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Daylight & Architecture | Architektur-Magazin von VELUX, Ausgabe ...

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FOTOGRAFIE VON JOSEF HOFLEHNER.<br />

<strong>VELUX</strong><br />

EDITORIAL<br />

DAS TAGES-<br />

LICHT UND<br />

DIE SPEZIFIK<br />

DES ORTES<br />

Nach altem römischen Glauben besitzt jedes Lebewesen – ob Mensch oder Tier –<br />

einen „Genius“ oder Schutzgeist, der es am Leben hält. Der „Genius loci“ ist der Geist<br />

eines Ortes, die Summe seines sichtbaren und unsichtbaren Wesens. Schon im Altertum<br />

ließen sich Architekten in ihrem Streben nach Harmonie vom Geist eines<br />

Ortes inspirieren, und bis heute ist der Genius loci für die <strong>Architektur</strong> <strong>von</strong> großer<br />

Bedeutung: Er bestimmt die Form eines Gebäudes, die Auswahl des Materials, dessen<br />

Verträglichkeit mit den natürlichen Gegebenheiten und klimatischen Bedingungen<br />

sowie den Umgang mit Tageslicht und Belüftung.<br />

Wie aber beeinflusst die natürliche Lichtsituation an einem bestimmten Ort<br />

das Leben der dort ansässigen Menschen, und wie wirken sich diese lokalen Tageslichtverhältnisse<br />

auf die jeweilige <strong>Architektur</strong> aus? Gehört doch das Tageslicht<br />

zu den ureigenen Merkmalen, die einen Ort charakterisieren. Landschaften<br />

lassen sich einebnen und Grünflächen zubetonieren, Baumaterialien sind heute<br />

nahezu grenzenlos verfügbar, und historische Ereignisse geraten in Vergessenheit.<br />

Doch das Tageslicht lässt sich weder exportieren noch standardisieren; die<br />

skandinavische Mittsommernacht oder die Mittagssonne in den Anden, die alle<br />

Schatten verschwinden lässt, bleiben stets an ihren Ort gebunden.<br />

Wir baten fünf Architekten, die an Universitäten lehren und beim International<br />

<strong>VELUX</strong> Award 2008 als Tutoren für teilnehmende Studenten fungierten, sich für<br />

uns auf die Suche nach dem charakteristischen Tageslicht ihrer Umgebung zu begeben<br />

– in Hangzhou, Eskisehir, Lissabon, Oslo und Charleston. Sie analysierten die<br />

spezifischen Eigenschaften des Tageslichts, die an dem jeweiligen Ort zu beobachten<br />

sind, und gingen der Frage nach, wie traditionelle Baumeister und moderne Architekten<br />

das vorhandene natürliche Licht für ihre Bauten nutzten.<br />

Aus den Blickwinkeln des <strong>Architektur</strong>theoretikers und des Physikers betrachten<br />

Gerhard Auer und Nick Baker unser Thema in ihren Beiträgen. Im Mittelpunkt<br />

<strong>von</strong> Gerhard Auers Überlegungen steht jener Ort, der jedem Menschen wohl am<br />

vertrautesten ist – die eigene Wohnung. Nick Baker dagegen beginnt seine Argumentation<br />

zunächst ganz ohne Gebäude: Unsere Gene sind die eines Lebewesens<br />

aus der freien Natur, und daher sollten uns Gebäude auch so wenig wie möglich<br />

<strong>von</strong> dieser trennen. Beide Autoren weisen darauf hin, wie wichtig Ausblicke ins<br />

Freie für das Wohlbefinden des Menschen sind. Dies wiederum unterstreicht, dass<br />

<strong>Architektur</strong> bei allen Diskussionen über Klimadaten und Energieverbräuche doch<br />

nach wie vor zuallererst der sinnlichen Wahrnehmung eines Ortes und der direkten<br />

Interaktion zwischen Mensch und Umwelt dienen sollte.<br />

Mit dem Sanatorium Zonnestraal und der Van-Nelle-Fabrik begegnen uns<br />

zwei interessante Beispiele für die Wechselbeziehung zwischen <strong>Architektur</strong>, Lokalität,<br />

Tageslicht und Innenklima – großzügig geschnittene und schöne Räume<br />

vermitteln hier gerade durch den Einfluss des Tageslichts den Bewohnern die Einzigartigkeit<br />

des Ortes. Ein Interview mit dem Architekten Wessel de Jonge, der<br />

die beiden Gebäude restaurierte, komplettiert diese <strong>Ausgabe</strong>.<br />

Die Van-Nelle-Fabrik in Rotterdam wird im Mai 2009 Schauplatz des<br />

3. <strong>VELUX</strong> <strong>Daylight</strong> Symposiums sein, an dem u. a. Nick Baker und Wessel de Jonge<br />

mit Vorträgen teilnehmen werden.<br />

Viel Vergnügen bei der Lektüre!<br />

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