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colore – Das Farbmagazin - Brillux

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In Ihren Entwürfen spielt die Nachhaltigkeit die<br />

bedeutende Rolle. Verstehen und akzeptieren<br />

die Bauherren diesen Anspruch?<br />

Im Wesentlichen schon. Es gilt aber bei jedem<br />

Projekt deutlich zu machen, dass Nachhaltigkeit<br />

nicht nur etwas mit Energieeffizienz zu tun hat.<br />

Man muss hinterfragen, ob es Sinn macht, dass<br />

das Haus da steht, wo es steht. Wird es bestmöglich<br />

genutzt oder ist es nur eine Funktionshülle?<br />

Und was ist, wenn die Funktion verschwindet?<br />

Ist es dann eine Belastung für die nächste<br />

Generation? Was verwende ich für Materialien,<br />

wie umweltfreundlich sind sie, wie werden sie<br />

recycelt etc. Dieser qualitative Anspruch, dass<br />

wir etwas schaffen, das Lebensqualität liefert,<br />

macht den nachhaltigen Ansatz aus, der auf den<br />

Menschen, den Mitarbeiter bezogen ist. Es ärgert<br />

mich, dass in Deutschland Nachhaltigkeit immer<br />

noch über den Energieverbrauch und den Quadratmeter<br />

definiert wird.<br />

Sie haben in den vergangenen Monaten viele<br />

Wettbewerbe gewonnen, die alle mit der intensiven<br />

Auseinandersetzung und unter dem Aspekt<br />

der Nachhaltigkeit geplant wurden.<br />

Ist das Ihr Erfolgsrezept?<br />

Für uns ist es selbstverständlich, so an Architektur<br />

heranzugehen. Wir haben aber auch schon viele<br />

Wettbewerbe genau so durchgeführt und nicht<br />

gewonnen. Aber, die Diskussion über Nachhaltigkeit<br />

hat bei den Bauherren schon viel bewegt.<br />

Und die Themen, die wir schon lange adressieren,<br />

fallen vielleicht jetzt auf einen fruchtbaren Boden.<br />

Bauherren begreifen, dass Wohlbefinden und<br />

Maßstäblichkeit keine idealistischen, architektonischen<br />

oder akademischen Themen sind, sondern<br />

Selbstverständlichkeit.<br />

<strong>Das</strong> Thema der Prozessqualität, also die integralen<br />

Prozesse von Planung und Ausführung,<br />

spielen doch in diesem Zusammenhang sicher<br />

auch eine wichtige Rolle.<br />

Was wir für unsere Arbeit brauchen sind Impulse,<br />

die über das Normale hinausgehen. Wir haben<br />

Interesse daran, mit Partnern zusammenzuarbeiten,<br />

mit denen man neue Konzepte entwickeln<br />

und neue Wege beschreiten kann. Und<br />

das gilt auch für die Beteiligung der Industrie<br />

mit ihren Produkten und Systemen. Letztlich ist<br />

es wichtig, dass individuelle Lösungen entstehen.<br />

Die drei Partner unseres Büros geben keine<br />

Heldenskizzen vor <strong>–</strong> gute Ideen können auch von<br />

Praktikanten kommen. Wichtig ist die offene Kommunikation<br />

und Zusammenarbeit aller. Wir haben<br />

kein Spezialistentum. Projektarchitekten entwickeln<br />

Raumsituationen und schauen, was für ein<br />

Stimmungsbild in dem Raum, welche Atmosphäre,<br />

welche Ausblicke entstehen sollen, mit welchen<br />

Oberflächen <strong>–</strong> erste Materialüberlegungen werden<br />

hier angedacht. Der Architekt ist hier der Generalist,<br />

der versucht, das Konzert der Möglichkeiten in<br />

Einklang zu bringen.<br />

<strong>Das</strong> Büro Behnisch Architekten ist ein international<br />

tätiges Büro. Wie oft können sich die drei<br />

Partner noch über die Projekte abstimmen?<br />

Sehr häufig. Als verantwortlicher Partner ist man<br />

oft in seinen eigenen Gedanken gefangen. Deshalb<br />

ist es ganz wichtig, dass jemand anderes drüber<br />

schaut. Ein Erfolgsfaktor unseres Büros ist, dass<br />

uns die Kommunikation mit den Architekten in<br />

unserem Haus, nicht nur mit uns drei Partnern,<br />

extrem wichtig ist, gepflegt wird und unerlässlich<br />

ist. Wir haben Architekten im Büro, die klassisch<br />

ausgebildet sind und langsam an alle Themen<br />

herangeführt werden, die bewusst nicht mit<br />

Scheuklappen nur für ein Spezialgebiet denken.<br />

Jeder muss offen bleiben für alle Einflüsse und<br />

das alles gut jonglieren. Ohne diesen Ansatz<br />

könnte unser Anspruch an Architektur überhaupt<br />

nicht entstehen und erfüllt werden.<br />

Herr Haas, herzlichen Dank für das Gespräch.<br />

Martin Haas sprach mit Burkhard Fröhlich, Chefredakteur DBZ<br />

Deutsche Bauzeitschrift<br />

<strong>Brillux</strong> <strong>colore</strong> 9

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