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lastauto omnibus classic 1/2016

Die elektronische Sonderreihe Classic von lastauto omnibus mit 148 Seiten zusätzlich zum Herunterladen. Sie präsentiert Highlights aus neun Jahrzehnten Test- und Technik-Geschichte mit Beiträgen aus der Lkw- und Omnibus-Welt.

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dung ihr maximales Drehmoment schon<br />

bei 950 Touren ab, knapp oberhalb des<br />

Leerlaufs. Also zeigt der Cityliner einen<br />

imponierend festen Händedruck, spurtet<br />

nach Anspannen der Muskeln vehement<br />

los. Knapp 21 Tonnen Testgewicht nimmt<br />

der Hochdecker zu Kenntnis, mehr nicht.<br />

Unterstützt von der AS-Tronic, hier Tipmatic<br />

genannt, sprintet der Reisebus in<br />

langen Schritten auf Marschtempo.<br />

Dann gleitet er auf Bundesstraßen mit<br />

Tempo 80 und 1300 Touren im elften<br />

Gang dahin, auf Autobahnen mit gleicher<br />

Umdrehungszahl bei Tempo 100<br />

in der zwölften Stufe. Die Schaltungen<br />

erfolgen in der Regel weich und flüssig.<br />

Auch pirscht sich der Bus mit geschickter<br />

Schaltstrategie an T-Stücke und Ampeln<br />

heran: Verzögert im Ort aus dem achten<br />

oder neunten Gang bei dezenter Bremse,<br />

schaltet je nach Situation kurz vor dem<br />

Stopp in Gang vier oder den Anfahrgang<br />

drei hinunter, um fix Fahrt aufzunehmen.<br />

Trotz des bulligen Drehmoments arbeitet<br />

das Getriebe leistungsorientiert, dreht<br />

gern bis 1700 oder 1900 Touren, um dann<br />

bestens Anschluss zu finden. Ausgefuchste<br />

Fahrer greifen mitunter manuell ein,<br />

gönnen dem Bus überland auch mal den<br />

Zwölften. Tippen den Schalthebel vorausschauend<br />

zum Hinunterschalten an, ist<br />

eine deftige Steigung in Sicht. Das ausgereifte<br />

Getriebe funktioniert besser denn je,<br />

auch wenn die Bedienung per Lenkstockhebel<br />

mit zahlreichen Funktionen unverändert<br />

gewöhnungsbedürftig ist.<br />

Angesichts der Muskelpakete im Heck<br />

könnte man sich auf Langstrecken auch<br />

eine längere Achse vorstellen.<br />

Alternativ zur Übersetzung<br />

3,36 : 1 gab’s mal ein<br />

Aggregat mit 3,08. Bei 2300<br />

Nm Drehmoment, zwölf<br />

Gängen mit großer Spreizung<br />

sowie komfortablen Schaltungen<br />

sollte man darüber nachdenken.<br />

Doch auch die aktuelle Kombination ist<br />

nicht von Pappe. Dank ausgefeilter Aerodynamik<br />

schlendert der Cityliner sparsam<br />

und gelassen dahin, erreicht die Abgasstufe<br />

EEV, spart sich Adblue-Zusätze. Die<br />

Maschine im Heck säuselt dezent. Und<br />

wie das bei extrem leisen Motoren und geringen<br />

Windgeräuschen so ist, auf einmal<br />

kommt ab und zu ein Poltern der Vorderachse<br />

durch, knistert’s auf rüder Fahrbahn<br />

hörbar aus Richtung Gepäckablagen.<br />

Dem Komfort tut dies keinen Abbruch.<br />

Über den Hinterachsen sitzt man wie in<br />

Abrahams Schoß, auch vorn entpuppt<br />

Fahrwerk von<br />

großer Sicherheit<br />

geprägt<br />

Der Hauptgepäckraum ist üppig, dazu gibt’s zahlreiche Stauräume rund um die Achsen.<br />

Der Cityliner fixiert die Welt mit scharfem<br />

Raubvogelblick aus vielen Lampen.<br />

sich der Cityliner als Sänfte. Hier ist’s<br />

des Guten sogar etwas zu viel – der lange<br />

Radstand und die daraus resultierende<br />

Gewichtsverteilung lassen den Vorderwagen<br />

mitunter schwingen. Abhilfe bringt<br />

ein Druck auf die Taste der optionalen<br />

elektronischen Stoßdämpfereinstellung<br />

namens CDS. Dann wechselt der Cityliner<br />

Richtung straff, auf bucklig-kuvigen<br />

Landstraßen auch zugunsten geringer Seitenneigung<br />

die bessere Variante.<br />

Generell ist das Fahrwerk von großer Sicherheit<br />

geprägt. Die maximalen Kurvengeschwindigkeiten<br />

liegen hoch, der leise<br />

und kraftvolle Motor verleitet<br />

zu zügiger Fahrweise. Der<br />

Fahrer in seiner für den Cityliner<br />

so typischen niedrigen<br />

Sitzposition merkt davon<br />

wenig. Im Extremfall greift<br />

das serienmäßige ESP vorbildlich behutsam<br />

ein, beruhigt die Fuhre. Wer den Cityliner<br />

darüber hinaus absichern will, hat<br />

mit Xenon-Lampen, Abstandsregler, Spurassistent<br />

und den elektronischen Dämpfern<br />

eine reichhaltige Auswahl, auch im<br />

günstigen Paket.<br />

Serienmäßig an Bord ist unter anderem<br />

eine Lenkung mit variabler Übersetzung<br />

und variabler Servounterstützung. Sie arbeitet<br />

durchweg leichtgängig, vielleicht<br />

ein wenig synthetisch. Obacht: Langer<br />

Radstand und knappes Heck führen beim<br />

Cityliner zu reichlich Masse auf der Vorderachse.<br />

Daher rollt er auf breiten 315er-<br />

Reifen. Sie stehen ihm gut, verringern<br />

Viel Gewicht auf der Vorderachse bedeuten<br />

315er-Reifen und knappen Lenkeinschlag.<br />

aber den maximalen Lenkeinschlag. In der<br />

Folge wirkt der Cityliner C zwar nicht unhandlich,<br />

doch es gibt vergleichbare Busse<br />

mit kleinerem Wendekreis.<br />

Trotzdem ist er ein echtes Fahrerauto.<br />

Zwar entsprechen Tasten und Anzeigen<br />

nicht dem letzten Schrei, trotzdem ist<br />

das Cockpit praktisch. Das betrifft die<br />

vielen Ablagen, Bewegungsfreiheit, Bedienung<br />

und das Lenkrad mit Tastatur<br />

und einem wunderbar dicken, griffigen<br />

Lederkranz. Kontrapunkt ist die eingeschränkte<br />

Sicht: Der zittrige Spiegel links<br />

an der A-Säule ist beim Abbiegen im Weg,<br />

gibt ebenso ein begrenztes Sichtfeld wider<br />

wie die schlichte Spiegelkombination<br />

rechts. Überdies hängt der rechte Spiegel<br />

außerhalb des Wischbereichs, Minus bei<br />

MEINE MEINUNG<br />

Randolf<br />

Unruh<br />

Dieser Cityliner ist ein<br />

echtes Goldstück. Hinter<br />

der attraktiven Verpackung<br />

stecken handfeste<br />

praktische Vorzüge, vom<br />

Platz für Fahrer, Fahrgäste<br />

und Gepäck bis hin zu<br />

flüsterleisen Geräuschen und dem sparsamen<br />

Motor. Ein wenig Modellpflege<br />

an Spiegeln, Cockpit und manchen Materialien,<br />

schon stünde der Cityliner wie<br />

eine Eins da. Wer auf die Extravaganz<br />

eines Starliner verzichten kann, der<br />

liegt schon jetzt mit dem Neoplan Cityliner<br />

goldrichtig.<br />

<strong>lastauto</strong> <strong>omnibus</strong> 7/2009<br />

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