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Aktuelles Stichwort - Zinswende in den USA

17. Dezember 2015: Die amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed) hat die Zinswende vollzogen: Die Leitzinsen wurden erstmals seit fast zehn Jahren angehoben, von nahe Null auf 0,25-0,5 %.

17. Dezember 2015: Die amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed) hat die Zinswende vollzogen: Die Leitzinsen wurden erstmals seit fast zehn Jahren angehoben, von nahe Null auf 0,25-0,5 %.

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<strong>Aktuelles</strong> <strong>Stichwort</strong>:<br />

<strong>Z<strong>in</strong>swende</strong> <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>USA</strong>: Der erste<br />

Schritt raus aus dem Krisenmodus<br />

17. Dezember 2015: Die amerikanische Notenbank Federal Reserve<br />

(Fed) hat die <strong>Z<strong>in</strong>swende</strong> vollzogen: Die Leitz<strong>in</strong>sen wur<strong>den</strong> erstmals<br />

seit fast zehn Jahren angehoben, von nahe Null auf 0,25-0,5 %.<br />

Kontakt:<br />

Krisenmodus nicht mehr angemessen<br />

Es war nur e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Z<strong>in</strong>sschritt,<br />

doch er hat e<strong>in</strong>e große Bedeutung:<br />

Die US-Notenbank verabschiedet sich<br />

allmählich aus ihrem langjährigen<br />

Krisenmodus. Die Fed unterstreicht<br />

damit, dass sie die Konjunktur <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />

<strong>USA</strong> für robust hält und die Folgen der<br />

F<strong>in</strong>anzkrise zum größten Teil überwun<strong>den</strong><br />

s<strong>in</strong>d. Und <strong>in</strong> der Tat: Die US-<br />

Wirtschaft wächst seit dem Jahr 2010<br />

mit e<strong>in</strong>er jährlichen Durchschnittsrate<br />

von gut 2 %, die Arbeitslosenquote<br />

hat sich seit Ende 2009 auf 5 % halbiert<br />

und ernsthafte Deflationsrisiken<br />

s<strong>in</strong>d nicht zu erkennen. All dies hat<br />

immer weniger zum bisherigen geldpolitischen<br />

„Krisenmodus“ und zu<br />

e<strong>in</strong>em Leitz<strong>in</strong>s von fast null gepasst.<br />

Märkte gut vorbereitet<br />

Die Marktakteure waren auf die <strong>Z<strong>in</strong>swende</strong><br />

gut vorbereitet. Viele hatten<br />

sogar schon im September 2015 mit<br />

e<strong>in</strong>em ersten Z<strong>in</strong>sschritt gerechnet.<br />

Das damalige Abwarten der Fed wurde<br />

daher zum Teil als negatives Urteil der<br />

Fed über die US-Konjunktur gewertet<br />

und hatte e<strong>in</strong>ige Unsicherheiten an<br />

<strong>den</strong> F<strong>in</strong>anzmärkten zur Folge.<br />

Weitere Schritte im nächsten Jahr<br />

Aus heutiger Sicht ist davon auszugehen,<br />

dass die Fed die <strong>Z<strong>in</strong>swende</strong> im<br />

kommen<strong>den</strong> Jahr fortsetzen wird. Sie<br />

dürfte dabei aber sehr behutsam und<br />

umsichtig handeln. Zum e<strong>in</strong>en, weil<br />

die Preisentwicklung bis auf Weiteres<br />

sehr moderat bleiben wird, zum<br />

anderen, weil die anhaltende Aufwertungsten<strong>den</strong>z<br />

des US-Dollar die<br />

monetären Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

ebenfalls dämpft.<br />

Internationale Rückwirkungen<br />

Auch die Gefahr, dass e<strong>in</strong>e abrupte<br />

Z<strong>in</strong>sstraffung <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>USA</strong> zu Instabilitäten<br />

<strong>in</strong> vielen Schwellenländern<br />

führen kann, dürfte beim weiteren<br />

Vorgehen der Fed e<strong>in</strong>e Rolle spielen.<br />

Dabei darf aber nicht übersehen<br />

wer<strong>den</strong>, dass der Kapitalabfluss<br />

aus zahlreichen Schwellenländern<br />

vor allem hausgemachte Ursachen<br />

hat. Diese Probleme müssen <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />

betroffenen Ländern selbst angegangen<br />

wer<strong>den</strong>. So ist es Indien<br />

und Indonesien gelungen, durch<br />

Wirtschaftsreformen ihre zuvor<br />

sehr hohen Leistungsbilanzdefizite<br />

<strong>in</strong> <strong>den</strong> letzten Quartalen deutlich<br />

zu senken.<br />

Position des Bankenverbandes<br />

Die Geldpolitik hat weltweit sehr<br />

entschlossen auf die vor gut acht<br />

Jahren ausgebrochene F<strong>in</strong>anzkrise<br />

reagiert. Damit hat sie e<strong>in</strong>en<br />

wichtigen Beitrag zur Stabilisierung<br />

geleistet. Zugleich darf aber nicht<br />

übersehen wer<strong>den</strong>, dass e<strong>in</strong>e<br />

extrem lockere Geldpolitik auch<br />

mit enormen Risiken verbun<strong>den</strong><br />

ist, vor allem wenn sie über e<strong>in</strong>en<br />

langen Zeitraum anhält. Und letztlich<br />

war es auch die expansive<br />

Geldpolitik, die <strong>in</strong> <strong>den</strong> Jahren vor<br />

der F<strong>in</strong>anzkrise Übertreibungen auf<br />

e<strong>in</strong>zelnen Märkten mit angeheizt<br />

hat. Die Geldpolitik muss daher<br />

<strong>den</strong> Krisenmodus verlassen, sobald<br />

sich Wirtschaft und F<strong>in</strong>anzsystem<br />

h<strong>in</strong>reichend gefangen haben. In<br />

<strong>den</strong> <strong>USA</strong> ist dies der Fall. Aber<br />

auch für <strong>den</strong> Euro-Raum gilt: Die<br />

Niedrigz<strong>in</strong>spolitik darf nicht für<br />

e<strong>in</strong>en neuen „Normalzustand“<br />

gehalten wer<strong>den</strong>.<br />

Dr. Markus Kirchner<br />

Leiter Verb<strong>in</strong>dungsbüro Berl<strong>in</strong><br />

markus.kirchner@bdb.de<br />

Schlagwörter:<br />

Geldpolitik<br />

Z<strong>in</strong>sen<br />

Bundesverband deutscher Banken e. V.<br />

Burgstraße 28<br />

10178 Berl<strong>in</strong><br />

Telefon: +49 30 1663-0<br />

Telefax: +49 30 1663-1399<br />

www.bankenverband.de

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