besserung!
gute_besserung_1_2016
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8 Titelthema Krebs<br />
Titelthema Krebs 9<br />
„Ich war immer<br />
zuversichtlich!“<br />
17 Jahre lang moderierte sie die NDR Talk Show – eine Institution des<br />
deutschen Fernsehens. Ihr fröhliches Gemüt und ihre herzliche Art<br />
hat sie sich stets bewahrt. Trotz sehr schwerer Zeiten. Alida Gundlach –<br />
eine starke Frau, die sich für Mensch und Tier einsetzt.<br />
DAS INTERVIEW füHRTE marthe westphal<br />
Seit über<br />
40 Jahren ist<br />
Alida Gundlach<br />
im Tierschutz<br />
aktiv.<br />
Unser Interview findet heute telefonisch<br />
statt, denn Sie sind auf dem<br />
Hof Ihres Tierschutzvereins tierwork<br />
e. V. in Niedersachsen, für den Sie<br />
rund um die Uhr im Einsatz sind.<br />
Kürzlich war darüber sogar eine<br />
Fernsehsendung zu sehen …<br />
„… ja, „Viel Herz und vier Pfoten“ im<br />
NDR. Dieser Film hatte einen wahnsinnigen<br />
Erfolg, auch wenn der traurige Hintergrund<br />
darin gar nicht so deutlich wurde.<br />
Aus ganz Europa haben wir nach der Ausstrahlung<br />
Hilferufe erhalten, obwohl unser<br />
Verein schon überlastet ist und wir selbst<br />
Spenden brauchen.<br />
Wie kamen Sie dazu, sich für den<br />
Tierschutz zu engagieren?<br />
Ich habe mich schon immer für Schwächere<br />
eingesetzt, vor allem für Kinder und<br />
Senioren, aber seit jeher auch im Tierschutz.<br />
Im Laufe der Jahre sind für Menschen<br />
sichtbare Ver<strong>besserung</strong>en passiert<br />
– eine Entwicklung, die beim Tierschutz<br />
genau entgegengesetzt verlief. 2011 hatte<br />
ich dann einen Schlüsselmoment: Im<br />
Vorfeld der Fußball-Europameisterschaft<br />
wurden Tiere in der Ukraine auf grauenvolle<br />
Art und Weise getötet, um die<br />
Straßen „zu säubern“. Das war für mich<br />
traumatisch und der Auslöser zur Gründung<br />
des Vereins. Es ist ja nicht nur die<br />
Ukraine: In zehn europäischen Ländern<br />
werden tagtäglich Tiere bei lebendigem<br />
Leib mit Benzin übergossen und angezündet,<br />
erschlagen, mit Frostschutzmittel<br />
vergiftet – alles nur zwei Flugstunden von<br />
uns entfernt. Mir tut es weh, Lebewesen<br />
so leiden zu sehen. Wir versuchen so viele<br />
wie möglich von ihnen zu retten, verletzte<br />
und alte Hunde ärztlich zu versorgen und<br />
ihnen ein gutes Zuhause zu geben. Bei<br />
aller Trauer und Wut ist es am Ende sehr<br />
befriedigend, Tiere vor dem qualvollen Tod<br />
zu beschützen und ein wenig von dem gut<br />
zu machen, was man ihnen angetan hat.<br />
Sie helfen anderen, mussten aber<br />
auch selbst harte Zeiten durchleben.<br />
Nach dem Tod Ihrer Tochter erkrankten<br />
Sie an Krebs. Woher<br />
nahmen Sie die Kraft niemals aufzugeben?<br />
Der Krebs durchzog insgesamt elf Jahre<br />
meines Lebens, denn er war einmal zurückgekehrt.<br />
Dabei dachte ich, wenn die<br />
ersten fünf Jahre überstanden sind, passiert<br />
nichts mehr. Doch ich hab’s geschafft<br />
und hatte während der ganzen Zeit nie das<br />
Gefühl, mich verabschieden zu müssen,<br />
obwohl meine Anfangsdiagnose schlecht<br />
aussah. Ich blieb immer zuversichtlich und<br />
dachte: „Ne, ne, du bist noch nicht dran!“<br />
Das ist Alida Gundlach<br />
Weil ich so viel Zeit auf onkologischen<br />
Stationen verbringen musste, lernte ich<br />
Mitpatienten kennen, die sich völlig aufgegeben<br />
hatten. Dabei waren deren Heilungschancen<br />
viel besser als meine. Sie<br />
sprachen über nichts anderes als über<br />
Krebs, und das fand ich unerträglich. Das<br />
ständige Beschäftigen damit räumt der<br />
Krankheit zu viel Platz ein! Es müsste<br />
noch mehr psychologische Hilfe geben,<br />
um Krebserkrankten eine andere Sichtweise,<br />
eine andere Stärke zu geben. Das<br />
ist ein Feind in deinem Körper. Wenn du<br />
ihm die Möglichkeit gibst, dich zu beherrschen,<br />
dann wird er es auch tun! Ich habe<br />
meinen Ärzten vertraut. An meinem Bett<br />
saßen Schulmediziner, die meine Hand<br />
hielten, und die darauf eingegangen sind,<br />
wie ich fühle. Das fand ich bei Schulmedizinern<br />
toll.<br />
Schön, dass Sie das so erlebt haben.<br />
Was raten Sie Menschen, die diese<br />
Zuversicht nicht haben?<br />
Im Grunde muss man seine Position<br />
schätzen. Schließlich gab es immer Men-<br />
Als Talkmasterin im NDR-Fernsehen, Moderatorin und Autorin wurde Alida Gundlach<br />
bekannt. Seit Jahrzehnten setzt sich die 72-Jährige zudem für den Tierschutz ein.<br />
Sie ist Schirmherrin und Vorsitzende des Vereins tierwork, der seit seiner Gründung<br />
im Jahre 2012 Tiere in Not unterstützt. Auf ihrem niedersächsischen Hof, einer<br />
Mischung aus Auffanglager, Gnadenhof und Tierpension, nimmt sie unter anderem<br />
Tiere auf, die sonst in den vielen Tötungsstationen Europas elendig ums Leben<br />
kommen würden. Zudem ist sie Botschafterin der Deutschen Krebsgesellschaft sowie<br />
offizielle Patin des Kinderhospizes Bethel.<br />
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