18.11.2015 Aufrufe

BPR-Gemeindeverband_2015_ok

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Online-Magazin des Vorarlberger <strong>Gemeindeverband</strong>es <strong>2015</strong><br />

Nachlese<br />

Weichenstellung<br />

Gemeindetag<br />

<strong>2015</strong><br />

Flüchtlingshilfe braucht Integration<br />

Finanzen: Grenze der Belastbarkeit erreicht<br />

Sozialfonds: Kostendeckelung notwendig<br />

Gemeindeautonomie statt Bür<strong>ok</strong>ratie


Vorarlberger Gemeindetag <strong>2015</strong><br />

Präsident Harald Köhlmeier:<br />

Hohe Solidarität der Gemeinden, um neue<br />

Aufgaben zu meistern.<br />

Aktuelle gesellschaftspolitische Herausforderungen standen im Mittelpunkt des<br />

Vorarlberger Gemeindetags in Koblach. Vor 76 Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern<br />

betonte <strong>Gemeindeverband</strong>s-Präsident Bürgermeister Harald Köhlmeier die Bereitschaft<br />

der Vorarlberger Gemeinden, sich auf Veränderungen einzustellen und Probleme aktiv zu<br />

lösen. Vorbildlich ist das Verhalten der Vorarlberger Gemeinden bei der Flüchtlingshilfe: In<br />

70 Gemeinden des Landes sind bereits 2.800 Flüchtlinge untergebracht. Gleichzeitig sind<br />

die Gemeinden in ihren finanziellen Möglichkeiten an den Grenzen angelangt. „Die Schere<br />

zwischen Einnahmen und Ausgaben darf nicht weiter auseinander gehen“ fordert Präsident<br />

Köhlmeier. Erste Erfolge für einen Ausgabenstopp gemeinsam mit dem Land Vorarlberg<br />

wurden bereits erzielt.<br />

Gerade in Zeiten der Veränderung<br />

zeigen die Gemeinden, dass sie das<br />

Rückgrat der Gesellschaft sind. Auch<br />

wenn die einzelnen 96 Gemeinden in<br />

Vorarlberg durchaus unterschiedliche<br />

Wünsche und Interessen verfolgen,<br />

besteht eine hohe Solidarität unter den<br />

Kommunen, wenn es um das Wohl der<br />

Bürgerinnen und Bürger geht, erklärt<br />

Präsident Harald Köhlmeier die<br />

Bedeutung des <strong>Gemeindeverband</strong>es<br />

als Interessensvertretung in Vorarlberg,<br />

die „im Land gehört wird“.<br />

Wirksame Flüchtlingshilfe<br />

braucht Integration<br />

Die dramatisch verschärfte<br />

Flüchtlingswelle stellt die Gemeinden<br />

vor enorme Herausforderungen und<br />

ein Ende ist nicht absehbar. Sicher ist<br />

jedoch, dass letztlich die Gemeinden<br />

vor Ort bei den Menschen die Arbeit<br />

zu leisten haben und auch in der Lage<br />

sind, dieser Verantwortung<br />

eigenständig nachzukommen.<br />

Während der Bund mit einem<br />

gesetzlich normierten Durchgriffsrecht<br />

scheinbar nur die Unterbringung der<br />

Flüchtlinge im Auge hat, sehen wir<br />

Gemeinden die Situation aus unserer<br />

täglichen Erfahrung umfassender,<br />

erklärt Präsident Köhlmeier. „Unser<br />

Ziel ist, dass bis Ende des Jahres in<br />

möglichst allen Landesteilen<br />

Räumlichkeiten zur Unterbringung von<br />

Flüchtlingen bereit stehen sollen. Dazu<br />

braucht es Unterstützung für<br />

Integrationsmaßnahmen und<br />

entsprechende Strukturen vor Ort, um<br />

die derzeit hohe Akzeptanz der<br />

Bevölkerung aufrecht zu erhalten.“<br />

Diese vielschichtigen Aufgaben<br />

können bewältigt werden, indem der<br />

<strong>Gemeindeverband</strong> sich intensiv um<br />

dieses Thema kümmert und die<br />

Aktivitäten mit dem Land,<br />

Einrichtungen wie der Caritas und<br />

vielen ehrenamtlich tätigen Helfern<br />

professionell koordiniert werden.<br />

Informationsveranstaltungen für die<br />

Bevölkerung zum Thema Asyl und<br />

Flüchtlingswesen werden im ganzen<br />

Land durchgeführt, auch<br />

Gemeindemitarbeiter erhalten eigene<br />

Schulungen und in den Regionen<br />

werden bereits eigene Koordinatoren<br />

aufgebaut. Allerdings, so Köhlmeier,<br />

braucht es Lösungen hinsichtlich der<br />

Finanzierung, um die Gemeinden in<br />

ihrer solidarischen Flüchtlingshilfe zu<br />

unterstützen.<br />

Bettelwesen: Unterstützung für<br />

Projekt Elijah von Pater<br />

Sporschill<br />

Anders stellt sich die Situation im<br />

Bettelwesen dar, das seit Monaten vor<br />

allem in den Städten für Diskussionen<br />

sorgt. Hier werden die Gemeinden mit<br />

dem schwierigen Problem allein<br />

gelassen, so Köhlmeier. Als<br />

Bürgermeister erlebe man hautnah,<br />

wie unterschiedlich die Meinungen und<br />

Forderungen zur Frage der Bettelei<br />

ausfallen, wenn menschliche und doch<br />

klare Lösungen gesucht werden, um in<br />

der Bevölkerung Vertrauen und<br />

Sicherheit zu schaffen. Der<br />

<strong>Gemeindeverband</strong> hält sich an die<br />

Einschätzung von namhaften<br />

Experten, wonach wirksame Hilfe nur<br />

vor Ort in den Herkunftsländern<br />

geleistet werden kann. Seit zwei<br />

Jahren unterstützen die Vorarlberger<br />

Gemeinden daher das Projekt Elijah<br />

von Pater Sporschill in Rumänien, um<br />

die Lebensbedingungen vor Ort zu<br />

verbessern.<br />

Finanzen: Nullwachstum und<br />

steigende Ausgaben<br />

Die Vorarlberger Gemeinden sind in<br />

ihrer finanziellen Situation an einer<br />

Grenze angekommen. Es ist eine<br />

Tatsache, dass die Schere zwischen<br />

Einnahmen und Ausgaben weiter<br />

auseinanderdriftet. Die Steuerreform<br />

bringt 2016 ein Nullwachstum bei den<br />

Ertragsanteilen, andererseits steigen<br />

die laufenden – großteils<br />

fremdbestimmten – Ausgaben nach<br />

wie vor stark an. Dazu kommt die<br />

2 Magazin des Vorarlberger <strong>Gemeindeverband</strong>es <strong>2015</strong>


unerfreuliche Finanzsituation des<br />

Bundes und auch der Länder, die zu<br />

unsachlichen Argumenten für eine<br />

Umverteilung der Gelder innerhalb der<br />

Gemeinden führt. Und das trifft vor<br />

allem die wirtschaftlich stärkeren<br />

westlichen Bundesländer, warnt Harald<br />

Köhlmeier. „Hier findet innerhalb der<br />

Gemeinden eine Umverteilung von<br />

West nach Ost statt, indem eine<br />

Aufteilung Pro-Kopf gefordert wird<br />

ohne die tatsächlichen Lebenskosten<br />

und Bedingungen in den einzelnen<br />

Gemeinden mit zu berücksichtigen.“<br />

Gefordert wird stattdessen ein fairer<br />

Finanzausgleich unter den<br />

Gebietskörperschaften durch Zuteilung<br />

von Länderquoten und in der Folge die<br />

Aufteilung der Gemeindemittel auf<br />

Landesebene.<br />

Erste Erfolge durch<br />

Kostendeckelung und<br />

Entlastungspakete<br />

Einen Erfolg konnte der<br />

<strong>Gemeindeverband</strong> im Sozialfonds<br />

erzielen: Mit Landeshauptmann<br />

Wallner wurde eine Obergrenze für die<br />

Kostenbeteiligung der Gemeinden am<br />

Sozialfonds für die Jahre <strong>2015</strong> und<br />

2016 vereinbart. Um gemeinsam eine<br />

effiziente Steuerung des Sozialfonds<br />

zu erreichen, wurde der<br />

Ausgabenrahmen auf 300 Mio Euro<br />

festgelegt.<br />

Auch in der Spitalsfinanzierung ist es<br />

mit dem Gemeindefinanzpaket 2014<br />

gelungen, die Gemeinden um weitere<br />

19 Mio Euro zu entlasten. Dieses<br />

Entlastungspaket für die Jahre 2014<br />

bis 2016 hat gleichzeitig das Ziel, die<br />

Verrechnung der Spitalsbeiträge für<br />

Gemeinden und Land wesentlich zu<br />

vereinfachen und damit einen Beitrag<br />

zur Entbür<strong>ok</strong>ratisierung zu leisten. Mit<br />

der geplanten Novelle zum<br />

Spitalbeitragsgesetz wird diese<br />

Entlastung auch für die kommenden<br />

Jahre festgeschrieben.<br />

Ein Entgegenkommen des Landes<br />

Vorarlberg hilft den Gemeinden auch<br />

bei der Finanzierung von Schulbauten.<br />

Nachdem 2012 vom Bund die<br />

Möglichkeit des Vorsteuerabzugs<br />

gestrichen wurde, sind die Baukosten<br />

für die Gemeinden von einem Tag auf<br />

den anderen um 20 Prozent gestiegen.<br />

Das ist ein Musterbeispiel für den<br />

„grauen Finanzausgleich“, bei dem die<br />

Gemeinden vom Bund indirekt zur<br />

Kasse gebeten werden, kritisiert<br />

Köhlmeier. Unterstützung gab es vom<br />

Land Vorarlberg im Bereich<br />

Schulbauten durch eine 10 prozentige<br />

Anhebung des Fördersatzes.<br />

Mehr Flexibilität<br />

bei Kinderbetreuung<br />

Ein echter Wachstumsbereich der<br />

Gemeinden ist die Kinderbetreuung.<br />

2014/<strong>2015</strong> wurden insgesamt 24.335<br />

Kinder von 3.566 Personen in 591<br />

Einrichtungen betreut, davon 107 für<br />

Kleinkinder, 68 Spielgruppen, 246<br />

Kindergärten und 170<br />

Schülerbetreuungen, weiters haben<br />

138 Tagesmütter 414 Kinder betreut.<br />

Für Investitionen und den Betrieb der<br />

Kinderbetreuung geben die<br />

Gemeinden jährlich einen zweistelligen<br />

Millionenbetrag aus.<br />

Zur besseren Vereinbarkeit von Familie<br />

und Beruf ist ein weiterer Ausbau der<br />

Kinderbetreuung notwendig, gibt<br />

Köhlmeier einen Ausblick auf künftige<br />

Investitionen. Vom Land fordern die<br />

Gemeinden endlich mehr Flexibilität<br />

beim Einsatz des<br />

Kindergartenpersonals, um erweiterte<br />

Öffnungszeiten auch mit<br />

Kindergartenassistentinnen besetzen<br />

zu können. „Das wären wesentliche<br />

Einsparungspotentiale ohne<br />

Qualitätsverlust, die seit Jahren an<br />

gesetzlichen Regelungen scheitern.“<br />

Appell an den Bund:<br />

Gemeindeautonomie statt<br />

Bür<strong>ok</strong>ratie<br />

Im Arbeitsprogramm der<br />

Landesregierung findet sich auch die<br />

Forderung nach einer Überarbeitung<br />

des Gemeindegesetzes und des<br />

Gemeindewahlgesetzes. Präsident<br />

Köhlmeier warnt davor, die Gemeinden<br />

in ihrer Autonomie zu beschränken, um<br />

dadurch politische Defizite auf anderen<br />

Ebenen beheben zu wollen. „Die<br />

Tendenz, dass jede Frage durch ein<br />

neues Gesetz beantwortet wird,<br />

schränkt logischerweise jeden<br />

Spielraum ein und lähmt das System.<br />

In Sonntagsreden wird der<br />

überbordenden Bür<strong>ok</strong>ratie der Kampf<br />

angesagt, im Hinterzimmer werden<br />

gleichzeitig neue Regelungen geplant.<br />

Dabei haben wir in der Dem<strong>ok</strong>ratie das<br />

beste Regulativ – nämlich den Willen<br />

der Wähler,“ stellt Köhlmeier fest. Um<br />

vermeintliche Probleme zu lösen,<br />

brauche es keine Durchgriffsrechte auf<br />

die Gemeinden, sondern die<br />

Bereitschaft des Bundes, in den<br />

eigenen Entscheidungsbereichen Mut<br />

zu zeigen.<br />

Magazin des Vorarlberger <strong>Gemeindeverband</strong>es <strong>2015</strong> 3


Landeshauptmann Markus Wallner<br />

„Ich stehe zu<br />

meinem Wort!“<br />

Vor gut einem Jahr konnte<br />

der <strong>Gemeindeverband</strong> in<br />

Verhandlungen mit<br />

Landeshauptmann Wallner<br />

ein erfreuliches Ergebnis<br />

erzielen. Für die Jahre <strong>2015</strong><br />

und 2016 wurde eine<br />

Obergrenze für die Beteiligung<br />

am Sozialfonds vereinbart.<br />

Der Ausgabenrahmen wurde<br />

mit 300 Mio Euro gedeckelt,<br />

sollten sich die Ertragsanteile<br />

des Bundes nicht erhöhen.<br />

Inzwischen hat sich diese<br />

Situation verändert. Die<br />

Kosten für die Zahlungen aus<br />

dem Sozialfonds sollen <strong>2015</strong><br />

weiter erhöht werden.<br />

Landeshauptmann Wallner<br />

begründet diesen Schritt mit<br />

einer Ausnahmesituation: Die<br />

Kosten für die Flüchtlingshilfe<br />

seien der Hauptgrund für die<br />

Mehrkosten, die jetzt doch auf<br />

die Gemeinden zukommen<br />

werden.<br />

Beim Gemeindetag kündigte<br />

Landeshauptmann Markus<br />

Wallner den Gemeinden seine<br />

Gesprächsbereitschaft an und<br />

meinte: „Ich stehe zu meinem<br />

Wort! Allerdings, die<br />

Flüchtlingskosten laufen aus<br />

dem Ruder. Wenn man nicht<br />

weiter ausufern will, muss man<br />

miteinander reden und den<br />

Bedarfsplan gemeinsam<br />

erstellen.“ Der<br />

Landeshauptmann gab sich<br />

überzeugt, dass gemeinsam<br />

eine Lösung gefunden werden<br />

kann, denn die Bewältigung<br />

der Flüchtlingsunterstützung<br />

sei vom Land allein nicht zu<br />

stemmen. Bei einem<br />

zusätzlichen<br />

Nettofinanzierungsbedarf von<br />

15 Mio Euro - der größte Anteil<br />

sei für Asyl und Flüchtlinge<br />

vorgesehen – würde der Anteil<br />

der Gemeinden 6 Mio Euro<br />

betragen.<br />

Und was 2016 in diesem<br />

Bereich auf uns alle zukommt,<br />

kann noch gar nicht<br />

abgeschätzt werden, so<br />

Landeshauptmann Wallner.<br />

4 Magazin des Vorarlberger <strong>Gemeindeverband</strong>es <strong>2015</strong>


Gemeindetag <strong>2015</strong><br />

Wir brauchen eine<br />

berechenbare Politik!<br />

Klare Worte richtete Gemeindebund-<br />

Präsident Helmut Mödlhammer<br />

beim Gemeindetag in Koblach an die<br />

Adresse der Bundesregierung. Es sei<br />

höchste Zeit in der Flüchtlingsthematik<br />

zu einer „Politik des Anstands“<br />

zu finden, denn was sich derzeit auf<br />

Bundesebene abspiele sei „ein Trauerspiel“.<br />

Der Staat alleine hätte es nicht<br />

geschafft, eine menschliche Flüchtlingshilfe<br />

zu organisieren, ist Mödlhammer<br />

überzeugt: „Ohne die Gemeinden<br />

und die Bürger geht es nicht. Die<br />

kommunalen Einrichtungen, die<br />

Freiwilligen und die ehrenamtlichen<br />

Helfer haben der Flüchtlingshilfe ein<br />

Gesicht gegeben. Das Durchgriffsrecht<br />

ist nicht notwendig, es hat die<br />

Stimmung in den Gemeinden eher<br />

verschlechtert als verbessert.“<br />

Das Thema Flüchtlinge und ihre<br />

Integration bleibt auch in Zukunft<br />

eine der großen Herausforderungen<br />

für die Kommunen. Mit zusätzlichen<br />

Kosten im Sozialbereich muss gerechnet<br />

werden, etwa für die Mindestsicherung<br />

oder für Betreuungseinrichtungen.<br />

Von der Bundesregierung<br />

erwartet Mödlhammer jedenfalls<br />

mehr Klarheit in der Koordination<br />

und Verständnis für die Situation<br />

der Gemeinden. „Wir schaffen nicht<br />

alles, wir Gemeinden und auch die<br />

Freiwilligen sind nicht unbegrenzt<br />

belastbar!“ Notwendig sind daher<br />

eine Unterscheidung zwischen<br />

Kriegsflüchtlingen und Wirtschaftsflüchtlingen<br />

sowie konkrete Vorstellungen,<br />

wie die Integration vor allem<br />

in den Arbeitsmarkt funktionieren<br />

kann.<br />

Schwierige Verhandlungen<br />

stehen bevor<br />

Präsident Mödlhammer betonte,<br />

dass das Jahr 2016 in finanzieller<br />

Hinsicht für die Gemeinden kein<br />

leichtes Jahr werde. Die Prognose<br />

der Entwicklung der Ertragsanteile<br />

läßt aufgrund der Steuerreform keine<br />

Steigerungen erwarten.<br />

Die Verhandlungen zum Finanzausgleich<br />

stehen bereits im Zeichen hoher<br />

Verschuldungen der Gebietskörperschaften,<br />

was die Verteilung der Mittel<br />

nicht leichter macht. Mödlhammer<br />

stellt klar, dass die diskutierte<br />

Abgabenautonomie nicht dazu<br />

genützt werden darf, dass der Anteil<br />

an den derzeitigen Abgaben zulasten<br />

der Gemeinden verkürzt wird und<br />

die Gemeinden dann ihre Einnahmen<br />

aus Zuschlägen decken können.<br />

„Dieses Thema verlangt eine faire<br />

Diskussion.“ Auch der immer wieder<br />

propagierte aufgabenorientierte<br />

Finanzausgleich sei sehr schwierig<br />

umzusetzen. Voraussetzung dafür ist,<br />

dass alle drei Gebietskörperschaften<br />

ihre Aufgaben darlegen und dann<br />

auch eine entsprechende Bereinigung<br />

der Zuordnung der Aufgaben<br />

vorgenommen wird, so Mödlhammer.<br />

Großes Vertrauen<br />

in Gemeinden<br />

Bei der Frage, welche politischen<br />

Einrichtungen das Vertrauen der<br />

Bevölkerung genießen, liegen die<br />

Gemeinden mit 70 Prozent an der<br />

Spitze. Die Gruppe der 19 bis 29<br />

Jährigen haben mit einer Zustimmung<br />

von 80 Prozent zu ihrer Gemeinde<br />

sogar noch größeres Vertrauen.<br />

HELMUT<br />

MÖDLHAMMER<br />

Präsident des Österreichischen<br />

Gemeindebundes<br />

Magazin des Vorarlberger <strong>Gemeindeverband</strong>es <strong>2015</strong> 5


Wahlen <strong>2015</strong><br />

Präsidium wurde<br />

eindrucksvoll bestätigt<br />

Der Gemeindetag hat den einstimmig beschlossenen<br />

Wahlvorschlag des Vorstands bestätigt.<br />

Als Präsident wurden der<br />

Harder Bürgermeister<br />

Harald Köhlmeier<br />

(74 von 76 Stimmen)<br />

und als seine Vizepräsidenten die<br />

Dornbirner Bürgermeisterin<br />

Andrea Kaufmann<br />

(74 von 76 Stimmen)<br />

und der Bürgermeister von Klaus,<br />

Werner Müller<br />

(75 von 76 Stimmen),<br />

für die nächsten fünf Jahre<br />

wieder gewählt.<br />

Neu im Vorstand vertreten ist<br />

die Gemeinde Dalaas<br />

(bisher Innerbraz).<br />

Die neuen Vertreter des<br />

Vorarlberger <strong>Gemeindeverband</strong>es<br />

im Bundesvorstand des<br />

Österreichischen Gemeindebundes<br />

sind der Präsident und die beiden<br />

Vizepräsidenten sowie<br />

als Nachfolger von<br />

Alt-Bürgermeisterin<br />

Elisabeth Wicke der<br />

Bürgermeister aus Thüringen,<br />

Harald Witwer.<br />

6 Magazin des Vorarlberger <strong>Gemeindeverband</strong>es <strong>2015</strong>


Magazin des Vorarlberger <strong>Gemeindeverband</strong>es <strong>2015</strong> 7


Gemeindetag <strong>2015</strong><br />

Die reiche Vielfalt an Aufgaben und Themen für die Gemeinde ist gleichzeitig<br />

spannend wie herausfordernd. Der Gemeinde bleibt oft die Aufgabe als „Kümmerer“<br />

für Ideen der politischen Elite. Ich denke an Bildung, Betreuung, Energieautonomie,<br />

Pflege, leistbares Wohnen, Flüchtlingswesen und vieles mehr. Die Grenzen der<br />

personellen und finanziellen Ressourcen der Gemeinde werden dabei oft nicht<br />

beachtet. Der Vorarlberger <strong>Gemeindeverband</strong> als starker Interessensvertreter der<br />

Gemeinden nach außen und als Netzwerker nach innen ist ein unverzichtbarer<br />

Partner für die Durchsetzung der Anliegen der Gemeinden.<br />

Georg Bucher, Bürgermeister Bürs<br />

Die größte Herausforderung wird wohl der demographische Wandel mit sich bringen.<br />

Das Älterwerden bedeutet Vorteile für den Einzelnen, braucht aber neue Strategien für<br />

Betreuung und Pflege und bei der Finanzierung.<br />

Weitere Themen, bei denen wir neue Denkmuster benötigen: Flächen für Industrie,<br />

Gewerbe und Wohnen – Vereinbarkeit von Familien und Beruf - Kinderbetreuung,<br />

Wanderungsproblematiken – Landflucht innerhalb der Länder, aber auch<br />

Flüchtlingsströme zwischen den Staaten. Dies alles ist von einer Gemeinde alleine<br />

nicht bewältigbar.<br />

Den <strong>Gemeindeverband</strong> sehe ich als Unterstützer in Begleitmaßnahmen. Die<br />

Bildung von Gemeinde-Kooperationen muss moderiert und fachlich begleitet<br />

werden. Rechtliche Rahmenbedingungen und Finanzierungsmodelle sollte der<br />

<strong>Gemeindeverband</strong> zur Verfügung stellen.<br />

Guido Flatz, Bürgermeister Doren<br />

Die aktuellen Asyl- und Flüchtlingsthemen bringen offene Fragen mit sich – von<br />

der Wohnungssituation bis zur Arbeitsmöglichkeit. Dies trifft alle Gemeinden und<br />

braucht eine gute Vernetzung und eine Koordination auch mit dem <strong>Gemeindeverband</strong>.<br />

Kooperationen der Gemeinden und verschiedenen Verwaltungseinrichtungen in diesem<br />

Zusammenhang sind sinnvoll und sollten gefördert werden.<br />

Ein großes Thema für die Gemeinden ist die stetige Erhöhung des Sozialfonds – die<br />

Kosten explodieren für die Gemeinden. Da sind Verhandlungen des <strong>Gemeindeverband</strong>s<br />

mit dem Land sehr wichtig. Handlungsbedarf sehe ich auch im Bildungs- und<br />

Schulbereich und in der Kinderbetreuung. Für mich ist der <strong>Gemeindeverband</strong> immer<br />

Ansprechstelle für alle möglichen rechtlichen und finanziellen Fragen.<br />

Gabi Mähr, Bürgermeisterin Schlins<br />

8 Magazin des Vorarlberger <strong>Gemeindeverband</strong>es <strong>2015</strong>


Gemeindetag <strong>2015</strong><br />

Die Verkehrslawine, die sich täglich (Spitzentage15.000 Kfz)<br />

durch unseren Ortskern wälzt, ist untragbar. Die Verkehrslösung<br />

Alberschwende wurde gemeinsam mit dem Land Vorarlberg in Auftrag<br />

gegeben, wir erwarten uns eine zeitnahe Umsetzung der im Prozess<br />

erarbeiteten Lösungsvorschläge.<br />

Für den notwendigen touristischen Aufschwung muss die<br />

Einersesselliftanlage erneuert werden, das Nutzungskonzept Brüggelekopf<br />

sollte auf einen Ganzjahresbetrieb ausgelegt werden. Als wichtige<br />

Zukunftsthemen sehe ich den Ausbau der Kinderbetreuung und die<br />

Möglichkeit, leistbares Wohnen für Einheimische und Flüchtlinge<br />

anzubieten. Der <strong>Gemeindeverband</strong> ist bei Finanzierungsverhandlungen<br />

mit Bund und Land der wichtige Partner, genauso wie bei der<br />

Entwicklung und Unterstützung von Gemeindekooperationen.<br />

Angelika Schwarzmann, Bürgermeisterin Alberschwende<br />

Die Taktzahl der Veränderungen wird auch für uns Gemeinden immer stärker zunehmen<br />

und noch mehr von globalen Einflüssen abhängig sein.<br />

„Nicht aus erster, aber aus bester Hand!“ - Es gilt, dass sich die Gemeinden untereinander<br />

organisieren und Spezialaufgaben für einander erledigen. „Eine Hand wäscht die andere!“<br />

- Ein hohes Gut liegt im Erhalt des ehrenamtlichen Engagements und der dörflichen<br />

Strukturen. „Händedruck und Handschlagqualität!“ – Als die politische Ebene direkt bei<br />

den Menschen ist es unsere Aufgabe, das Vertrauen zu stärken und gemeinsam mit den<br />

Bürgern nachhaltige Entscheidungen zu treffen.<br />

„Hand in Hand in die Zukunft!“ – In all diesen Entscheidungen war und ist der<br />

Vorarlberger <strong>Gemeindeverband</strong> im Besonderen für Kleingemeinden eine sehr kompetente,<br />

unkomplizierte und effiziente Stütze.<br />

Und „Hand aufs Herz“ die Vorarlberger Gemeinden werden auch die Herausforderungen<br />

der Zukunft mit Bravur bewältigen – ich freue mich drauf!<br />

Christian Gantner, Bürgermeister Dalaas<br />

In einer zunehmend anonymisierten Welt bieten die Gemeinden einen Ort zum Leben<br />

und zur persönlichen Entwicklung. Menschen finden in ihrer Gemeinde als Gegenpol zur<br />

virtuellen Vernetzung eine Möglichkeit zur sozialen Verortung. Als Gemeinde schaffen wir<br />

eine Vielzahl an Infrastruktur und Leistungen, damit wir die wachsenden Ansprüche einer<br />

modernen Gesellschaft erfüllen können. Allerdings – die Verteilungskämpfe werden härter.<br />

Wenn wir die hohe Qualität unserer Leistungen auf diesem Niveau halten wollen, ist der<br />

<strong>Gemeindeverband</strong> als starke Vertretung der Gemeindeinteressen besonders gefordert.<br />

Florian Kasseroler, Bürgermeister Nenzing<br />

Magazin des Vorarlberger <strong>Gemeindeverband</strong>es <strong>2015</strong> 9


Der <strong>Gemeindeverband</strong> ist stärker denn je mit Aufgaben konfrontiert, die zwar per Gesetz<br />

im Instanzenbereich von Bund oder Land liegen, deren Lösung aber die Mitwirkung der<br />

Gemeinden erfordert. Jüngstes Beispiel ist der entschlossene Auftritt des <strong>Gemeindeverband</strong>es<br />

in der Frage der Flüchtlingshilfe.<br />

Aber auch Bildung, Gesundheit und Soziales sind längst Dauerbrenner, wobei die Sorge um<br />

die Finanzierbarkeit der Gemeinden eine zentrale Rolle einnimmt.<br />

Der immer enger werdende finanzielle Spielraum der Gemeinden geht einher mit der<br />

Forderung nach einer gerechteren Verteilung der Finanzmittel untereinander. Dieser bisher<br />

noch leise Klageruf einzelner Gemeinden wird mit der Zunahme der „Unfinanzierbarkeit“ von<br />

Gemeinden rasch lauter werden. Der <strong>Gemeindeverband</strong> wird künftig eine Vermittlerrolle bei<br />

der Suche eines tragbaren Finanzausgleichs einnehmen müssen, gleichzeitig jedoch auch die<br />

Dramatik der Finanzsituation der Gemeinden sichtbar machen.<br />

Gottfried Brändle, Bürgermeister Altach<br />

Aufgaben und Zuständigkeiten einer Gemeinde wachsen kontinuierlich, immer mehr<br />

Aufgaben werden an die Gemeinden „abgeschoben“. Dazu kommen<br />

gesellschaftliche und politische Erwartungen, aber auch die Ansprüche der Bevölkerung<br />

an die öffentliche Verwaltung werden zunehmend größer. Fehlende Leistungsfähigkeit<br />

einer Gemeinde wird nicht (mehr) akzeptiert. Der <strong>Gemeindeverband</strong> kann gerade<br />

Kleingemeinden in rechtlichen Fragen, aber auch in finanzieller Hinsicht unterstützen.<br />

Kleine, finanzschwache Gemeinden brauchen eine angemessene Förderung für die<br />

dringend notwendigen Investitionen zur Aufrechterhaltung bzw Erweiterung der<br />

Infrastruktur. Ich denke hier an die Bedarfszuweisungen des Landes, vor allem aber an<br />

den Strukturfonds, ohne den viele Kleingemeinden Investitionsprojekte nicht oder nur<br />

mehr schwer umsetzen können. Hier sehe ich den <strong>Gemeindeverband</strong> als starken Partner.<br />

Werner Konzett, Bürgermeister Fontanella<br />

Die Budgeterstellung 2016 zeigt es einmal mehr sehr deutlich: Für die Gemeinden wird es immer<br />

schwieriger, ihre Leistungen zu finanzieren. Die Beiträge zum Sozialfonds steigen in zweistelliger<br />

Höhe. Die Ertragsanteile des Bundes sinken. Die Anforderungen an die Gemeinden nehmen zu.<br />

Es gilt nicht nur, unsere unmittelbare Lebenswelt zu erhalten und ressourcenschonendes Verhalten<br />

unserer Bürger zu fördern, wir sind auch für die Qualität der Betreuung unserer Kinder und<br />

unserer betagten Mitbürger verantwortlich. Die demografische Entwicklung und die zunehmende<br />

Individualisierung unserer Gesellschaft arbeiten zusätzlich gegen uns. Wir sind gefordert,<br />

genügend Wohnraum zu schaffen, wobei die Flüchtingskrise die bereits angespannte Situation<br />

weiter verschärft. Nicht zuletzt ist Mobilität ein großes Thema und auch in Feldkirch gilt es ein<br />

enormes Verkehrsproblem nachhaltig zu lösen.<br />

Alle Vorarlberger Gemeinden kämpfen mit ähnlichen Herausforderungen. Austausch,<br />

Zusammenarbeit, aber auch Beratung und Unterstützung sind deshalb wichtige Aufgaben, ein<br />

fairer Finanzausgleich Voraussetzung, um im Windschatten des Landes mithalten zu können.<br />

Als Partner der Gemeinden kann und muss der Vorarlberger <strong>Gemeindeverband</strong> diese Rolle des<br />

Interessensvertreters aktiv wahrnehmen.<br />

Wilfried Berchtold, Bürgermeister Feldkirch<br />

10 Magazin des Vorarlberger <strong>Gemeindeverband</strong>es <strong>2015</strong>


Gemeindetag <strong>2015</strong><br />

Unsere Chance und Herausforderung zugleich ist unser Bekenntnis zur<br />

Nachhaltigkeit. Wir sind die einzige e5-Gemeinde im Montafon, 2016 wollen wir mit<br />

den Illwerken ein einzigartiges Projekt durch Abwärmenutzung der Kraftwerksanlagen<br />

der Illwerke umsetzen. Als Tourismusgemeinde sind wir an den Grenzen der<br />

finanziellen Möglichkeiten angelangt. Wir stemmen große Investitionen in die<br />

Infrastruktur, werden jedoch bei den Zuschüssen benachteiligt. Der <strong>Gemeindeverband</strong><br />

könnte hier als Mittler auftreten: Der Tourismusbeitrag sollte wie in Tirol landesweit<br />

vorgeschrieben werden können und nicht nur in den Tourismusgemeinden. Alle<br />

Unternehmen, die vom Tourismus profitieren, würden dann standortunabhängig<br />

ihren Beitrag leisten. Außerdem müssen Gemeinden zukunftsfit gemacht werden.<br />

Unter Beibehaltung der dörflichen Strukturen sind Gemeindefusionen unabdingbar.<br />

Kooperationen sind hier Schritte in die richtige Richtung, jedoch noch nicht<br />

die Lösung.<br />

Martin Netzer, Bürgermeister Gaschurn<br />

Die exponierte Lage des Kleinwalsertales stellt eine besondere Herausforderung<br />

für unsere Gemeinde dar, geforderte Kooperationen mit anderen Gemeinden sind<br />

daher kaum möglich. Als Tourismusgemeinde gibt es zudem viele Fragestellungen,<br />

bei denen wir auf die enge Zusammenarbeit mit dem <strong>Gemeindeverband</strong> angewiesen<br />

sind. Insbesondere sind es rechtliche Fragen, wie zum Beispiel Zweitwohnsitzabgabe,<br />

Baurecht, Nutzungsrechte und vieles mehr. Den regelmäßigen Austausch mit den<br />

Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern im Vorstand des <strong>Gemeindeverband</strong>es schätze<br />

ich ganz besonders.<br />

Andi Haid, Bürgermeister Mittelberg<br />

Der rasante gesellschaftliche Wandel stellt uns vor neue Herausforderungen.<br />

Wir erleben es tagtäglich bei unserer Arbeit. Wir sind mit einem veränderten<br />

Familienbild konfrontiert, mit einer wachsenden Zuwanderung von<br />

Menschen aus unterschiedlichen Kulturen und Mentalitäten, aber auch mit<br />

einer veränderten Einstellung in der Eigenverantwortung jedes Einzelnen.<br />

Zukunftsthemen sind Fragen der Raumplanung vor dem Hintergrund von<br />

schwindenden Boden-Ressourcen und der dringenden Aufgabe, zusätzlichen<br />

leistbaren Wohnraum zu schaffen. Wir sind gefordert nach vorne zu schauen<br />

und zeitgemäße Lösungen zu entwickeln. Der <strong>Gemeindeverband</strong> war dabei<br />

in der Vergangenheit ein wichtiger Partner und wird uns als kompetenter<br />

Dienstleister bei diesen künftigen Prozessen professionell begleiten.<br />

Christian Natter, Bürgermeister Wolfurt<br />

Magazin des Vorarlberger <strong>Gemeindeverband</strong>es <strong>2015</strong> 11


Impressionen<br />

vom Gemeindetag<br />

12 Magazin des Vorarlberger <strong>Gemeindeverband</strong>es <strong>2015</strong>


Magazin des Vorarlberger <strong>Gemeindeverband</strong>es <strong>2015</strong> 13


Gemeindetag <strong>2015</strong><br />

Hausherr, BM von Koblach, Fritz Maierhofer<br />

Nachlese<br />

Gemeindetag <strong>2015</strong><br />

IMPRESSUM Verleger: Vorarlberger <strong>Gemeindeverband</strong>, Marktstraße 51, 6850 Dornbirn. Redaktion: boehler-pr kommunikationsberatung, Dornbirn. Gestaltung: FJM, Dornbirn.<br />

Fotos: Dietmar Mathis, Rankweil und andere.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!