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Beta-XTrainer

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<strong>Beta</strong> Xtrainer 300<br />

NEUE WEGE<br />

In dieser Art derzeit nur von<br />

<strong>Beta</strong>: Eine gutmütige Sportenduro<br />

mit gezähmtem Motor –<br />

Einladung für Hobbyfahrer wie<br />

für Könner.<br />

18 ENDURO


Kraftstoffhahn geöffnet,<br />

Choke-Knopf am Keihin-Schiebervergaser<br />

gezogen<br />

– vertraute kleine Bedienungsschritte<br />

vor dem Kaltstart,<br />

heute in der Ära elektronischer<br />

Einspritzeinlagen fast schon<br />

in Vergessenheit geraten. Und<br />

reines Benzin im Tank, ohne beigemischtes<br />

Öl – trotz Zweitakt.<br />

Aber erst mal zum Konzept,<br />

dann Technik, dann Fahren.<br />

Mit praxisgerechten 8,5 Litern<br />

im vollen Tank zeigt die Waage<br />

startfertig 109 Kilogramm einschließlich<br />

der paar Boano-Anbauteile,<br />

nicht viel für eine 300er –<br />

vielleicht eine Attacke auf die<br />

350er KTM Freeride? Gefehlt.<br />

<strong>Beta</strong>: „Dies ist das wahrscheinlich<br />

einzige echte Allround-Motorrad<br />

am Markt. Für Fahrer, die<br />

Spaß haben wollen, verbunden<br />

mit dem Anspruch, sich fahrtechnisch<br />

weiterzuentwickeln.“<br />

Daher der Name Xtrainer, vom<br />

Hersteller selbst auch Crosstrainer<br />

genannt.<br />

TEST<br />

Viel Vergnügen beim<br />

Drift, das Vorderrad<br />

hält verlässlich<br />

Zeitgemäßer H4-Scheinwerfer, Handschützer<br />

nicht serienmäßig<br />

Und weiter: „Einerseits ist<br />

diese Maschine ein Einstiegsgerät,<br />

andererseits das optimale<br />

Werkzeug für technisch anspruchsvolles<br />

Fahren auf hohem<br />

Niveau.“ Klar, niedriges Gewicht<br />

verspricht spielerisches Handling<br />

und der souveräne Hubraum<br />

weist auf Leistung über<br />

den ganzen Drehzahlbereich<br />

hin. Das kann Einsatzmöglichkeiten<br />

ergeben „in einer Bandbreite,<br />

die es bisher noch nicht<br />

gab“ – um letzteres wiederum<br />

im Originalton des Herstellers<br />

zu zitieren.<br />

Man habe dem bereits von<br />

der 300er Sportenduro bekannten<br />

Zweitaktmotor für den<br />

neuen Einsatzzwek noch bessere<br />

Manieren anerzogen: Soft<br />

und gleichmäßig in der Leisstungsabgabe<br />

soll er sein, aber<br />

Solide Boano-Protektoren, Alubügel<br />

als Abstützung zum Lenker<br />

Cockpit mit großen Ziffern, aus Fahrersicht<br />

jedoch großenteils verdeckt<br />

dennoch mit Power für extreme<br />

Etappen ausgestattet. All das<br />

sei in einem Motorrad vereint,<br />

das sich in jeder Situation äußerst<br />

kontrollierbar gebe. Das<br />

heißt leicht beherrschbar. Dazu<br />

wird noch eine „geringe Sitzhöhe“<br />

genannt: 92 Zentimeter sind<br />

der reale Wert – durchaus schon<br />

am unteren Ende der Sportenduro-Skala.<br />

Beim kleinen Rundgang<br />

ums abgestellte Motorrad fällt<br />

der Blick erst mal auch auf<br />

Nebensächlichkeiten: Da ist<br />

zum Beispiel der zeitgemäße<br />

H4-Scheinwerfer und dort der<br />

im linken Heck-Haltegriff fast<br />

unsichtbar integrierte Entriegelungsknopf<br />

für die Sitzbank,<br />

schnell und einfach zu bedienen<br />

– eine gute Lösung. Nicht<br />

zu vergessen auch der problemlos<br />

ohne Werkzeug abnehmbare<br />

und einwandfrei passende<br />

Seitendeckel, um rasch an den<br />

Luftfilter zu gelangen. Und da<br />

ist der wertvoll aussehende Seitenständer<br />

aus geschmiedetem<br />

Leichtmetall, allerdings mit entschieden<br />

zu kleiner Standfläche.<br />

Die Basis des Fahrwerks bildet<br />

der geschlossene Stahlrohrrahmen,<br />

teils aus Rund-, teils<br />

aus Rechteckrohr in Perimeterbox-Bauweise.<br />

Auffälliges Merkmal<br />

dieser Bauart ist der überbreite<br />

Oberzug, das einfache<br />

Frontrohr mit Doppel-Unterzug<br />

ist Standard, das Kunststoffheck<br />

ist angeschraubt.<br />

Die Upsidedown-Gabel nennt<br />

sich r16v – ein spanisches Fabrikat<br />

– und fällt durch die Zuordnung<br />

ihrer Funktionen auf:<br />

Im linken Holm befindet sich<br />

ENDURO 19


Dämpfung im linken Gabelholm,<br />

Vorspannung rechts, von oben<br />

einstellbar, aber schlecht<br />

zugänglich<br />

Hochwertige Karbon-Protektoren<br />

von Boano für Rahmen und<br />

Leistungsteil als Zubehör<br />

die Dämpfereinheit mit variabler<br />

Zugstufe, die Federung<br />

mit einstellbarer Vorspannung<br />

sitzt im rechten<br />

Holm. In beiden Fällen<br />

erfolgt die Verstellung von<br />

oben, wobei die Zugänglichkeit<br />

bei den knappen<br />

Platzverhältnissen unterm<br />

Lenker einigermaßen zu<br />

wünschen übrig lässt.<br />

Das Federbein, das über<br />

ein progressiv wirkendes<br />

Hebelsystem arbeitet,<br />

stammt von der gleichen<br />

Marke wie die Gabel. Einstellen<br />

lassen sich Federvorspannung,<br />

Zug- und<br />

Druckdämpfung, letztere<br />

am Ausgleichbehälter. Die<br />

Bremsen kommen vom<br />

japanischen Lieferanten<br />

Nissin, nach aller Erfahrung<br />

erste Wahl.<br />

Gegenwärtig ist <strong>Beta</strong><br />

das einzige Fabrikat im<br />

Motorradbereich, das<br />

Zweitaktmodelle mit Getrenntschmierung<br />

liefert,<br />

neu seit dem Modelljahr<br />

2016 (ENDURO 9/15).<br />

Damit outet sich der italienische<br />

Hersteller gegenüber<br />

allen anderen<br />

Produzenten von Zweitaktmotoren,<br />

die für die klassische<br />

Mischungsschmierung<br />

gerne das Argument<br />

einer möglichen Störquelle<br />

in Form der Ölpumpe ins<br />

Feld führen. Klar gesagt<br />

sein muss in diesem Zusammenhang:<br />

Zu Zeiten,<br />

als sämtliche japanischen<br />

Hersteller außer Honda<br />

auf Zweitakter setzten,<br />

liefen die Motoren mit<br />

Pumpenschmierung, von<br />

technischen Problemen in<br />

diesem Punkt war in jener<br />

Zeit nie, gar nie etwas zu<br />

hören.<br />

Zielsicher an der<br />

Kante entlang<br />

Hervorragende Nissin-Bremse,<br />

Gabel sensibel ansprechend<br />

Starke Boano-Protektoren<br />

für Gehäuse und Krümmer<br />

aus dem Zubehör<br />

Elektrolüfter für die thermische<br />

Sicherheit<br />

20 ENDURO


Viel Spaß auch bei<br />

verhaltener Gangart<br />

Tatsache ist jedenfalls<br />

zunächst mal, dass die<br />

Getrenntschmierung eine<br />

einfachere, weitaus angenehmere<br />

Bedienung offeriert,<br />

weil das lästige Mischen<br />

entfällt. Und: Geht<br />

auf einem ausgedehnten<br />

Offroad-Ausflug der Sprit<br />

zur Neige, dann hat bekanntlich<br />

nicht jede Tanke<br />

Zweitaktöl parat.<br />

Aus technischer Sicht<br />

schließlich ein entscheidender<br />

Vorzug der Pumpenschmierung:<br />

Die<br />

elektronisch geregelte<br />

Zuführung des Öls wird<br />

exakt nach Drehzahl und<br />

Belastung, das heißt Gasgriffstellung<br />

gesteuert. Das<br />

bedeutet: Eine Öl-Überfettung<br />

in bestimmten Betriebs-Situationen<br />

– beispielsweise<br />

bei mehrere<br />

Minuten anhaltender<br />

sanfter Gangart – wird vermeidbar.<br />

Was sich letztlich<br />

auch im Ölverbrauch niederschlagen<br />

muss.<br />

Kein Zündschloss vorhanden.<br />

Der bei gezogenem<br />

Choke auf Knopfdruck<br />

sofort laufende Motor<br />

bleibt am Leben, wenn<br />

schon wenige Sekunden<br />

nach dem Start der Choke-<br />

Knopf wieder in seine<br />

Ausgangsposition zurück<br />

gedrückt wird. Besagter<br />

Knopf ist allerdings etwas<br />

versteckt hinter Leitungen<br />

und mit Handschuhen nicht<br />

ganz leicht zu ertasten, am<br />

besten schaut man kurz<br />

hin – kein Problem, da sich<br />

dies alles ja noch im Stand<br />

abspielt.<br />

Überraschend gut trennt<br />

die kalte Kupplung, so dass<br />

sich der bekannte Schlag<br />

beim Einlegen des ersten<br />

Gangs in Grenzen hält und<br />

der Motor nicht abstirbt –<br />

ein auffälliger Unterschied<br />

gegenüber so manchem<br />

anderen Beispiel. Und<br />

schon unmittelbar nach<br />

dem Anfahren läuft der Motor<br />

rund. Wenn ich jetzt zurück<br />

schaue, sehe ich nur<br />

für einen Augenblick einen<br />

kaum sichtbaren feinen<br />

Schleier, nicht jedoch die<br />

bei Mischungsschmierung<br />

gewohnte Zweitakt-Wolke.<br />

Richtung Gelände geht<br />

es erst mal einen Kilometer<br />

durch den Ort.<br />

Mit verhaltenem Tempo,<br />

Technische Daten <strong>Beta</strong> Xtrainer 300<br />

Motor<br />

Bauart<br />

Bohrung/Hub<br />

Hubraum<br />

Eingetragene Leistung<br />

Maximales Drehmoment<br />

Kolbengeschwindigkeit bei<br />

Nenndrehzahl<br />

Kraftstoffversorgung<br />

Flüssigkeitsgekühlter Einzylinder-Zweitaktmotor, Ein- und<br />

Auslasssteuerung, Getrenntschmierung, Elektrostarter<br />

72 mm / 72 mm<br />

293 cm³<br />

6,1 kW (8,3 PS) bei 4500/min<br />

Nicht angegeben<br />

10,8 m/s<br />

Keihin Schiebervergaser Ø 36mm<br />

Kraftstoffversorgung<br />

Zündung<br />

Kontaktlos<br />

Lichtmaschine Wechselstromgenerator 12V / 70/30W<br />

Batterie<br />

12V/4Ah<br />

Kraftübertragung<br />

Primärtrieb Gerade verzahnte Räder 2,5<br />

Kupplung<br />

Mehrscheiben-Kupplung im Ölbad, hydraulisch betätigt<br />

Getriebe<br />

Sechsgang<br />

Sekundärtrieb<br />

Offen laufende Kette 3,9 (Z51/13)<br />

Fahrwerk<br />

Rahmen<br />

Geschlossener Stahlrohrrahmen mit angeschraubtem<br />

Kunststoffheck<br />

Radaufhängung vorn<br />

Radaufhängung hinten<br />

Federweg vorn/hinten<br />

Radstand<br />

Nachlaufwinkel<br />

Nachlauf<br />

Wendekreis<br />

Räder<br />

Bremse vorn/hinten<br />

r16v-Upsidedown-Gabel, Tauchrohr- Ø 43 mm,<br />

Vorspannung und Zugdämpfung einstellbar<br />

Leichtmetall-Schwinge mit r16v-Federbein und Hebel-Umlenkung;<br />

Vorspannung, Druck- und Zugdämpfung einstellbar<br />

270mm / 270mm<br />

1467mm<br />

Nicht angegeben<br />

Nicht angegeben<br />

4,3 m<br />

Drahtspeichenräder mit Leichtmetallfelgen<br />

Nissin-Einfachscheibenbremse<br />

Reifen vorn/hinten 80/100-21 / 140/80-18<br />

Füllmengen<br />

Getriebe 0,85l<br />

Öltank 0,65l<br />

Kraftstofftank<br />

8,5l, davon 1,5l Reserve<br />

Gewicht<br />

Fahrfertig aufgetankt* 109kg<br />

Zulässiges Gesamtgewicht 286kg<br />

Zuladung<br />

177kg<br />

Wartung<br />

Nach 3 Betriebsstunden, dann alle 30 Stunden<br />

Garantie<br />

1 Monat<br />

Hersteller / Importeur <strong>Beta</strong>motor, IT-50067 Florenz<br />

www.betamotor.com, betad@t-online.de<br />

Preis<br />

* gewogen<br />

6590 Euro plus Nebenkosten<br />

ENDURO 21


Tadelloses Handling<br />

auch auf<br />

kleinstem Raum<br />

Geschlossener Hauptrahmen mit sehr<br />

breitem Oberzug, Kunststoffheck<br />

angeschraubt<br />

natürlich. Am Ortsende gebe ich<br />

mit dem Zweitakter normalerweise<br />

Gas, um den Motor frei<br />

zu „blasen“, stets verbunden<br />

mit der typischen blauen Wolke<br />

hinterm Schalldämpfer. Nichts<br />

dergleichen hier, die Luft bleibt<br />

völlig farblos und der Motor<br />

läuft gleich rund – der Getrenntschmierung<br />

sei’s gedankt.<br />

Beim Beschleunigen und<br />

beim Gaswegnehmen läuft dieses<br />

Aggregat rund und überraschend<br />

leise. Dazwischen,<br />

im Teillastbereich, also bei<br />

anhaltend gleicher Geschwindigkeit<br />

ertönt das blecherne<br />

Zweitakt-Geknatter. Nichts<br />

Ungewöhnliches bei einem<br />

heutigen Sport- oder auch nur<br />

sportlichen Triebwerk, aber<br />

auf die Dauer nervend. Der<br />

Zweitakt-Liebhaber nimmt es<br />

in Kauf.<br />

Das Gelände ist da: Ein nur<br />

wenige hundert Meter langer<br />

Waldweg, trotz der anhaltend<br />

trockenen Witterung feucht,<br />

rutschig und mit ausgefahrenen<br />

Längsspuren wie auch quer liegenden<br />

Wurzeln garniert, stellt<br />

die letzte kleine Etappe zu unserem<br />

Einsatzort dar, wo wir uns<br />

seit vielen Jahren ungestört bewegen<br />

dürfen.<br />

Ohne nennenswerte Konzentration<br />

zu beanspruchen, läuft<br />

die <strong>Beta</strong> in den Längsrinnen<br />

verlässlich geradeaus und<br />

die Gabel, obwohl noch neu,<br />

spricht auf die Wurzeln tadellos<br />

an, ohne zu bocken. Die Hinterradfederung<br />

arbeitet indessen<br />

noch ein wenig träge – mit<br />

fortschreitender Betriebsdauer<br />

wird sich das erfahrungsgemäß<br />

bessern. Und schon hier wird<br />

klar, dass der Motor die Gutmütigkeit<br />

selbst ist: Im Grunde<br />

ab Standgas steht verwertbare<br />

Leistung zur Verfügung, weich,<br />

aber kräftig und rund zieht der<br />

Zweitakter durch.<br />

Bestens:<br />

Fahrstabilität<br />

und Handling<br />

Die letzten 50 Meter, bevor es<br />

hinaus ins freie Gelände geht,<br />

zwischen den eng stehenden<br />

Bäumen hindurch. Herrlich,<br />

wie leicht es sich – manchmal<br />

mit vollem Lenkeinschlag – an<br />

den dünnen Baumstämmen<br />

vorbei zirkeln lässt. Nachdem<br />

sie auf dem unruhigen Untergrund<br />

soeben noch mit Fahrstabilität<br />

überzeugte, gefällt die<br />

<strong>Beta</strong> jetzt durch überragendes<br />

Handling.<br />

Zweitaktmotor mit entschärfter Charakteristik,<br />

ideal für den Hobbyfahrer<br />

Nissin-Hinterradbremse, Wirkung dem<br />

Einsatzzweck genau angemessen<br />

Öltank für die Getrenntschmierung<br />

unter der Sitzbank<br />

Eine kleine Runde ohne große<br />

Höhenunterschiede: Der mit in<br />

dieser Jahreszeit nicht mehr<br />

frischem Gras und welkem Gestrüpp<br />

bedeckte Boden, von<br />

einigen Wellen durchsetzt, lädt<br />

unter Berücksichtigung der bislang<br />

nur kurzen Betriebsdauer<br />

des neuen Motors zu etwas flotterer<br />

Gangart ein. Nicht nur mit<br />

Hilfe der natürlichen Unterstützung<br />

in Form besagter Wellen<br />

lässt sich das Vorderrad dank<br />

kräftiger Leistungsabgabe, aber<br />

mit angenehmer Charakteristik<br />

kinderleicht anheben – mal nur<br />

wenige Zentimeter, mal steil in<br />

die Luft. Und das gerade noch<br />

sichtbare Fragment eines Wegs,<br />

22 ENDURO


dessen zwei rutschige Spuren<br />

von früherer Benützung mit<br />

Wagen zeugen, lässt auf einem<br />

rechtwinkligen Knick eine erste<br />

Beurteilung des Driftverhaltens<br />

zu: Ein zunächst dezenter Versuch<br />

zwar nur, aber genug, um<br />

das sicher haftende Vorderrad<br />

registrieren zu können.<br />

Noch ein beachtenswerter<br />

Aspekt: Während unserer Fotoaktionen<br />

ist festzustellen,<br />

dass das Auspuffgeräusch<br />

überhaupt nicht laut ist. In nur<br />

50 Metern Entfernung wird das<br />

unauffällige Geräusch-Level keineswegs<br />

als störend empfunden,<br />

ein Sportviertakter knallt<br />

da deutlich lauter aufs Ohr. Es<br />

ist also nicht die reine Höhe<br />

des Geräuschniveaus, die den<br />

Zweitakter outet, sondern seine<br />

Tonfrequenz, die bekanntlich als<br />

weniger angenehm, als weniger<br />

klangvoll empfunden wird.<br />

Niedriges Gewicht, Handling<br />

und Motorcharakteristik animieren<br />

zu ein paar Proberunden<br />

auf dem kleinen Trial-Gelände,<br />

das sich anschließt. Erst mal<br />

steil abwärts auf weichem Untergrund<br />

mit welkem Laub, wo<br />

gefühlvolles Bremsen gefragt<br />

ist. Die Nissin-Stopper zeigen<br />

sich von ihrer besten Seite: Vorn<br />

hoch effizient, ohne bissig zu<br />

wirken, hinten für den sensiblen<br />

Umgang im Gelände genau richtig<br />

– beide harmonisch passend,<br />

ohne einen Wunsch nach anderem<br />

aufkommen zu lassen.<br />

Ein fast ebenes Stück folgt,<br />

keine hundert Meter lang, wo<br />

mal Gas gegeben werden darf:<br />

Zweiter Gang, dritter und kurz<br />

noch der vierte – weich, leicht<br />

und schnell geht die Schaltung,<br />

da erübrigt sich jede Kritik. Ein<br />

paar Bäume stehen der Idealspur<br />

im Weg, so dass die steile<br />

Ausfahrt aus dem Kessel fast<br />

ohne Schwung angegangen<br />

wird. Die einwandfrei dosierbare<br />

Kupplung – wenn auch<br />

über die hydraulische Brembo-Armatur<br />

ein wenig mehr<br />

handkraftbedürftig als erwartet<br />

– und der richtig schön zu<br />

regulierende Leistungseinsatz<br />

lassen die wegen des wiederum<br />

mit altem Laub bedeckten<br />

Untergrunds heikle Passage<br />

dank tadelloser Traktion, vorbei<br />

an ein paar Felsbrocken,<br />

problemlos gelingen. Oben<br />

angekommen geht es noch<br />

wenige Meter knapp an einem<br />

kleinen senkrechten Abbruch<br />

vorbei, mit zuverlässigem<br />

Geradeauslauf zielsicher und<br />

stressfrei.<br />

Nach mehreren Betriebsstunden<br />

im Gelände ist auch<br />

die unmittelbare Einfahrphase<br />

längst abgeschlossen, so dass<br />

Praktische Heck-Haltegriffe, im linken<br />

Sitzbank-Entriegelung integriert<br />

auf den jetzt anstehenden paar<br />

Asphaltkilometern ganz frei gefahren<br />

werden darf, bis wieder<br />

loser Boden unter die Räder<br />

kommt. Mit gleichmäßiger<br />

Leistungsabgbe von Standgas<br />

bis zur Höchstdrehzahl ohne<br />

auffälligen Leistungshochpunkt<br />

gibt sich der Zweitakter<br />

als typischer Drosselmotor,<br />

zumal er im obersten Bereich<br />

recht zäh wirkt – was bei dem<br />

Gesamtcharakter dieser Enduro<br />

keinerlei Einschränkung<br />

bedeutet und die völlig unproblematische<br />

Gutmütigkeit des<br />

Triebwerks eher unterstreicht.<br />

Dabei verhält es sich auch<br />

mechanisch recht kultiviert,<br />

lediglich bei etwa 70 km/h im<br />

sechsten Gang treten unerhebliche<br />

Vibrationen auf, die im<br />

Sitzfleisch spürbar sind. Von<br />

etwa 25 bis über 30 PS wird<br />

gesprochen, was gefühlsmäßig<br />

auch zur Realität passt.<br />

Fahrspaß auch bei<br />

flotter Gangart dank<br />

einwandfreier<br />

Fahrstabilität<br />

ENDURO 23


TEST<br />

Mit gefühlvoll<br />

dosierbaren Bremsen auf<br />

losem Boden sicher steil<br />

abwärts<br />

Keihin-Schiebervergaser, Choke-Knopf<br />

nicht ganz ideal zugänglich<br />

r16v-Federbein mit Hebel-Umlenkung,<br />

Druck- und Zugdämpfung einstellbar<br />

Eine als offiziell deklarierte<br />

Schotter-Verbindung zwischen<br />

zwei kleinen Ortschaften, die<br />

mehrere Kilometer mit teils weiten<br />

Kurven, teils engeren Kehren<br />

durch den Wald sanft bergauf<br />

führt, öffnet den Horizont für<br />

etwas forcierteres Tempo. Zuvor<br />

schon wurden Gabel- und<br />

Federbein-Dämpfung im Stand<br />

gecheckt, um während der<br />

Fahrt mit der Einstellung zumindest<br />

nicht weit daneben zu<br />

liegen. Die Möglichkeiten der<br />

Zugdämpfung reichen beim<br />

Federbein von ganz weich bis<br />

völlig fest.<br />

Tatsächlich unterstreicht die<br />

Gabel ihre bereits eingangs erwähnten<br />

Qualitäten durch sensibles<br />

Ansprechen und tadellose<br />

Zugdämpfung, gleichbedeutend<br />

mit sattem Bodenkontakt.<br />

Und an der Hinterradfederung<br />

macht sich die absolvierte Betriebsdauer<br />

positiv bemerkbar<br />

in Form eines verbesserten<br />

Ansprechverhaltens. Insgesamt<br />

kommt das Federbein allerdings<br />

noch nicht an die perfekte Funktion<br />

der Gabel heran, zumal es<br />

sich auf den waschbrettartigen<br />

Querwellen in und nach den<br />

Kurven – sitzend gefahren –<br />

auch federungsmäßig nicht so<br />

komfortabel anfühlt.<br />

Apropos Sitzen: Nach einigen<br />

Stunden Zweisamkeit mit einem<br />

Mix aus stehender und sitzender<br />

Fahrweise lässt die annähernd<br />

waagerecht positionierte und<br />

weit nach vorn reichende Sitzbank<br />

bereits einen Rückschluss<br />

auf ihre Qualität zu. Die schmale<br />

Form sorgt für Beweglichkeit<br />

und die zwar straffe, aber nicht<br />

zu harte Polsterung gibt keinen<br />

Anlass zu Klagen – gut getroffen.<br />

Ein feines Erlebnis sind stets<br />

die unterschiedlichsten Drifts<br />

auf dem losen Boden aus den<br />

Kurven heraus. Ob nur in dezentem<br />

Ansatz oder übermü-<br />

24 ENDURO


Luftfilter ohne Werkzeug bestens<br />

zugänglich, Deckel genau passend<br />

Fotos: Bauer<br />

rigen Gängen, erfahrungsgemäß<br />

nicht zu viel für einen Zweitaktmotor<br />

dieses Hubraums. Und<br />

Öl: Nach der erwähnten Distanz<br />

fehlten im Öltank gerade mal<br />

zehn oder zwölf Millimeter vom<br />

oberen Rand – also verschwindend<br />

wenig. Kein Wunder, dass<br />

man nach blauen Wolken vergeblich<br />

Ausschau hält.<br />

Nach einem durchweg angenehmen<br />

Fahrerlebnis bleibt<br />

schlussendlich die Frage, in welche<br />

Kategorie diese Enduro einzuordnen<br />

ist. Zumindest in keine<br />

gängige, denn mit dem Xtrainer –<br />

der oder die? – kreiert <strong>Beta</strong> eine<br />

eigenständige Richtung.<br />

Das ist nicht Freeride und<br />

auch nicht reine Sportenduro,<br />

wenngleich letztere den Kern<br />

am ehesten trifft: Dies ist durchaus<br />

eine Sportenduro mit deren<br />

grundsätzlichen Eigenschaften,<br />

mal abgesehen von den mit jeweils<br />

270 Millimetern nur wenig<br />

gestutzten Federwegen und<br />

dem entschärften Motor.<br />

<strong>Beta</strong> Xtrainer<br />

+ Ausgezeichnete Fahrstabilität<br />

+ Hervorragendes Handling<br />

+ Dank Getrenntschmierung unproblematische<br />

Kraftstoff-Versorgung<br />

+ Minimaler Ölverbrauch<br />

+ Günstiger Anschaffungspreis<br />

- Auf Dauer nervendes Zweitakt-Geknatter<br />

im Teillastbereich<br />

Aber eben mit dem Gewichtsund<br />

damit Handling-Vorteil des<br />

leichten Zweitakters sowie dessen<br />

einfacherer Wartung, ohne<br />

seinen sonst gewohnten Nachteil<br />

der Mischungsschmierung<br />

in Kauf nehmen zu müssen. Ob<br />

nun als hoch sportliche Enduro<br />

für den Hobbyfahrer oder als<br />

Trainingsmaschine für den Könner,<br />

wobei auch der günstige<br />

Anschaffungspreis von knapp<br />

6600 Euro zu beachten ist – mit<br />

dem gutmütigen Charakter ist<br />

das ein echtes Spaßgerät.<br />

Norbert Bauer<br />

Kunststofftank mit rahmenbedingtem<br />

Quer-Einschnitt, Schlauchverbindung<br />

mit Schnellverschluss<br />

tig mit stark in Gegenrichtung<br />

eingeschlagenem Lenker: Das<br />

Vorderrad hält, vermittelt ein<br />

sicheres Gefühl und bringt den<br />

wünschenswerten Fahrspaß.<br />

Zweitakt und Verbrauch?<br />

Allemal einen Blick wert. Aber<br />

vorab: Er bewegt sich in einem<br />

relativ unauffälligen Rahmen.<br />

Nach genau 200 Kilometern auf<br />

dem geschilderten Streckenmix<br />

ließen sich 5,5 Liter als Kraftstoff-Konsum<br />

auf 100 Kilometer<br />

ermitteln – bei überwiegendem<br />

Offroad-Anteil, häufig in nied-<br />

Power genug auch für<br />

rasantere Spiele<br />

DAS TEST-<br />

MOTORRAD...<br />

... wurde bereit gestellt<br />

vom Autohaus Schroth<br />

in 63225 Langen,<br />

www.schroth-motorrad.de.<br />

AUSSTATTUNG<br />

Das Testmotorrad war mit einigen Teilen von der italienischen<br />

Zubehörmarke Goano ausgerüstet. Unter<br />

anderem waren das:<br />

Carbon-Protektor Endschalldämpfer 94 €<br />

Carbon-Protektor Auspuffkrümmer 117 €<br />

Carbon-Rahmenschützer 119 €<br />

Unterbodenschutz Kunststoff, 6 mm dick (Serie 4 mm) 109 €<br />

Mehr zum umfangreichen Guano-Programm erfährt man<br />

vom Importeur, www.schroth-motorrad.de.<br />

ENDURO 25

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