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Lindenhof Hotelzeitung \"Ausgabe I Frühling 2015\"

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1. AUSGABE DIE LINDENHOF HOTELZEITUNG<br />

SEITE 01<br />

SUITE<br />

FRÜHJAHR<br />

2015<br />

SEITE 03 SEITE 04 SEITE 09 SEITE 10<br />

DER KÜCHEN-PASS<br />

Ein Abend hinter den Kulissen<br />

eines Vier-Sterne-S-Hotels<br />

DER KÜNSTLER<br />

Ein Star am Herd, der<br />

kein Starkoch sein will<br />

DER SELBSTVERSUCH<br />

Ein Mann will schöner werden –<br />

in der Kosmetikabteilung<br />

DER WANDERSMANN<br />

Ein Bergbauernsohn macht<br />

Karriere im <strong>Lindenhof</strong><br />

NACH DEM TRAININGSLAGER IST DAS ZIEL KLAR<br />

„WIR BLEIBEN IN<br />

DER CHAMPIONS<br />

LEAGUE…“<br />

Wie sich das <strong>Lindenhof</strong>-Team auf die Saison vorbereitet hat – und<br />

warum der Hotelchef sagt: „Die Mitarbeiter sorgen für’s Dolce Vita“<br />

Entscheidende ist. „Du bekommst keine zweite<br />

Chance“, erklärt er seinem Team.<br />

Joachim Nischler ist ein Perfektionist. Das<br />

spüren seine Mitarbeiter vor allem in den Wochen<br />

vor der Saisoneröffnung. Da leitet er<br />

Schulungen, lädt Tourismusexperten ein, und<br />

da holt er sich auch schon mal die Experten<br />

von Life Kinetik ins Haus, die viele Spitzensportler<br />

wegen der mentalen Stärke zu Rate<br />

ziehen. Der deutsche Skistar Felix Neureuther<br />

zum Beispiel schwört darauf. In Naturns haben<br />

die Herren vor Zimmermädchen, Rezeptionisten,<br />

Köchen, Hausmeister und Service-<br />

Personal in spielerischer Form erklärt, wie das<br />

Gedächtnis am effektivsten arbeitet. „Solche<br />

Themen sind auch für einen spannend, der<br />

schon 15 Jahre im Job ist“, sagt der Service-<br />

Leiter Helmut Stieger.<br />

Nischler will seine 55 Mitarbeiter („Mein<br />

wichtigstes Kapital“) nicht nur fachbezogen<br />

weiter bilden. „Sie sollen bei uns auch Dinge<br />

lernen, die sie als Mensch weiter bringen“, sagt<br />

der Hotelchef, der alles versucht, um zufriedene<br />

Angestellte zu haben: Da ist das Teamhaus<br />

mit 25 großen Zimmern plus Balkon, da<br />

gibt es Vergünstigungen bei Einkäufen, und<br />

da darf jeder mit Begleitung auch die Gourmetküche<br />

oder das Frühstücksbuffet im Hotel<br />

genießen. „Auch ein Zimmermädchen sollte<br />

wissen, wie es bei uns beim Abendmenü zugeht“,<br />

sagt die für die Etage zuständige Geschäftsführerin<br />

Lorella Lorenza Longhitano,<br />

und ihr Partner Joachim Nischler sagt: „Wenn<br />

ich mich entscheiden muss, investiere ich lieber<br />

in die Mitarbeiter als ins Hotel. Sie tragen<br />

eindeutig zum Dolce Vita unserer Gäste bei.“<br />

DAS SPORTPROGRAMM<br />

FIT<br />

FITTER<br />

LINDENHOF<br />

1<br />

DIE BELLICON-WOCHE:<br />

Das <strong>Lindenhof</strong>-Team startet mit<br />

viel Schwung – und Schwung ist<br />

auch das Thema der Eröffnungswoche!<br />

Kennen Sie Bellicon?<br />

Bellicon ist ein sanftes Training<br />

– auf einem speziellen Bellicon-<br />

Trampolin. Manuel Eckardt,<br />

Geschäftsführer von pur-life.de,<br />

trainiert vom 15. bis 21. März mit<br />

den Gästen und gibt Tipps und<br />

Tricks für ein effektives Workout<br />

auf dem Trampolin.<br />

2<br />

DIE TRAIL-WEEK:<br />

Früher als anderswo können Sie<br />

als <strong>Lindenhof</strong>-Gäste die Trails<br />

mit Ihrem Mountainbike und mit<br />

absoluten Experten unsicher<br />

machen: „Ötzi Bike Cross<br />

Country Trail-Week“ findet vom<br />

11. April bis 19. April statt. Die<br />

Guides der Ötzi Bike Academy<br />

und der Ex-Nationaltrainer der<br />

Schweizer Biker, Urs Graf, begleiten<br />

Sie auf den Touren durch die<br />

Südtiroler Berge.<br />

„Es wird Zeit, dass es wieder los geht“, sagt der Hotelchef<br />

Joachim Nischler – und auch seine 55 Mitarbeiter<br />

freuen sich auf den Startschuss am 15. März.<br />

In diesen Wochen haben sie Handbücher auswendig<br />

gelernt, Rollenspiele geübt, die Philosophie des<br />

Hauses in Fortbildungskursen verinnerlicht und<br />

dem <strong>Lindenhof</strong> den letzten Schliff gegeben. Das<br />

Team will dem Gast 2015 noch mehr bieten als im<br />

vergangenen Jahr. Und 2014 gab es schon als Lohn<br />

den HolidayCheck-Award für Wellness.<br />

Michaela Toll und Attila Tamas lassen<br />

sich das Hotel zeigen. „Unser Blütenwhirlpool<br />

ist neu. Hier haben wir jetzt 35 Grad, und Sie<br />

können immer und überall darin sitzen“, sagt<br />

Martin Gapp. Er spricht deutlich und sieht<br />

seiner Kollegin Michaela und dem Kollegen<br />

Attila dabei in die Augen. „Und welche Temperatur<br />

hat das Schwimmbecken im Freien?“,<br />

fragt Attila süffisant lächelnd und wohl in der<br />

Hoffnung, seinen Gegenüber aus dem Konzept<br />

zu bringen. „28 Grad – und von morgens<br />

sieben bis abends um acht können Sie schwimmen“,<br />

antwortet Martin, der die Zwei an die<br />

Bar begleitet – zum Begrüßungsdrink.<br />

Es ist ein Rollenspiel von vielen, das zur Zeit<br />

im Hotel <strong>Lindenhof</strong> in Naturns geübt wird.<br />

Michaela und Attila aus dem Serviceteam waren<br />

die Gäste, die gerade eingetroffen sind,<br />

Martin von der Rezeption hat die Begrüßung<br />

übernommen. „Unsere Mitarbeiter sind die<br />

Botschafter des Hauses. Da muss jedes Wort<br />

und jeder Handgriff stimmen“, sagt der Hotelchef<br />

Joachim Nischler vor allem deshalb, weil<br />

auch in der Hotellerie der erste Eindruck der<br />

Für sie haben Lorella und Joachim Handbücher<br />

geschrieben, die jährlich aktualisiert werden.<br />

Rezeption, Küche, Service, Beauty, Etage,<br />

Technik – alle bekommen spezifische<br />

Verhaltensregeln. Abteilungen werden einzeln<br />

und zusammen geschult – und jeder muss sich<br />

an die 13 Regeln halten, die darin gipfeln, dass<br />

„ihr euch bitte um Gäste kümmert, wenn ihr<br />

seht, sie machen kein glückliches Gesicht“.<br />

Selbst für einen alten Hasen wie Alex Panin,<br />

seit elf Jahren Chef de Rang, ist diese Vorbereitungszeit<br />

die entscheidende im Jahr. „Hier<br />

wird die Richtung vorgegeben, und jeder weiß,<br />

was wichtig ist. Und wichtig ist: bei uns gibt es<br />

keine Einzelspieler, sondern nur ein Team.<br />

Das Team wartet jetzt nur noch auf die Gäste.<br />

Die notwendigen Verschönerungsarbeiten<br />

sind abgeschlossen, die alten Mitarbeiter sind<br />

motiviert, die Neuen integriert – und die Zimmer<br />

bezugsfertig. „Es wird Zeit, dass es los<br />

geht“, sagt Joachim Nischler – und Helmut<br />

Stieger spricht nach dem Trainingslager für<br />

alle Kolleginnen und Kollegen. „Unser Saisonziel<br />

ist klar: wir wollen die Besten sein –<br />

und in der Champions League arbeiten!“<br />

3<br />

DIE RENNRADWOCHE:<br />

Das Highlight für alle Rennradfahrer:<br />

die „Limited Edition“ mit<br />

Jan Ullrich. Der deutsche Tour<br />

de France-Sieger kommt vom 11.<br />

Juli bis 18. Juli in den <strong>Lindenhof</strong><br />

- und Hotelchef Joachim Nischler<br />

bietet einer limitierten Teilnehmerzahl<br />

eine Rennradwoche mit<br />

seinem Freund Jan Ullrich an.<br />

Keine Sorge: auch mit 41 ist der<br />

Mann noch topfit.<br />

Die <strong>Lindenhof</strong>-Rezeption<br />

erreichen Sie bis zum 14. März<br />

von Montag bis Samstag<br />

von acht Uhr bis 20 Uhr, von<br />

15. März an sind wir täglich<br />

von sieben bis 22 Uhr für Sie<br />

erreichbar. Telefon:<br />

0039 0473 666242<br />

oder unter info@lindenhof.it


HAUSPOST<br />

DIE LINDENHOF HOTELZEITUNG SEITE 02<br />

DOPPELINTERVIEW<br />

BRAUCHT EIN HOTEL<br />

EINE PHILOSOPHIE ODER<br />

GROSSE PORTIONEN?<br />

Nischler junior und Nischler senior reden über die Kunst, ein<br />

Hotel zur Zufriedenheit aller Gäste zu führen<br />

Werner Nischler begrüßt auch<br />

mit 74 Jahren noch jeden Abend<br />

zusammen mit seiner Frau Doris<br />

die Gäste beim Abendessen. Früher<br />

leitete er ein Baugeschäft,<br />

das er 1997 verkaufte. Nischler<br />

senior hat den <strong>Lindenhof</strong> aufgebaut.<br />

„Eigentlich habe ich das<br />

Baugrundstück gekauft, um ein<br />

Privathaus zu bauen. Doch als<br />

hier im Vinschgau der Tourismus<br />

begann, haben wir uns anders<br />

entschieden“, sagt er.<br />

Joachim Nischler ist nicht nur<br />

leidenschaftlicher Hotelchef,<br />

sondern auch sehr engagiert in<br />

Sachen Tourismus in Naturns.<br />

Mit Lorella hat er zwei Töchter:<br />

Chiara, 20, und Emma, 18. „Mal<br />

sehen, ob sie später ins Hotel<br />

einsteigen“, sagt er. Nischler ist<br />

begeisterter Sportler und fährt<br />

heute vor allem Rad. Außerdem<br />

engagiert er sich in der Fußballszene:<br />

Er besitzt Anteile am<br />

Drittligisten FC Südtirol.<br />

Schon vor 20 Jahren hat Werner Nischler das Hotel <strong>Lindenhof</strong><br />

seinem Sohn übergeben – und sich ins zweite Glied gestellt. „Es<br />

kann nur einen Chef geben“, sagt der 74-jährige Werner Nischler,<br />

und der 45-jährige Joachim Nischler sagt: „Wichtig ist<br />

für mich und unsere Gäste aber immer noch, dass wir ein Familienbetrieb<br />

sind.“ Ein Gespräch zwischen jung und alt.<br />

Werner: „Ein Gespräch für unsere <strong>Hotelzeitung</strong>? Eine<br />

<strong>Hotelzeitung</strong>. Was willst Du denn noch alles anfangen?“<br />

Joachim: „Unsere Stammgäste müssen das ganze Jahr<br />

über informiert bleiben, sie sollen wissen, was im <strong>Lindenhof</strong><br />

passiert, auch wenn sie nicht hier im Urlaub sind.<br />

Die Zeiten haben sich geändert. Kundenbindung nennt<br />

sich das, Papa.“<br />

Werner: „Kundenbindung? Früher hat dafür eine große<br />

Portion auf dem Teller ausgereicht (lacht). Aber stell<br />

mich nicht immer als den ewig Gestrigen hin. Ich weiß,<br />

dass sich die Ansprüche der Gäste verändert haben, nicht<br />

nur, aber vor allem beim Essen. Und ich weiß schon, was<br />

Du geleistet hast.“<br />

Joachim: „Das hört sich ja nach einem Kompliment an.“<br />

Werner: „Na, ja. Man muss schon sagen, dass Du immer<br />

das Gespür dafür hast, was der Gast morgen will. Und<br />

vielleicht ergänzt sich das ja sogar. Ich bin der Alte und<br />

der Zeit hinterher, Du der Junge und der Zeit voraus –<br />

und deshalb stimmt’s immer in der Gegenwart. “<br />

Joachim: „So jung bin ich auch nicht mehr ...“<br />

Werner: „Es war schon richtig, Dir im Alter von 26 Jahren<br />

das Hotel zu übergeben. Wenn man jung ist, hat man eine<br />

Freude daran, was zu gestalten. Da kann man dann auch<br />

mal eine <strong>Hotelzeitung</strong> machen und sie ... wie nennen?“<br />

Joachim: „Suite, Papa, einfach Suite.“<br />

Werner: „Von mir aus. Einer muss der Chef sein und entscheiden.<br />

Ich finde es furchtbar, dass 80-Jährige heute<br />

noch glauben, Sie müssten ihre Firma leiten – obwohl der<br />

Sohn oder die Tochter schon 60 sind.“<br />

Joachim: „Aber immer warst Du mit meinen Entscheidungen<br />

auch nicht glücklich.“<br />

Joachim (links) und sein Vater Werner: „Der Junge<br />

hat doch was von mir gelernt...“<br />

Werner: „Das stimmt nicht. Schwer war es für mich nur<br />

2003/2004, als Du komplett umgebaut und vieles vom Alten<br />

abgerissen hast. Das war ein harter Winter für mich,<br />

ich wollte es eigentlich gar nicht sehen und bin damals<br />

bewusst oft nicht in Naturns gewesen.“<br />

Joachim: „Und nachher warst Du der Erste, der mir gratuliert<br />

hat. Das werde ich nicht vergessen, wie Du damals<br />

zum ersten Mal ins umgebaute, moderne Hotel gekommen<br />

bist und begeistert warst.“<br />

Werner: „Es hat mir wirklich gefallen. Und ich fand es<br />

gut von Dir, dass Du alles mit Leuten aus der Gegend<br />

gebaut hast, dass Du sogar auf die Materialien geachtet<br />

hast: Holz aus Naturns, Schiefer, Granit von hier. Einem<br />

alten Bauunternehmer hat das gut getan – und ich hab mir<br />

gedacht: Der Junge hat doch was von mir gelernt.“<br />

Joachim: „Du weißt, dass ich einiges von Dir gelernt<br />

habe. Trotzdem hat mich dieser Umbau auch manche<br />

schlaflose Nacht gekostet. “<br />

Werner: „Das ist mir klar gewesen. Ganz ehrlich: ich<br />

möchte mit Dir auch nicht tauschen. Ich weiß, was das<br />

bedeutet – Hotelchef zu sein, 55 Mitarbeiter zu führen,<br />

sich mit den Behörden rumzuschlagen und es allen Gästen<br />

recht machen zu wollen. Das ist verdammt arbeitsintensiv.<br />

Für Dich und Deine Frau. Das Familienleben leidet<br />

unter solch einem Arbeitspensum.“<br />

Joachim: „Es gibt nichts Spannenderes, als ein Hotel zu<br />

führen. Das brauche ich Dir nicht zu sagen. Du hast doch<br />

sogar neben Deinem Baugeschäft den <strong>Lindenhof</strong> aufgebaut.<br />

Tagsüber Baugeschäft, morgens und abends Hotel.“<br />

Werner: „Da hatten wir 25 Zimmer, das kannst Du nicht<br />

vergleichen mit Deinem Luxushotel, in das Du immer<br />

weiter investierst. Ich weiß ja, dass Du Dir immer Gedanken<br />

machst, wenn mal ein Gast nicht ganz zufrieden ist.“<br />

Joachim: „Es ist auch Dein Hotel. Für mich und die Gäste<br />

ist es wichtig, dass wir ein Familienbetrieb sind. Du<br />

hast angefangen zu investieren – und Du bist heute noch<br />

ein wichtiger Teil. Du begrüßt abends unsere Gäste ...“<br />

Werner: „... und sage ihnen das, was Du willst.<br />

Joachim: „... leider sagst Du ihnen das nicht immer. Du<br />

erzählst ihnen meistens das, was Du willst. Obwohl wir<br />

eine klare Philosophie haben, wie wir was erklären.“<br />

Werner: „Du und Deine Philosophie.“<br />

Joachim: „Die ist wichtig. Ein Hotel braucht eine Philosophie.<br />

Wir haben sie ganz bewusst zusammen mit Experten<br />

erarbeitet. Wir wollen alle hier für unsere Gäste<br />

das Dolce Vita leben. Sie sollen bei uns entschleunigen,<br />

genießen, sich verwöhnen lassen. Und deshalb müssen wir<br />

diese Philosophie auch alle umsetzen, die ganze Familie<br />

und die Mitarbeiter. Nur dann spüren sie die Gäste.“<br />

Werner: „Ich bin nur alt, nicht blöd. Ich habe das schon<br />

verstanden. Und ich finde das ja auch super, wie Du Deine<br />

Mitarbeiter schulst, wie Du die Handbücher schreibst,<br />

was sie zu tun und zu lassen haben und wie Du dafür<br />

sorgst, dass wir mit einem einheitlichen Bild vor den Gästen<br />

auftreten. Dass die Gäste spüren, hier wollen alle,<br />

dass es uns gut geht. Das ist heutzutage wichtig.“<br />

Joachim: „Und das aus Deinem Mund ...“<br />

Werner: „Einmal in 25 Jahren kann ich Dich auch loben.<br />

Vielleicht streiche ich es wieder raus, wenn ich es dann<br />

schwarz auf weiß in Deiner neuen <strong>Hotelzeitung</strong> lese. Wie<br />

heißt die noch mal?“


SEITE 03<br />

DIE LINDENHOF HOTELZEITUNG<br />

REPORTAGE<br />

Lorella hat alles im Blick – und sorgt dafür,<br />

dass Tisch 32 die Ente in drei Minuten bekommt<br />

Es ist 20.15 Uhr. Absolute Primetime. Acht Servicekräfte<br />

rennen rein (mit schmutzigem Geschirr) und raus (mit<br />

dem besten Gourmetessen), sechs Köche schwitzen und<br />

haben keine Zeit, auch nur ein Wort zu reden – und der<br />

große Zettel von Lorella ist weit über die Hälfte gefüllt.<br />

Die ersten Tische sind durchgestrichen, was bedeutet: Essen<br />

vollständig serviert. „Beim Umbau der Küche haben<br />

wir uns dieses System überlegt“, erzählt Lorella. Von der<br />

Schiebetür in die „öffentliche Welt“ führt ein langer<br />

Gang nach hinten. Nach fünf Metern kommt der Platz<br />

von Lorella, drei Meter weiter ist die Spüle. Auf der anderen<br />

Seite des Ganges führen vier Bahnen nach vorne – zu<br />

der Ablage mit den Wärmelampen. Auf Bahn 1 arbeitet<br />

der Suppenkoch, auf Bahn 2 werden die warmen Vorspeisen<br />

zubereitet. Auf Linie 3 sind die Souschefs bei der Arbeit,<br />

die sich um die Hauptspeisen kümmern. Und durch<br />

eine Wand abgetrennt hat der Patissier sein eigenes Reich.<br />

LORELLAS GANG<br />

„TISCH 18 MÖCHTE<br />

LIEBER EINE<br />

LEBERKNÖDELSUPPE“<br />

Ein Blick hinter die Kulissen: Wie der ganz normale Wahnsinn bei einem<br />

ganz normalen Abendessen am „Pass“ in der Küche funktioniert<br />

Während die Gäste in einem der drei Speiseräume im Hotel<br />

<strong>Lindenhof</strong> in aller Ruhe und Entspanntheit Wein und Essen<br />

auswählen, beginnt in der Küche der größte Stress des Tages.<br />

Nur mit einer ausgeklügelten Logistik lässt sich hier auf knapp<br />

250 Quadratmetern die Zeit zwischen 19 und 22 Uhr meistern.<br />

600 Teller für 120 Gäste gehen in weniger als drei Stunden<br />

über den sogenannten „Pass“. Und im Mittelpunkt steht<br />

die Hotelchefin.<br />

„Zwei Suppen, einen Drink für Tisch 14“, sagt Jan<br />

zu Lorella – und die Hotelchefin notiert auf einem vorbereiteten<br />

großen Blatt Papier, das an der Wand hängt, die<br />

erste Bestellung des Abends.<br />

Es ist 19.15 Uhr. Der ganz normale Wahnsinn beginnt in<br />

der knapp 250 Quadratmeter großen Küche im Hotel <strong>Lindenhof</strong>.<br />

Wie an sechs anderen Tagen in der Woche steht<br />

Lorella Lorenza Longhitano am sogenannten „Pass“, der<br />

Küche und Service verbindet. Sie ist die Einzige, die mit<br />

den sechs Köchen in den nächsten Stunden kommunizieren<br />

wird, jede Bestellung läuft über sie, jede Essensausgabe<br />

wird von ihr im „Pass“ gesteuert und kontrolliert. „Ich<br />

mag mir gar nicht vorstellen, was das für ein Zirkus wäre,<br />

wenn jeder Ober seine Bestellung direkt beim Koch ordern<br />

würde“, sagt die Frau, die am Abend wohl den anstrengendsten<br />

Job hat, auch wenn diese knapp drei Stunden<br />

von allen Beteiligten höchste Disziplin erfordern.<br />

„Tisch 18 möchte lieber eine Leberknödelsuppe – und<br />

zwei Mal Wellnessdrink“, ruft ihr Kellnerin Lea zu – und<br />

Lorella wischt noch einmal über die Teller mit den zwei<br />

Schaumsüppchen von Rosmarin und Parmesan, die seit<br />

vielleicht zehn Sekunden unter den fünf großen Wärmelampen<br />

warten. „Die zwei Suppen an Tisch 32“, sagt sie –<br />

und Lea nimmt sie sofort mit.<br />

Es ist 19.45 Uhr. Vor der Schiebetür stehen immer mehr<br />

Gäste am Salatbuffet – und im Meran-Speisesaal überlegt<br />

Der „Pass“ in der Küche: die Hotelchefin steuert den Service und die<br />

Köche – „was wäre das sonst für ein Zirkus?“<br />

Frau Glaser an Tisch 12, ob sie jetzt nach dem Wellnessdrink<br />

aus Buttermilch und Passionsfrucht als warme Vorspeise<br />

lieber die Paarlbrotpappardelle mit einem Ragout<br />

von der Spanferkelkeule und einem leichten Kümmelschaum<br />

oder den gebackenen Ziegenfrischkäseknödel auf<br />

einem Kürbischutney und frischen Feigen bestellen soll.<br />

„Der Gast kann sich bei uns von Gang zu Gang entscheiden“,<br />

sagt Lorella und weiß: Für die da draußen ist das<br />

sehr angenehm, für die hier drinnen verursacht es erschwerte<br />

Bedingungen.<br />

„Zweimal Pappardelle für Tisch 12“, sagt Helmut im Vorbeigehen<br />

in Richtung Spülraum, wo er das schmutzige<br />

Geschirr abstellt. Lorella lässt Helmut noch kurz auf die<br />

nächste Servicekraft warten, damit die sieben Hauptspeisen<br />

an Tisch 44 in der Stube gleichzeitig serviert werden<br />

können. „Manchmal verstehen Gäste nicht, warum nicht<br />

immer der gleiche Kellner zu ihnen an den Tisch kommt.<br />

Aber das ist bei unserem System mit der Wahl von Gang<br />

zu Gang gar nicht anders möglich“, sagt der Service-Leiter<br />

Helmut Stieger.<br />

„Zweimal Ente und einmal Zander für Tisch 32. Aber erst<br />

in 15 Minuten“, sagt Monika – und man merkt allen an,<br />

dass sie wohl nur noch draußen in den Speiseräumen bei<br />

den Gästen die Kraft zum Lächeln haben.<br />

Es ist 20.45 Uhr. Lorella sagt, sie habe das schon im Gespür<br />

mit den zehn oder 15 Minuten Wartezeiten und<br />

streicht Tisch 5 durch, nachdem Lea das Dessert durch<br />

die Schiebetür jongliert. Seit acht Uhr heute Morgen arbeiten<br />

die Köche. Bis zur Pause um 13.30 Uhr hatten sie<br />

den Großteil des Menüs vorbereitet und eine Etage tiefer<br />

im „Magazin“ in Gefrier- und Trockenfächern gelagert.<br />

„Während der Essensausgabe sollte jeder von uns nicht<br />

mehr als zehn Handgriffe machen müssen, sonst wird’s<br />

eng“, sagt der Chefkoch Andreas Pircher. Die Pappardelle<br />

liegt portionsweise gebündelt vor dem sprudelnden Wassertopf,<br />

40 fertig gegarte Entenbrüstchen warten im 40<br />

Grad warmen Ofen auf die Erlösung, Sauce und Beilage<br />

stehen in einem ausgeklügelten System auf Bahn 2 und 3.<br />

„Wir haben unsere Erfahrungswerte, wie viele Entenbrüstchen<br />

wir brauchen werden. Und wenn die dann mal<br />

eine knappe Stunde im Wärmeofen sind, schmecken die<br />

wie komplett frisch zubereitet“, sagt Pircher.<br />

Es ist 21.30 Uhr. „Dreimal Ente für Tisch 11, einmal Zander“,<br />

sagt Jennifer – und zum ersten Mal herrscht wieder<br />

ein Lächeln zwischen der „Pass“-Frau Lorella und dem<br />

Chefkoch Andreas. Vier Mal Ente hätte nicht gereicht.<br />

„Wir hatten geglaubt, dass die Kinder wie üblich Wiener<br />

Schnitzel bestellen. Aber heute haben sie fast alle Ente gegessen“,<br />

sagt Lorella. Die braunen Augen der Italienerin,<br />

die einen sonst so feurig anschauen, blicken müde in die<br />

Runde. Langsam ist der Tag gemeistert, die ersten drei<br />

Bahnen werden geputzt, nur der Patissier Josef Martin hat<br />

noch ein paar Portionen und Handgriffe vor sich. Und<br />

Lorella sucht noch einen Ober, der das Dessert an Tisch<br />

24 bringt. „Durch den Pass ist auch diese Rivalität raus,<br />

die doch früher oft in den Küchen zwischen Service- und<br />

Kochteam herrschte“, sagt Lorella.<br />

Jan kommt und holt das letzte Dessert bei Josef Martin ab,<br />

der schon verzweifelt auf jemanden vom Service gewartet<br />

hat. „Ich könnte auch Koch sein“, sagt Jan augenzwinkernd<br />

zu Josef Martin – und der antwortet. „Zu mir hat<br />

man früher gesagt: Lern erst mal Koch, Kellner kannst<br />

du immer noch werden.“<br />

Es ist kurz nach 22 Uhr. Service und Küche melden sich<br />

wieder zurück ins Leben.<br />

Lorella Lorenza Longhitano hat ihren Partner Joachim<br />

Nischler in Corvara im Sternelokal „La stüa de Michel“ kennengelernt.<br />

Seit 22 Jahren lebt sie jetzt in Naturns und ist im<br />

<strong>Lindenhof</strong> für die Bereiche Etage, Beauty und für den „Pass“ in<br />

der Küche zuständig. Aufgewachsen ist die Italienerin in dem<br />

Quartiere Baggio, in dem auch das San Siro-Stadion von Inter<br />

Mailand beheimatet ist – und zwar in der Via Val Senales. Der<br />

Schnalstalstraße. Wenn das keine Vorbestimmung war…


GOURMET<br />

DIE LINDENHOF HOTELZEITUNG SEITE 04<br />

CHEFKOCH ANDREAS PIRCHER<br />

EIN KÜNSTLER<br />

AM HERD<br />

Das Berufsbild in der Küche hat sich im Laufe der Jahre verändert:<br />

„Heute wollen die Gäste kreative Abwechslung und frische Zutaten“<br />

Angefangen hat Andreas Pircher mit 14, als Lehrling in einer<br />

großen Küche. Heute ist er 39 und Chefkoch im Hotel <strong>Lindenhof</strong>,<br />

dem von allen Gästen beim abendlichen Dinner Gourmet-<br />

Niveau bescheinigt wird. „Früher musstest du in kürzester<br />

Zeit große Portionen machen, heute arbeitest du kreativ an<br />

verschiedenen Gerichten“, sagt Pircher und wundert sich selbst,<br />

wie sich doch in relativ kurzer Zeit das Essverhalten der Menschen<br />

geändert hat.<br />

Der Mann ist fertig. Fix und fertig. Das sieht man<br />

ihm auf den ersten Blick an. Von acht bis 13.30 Uhr und<br />

von 17 Uhr bis jetzt hat er gearbeitet, dabei die letzten<br />

drei Stunden während des Abendmenüs unter absoluter<br />

Hochspannung. Es ist halb elf, und er bestellt sich noch<br />

ein Bier. „Und was wollen Sie jetzt von mir wissen?“, fragt<br />

er leise – und es klingt so müde, dass es dem Fragesteller<br />

sofort ein schlechtes Gewissen suggeriert.<br />

Andreas Pircher ist keiner der Gourmetköche, die die<br />

Öffentlichkeit lieben, die sich und ihre Künste zur Show<br />

stellen. Die allen und jedem, ob sie es wissen wollen oder<br />

nicht, das Geheimnis ihrer einzigartigen Rezepte entgegenschleudern.<br />

Die keinem Journalisten aus dem Weg<br />

gehen und jede Kamera schon aus einem Kilometer Entfernung<br />

entdecken.<br />

Pircher ist zweifellos ein Gourmetkoch. Aber Pircher will<br />

kein Starkoch sein.<br />

„Wir machen das im Team“, sagt er so bescheiden wie er<br />

ist und winkt schnell seinen Stellvertreter Benny Perkmann<br />

heran. Doch auch der will nur nach Hause, kein Interview<br />

geben. Es war ein Stresstag – wie jeder Tag in der<br />

Saison – und normalerweise fährt auch Andreas Pircher<br />

um diese Zeit so rasch wie möglich zu seiner Frau nach<br />

Plaus. Noch ein bisschen abschalten, dann schlafen. Um<br />

acht Uhr am anderen Morgen geht es weiter.<br />

Und doch: was im Laufe des Gesprächs passiert, wundert<br />

selbst einen erfahrenen Journalisten. Der abgeschaffte<br />

Mann, der am liebsten schon seit einer halben Stunde<br />

zu Hause vor dem Fernseher schlafen würde, wird hellwach,<br />

erzählt mit einer aufgeweckten Stimme, schwärmt<br />

mit blitzenden Augen, deutet mit schnellen Handbewegungen.<br />

Wir reden über Essen, über Köche, über Küche<br />

– es ist sein Thema, zu jeder Stunde. Und wahrscheinlich<br />

könnte man morgens um vier an seinem Bett rütteln, und<br />

Andreas Pircher würde sofort erzählen, warum er zum<br />

Entenbrüstchen Portweinsauce serviert und welche Zutaten<br />

er verwenden will.<br />

Die Küche ist sein Leben. Seit er 14 Jahre alt war. Obwohl<br />

er es damals noch nicht wusste. „Ich hätte am liebsten<br />

wieder hingeschmissen. Aber ich hatte ja keine Alternative“,<br />

sagt er. Er wollte nur eines – aus der Schule raus.<br />

Weil dem Onkel das „Rössl“ in Rabland gehörte und er<br />

einen Lehrling für die Küche suchte, war Andreas’ Weg<br />

programmiert. Er schuftete von halb neun morgens bis<br />

um vier mittags und von fünf Uhr nachmittags bis um elf<br />

Uhr nachts. 300 Portionen galt es zu machen, mittags und<br />

abends. „Ich war nur noch ein Strich in der Landschaft<br />

und bin sogar mal zusammengebrochen“, erzählt er.<br />

Es war eine andere Zeit. Der Chefkoch brüllte die Köche<br />

an, die Köche die Lehrlinge – und wenn der Chefkoch<br />

nicht da war, um mit Tellern zu werfen, warfen die Köche<br />

mit Messern. So rau wie in der Küche damals waren die<br />

Sitten nirgendwo anders. „Heute würden einen Tag später<br />

die Eltern der Lehrlinge bei mir stehen, wenn es noch<br />

so zugehen würde“, sagt Andreas Pircher. Doch: ob es<br />

einfacher geworden ist, in der Küche zu arbeiten, will er<br />

nicht sagen. „Damals gab es natürlich nur Bratkartoffeln,<br />

Reis oder Nudeln zum Fleisch, und die einzige Abwechslung<br />

war Rahm-, Paprika- oder schwarze Sauce. Heute<br />

müssen wir kreativer sein, haben aber auch die besseren<br />

Hilfsmittel.“ Mit einem Nadelstich kann er zum Beispiel<br />

feststellen, ob das Fleisch auf den Punkt ist, mit dem Pacojet<br />

kann er Tiefgefrorenes pürieren, ohne die vitalen<br />

Nährstoffe oder die intensiven Aromen zu verlieren.<br />

Das ist heute wichtig, weil in kürzester Zeit verschiedene<br />

Gerichte zum Gast sollen. „Die Leute wollen keine<br />

großen Portionen mehr am Abend, sie wollen vor allem<br />

Abwechslung, den besonderen Geschmack und frische<br />

Zutaten“, sagt Andreas Pircher, dem diese Art der Küche<br />

wesentlich mehr Spaß macht als die von früher. Hier ist<br />

der Künstler gefragt, weniger der Koch. Zusammen mit<br />

Benny Perkmann arbeitet Pircher zweimal in der Woche<br />

den Speiseplan aus. „Wir schauen uns die Angebote der<br />

Lieferanten an und lassen uns dann inspirieren.“ So achten<br />

die beiden auch darauf, dass sich zumindest die Zutaten<br />

oder Beilagen zu den Gerichten im Laufe der neun<br />

Lagebesprechung: Pircher (links) und Perkmann<br />

tüfteln am Speiseplan der nächsten Woche


SEITE 05<br />

DIE LINDENHOF HOTELZEITUNG<br />

GOURMET<br />

„Der Star ist das Team“, sagt der Küchenchef<br />

Andreas Pircher (rechts) – und testet zusammen<br />

mit seinem Stellvertreter Benny Perkmann die<br />

neuesten Gerichte<br />

Monate immer verändern. „Das sind wir schon unserer<br />

eigenen Ehre schuldig, nicht alle drei Wochen die gleichen<br />

Menüs auf den Speiseplan zu schreiben“, sagt der<br />

Chef über elf Köche.<br />

Schon beim Erzählen merkt man ihm an, wie er sich auf<br />

den nächsten Tag freut. Sie haben heute Süßkartoffeln<br />

bestellt und wollen morgen kreativ an einer neuen Suppe<br />

arbeiten. Mango, rote Zwiebeln, Chilly – weiß der Teufel<br />

noch was der Mann alles aufzählt, was er da probieren<br />

will. Und das Erstaunliche daran: die beiden Künstler-<br />

Köche brauchen das Gericht gar nicht auf dem Ofen zu<br />

machen und nachher zu testen, schon beim Aufschreiben<br />

der weiteren Zutaten können sich Perkmann und Pircher<br />

vorstellen, wie es fertig schmeckt. Das sei wichtig, sagt<br />

Pircher, und es zeichne einen guten Koch auch aus.<br />

Jetzt ist der Journalist müde, aber Andreas Pircher in<br />

seinem Element. Von den Diätkursen berichtet er, die er<br />

demnächst besuchen wird, weil auch diese Art des Kochens<br />

immer wichtiger wird, von der Zeit zwischen den<br />

Jahren, in denen er sich noch intensiver darum kümmern<br />

kann, was die Konkurrenz so macht. „Es ist wichtig, auf<br />

dem Laufenden zu sein.“ Deshalb sitzt er auch abends zu<br />

Haus am Computer, wenn Frau und Kinder schon längst<br />

schlafen, und schaut, was die anderen so auf Facebook posten<br />

oder was es Neues in der Kochszene gibt.<br />

Das Bier ist alle – und die private Frage, was er denn sonst<br />

so treibe, holt den Mann urplötzlich wieder in die Müdigkeit<br />

zurück. Früher habe er viel Sport in seiner Freizeit<br />

getrieben, aber heute würden ihn natürlich seine zwei<br />

Kinder fordern. Und welche Fernsehsendungen sieht er?<br />

Am liebsten Reportagen. Spiegel TV und so. Er schaut<br />

auf die Uhr.<br />

Soll doch Witzigmann von seinem Privatleben erzählen,<br />

Andreas Pircher muss jetzt ins Bett.<br />

Andreas Pircher ist seit 1997 im Hotel <strong>Lindenhof</strong>,<br />

seit zehn Jahren als Chefkoch. Gelernt hat er im „Rössl“ in<br />

Rabland und auf der Landesberufsfachschule Savoy in Meran.<br />

Bevor er in den <strong>Lindenhof</strong> kam, arbeitete er im Romantikhotel<br />

„La Perla“ in Corvara. Pircher lebt in Plaus, ist 39 Jahre,<br />

verheiratet und hat zwei Kinder: Raphael (5) und Josef (4).<br />

EIN PIRCHER-REZEPT<br />

BOCKSHORN-<br />

TORTELLONI<br />

GEFÜLLT MIT<br />

VINSCHGER<br />

BERGKÄSE, DAZU<br />

KÜRBISCREME<br />

Nudelteig:<br />

125g Weizenmehl<br />

125g Hartweizenmehl<br />

50g Bockshornmehl (evtl. durch Sieb<br />

abseihen)<br />

150g Eier (ca. 3 Stück)<br />

1 Tl. Olivenöl<br />

Käsefülle:<br />

125ml Milch<br />

125ml Sahne<br />

100g Vinschger Bergkäse, gehobelt<br />

10g Butter<br />

10g Weizenmehl<br />

Salz, Pfeffer<br />

Kürbispüree:<br />

500g Kürbis, geputzt und<br />

klein geschnitten<br />

Salz, Pfeffer<br />

50g Butter<br />

Zubereitung Nudelteig:<br />

Alle Zutaten in einer Schüssel verrühren,<br />

auf den Tisch geben und zu einem glatten<br />

Teig kneten. In Klarsichtfolie einpacken<br />

und eine halbe Stunde ruhen lassen.<br />

Zubereitung Käsefülle:<br />

Mit Mehl und Butter eine Mehlschwitze<br />

herstellen. Die Milch und die Sahne in<br />

einem Topf erhitzen und würzen. Einmal<br />

aufkochen und in den Topf mit der<br />

Mehlschwitze schütten. Unter ständigem<br />

Rühren ca. 5 Min. kochen lassen. Den<br />

gehobelten Bergkäse dazugeben, gut<br />

vermengen und auskühlen lassen<br />

(ca. 3-4 Stunden).<br />

Zubereitung Kürbispüree:<br />

Den geputzten und geschnittenen Kürbis<br />

mit Salz und Pfeffer abschmecken, die<br />

geschmolzene Butter dazugeben und<br />

vakuumieren. In einen Dampfgarer geben<br />

und ca. 30-40 Min. dämpfen, bis der<br />

Kürbis weich ist. Noch heiß und evtl. mit<br />

etwas Flüssigkeit (vom Vakuumsack)<br />

aufmixen und abschmecken. Sie können<br />

den geschnittenen Kürbis auch in einen<br />

Topf mit Butter anziehen, würzen, mit ein<br />

wenig Gemüsebrühe (oder Wasser)<br />

aufgießen und zugedeckt weichgaren.<br />

(Ohne Vakuumiergerät).<br />

Fertigstellung:<br />

Den Nudelteig mit der Nudelmaschine<br />

dünn ausrollen und mit einem Ausstecher<br />

rund ausstechen. Den halben Teig mit<br />

Wasser bestreichen und in der Mitte die<br />

kalte Fülle mit einem Spritzsack<br />

daraufgeben. Das Nudelblatt zusammen<br />

klappen und gut andrücken. Die beiden<br />

Teigenden zusammendrücken und einen<br />

Raviolo formen. Die Tortelloni in<br />

Salzwasser bissfest kochen und mit heißer<br />

Butter und Parmesan abschmelzen. Das<br />

Kürbispüree auf einem Teller aufstreichen<br />

und die Tortelloni darauf anrichten.<br />

GAST-ANSICHTEN<br />

ICH KLAGE AN<br />

Der Mann ist gefährlich. Aber Sie merken es nicht. Meist<br />

lächelt er. Nicht aufgesetzt. Freundlich. Wie in der Colgate-<br />

Werbung. Er hat grüngraue Augen der Marke „ich-kannkeiner-Fliege-was-zuleide-tun“.<br />

Sie strahlen dich an. Er gibt<br />

sich zurückhaltend, abwartend, freundlich. Keinesfalls aufdringlich.<br />

Er ist wahrscheinlich ein Frauentyp. Auch einer,<br />

auf den die Schwiegermutter steht.<br />

Und doch. Ich klage an.<br />

Name: Josef Martin<br />

Alter: 51<br />

Familienstand: ledig<br />

Derzeitiger Aufenthaltsort: Hotel <strong>Lindenhof</strong>, Naturns<br />

Ich gestehe: ich bin ein Martin-Opfer. Und ich finde, es ist höchste Zeit, damit an<br />

die Öffentlichkeit zu gehen. Denn der Kampf, der sich jeden Tag in diesem Hotel<br />

mit diesem Josef Martin abspielt, ist ein verzweifelter. Einer, der einem letztendlich<br />

keine Chance lässt und jede Hoffnung auf die eigene Willensstärke raubt. In seiner<br />

ihm eigenen subtilen Art gewinnt der Mann wohl jede Auseinandersetzung, sein<br />

Gegenüber ist ihm stets machtlos ausgeliefert.<br />

Jeden Tag hatte ich bis gegen 20.30 Uhr das Gefühl, das Duell mit Martin<br />

gewinnen zu können. Jeden Tag so gegen 20.30 Uhr hatte ich es verloren.<br />

Mandelcrostata mit Honignüssen und Mascarpone-Feigenvariegato, Herbstfrüchte<br />

gratiniert, dazu Ribessorbet auf Moscatogranité, Schokoladensüppchen mit<br />

weißem Mousse und Mandelcroûtons, Ziegenricotta-Küchlein an Torroneparfait<br />

und Kumquatskompott – wie soll einer bei diesem vorsätzlich-süßen Bombardement<br />

seinem Ziel treu bleiben, heute bestimmt mal kein Dessert zu essen? Zumal<br />

man als Gast spätestens nach dem zweiten Dessert weiß, dass dieser Josef Martin<br />

in unverantwortlicher Weise genau auf die Geschmacksnerven seiner Kundschaft<br />

zielt – und sie auch noch trifft wie kein anderer Patissier.<br />

Das ist Vorsatz. Übler Vorsatz.<br />

Wenn er sich donnerstags beim Dessert-Buffet auch noch den Gästen zum<br />

direkten Zweikampf stellt, lächelt er, als könne er kein Stückchen Kuchen<br />

versüßen. Er lässt die anderen angesichts des wahnsinnigen Angebots über<br />

Kalorien witzeln, was man immer nur in höchster Verzweiflung tut und wohlwissend,<br />

dass dieser Windbeutel wieder das nächste Gürtelloch bedeutet – und er tut<br />

so, als könne er das Wort Gewichtszunahme nicht mal buchstabieren. „Wenn Sie<br />

sich morgen bewegen, ist das wieder weg“, sagt der Hotelchef, der Martin so in<br />

unverantwortlicher Weise auch noch verteidigt.<br />

Ja, und wenn ich mich nicht bewege? Und um 20.30 Uhr den Kampf wieder<br />

verliere?<br />

Es gibt keine Waage in den Zimmern im <strong>Lindenhof</strong>. Aus gutem Grund. So fehlen<br />

mir die letzten Beweise gegen Josef Martin.<br />

Aber wissen Sie, was das Schlimmste ist: Der Mann ist schlank. Richtig schlank.<br />

Und ich?<br />

Ich hole mir noch ein Stückchen von dieser Irish-Coffee-Torte – und ziehe die<br />

Anklage zurück. Und die alte Jeans halt nicht mehr an.<br />

In unserer nächsten SUITE-<strong>Ausgabe</strong> werden wir Ihnen den Patissier Josef Martin<br />

und seine Kunst vorstellen.


GOURMET<br />

DIE LINDENHOF HOTELZEITUNG SEITE 06<br />

ESSEN IM URLAUB<br />

HUNGERS<br />

STERNEJAGD IN<br />

SÜDTIROL<br />

Ein deutsches Gastronomen-Ehepaar über<br />

die Küche und die Lebensmittel in und um<br />

Naturns: „Ein unglaubliches Niveau“<br />

Lea serviert die Hauptspeise an Tisch 14 im <strong>Lindenhof</strong>. „Ein rosa Steak vom Rindszwischenrippenstück<br />

mit Lagrein-Sauce und Romanesco-Gemüse. „Ich wünsche Ihnen einen guten Appetit“,<br />

sagt die Kellnerin – und Ingrid Hunger, die in ihrem Restaurant „Am Ödenturm“ in<br />

Cham selbst in der Küche steht und vom Michelin schon mit dem Bib-Gourmand gewürdigt<br />

worden ist, macht sofort den Experten-Schnelltest. „Ich fasse es nicht. Wie man jeden Tage bei<br />

mindestens 130 Essen das Fleisch auf den Punkt gebraten hin bringt...“<br />

Das Gastronomen-Ehepaar Ingrid und Ernst Hunger macht seit 30 Jahren<br />

Urlaub in Südtirol. Nur die Prioritäten haben sich mit den Jahren verschoben. „Früher<br />

sind wir wegen des beständigen Wetters gekommen, heute kommen wir wegen<br />

der überragenden Küche“, sagt Ernst Hunger. Mit seiner Frau lässt er es sich abends<br />

im Hotel-Restaurant schmecken („Ein unglaubliches Niveau“), mittags sind die zwei<br />

gerne in den Sternerestaurants der Umgebung. „Die Dichte an guten Restaurants ist<br />

gewaltig“, sagt Hunger. Tatsächlich sind im neuen Michelin-Gourmetführer noch<br />

einmal zwei Sternerestaurants zu den bisherigen 18 dazugekommen: das Gourmetrestaurant<br />

Alpes in Bad Schörgau und<br />

das Restaurant Tilia in Toblach.<br />

„Wahnsinn“, findet Hunger. „Und<br />

in Deutschland gibt’s ja auch etliche<br />

Sterneköche aus Südtirol.“<br />

Familie Hunger im Hotel <strong>Lindenhof</strong>: drei Gründe, warum<br />

die Qualität des Essens in Südtirol besonders hoch ist<br />

EINE LISTE ALLER STERNELOKALE IN SÜDTIROL<br />

FINDEN SIE UNTER WWW.LINDENHOF.IT/BLOG<br />

Die Hunger-Experten aus Deutschland<br />

glauben, dass es dafür drei<br />

Gründe gibt:<br />

Erstens. „Für die Südtiroler sind Lebensmittel<br />

wertiger als sie es bei uns<br />

sind“, sagt Ernst Hunger. Er führt<br />

das auch darauf zurück, dass hier immer<br />

noch viele Menschen ihre Nahrungsmittel<br />

selbst produzieren – und dadurch auch andere lernen, welche Arbeit hinter<br />

guter Qualität steckt. „Ich glaube nicht, dass hier so viele Menschen Fleisch im Supermarkt<br />

kaufen wie bei uns“, sagt Ingrid Hunger. Ihr Mann weiß, dass in Deutschland<br />

lieber in einen BMW oder Audi investiert wird und weniger in ein gutes Essen.<br />

Zweitens. „Wo Wein angebaut wird, genießt man auch das Essen mehr“, sagt der<br />

Gastronom. Tatsächlich ist Südtirol für seine Weine bekannt – und tatsächlich bestellen<br />

sich die meisten Gäste zum Südtiroler Essen auch Südtiroler Wein. Ingrid<br />

Hunger: „Das passt einfach zusammen.“<br />

Drittens. „Die jungen Köche in Südtirol sind ehrgeiziger und hungriger als unsere“,<br />

sagt Ernst Hunger, dessen Sohn selbst unter anderem auch bei Sternekoch Christian<br />

Jürgens gearbeitet hat. Heute steht er im „Ödenturm“ in Cham am Herd. Hunger<br />

glaubt, dass in den Tälern von Südtirol viele junge Menschen in der Gastronomie<br />

landen – und wissen, dass sie vor allem in der Küche Ruhm ernten können. Andreas<br />

Pircher vom <strong>Lindenhof</strong> ist für die Hungers so einer, der ganz Großes leistet.<br />

„Heute Mittag waren wir bei Sternekoch Hintner in Eppan“, erzählt das Ehepaar am<br />

Abend, während Lea das Dessert im <strong>Lindenhof</strong> serviert. „Jetzt haben wir noch einen<br />

glacierten Südtiroler Apfel in Honigsauce mit selbstgemachtem Vanilleeis“, sagt sie.<br />

Ernst Hunger schnauft einmal tief durch. „Pullover und Hosen kann man sich ja auch<br />

in Südtirol in jeder Größe kaufen“, sagt er.<br />

EINKAUFTIPPS<br />

WAS BENNY<br />

PERKMANN<br />

EMPFIEHLT<br />

PUR SÜDTIROL<br />

Sommelier Günther Hölzl und<br />

Marketingexperte Ulrich Wallnöfer<br />

haben eines gemeinsam:<br />

beide lieben gutes Essen und<br />

erstklassige Produkte aus der<br />

Region. Deshalb haben sie den<br />

Genussmarkt „PUR“ in Meran<br />

eröffnet, wo Bauern aus ganz<br />

Südtirol ihre Produkte zu fairen<br />

Preisen anbieten können. „Das<br />

Konzept überzeugt mich“, sagt<br />

<strong>Lindenhof</strong>-Koch Benny Perkmann.<br />

90 Bauern verkaufen hier<br />

ihre Produkte von Milch, Käse<br />

über Wurst, Speck und Obst,<br />

Wein bis zur Kosmetik. Man<br />

muss nicht mehr von Bauernhof<br />

zu Bauernhof fahren, um beste<br />

und frische Qualität einzukaufen.<br />

„PUR Südtirol“ im Meraner<br />

Kurhaus bietet alles unter einem<br />

Dach - sogar ein Bistro, in dem<br />

man alles probieren kann.<br />

SENNEREI<br />

ALGUND<br />

Die Sennerei in Algund wird<br />

täglich von 73 Bergbauern aus<br />

Algund, Partschins und Naturns<br />

mit frischer Milch beliefert.<br />

Die Kühe weiden auf saftigen<br />

Wiesen fernab vom Straßenverkehr,<br />

was natürlich die Logistik<br />

nicht einfach macht. Aber Benny<br />

Perkmann ist überzeugt: „Man<br />

schmeckt den Unterschied in<br />

der Milch.“ Die saubere Umwelt<br />

in den Alpen zusammen mit<br />

der natürlichen Produktion der<br />

Milch liefern ein gesundes und<br />

naturreines Ausgangsprodukt. In<br />

der Sennerei wird die Milch dann<br />

zu Quark, Käse, Joghurt und<br />

Butter weiter verarbeitet, und<br />

schließlich landen die Produkte<br />

unter anderen in den Regalen<br />

von PUR Südtirol. Auch auf den<br />

Einkaufslisten der <strong>Lindenhof</strong>-<br />

Köche stehen Produkte der<br />

Algunder Sennerei.<br />

KRÄUTERSCHLÖSSL<br />

IN GOLDRAIN<br />

Wer schon mal durch den Vinschgau<br />

gefahren ist, hat sicherlich bei der<br />

Ortschaft Goldrain das sonnengelbe<br />

Schlösschen entdeckt, das „Kräuterschlössl“.<br />

Rund um das Schloss<br />

liegen Kräuter- und Blumenfelder.<br />

Es ist der ganze Stolz der Familie<br />

Gluderer, die die angepflanzten<br />

Kräuter in Eigenarbeit zu Qualitätsprodukten<br />

veredelt. Kräuter-<br />

Teemischungen, Heilsalben,<br />

Kosmetikprodukte und Nudeln<br />

kann man bei den Gluderers in<br />

Goldrain kaufen. „Biologisch einwandfrei“,<br />

sagt Benny Perkmann,<br />

der auch öfters bei der Familie<br />

vorbeischaut. Und einkauft.


SEITE 07<br />

DIE LINDENHOF HOTELZEITUNG<br />

GOURMET<br />

WEINVERKOSTUNG<br />

DARF’S EIN<br />

ROTWEIN ZUM<br />

FISCH SEIN?<br />

Auch Sommeliers wie Alex Panin lernen immer dazu –<br />

und so weiß er: Auf die Zutaten des Essens kommt es an<br />

Schon für Wolfgang von Goethe stand fest: „Das Leben ist zu kurz, um schlechten<br />

Wein zu trinken“, schrieb er so gegen 1810. Und vielleicht hat der große deutsche<br />

Dichter dazu beigetragen, dass es inzwischen Menschen wie Alex Panin gibt. Der<br />

Chef de Rang im Hotel <strong>Lindenhof</strong> ist gelernter Sommelier und sorgt dafür, dass die<br />

Gäste jeden Abend den richtigen Wein zum richtigen Essen bekommen.<br />

Alex Panin ist alles andere als ein Alkoholiker – und trotzdem hatte er<br />

vor allem einen Grund, 2003 in den <strong>Lindenhof</strong> zu wechseln: den Wein. „Zusammen<br />

mit Helmut Stieger habe ich 2002 den letzten Kurs zum Sommelier<br />

gemacht – und bei ihm habe ich gemerkt, dass sein Hotelchef viel mehr Wert<br />

auf gute Weine und auf beste Weinkenntnis legt als meiner“, sagt Panin. Jetzt<br />

ist er seit gut zehn Jahren „Chef de Rang“ bei Joachim Nischler.<br />

Der 44-jährige Panin war schon immer Weinliebhaber – obwohl er selbst<br />

nicht so viel trinkt wie seine Gäste („Im Jahr verkaufen wir schon so 15.000<br />

Flaschen“). Aber: er interessiert sich vor allem für die Philosophie der verschiedenen<br />

Weine, für die Herkunft, für die Charakteristik. Er interessiert<br />

sich dafür, warum der eine Wein gut zu einem gedünsteten Fisch passt und<br />

der andere besser zu einem gegrillten. „Früher wären wir bei der Prüfung<br />

durchgefallen, wenn wir behauptet hätten, dass man auch einen Rotwein<br />

zum Fisch trinken kann“, sagt Panin, der die Entwicklung sehr spannend<br />

findet. Denn heute lässt man sich vom Koch vor allem die Zutaten zu den<br />

Gerichten notieren – und entscheidet dann, welche Weinempfehlung es zu<br />

welchem Gang im <strong>Lindenhof</strong> gibt. Und das kann dann durchaus auch mal<br />

ein Weißwein zum Fleisch sein. „Wichtig ist, dass der Wein nicht zu dominant<br />

ist gegenüber den Zutaten“, sagt Panin.<br />

AUS DEM LINDENHOF-KELLER<br />

ALEX PANIN:<br />

JEDER GAUMEN<br />

IST ANDERS -<br />

ABER FÜR MICH<br />

SIND DAS UNSERE<br />

RARITÄTEN<br />

BATARD-MONTRACHET<br />

2001<br />

„Ich glaube, es ist der beste<br />

Weißwein der Welt.<br />

Anne-Claude Leflaive baut<br />

seit 1997 biologisch-dynamisch<br />

an und lässt ihre<br />

Chardonnay-Trauben in<br />

Barrique-Fässern reifen, bis<br />

sie den opulenten Pfirsich-Haselnuss-<br />

Geschmack haben. Ich würde den Batard-<br />

Montrachet 2001 zu einem komplexen Gericht<br />

empfehlen – zum Beispiel zu einem Steinbuttfilet<br />

mit Sauce Béarnaise und Trüffel.“<br />

Weingut: Leflaive in Burgund/Frankreich<br />

SASSICAIA 1985<br />

„Der berühmte Toskana-<br />

Wein ist durch Zufall<br />

entstanden. Weil Marchese<br />

Mario Incisa della Rocchetta<br />

der französische Rotwein<br />

ausging, baute er nur für<br />

den eigenen Verzehr 1944<br />

die Rebsorten Cabernet<br />

Sauvignon und Cabernet Franc an – auf 1,5<br />

Hektar an der toskanischen Mittelmeerküste.<br />

Da es ein steiniges Feld war, nannte er den<br />

Wein Sassicaia. Obwohl er von der Struktur her<br />

ein einfacher Wein ist, essen Sie kein Schnitzel<br />

dazu. Lieber ein Filet mit Kruste.“<br />

Weingut Tenuta San Guido in Bolgheri/<br />

Toscana<br />

Alex Panin ist ausgebildeter<br />

Sommelier. Seit über zehn Jahren<br />

berät er die Gäste in Sachen Wein. Als<br />

Chef de Rang führt er die Kellner und<br />

Kellnerinnen und ist direkt dem<br />

Service-Leiter unterstellt. Panin ist 44<br />

Jahre alt, verheiratet und hat einen<br />

Sohn (Jonas/20) und drei Töchter<br />

(Chiara/13, Lucia/9 und Emilia/4). Der<br />

Weinkeller im <strong>Lindenhof</strong> ist 80<br />

Quadratmeter groß. Hier lagern bis zu<br />

15.000 Flaschen, der Wert beläuft sich<br />

wohl auf eine halbe Million Euro.<br />

Mit Joachim Nischler, Helmut Stieger und Alex Panin gibt es im <strong>Lindenhof</strong><br />

gleich drei Herren des Weinkellers. Immer wieder lädt zum Beispiel Service-<br />

Chef Stieger Gäste zur Verkostung der Weine ein – und erklärt Interessierten<br />

alles über Südtiroler Rebsorten. Denn obwohl es im Hotel das Beste aus<br />

Italien, Frankreich und Deutschland gibt und mehr als 600 Etiketten auf der<br />

großen Karte stehen, entscheiden sich 80 Prozent der Gäste immer für den<br />

Wein aus der Gegend. „Das freut uns sehr, weil es zeigt, dass die Südtiroler<br />

Weine inzwischen mithalten können“, sagt Alex Panin. Dabei geht es mit<br />

dem Weinbau in Südtirol erst langsam wieder voran, nachdem die meisten<br />

Bauern jahrzehntelang mehr auf die Apfelernte als auf Rebsorten gesetzt haben.<br />

Im Moment gibt es pro Saison 5.300 Hektoliter Wein aus Südtirol. Zum<br />

Vergleich: Apulien produziert 400.000 Hektoliter.<br />

Vernatsch ist die Rebsorte, die in Südtirol am meisten angebaut wird,<br />

aber Alex empfiehlt durchaus auch die anderen Trauben: Kerner, Weißburgunder<br />

und Pinot Grigio bei den Weißen, Lagrein, Blauburgunder,<br />

Merlot und Cabernet bei den Roten, wobei der Blauburgunder allein wegen<br />

der Farbe oft verwundert. „Er ist nicht so dunkel wie die schweren<br />

Weine aus der Toskana. Aber er muss so sein. Wenn ein Blauburgunder<br />

mal richtig rot ist, ist er aufgepeppt worden, nur um die Farbe kräftiger<br />

zu machen“, sagt der Experte – und der Laie probiert den Roten, der<br />

nicht rot aussieht, und ist angenehm überrascht.<br />

„Es ist für uns immer ein großes Kompliment, wenn dem Gast unsere<br />

Empfehlung schmeckt“, sagt Alex Panin, der den Wechsel in den <strong>Lindenhof</strong><br />

nie bereut hat. „Hier habe ich mein Hobby Wein mit zum Beruf<br />

machen können. Und hier lerne ich immer mehr, weil der Chef auch<br />

Wert auf Fortbildung legt.“<br />

Und weil die Gäste Wert legen auf die Herren, die sich mit dem Wein<br />

auskennen...<br />

CHATEAU MOUTON<br />

ROTHSCHILD 1985<br />

„Das Chateau zählt zu den<br />

fünf Premium Cru-Classe-<br />

Weingütern. Es liegt auf<br />

einer Kuppe, die mit<br />

Kiesauflagen aufgestockt ist<br />

- und so für beste<br />

Voraussetzungen vor allem<br />

für die Rebe Cabernet Sauvigon sorgt. Die<br />

Flaschen haben alle ein von Künstlern wie<br />

Chagall oder Picasso entworfenes Etikett. Ich<br />

würde zum Chateau Mouton Rothschild 1985<br />

etwas Kräftiges essen – zum Beispiel gute<br />

Wildgerichte.“<br />

Weingut: Mouton Rothschild bei Pavillac/<br />

Bordeaux.<br />

BAROLO MONFORTINO<br />

1993<br />

„Roberto Conterno gilt wie<br />

sein Vater als kompromissloser<br />

Traditionalist, der nur<br />

gute Qualität verkauft. So<br />

dauert die Maischung schon<br />

mindestens fünf Wochen.<br />

Außerdem wird der Barolo<br />

auf jeden Fall drei Jahre gelagert, bis er verkauft<br />

wird, der Riserva sogar vier. Ich würde am<br />

liebsten einen Schmorbraten mit einer kräftigen<br />

Sauce zu dem Barolo Monfortino 1993 essen.“<br />

Weingut: Giacomo Conterno in Monforte<br />

d’Alba im Piemont.


WELLNESS<br />

DIE LINDENHOF HOTELZEITUNG SEITE 08<br />

PSYCHISCHE ENERGIE IM LINDENHOF<br />

ICH HAB<br />

GETRÄUMT VON DIR...<br />

Warum man gerade bei Massagen den Experten vertrauen sollte<br />

Die richtige Massage zum richtigen Zeitpunkt kann Wunder<br />

wirken. Doch wie weiß ich, was mir wann gut tut? Allein das<br />

Hotel <strong>Lindenhof</strong> bietet in seinem Beauty- und Wellnessbereich<br />

24 Massagen unterschiedlichster Richtungen an. „Fragen Sie<br />

den Experten oder vertrauen Sie Ihrem Instinkt. Wenn Sie die<br />

Angebote durchlesen und Sie freuen sich dabei schon auf eine<br />

Massage, machen Sie nichts falsch“, sagt <strong>Lindenhof</strong>-Masseurin<br />

Marion Raffeiner.<br />

Der Gast aus Stuttgart glaubte sich im falschen<br />

Film. Da war er eine Nacht in Naturns – und zum ersten<br />

Mal in 30 Jahren hatte er wieder geträumt. Leider von<br />

seiner Exfrau. Kurzes Resümee am Morgen danach: zwei<br />

Gläser Wein, ansonsten nur Wasser. Daran, das fühlte er<br />

auch an seinem sonstigen geistigen Zustand, konnte es<br />

nicht gelegen haben. „Kann es sein, dass ich wegen Ihrer<br />

Massage geträumt habe?“, fragte er – noch relativ ungläubig<br />

– in der Wellness-Abteilung im <strong>Lindenhof</strong> nach.<br />

Ja, es kann sein.<br />

„Wir können natürlich nicht zaubern, wir können nur Verspannungen<br />

lösen“, sagt Masseurin Marion, aber der Nebeneffekt<br />

der heilenden Hände ist klar: Wenn sich Verspannungen<br />

lösen, fließt Energie. Und wenn Energie fließt,<br />

fließen auch Gedanken. Das kann – wie bei dem Gast aus<br />

Stuttgart, der sich zum ersten Mal massieren ließ und<br />

gleich die Breuss-Massage wählte – bis zu den Träumen<br />

führen. „Es kommt auf den Typ an. Und natürlich auch auf<br />

die Massageart“, sagt Marion, die zusammen mit vier Kolleginnen<br />

und einem Kollegen in der Wellness- und Beautyabteilung<br />

des Hotels arbeitet.<br />

Was gelernte Masseure nicht als erste Aufgabe ansehen,<br />

setzen viele Psychologen bereits gezielt ein: Bestimmte Reflexe<br />

oder Massagen, die seelische Blockaden lösen. Der<br />

Schweizer Psychologe Carl Gustav Jung entwickelte einst<br />

auf der Psychoanalyse Freuds die Lehre von der psychischen<br />

Energie. Heute gilt es als gesichert, dass Massagen<br />

nicht nur die Muskulatur entspannen, Verklebungen lösen,<br />

schmerzlindernd sind und das Haut- und Bindegewebe<br />

entspannen, sondern auch die Durchblutung fördern, Blutdruck<br />

und Pulsfrequenz senken können, psychische Verspannungen<br />

lösen, Stress reduzieren und das vegetative<br />

Nervensystem beeinflussen. Natürlich kennt auch Marion<br />

die Massagen, die der Seele gut tun. „Alle Streicheleinheiten<br />

sind für die Seele positiv“, sagt die Fachfrau – und<br />

empfiehlt vor allem vier Anwendungen für Einsteiger:<br />

> Die Energie-Fußmassage nach Pater Josef Eugster.<br />

„Wenn ich Füße massiere, geht es immer um den ganzen<br />

Menschen“, sagte Eugster, der als Professor für Alternativmedizin<br />

im Osten Taiwans arbeitete. Eugster-Patienten<br />

sind sich sicher, dass seine Art der Massage seelische<br />

Probleme löst. Mit seiner ganzheitlichen Methode<br />

werden alle 83 Reflexzonen behandelt und stimuliert.<br />

> Shiatsu ist eine Philosophie, die den Menschen in unterschiedlichen<br />

Lebenssituationen begleiten soll. Es ist<br />

ein eigenständiges System energetischer Körperarbeit<br />

und Lebenskunde. „Diese Technik mit Hilfe von Finger-,<br />

Ellbogen-, Hand-, Knie- und Fußdruck auf verschiedene<br />

Akkupressurpunkte gibt dem Körper sofort eine innere<br />

Ruhe und Erholung“, sagt Marion.<br />

> Abhyanga und Shirodara sind Ölmassagen, die nach<br />

Ayurveda Altern und Anspannungen stoppen und Lebensenergien<br />

ins Gleichgewicht bringen. Abhyanga bedeutet<br />

auf deutsch so viel wie „die große Einölung“. Marion<br />

ist überzeugt von dem Konzept: „Ein spezieller<br />

Stirnölguss begleitet einen in eine tiefe Ruhe und lässt die<br />

Gedanken fließen.“<br />

> Und da ist Lomi Lomi Nui. Lomi heißt drücken, kneten<br />

oder reiben – und die Verdoppelung des Lomi verstärkt<br />

das Ganze noch. „Wir arbeiten hier mit dem gesamten<br />

Unterarm einschließlich der Ellbogen“, sagt Marion.<br />

Lomi Lomi Nui kommt aus Hawaii, ist aber von der Philosophie<br />

her der traditionellen chinesischen Medizin angepasst:<br />

In einem gesunden Körper fließt die Energie,<br />

Krankheiten setzen sich immer als Verspannungen fest.<br />

Marion verwendet Kokosöl – und lässt hawaiianische Musik<br />

im Hintergrund laufen.<br />

Vielleicht sollte es der Gast aus Stuttgart nächstes Mal<br />

auch mit Lomi Lomi Nui versuchen. Dann träumt er auch<br />

nicht mehr von seiner Exfrau. Denn Lomi Lomi Nui<br />

praktizieren die Hawaiianer immer dann, wenn für sie ein<br />

neuer Lebensabschnitt beginnt. Beim Geburtstag, vor der<br />

Hochzeit, wahrscheinlich auch nach der Scheidung.<br />

„Dann schließen sie durch die Massage mit dem alten Leben<br />

ab – und freuen sich auf die neuen Herausforderungen“,<br />

sagt Marion und findet: „Dafür ist doch der Urlaub<br />

immer ein guter Startpunkt.“<br />

Marion Raffeiner hat die<br />

Landesberufsschule in Meran<br />

besucht, die auf alle Facetten der<br />

Schönheitspflege spezialisiert ist.<br />

Später arbeitete sie auch in der<br />

Pension Tuckett in Trafoi, die ihren<br />

Eltern gehört. Seit einem Jahr ist<br />

die begeisterte Ski- und Radfahrerin<br />

in der Beauty- und Wellness-<br />

Abteilung des Hotels <strong>Lindenhof</strong><br />

angestellt.die richtige Massage an.


SEITE 09<br />

DIE LINDENHOF HOTELZEITUNG<br />

WELLNESS<br />

Stefanie Gorfer arbeitet schon seit<br />

vier Jahren als Kosmetikerin im<br />

<strong>Lindenhof</strong>. Sie hat eine vierjährige<br />

Ausbildung im Bereich Schönheitspflege<br />

in der Berufsfachschule in<br />

Meran hinter sich. Stefanie bietet von<br />

der Fußreflexzonen-Massage bis zur<br />

Gesichtsbehandlung alles an – und<br />

ist für alle Methoden eigens geschult<br />

worden. „Ich finde es sehr schön, im<br />

Hotel zu arbeiten. Weil die Menschen,<br />

die hier in Urlaub sind, Zeit mitbringen<br />

und Muse haben zur Entspannung. In<br />

einem normalen Kosmetikstudio sind<br />

immer alle unter Zeitdruck“, sagt sie.<br />

DAS OPFER: Horst W. aus Stuttgart<br />

DIE TÄTERIN: Stefanie G. aus Naturns<br />

MÄNNER UND SCHÖNHEITSPFLEGE<br />

62 JAHRE –<br />

UND DAS GESICHT HÄLT<br />

Wie Stefanie den „Alterungsprozess“ eines Gastes verlangsamen will –<br />

Ein Selbstversuch in der Kosmetikabteilung<br />

DOLCE VITA – MIT<br />

BERG-PRODUKTEN<br />

Seit 2008 haben die Dolce<br />

Vita Hotels mit Spezialisten<br />

an der Idee des<br />

„Südtirol-Urlaubs für zu<br />

Hause“ gearbeitet. Mit viel<br />

Leidenschaft und Herzblut<br />

wurde geforscht, getestet,<br />

variiert. Verschiedene Heilkräuter<br />

der Alpen wurden<br />

zu BERG veredelt, der biozertifizierten<br />

Pflege-Linie.<br />

Noch immer geben Frauen zehnmal so viel Geld<br />

für Kosmetikprodukte aus wie Männer, doch die<br />

neue Zielgruppe ist für die Hersteller männlich.<br />

„Das Potential ist größer – und damit auch die<br />

Dynamik des Wachstums“, sagen die Experten.<br />

Immer mehr Männer wagen sich angeblich an<br />

Cremes und Gesichtsbehandlungen.<br />

Ein letzter Blick in die Rezeption des<br />

Hotels. „Prägt euch bitte dieses Hemd ein.<br />

Wenn ihr es in einer Stunde wieder seht, bin<br />

ich es“, sage ich aus echter Sorge, man könne<br />

mich verwechseln und nicht mehr in das<br />

Zimmer 302 lassen – doch Isabella lächelt<br />

nur weise. „Ich weiß schon, Sie haben eine<br />

Gesichtsbehandlung gebucht.“<br />

Beauty 4, Kosmetikabteilung, Erdgeschoss,<br />

Hotel <strong>Lindenhof</strong>. Ein sogenannter „Behandlungsstuhl“<br />

steht in dem kleinen Raum,<br />

ein Spiegel mit Licht hängt an einem dynamischen<br />

Ständer, den man hin und herschieben<br />

kann. Wie beim Zahnarzt, denke ich. Es<br />

ist so ein Moment, in dem man sich fragt,<br />

worauf man sich da eingelassen hat. 62 Jahre<br />

lang hat mein Gesicht gehalten – und wenn<br />

es einem/einer nicht gefallen hat, hat er/sie<br />

einfach wegschauen können. Warum, in drei<br />

Teufels Namen, versuche ich jetzt plötzlich<br />

auszusehen wie 61 mit der Gefahr, dass mich<br />

vielleicht anschließend keiner mehr erkennt.<br />

„Sollen wir eine Fußmassage dazu machen?“,<br />

fragt Stefanie und reißt mich aus<br />

meinen trüben Gedanken. Eine Fußmassage?<br />

Bei der Gesichtsbehandlung? „Wir bieten<br />

das gerne an, weil es zur Entspannung<br />

beiträgt“, sagt die Kosmetikerin – und mir<br />

wird die Absicht schnell klar: Die Fußmassage<br />

bei der Kosmetik ist wie eine Art<br />

Narkose beim Zahnarzt – du bist weg und<br />

bekommst nicht mehr mit, was mit deinem<br />

Gesicht alles veran(un)staltet wird. Dankend<br />

lehne ich ab – und Stefanie erklärt mir den<br />

weiteren Verlauf des Schicksals. Ich verstehe<br />

Reinigung, Peeling, Heißdampf, Feuchtigkeitscreme,<br />

Maske – und als ich erkläre, dass<br />

manche Menschen sich inzwischen an mein<br />

Gesicht gewöhnt haben und die Veränderungen<br />

nicht so extrem sein sollten, schaut<br />

sie mich fragend an. „Wir können doch Ihr<br />

Gesicht nicht verändern. Wir versuchen<br />

nur, Alterungsprozesse zu verlangsamen.“<br />

Das habe ich schon oft versucht. Und es ist<br />

mir nie gelungen. Ich war vor Jahren einmal<br />

20 Minuten joggen. Ich habe in drei Fitnessklubs<br />

Mitgliedsbeiträge bezahlt und zwar<br />

gleichzeitig. Und ich habe auch schon mal<br />

ein paar Stunden auf Alkohol verzichtet.<br />

Alles vergebens.<br />

Und nun stoppt Stefanie meinen Alterungsprozess.<br />

In 80 Minuten.<br />

Obwohl ich mein Gesicht morgens gewaschen<br />

habe, reinigt sie mit einem Schaum<br />

angeblich weitere Schmutzpartikel ab, belebt<br />

mich wieder mit einem Gesichtswasser<br />

und fällt dann mit Spiegel und Licht die niederschmetternde<br />

Diagnose: Ich bin der trockene<br />

Hauttyp mit empfindlicher Haut.<br />

Ich lerne, was ein enzymatisches Peeling<br />

ist (ohne Schleifpartikel natürlich) und dass<br />

beim mechanischen Peeling Jojoba-Kügelchen<br />

die abgestorbenen Hautschüppchen<br />

lösen. Stefanie Gorfer versteht ihr Geschäft,<br />

sie ist gelernte Kosmetikerin und seit vier<br />

Jahren im <strong>Lindenhof</strong> – und immer wieder<br />

muss sie mit Männern wie mir kämpfen. Die<br />

glauben, eine Behandlung lasse sie um Jahre<br />

jünger aussehen. „Sie sollten das alle sechs<br />

Wochen machen lassen“, sagt Stefanie.<br />

Was sie jetzt macht, tut vor allem weh. Denn<br />

nicht nur meine Haut ist empfindlich, ich<br />

auch. Sie reinigt die Nase von Mitessern,<br />

sie sticht Grieskörnchen auf und piekst und<br />

drückt. Geplatzte Äderchen machen ihr zu<br />

schaffen. „Behandlungen wie diese können<br />

helfen, dass es nicht mehr werden.“<br />

Die Schmerzen gehen weiter. „Wie hätten<br />

Sie Ihre Augenbrauen gerne?“, fragt sie. Ich<br />

verstehe die Frage nicht. Akustisch schon.<br />

Aber: Augenbrauen sind Augenbrauen. „Ein<br />

bisschen“, sagt sie – und zupft so wahnsinnig,<br />

dass ich fürchte, es bleibt nur noch ein<br />

Strich über den Augen. Allerdings bleibt mir<br />

keine Zeit, über meinen Augenbrauen-Typ<br />

nachzudenken. Denn schon kämpft Stefanie<br />

„gegen die freien Radikalen“ – mit einer Vitamincreme,<br />

die vor allem Vitamin E enthält.<br />

Es folgen Augenmaske, Serum, Handmassage,<br />

Augencreme und Gummimaske.<br />

Sogar Stammzellen von der weißen Rose<br />

werden unter der Abschlusscreme aufgetragen,<br />

weil sie identisch sind mit den menschlichen<br />

Stammzellen und die Zellerneuerung<br />

anregen. Sagt Stefanie – und ich glaube wieder<br />

an den neuen Menschen.<br />

Ich muss zugeben: sie hat mich geschafft.<br />

Irgendwann war sogar ich ruhig, war tiefenentspannt,<br />

und es war mir egal, wie und ob<br />

ich nachher aussehen werde. Es hat einfach<br />

gut getan, vielleicht meiner Haut. Aber auf<br />

jeden Fall mir. Ich verstehe jetzt sogar die<br />

Männer, die das öfters als einmal in 62 Jahren<br />

mit sich machen lassen. Bisher haben sie<br />

zum Teil Hohn und Spott ertragen müssen,<br />

aber das hat sich schon geändert. Sagen die<br />

Marketingexperten der Kosmetikhersteller.<br />

„Soll ich Ihnen vielleicht doch die Adresse<br />

eines Gesichtschirurgen geben?“, fragt Isabella<br />

mitleidig an der Rezeption, als sie mich<br />

nach der Behandlung sieht.<br />

Sie muss mich am Hemd erkannt haben...<br />

Wissenswertes:<br />

· Sämtliche Kräuter und<br />

Substanzen der BERG-<br />

Produkte, die auch in der<br />

Kosmetikabteilung im<br />

<strong>Lindenhof</strong> benutzt werden,<br />

stammen vom Südtiroler<br />

Unternehmen „Kräuterschlössl“.<br />

Hier werden sie<br />

auf nachhaltig ökologische<br />

Weise angebaut.<br />

· Das Wachstum wird durch<br />

gezielte Bodenbearbeitung,<br />

Mischkulturen, geeignete<br />

Fruchtfolge etc. gefördert.<br />

Der Großteil aller<br />

Arbeitsschritte erfolgt in<br />

Handarbeit.<br />

· Bei der Trocknung werden<br />

die Kräuter auf Darren<br />

dünn ausgelegt und im<br />

Trocknungsraum schonend<br />

entfeuchtet und in<br />

spezifischen Vorgängen<br />

weiterverarbeitet. Dann<br />

erst kann die Abfüllung für<br />

die Herstellung der BERG-<br />

Bio-Kosmetik an einen<br />

autorisierten Betrieb zur<br />

Verarbeitung weitergegeben<br />

werden.<br />

Die Leitwirkstoffe in den<br />

BERG-Produkten sind:<br />

Ringelblume, Alpenrose,<br />

Rosmarin, Salbei, Edelweiß,<br />

Thymian, Traube, Marille,<br />

Mandelöl u.a.m.<br />

Die BERG-Produkte können<br />

Sie auch online erwerben<br />

unter www.berg.io


SPORT<br />

DIE LINDENHOF HOTELZEITUNG SEITE 10<br />

ANSPRUCHSVOLLE RUNDWANDERUNG<br />

Rundwanderung zu den Flimseen<br />

Tourenlänge: ca. 14 km<br />

Gehzeit: ca. 7 Stunden<br />

Höhenleistung Aufstieg: ca. 1.400 m<br />

Höhenleistung Abstieg: ca. 1.400 m<br />

Empfohlene Wanderzeit: Juli - September<br />

Bei dieser Wanderung führt Sie Wanderguide Helmut in seine<br />

Heimat, das Martelltal. Sie fahren mit dem Auto 40 Minuten<br />

bis zum Weiler Gand (1.400 m). Der Ausgangspunkt der<br />

Wanderung befindet sich ca. 1 Kilometer dahinter.<br />

Der Weg 2A ist steil und anstrengend. Doch auf der Oberen<br />

Flimalm auf 2.200 m öffnet sich das unberührte Bergtal – und<br />

man hat einen herrlichen Blick auf die Bergwelt. Anschließend<br />

nehmen Sie den Weg Nr. 18 zum Unteren und danach zum<br />

Oberen Flimsee (50 Minuten). Die beiden klaren Bergseen<br />

schimmern in einem einzigartigen silbrigen Farbton. Das Wasser<br />

des oberen Sees ergießt sich in einem fast senkrechten<br />

Wasserfall in den Unteren. Die letzten 300 m führen Sie hinauf<br />

zum höchsten Punkt dieser Wanderung: dem Flimkanzel und<br />

den Raubweiden auf ca. 2.800m. Der Abstieg erfolgt über den<br />

Weg Nr. 18 zur Soyalm und den Weg Nr. 4. Vorbei am Café<br />

Hölderle sind es noch 20 Minuten Wanderzeit bis zum Auto.<br />

GENUSSWANDERUNG MIT AUSSICHT<br />

Vinschger Sonnenberg:<br />

Tourenlänge: ca. 7 km<br />

Gehzeit: ca. 2,5 Stunden<br />

Höhenleistung Aufstieg: ca. 250 m<br />

Höhenleistung Abstieg: ca. 300 m<br />

Empfohlene Wanderzeit: ganzjährig<br />

Bei dieser Wanderung können Sie Ihr Auto getrost in der Garage<br />

stehen lassen. Sie fahren am besten mit der öffentlichen<br />

Vinschger Bahn bis nach Schlanders.<br />

Vom Bahnhof folgen Sie den Wegweisern »Promenade« zum<br />

nord-östlichen Schlanderser Dorfrand und anschließend der<br />

Markierung Nr. 5 hinauf zum Beginn der Sonnenpromenade<br />

(820 m). Dann haben Sie das anstrengendste Stück der Wanderung<br />

auch schon geschafft. Über die Sonnenpromenade<br />

gelangen Sie zum Biotop und zu den Schlanderser Leiten<br />

(Stufen) und weiter über den Panoramaweg nach Goldrain.<br />

Mit den Jahreszeiten genießen Sie immer andere Naturschauspiele.<br />

Bei der Apfelblüte im <strong>Frühling</strong> haben Sie eine tolle Sicht<br />

auf tausende von blühenden Apfelbäumen. Der Panoramaweg<br />

führt oberhalb der Weinreben vorbei. Im Herbst, kurz vor<br />

der Weinlese, färben sich die Blätter der Rebstöcke in warme<br />

Herbstfarben. Auch im Winter ist der Weg schneefrei.<br />

MITTELSCHWERE BERGWANDERUNG<br />

Zum Taschenjöchl und zur Berglalm im Schnalstal<br />

Tourenlänge: ca. 12 km<br />

Gehzeit: ca. 5 Stunden<br />

Höhenleistung Aufstieg: ca. 900 m<br />

Höhenleistung Abstieg: ca. 900 m<br />

Empfohlene Wanderzeit: Juni – Oktober<br />

Es geht schon urig los und zwar bei den alten Kofelhöfen auf<br />

1.938 m im hinteren Schnalstal. Mit dem Auto brauchen Sie<br />

ungefähr 40 Minuten bis dorthin.<br />

Der Weg Nr. 5 führt Sie durch einen Lärchenwald stetig bergauf<br />

zum unberührten Lagauntal auf 2.200 m. Dann überqueren<br />

Sie die kleine Holzbrücke und erreichen den archäologischen<br />

Wanderweg Nr. 4, der Sie durch das wunderschöne Tal leitet.<br />

Nach kurzer Zeit beginnt dann der recht anstrengende Anstieg<br />

über teils felsiges Gelände zum Taschenjöchl (2.771 m).<br />

Die Strapazen des Weges dorthin lohnen sich aber allemal. Sie<br />

haben eine atemberaubende Aussicht auf die Schnalser Bergwelt.<br />

Direkt neben dem Gipfelkreuz des Taschenjöchl finden<br />

Sie die mysteriösen Ruinen der ehemaligen Heilbronner-Hütte.<br />

Der Abstieg erfolgt über den Weg Nr. 5 zur Berglalm (super<br />

Knödel oder Südtiroler Marende). Über den Steig Nr. 5 kommen<br />

Sie bis zum Lagauntal und dann zurück zu den Kofelhöfen.<br />

DER WANDERER<br />

ZWISCHEN DEN WELTEN<br />

Seit drei Jahren hat der Service-Leiter Helmut Stieger einen<br />

Nebenjob im <strong>Lindenhof</strong>: Er begleitet einen Tag in der Woche Gäste<br />

auf ihrer Wanderung. Stieger, ein Bergbauernsohn aus dem<br />

Martelltal, ist ein erfahrener Wandersmann und kennt die Gegend<br />

wie kein anderer. „Ich bin bergsüchtig“, sagt er über sich.<br />

Die rote Krawatte ist mit einem perfekten Windsorknoten<br />

gebunden. Der Kurzhaarschnitt akkurat. Das<br />

Hemd weiß, der Anzug dunkel, die Schuhe schwarz.<br />

„Hatten Sie einen schönen Tag?“, fragt Helmut Stieger<br />

fast jeden seiner Gäste und hört sich von einem Flachlandtiroler<br />

wie mir an, wie hart doch wieder der Aufstieg<br />

zur Runster Mühle auf dem Sonnenberger Panoramaweg<br />

war. Stieger nickt verständnisvoll und bemüht sich, für<br />

den anderen Tag eine noch leichtere Route zu empfehlen.<br />

Sein eigenes Nachmittagsprogramm erzählt er keinem.<br />

Um halb eins, gleich nach dem ersten Teil der Arbeit im<br />

<strong>Lindenhof</strong>, ist der Service-Leiter des Hotels von Latsch<br />

aus los marschiert – hoch zur Vermoispitze. Von 650 Höhenmeter<br />

auf 2.980 Höhenmeter. Und wieder zurück.<br />

Power-Wandern, nennt er das – und er macht diese oder<br />

ähnliche Touren vier Mal in der Woche. „Ich bin bergsüchtig“,<br />

sagt Stieger, der während der Urlaubersaison für<br />

Bergläufe und Ski-Langläufe trainiert. Mindestens zwei<br />

Stunden rennt und läuft er fast täglich, bergauf und bergab.<br />

Meist mit seiner Frau Irmi, oft auch allein. „Es ist ein<br />

wichtiger Ausgleich für mich zur Arbeit“, sagt er, nachdem<br />

er Wanderstiefel und Kniebundhosen wieder getauscht<br />

und in die Pinguin-Uniform des Restaurantchefs<br />

geschlüpft ist. Um 19 Uhr kommen die ersten Gäste.<br />

ERST POWER-SPORTLER, DANN RESTAURANTCHEF<br />

Helmut Stieger ist vom Bergbauernsohn zum Service-Leiter im Viersterne-S-Hotel<br />

aufgestiegen – und rennt zum Ausgleich immer mal wieder 2.000 Meter hoch<br />

Die optische Verwandlung des Bergsteigers und Naturliebhabers<br />

zum Service-Leiter eines Viersterne-Plus-Hotels<br />

dauert vielleicht eine halbe Stunde. Doch eigentlich<br />

bewegt sich Stieger zwischen zwei Welten.<br />

Helmut Stieger ist auf dem Pühlahof im Martelltal aufgewachsen.<br />

Auf einem Bergbauernhof, 1.500 Meter hoch<br />

gelegen. Zur Schule musste er täglich 300 Höhenmeter<br />

nach unten laufen – nach Martell Dorf. Und mittags wieder<br />

nach oben. Eine Straße gab es nicht. Im Winter ging<br />

sein Vater voraus, um ihm und seinen acht Geschwistern<br />

einen Weg zu bahnen. „Insgesamt waren wir sogar 14<br />

Kinder, weil im Pühlahof zwei Familien lebten“, erzählt<br />

Helmut Stieger. Er sagt, er habe seine Kindheit wirklich<br />

gelebt. Obwohl sie hart war. „Wir haben in der Natur gespielt,<br />

denn Spielzeug in dem Sinn hatten wir ja keines.“<br />

Die vielen Urlauber aus den Städten können sich bestimmt<br />

nicht vorstellen, was ein Leben auf dem Pühlahof<br />

bedeutete, einem Ort, der eigentlich nur dank der Natur<br />

mit anderen Häusern und Höfen und Orten verbunden<br />

war. Unzählige Kilometer hat Stieger zu Fuß zurückgelegt,<br />

um Nachbarn zu besuchen, um mal beim Onkel vorbeizuschauen.<br />

Die Stiegers lebten vom eigenen Anbau,<br />

von ihren Schafen, Kühen und Rindern. Der große Helmut<br />

erinnert sich, wie er als kleiner Helmut zwei Mal in<br />

der Woche hoch ins Gebirge steigen musste, wo die Kühe<br />

weideten, um ihnen einen Zusatz zum Futter zu bringen.<br />

Und natürlich auch wieder zurück. „Das war unser Sport.<br />

Wir haben uns wirklich ständig bewegt“, sagt er.<br />

Natürlich hat Helmut Stieger die Zeit geprägt, diese ersten<br />

15 Jahre in der Natur, eigentlich fernab der Zivilisation.<br />

„Es war lehrreich, obwohl es mit dieser heutigen<br />

Welt nichts zu tun hatte“, sagt der 51-Jährige, der seit seinem<br />

15. Lebensjahr im Service arbeitet. Er hat im Hotel


SEITE 11<br />

DIE LINDENHOF HOTELZEITUNG<br />

SPORT<br />

HELMUT STIEGER<br />

KLEINE TIPPS<br />

FÜR DIE GROSSE<br />

WANDERUNG<br />

Es sind nur ein paar Kleinigkeiten,<br />

die eine Wanderung perfekt machen.<br />

Fragen Sie im <strong>Lindenhof</strong> nach dem<br />

Büchlein mit den „Wandertipps” und<br />

lassen Sie sich bei schwierigeren<br />

Strecken die Notfallnummern von<br />

der Rezeption mitgeben. Für alle Fälle.<br />

Drei weitere Punkte fasst unser<br />

erfahrener Wandersmann Helmut<br />

Stieger für Sie zusammen.<br />

1<br />

DER LIEBLING DER KINDER<br />

Julia Perkmann bleibt dem <strong>Lindenhof</strong><br />

treu – und betreut auch in der<br />

Saison 2015 die Kinder der Hotelgäste.<br />

Während die Eltern im Urlaub<br />

wandern, spielt sie mit dem Nachwuchs.<br />

Sie macht das so gut, dass<br />

viele Eltern sie gerne als Kinderfrau<br />

mit nach Hause nehmen würden.<br />

Fragen an die 23-Jährige.<br />

Savoy in Meran einen Servierkurs gemacht, im Excelsior<br />

in Meran Hotelverwaltung gelernt, er war in der Schweiz<br />

und acht Jahre im Gastronomiebereich selbstständig. Seit<br />

15 Jahren ist er jetzt im <strong>Lindenhof</strong> im Service. Und seit<br />

drei Jahren ist er auch als „Wanderführer“ tätig und damit<br />

Nachfolger des 74-jährigen Werner Nischler, der gesundheitlich<br />

kürzer treten musste. „Der macht das sehr gut“,<br />

sagt Nischler senior über Helmut Stieger – und eigentlich<br />

ist das so was wie ein Ritterschlag.<br />

Stieger passt seine Wanderungen den Gästen an. Zwischen<br />

300 und 900 Höhenmeter bietet er ihnen bei seinen<br />

Ausflügen an, für ihn sind das leichte Spaziergänge. Der<br />

Mann seilt sich den Klettersteig Hoachwool bei Naturns<br />

hoch, er besteigt an freien Tagen mal schnell den Ortler<br />

(3.905 Meter) und die Königsspitze (3.859 Meter). „Ich<br />

brauche nicht die Couch zwischen den Arbeitsstunden am<br />

Morgen und denen am Abend, ich brauche nur die Berge“,<br />

sagt er und behauptet, dass er es nie übertreibe. Man ist<br />

versucht, dem ruhigen und souverän wirkenden Mann,<br />

der seit zehn Jahren Großvater ist, zu glauben. Bis er die<br />

Geschichte vom König-Ludwig-Lauf in Oberammergau<br />

erzählt. Beim 50-Kilometer-Ski-Rennen im klassischen<br />

Stil zeigte das Thermometer minus 23 Grad – und Helmut<br />

Stieger sagt, er sei schon auf der Strecke völlig kaputt<br />

gewesen und habe noch Stunden nach dem Lauf gezittert.<br />

„Vielleicht hätte ich doch nicht starten sollen – zwei Tage<br />

nach meiner Magenspiegelung....“<br />

Warum haben Sie nicht aufgegeben, als sie gemerkt haben,<br />

das geht nicht?<br />

„Aufgeben mag ich nicht. Wenn man einmal aufgibt, findet<br />

man immer wieder irgendwelche Gründe, um alles<br />

hinzuschmeißen.“<br />

Vielleicht charakterisiert den Service-Leiter und Naturmenschen<br />

Stieger nichts mehr als dieser eine Satz. Und<br />

vielleicht überrascht es auch keinen mehr, dass sein Sohn<br />

inzwischen ein herausragender Sportler ist: Jonas Stieger<br />

gehört mit 17 Jahren dem Junioren-Biathlon-Team an und<br />

besucht die Sportoberschule in Mals mit dem Schwerpunkt<br />

Wintersport/Biathlon. „Ich glaube nicht, dass ich<br />

ihn dazu getrieben habe“, sagt Helmut Stieger.<br />

Pause. Er überlegt.<br />

„Aber ich habe ihm halt nichts anderes gezeigt.“<br />

Helmut Stieger ist<br />

verheiratet mit Irmi,<br />

die auch im <strong>Lindenhof</strong><br />

arbeitet und für<br />

das Frühstücksbuffet<br />

zuständig ist. Beide<br />

haben zwei Kinder:<br />

Sarah ist 27, Jonas ist<br />

17. Als Service-Leiter<br />

ist Stieger für 15 Angestellte<br />

verantwortlich<br />

sowie für den Einkauf<br />

von Weinen. Stieger<br />

ist 51 Jahre alt und<br />

arbeitet seit 15 Jahren<br />

im <strong>Lindenhof</strong>.<br />

Jeden Donnerstag<br />

bietet das Hotel<br />

seinen Gästen eine<br />

Wanderung mit<br />

Helmut Stieger an. Die<br />

Wanderung wird einen<br />

Tag vorher ausgeschrieben,<br />

am Abend<br />

vorher sollte man sich<br />

anmelden. Voraussetzung<br />

sind immer feste<br />

Wanderschuhe und<br />

dem Wetter angepasste<br />

Kleidung.<br />

DIE KLEIDUNG<br />

„Lassen Sie sich nicht täuschen. In<br />

Naturns scheint natürlich immer die<br />

Sonne – aber ob sie während Ihrer<br />

Wanderung außerhalb Naturns auch<br />

immer scheint, ist doch mehr als<br />

fraglich. Das heißt: Sie können gerne<br />

im T-Shirt los laufen, Sie sollten aber<br />

immer auf Kälte, Regen und am besten<br />

auch noch auf Sturm und Schnee<br />

vorbereitet sein. Packen Sie zumindest<br />

diese wetterfeste Kleidung mit<br />

ein, damit Sie für alle Eventualitäten<br />

gerüstet sind. Das Wetter kann sich in<br />

den Bergen blitzartig ändern.“<br />

2<br />

DIE SELBSTÜBERSCHÄTZUNG<br />

„Es ist super, dass Sie zu Hause in<br />

Mönchengladbach, Zürich oder Hannover<br />

auch immer wieder spazieren<br />

gehen. Dadurch sind Sie fit. Allerdings<br />

ist es doch zumindest am Anfang<br />

etwas anderes, in den Bergen zu<br />

wandern. Erkundigen Sie sich bei uns,<br />

was dieser oder jener Weg bedeutet.<br />

Wenn da am Wegesrand eine Stunde<br />

Gehzeit steht, kann das vieles heißen:<br />

Hoch und runter, nur hoch, nur runter.<br />

Viele wissen mit den Höhenmetern<br />

nichts anzufangen. Wir können es<br />

Ihnen übersetzen und sagen, was<br />

das für Sie bedeutet. Und: laufen Sie<br />

nicht los wie ein 100-Meter-Sprinter.<br />

Wandern ist eine Ausdauersportart.“<br />

3<br />

DIE VERPFLEGUNG<br />

„Wir nehmen auf unseren Hotelwanderungen<br />

auch Wein mit. Weil wir immer<br />

irgendwo eine anständige Brotzeit<br />

machen. Mit Alkohol. Ich würde<br />

aber nicht sagen, dass dies auf jeder<br />

Ihrer Wanderungen Pflicht ist. Pflicht<br />

ist allerdings, immer Wasser dabei zu<br />

haben. Trinken Sie regelmäßig einen<br />

Schluck, nicht erst, wenn Sie Durst<br />

verspüren. Sie verbrauchen auf Ihrem<br />

Weg viel Flüssigkeit, also führen Sie<br />

auch ihrem Körper Flüssigkeit zu. Da<br />

man auch nie weiß, ob man sich verläuft,<br />

ob die Hütte wirklich geöffnet<br />

hat, ob man ein Gasthaus findet, wäre<br />

es ratsam, stets irgendwas zum Essen<br />

dabei zu haben. Auch Schokoriegel<br />

sind erlaubt, schließlich laufen Sie die<br />

Kalorien ja spielend wieder runter.“<br />

Vervollständigen Sie doch bitte mal diesen Satz:<br />

Kinder können manchmal ganz schön ...<br />

„Nein, das werden Sie von mir nicht hören.”<br />

Was denn?<br />

„Dass Kinder nervig oder anstrengend sein können.<br />

Der Satz ist doch so formuliert, dass nichts anderes<br />

rauskommen kann.”<br />

Aber anstrengend sind Kinder doch.<br />

„Überhaupt nicht. Anstrengend ist doch nur irgendwas<br />

zu tun, was keinen Spaß macht. Mit Kindern zu<br />

arbeiten, macht aber riesigen Spaß.”<br />

Und jetzt wollen Sie mir noch erzählen, dass Kinder<br />

auch nicht nervig sind?<br />

„Was ist denn nervig im Zusammenhang mit Kindern?<br />

Auf keinen Fall sind sie nervig. Wenn sie mal ein bisschen<br />

rumzicken, darf man nur überhaupt nicht darauf<br />

eingehen. Sondern weitermachen, als wäre nichts. Zu<br />

99 Prozent kommen sie dann auch wieder runter und<br />

spielen ruhig weiter.”<br />

Sie haben ja das Problem, dass Sie fast jede Woche<br />

mit anderen Kindern spielen müssen. Und sich auch<br />

die Kinder untereinander nicht kennen.<br />

„Das ist der große Unterschied zum Kindergarten. Die<br />

Schweizer Kinder und die deutschen Kinder verstehen<br />

sich manchmal schon sprachlich nicht richtig, werden<br />

aber trotzdem irgendwann Freunde. Man muss den<br />

Kids hier nur was bieten, was sie zu Hause nicht<br />

haben. Wir basteln zum Beispiel viel mit einfachsten<br />

Materialien – und sie können ihr Werk nachher voller<br />

Stolz ihren Eltern zeigen. Wir machen Ausflüge und<br />

erklären die Natur, bei uns gibt’s abends ein Kindermenü<br />

und und und.”<br />

Woher kommt Ihre Liebe zu Kindern?<br />

„Ich habe schon während der Oberschule Ferienjobs<br />

als Babysitterin angenommen und auch Nachbarskinder<br />

betreut. Und als ich beim Weißen Kreuz war,<br />

musste ich mich entscheiden – gehe ich in die<br />

Sanitäter-Richtung oder in die Kinderbetreuung. Ich<br />

habe mich schnell für die Kinder entschieden, mache<br />

aber immer noch einmal in der Woche den freiwilligen<br />

Dienst beim Weißen Kreuz.”<br />

Wie viele Kinder wollen Sie denn<br />

mal als Mutter groß ziehen?<br />

„Ich habe ja im <strong>Lindenhof</strong> geübt. Mit 25 komme ich<br />

schon noch zurecht…”


PORTRÄT<br />

DIE LINDENHOF HOTELZEITUNG SEITE 12<br />

JOACHIM NISCHLER<br />

DOLCE VITA –BEI<br />

EINEM 20-STUNDEN-TAG<br />

Warum der <strong>Lindenhof</strong>-Hotelchef neben seiner Arbeit den besonderen Triathlon<br />

braucht: „Für mich sind Sport, Weine und gutes Essen wie eine Droge”<br />

Dolce Vita ist das süße Leben. Dass man das genießen und<br />

trotzdem berufliche Höchstleistungen erbringen kann, beweist<br />

einer mit großem Ehrgeiz: Joachim Nischler. Der<br />

Mann ist 45 und Chef des Hotels <strong>Lindenhof</strong>, das zu den<br />

Dolce Vita Hotels gehört. „Mein erstes Ziel ist es, dass die<br />

Gäste bei uns entspannen”, sagt er – und lebt den Urlaubern<br />

neben oder bei seiner Arbeit noch den besonderen Triathlon<br />

vor: viel Sport, gute Weine und Essen auf höchstem Niveau.<br />

Der Mann hat 3.738 Höhenmeter hinter sich.<br />

1.869 bergauf, 1.869 bergab. Er hat 48 Kehren hinauf<br />

und 48 hinunter bewältigt und war ganz oben auf 2.752<br />

Meter. Mit dem Fahrrad. Auf dem<br />

Stilfser Joch. Der zweithöchsten Passstraße<br />

der Alpen. Wie jeden Dienstag<br />

von Juli bis Oktober. Fünf Stunden<br />

Hochleistungssport. „Das gehört zu<br />

meinem Triathlon-Programm“, sagt<br />

Joachim Nischler und lacht. „Viel<br />

Sport, guter Wein und excellentes<br />

Essen – nur mit diesen Drogen halte<br />

ich einen 20-Stunden-Tag durch.“<br />

Joachim Nischler, 45, ist seit gut<br />

zwanzig Jahren Hotelchef im <strong>Lindenhof</strong>.<br />

Er hat die sehr gute Pension<br />

seines Vaters zu einem angesehenen<br />

Viersterne-S-Hotel ausgebaut, er hat<br />

mit vier Kollegen die Dolce Vita-Kette<br />

gegründet, er engagiert sich in Sachen<br />

Kultur und Sport in der Region.<br />

Er beginnt seinen Arbeitstag morgens<br />

um sieben im Büro, bietet den<br />

Urlaubern Radtouren mit ihm wie die<br />

auf das Stilfser Joch an, er kümmert<br />

sich um den Einkauf, das Marketing,<br />

das Personal und die Gäste. Und er<br />

ist sich nicht zu schade, abends im<br />

Speisesaal auch noch das dreckige<br />

Geschirr in die Küche zu tragen. „Er<br />

gibt immer und überall über 100 Prozent“,<br />

sagt der Service-Leiter Helmut<br />

Stieger über seinen Chef – und Joachim<br />

Nischler sagt, er hoffe, dass er<br />

seinen Gästen das Dolce Vita vorlebe.<br />

Ja, was denn nun? Arbeitstier oder Genussmensch?<br />

Sieht so einer aus, der Dolce Vita nicht nur schreiben<br />

kann, sondern wirklich lebt?<br />

Im Lebensmittelmarkt „Unterthurner“ in Naturns,<br />

gleich unten bei der Hauptstraße, feiern die Einheimischen<br />

an einem wunderschönen Oktoberabend ihre<br />

Riesling-Woche. Zwischen Toilettenpapier und Obstregal<br />

spielt eine Zwei-Mann-plus-Eine-Frau-Band<br />

Musik aus den 90er Jahren. Die Stimmung ist ausgelassen,<br />

was an dem harten Rock und dem preisgekrönten<br />

Wein liegt. Und mittendrin feiert Joachim Nischler. Er<br />

trinkt, er tanzt, er redet. „Hier kann ich abschalten“,<br />

sagt der Hotelchef und schwärmt von den Musikern.<br />

„Der Sänger gefällt mir, der gibt 150 Prozent“, sagt er<br />

zu seiner Frau Lorella über den 25-Jährigen, der wie<br />

unter Drogen seinen Kopf nach vorne, nach hinten, nach<br />

rechts, nach links wirft. Joachim Nischler genießt den<br />

Abend, das merkt man ihm an – und am anderen Morgen<br />

erzählt er, er habe die Band verpflichtet. Die spiele im<br />

nächsten Jahr auch für seine Gäste im <strong>Lindenhof</strong>.<br />

Der Riesling-Abend im „Unterthurner“ zeigt vielleicht<br />

sehr anschaulich, wie Joachim Nischler tickt. Er kann<br />

ausgelassen feiern – und hat dennoch immer die Arbeit<br />

und sein Hotel im Kopf. Der Mann ist trotz Dolce<br />

Vita 24 Stunden am Tag Hotelchef. Das unterstreichen<br />

auch die Antworten auf die Frage, wie wichtig ihm der<br />

Der „Triathlet“ Joachim Nischler mit den besonderen Trikots der Radhelden, mit den 127 Whisky-Flaschen<br />

in seiner Bar und beim Gourmetessen im eigenen Speisesaal<br />

Sport ist. „Sehr wichtig“, sagt Joachim Nischler natürlich.<br />

Er fährt trotz aller beruflichen Termine zweimal<br />

in der Woche Rad und geht einmal joggen. „Ich brauche<br />

das. Dabei kann ich super abschalten.“ – Und was<br />

geht Ihnen so durch den Kopf, wenn Sie mit dem Rad<br />

unterwegs sind? – „Danach habe ich mindestens zehn<br />

Punkte, was ich im Hotel alles angehen will“, sagt er.<br />

Psychologen meinen was anderes, wenn sie von „abschalten“<br />

reden.<br />

Bei einem wie Nischler steht der Leistungsgedanke<br />

mindestens gleichauf mit dem süßen Leben. Das ist er<br />

vom Sport her so gewohnt. „Der zweite Platz ist der<br />

erste Platz für den Verlierer“, ist seine Devise. Schon<br />

als Kind zählte er fast in allen Disziplinen zu den Besten:<br />

er lief die 1.000 Meter unter drei Minuten, er fuhr<br />

Ski und Rad, er spielte Eishockey, Tennis und war im<br />

Fußball als eisenharter Verteidiger bekannt, ein kleiner<br />

Terrier, wie einst Berti Vogts. Er hatte Spaß, an<br />

dem, was er tat. Aber: „Ich hatte immer nur ein Ziel:<br />

ich wollte gewinnen“, sagt Joachim Nischler, den ein<br />

Achillessehnenriss ausgerechnet beim Hobbyfußball<br />

mit der Gastronomen-Mannschaft vor knapp zehn Jahren<br />

außer Gefecht setzte. Seither beschränkt er seine<br />

ehrgeizigen sportlichen Pläne darauf, seine Gäste bei<br />

der Stilfser-Joch-Radwette zu besiegen. Wer schneller<br />

oben ist als er, gewinnt einen Wellness-Gutschein.<br />

Nischler: „Freiwillig schenke ich den<br />

nicht her. Ganz bestimmt nicht.“<br />

Nein. Einer wie Nischler fordert auch<br />

seine Gäste. Wenn sie schon gegen<br />

ihn antreten wollen, sollen sie auch<br />

zeigen, was sie drauf haben. In allen<br />

seiner drei Disziplinen.<br />

Zum „Triathleten“ wurde er so in<br />

den 90er Jahren als Praktikant im<br />

Sternelokal „La Stüa de Michil“ in<br />

Corvara. Hier lernte er Peter Dipoli<br />

und Lorella Lorenza Longhitano<br />

kennen, wobei die Reihenfolge keine<br />

Aussagekraft besitzt. Es war die Zeit,<br />

die sein Leben prägte. Lorella ging<br />

mit ihm nach Naturns, mit ihr hat er<br />

die Töchter Chiara und Emma. Peter<br />

Dipoli wurde sein Freund, und der<br />

Winzer führte ihn in die Welt der guten<br />

Weine und der exklusiven Küche<br />

ein. Joachim Nischler, der bis dahin<br />

keinen Wein getrunken hatte, wurde<br />

zum Weinliebhaber und Gourmet.<br />

Heute ist er mit allen Sterneköchen<br />

Südtirols auf du und du, lässt sich von<br />

den Winzern des Landes weiter bilden<br />

und sorgt dafür, dass auch seine<br />

Gäste von seinem Triathlon profitieren:<br />

Küche, Weinkeller und Bar sind<br />

im <strong>Lindenhof</strong> Chefsache.<br />

Der Mann kennt sich aus, was Dolce<br />

Vita anbelangt: bei Wein („Der ist dreckig, den mag<br />

ich nicht“), beim Essen, wo es seinem Freund schon<br />

mal einen harten Rüffel einbringen kann, wenn der zur<br />

venezianischen Kalbsleber nichtsahnend Röstkartoffel<br />

bestellt („Die sind doch vom Geschmack viel zu intensiv,<br />

da musst Du ein Püree dazu essen“) und auch beim<br />

Sport. Wer gegen ihn aktiv antreten will, sollte sich von<br />

seinem theoretischen Fachwissen jedenfalls nicht täuschen<br />

lassen. Im Tippspiel setzt er gerne auf Verliererteams<br />

wie auf seinen Lieblingsverein Inter Mailand.<br />

Doch meistens profitieren die Gäste von seiner Ahnungslosigkeit.<br />

Im WM-Spiel gegen Brasilien glaubte<br />

er nicht an deutsche Tore – und versprach für jeden<br />

Treffer der Löw-Mannschaft jedem Gast ein Bier.<br />

Das Spiel endete 7:1 für Deutschland.<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber: Familie Nischler, Hotel <strong>Lindenhof</strong> Style&Spa Resort Naturns, www.lindenhof.it, Tel. 0039 0473 666242; Verantwortliche Gesamtleistung: Joachim Nischler;<br />

Redaktion: Katharina Nischler, Horst Walter; Gestaltung: Patrick Amor; Fotografie: Andreas Marini; Repro: Günther Piltz; Druck&Versand: G.A.S. Salzburg

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