Tipp des Monats 11/02 - LGA
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<strong>Tipp</strong> <strong>des</strong> <strong>Monats</strong><br />
<strong>11</strong>/<strong>02</strong> PRÜFAMT FÜR BAUSTATIK<br />
Nürnberg<br />
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Ermittlung der idealen Biegedrillknickmomente von Durchlaufträgern<br />
mit wölbfreien Querschnitten, Teil 2<br />
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Für wölbfreie Querschnitte wird im zweiten Beispiel <strong>des</strong> <strong>Tipp</strong>s 06/<strong>02</strong> mit Aww = 2�10 -9 m 6 der<br />
"exakte" Wert pki = 16,76 kN/m berechnet unter Einbeziehung der ersten Eigenform :<br />
Bild 1a Aww = 2E-9 Bild 1b Aww = 1E-9<br />
Im Bild 1 ist die normierte, erste Eigenform, zerlegt in die vier Komponenten, über die Stablänge<br />
x aufgetragen und zwar für Aww = 2E-9 und Aww = 1E-9. Wie man sieht ist der Verlauf von PSI in<br />
Bild 1b nicht glatt; PSI ist die erste Ableitung <strong>des</strong> Torsionsdrehwinkels nach der Stablängskoordinate<br />
x und ist maßgebend für die Verwölbung; die zugehörigen Eigenwerte unterscheiden sich<br />
um weniger als 1%. Läßt man Aww weiter gegen Null streben, wird die Matrix singulär. Die Betrachtung<br />
der Eigenformen ermöglicht also die Bestimmung der idealen Biegedrillknicklast<br />
pki = 16,76 kN/m für wölbfreie Querschnitte. Das eingesetzte Programm IBDSQ [5] ist primär für<br />
wölbsteife Querschnitte ausgelegt, jedoch aufgrund der gewählten Ansätze [6] ist der Übergang<br />
zur wölbfreien Berechnung numerisch möglich. Nach den bisherigen Erfahrungen sind für Aww<br />
Werte im Bereich von 1E-8 bis 1E-12 brauchbar für den numerischen Übergang von wölbsteifer<br />
zur wölbfreien Berechnung.<br />
In einer Vergleichsberechnung mit dem FE-Programm NISA [7] wird<br />
für den Dreifeldträger an einem Modell aus Schalenelementen<br />
(NKTP 20, NORDR 1) die ideal-elastische Beullast (ideale Biegedrillknicklast)<br />
pki = 17,89 kN/m ermittelt unter Verwendung der<br />
folgenden Kennwerte für den orthotropen Werkstoff Holz :<br />
Exx = <strong>11</strong>000 N/mm², Ezz = 800 N/mm², Gxz = 500 N/mm²,<br />
Gxy = 700 N/mm², Gyz = 40 N/mm², νxz = 0,297.<br />
Die zugehörige erste Eigenform ist im Bild 2 aufgetragen.<br />
<strong>LGA</strong>-ST\\DATA\SN\DOC\TIPP<strong>02</strong><strong>11</strong>.DOC / Seite 1 von 3 Informationen über die <strong>LGA</strong><br />
L G A • S-N • Tillystraße 2 • D-90431 Nürnberg sind im Internet zu finden.<br />
Tel.: (09 <strong>11</strong>) 6 55-48 01 • Fax: (09 <strong>11</strong>) 6 55 -48 99 • eMail: stdi@lga.de http://www.lga.de<br />
x<br />
y<br />
z<br />
Ggf. zoomen!<br />
Diskretisierte<br />
Schalenmittelfläche
Prüfamt für Baustatik<br />
Bild 2: Erste Eigenform <strong>des</strong> Durchlaufträgermodells aus Schalenelementen<br />
pki Anmerkungen pki/17,89 pki/16,76<br />
17,89 Schalenmodell, orthotrop, NISA [7] 1,00 1,07<br />
16,76 Stab, wölbfrei, isotrop, IBDSQ [5] 0,94 1,00<br />
19,45 Stab, wölbsteif, Aww=b³h³/144 [1], isotrop, IBDSQ[5] 1,09 1,16<br />
20,00 Stab, wölbsteif, Aww=b³h³/144 [1], isotrop, Tafelwerte [5] für χ=0 1,12 1,19<br />
Tabelle 1 Ergebnisse im Vergleich<br />
Ermittelt man ideale Biegedrillknicklasten für wölbfreie Querschnitte mit den Tafelwerten in [5]<br />
für χ=0, muß man sich der Abweichungen bewußt sein, die durch die Verwendung der wölbsteifen<br />
Theorie in [5] auftreten müssen; diese Abweichungen sind nach den bisherigen Berechnungen<br />
maximal in der Größenordnung von 20% wie im zweiten Beispiel <strong>des</strong> <strong>Tipp</strong>s 06/<strong>02</strong>, in den<br />
meisten Fällen jedoch erheblich kleiner wie im ersten Beispiel <strong>des</strong> <strong>Tipp</strong>s 06/<strong>02</strong>. Bezogen auf die<br />
"exakten Werte" <strong>des</strong> orthotropen Schalenmodells sind die maximalen Abweichungen geringer.<br />
Folgende Vorgehensweise wird für wölbfreie Querschnitte vorgeschlagen:<br />
man mindert um x% die k-Werte für χ=0 in [5] ab. Als Abminderungsmaß x nimmt man den<br />
Einfluß der Wölbeinspannung. Im <strong>Tipp</strong> 06/<strong>02</strong> sind hierfür zwei Extrembeispiele mitgeteilt: bei<br />
dem Einfeldträger ist x nahezu 0 und beim Dreifeldträger mit den unbelasteten Randfeldern fast<br />
20; vereinfachend kann man konservativ mit 20% Abminderung rechnen.<br />
<strong>LGA</strong>-ST\\DATA\SN\DOC\TIPP<strong>02</strong><strong>11</strong>.DOC / Seite 2 von 3
Prüfamt für Baustatik<br />
Fazit:<br />
Sowohl für die freie als auch für die gebundene Kippung stehen in 450 Tafeln [5] k-Werte zur<br />
Verfügung für je drei verschiedene Lastbilder unter Berücksichtigung der drei Lastangriffspunkte<br />
Obergurt, Schwerpunkt und Untergurt. Mit diesen Tafelwerten lassen sich auch für Durchlaufträger<br />
mit wölbfreien Querschnitten die idealen Biegedrillknickmomente Mkiy in drei einfachen<br />
Rechenschritten ermitteln:<br />
1. In den Tafeln Ablesung von k für χ = 0<br />
k<br />
2. M kiy = GIT<br />
EA yy<br />
L<br />
3. Abminderung in Abhängigkeit von der Wölbeinspannung<br />
Literatur:<br />
[1] Wlassow, W.S.: „Dünnwandige elastische Stäbe“, Bd. I, VEB Verlag für Bauwesen, Berlin<br />
1965.<br />
[2] Pflüger, A.: „Stabilitätstheorie der Elastostatik“, 3. Auflage, Springer-Verlag, Berlin 1975.<br />
[3] E DIN 1052 Juli 2000<br />
[4] Lindner, J.: „Zum Biegedrillknicken („Kippen“) im Holzbau“. In: Beiträge zur Bautechnik.<br />
Verlag von Wilhelm Ernst&Sohn, Berlin 1980.<br />
[5] Dickel, T.; Klemens, H.-P.; Rothert, H. : „Ideale Biegedrillknickmomente Kurventafeln für<br />
Durchlaufträger mit doppelt-symmetrischem I-Querschnitt“, Friedr. Vieweg & Sohn<br />
Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig 1991.(ISBN 3 528 08824 9).<br />
[6] Dickel, T.: "Computerorientierte Ermittlung von Mkiy". In: Mitteilung Nr. 34-88 <strong>des</strong><br />
Instituts für Statik der Universität Hannover, 1988.<br />
[7] NISA, Version <strong>11</strong>.0, Dec. 2001,<br />
EMRC,1607 East Big Beaver Road, Troy, Michigan 48099, U.S.A.<br />
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Nürnberg, 15.10.20<strong>02</strong> / Dr.-Ing. J. Böttcher, Dr.-Ing. T. Dickel, Dipl.-Ing. H.-P. Klemens<br />
<strong>LGA</strong>-ST\\DATA\SN\DOC\TIPP<strong>02</strong><strong>11</strong>.DOC / Seite 3 von 3