JB_2015

Umgang mit Differenz in Europa – Forschungstätigkeit 2015
Weitere Forschungen
Für Gott, Vaterland und Menschheit. Freimaurerischer
Internationalismus in Europa (ca. 1850–1935)
Die Freimaurerei – eine ehrenamtliche, auf Initiation beruhende, überwiegend
männliche »Bruderschaft« – verstand sich als »kosmopolitisch«. In den letzten
Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts versuchten Freimaurer, sich international zu
organisieren und es damit grenzüberschreitenden Bewegungen in Wissenschaft,
Bildung, Künsten und anderen Bereichen gleichzutun.
Bearbeiter:
Förderung:
Joachim Berger
Grundausstattung
Diese Variante des Internationalismus war
mit antifreimaurerischen Stimmungen
konfrontiert, die in der These von einer
»(jüdisch-)freimaurerischen Weltverschwörung«
gipfelten. Davon konnte keine Rede
sein: Dazu hatten sich die national organisierten
Freimaurerverbände Europas zu unterschiedlich
entwickelt. Das Forschungsprojekt
untersucht, wie auf internationaler
Ebene religiöse Verbindlichkeiten mit dem
Postulat der Gewissensfreiheit übereingingen,
und wie sich nationale Loyalitäten und
kolonial-imperiale Ambitionen zu einem
universalen Humanitätsideal verhielten.
Erstens wird analysiert, wie sich verschiedene
national verfasste Körperschaften,
die ideologischen »Lagern« zugerechnet
werden, in den internationalen Arenen
positionierten. Zweitens werden die Konjunkturen
und Krisen der transnationalen
Bewegungen und Organisationen mit ihren
wichtigsten Zäsuren aufgezeigt. Der Erste
Weltkrieg erscheint dabei als Drehscheibe
und als Katalysator. Drittens werden Konflikte
analysiert, die zwischen den Befürwortern
und Gegnern des Internationalismus
über Jahrzehnte hinweg ausgetragen
wurden. In der Gesamtschau lässt sich das
ideologische Spektrum des Phänomens
»Freimaurerei« historisieren und kontextualisieren.
Im Berichtsjahr wurde die Zusammenfassung
der Ergebnisse weiter vorangetrieben.
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