein. „Eigentlich macht der Hafen nur<br />

noch an zwei Tagen Pause, am 25. Dezember und traditionell<br />

am 1. Mai.“<br />

Wie ein Geflecht aus Arterien und Venen schlängeln<br />

sich 300 Kilometer Gleise durch Deutschlands<br />

größten Hafen. Und das Herz dieses gewaltigen Organismus,<br />

Europas größter Rangierbahnhof Maschen<br />

zehn Kilometer südlich, pumpt im Fünf-Minuten-<br />

Takt neue Züge aus halb Europa in den Hafen. Beladen<br />

mit allem, was die Exportnation Deutschland nach<br />

Übersee ausführt. Und in Gegenrichtung bepackt mit<br />

all den Rohstoffen und Gütern, die Mitteleuropa aus<br />

fernen Ländern bezieht. Nach dem starken Einbruch<br />

Teamchef:<br />

Heiko Wulff-Rabenstein,<br />

Leiter des Produktionsstandorts<br />

Hamburg bei<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong>.<br />

fotos: Dennis Williamson<br />

„Einmal noch nach Bombay oder nach Shanghai.<br />

Einmal noch nach Rio oder nach Hawaii<br />

Einmal durch den Suez und durch den Panama!<br />

Wieder nach St. Pauli, Hamburg-Altona!“<br />

08 <strong>Rail</strong>ways 03 | 12 09<br />

haNS aLBeRS


10<br />

TiTeLSToRy<br />

WageNmeiSTeR:<br />

Thomas Hintz koordiniert<br />

den Einsatz<br />

der Männer mit dem<br />

Klanghammer.<br />

2009 legt der Containerumschlag an den vier<br />

Hamburger Terminals wieder kräftig zu, im vergangenen<br />

Jahr um stolze 14 Prozent. Mit neun Millionen<br />

umgeschlagenen TEU hat die Hansestadt 2011<br />

Antwerpen wieder vom Platz zwei in der Rangliste<br />

der größten europäischen Containerhäfen verdrängt.<br />

Die riesige Schieneninfrastruktur, die Hamburg<br />

zum bedeutendsten Eisenbahnhafen des Kontinents<br />

macht, gehört nicht der Deutschen Bahn, sondern der<br />

Hamburg Port Authority. Und auch auf diesen quasi<br />

stadteigenen Gleisen ist <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> natürlich<br />

nicht allein auf Achse: „Der Hafen ist eine An-<br />

griffszone für unsere Wettbewerber“, sagt Heiko<br />

Wulff-Rabenstein mit Hinweis auf über 50 andere<br />

Bahnen, die ihre Züge in den Hafen fahren und dort<br />

Rangierdienste betreiben. „Hier bündeln sich sehr<br />

große Gütermengen, die sich für den Punkt-zu-Punkt-<br />

Verkehr mit Ganzzügen eignen. Da picken sich natürlich<br />

auch andere gern die Rosinen heraus.“<br />

Den größten Teil des ankommenden und abgehenden<br />

Güterverkehrs bewältigt der Hafenbahnhof<br />

Alte Süderelbe, dessen modernes Stellwerk es mit<br />

jedem Flughafen-Tower aufnehmen kann. Von hier<br />

aus regeln die Hamburg Port Authority, die Fahrdienstleiter<br />

von <strong>DB</strong> Netz und die Disponenten von<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> den Verkehr. Dabei gilt es nicht nur,<br />

Weichen und Signale zu stellen, sondern das komplizierte<br />

Slotverfahren zu organisieren, nach dem die<br />

bunten Boxen in genau getakteten Zeitfenstern den<br />

SkyLiNe:<br />

Der Hafenbahnhof<br />

Alte Süderelbe mit<br />

der Autobahn A 7<br />

und dem Containerterminal<br />

Burchardkai<br />

im Hintergrund.<br />

<strong>Rail</strong>ways 03 | 12<br />

BiTTe WaRTeN!<br />

Hunderte Schutz-<br />

haltsignale sorgen<br />

auf der Hafenbahn<br />

für Sicherheit im<br />

Rangierbetrieb.<br />

„Wenn ich mit meiner Lok<br />

durch den Hamburger Hafen<br />

fahre, bekomme ich Fernweh.“<br />

kai STeiNhoff<br />

SPÄTSchichT:<br />

Lokrangierführer Kai<br />

Steinhoff (links) und<br />

ein Wagenmeister mit<br />

obligatorischem Klanghammer<br />

(unten).<br />

11


TiTeLSToRy<br />

Containerterminals in Altenwerder oder am Burchardkai zugeführt<br />

werden. Auf Letzteres hat übrigens jeder Autofahrer von<br />

der A 7 vor dem Südportal des Elbtunnels einen phantastischen<br />

Panoramablick.<br />

Angesichts der Containergebirge auf den Kaiflächen und den<br />

Decks der 13.000-TEU-Frachter im Hafenbecken leuchtet unmittelbar<br />

ein, dass es an der Schnittstelle zwischen Schiene und Schiff<br />

einer schlauen IT bedarf, die diesem scheinbaren Chaos eine geheime<br />

Ordnung verleiht. „Dafür haben wir HABIS, das Hafenbahn<br />

Betriebs- und Informationssystem, mit dem wir unsere<br />

Prozesse hier steuern können“, erklärt Wulff-Rabenstein, der in<br />

den 90er-Jahren selbst maßgeblich an der Entwicklung dieser<br />

Software beteiligt war.<br />

Inzwischen ist ein Nachfolgesystem in der Entwicklung, um<br />

die Fahrpläne erstmals mit denen der Reedereien zu verknüpfen<br />

und bessere Informationen über die Containerverfügbarkeit am<br />

Terminal zu generieren. Nicht zuletzt wird die neue IT die Rück-<br />

hafeNBahNNeTz hamBURg<br />

Finkenwerder<br />

Othmaschen<br />

ElBE<br />

Bf Alte Süderelbe<br />

Hafengebietsgrenze<br />

Anlagen der Deutschen<br />

Bahn AG und privater<br />

Gleisanschließer<br />

Anlagen der Hamburg<br />

Port Authority (HPA)<br />

0 1 2 3 km<br />

Bf Waltershof<br />

Bf Mühlenwerder<br />

St. Pauli<br />

Gleisgruppe Roß<br />

Gleisgruppe Altenwerder Ost<br />

Harburg<br />

Hafencity<br />

Bf Hamburg-Süd<br />

Bf Hohe Schaar<br />

Wilhelmsburg<br />

Bf Peute<br />

SüDERElBE<br />

Hamm<br />

führung von Leercontainern effizienter organisieren. Boxen<br />

ohne Inhalt tragen zwar nur wenig zu den weltweiten Wert-<br />

schöpfungsketten bei, gehören aber für die Logistikbranche<br />

zum Kerngeschäft.<br />

Im Riesenräderwerk Hamburger Hafen spielt aber auch der<br />

Zoll eine gewichtige Rolle. Anders als Lkw, die an den Grenzen<br />

des Freihafens reale Kontrollstellen passieren müssen, ist der<br />

Schienengüterverkehr mit einer virtuellen Zollschranke konfrontiert.<br />

„Auch das wickeln wir mit HABIS elektronisch ab“, sagt<br />

Wulff-Rabenstein. Für einen Güterzug mit Importcontainern<br />

springen die Signale also erst auf Grün, nachdem alle Boxen vom<br />

Zoll freigegeben sind. In naher Zukunft wird sich an den Prozessen<br />

einiges ändern: Denn die Hansestadt verliert ihr Zollausland<br />

im Hafen Ende des Jahres und verzichtet damit nach 124 Jahren<br />

auf das einstige Privileg eines Freihafens, das vielen Fachleuten<br />

heute eher als Handicap gilt. Wulff-Rabenstein: „Dann wird die<br />

Kaikante zur Zollgrenze.“ Computer haben die Welt der Logistik<br />

NeTzWeRk:<br />

Auf dem Netz der<br />

Hafenbahn gibt es<br />

knapp 1.500 Weichen,<br />

470 Bahn-<br />

übergänge und<br />

61 Brücken.<br />

12 <strong>Rail</strong>ways 03 | 12<br />

NORDERElBE<br />

karte: illuteam43<br />

„Eigentlich macht der Hafen nur noch an zwei Tagen<br />

Pause, am 25. Dezember und traditionell am 1. Mai.“<br />

heiko WULff-RaBeNSTeiN<br />

revolutioniert – aber diese neue Welt braucht weiterhin Kenner<br />

und Könner mit dem Klanghammer. „Wir prüfen jeden einzelnen<br />

ausgehenden Güterwagen auf Herz und Nieren“, sagt Thomas<br />

Hintz, Chef der 65 Wagenmeister von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> im Hamburger<br />

Hafen. „Unsere Wagenmeister haben alle einen geeichten<br />

Hammer am Mann, aus Eschenholz und 75 Zentimeter lang. Dem<br />

Schlag auf die Lauffläche des Rads können sie entnehmen, ob die<br />

Bremsen korrekt funktionieren oder nicht.“ Die Wagenmeister<br />

prüfen außerdem, ob Container oder Gefahrgüter korrekt und<br />

sicher verstaut sind. Sie sind bestens ausgebildet und konditionsstark:<br />

Pro Schicht geht ein Wagenmeister im Hamburger Hafen<br />

an vielen Güterzügen entlang und legt dabei zehn bis zwölf Kilo-<br />

meter zu Fuß zurück. Der unsterbliche Hans Albers sang über<br />

Hamburg, seinen Hafen, die Matrosen und ihre Einsamkeit, und<br />

natürlich von der Großen Freiheit, einer Nebenstraße der Reeperbahn.<br />

Das alles scheint nah und doch so weit weg, wenn man<br />

im letzten Sonnenlicht von der windigen Dachterrasse des Stellwerks<br />

Alte Süderelbe sechs Etagen hinabsteigt: in ein faszinierendes<br />

Gewirr aus Gleisen, Weichen, Signalen, in dem die<br />

Schatten immer länger werden. Den Soundtrack dazu liefert die<br />

lärmende Autobahn, die das Areal auf Stelzen passiert. Kai<br />

Steinhoff hat seine orangefarbene Schutzkleidung gegen T-Shirt<br />

und Jeans getauscht und geht nach Hause – jetzt übernehmen<br />

Kollegen die Nachtschicht. Denn der Hafen schläft nie. ok<br />

13


Grob darf man nicht mit ihr umgehen. „Rough<br />

handling verzeiht die Banane nicht“, sagt<br />

Marc Fröhlich. Der Geschäftsführer von<br />

Heuer Logistics in Bremerhaven kennt sich aus mit<br />

den krummen Dingern aus Costa Rica, die seine<br />

Firma an der Wesermündung nicht nur löscht. Alle<br />

Bananen werden auch einer akribischen Qualitätskontrolle<br />

unterzogen, zollamtlich verwogen, gegebenenfalls<br />

fachmännisch zwischengelagert und ins<br />

Hinterland transportiert.<br />

Im Auftrag einer Supermarktkette schickt Heuer<br />

Logistics zweimal wöchentlich Wagengruppen mit<br />

jeweils bis zu zehn Kühlwaggons von Bremerhaven<br />

in die Schweiz. Den Transport, der etwa 40 Stunden<br />

dauert, übernimmt <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong>. Heuer Logistics<br />

kümmert sich auch um die mit Diesel betriebenen<br />

Kühlaggregate der Waggons, die im Inneren eine konstante<br />

Temperatur von 14 Grad gewährleisten.<br />

Die klassischen weißen Bananendampfer gibt es<br />

zwar vereinzelt noch, sie werden aber zunehmend von<br />

den großen Containerfrachtern verdrängt, die an Bord<br />

mittlerweile über bis zu 1.000 spezielle Stellplätze für<br />

Kühlcontainer (reefer plugs) verfügen. ok<br />

14<br />

FOKUS hÄFen<br />

Krumme dinger<br />

Bananen waren 16 Tage auf hoher See unterwegs,<br />

wenn Heuer Logistics sie von Bremerhaven aus auf<br />

der Schiene in die Schweiz schickt.<br />

„Wenn Bananen<br />

per Schiff aus<br />

Mittelamerika<br />

bei uns ankommen,<br />

sind sie<br />

noch grasgrün.<br />

Sie sind ein sehr<br />

empfindliches<br />

Gut. Beim<br />

Transport in<br />

die Schweiz ist<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong><br />

ein verlässlicher<br />

Partner.“<br />

Marc Fröhlich<br />

ist Geschäftsführer von<br />

Heuer Logistics in Bremer-<br />

haven, einem Unternehmen,<br />

das sich auf Fruchtlogistik<br />

spezialisiert hat.<br />

„Beim Import von<br />

Zellstoff über die<br />

Ostsee, Weser-<br />

und Westhäfen<br />

verabschieden wir<br />

uns von der Konkurrenz<br />

zwischen<br />

Bahn, Lkw und<br />

Binnenschiff. Wir<br />

brauchen alle Verkehrsträger<br />

und<br />

setzen sie im Sinne<br />

unserer Kunden<br />

ein. Es gibt aber<br />

gute Gründe, mehr<br />

Verkehr auf die<br />

Schiene zu verlagern,<br />

etwa die hohen<br />

Dieselkosten,<br />

das Thema Umwelt<br />

und das sehr gute<br />

Verständnis, das<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong><br />

für diese Verkehre<br />

entwickelt hat.“<br />

Bernd Müller<br />

ist Corporate Manager Import Forstprodukte<br />

bei dem auf Papier und Zellstoff<br />

spezialisierten internationalen Logistikunternehmen<br />

Fr. Meyer’s Sohn (FMS).<br />

Fotos: dpa picture-alliance; <strong>DB</strong> AG (2); dapd / ddp-images<br />

nicht von Pappe<br />

Zellstoff ist der Rohstoff für die Papierindustrie. Ein großer Teil wird über<br />

Häfen wie Lübeck, Brake und Vlissingen nach Mitteleuropa importiert.<br />

Durchschnittlich verbraucht jeder Mitteleuropäer<br />

700 Gramm Papier pro Tag - von der Zeitung,<br />

über Pappkartons, Hygienepapier bis<br />

zur Höschenwindel. Wichtigster Rohstoff dafür ist<br />

– neben Altpapier – Zellstoff, der überwiegend auf<br />

dem Seeweg über deutsche und niederländische Seehäfen<br />

importiert wird. „Das Ladegut ist nicht containerisiert,<br />

sondern kommt in zwischen 200 und<br />

250 Kilogramm schweren Ballen, jeweils 6 oder 8 von<br />

ihnen zu einer Unit verdrahtet“, erklärt Rolf Hadeler,<br />

Teamleiter Pulp & Paper Seehafenhinterland bei <strong>DB</strong><br />

<strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> in Bremen.<br />

Während die Zellulose aus skandinavischen Wäldern<br />

traditionell überwiegend in den Ostseehäfen<br />

Lübeck und Rostock umgeschlagen wird, haben sich<br />

mit Brake und Bremen an der Unterweser sowie<br />

Vlissingen/Terneuzen und Amsterdam in den Niederlanden<br />

mehrere Häfen im Schatten der großen<br />

Universalhäfen Hamburg, Rotterdam und Antwerpen<br />

auf den Zellstoff-Import aus Übersee und von der iberischen<br />

Halbinsel spezialisiert. „Allein in Vlissingen<br />

werden jährlich 3,5 Millionen Tonnen Zellstoff aus<br />

Südamerika umgeschlagen“, sagt Hadeler. „Das ist<br />

eine logische Entwicklung, weil Eukalyptusbäume<br />

z.B. in Brasilien schnell wachsen und die Zellstoffproduktion<br />

dort im Vergleich zu Nordamerika und<br />

Skandinavien effizienter erfolgen kann.“<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> fährt im Seehafen-Hinterland-<br />

Verkehr werktäglich rund 130 großräumige Güterwagen<br />

mit dem Ladevolumen von 330 Lkw. Das größte<br />

Volumen wird dabei in Brake/Bremen (63 Waggons<br />

pro Tag) übernommen, gefolgt von Vlissingen/<br />

Terneuzen (31) und Lübeck/Rostock (7). Rund zwei<br />

Drittel der Zellstofftransporte gehen an deutsche<br />

Empfänger, 15 Prozent geht nach Italien und der Rest<br />

verteilt sich auf Österreich, die Schweiz, Frankreich<br />

und Südosteuropa.<br />

ok<br />

WeiSSheiT:<br />

Zellstoff wird überwiegend<br />

gebleicht<br />

gehandelt.<br />

<strong>Rail</strong>ways 03 | 12 15


FoKuS HäFeN<br />

Nah am Wasser gebaut<br />

Das railways-Interview mit Ummo Bruns, dem Hafenbeauftragten West,<br />

und Dr. Bernd Pahnke, dem Hafenbeauftragten Nord von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong>.<br />

Herr Dr. Pahnke, Herr Bruns, die Seehäfen an der Nordsee<br />

ziehen nicht nur Schiffe aus aller Welt an, sondern<br />

Güterzüge aus halb Europa. Was tut sich an diesen bedeutenden<br />

Schnittstellen des Welthandels?<br />

Ummo Bruns: Wir Hafenbeauftragte sind quasi die Augen<br />

und Ohren von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> – ich in den Benelux-Ländern,<br />

mein Kollege Pahnke für die deutschen Seehäfen.<br />

Wir sorgen für Transparenz und sind Ansprechpartner für<br />

Operateure, Reedereien, Hafenwirtschaft, Behörden und<br />

die Politik, und wir bringen diese an einen Tisch.<br />

Bernd Pahnke: Häfen sind bedeutende Logistikknoten<br />

für das Netzwerk von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> – das gilt noch stärker<br />

für die Zukunft. Die Globalisierung und der damit<br />

zunehmende seeseitige Handel führen zu signifikanten<br />

Steigerungen der Tonnagen im Im- und Export sowie bei<br />

Transitverkehren. Wir erleben gerade eine starke Veränderung<br />

auf Seiten der Reedereien, die ihre Kapazitäten konsolidieren,<br />

beispielsweise durch die Kooperation von CMA<br />

CGM mit MSC und die neue G6-Allianz. Damit verschärft<br />

sich auch der Wettbewerb unter den Operateuren und Eisenbahnverkehrsunternehmen.<br />

Darauf müssen wir als <strong>DB</strong><br />

<strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> mit den richtigen Produkten reagieren.<br />

Williamson<br />

KeiN SeemaNNSgarN:<br />

railways traf die Hafenbeauftragten<br />

Dennis<br />

Dr. Bernd Pahnke (links) und Ummo<br />

Bruns zum Interview in Hamburg Fotos:<br />

In Hamburg und Bremerhaven liegt der Modal Split der<br />

Schiene im Seehafen-Hinterland-Verkehr zwischen<br />

35 und 45 Prozent – in Rotterdam und Antwerpen gerade<br />

mal bei knapp über 10 Prozent. Da ist noch viel Luft<br />

nach oben, Herr Bruns, oder?<br />

Bruns: Wichtigstes Thema in den Westhäfen ist aktuell die<br />

Hafenerweiterung Maasvlakte 2 in Rotterdam mit ihren<br />

außergewöhnlichen Dimensionen. Dort soll der Anteil der<br />

Schiene am Modal Split eines Tages auf 20 Prozent steigen.<br />

Das ist eine sehr große Aufgabe! Mit der Betuwe Line<br />

von Rotterdam nach Zevenaar steht im Seehafen-Hinterland-Verkehr<br />

seit 2008 auch eine leistungsfähige Strecke<br />

für Güterzüge zur Verfügung, die allerdings bislang nur bis<br />

zur Grenze führt. Als Ergänzung auf deutscher Seite benötigen<br />

wir dringend das dritte Gleis an der Strecke<br />

Emmerich–Oberhausen. Generell ist die Verwirklichung<br />

der von der EU definierten transeuropäischen Netze<br />

(TEN) von zentraler Bedeutung.<br />

Investitionen in die Infrastruktur sind immer ein politisches<br />

Thema. Wie sieht es da auf deutscher Seite aus,<br />

Herr Dr. Pahnke?<br />

Pahnke: Mit dem Jade-Weser-Port nimmt voraussichtlich<br />

Ende September der erste deutsche Tiefwasserhafen<br />

bei Wilhelmshaven den Betrieb auf. Darauf sind wir als<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> bestens vorbereitet (siehe auch Seite<br />

20/21). Wir benötigen darüber hinaus dringend die Vertiefung<br />

der Unterelbe. Andernfalls wird Hamburg von den<br />

trade lanes der großen Reedereien abgehängt. Denn die<br />

werden in Zukunft alle diese Großcontainerschiffe mit<br />

13.000 TEU und mehr beschaffen und einsetzen.<br />

Die großen Hubs wie Rotterdam, Antwerpen, Hamburg<br />

und Bremerhaven bedienen heute fast ganz Europa.<br />

Bleibt es dabei? Wer wird Gewinner, wer Verlierer?<br />

Pahnke: Je größer die Schiffe, desto weniger Häfen werden<br />

bedient. Da ist die Konkurrenz knallhart. Die Reedereien<br />

wollen ihre Stückkosten senken und konzentrieren sich auf<br />

weniger Häfen. Häfen müssen sich auf hochperformante<br />

Abfertigung von Großcontainerschiffen mit geeigneten<br />

Containerumschlagsbrücken, ausreichenden Lagerflächen<br />

sowie exzellenten Hafenhinterlandverkehren einstellen.<br />

Aus Sicht der Reeder entscheiden insbesondere die Hinterlandverkehre<br />

im hohen Maße über die Auswahl der<br />

Häfen. Dies ist auch nachvollziehbar, da der Wertschöpfungsprozess<br />

erst beim Empfänger (nicht im Hafen!)<br />

abgeschlossen werden kann. Prinzipiell profitieren wir als<br />

16 <strong>Rail</strong>ways 03 | 12 17


FoKuS HäFeN<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> vom Trend zu immer größeren Schiffen.<br />

Denn je mehr Container im Hafen bearbeitet werden, des-<br />

to wichtiger wird der Transport auf der Schiene, um diese<br />

großen Mengen ins Hinterland zu transportieren.<br />

Bruns: Die Welt ändert sich schnell. Ich sehe für die Zukunft<br />

auch ein Potenzial für Häfen wie Le Havre in Frank-<br />

reich und auch Koper und Triest an der Adria, die sich<br />

zunehmend profilieren. Bislang bedienen wir Italien beispielsweise<br />

überwiegend über die Häfen an der Nordsee,<br />

aber das ist nicht in Stein gemeißelt. Als <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong><br />

widmen wir auch den Häfen am Mittelmeer und in Frankreich<br />

höchste Aufmerksamkeit. Und wir sprechen darüber<br />

mit den Reedereien.<br />

Im Seehafen-Hinterland-Verkehr auf der Schiene ist der<br />

Wettbewerb hart und der Preisdruck groß. Womit kann<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> in diesem Segment punkten?<br />

Bruns: Als einzige europäische Güterbahn bieten wir<br />

unseren Kunden ein flächendeckendes Netz für ganz<br />

Mitteleuropa.<br />

Pahnke: Unsere Größe bietet hohen Kundennutzen vor<br />

allem im Bereich der Wagenverfügbarkeit und im Hinblick<br />

auf die Kapazitäten bei der Traktion von Zügen. In Zukunft<br />

soll auch der maritime Verkehr noch stärker Hub-Systematiken<br />

integrieren. Somit können dann flächendeckende<br />

Verkehre auch bei geringeren Mengen angeboten werden.<br />

Wir entwickeln unsere Prozesse und IT-Verfahren in enger<br />

Kooperation mit unseren Partnern weiter. Beispielsweise<br />

werden im Rahmen des Projektes VESUHV Prozesse und<br />

IT-Verfahren so vernetzt, dass alle Daten von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

<strong>Rail</strong> mit Hafenbetrieben, Operateuren und Reedern online<br />

ausgetauscht werden. Mit dieser Software, die 2013<br />

als Pilot an den Start geht, werden Schiffsverspätungen<br />

und die sich daraus ergebenden Konsequenzen für die<br />

Zugplanung automatisch in den Systemen verarbeitet.<br />

STicHWorT VeSuHV<br />

Je mehr Container in den Häfen umgeschlagen<br />

werden, desto dringender wird die Kommunikation<br />

zwischen allen Beteiligten. Das Forschungsprojekt<br />

VESUHV legt den Fokus auf den standardisierten,<br />

zuverlässigen Datenaustausch zwischen Reedereien,<br />

Hafenbetrieben, Bahnen und Operateuren. Durch die<br />

Erzeugung und Nutzung von Vormeldedaten hinsichtlich<br />

erwarteter Seeschiffe und Container sollen die<br />

limitierten Ressourcen auf der Landseite effektiver<br />

genutzt werden. An VESUHV beteiligten sich die<br />

Technische Universität Darmstadt, <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong>,<br />

Hapag-Lloyd, die HHLA und die TFG Transfracht.<br />

VESUHV wird uns auch beim Handling von Leercontainern<br />

weiterbringen, das uns gegenwärtig noch große Probleme<br />

bereitet (siehe Kasten).<br />

Bruns: Das ist ein großer Fortschritt. Aber auf lange Sicht<br />

benötigen wir eine europäische IT-Plattform.<br />

Pahnke: Eines unserer Alleinstellungsmerkmale ist auch<br />

die Kombination von Shuttle- und Drehscheibenzüge über<br />

den Rangierbahnhof Maschen. Außerdem können wir unsere<br />

maritimen mit den kontinentalen Zügen kombinieren.<br />

Da fängt eigentlich die wahre Kunst der Logistik erst an.<br />

Interview: Olaf Krohn<br />

Zur Person:<br />

Dr. BerND PaHNKe<br />

(60) ist seit 2011 Hafenbeauftragter<br />

von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> für die<br />

Nordhäfen – alle deutschen See-<br />

häfen zwischen Sassnitz-Mukran<br />

und Emden. Davor war er seit 1990<br />

in unterschiedlichen Funktionen<br />

bei <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Logistics beschäftigt<br />

und kam mit der Akquisition<br />

von <strong>Schenker</strong> durch die <strong>DB</strong> 2002<br />

zur Deutschen Bahn.<br />

ummo BruNS<br />

(59) lebt in Antwerpen und<br />

arbeitet in Rotterdam. Seit 2007<br />

ist er Hafenbeauftragter West<br />

von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> und nicht<br />

nur für diese beiden führenden<br />

Häfen verantwortlich, sondern<br />

auch für Amsterdam, Terneuzen,<br />

Vlissingen, Zeebrügge und Gent.<br />

Bevor er seine Tätigkeiten bei der<br />

<strong>DB</strong> aufnahm war er beschäftigt<br />

bei der Port Authority of New York<br />

& New Jersey, PSA Antwerp und<br />

Reedereien Hapag-Lloyd und Cast.<br />

Fotos: Dennis Williamson; epa Au Tu / dpa picture-alliance; grafik: Port of Rotterdam, Project Organisation Maasvlakte 2<br />

Think big? Think bigger!<br />

Europas größter Hafen will seinen Vorsprung ausbauen.<br />

Mit der Maasvlakte 2 stößt Rotterdam in neue Dimensionen vor.<br />

Schon heute dehnt sich der Hafen Rotterdams in<br />

Ost-West-Richtung auf gut 40 Kilometer im<br />

Rhein-Maas-Delta aus. Doch damit noch nicht<br />

genug: 2013 soll mit der Maasvlakte 2 eine Hafenerweiterung<br />

ihren Betrieb aufnehmen, die gegenwärtig<br />

auf rund 2.000 Hektar Neuland aus der Nordsee entsteht,<br />

direkt am tiefen Fahrwasser. Die neuen Hafenanlagen<br />

sind in erster Linie für die chemische Industrie<br />

und ein neues Containerterminal mit einer Umschlagskapazität<br />

von 4 Millionen TEU pro Jahr vorgesehen.<br />

Mitte Juli wird Königin Beatrix den Deich der<br />

Maasvlakte 2 offiziell schließen. Die niederländische<br />

Küstenlinie schiebt sich durch dieses Megaprojekt<br />

3,5 Kilometer weiter nach Westen in die Nordsee.<br />

Die Hafenerweiterung ist direkt an die neue,<br />

160 Kilometer lange Güterbahnstrecke Betuweroute<br />

quer durch die südlichen Niederlande bis zur deutschen<br />

Grenze angebunden. APM Terminals, Rotterdam<br />

World Gateway, das neue Containerterminal auf<br />

der Maasvlakte 2, und ECT Hutchison werden über<br />

umfangreiche Umschlagkapazitäten für den Kombinierten<br />

Verkehr auf der Schiene verfügen. Port of<br />

Rotterdam, die Hafenbehörde, möchte den Modal<br />

Split der Eisenbahn im Seehafen-Hinterland-Verkehr<br />

bis 2035 von gegenwärtig 9 auf 20 Prozent steigern.<br />

Durch den Ausbau der Bahn-Infrastruktur im gesamten<br />

Hafen soll die dortige Verweildauer der Güterzüge<br />

um 20 Prozent verkürzt werden und damit die<br />

Schiene wettbewerbsfähiger gemacht werden. Mit<br />

seiner Lage an der Rheinmündung spielt in Rotterdam<br />

allerdings traditionell das Binnenschiff die dominierende<br />

Rolle im Seehafen-Hinterland-Verkehr. ok<br />

DomiNaNZ:<br />

Beim Gesamt-<br />

umschlag übertrifft<br />

Rotterdam seinen<br />

größten deutschen<br />

Rivalen Hamburg<br />

um mehr als<br />

das Dreifache.<br />

NeulaND:<br />

Eine Visualisierung<br />

des neuen Hafen-<br />

bereichs Maasvlakte 2<br />

westlich von Rotterdam.<br />

18 <strong>Rail</strong>ways 03 | 12 19


foKUs häfen<br />

ein schiff wird kommen<br />

In Wilhelmshaven geht Ende September der Jade-Weser-Port in Betrieb. Deutschlands<br />

erster Tiefwasserhafen wird auch für die neueste Generation Containerschiffe mit<br />

18.000 TEU Kapazität und 17 Metern Tiefgang erreichbar sein.<br />

46<br />

Millionen<br />

gerungen, 360 Hektar misst das Neuland<br />

Kubikmeter Sand haben die<br />

Dükerrohre und Bagger der Nordsee ab-<br />

und 1.725 Meter die neue Kaikante, Kaje genannt, an<br />

der in einigen Wochen die ersten Schiffe festmachen<br />

sollen: Willkommen im neuen Jade-Weser-Port!<br />

Nördlich von Wilhelmshaven haben die Bundesländer<br />

Niedersachsen und Bremen in vier Jahren den<br />

ersten tideunabhängigen Tiefwasserhafen Deutschlands<br />

erbaut.<br />

Mit einer Wassertiefe von 18 Metern können auch<br />

die größten Containerschiffe, die derzeit im Bau sind,<br />

den Jade-Weser-Port voll beladen anlaufen, was in<br />

Bremerhaven und Hamburg nicht möglich ist. Die<br />

sogenannte Triple-E-Klasse der dänischen Reederei<br />

Maersk wird 18.000 TEU befördern können und<br />

400 Meter lang und 59 Meter breit sein. Für diese<br />

Dimensionen sind auch die gigantischen Kräne konzipiert,<br />

die mit ihren Auslegern seeseitig über 25 Containerreihen<br />

hinweg greifen können.<br />

Der neue Hafen soll nach dem Willen seiner Planer<br />

eine bedeutende Drehscheibe für den Transshipment-<br />

Verkehr nach Skandinavien, Russland und ins Baltikum<br />

werden: Der Großteil der hier umgeschlagenen<br />

Container aus Übersee wird also von Ozeanriesen auf<br />

Feederschiffe im Short-Sea-Verkehr umgeschlagen<br />

und Richtung Ostsee weiterbefördert. Wesentliche<br />

Teile des Frachtaufkommens sollen aber auch per Lkw<br />

oder Schiene ins mitteleuropäische Hinterland gelangen.<br />

Über eine direkte Anbindung an die bedeutenden<br />

Binnenwasserstraßen Rhein, Ems, Weser, Elbe, Elbe-<br />

Seiten-Kanal und Mittellandkanal verfügt der Jade-<br />

Weser-Port bislang allerdings nicht.<br />

„Wir werden betriebsbereit sein, wenn der Hafen<br />

betriebsbereit ist“, sagt der Beauftragte für die deutschen<br />

Seehäfen bei <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong>, Dr. Bernd<br />

Pahnke. „Wir haben bereits vor acht Monaten begonnen,<br />

Prozesse, IT-Verfahren, Personal und Lokomotiven<br />

für den Betriebsstart zu disponieren.“ Die<br />

Schienenanbindung des neuen Tiefwasserhafens an<br />

das <strong>DB</strong>-Netz ist auch bereits vorhanden. Auf dem<br />

vorgespülten Areal befindet sich ein Rangierbahnhof<br />

mit 16 Gleisen. Der durchgehende zweigleisige<br />

Ausbau der Bahnstrecke Wilhelmshaven–Oldenburg<br />

soll bis Ende 2012 und die Elektrifizierung bis 2017<br />

realisiert werden.<br />

Ursprünglich sollte der Jade-Weser-Port am 5. August<br />

eröffnet werden. Ende vergangenen Jahres waren<br />

an der Kaje über 170 Risse, sogenannte Schloss-<br />

sprengungen, entdeckt worden. Wegen der erforderlichen<br />

Reparaturen gab Bremens Bürgermeister<br />

Jens Böhrnsen kurz vor Redaktionsschluss dieser<br />

Ausgabe bekannt, dass sich die Eröffnung auf Ende<br />

September verschieben wird.<br />

Betreiber des Jade-Weser-Ports ist EUROGATE<br />

Containerterminal Wilhelmshaven GmbH & Co. KG,<br />

neUe sKYline:<br />

Die ersten vier Containerbrücken<br />

treffen<br />

auf dem Spezialschiff<br />

Zhenhua 23 aus China<br />

am Jade-Weser-Port<br />

ein. Im Endausbau<br />

sollen 16 dieser Gig-<br />

anten mit einer Aus-<br />

legerlänge von 69<br />

Metern am EURO-<br />

GATE Containerterminal<br />

Wilhelmshaven<br />

ihren Dienst tun.<br />

20 <strong>Rail</strong>ways 03 | 12<br />

fotos: Rolf Vennenbernd / dpa oicture-alliance; LOOK-foto<br />

ein Joint Venture der EUROGATE-Holding und der<br />

APM Terminals Wilhelmshaven GmbH, im Besitz der<br />

Moeller-Maersk Gruppe. In einem Hörfunk-Interview<br />

hatte die dänische Großreederei angekündigt, ein<br />

Drittel der neuen Umschlagkapazitäten (insgesamt<br />

2,7 Mio. TEU pro Jahr) in Wilhelmshaven nutzen zu<br />

wollen. Andere Reedereien wollten sich noch nicht<br />

festlegen, ob und inwieweit sie den Jade-Weser-Port<br />

in ihre Planungen einbeziehen wollen.<br />

In jedem Fall dürfte mit dem neuen Tiefseehafen<br />

ein Rivale zu den etablierten Häfen der Nordrange<br />

entstehen. Hamburg und Bremerhaven sind nur für<br />

Containerschiffe bis 13,5 Meter Tiefgang erreichbar<br />

– und das auch nur tideabhängig. Mit dem 18 Meter<br />

tiefen Fahrwasser an der Kaikante ist der Jade-Weser-<br />

Port aber auch eine Alternative zu Rotterdam und<br />

Antwerpen. „Nordrhein-Westfalens Import- und Exportströme<br />

laufen beispielsweise heute überwiegend<br />

über die Westhäfen, hier sehe ich für Wilhelmshaven<br />

durchaus eine Perspektive“, sagt Dr. Bernd Pahnke.<br />

Der Hafenbeauftragte von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> ist auch<br />

für Wilhelmshaven und die anderen Containerhubs<br />

an der Küste vorsichtig optimistisch: „Wenn wir dieses<br />

Jahr ein moderates Umschlagwachstum von fünf Prozent<br />

erreichen und sich dieser Trend fortsetzt,<br />

könnten die neuen Kapazitäten des Jade-Weser-Ports<br />

genutzt werden ohne Mengenverluste für andere<br />

deutsche Seehäfen.“ ok<br />

maRinehafen:<br />

Bei der Einsatzflottille 2<br />

in Wilhelmshaven sind<br />

alle deutschen Fregatten<br />

stationiert.<br />

Wilhelmshaven<br />

Reichskriegs- und<br />

Ölimporthafen<br />

Wilhelmshaven befindet sich erst seit 1869 auf<br />

Landkarten und in Atlanten. Das Königreich<br />

Preußen hatte dem Großherzogtum Oldenburg<br />

zuvor 313 Hektar Land abgekauft und am Jadebusen<br />

den ersten Kriegshafen eingeweiht, der ab<br />

1871 neben Kiel einer der beiden Reichskriegshäfen<br />

des Kaiserreichs wurde. Sowohl im 1. als auch<br />

im 2. Weltkrieg war ein Großteil der deutschen<br />

Hochseeflotte in Wilhelmshaven stationiert.<br />

Infolgedessen wuchs die Einwohnerzahl sehr<br />

schnell und erreichte 1940 mit 133.041 ihren historischen<br />

Höchststand.<br />

Auch die Bundeswehr machte Wilhelmshaven<br />

nach 1956 zum Marinehafen, der im Zuge der Bundeswehrreform<br />

zum größten Standort mit 8.570<br />

Dienstposten wachsen soll. Ab Ende der 1950er-<br />

Jahre wurde die Jade-Stadt auch zum größten Ölimporthafen<br />

der Bundesrepublik ausgebaut. 2010<br />

entluden 271 Tanker an den 3 Löschköpfen<br />

20,1 Millionen Tonnen Rohöl – das entspricht<br />

21,5 Prozent der gesamten deutschen Importe.<br />

Der Jade-Weser-Port, der nördlich an den Ölhafen<br />

angrenzt, soll der Stadt mit dem Containerumschlag<br />

ein neues maritimes Standbein geben.<br />

Wilhelmshavens Einwohnerzahl ist in den vergangenen<br />

Jahrzehnten kontinuierlich gesunken<br />

und liegt gegenwärtig bei 81.000. ok<br />

21


foKUs häfen<br />

GRoss UnD Klein:<br />

An der Kaje können<br />

die größten Containerfrachter<br />

der<br />

Welt festmachen<br />

– tideunabhängig.<br />

Im Vordergrund der<br />

Schlepperhafen.<br />

TRimoDal:<br />

Am südlichen Rand ist<br />

der Jade-Weser-Port<br />

an die Autobahn A 29<br />

angeschlossen. Hier<br />

befindet sich auch die<br />

Zollabfertigung.<br />

DeUTschlanDs seehäfen<br />

UnD ihRe veRKehRsanbinDUnG<br />

Jade-Weser-Port Bremerhaven<br />

Osnabrück<br />

Bremen<br />

Flensburg<br />

Kiel<br />

Hannover<br />

Hamburg<br />

Lübeck<br />

Rostock<br />

Berlin<br />

illustration: Paul Trakies / Kinky Illustrators Agency Karte: illuteam43<br />

PlaTZ Da:<br />

Das Containerterminal<br />

des Jade-Weser-<br />

Ports ist 130 Hektar<br />

groß. Rechts davon<br />

befindet sich das<br />

Terminal für den<br />

Kombinierten Verkehr<br />

mit sechs Gleisen.<br />

PoTenZial:<br />

Oberhalb der Gleis-<br />

anlagen soll ein<br />

160 Hektar großes<br />

Güterverkehrszentrum<br />

entstehen.<br />

Hier sind noch viele<br />

Flächen zu haben.<br />

neuland an der Jade<br />

Mit dem neuen Jade-Weser-Port ist Deutschland um 360 Hektar gewachsen.<br />

Die Visualisierung zeigt das Neuland nördlich von<br />

Wilhelmshaven, wie es im Endzustand aussehen könnte. Die Kaikante<br />

an Deutschlands erstem Tiefwasserhafen links ist 1.725 Meter lang.<br />

Die jährliche Umschlagkapazität liegt bei 2,7 Mio. TEU (zum Vergleich:<br />

Hamburg schlug 2011 rund 9 Mio. TEU um). Die Schienenanbindung –<br />

im Vordergrund der 16-gleisige Rangierbahnhof – ist bereits fertig.<br />

Die Eröffnung des Jade-Weser-Ports ist für Ende September geplant.<br />

22 <strong>Rail</strong>ways 03 | 12 23<br />

o<br />

s<br />

n<br />

W


FoKuS häFeN<br />

Neue Kapazitäten für<br />

den Kombinierten Verkehr<br />

Ein neues Containerterminal im polnischen Ostseehafen<br />

stärkt den Seehafen-Hinterland-Verkehr auf der Schiene.<br />

Die Eröffnung eines neuen Containerterminals<br />

im April stärkt die Position des Hafens Stettin<br />

als attraktive Drehscheibe im Ostseeraum.<br />

„Das Projekt ist für die Entwicklung des Kombinierten<br />

Verkehrs in Polen von großer Bedeutung“, erklärte<br />

Manfred Michel, CEO des <strong>DB</strong> Port Szczecin. „Wir erwarten,<br />

dass der Ausbau des Hafens den Seehafen-<br />

Hinterland-Verkehr auf der Schiene stärken wird.“<br />

Das Terminal, das von <strong>DB</strong> Port Szczecin betrieben<br />

wird, verfügt über Kaianlagen mit modernen Portalkränen,<br />

von denen jeder pro Stunde 30 Container<br />

bewegen kann. Schienenanschluss, interne und externe<br />

Straßenanbindungen mit Park- und Rangier-<br />

flächen sowie Lagerkapazitäten ermöglichen den<br />

Umschlag von Containern zwischen Schiff, Bahn und<br />

Lkw. Jährlich kann das neue Terminal ein Volumen<br />

bis zu 120.000 Containern bewältigen. 200.000 TEU<br />

können in der nächsten Ausbaustufe erreicht werden.<br />

Der Hafen Stettin ist der größte Umschlagplatz für<br />

Stückgut im westlichen Polen. Mit dem neuen Con-<br />

tainerterminal wird die Qualität bei der Abfertigung<br />

von See-, Feeder- und Binnenschiffen deutlich erhöht.<br />

„Unser Ziel ist es, einen Transportkorridor von<br />

Nord nach Süd, von Skandinavien über Stettin nach<br />

Südpolen und bis nach Tschechien zu schaffen“, sagte<br />

der stellvertretende polnische Transportminister<br />

Andrzej Massel bei der Eröffnungsveranstaltung.<br />

Jarosław Siergiej, Präsident der Port Authority von<br />

Stettin, wies darauf hin, dass der Ostseeraum bei Containertransporten<br />

im weltweiten Vergleich das dynamischste<br />

Marktwachstum aufweise.<br />

Die Kosten für das Gesamtprojekt im Hafen Settin<br />

betragen 56,3 Mio. PLN (ca. 15 Mio. Euro). <strong>DB</strong> Port<br />

Szczecin beteiligt sich daran mit rund 37 Mio. Der Rest<br />

wird durch die Port Authority und aus Mitteln der<br />

EU finanziert.<br />

dv<br />

Kontakt | Manfred Michel<br />

Telefon: +48 (0)914 308-777<br />

30 coNTaiNeR<br />

pRo STuNDe:<br />

Die neuen Portalkräne<br />

im <strong>DB</strong> Port<br />

Szczecin.<br />

manfred.michel@dbport.eu Fotos: Pablo Castagnola / Anzenberger Agency; <strong>DB</strong> AG<br />

24 <strong>Rail</strong>ways 03 | 12<br />

Drehscheibe an der Themse<br />

40 Kilometer östlich der Hauptstadt entsteht London Gateway –<br />

ein Containerhafen mit angeschlossenem Logistikzentrum<br />

Neue RichTuNg:<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong><br />

wird wichtiger Partner<br />

für die landseitigen<br />

Verkehre von<br />

und nach London<br />

Gateway.<br />

Nicht nur die kontinentaleuropäischen Häfen<br />

stellen sich auf neue, größere Containerschiffe<br />

ein. Auch an der Themse entsteht mit London<br />

Gateway ein neuer Tiefwasserhafen mit angeschlossenem<br />

Logistikzentrum, das nach Einschätzung des<br />

Betreibers DP World das größte seiner Art in Europa<br />

werden soll. Verkehrsplaner rechnen damit, dass der<br />

neue Hafen wegen seiner Nähe zum größten britischen<br />

Ballungsgebiet über 100 Millionen Lkw-Kilometer<br />

pro Jahr überflüssig machen wird.<br />

Außerdem haben sich DP World und <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

<strong>Rail</strong> UK (<strong>DB</strong>SR UK) im Juni darauf verständigt, dass<br />

ein beträchtlicher Teil des Hafen-Hinterland-Verkehrs<br />

auf der Schiene abgewickelt werden soll. Die Absichtserklärung<br />

sieht vor, dass <strong>DB</strong>SR UK vom Tag der Er-<br />

Die gRöSSTeN häFeN gRoSSbRiTaNNieNS<br />

hafen und Region<br />

1 Grimsby and Immingham<br />

(Humber)<br />

2 London<br />

3 Milford Haven (Wales)<br />

4 Southampton<br />

5 Tees and Hartlepool<br />

(Middlesbrough)<br />

6 Forth (Schottland)<br />

7 Liverpool<br />

8 Felixstowe (bei Harwich)<br />

containerumschlag 2010<br />

umschlag 2010<br />

54,0 Mio. t<br />

48,0 Mio. t<br />

42,8 Mio. t<br />

39,3 Mio. t<br />

35,7 Mio. t<br />

34,3 Mio. t<br />

30,0 Mio. t<br />

25,7 Mio. t<br />

Felixstowe 3,4 Mio. TEU<br />

Southampton 1,5 Mio. TEU<br />

London (Tilbury) 0,7 Mio. TEU<br />

öffnung an – voraussichtlich im 4. Quartal 2013 –<br />

täglich mindestens vier Containerzüge von und nach<br />

London Gateway fahren wird. Eine Ausweitung dieser<br />

Verkehre ist für 2014 vorgesehen, sobald der Umschlag<br />

das prognostizierte Volumen von bis zu<br />

3,5 Millionen TEU pro Jahr erreicht hat.<br />

„London Gateway ist das bedeutendste Logistik-<br />

Projekt in Großbritannien und wird über das größte<br />

Terminal für den Schienengüterverkehr im Land verfügen“,<br />

sagt Carsten Hinne, Managing Director Logistics<br />

bei <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> UK. „Unser Geschäft ist es,<br />

unseren Kunden Logistiklösungen zu bieten. Wir<br />

freuen uns darauf, diese Ziele in London Gateways<br />

gemeinsam mit DP World zu erreichen.“ ok<br />

Quelle: UK Department for Transport<br />

25


26<br />

fokuS häfen<br />

häfen in Zahlen<br />

Europas größte Häfen liegen an der Nordsee. Hinter dem unangefochtenen Spitzenreiter<br />

Rotterdam rivalisieren Hamburg und Antwerpen beim Containerumschlag um Rang zwei.<br />

Außerhalb dieses Kartenausschnitts sind Marseille und Le Havre in Frankreich sowie Algeciras<br />

in Spanien die bedeutendsten Häfen Europas. In Deutschland spielen die Ostseehäfen Lübeck<br />

und Rostock eine wichtige Rolle. Hamburg ist mit mehr als 2 Mio. TEU auf der Schiene der<br />

bedeutendste Eisenbahnhafen in Europa. Mit dem neuen Tiefwasserhafen Jade-Weser-Port<br />

bei Wilhelmshaven betritt im September ein weiterer Akteur die Bühne (siehe Seite 20–23).<br />

legende:<br />

Zeebrügge<br />

2,1 Mio teu<br />

Containerumschlag<br />

in Mio TEU<br />

Vlissingen<br />

terneuzen<br />

rotterdam<br />

11,9 Mio teu<br />

antwerpen<br />

8,7 Mio teu<br />

amsterdam<br />

Containerhäfen – Modal Split iM<br />

Seehafen-hinterland-Verkehr<br />

32%<br />

Antwerpen<br />

3%<br />

53%<br />

11%<br />

57%<br />

45%<br />

Bremerhaven<br />

Eisenbahn<br />

Lkw<br />

Binnenschiff<br />

37%<br />

Rotterdam<br />

2%<br />

64%<br />

10%<br />

53%<br />

Hamburg<br />

34%<br />

<strong>Rail</strong>ways 03 | 12<br />

emden<br />

Bremerhaven<br />

5,9 Mio teu<br />

Wilhelmshaven<br />

infografik: Axel Pfaender<br />

Brake<br />

Bremen<br />

Quelle: Port Authorities<br />

Brunsbüttel<br />

Bützfleth<br />

kiel<br />

hamburg<br />

9 Mio teu<br />

europaS gröSSte häfen<br />

(geSaMtuMSChlag 2010)<br />

lübeck<br />

1. Rotterdam (NL) 395,8 Mio. Tonnen<br />

2. Antwerpen (BE) 160,0 Mio. Tonnen<br />

3. Hamburg (DE) 104,5 Mio. Tonnen<br />

4. Marseille (FR) 82,4 Mio. Tonnen<br />

5. Amsterdam (NL) 72,7 Mio. Tonnen<br />

6. Le Havre (FR) 65,8 Mio. Tonnen<br />

7. Algeciras (ES) 58,6 Mio. Tonnen<br />

8. Immingham (UK) 54,0 Mio. Tonnen<br />

9. Valencia (ES) 53,1 Mio. Tonnen<br />

10. Bergen (NO) 49,8 Mio. Tonnen<br />

ZuM VergleiCh:<br />

die gröSSten häfen<br />

international<br />

Singapur<br />

29,9 Mio teu<br />

rostock<br />

deutSChlandS gröSSte Seehäfen<br />

(geSaMtuMSChlag 2011)<br />

Shanghai<br />

31,4 Mio teu<br />

1. Hamburg 114,3 Mio. Tonnen<br />

2. Bremerhaven 55,8 Mio. Tonnen<br />

3. Wilhelmshaven 24,4 Mio. Tonnen<br />

4. Rostock 18,1 Mio. Tonnen<br />

5. Lübeck 17,7 Mio. Tonnen<br />

6. Bremen 12,9 Mio. Tonnen<br />

7. Brunsbüttel 7,9 Mio. Tonnen<br />

8. Brake 5,3 Mio. Tonnen<br />

9. Bützfleth 5,2 Mio. Tonnen<br />

10. Emden 4,5 Mio. Tonnen<br />

27


FOKus HäFen CusTOmers & PrOjeCTs<br />

Alles im Fluss<br />

Die deutschen Binnenhäfen wachsen. Als trimodale Knotenpunkte<br />

haben sie eine Schlüsselposition im europäischen Güterverkehr.<br />

Bevor es die Eisenbahn gab, waren die Wasserwege<br />

die wichtigsten Lebensadern des Güterverkehrs.<br />

Entlang der schiffbaren Flüsse<br />

entstanden große Städte, und wer die Binnenschifffahrt<br />

kontrollierte, konnte große Reichtümer erwerben.<br />

Heute wird der Güterverkehr in Deutschland<br />

überwiegend über Straße und Schiene abgewickelt,<br />

die Binnenschifffahrt liegt mit einem Anteil von gut<br />

zehn Prozent an der Transportleistung auf Platz drei.<br />

Vor allem bei Schüttgütern wie Kohle, aber auch bei<br />

Containern spielt das Binnenschiff nach wie vor eine<br />

bedeutende Rolle. Knapp 4.700 Schiffe beförderten<br />

im vergangenen Jahr rund 55 Millionen Tonnen Güter<br />

auf deutschen Flüssen und Kanälen.<br />

Für die Binnenhäfen vor allem am Rhein sehen<br />

Experten stabile Wachstumschancen. „Das liegt zum<br />

einen an der Bedeutung des vergleichsweise umweltfreundlichen<br />

und wirtschaftlichen Verkehrsträgers<br />

Schiff, zum anderen aber auch daran, dass die Häfen<br />

ihr Leistungsspektrum erweitern“, sagt Erich Staake,<br />

Vorstandsvorsitzender der Duisburger Hafen AG. Die<br />

Binnenhäfen bauen dabei vor allem ihre Rolle als multimodale<br />

Logistikplattformen immer weiter aus. So<br />

wurden allein im Duisburger Hafen im vergangenen<br />

Jahr insgesamt rund 125 Millionen Tonnen und<br />

2,5 Mio. Container umgeschlagen. Duisburg, an der<br />

Mündung der Ruhr in den Rhein, ist damit nicht nur<br />

Europas größter Binnenhafen, sondern auch zentraler<br />

Knotenpunkt für die Hinterlandverkehre der Nordseehäfen<br />

Zeebrügge, Antwerpen, Rotterdam und<br />

Amsterdam. Auch wichtige Bahnverbindungen werden<br />

in Duisburg vernetzt. Jede Woche verbinden über<br />

350 Zugrelationen den Logistikstandort mit 80 verschiedenen<br />

Zielen in ganz Europa und darüber hinaus<br />

– inklusive direkter Bahnverbindungen nach Moskau,<br />

Istanbul und Chongqing in China. Die Bedeutung<br />

grenzüberschreitender Verkehre für die Häfen wird<br />

auch an deren zunehmender internationaler Verflechtung<br />

deutlich: So ist die Duisburger Hafen AG am<br />

Seehafenterminal Antwerp Gateway in Antwerpen<br />

beteiligt und unterhält zahlreiche Kooperationen mit<br />

anderen Häfen und Logistikstandorten weltweit. Dass<br />

die Binnenhäfen in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen,<br />

ist Erich Staakes Überzeugung: „Die Binnenhäfen<br />

entwickeln sich zu multimodal vernetzten<br />

Logistikstandorten, die in Zukunft noch größere Volumina<br />

bewegen können und Industrie und Handel<br />

entscheidende Standortvorteile bieten.“ dv<br />

duisport Duisburger Hafen AG<br />

Alte Ruhrorter Str. 42–52, D-47119 Duisburg<br />

Tel: +49 (0)203 803-0, Fax: +49 (0)203 803-4232<br />

www.duisport.de<br />

TieF im WesTen:<br />

Der Rhein ist mit<br />

Abstand Deutschlands<br />

wichtigste<br />

Binnenwasserstraße,<br />

mit Duisburg als<br />

größtem Hafen.<br />

Fotos: Duisport PR; Akzo Nobel PR<br />

schlaue Chemikalientransporte<br />

Informationen zur Sendungsverfolgung machen<br />

Chemikalientransporte sicherer und zuverlässiger.<br />

AkzoNobel Industrial Chemicals, Tochter des<br />

weltweit tätigen niederländischen Chemiekonzerns<br />

AkzoNobel, produziert Chemi-<br />

kalien, die zahlreichen Industrieunternehmen, unter<br />

anderem aus der Glas-, Textil- und Waschmittelindus-<br />

trie als Ausgangsstoffe dienen. Die Bulkchemikalien,<br />

die das Unternehmen an seinen Standorten in Bitterfeld,<br />

Frankfurt-Höchst und Ibbenbüren herstellt,<br />

befördert <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> zu Zielen in ganz Deutschland<br />

und dem benachbarten Ausland.<br />

AkzoNobel plant die Transporte, die Abwicklung<br />

verantwortet <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> BTT, der Kesselwagenspezialist<br />

von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong>. Sicherheit und Zuverlässigkeit<br />

haben dabei oberste Priorität für AkzoNobel – und<br />

dazu tragen Informationen zur Sendungsverfolgung<br />

entscheidend bei. Seit Anfang des Jahres bindet<br />

AkzoNobel Industrial Chemicals solche Daten, die<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> BTT täglich aktuell erzeugt, in sein SAP-<br />

System ein. Die Daten ergänzen die Standortinformationen<br />

der GPS-Sender, mit denen eine Vielzahl der rund<br />

300 Wagen der AkzoNobel-Flotte ausgerüstet sind.<br />

Dadurch weiß AkzoNobel nicht nur, wo sich jeder<br />

Wagen gerade befindet, sondern auch, zu welchem<br />

Ziel er unterwegs ist und ob es Störungen gibt. „Kein<br />

Wagen bewegt sich, ohne dass wir es wissen – und das<br />

ist bei Gefahrgütern enorm wichtig“, sagt Danny<br />

Dees, Planning Manager bei AkzoNobel Industrial<br />

Chemicals. „Und indem wir die Daten von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

BTT in unsere Geschäftsprozesse integrieren,<br />

können wir auch die Auslastung unserer Wagenflotte<br />

verbessern.“ Denn die Daten machen es nun erstmals<br />

möglich, die Umlaufzeiten und Laufwege jedes einzelnen<br />

Wagens zu analysieren und daraus Verbesserungspotenziale<br />

abzuleiten.<br />

„Wir erwarten, dass wir damit unsere Kunden noch<br />

schneller und zuverlässiger beliefern können“, so<br />

Dees. Die AkzoNobel-Kunden profitieren aber bereits<br />

heute. Denn mit den Sendungsverfolgungsinformationen<br />

sind nun auch in Echtzeit voraussichtliche<br />

Ankunftszeiten (ETA) verfügbar.<br />

dv<br />

Kontakt | Rolf Finis<br />

Telefon: +49 (0)211 3680-2194<br />

rolf.finis@dbschenker.eu<br />

28 <strong>Rail</strong>ways 03 | 12 29<br />

Weiss WO’s<br />

LAnG GeHT:<br />

Kesselwagen<br />

von AkzoNobel<br />

Industrial<br />

Chemicals.


Lieferstrom nordwärts<br />

Bayer MaterialScience vertraut <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> umfangreiche Chemikalientransporte<br />

vom Niederrhein an die Nordsee an. Der Vertrag läuft zunächst über drei Jahre.<br />

Bayer MaterialScience (BMS), die Werkstoff-<br />

Sparte innerhalb des Bayer-Konzerns, gehört<br />

zu den größten Herstellern von Hightech-<br />

Materialien. Zum Beispiel als weltweiter Marktführer<br />

im Bereich Polyurethane: Der wandelbare Kunststoff<br />

begegnet uns im Alltag in vielerlei Gestalt, sei es als<br />

Bettmatratze, Schuhsohle, Spülschwamm oder Bodenbelag.<br />

Das Unternehmen betreibt auf vier Kontinenten<br />

rund 30 größere und zahlreiche kleinere<br />

Produktionsstätten. Und während bereits in einem<br />

einzelnen Werk eine Vielzahl von Herstellungsprozessen<br />

abläuft, fungiert ein Standort oftmals als Zulieferer<br />

des anderen.<br />

Und hier kommt die Logistik ins Spiel. „Der Zwischenwerksverkehr<br />

ist ganz entscheidend für das<br />

Funktionieren unserer Produktion“, erklärt Rudolph<br />

von der Heiden, Logistik-Einkäufer bei BMS. „Ausgangsstoffe<br />

müssen, oft in großer Menge, schnell, zuverlässig<br />

und flexibel von einem Standort zum anderen<br />

kommen. Klappt das nicht, muss am Zielort womög-<br />

Fotos: Michael Neuhaus<br />

lich die Produktion heruntergefahren werden.“ Dieses<br />

schon in der Momentaufnahme komplizierte Zusammenspiel<br />

verändert sich zudem ständig. So erhöht<br />

BMS in diesem Jahr die Polyurethan-Produktion und<br />

optimiert seine Produktions- und Lieferprozesse.<br />

Eine Folge davon sind neue Lieferströme für die<br />

Vormaterialien Formalin, Nitrobenzol und TDA. Die<br />

Chemikalien wurden bislang meist in Tankschiffen<br />

auf Flüssen und Kanälen transportiert. Seit März<br />

bringt <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> sie in speziellen Kesselwagen<br />

über die Schiene von Krefeld-Uerdingen ins Bayer-<br />

Werk im schleswig-holsteinischen Brunsbüttel.<br />

Am 12. März kam Thomas Klessmann, Head of<br />

Service Procurement bei Bayer MaterialScience in die<br />

Zentrale von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> in Mainz, um den neuen<br />

Dreijahresvertrag zu besiegeln: „Wir brauchen eine<br />

schnelle, kontinuierliche und zuverlässige Versorgung.<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> hat uns mit einem Konzept<br />

Customers & ProjeCts<br />

überzeugt, das alle unsere Anforderungen erfüllt.“ Bis<br />

2015 werden jede Woche 5 Ganzzüge mit je 26 Kesselwagen<br />

von Krefeld auf den Weg nach Norden geschickt<br />

und jedes Jahr rund 380.000 Tonnen<br />

Chemikalien transportiert. Und bei dieser Menge soll<br />

es nicht bleiben: Ab 2015 soll das Volumen auf<br />

580.000 Tonnen steigen.<br />

„Die Dimensionen des Vertrags belegen das große<br />

Vertrauen, das Bayer uns und dem Verkehrsträger<br />

Bahn entgegenbringt“, sagt Dr. Alexander Hedderich,<br />

Vorsitzender von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> (<strong>DB</strong>SR), anlässlich<br />

der Vertragsunterzeichnung, an der auch der<br />

<strong>DB</strong>SR-Vertriebsvorstand Axel Marschall und Dr. Jörg<br />

Hilker, Marktbereichsleiter Chemie/Mineralöl/Düngemittel<br />

von <strong>DB</strong>SR und Geschäftsführer der <strong>DB</strong><br />

<strong>Schenker</strong> BTT GmbH, teilnahmen.<br />

Um die Vorgaben von Bayer einhalten zu können,<br />

haben die Experten von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> monate-<br />

30 <strong>Rail</strong>ways 03 | 12 31


eingesPieLtes team:<br />

(v.l.n.r.) Cenk Seringölge<br />

(Chemion, Key-Account-<br />

Manager), Dr. Arnulf<br />

Werner (Bayer, Betriebsleiter<br />

Krefeld-Uerdingen),<br />

Rudolph von der Heiden<br />

(Bayer MaterialScience,<br />

Logistics Buyer), Karl<br />

Falkus (Chemion, Leiter<br />

Eisenbahnbetrieb), Sascha<br />

Hüttemann (Chemion<br />

Verladeteam) und Heinz<br />

Thomalla (Chemion,<br />

Leiter Verladeprozesse).<br />

Bms-KesseLwagen:<br />

Chemikalien auf dem<br />

Weg von Krefeld nach<br />

Brunsbüttel.<br />

lange Vorarbeit geleistet. Für die Just-in-time-Belieferung<br />

wurden Transportabwicklung und Ressourcenverfügbarkeit<br />

minutiös geplant, Verantwortlichkeiten und Kontrollaufgaben<br />

genau definiert. Für den Fall von Störungen wurden<br />

Ausweichpläne erstellt und Informationsprozesse festgelegt.<br />

Bei der Planung waren besondere Herausforderungen zu<br />

bewältigen. So können die Spezialkesselwagen, die für diese<br />

Transporte verwendet werden, nur von einer Seite be- und<br />

entladen werden. „Bei normalen Transporten kommt es vor,<br />

dass Änderungen im Betriebsablauf eine umgekehrte Wagenreihung<br />

am Zielort zur Folge haben“, erklärt Dieter<br />

Baierle, European Key Account Manager im Branchenteam<br />

Chemie von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong>. „Das darf bei diesen Transporten<br />

nicht vorkommen – und dafür haben wir Vorkehrungen<br />

getroffen.“<br />

Noch am Abend des Tages der Vertragsunterzeichnung<br />

startete der erste Zug in Krefeld-Uerdingen. Jetzt rollen pro<br />

Werktag 26 Wagen Richtung Elbmündung.<br />

dv<br />

Kontakt | Dieter Baierle<br />

Telefon: +49 (0)6131 15-73118<br />

dieter.baierle@dbschenker.eu<br />

Fotos: Michael Neuhaus<br />

Hand in Hand<br />

für zuverlässige<br />

Verkehre<br />

Rudolph von der Heiden (re.) von<br />

Bayer MaterialScience und Dieter<br />

Baierle von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> erläutern,<br />

warum es bei Chemietransporten<br />

auf Transparenz und enge<br />

Zusammenarbeit ankommt.<br />

Warum hat Bayer MaterialScience jetzt sein Konzept<br />

für die Lieferungen von Uerdingen nach Brunsbüttel<br />

geändert?<br />

Rudolph von der Heiden: Wir müssen Produktion und<br />

Logistik ständig an die Marktgegebenheiten anpassen.<br />

Dabei arbeiten alle Standorte in einem großen System<br />

zusammen. Zurzeit läuft ein groß angelegtes Projekt<br />

zur Optimierung unserer internationalen Lieferströme.<br />

Die Umstellung der Transporte von Uerdingen<br />

nach Brunsbüttel vom Binnenschiff auf die Bahn ist<br />

ein Teil dieses Projekts. Wir versprechen uns davon<br />

eine höhere Zuverlässigkeit und Kosteneinsparungen.<br />

Welche Erfahrungen haben Sie auf dieser Strecke<br />

mit der Bahn?<br />

Rudolph von der Heiden: Unsere Erfahrungen sind<br />

ausgezeichnet. Bereits seit einigen Jahren bringt <strong>DB</strong><br />

<strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> für uns TDA von unserem Standort<br />

Dormagen nach Brunsbüttel. Dabei hat ein sehr<br />

positiver Lernprozess stattgefunden, sodass wir uns<br />

heute darauf verlassen können, dass unsere Einzel-<br />

wagentransporte rechtzeitig ankommen.<br />

Wie stellen Sie die zuverlässigen Verkehre für BMS<br />

sicher?<br />

Dieter Baierle: Beide Seiten arbeiten Hand in Hand<br />

zusammen. Transparenz ist dabei ganz wichtig. So<br />

verwendet Bayer ein eigenes Tracking-and-Tracing-<br />

System für seine Kesselwagen, in das auch wir unsere<br />

Produktionsdaten einspeisen. Alle Verkehre<br />

werden von der Cargo-Leitzentrale von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

<strong>Rail</strong> in Frankfurt überwacht, die in engem Kontakt<br />

mit dem Team Chemie des Kundenservice in Duisburg<br />

steht. So sind alle Beteiligten sehr schnell informiert,<br />

falls es einmal zu Unregelmäßigkeiten kommt.<br />

Und was passiert im Falle von Störungen?<br />

Dieter Baierle: Dank des Tracking-and-Tracing-Systems<br />

können wir sehr schnell reagieren. Sollte eine<br />

Verspätung von mehr als 30 Minuten eintreten, wird<br />

BMS umgehend informiert. Unser Kundenservice<br />

plant sofort Maßnahmen, um den Transport so<br />

schnell wie möglich ans Ziel zu bringen, und teilt BMS<br />

die voraussichtliche neue Ankunftszeit mit. dv<br />

Projekt mit Perspektiven<br />

Bayer MaterialScience plant eine weitere Ausweitung der Zwischenwerksverkehre<br />

auf der Schiene.<br />

Laufzeit: 2012–2015<br />

Ladegut: Formalin, Nitrobenzol, TDA<br />

strecke: Krefeld-Uerdingen – Brunsbüttel<br />

abfahrtsfrequenz: 5 Züge pro woche à 26 Wagen<br />

transportmenge: 380.000 tonnen pro Jahr, Perspektive ab 2015: 580.000 tonnen<br />

Besonderheiten: Gefahrgut, Just-in-time-Belieferung, Tracking and Tracing,<br />

Kesselwagen dürfen nicht gedreht werden<br />

Customers & ProjeCts<br />

32 <strong>Rail</strong>ways 03 | 12 33


cusTomERs & PRojEcTs<br />

KaLTsTaRT:<br />

Der FLIRT – hier<br />

vor seiner Abreise<br />

nach Norwegen –<br />

ist gegen extreme<br />

Witterungsbedin-<br />

gungen gewappnet.<br />

Nordischer<br />

FLIRT<br />

50 Regionalzüge aus der<br />

Schweiz rollen über Deutschland<br />

und Schweden nach Norwegen.<br />

Erfolgreicher FLIRT: Mehrere 100 seiner „flinken,<br />

leichten, innovativen Regional-Triebzüge“<br />

hat der Schweizer Bahnhersteller Stadler <strong>Rail</strong><br />

bereits in alle Welt verkauft. Zuletzt verliebte sich die<br />

norwegische Staatsbahn NSB und bestellte 50 Regionalzüge<br />

aus Bussnang im Kanton Thurgau. Die<br />

Schweizer passten ihre Züge dem anspruchsvollen<br />

Lastenheft der NSB an – unter anderem mit einer<br />

Kältefestigkeit bis minus 40 Grad – und schickten sie<br />

auf dem Schienenweg gen Norden.<br />

Verantwortlich für die logistische Abwicklung<br />

war der Bereich <strong>Rail</strong> Logistics and Forwarding (RLF)<br />

von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>. „Zuerst durften wir probeweise<br />

5 FLIRTs nach Norwegen bringen, danach hat uns<br />

Stadler mit dem Transport der übrigen 45 Züge beauftragt“,<br />

sagt Daniel Knaus von der Fertrans AG, verantwortlich<br />

für den Vertrieb im Bereich RLF in der<br />

Schweiz. Auf dem langen Weg nach Skandinavien<br />

schleppt eine Lokomotive einen oder zwei elektrische<br />

Regionalzüge, die in Mitteleuropa nicht mit eigener<br />

Kraft fahren können. Bis Basel ist die Schweizer<br />

Staatsbahn SBB im Auftrag von RLF für die Traktion<br />

verantwortlich, danach übernimmt <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong><br />

Deutschland die fabrikneuen Züge und befördert sie<br />

auf eigenen Rädern nach Rostock. Im Ostseehafen<br />

erfolgt die Verladung der Züge auf Eisenbahnfähren<br />

und dann der Weitertransport ins schwedische<br />

Trelleborg. Von dort geht es über die schwedischnorwegische<br />

Grenze bei Kristinehamm bis zum Bestimmungsort<br />

Drammen in Südnorwegen.<br />

„Die Herausforderung besteht unter anderem darin,<br />

für diese Verkehre, die in der Schweiz und Deutschland<br />

als überbreite Transporte gelten, die notwendigen<br />

Genehmigungen zu bekommen und trotz des langen<br />

und komplexen Transportwegs eine pünktliche Anlieferung<br />

sicherzustellen“, erklärt Daniel Knaus. Weitere<br />

Sicherheit bietet ein Begleiter, der im Auftrag von<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> auf allen Zügen mitfährt: Er überwacht<br />

den gesamten Transport und kann im Fall einer Störung<br />

sofort Gegenmaßnahmen einleiten. dv<br />

Kontakt | Daniel Knaus<br />

Telefon: +41 (0)81 750-0624<br />

daniel.knaus@fertrans.net<br />

Fotos: Stadler <strong>Rail</strong> PR; Dagmar Schwelle / laif<br />

auFbRuchs-<br />

sTImmuNg IN soFIa:<br />

Der Güterverkehr von<br />

und nach Bulgarien<br />

nimmt zu.<br />

Erfolgsmodell umgekehrt<br />

Der Power<strong>Rail</strong>er verbindet West- mit Südosteuropa<br />

und verkehrt jetzt auch in Süd-Nord-Richtung.<br />

Bulgarien wurde in den vergangenen Jahren<br />

nicht nur als Absatzmarkt immer bedeutender.<br />

Zunehmend kommen auch Güter aus bulgarischer<br />

Produktion nach Westen. Egal, in welche<br />

Richtung: Für den schnellen und sicheren Transport<br />

durch Südosteuropa vertrauen immer mehr Unternehmen<br />

auf den Power<strong>Rail</strong>er, das Ganzzugprodukt<br />

von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong>, <strong>Rail</strong> Logistics and Forwarding<br />

(RLF) in Wien.<br />

Für Verkehre nach Südosteuropa hat sich der<br />

Power<strong>Rail</strong>er bereits seit Jahren etabliert. Kunden<br />

schätzen das Angebot aus einer Hand: <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

kümmert sich um den Vorlauf von Einzelwagen,<br />

Wagengruppen oder auch Ganzzügen zu den Zugbildungspunkten<br />

in Štúrovo an der slowakisch-<br />

ungarischen Grenze, in Sopron am Übergang von<br />

Österreich nach Ungarn, in Villach im Dreiländer-<br />

eck Österreich/Italien/Slowenien, im slowenischen<br />

Ljubljana und in Kiskunhalás im Süden Ungarns.<br />

Von dort fahren unter der Regie von RLF jährlich<br />

mehr als 2.000 Ganzzüge zu verschiedenen Zielen in<br />

Südosteuropa – nach festen Verbindungen und Fahr-<br />

plänen und dadurch mit kurzen Laufzeiten. Weitere<br />

Zusatzleistungen wie die komplette Transportplanung,<br />

Laufüberwachung und die Organisation von<br />

Waggons komplettieren das Angebot.<br />

Seit März kann die verladende Wirtschaft diese<br />

Vorteile auch in umgekehrter Richtung nutzen. Der<br />

Power<strong>Rail</strong>er Süd-Nord bündelt Lieferungen aus ganz<br />

Bulgarien zu Ganzzügen von bis zu 1.600 Tonnen, die<br />

zwei bis dreimal pro Woche nach Westungarn fahren.<br />

Von dort wird die Weiterleitung per Bahn oder Lkw<br />

zu Zielen etwa in Österreich, Deutschland oder Polen<br />

organisiert. In Kürze soll es auch die Möglichkeit geben,<br />

Lieferungen aus der Türkei in die Züge einzureihen.<br />

Mehrere Unternehmen nutzen das Angebot<br />

bereits – so ein namhafter bulgarischer Stahlproduzent<br />

oder der deutsch-schweizerische Konzern Liebherr,<br />

der in Bulgarien Haushaltsgeräte fertigt. dv<br />

Kontakt | Reinhard Papp<br />

Telefon: +43 (0)57686 215-510<br />

reinhard.papp@dbschenker.com<br />

34 <strong>Rail</strong>ways 03 | 12 35


Schutz für<br />

sibirische Stollen<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Polska befördert<br />

20 Tonnen schwere Ausbauschilde<br />

für russische Minen.<br />

Im modernen Untertagebau sichern hydraulische<br />

Ausbauschilde die Stollen. Mit hydraulischer<br />

Kraft werden Schilde an die Stollendecke gedrückt,<br />

um nachrutschendes Gestein zurückzuhalten.<br />

Um den auf sie einwirkenden Kräften widerstehen zu<br />

können, haben die Geräte selbst gewaltige Dimensionen:<br />

Ein einziger Ausbauschild, der wenige Meter<br />

Stollen abstützt, wiegt bis zu 20 Tonnen.<br />

Anfang März hat <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Polska mit dem<br />

Transport von Ausbauschilden für den Einsatz in<br />

sibirischen Minen begonnen. In Kooeration mit dem<br />

Schwesterunternehmen im <strong>DB</strong>-Konzern, dem polnischen<br />

Logistiker <strong>Schenker</strong> Sp. z o.o. startete der<br />

erste Zug mit 56 Schilden im schlesischen Gliwice. In<br />

Brest an der polnisch-weißrussischen Grenze wurde<br />

36<br />

cuSTOmeRS & pROJecTS<br />

die schwere Fracht auf Breitspurwagen umgeladen.<br />

Von dort ging es weiter in Richtung Russland.<br />

„Der Transport von Ausbauschilden für den Bergbau<br />

illustriert die Breite unseres Leistungsangebots<br />

und beweist, dass <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Polska auch<br />

Aufgaben mit außergewöhnlichen Anforderungen<br />

bewältigen kann“, sagte Christian Schreyer, CEO<br />

von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Polska. „Er ist außerdem ein<br />

ausgezeichnetes Beispiel für die erfolgreiche Zusammenarbeit<br />

von <strong>Schenker</strong> Sp. z o.o. und <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

<strong>Rail</strong> Polska.“<br />

dv<br />

Kontakt | Bogdan Tofilski<br />

Telefon: +48 (0)32 7889-360<br />

bogdan.tofilski@dbschenker.pl<br />

RuSSiScheR<br />

Kumpel:<br />

Schilde aus Polen<br />

sichern die Arbeit in<br />

sibirischen Minen.<br />

<strong>Rail</strong>ways 03 | 12<br />

Fotos: Becker&Brede / Ullstein Bild; Jörg Stipke / epd-bild<br />

Knüppelhart<br />

Der Variotrain von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> befördert für ArcelorMittal wöchentlich<br />

rund 3.600 Tonnen Stahlknüppel von Hamburg nach Duisburg.<br />

Ein besonderer Zwischenwerksverkehr läuft<br />

zwischen zwei Standorten von ArcelorMittal.<br />

In Hamburg stellt der führende Stahlkon-<br />

zern aus Roheisen und Schrott sogenannte Knüppel<br />

her –bis zu 2 Tonnen schwere und 16 Meter lange<br />

Stahlstangen – , die in Duisburg-Hochfeld zu Walzdraht<br />

weiterverarbeitet werden.<br />

Bereits seit vielen Jahren führt <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong><br />

Knüppeltransporte für ArcelorMittal durch. Doch<br />

zuletzt ist der Kapazitätsbedarf des Konzerns dras-<br />

tisch gestiegen: Ab 2012 müssen jährlich zusätzlich<br />

100.000 Tonnen Stahlknüppel von der Elbe ins Ruhrgebiet<br />

transportiert werden. Auch für dieses Volumen<br />

hat <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> den Zuschlag erhalten.<br />

„Ausschlaggebend für die Entscheidung unseres<br />

Kunden war unser Variotrain-Angebot, mit dem wir<br />

ArcelorMittal ein hohes Maß an Planungssicherheit<br />

geben“, sagt Jens-Uwe Tagge vom Marktbereich Montan<br />

bei <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong>.<br />

Der Variotrain transportiert vereinbarte Mindestmengen<br />

nach festem Fahrplan. Darüber hinaus bietet<br />

er im Rahmen von Monatsprogrammen die Möglichkeit,<br />

die Volumina dem aktuellen Bedarf anzupassen.<br />

Seit Anfang des Jahres fahren die Variozüge mit je<br />

1.200 Tonnen Knüppeln von Hamburg-Waltershof<br />

nach Duisburg-Hochfeld. Die Zahl von zwei Abfahrten<br />

pro Woche wurde im April auf drei erhöht,<br />

um die Versorgung sicherzustellen.<br />

dv<br />

Kontakt | Jens-Uwe Tagge<br />

Telefon: +49 (0)40 3918-4270<br />

jens-uwe.tagge@dbschenker.eu<br />

KNÜppel Zu<br />

WAlZDRAhT:<br />

Im Zwischenwerksverkehr<br />

für<br />

ArcelorMittal rollen<br />

wöchentlich drei<br />

Variotrains von der<br />

Elbe an den Rhein.<br />

37


CuSTOMERS & PROjECTS<br />

Scharnier und Puffer<br />

Hersteller, Güterbahn und Logistiker bilden ein flexibles System,<br />

um bei Stahlverkehren Transport- und Lagerkosten zu minimieren.<br />

In seinem Werk im niederländischen IJmuiden<br />

produziert der weltgrößte Stahlkonzern Tata unter<br />

anderem Stahlblech für die EMW Stahl Service<br />

Center GmbH in Neunkirchen. Der Spezial-Logistiker<br />

versorgt vom Siegerland aus Unternehmen der unterschiedlichsten<br />

Branchen mit einer kaum überschaubaren<br />

Vielfalt an Stahlprodukten. „Wir sind<br />

nicht nur für den Transport der Stahl-Coils von Tata<br />

zu EMW verantwortlich“, erklärt Jan Palma, Key<br />

Account Manager bei <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Nederland.<br />

„Wir übernehmen auch eine Scharnier- und Pufferfunktion<br />

zwischen beiden Seiten und sind Teil eines<br />

innovativen Liefersystems, mit dem unsere Kunden<br />

zugleich die Zuverlässigkeit und die Kosten ihrer<br />

Stahllogistik optimieren.“<br />

Jede einzelne der tonnenschweren Stahlblech-<br />

Rollen, die das Tata-Werk verlässt, wird unmittelbar<br />

in einem elektronischen System „sichtbar“. Das EMW<br />

Stahl Service Center gleicht die Verfügbarkeit sofort<br />

mit seinem Bedarf ab und entscheidet, wie zu verfahren<br />

ist, um den Aufwand für Transport und Lagerung<br />

zu minimieren. <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> lädt das Coil gemeinsam<br />

mit vielen anderen auf den nächsten der täglich<br />

von IJmuiden Richtung Deutschland fahrenden<br />

Ganzzüge. „Durch dieses sogenannte Green-Light-<br />

Verfahren spart Tata in großem Stil Lager- und Verwaltungskosten,<br />

weil die Coils in IJmuiden nur<br />

wenige Stunden bleiben“, weiß Palma. „Die Trans-<br />

portkosten drücken wir, indem wir die Stahltransporte<br />

mit regelmäßigen Kalksteintransporten auf<br />

derselben Strecke zu sehr langen Zügen mit bis zu<br />

40 Waggons kombinieren.“ Eine Sonderlizenz machte<br />

es außerdem möglich, die Tonnage pro Wagen von<br />

55 auf 68 Tonnen deutlich zu erhöhen.<br />

In Oberhausen werden die Züge geteilt: Coils, die<br />

kurzfristig weiterverarbeitet oder -verkauft werden,<br />

reisen direkt zum EMW-Standort in Pfannenberg. Im<br />

Auftrag von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> übernimmt die Kreisbahn<br />

Siegen-Wittgenstein hier die Traktion auf den<br />

letzten Kilometern. Die anderen Coils dagegen fahren<br />

zum Coillager von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> im westfälischen<br />

Hagen. „Der Kunde schont damit seine eigenen Lagerkapazitäten<br />

und spart dadurch Kosten“, so Palma.<br />

„In unserem Speziallager, das eine Kapazität von<br />

15.000 Tonnen hat, bewahren wir die Coils fachmännisch<br />

auf. Bei Bedarf liefern wir sie aus – ja nach Anforderung<br />

zu EMW nach Pfannenberg oder direkt zu<br />

deren Kunden.“ Um dabei sehr kurzfristig reagieren<br />

zu können, hat das Coillager seine Betriebszeiten in<br />

Hagen deutlich ausgeweitet und an die Produktionstermine<br />

von EMW angepasst.<br />

dv<br />

Kontakt | Jan Palma<br />

Telefon: +49 (0)30 235-8637<br />

jan.palma@dbschenker.com<br />

SCHWERE ROLLEN:<br />

Um flexibel dispo-<br />

nieren zu können,<br />

nutzen Tata und EMW<br />

das Coillager Hagen.<br />

Fotos: Wolfgang Klee / <strong>DB</strong> AG, Bernd Hartung<br />

KENNER<br />

DER TECHNIK:<br />

Ingo Piersig von der<br />

<strong>DB</strong> Netz AG leitet die<br />

praktischen Übungen.<br />

Den Teilnehmern<br />

erläutert er unter an-<br />

derem die Funktion<br />

der verschiedenen<br />

Ventile und Armaturen<br />

an den Kesselwagen.<br />

COMPaNy & PEOPLE<br />

Manöver<br />

in Mainz<br />

Sicherheit entsteht durch Training:<br />

Damit bei Zwischenfällen mit<br />

Gefahrgütern alle Beteiligten sofort<br />

wissen, was zu tun ist, veranstaltet<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> alljährlich <strong>Rail</strong><br />

Safety Days. Dieses Jahr war das Betriebsgelände<br />

der TransTank GmbH<br />

in Mainz-Gustavsburg Schauplatz<br />

der Veranstaltung. Hier unterhält<br />

BP seit 1969 ein Tanklager, das über<br />

Pipelines, Schiene, Straße und<br />

Wasserwege Kunden und Tankstellen<br />

mit Kraftstoffen versorgt. In den<br />

vergangenen Jahren hat der Mineralölkonzern<br />

stark in die Bahnverlade-<br />

anlagen investiert und <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong><br />

<strong>Rail</strong> mit dem Rangierdienst beauftragt.<br />

Rund 130 Personen trafen sich im<br />

38 <strong>Rail</strong>ways 03 | 12 39


Mai auf dem Gelände zu dem drei-<br />

tägigen „Manöver“: Neben Mit-<br />

arbeitern von BP, TransTank und<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> kamen auch<br />

Angehörige der Feuerwehr Ginsheim-Gustavsburg<br />

sowie des Eisenbahnbundesamtes,<br />

um das richtige<br />

Verhalten im Ernstfall zu proben. An<br />

einem speziell dafür gebauten<br />

Übungszug trainierten die Teilnehmer<br />

verschiedene Szenarien unter<br />

realistischen Bedingungen. dv<br />

BLICK IN DEN<br />

DOMDECKEL:<br />

Die Schulungsteil-<br />

nehmer begutachten<br />

einen Domdeckel<br />

und seine Dichtung.<br />

HaRTE BaNDaGEN:<br />

Abdichten einer Boden-<br />

leckage mittels Spanngurt.<br />

40<br />

uNGEWOHNTE<br />

PERSPEKTIVE:<br />

Auch von innen lässt<br />

sich die Bauart der<br />

Kesselwagen studieren.<br />

<strong>Rail</strong>ways 03 | 12<br />

KEINE<br />

TROCKENÜBuNG:<br />

Angehörige der<br />

Feuerwehr Ginsheim-<br />

Gustavsburg verschließen<br />

ein Leck<br />

im Kesselwagen und<br />

haben an der Übung<br />

für den Ernstfall gerade<br />

sichtlich Spaß.<br />

MaNaGER IM auSSENEINSaTZ:<br />

(im Vordergrund, von links):<br />

Sebastian Reinicke (<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> BTT GmbH),<br />

Thomas Schröder (TransTank GmbH)<br />

und Jörg Becker (BP Europa SE).<br />

uNDICHTE STELLE?<br />

Wolfgang Langhoff (BP Europa SE, li.) und Klaus<br />

Krupka (TransTank GmbH) am Übungszug.<br />

An dem speziell konstruierten Kesselwagen<br />

werden an verschiedenen Stellen Leckagen mit<br />

Flüssigkeitsaustritt simuliert.<br />

COMPaNy & PEOPLE<br />

41


FINAL cALL<br />

WoLFgANg MüLLER<br />

feierte im Mai seinen 60. Geburtstag und ist seit<br />

22 Jahren Chef der Deutschen Umschlaggesellschaft<br />

Schiene–Straße (DUSS). Der gelernte<br />

Bauingenieur ist seit 1979 in verschiedenen<br />

Funktionen für den <strong>DB</strong>-Konzern tätig. Die DUSS<br />

betreibt bundesweit 24 Umschlagbahnhöfe und<br />

wird ihre Kapazitäten durch den Ausbau der<br />

größten Anlagen München, Köln und Hamburg<br />

in diesem Jahr um rund 15 Prozent erhöhen.<br />

Sie kann es noch, die knapp 60 Jahre alte T3A von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Polska: Auf der<br />

19. Dampflokparade in Wolsztyn gab das Schätzchen, das 1953 in der Lokomotivenfabrik<br />

Feliks Dzierżyński in Chrzanów gebaut wurde, eine Kostprobe seines unverwüstlichen<br />

Könnens. Um das Wohlergehen der Lokomotive kümmern sich Techniker des Instandhaltungswerks<br />

von <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Tabor in Pyskowice. In Polen wurden Maschinen<br />

dieses Typs noch bis 1963 gebaut. ok<br />

NAchgEFRAgt<br />

Wolfgang Müller über Kräne<br />

Herr Müller, die DUSS ist ein echter<br />

Gewichtheber im Kombinierten Verkehr.<br />

Sie müssen es doch wissen, denn sie<br />

haben ja so viele davon: Heißt es im Plural<br />

die Krane oder die Kräne?<br />

Wolfgang Müller: Laut Duden ist Krane<br />

korrekt, aber umgangssprachlich rede ich<br />

immer von Kränen und alle anderen in der<br />

Firma auch.<br />

Können Sie eigentlich einen Kran bedienen?<br />

Müller: Ja, ich habe schon mal einen gefahren,<br />

obwohl ich keinen Führerschein<br />

dafür habe. Aber als Chef darf man ja alles<br />

mal unter Aufsicht ausprobieren. Ich mag<br />

überhaupt alles, was sich bewegt, und<br />

bewege es gern selbst. Ich habe beispielsweise<br />

Führerscheine für Lokomotiven und<br />

Motorboote und einen Segelschein.<br />

Können Ihre Kräne heute etwas, was sie<br />

bei Ihrem Amtsantritt vor sage und schreibe<br />

22 Jahren noch nicht konnten?<br />

Müller: Sie können beispielsweise Energie<br />

erzeugen. Beim Bremsen speisen wir Strom<br />

ins Netz zurück. Da kommt bei einem<br />

300 Tonnen schweren Gefährt, das auf einer<br />

700 Meter langen Bahn dauernd anfährt und<br />

anhält, einiges zusammen.<br />

Sind für den Containerumschlag noch<br />

technische Innovationen zu erwarten?<br />

Müller: Aber ja! Der künftige Mega-Hub, der<br />

in Lehrte entstehen soll, wird erstmals einen<br />

Längsförderer haben. Das bedeutet, dass<br />

die Container parallel zur Kranbahn quasi<br />

auf einem Förderband bewegt werden. Das<br />

erspart viele Kranfahrten und macht unsere<br />

Prozesse viel produktiver.<br />

Womöglich feiern Sie 2015 Ihr 25. Jubiläum<br />

als DUSS-Geschäftsführer...<br />

Müller: Gut möglich. Wir haben, seit ich<br />

das Amt 1990 übernommen habe, alle Umschlagbahnhöfe<br />

modernisiert und wir agieren<br />

erfolgreich. Das macht mir Spaß – und vor<br />

allem: In mir brennt das Feuer noch!<br />

„Bei der Reduzierung<br />

der CO 2-Emissionen hat<br />

der Verkehrssektor in<br />

den kommenden zehn<br />

Jahren den größten<br />

Anpassungsbedarf.<br />

Eine nachhaltige Umweltverkehrsstrategie<br />

ist ohne Stärkung der<br />

Schiene nicht möglich.“<br />

Save the Date<br />

Kommende Messen und Branchenveranstaltungen mit Beteiligung von<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> – nutzen Sie die Gelegenheit zu einem persönlichen Treffen!<br />

17-19<br />

Oktober<br />

07-11<br />

November<br />

in Berlin (Deutschland)<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> und <strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> Logistics<br />

sind auf dem 29. Deutschen Logistik-Kongress<br />

vertreten. www.bvl.de<br />

in Rimini (Italien)<br />

Auf der internationalen Messe Ecomondo für<br />

Umweltschutz und Nachhaltigkeit zeigt<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> Flagge. td.ecomondo.com<br />

Altes Eisen Starke Worte<br />

ZEItZEIchEN<br />

JochEN<br />

FLASBARth<br />

Präsident des<br />

Umwelt-<br />

bundesamts<br />

Fotos: <strong>DB</strong> AG; Wojciech Gawlinski; Imago; Sammlung Bermeitinger<br />

Plakat, ca. 1930 aus dem <strong>DB</strong> Museum in Nürnberg<br />

Kabeljau<br />

für Berlin und<br />

Bayern<br />

Fangfrischer Seefisch auf süddeutschen<br />

Tellern war im frühen 20. Jahrhundert<br />

noch keineswegs selbstverständlich. 1930<br />

unterhielt die Deutsche Reichsbahn aber<br />

ein für damalige Verhältnisse sehr schnelles<br />

Transportnetz, um Kabeljau, Hering und<br />

Makrele von den norddeutschen Fischereihäfen<br />

Altona (Hamburg), Cuxhaven,<br />

Schlutup (Lübeck) und Kiel / Eckernförde<br />

weit ins Hinterland zu befördern.<br />

Das historische Plakat „Eil-Fischverkehr“<br />

verdeutlicht die Transportrouten und die<br />

Dauer: Über Nacht erreichten die fixen<br />

Fischtransporte Berlin, Würzburg und<br />

Karlsruhe, zwei Nächte dauerte der Transport<br />

bis München oder Basel. Im 21. Jahrhundert<br />

wird frischer Fisch überwiegend<br />

per Lkw und Flugzeug befördert. ok<br />

Impressum<br />

Herausgeber<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> GmbH<br />

Marketing<br />

Rheinstraße 2, 55116 Mainz<br />

Verantwortlich für den Inhalt<br />

Hendric Fiege<br />

Leiter Marketing (V. i. S. d. P.)<br />

Annette Struth, Leiterin<br />

Marketing Communications<br />

Projektleitung<br />

Kirsten Häcker<br />

Telefon: +49 (0)6131 15-60137<br />

E-Mail: kirsten.haecker@ dbschenker.eu<br />

Verlag<br />

G+J Corporate Editors GmbH<br />

Stubbenhuk 10, 20459 Hamburg<br />

Redaktion<br />

Olaf Krohn (ok, Ltg.), David Verbeek<br />

(dv), Rainer Busch (rb)<br />

Gestaltung<br />

Ilga Tick (Ltg.), Ole Utikal<br />

Fotoredaktion<br />

Stephanie Harke<br />

Druck<br />

Pfitzer GmbH & Co. KG, Renningen<br />

Ihr Kontakt zur Redaktion<br />

l-railways@dbschenker.eu<br />

ISSN 1867-9668<br />

Der Umwelt zuliebe auf umwelt-<br />

freundlichem Papier gedruckt<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> im Internet:<br />

www.dbschenker.com<br />

Neukundeninfo:<br />

<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> GmbH<br />

Marketing<br />

Rheinstraße 2<br />

55116 Mainz<br />

E-Mail: neukundenservice@dbschenker.eu<br />

Service-Nummer Neukundeninfo:<br />

Tel. 0180 5 331050*<br />

*14 Cent/Min. aus dem Festnetz, höchstens 42 Cent/Min.<br />

aus Mobilfunknetzen<br />

Die Ausgabe 04 / 12 von<br />

railways erscheint im<br />

September.<br />

42 <strong>Rail</strong>ways 03 | 12 43


<strong>DB</strong> <strong>Schenker</strong> <strong>Rail</strong> GmbH<br />

Marketing<br />

Rheinstraße 2<br />

55116 Mainz<br />

Internet: www.dbschenker.com<br />

E-Mail: neukundenservice@dbschenker.eu<br />

Service-Nummer Neukundeninfo:<br />

Tel. 0180 5 331050*<br />

*14 Cent/Min. aus dem dt. Festnetz,<br />

höchstens 42 Cent/Min aus Mobilfunknetzen

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!