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Gefühlslooping

Diese Geschichte gibt einen Einblick in eine psychiatrische Klinik, in der die Patienten mit den Dämonen ihrer Vergangenheit abzurechnen sowie ihren kleinen Verrücktheiten umzugehen lernen. Unter anderem wird diese Lebensgeschichte erzählt: Was macht eine Mutter, wenn sie nach Hause kommt und diesen „Brief“ ihres Kindes vorfindet? „Ich bin sterben! Such mich nicht! Dir wünsche ich noch ein sorgenfreies Leben.“ Nach dem ersten Schock versucht sie das unermessliche Gefühlschaos, das die Borderline-Störung bei ihrer Tochter anrichtet, zu ordnen. Es folgt ein jahrelanger, zäher Kampf, der bis zur geistigen und körperlichen Erschöpfung reicht. Am Ende kommt die Mutter zu der unbefriedigenden Erkenntnis, dass sie für ihre Tochter eigentlich nichts weiter tun kann, als selbst die Nerven zu behalten. Das ist jedoch fast unmöglich. Gewürzt ist die Handlung mit einer Prise ganz normalen Wahnsinns, der so manches Mal nur mit etwas Humor zu ertragen ist. „Gefühlslooping“ ist der 3. Band der Serie „Alles wird gut …“ und die direkte Fortsetzung von „Ein Hauch Zufriedenheit“. Der Leser begleitet Lydia während ihrer Psychotherapie

Diese Geschichte gibt einen Einblick in eine psychiatrische Klinik, in der die Patienten mit den Dämonen ihrer Vergangenheit abzurechnen sowie ihren kleinen Verrücktheiten umzugehen lernen.

Unter anderem wird diese Lebensgeschichte erzählt:
Was macht eine Mutter, wenn sie nach Hause kommt und diesen „Brief“ ihres Kindes vorfindet?
„Ich bin sterben! Such mich nicht! Dir wünsche ich noch ein sorgenfreies Leben.“
Nach dem ersten Schock versucht sie das unermessliche Gefühlschaos, das die Borderline-Störung bei ihrer Tochter anrichtet, zu ordnen. Es folgt ein jahrelanger, zäher Kampf, der bis zur geistigen und körperlichen Erschöpfung reicht. Am Ende kommt die Mutter zu der unbefriedigenden Erkenntnis, dass sie für ihre Tochter eigentlich nichts weiter tun kann, als selbst die Nerven zu behalten. Das ist jedoch fast unmöglich.
Gewürzt ist die Handlung mit einer Prise ganz normalen Wahnsinns, der so manches Mal nur mit etwas Humor zu ertragen ist.

„Gefühlslooping“ ist der 3. Band der Serie „Alles wird gut …“ und die direkte Fortsetzung von „Ein Hauch Zufriedenheit“.
Der Leser begleitet Lydia während ihrer Psychotherapie

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© 2014 Heidi Dahlsen<br />

2. Auflage<br />

Alle Rechte vorbehalten.<br />

Nachdruck, auch auszugsweise, verboten.<br />

Kein Teil dieses Werkes darf ohne schriftliche<br />

Genehmigung der Autorin in irgendeiner Form<br />

reproduziert, vervielfältigt oder verbreitet werden.<br />

Kontakt e-Mail: sperlingsida@yahoo.de<br />

Website: www.autorin-heidi-dahlsen.jimdo.com<br />

Satz: Heidi Dahlsen<br />

Covergestaltung: Heidi Dahlsen<br />

Illustrationen: Media Verlagsgesellschaft mbH<br />

Druck und Bindung: createspace.com<br />

ISBN 13: 978-1502858825<br />

ISBN 10: 1502858827


Für Melissa und ihre Mama.


Lydia fährt langsamer als es die erlaubte<br />

Höchstgeschwindigkeit zulässt. Das ist sonst eigentlich<br />

überhaupt nicht ihre Gewohnheit, aber heute hat sie es<br />

nicht eilig, ans Ziel zu kommen.<br />

„Worauf habe ich mich nur eingelassen?“, fragt sie sich<br />

immer wieder in Gedanken und überlegt krampfhaft,<br />

welche der vielen Ausreden, die ihr mit Leichtigkeit zugeflogen<br />

sind, wohl am Glaubhaftesten erscheint, damit<br />

sie sich doch noch vor der Therapie drücken kann.<br />

„Mein innerer Schweinehund will mich wirklich mit allen<br />

Mitteln davon überzeugen, dass ich kneife. Nichts<br />

da“, ruft sie sich zur Ordnung. „Lydia! Du ziehst das<br />

durch!“<br />

Sie atmet tief ein und hofft, dass sich bald alles zum<br />

Guten wenden wird.<br />

Als sie ihr Auto auf dem Parkplatz abstellt und sich umsieht,<br />

ist sie erleichtert, denn die Klinik ist in einem<br />

modernisierten Gutshaus untergebracht und wirkt von<br />

außen eher wie ein Kurhaus. Nur ein kleines Schild neben<br />

dem Eingang weist darauf hin, welche Behandlungen<br />

im Inneren durchgeführt werden. Sie wundert sich<br />

etwas darüber, dass kein einziges Fenster vergittert ist.<br />

Die wildesten Vorstellungen über psychiatrische Einrichtungen<br />

hatten ihre Fantasie im Vorfeld scheinbar<br />

etwas ausufern lassen. Sie schmunzelt, als sie sich an<br />

einen Albtraum erinnert, in dem sie in einer Gummizelle<br />

laut schreiend vergebens auf Befreiung wartete. Die<br />

Zwangsjacke entwickelte ein Eigenleben und schnürte


ihr die Luft ab, sodass sie schweißgebadet und voller<br />

Panik erwacht war.<br />

„Scheinbar alles nur halb so schlimm“, denkt sie erleichtert.<br />

„Hoffentlich.“<br />

Nachdem der Termin für den Beginn ihrer Therapie in<br />

der Psychiatrie feststand, überkamen sie ständig Zweifel,<br />

ob die denn wirklich nötig sei. Deshalb ist es ihr<br />

nicht leicht gefallen, ihre Koffer zu packen, und sie ist<br />

etwas stolz auf sich, weil sie die Anreise durchgehalten<br />

hat.<br />

Auch das Aufnahmegespräch mit der Psychologin lief<br />

ziemlich harmlos ab. Eigentlich wollte sie sich nur einen<br />

ersten Eindruck verschaffen und schnell wieder nach<br />

Hause fahren. Da sie aber davon überzeugt war, dass<br />

der zweite Anlauf auf keinen Fall einfacher werden<br />

würde, fragte sie spontan nach, ob sie bleiben dürfe.<br />

Sie wunderte sich selbst über ihren Mut und hoffte im<br />

selben Moment, diesen Entschluss nicht bereuen zu<br />

müssen. Die Ärztin bot ihr an, vorerst in einem Doppelzimmer<br />

einzuziehen. Das wollte Lydia eigentlich auf gar<br />

keinen Fall und dachte kurz über die Vor- und Nachteile<br />

nach. Sie fühlte sich etwas hin- und hergerissen, denn<br />

sie konnte nicht einschätzen, wie `gefährlich´ die andere<br />

Frau ist.<br />

Als diese ihr jedoch vorgestellt wurde, zerstreuten sich<br />

ihre Zweifel, denn sie machte einen ziemlich normalen<br />

und friedlichen Eindruck und stellte sich gleich selbst<br />

mit den Worten vor: „Hallo. Ich bin Elfi und muss jetzt<br />

zur Therapie. Richte dich erst mal häuslich ein. Wir<br />

können uns nachher ausführlich unterhalten.“<br />

Sie verließ den Raum, und Lydia war froh, sich erst<br />

einmal in Ruhe umschauen zu können.


„Elfi scheint einen seltsamen Humor zu besitzen“,<br />

denkt sie. „Ich will hier auf keinen Fall häuslich werden.<br />

Und das ist auch gut so, denn sonst würde ich nicht<br />

alles dafür tun, die Therapie schnell zu einem erfolgreichen<br />

Abschluss zu bringen, und müsste sonst ewig<br />

hierbleiben.“<br />

Lydia legt ihre Sachen in den Schrank und stellt ihren<br />

Laptop auf den Schreibtisch am Fenster. Hoffnungsvoll<br />

schaut sie auf das Display ihres Handys und muss feststellen,<br />

dass weder ein Anruf noch eine Notfall-SMS eingegangen<br />

ist. Sie ist etwas enttäuscht, weil somit kein<br />

Grund für sie vorliegt, umgehend wieder nach Hause zu<br />

fahren.<br />

Nachdem sie fertig ausgepackt hat, geht sie nach draußen,<br />

um sich die Außenanlagen anzusehen und ist erfreut,<br />

als sie einen idyllischen See erblickt, an den sich<br />

ein Park anschließt.<br />

Ihre erste Aufregung hat sich unterdessen gelegt. Sie<br />

fühlt sich eigentlich ganz gut.<br />

„Vielleicht kann ich meinen seit langem gefassten Vorsatz,<br />

wenigstens ab und zu zu joggen, hier umsetzen.“<br />

Sie geht zum See und setzt sich auf eine Bank. Als sie<br />

ihren Blick schweifen lässt, bemerkt sie, dass sie allein<br />

ist und ist froh darüber. Vor der Konfrontation mit den<br />

anderen Patienten graut ihr. Wieder kommen Zweifel<br />

auf, und sie würde am liebsten fluchtartig die Klinik<br />

verlassen. Sie ist so sehr in Gedanken versunken, dass<br />

sie hochschreckt, als sie angesprochen wird.<br />

„Darf ich mich zu dir setzen?“, fragt eine etwa vierzigjährige<br />

Frau. „Wenn ich störe, kannst du es ruhig sagen.<br />

Dann setze ich mich wo anders hin.“<br />

„Nein, nein“, antwortet Lydia schnell. „Ja, natürlich<br />

können Sie sich zu mir setzen. Ich bin vorhin erst ange-


kommen und weiß noch nicht so recht … wie … wie … na<br />

ja …“<br />

Die Frau grinst. „Dass du die Neue bist, musst du nicht<br />

betonen. Das sieht man dir an.“ Lydia wird rot. „Keine<br />

Angst“, sagt die Frau und winkt lässig ab, „hier guckt in<br />

den ersten Tagen jeder so, wie du jetzt. Das gibt sich.<br />

Und über dein Verhalten musst du dir an diesem Ort absolut<br />

keine Gedanken machen. Wo, wenn nicht hier,<br />

kannst du sein, wie du schon immer sein wolltest?“<br />

„Dürfen wir eigentlich zusammensitzen und uns unterhalten?“,<br />

fragt Lydia.<br />

Die Frau lacht. „Wenn es nicht erlaubt wäre, hätte<br />

man um den See herum nur einzelne Stühle in großem<br />

Abstand aufgestellt. Die gemütlichen Bänke verführen<br />

uns ja regelrecht dazu, miteinander zu plaudern.“<br />

„Dann bin ich ja beruhigt.“<br />

Lydia wird schwindlig. Schweißperlen treten auf ihre<br />

Stirn. Schnell wischt sie diese weg.<br />

„Bist du freiwillig hier?“, fragt die Frau.<br />

„Mehr oder weniger“, antwortet Lydia.<br />

„Tja, manchmal bleibt einem nichts anderes übrig. Du<br />

solltest dich von Anfang an daran gewöhnen, dass sich<br />

fast alle duzen.“ Sie streckt Lydia ihre Hand entgegen<br />

und stellt sich vor. „Ich bin Karin.“<br />

„Lydia.“<br />

Eine Weile beobachten sie die Schwäne und Enten, die<br />

auf dem See schwimmen.<br />

Da Lydia das Schweigen etwas unangenehm ist, stellt<br />

sie fest: „Es ist ja ganz schön hier draußen.“<br />

„Drinnen wird es dir auch bald gefallen“, antwortet<br />

Karin und stupst sie aufmunternd an.<br />

„Das kann ich mir nicht vorstellen“, erwidert Lydia.


„Glaube mir, es ist nicht so schlimm, wie du es dir vielleicht<br />

vorstellst. Die Therapeuten sind freundlich und<br />

verständnisvoll. Was willst du mehr?“<br />

„Ich wäre lieber zu Hause und würde arbeiten“, sagt<br />

Lydia wehmütig.<br />

„Das glaube ich dir. Dabei würdest du dich bestimmt<br />

wohler fühlen.“ Lydia nickt. „Und, wo hat dich dein bisheriger<br />

Lebensstil hingeführt?“, fragt Karin. Lydia zuckt<br />

mit den Schultern. „Siehst du, es ist doch nicht so einfach.<br />

Deine Welt kommt bald wieder in Ordnung, wenn<br />

du dich nicht allzu sehr gegen die Therapie sträubst.“<br />

Lydia ist erfreut, als sie Elfi kommen sieht.<br />

„Störe ich?“, fragt Elfi.<br />

Lydia lächelt sie an und schüttelt den Kopf.<br />

Karin erhebt sich. „Ich muss sowieso los. LF hat es<br />

nicht gern, wenn man sie warten lässt. Und dabei betonen<br />

die hier ständig, dass man die Gesprächszeiten frei<br />

wählen kann. Na ja, mit irgendeiner Parole müssen sie<br />

die Menschen ja herlocken. Wer würde sonst schon<br />

freiwillig bleiben?“<br />

Sie zwinkert Lydia zu und macht sich auf den Weg zum<br />

Hauptgebäude.<br />

„Karin hast du also schon kennengelernt“, sagt Elfi.<br />

„Sie ist ganz nett.“<br />

Elfi nickt. „Wunderst du dich, dass sie gesund erscheint?“<br />

Lydia nickt.<br />

„Viele wirken sogar normal“, sagt Elfi. „Was in jedem<br />

vor sich geht, kann man nicht sehen.“<br />

„Du meinst, ich sollte vorsichtiger sein.“<br />

„Gefährlich ist niemand“, sagt Elfi. „Einige sind ziemlich<br />

anstrengend und erzählen jedem, was ihnen alles<br />

auf der Seele brennt.“


„Karin hat mir von sich nichts verraten“, erwidert Lydia.<br />

„Sie gehört eher zu den Schweigsameren. Das liegt<br />

vielleicht auch daran, dass sie gemeinsam mit ihrer<br />

Tochter hier untergebracht ist und sozusagen Familienanschluss<br />

hat. Im Obergeschoss ist eine Station mit Mädchen,<br />

die Essstörungen haben. Karins Tochter wird dort<br />

therapiert.“<br />

„Wer ist LF?“, fragt Lydia.<br />

„Frau Doktor Lachmann-Friedrich“, antwortet Elfi.<br />

„Viele kürzen hier so manches ab. Wahrscheinlich klingt<br />

es für sie dann weniger bedrohlich.“<br />

„Ihr Name passt an diesen Ort“, sagt Lydia. „Der macht<br />

beinahe Hoffnung.“<br />

„Jedenfalls ist Lachmann allemal besser als Buhmann.“<br />

Elfi grinst. „Nicht, dass du dich wunderst, aber die Köchin<br />

heißt Hermine Fröhlich und der Hausmeister Wolfgang<br />

Scherzer. Vielleicht heißen sie gar nicht wirklich<br />

so, sondern wollen mit ihren Namen eine positive Einstellung<br />

bei uns bewirken. Ist doch egal. Sie sind nett,<br />

und das ist die Hauptsache. Du musst also vor niemandem<br />

hier Angst haben.“<br />

„Ich habe keine Angst.“<br />

„Sei froh, denn dann wirst du unsere Ingrid besser ertragen<br />

können.“<br />

Lydia stutzt. „Was ist denn mit ihr?“<br />

„Vielleicht ist es besser, wenn ich dich warne“, flüstert<br />

Elfi geheimnisvoll und schaut sich um, dass niemand in<br />

der Nähe ist, der sie hören kann. „Ingrid ist nämlich eine<br />

Hexe.“ Lydia schaut sie ungläubig an, sodass Elfi ihr<br />

lächelnd erklärt: „Hier darf jeder sein, wer und was er<br />

ist oder zu sein glaubt.“


Lydia stöhnt. „Worauf habe ich mich bloß eingelassen?“<br />

„Du wirst dich bald eingewöhnt haben. Glaube mir,<br />

niemand ist gern hier … außer vielleicht Ingrid. Mein<br />

Gott, nun guck nicht so, als wärst du in der Hölle gelandet.“<br />

Sie stupst Lydia mit dem Ellenbogen freundschaftlich<br />

an. „Das war ein Scherz. Ingrid hält sich doch bloß<br />

für eine Hexe.“<br />

„Was haben denn die anderen so für Probleme?“, fragt<br />

Lydia wie nebenbei, obwohl sie eine ausführliche Antwort<br />

kaum erwarten kann.<br />

„Marga ist Witwe und überwindet den Tod ihres Mannes<br />

nicht“, erklärt ihr Elfi. „Horst ist Frührentner und<br />

kommt mit dem Nichtstun nicht klar. Die beiden gestylten<br />

Männer, die immer zusammenhängen, sind Manager,<br />

die ihren anstrengenden Job nicht verkraften. Sie sind<br />

davon überzeugt, dass sie etwas Besseres sind und geben<br />

sich nicht mit uns ab. Du brauchst dir also erst gar<br />

keine falschen Hoffnungen zu machen.“<br />

„Oh nein“, wirft Lydia schnell ein. „Ich habe alles andere<br />

als Interesse an einem Mann.“<br />

„Dann wirst du von denen auch nicht enttäuscht. Karin<br />

kennst du schon. Und unsere Hexe Ingrid wird schon<br />

bald deine Nähe suchen und sich selbst vorstellen. Hi,<br />

hi, hi …“<br />

„Du machst mich neugierig.“<br />

„Deine Neugierde wird Ingrid ganz bestimmt befriedigen.<br />

Sie ist ziemlich … sagen wir mal … anhänglich. Das<br />

kann belastend sein, wenn du gerade mit dir selbst genug<br />

zu tun hast. Dann ist da noch Andrea, die es umgehauen<br />

hat, als sie erfuhr, dass sie adoptiert wurde. Weil<br />

sie unbedingt ihre leiblichen Eltern finden will, hat sie<br />

Ärger mit ihren Adoptiveltern. Sie ist ganz schön durch-


einander und bleibt lieber für sich allein. Die Frau mit<br />

der roten Mähne heißt Sonja. Sie leidet darunter, überhaupt<br />

keine Kinder bekommen zu können, denn ihr<br />

Mann sträubt sich auch gegen eine Adoption. Und ich bin<br />

total überfordert mit der Betreuung mehrerer Kinder.<br />

So quält sich eben jeder mit dem was er hat oder vermisst.<br />

Das Schicksal scheint es niemandem recht machen<br />

zu können.“<br />

Nach dem Mittagessen, legt sich Lydia auf ihr<br />

Bett.<br />

„Das Mittagsschläfchen werde ich vermissen“, sagt Elfi.<br />

„Wirst du bald entlassen?“, fragt Lydia.<br />

„Leider“, antwortet Elfi. „Dann ist es mit meiner Ruhe<br />

wieder vorbei.“<br />

„Bist du nicht froh, endlich nach Hause zu können?“<br />

„Einerseits schon, aber … lassen wir das jetzt. Versuche<br />

einfach, etwas zu schlafen. Das tut wirklich gut.“<br />

Elfi nimmt sich ein Buch und liest.<br />

Lydia starrt an die Decke. Die Informationen, die sie<br />

über die anderen Patienten erhalten hat, haben ihre<br />

Neugier geweckt. Trotzdem ist ihr unbehaglich zumute,<br />

und sie sehnt sich in ihre Wohnung und zu ihren Freunden<br />

zurück. Wehmütig denkt sie an ihre Freundin Christine<br />

und nimmt sich fest vor, diese am Abend anzurufen,<br />

um ihr ausführlich zu berichten.<br />

Als ein leiser Signalton ertönt, steht Elfi auf und macht<br />

sich für die Entspannungstherapie fertig. Entschuldigend<br />

sieht sie Lydia an. „Ohne mein Handy wäre ich aufgeschmissen<br />

und würde alle Termine verpassen.“


Sie winkt Lydia kurz zu und verlässt das Zimmer. Lydia<br />

fühlt sich allein etwas unbehaglich und ist zufrieden<br />

darüber, nicht auf einem Einzelzimmer bestanden zu<br />

haben. Sie ist jetzt überzeugt davon, dass Elfis Anwesenheit<br />

ihr die Eingewöhnung etwas erleichtern wird.<br />

Bevor sie weiter ins Grübeln verfallen kann, klopft es.<br />

Lydia erfasst Panik. Ihr Herz beginnt zu hämmern.<br />

„Ja, bitte“, sagt sie, worauf Frau Doktor Lachmann-<br />

Friedrich das Zimmer betritt.<br />

„Frau Bach, ich würde Sie gern kurz sprechen“, sagt<br />

die Ärztin.<br />

Voller Unruhe und bemüht, sich diese nicht anmerken<br />

zu lassen, setzt Lydia sich an den Tisch.<br />

Die Ärztin nimmt neben ihr Platz und gibt ihr eine Einführung<br />

in den Klinikablauf, erklärt die verschiedenen<br />

Therapieangebote, an denen sie teilnehmen kann, und<br />

händigt ihr die Hausordnung aus. Zum Abschluss erklärt<br />

sie Lydia, wann das erste Gespräch und in welchen Abständen<br />

die weiteren stattfinden sollten. Sie verabreden<br />

sich für den Nachmittag des nächsten Tages.<br />

Als Lydia bewusst wird, dass mit diesem Termin ihre<br />

Behandlung beginnen wird, durchströmen Hitzewellen<br />

ihren Körper. Sie kann sich nicht vorstellen, über ihre<br />

Probleme mit einer fremden Person zu sprechen, und<br />

überlegt krampfhaft, wie viel sie überhaupt preisgeben<br />

möchte. Schon wieder zweifelt sie an der Richtigkeit<br />

ihres Entschlusses. Einerseits sagt sie sich, dass das<br />

schreckliche Erlebnis doch schon so lange her ist und<br />

eigentlich bald in Vergessenheit geraten müsste. Ein<br />

vernünftigerer Gedanke signalisiert ihr jedoch, dass das<br />

garantiert nicht der Fall sein wird, denn dann hätte sich<br />

ja schon längst alles in Wohlgefallen aufgelöst, anstatt<br />

immer wieder durch ihr Hirn zu spuken.


Als Elfi zurückkommt, mustert sie Lydia und stellt fest:<br />

„Du guckst, als würdest du die Vollstreckung deines Todesurteils<br />

erwarten.“<br />

„So fühle ich mich auch.“<br />

„Quatsch. Niemand wird über dich ein Urteil fällen. In<br />

LF habe ich das erste Mal jemanden gefunden, der mir<br />

in Ruhe zugehört und mir Ratschläge gegeben hat, mit<br />

denen ich etwas anfangen konnte. Nun sehe ich etwas<br />

gelassener in die Zukunft.“<br />

„Irgendwo in meinem Innersten ist mir das auch bewusst,<br />

aber …“<br />

„Bald hast du genug Gelegenheit, dein Innerstes nach<br />

außen zu krempeln“, unterbricht Elfi sie. „Ich möchte<br />

nicht wissen, welche absurden Geschichten LF ständig<br />

zu hören bekommt. Und die sind fast alle real.“<br />

„Darum beneide ich sie“, sagt Lydia. Elfi schaut sie<br />

fragend an, sodass Lydia ihr erklärt: „Na ja. Dann müsste<br />

ich mir nicht so viele Gedanken über den Inhalt meiner<br />

nächsten Romane machen.“<br />

„Du schreibst Bücher?“, fragt Elfi erstaunt. „Und deine<br />

einzige Sorge besteht darin, dass dir irgendwann nichts<br />

mehr einfallen könnte? Wollen wir tauschen?“<br />

Lydia schüttelt den Kopf. „Nein. Ganz so einfach ist es<br />

bei mir auch nicht.“<br />

„Jetzt bin ich etwas beruhigt“, sagt Elfi. „Ich dachte<br />

schon … LF ist wirklich verständnisvoll, fast mütterlich.<br />

Außerdem verlangt sie nicht, dass du in drei Tagen vor<br />

deines Rätsels Lösung stehst. Lass dir einfach Zeit. Den<br />

Rat kann ich dir mit ruhigem Gewissen geben. So angenehm<br />

und friedlich, wie es sich hier leben lässt, bekommst<br />

du es zu Hause nicht so schnell wieder.“<br />

„Bist du verheiratet? Hast du Kinder?“, fragt Lydia,<br />

weil sie gern etwas über Elfi erfahren möchte.


„Ja. Ich hatte vergangenes Jahr Silberhochzeit und habe<br />

einen Sohn, eine Tochter und vier Enkelkinder. Mein<br />

Sohn ist mit seiner ersten großen Liebe verheiratet und<br />

sehr darauf bedacht, seine Frau glücklich zu machen.<br />

Bei ihr bin ich mir nicht so sicher, dass die Gefühle für<br />

ihn überwältigend sind, aber das kann ich nicht beeinflussen.<br />

Ihr ältester Sohn Shawn ist sechs Jahre alt,<br />

Ethan ist vier und bereits elf Monate nach ihm wurde<br />

Bella-Shirin geboren. Der Sohn meiner Tochter heißt<br />

Raphael und ist sieben Jahre alt.“<br />

„Da geht es bei euch sicher rund“, stellt Lydia fest.<br />

„Oh ja. Meine Enkelkinder sind sehr oft bei mir.“ Elfi<br />

macht eine Pause und seufzt. „Eigentlich sollte ich mich<br />

darüber freuen … aber … allzu viel ist ungesund, sagt<br />

ein Sprichwort. Ich komme einfach nicht zur Ruhe, denn<br />

die Jungs wachen morgens mit dem ersten Sonnenstrahl<br />

auf und machen schon lange keinen Mittagsschlaf mehr.<br />

Sie sind demzufolge total überdreht, sodass die Kleine<br />

ebenfalls nicht schlafen kann. Somit kann ich mich auch<br />

mittags nicht mal ein Weilchen ausruhen. Und abends<br />

sieht Ethan nicht ein, dass Shawn etwas länger aufbleiben<br />

darf als er, und tobt im Bett herum. Außerdem kennen<br />

die Kinder weder geregelte Mahlzeiten noch gesunde<br />

Nahrung. Wenn sie hungrig werden, naschen sie unkontrolliert<br />

Süßigkeiten oder bedienen sich im Kühlschrank.<br />

Ich bin nur auf der Hut, dass sie das bei mir<br />

nicht tun, und versuche, ihnen mit kleinen Ritualen<br />

Tischmanieren beizubringen. Das ist nicht einfach, weil<br />

sie bei ihren Eltern ja doch wieder tun und lassen können,<br />

was sie wollen. Ständig machen sich die Jungs einen<br />

Spaß daraus, ihre kleine Schwester zu ärgern, und<br />

mit Vorliebe kleben sie ihr Kaugummi in die Haare. Du<br />

kannst dir sicher vorstellen, wie anstrengend das ist. Ich


verstehe meine Schwiegertochter gut, dass sie sich<br />

überlastet fühlt, aber dass sie die Kinder ständig bei mir<br />

ablädt, ist …“ Sie macht eine Pause und überlegt, wie<br />

sie sich ausdrücken soll.<br />

„… eigentlich unverschämt und eine Frechheit“, ergänzt<br />

Lydia.<br />

Elfi schaut traurig vor sich hin und nickt. „Es so zu sehen,<br />

habe ich erst hier gelernt.“ Sie seufzt. „Ich wollte<br />

immer, dass es meinen Enkelkindern gut geht. Die merken<br />

doch, dass sie ihre Eltern nerven und ständig abgeschoben<br />

werden.“<br />

„Das wäre ein Fall für die Super-Nanny“, sagt Lydia.<br />

„Die biegt das im Nu wieder hin.“ ……


Autorin Heidi Dahlsen<br />

Seit meiner Geburt im Jahre 1960 lebe ich in der Nähe<br />

von Leipzig. Ich bin verheiratet und habe zwei Kinder<br />

sowie eine Enkelin. Vor zehn Jahren habe ich mit dem<br />

Schreiben begonnen. Weil mein Leben von Anfang an<br />

ziemlich turbulent war, habe ich mir seelisch „Luft verschafft“,<br />

indem ich die Erlebnisse aufschrieb. Alles bekam<br />

ich in einem Buch gar nicht unter und da mir das<br />

Schreiben unterdessen so viel Freude bereitete, konnte<br />

ich bereits acht Bücher veröffentlichen.<br />

Meine Eltern betonen noch heute abfällig: „Du bist<br />

doch nur entstanden, weil wir Langeweile hatten.“<br />

Was aus so einem Kind schon werden kann, fragen Sie<br />

sich gerade? Das können Sie in meinem ersten Buch<br />

„Lebt wohl, Familienmonster“ nachlesen und im Nachhinein<br />

an allen Höhen und Tiefen meines Lebens teilhaben.<br />

Auf der Suche nach einem harmonischen Familienleben<br />

stolperte ich von einer Katastrophe in die nächste.<br />

Ich kann Ihnen versprechen, dass Ihnen beim Lesen<br />

nicht langweilig wird.<br />

Während einer Geburtstagsfeier erzählte ich aus meinem<br />

Leben. Ein Gast sagte: „Oh Mann, das hört sich ja<br />

an wie aus einem Roman. Das solltest du alles aufschreiben.“<br />

Das tat ich und schon bald gab es kein Halten<br />

mehr. Im Nachhinein stellte ich fest, dass das<br />

Schreiben meine Seele befreit hatte.<br />

http://www.amazon.de/Lebt-wohl-Familienmonster-<br />

Heidi-Dahlsen-ebook/dp/B00NDP8EZW/<br />

„Alles wird gut … “ ist mein zweites Buch. Zu diesem<br />

Titel hat mir mein Sohn verholfen. Immer, wenn ich fast<br />

am Verzweifeln war, tröstete er mich damit und ich


konnte auch hier in die Handlung viele Erlebnisse aus<br />

meinem Leben einbauen.<br />

http://www.amazon.de/Alles-wird-gut-Heidi-Dahlsenebook/dp/B00S313JT2/<br />

Schon bald war ich so in Schreiblaune, dass die Fortsetzung<br />

„Ein Hauch Zufriedenheit“ nicht lange auf sich<br />

warten ließ.<br />

http://www.amazon.de/gp/product/B00UWOCDRM<br />

Im „<strong>Gefühlslooping</strong>“ erhalten Sie einen Einblick in die<br />

Psychiatrie. Dabei habe ich aus meinem ständigen Gefühlschaos<br />

mit manischen und depressiven Phasen geschöpft<br />

und auch den Leidensweg meiner Tochter, die<br />

am Borderline-Syndrom erkrankt ist, aufgeschrieben.<br />

Jahrelang wurden wir damit konfrontiert, dass der<br />

Großteil unserer Gesellschaft mit psychisch Kranken<br />

weder umgehen kann, noch gewillt ist, Verständnis für<br />

uns aufzubringen. Ich wende mich mit diesem Buch an<br />

Betroffene von psychischen Krankheiten und möchte<br />

ihnen Lösungswege aufzeigen. Allen anderen Interessierten<br />

soll es ein Ratgeber sein.<br />

http://www.amazon.de/gp/product/B00OINWOOA/<br />

Im Hoffnungsschimmer erfahren Sie wie es mit Christine,<br />

Olli, Lydia und Jutta weitergeht. Der Alltag mit<br />

seinen Höhen und Tiefen hält für alle einige Überraschungen<br />

bereit. Ihre Wünsche gehen in Erfüllung, so<br />

manches Mal jedoch ganz anders als erwartet. Sie tragen<br />

es dennoch mit Humor und sind sich sicher: wenn<br />

man ab und zu über seinen eigenen Schatten springt,<br />

kann man vieles erreichen. Immer noch handeln sie


nach dem Motto: `Gemeinsam haut uns nichts so schnell<br />

um´ und stehen sich in allen Lebenslagen bei.<br />

http://www.amazon.de/Hoffnungsschimmer-Alleswird-gut-4-ebook/dp/B0161RSJJO/<br />

In einer Gesamtausgabe sind alle vier Bände: Alles<br />

wird gut …, Ein Hauch Zufriedenheit, <strong>Gefühlslooping</strong><br />

und Hoffnungsschimmer zusammengefasst und als eBook<br />

erhältlich. Dies sind 1000 Seiten Lesevergnügen.<br />

Nachdem ich 2010 die Diagnose Krebs erhielt, war ich<br />

verzweifelt und sagte mir immer wieder: „Halte durch,<br />

sei stark – kämpfe!“ Ein Jahr später kam ich langsam<br />

wieder zu Kräften und schrieb mir nun diese Seelenqual<br />

vom Herzen, auch weil sie für mich mit einem Happy-<br />

End ausgegangen war.<br />

http://www.amazon.de/Seelenqual-mit-HappyEnd-<br />

Heidi-Dahlsen-ebook/dp/B00T71QMDW/<br />

Danach erfüllte ich mir einen Traum. Ich liebe Weihnachten<br />

und die Geschichten, die dieses Fest so besonders<br />

machen. Also fragte ich mich: „Warum nicht dieses<br />

Thema aufgreifen und dem Leser eine Weihnachtsbotschaft<br />

vermitteln?“ Dabei „half“ mir eine kleine Elfe,<br />

deshalb auch der Titel „ElfenZauberei“. Dieses Buch ist<br />

ein Lesevergnügen für Kinder ab etwa zehn Jahren sowie<br />

für Leseratten bis ins hohe Alter.<br />

So wie die Geschichte unter die Haut geht, werden Sie<br />

sich in Zukunft sicher gut überlegen, was Sie sich wünschen.<br />

Denn Sie erfahren, dass es ganz schön turbulent<br />

zugehen kann, wenn Wünsche wirklich in Erfüllung gehen.


http://www.amazon.de/ElfenZauberei-Heidi-Dahlsenebook/dp/B00OKZ559M/<br />

Mein neustes Buch ist eine „KAMPFANSAGE“. Nachdem<br />

mir bewusst geworden war, dass ich manisch depressiv<br />

bin, nahm ich den Kampf gegen die Depressionen, Panikattacken<br />

und <strong>Gefühlslooping</strong>s auf. Sie erfahren, welche<br />

Lösungswege ich gefunden habe, um heute ein lebenswertes<br />

Leben führen zu können. Dieses Buch ist ein<br />

Ratgeber für Betroffene und all diejenigen, die sich<br />

nicht davor scheuen, sich mit den Tabu-Themen der<br />

psychischen Krankheiten auseinanderzusetzen.<br />

http://www.amazon.de/Kampfansage-Kampf-<br />

Depressionen-Panikattacken-Gef%C3%BChlsloopingsebook/dp/B00U54SA3U/<br />

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