Berner Geographische Mitteilungen - Geographische Gesellschaft ...
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Jahresbericht 2003/04 des <strong>Geographische</strong>n Institutes der Universität Bern<br />
Die vorliegende Arbeit trägt durch eine<br />
Landbedeckungsklassifikation basierend auf LANDSAT ETM+<br />
Bildern (Sommer 2000) und zusätzlichen Daten zur<br />
Abschätzung der Vegetationsressourcen bei. Zu diesem Zweck<br />
wurde ein Klassifikationsschema entworfen und im Sommer<br />
2001 vor Ort evaluiert. Gleichzeitig wurden Referenzdaten<br />
gesammelt, was allerdings infolge der schieren Grösse und<br />
Unwegsamkeit des Untersuchungsgebietes nur in beschränktem<br />
Rahmen möglich war. Die Entzerrung der Sattelitendaten<br />
wurde durch Orthorektifizierung unter Einbezug eines digitalen<br />
Geländemodells (DGM) bewerkstelligt. Die Korrektur<br />
atmosphärischer Einflüsse wurde durch ein bildbasiertes<br />
Kalibrierungsverfahren erreicht. Das Problem topographiebedingter<br />
Schatten konnte indessen nicht korrigiert werden, da<br />
das DGM dazu nicht die geeignete Auflösung besass. Auf<br />
diesen korrigierten Daten wurden erste Testklassifikationen<br />
mittels unüberwachter und überwachter Klassifikatoren<br />
durchgeführt, was aber aufgrund mangelnder spektraler<br />
Trennbarkeit nur ungenügende Resultate erzielten. Erst die<br />
Anwendung eines wissensbasierten Expertensystems unter<br />
Einbezug zusätzlicher Daten wie Texturparameter, Indices,<br />
Kauth-Thomas Transformationen und DGM erhöhte die<br />
Trennbarkeit einzelner Klassen. Durch die Berücksichtigung<br />
von Expertenwissen konnte schliesslich eine Landbedeckungsklassifikation<br />
erstellt werden, deren Genauigkeit 84%<br />
beträgt. Obschon die Teststatistik nicht vollständig Bias frei ist,<br />
lässt dies den Schluss zu, dass wissensbasierte Expertensysteme<br />
zumindest im vorliegenden Fall, der sich durch eine<br />
komplexe Topographie auszeichnet, statistischen<br />
Klassifikatoren überlegen sind.<br />
Eine anschliessend durchgeführte topographische Analyse der<br />
Klassen ‚Schnee’ und ‚spärliche Vegetation’ machte eine<br />
deutliche Zweiteilung des Pamirs deutlich. Der östliche Teil des<br />
Pamirs ist dabei stärker vom strahlungsbedingten Massenerhebungseffekt<br />
betroffen als der westliche, was sich besonders<br />
durch eine von 4'700 markant auf 5’400 m ü. M. ansteigende<br />
Schneegrenze bemerkbar macht. Das Verteilungsmuster<br />
der Klassen ‚Schnee’ und ‚spärliche Vegetation’ in<br />
Abhängigkeit von der Hangausrichtung zeigte erwartungsgemäss<br />
eine sehr deutliche Häufung der Klasse ‚Schnee’ in<br />
nordausgerichteten Lagen und interessanterweise eine<br />
Häufung der Klasse ‚spärliche Vegetation’ an<br />
ostausgerichteten Lagen.<br />
Schliesslich wurden durch die Anwendung klassischer GIS-<br />
Funktionen weitere Informationen aus der Landbedeckungsklassifikation<br />
extrahiert, wie die absolute bewässerte<br />
Landwirtschaftsfläche, oder ein Vegetationsdatenset zur<br />
Verteilung von Teresken- und Artemisia-Standorten. Diese<br />
Resultate lassen letztlich den Schluss zu, dass die Methoden<br />
der Fernerkundung sowie der geographischen Informationsverarbeitung<br />
äusserst hilfreiche Werkzeuge darstellen, welche<br />
unter anderem die Extraktion von Landbedeckungsinformationen<br />
oder die Generierung von digitalen Geländemodellen<br />
ermöglichen.<br />
86<br />
Markus Hodel: Feststofflieferung aus Böschungen und<br />
Hängen.<br />
Diplomarbeit durchgeführt bei Prof. Hans Kienholz.<br />
Hochwasser, Murgänge und Rutschungen zählen zu den<br />
wichtigsten Naturgefahren im Voralpen- und Alpenraum. Seit<br />
jeher haben sie dort Lage und Art von Siedlungen und<br />
Verkehrswegen sowie die menschlichen Aktivitäten beeinflusst.<br />
Die Gefahren, die von einem Wildbach ausgehen können, sind<br />
vielfältig. Neben dem eigentlichen Hochwasser verursachen<br />
vor allem die mitgeführten Feststoffe grosse Schäden. Die<br />
Abschätzung von Abfluss- und Feststoffmengen von<br />
Wildbächen stellen für die Planung von Schutzmassnahmen<br />
(aktive und passive) eine äusserst wichtige Grundlage dar. Um<br />
erwartete Abfluss- und Geschiebemengen abschätzen zu<br />
können, ist man auf entsprechende Beurteilungssysteme<br />
angewiesen.<br />
Innerhalb einer Diplomarbeit entwickelte E. Frick (2001) ein<br />
Beurteilungssystem, anhand dessen die aus Hängen und<br />
Böschungen lieferbaren Feststoffmengen abgeschätzt werden<br />
können. Die Kombination mehrerer Faktoren liefert die<br />
Aussage, wie viel Material gesamthaft aus den Böschungen<br />
und Hängen bei verschiedenen Szenarien (Verlagerung durch<br />
normalen Geschiebetransport oder durch Murgang) oder<br />
Hochwassern bestimmter Grössenordnung (seltene oder sehr<br />
seltene Ereignisse ) mobilisiert werden kann. Dieses Typisierungssystem<br />
muss als Teil einer Gesamtbeurteilung für<br />
Wildbacheinzugsgebiete betrachtet werden.<br />
Das Beurteilungssystem wurde im Sommer 2003 im Rahmen<br />
dieser Arbeit in mehreren Wildbächen angewandt. Mit Hilfe von<br />
Prozessformularen wurden die Feststoffquellen verschiedenen<br />
Aktivitäten zugeteilt und daraus die prozessspezifischen Feststofflieferungen<br />
während des Hochwasserereignisses berechnet.<br />
Die Abschätzung der Feststoffvolumen bezieht sich nicht<br />
auf die Ablagerung auf dem Kegel oder die Lieferung in den<br />
Vorfluter, sondern auf die mobilisierbaren Feststoffvolumina<br />
aus den Hängen und Böschungen.<br />
Auf dieser Basis wurden mehrere Veränderungen am Beurteilungssystem<br />
vorgeschlagen. Die einzelnen Schritte des Beurteilungssystems<br />
nach E. Frick (2001) werden beibehalten.<br />
Die Weiterentwicklung von Feststoffquellen und mögliche<br />
Systemänderungen für den Wildbach bilden einen ergänzenden<br />
Beurteilungsschritt innerhalb der Typisierung von<br />
Hängen und Böschungen. Mit verschiedenen Merkmalen wird<br />
auf eine gezielt vorwärtsgerichtete Betrachtung hingewiesen.<br />
Es werden hauptsächlich Merkmale für die überarbeiteten<br />
Prozessformulare verwendet, die sich auf den gerinnenahen<br />
Bereich konzentrieren. Dazu gehören: Funktion des<br />
betrachteten Gerinneabschnittes, Entwicklung von aktuellen<br />
Anbrüchen und Hinweise auf ausgedehnte Massenbewegungen.<br />
Für eine Schlussbeurteilung werden die erhobenen<br />
Informationen neben der geschätzten Feststofflieferung aus<br />
Hängen und Böschungen auf einem Formular zusammengeführt.<br />
Der Einbezug der erhobenen Daten kann die Sicht des